MEXIKO UND DEUTSCHLAND

KATALOG
MEXIKO UND DEUTSCHLAND
IM WERK VON ERNST SAEMISCH
MEXIKANISCHE BOTSCHAFT IN
DEUTSCHLAND, BERLIN
06 . 07
30 . 08
2012
DEUTSCH
79 PASTELLE UND TUSCHEN
(1920 - 1984)
www.saemisch.com
RETROSPEKTIVE
Ich fühle den Impuls, eine innere
Ordnung der Dinge zu erreichen, eine
Ordnung vorherig jeder Aesthetik,
eine Ordnung die mit der Genealogie
des Menschen verbunden ist.
www.saemisch.com
KATALOG
MEXIKO UND DEUTSCHLAND
IM WERK VON ERNST SAEMISCH
1
2
3
WERK
ESSAYS
ANNÄHERUNG
AUSSTELLUNG
ÜBER
LEBEN & WERK
Z E I T TA F E L
P O R T R A I T & G E DA N K E N
www.saemisch.com
KATALOG
MEXIKO UND DEUTSCHLAND
IM WERK VON ERNST SAEMISCH
1
WERK
AUSSTELLUNG
RETROSPEKTIVE (1920 - 1984)
SELBSTPORTÄIT / 1
ZEITUNGSVERKÄUFER / 2
TERROR / 3
EINSAMKEIT / 4
TOD / 5
TOD / 6
TOD / 7
MONDLICHT / 8
FREIBURG / 9
FREIBURG / 10
FREIBURG / 11
SEEMÄNNER / 12
SEEMÄNNER / 13
PORTUGIESISCHE FRAU / 14
PORTUGIESISCHE FRAU / 15
PORTUGIESISCHE FRAU / 16
PORTUGIESISCHE FRAU / 17
NAZI / 18
NAZI / 19
NAZI / 20
NAZI / 21
NAZI / 22
NAZI / 23
NAZI / 24
NAZI / 25
NAZI / 26
NAZI / 27
ANGST / 28
ANGST / 29
ANGST / 30
ANGST / 31
ANGST / 32
ELEKTRISCHER STUHL I / 33
ELEKTRISCHER STUHL II / 34
ELEKTRISCHER STUHL III/ 35
TODESVOGEL / 36
LEUCHTENDER BAUM / 37
LEUCHTENDER BAUM / 38
FAHNEN / 39
FAHNEN / 40
FAHNEN / 41
GROßSTADT / 42
VOGELSCHATTEN AUF DEM SCHNEE / 43
VOGELSCHATTEN AUF DEM SCHNEE / 44
VOGELSCHATTEN AUF DEM SCHNEE / 45
VOGELSCHATTEN AUF DEM SCHNEE / 46
MUSIK AUS DER NATUR / 47
MUSIK AUS DER NATUR / 48
MUSIK AUS DER NATUR / 49
MUSIK AUS DER NATUR / 50
ALPEN / 51
STEINSTRUKTUREN / 52
ALPEN / 53
STEINSTRUKTUREN / 54
GEHEIMNISSE / 55
MEIN DORF / 56
MEIN DORF / 57
MEIN DORF / 58
FENSTER / 59
FISCHFANG / 60
FISCHFANG / 61
WUNDERVOLLER FANG / 62
WUNDERVOLLER FANG / 63
WUNDERVOLLER FANG / 64
GITTER / 65
GITTER / 66
GITTER / 67
GITTER / 68
GITTER / 69
ROTER MORGEN / 70
DER WEISSE EINDRINGLING / 71
OHNE TITEL / 72
DIE SCHLANGE UND DIE SCHWARZEN TRÁUME DES MENSCHEN / 73
DER MENSCH UND DIE SCHLANGE / 74
DER MENSCH UND DIE SCHLANGE / 75
DER MENSCH UND DIE SCHLANGE / 76
DER MENSCH UND DIE SCHLANGE / 77
KOSMOS / 78
UNIVERSUM / 79
INFO
WERK
DATEN
1. SELBSTPORTRAIT
Pastel auf Papier 16 x 11 cm.
Deutschland
ca. 1920
2. ZEITUNGSVERKÄUFER
Tusche auf Papier 37.5 x 23.5 cm.
Deutschland
1927
3. TERROR
Aquarell auf Papier 24 x 34.5 cm.
Deutschland
ca. 1920
4. EINSAMKEIT
Aquarell auf Papier 30.5 x 21.5 cm.
Deutschland
März 20.
5. TOD
Aquarell auf Papier 39 x 25.5 cm.
Deutschland
ca. 1920
6. TOD
Öl auf Karton 34 x 42.5 cm.
Deutschland
ca. 1920
7. TOD
Öl auf Karton 40 x 46 cm.
Deutschland
1920
8. MONDLICHT
Pastel u. Tusche auf Papier
41 x 56 cm. Deutschland
08/12/56
9. FREIBURG
Pastel auf Papier 20 x 28.5 cm.
Deutschland
1957
10. FREIBURG
Pastel auf Papier 19 x 28 cm.
Deutschland
ca. 1956
11. FREIBURG
Pastel auf Papier 19 x 28 cm.
Deutschland
ca. 1956
12. SEEMÄNNER
Bleistift auf Papier 46 x 28 cm.
Deutschland
ca. 1924
13. SEEMÄNNER
Pastel auf Papier 50 x 33 cm.
Deutschland
1924
14. PORTUGIESISCHE FRAU
Pastel auf Papier 50 x 37.5 cm.
Portugal
ca. 1951
15. PORTUGIESISCHE FRAU
Tusche auf Papier 52 x 30 cm.
Portugal
14/04/51
16. PORTUGIESISCHE FRAU
Tusche auf Papier 26.5 x 21 cm.
Portugal
11/04/51
INFO
WERK
DATEN
17. PORTUGIESISCHE FRAU 21. NAZI
Tusche auf Papier 26 x 21 cm.
Portugal
30/04/51
18. NAZI
Pastel auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
c. 1949
19. NAZI
Tusche auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
ca. 1949
20. NAZI
Bleistift auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
ca. 1949
Kohle auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
1950
22. NAZI
Kohle auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
1951
23. NAZI
Tusche auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
1949
24. NAZI
Tusche auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
1949
25. NAZI
Tusche auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
09/05/50
26. NAZI
Pastel auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
1951
27. NAZI
Pastel auf Papier 29.5 x 21 cm.
Deutschland
1949
28. ANGST
Pastel auf Papier 50.5 x 30 cm.
Deutschland
01/07/48
29. ANGST
Pastel auf Papier 62 x 45.5 cm.
Deutschland
12/08/48
30. ANGST
Öl auf Karton 35 x 26 cm.
Deutschland
ca. 1947-1948
31. ANGST
Öl auf Leinen 60 x 46 cm.
Deutschland
1946
32. ANGST
Öl auf Karton 35 x 25.5 cm.
Deutschland
ca. 1947
INFO
WERK
DATEN
33. ELEKTRISCHER STUHL I
Pastel auf Papier 62.5 x 43.5 cm.
Deutschland
27/10/54
37. LEUCHTENDER BAUM 41. FAHNEN
Pastel auf Papier 55.5 x 40.5 cm.
Deutschland
August 1955
Pastel auf Papier 41 x 52.5 cm.
Deutschland
Februar 1956
34. ELEKTRISCHER STUHL II 38. LEUCHTENDER BAUM 42. GROßSTADT
Pastel auf Papier 61 x 43 cm.
Deutschland
Mai 1955
Pastel auf Papier 58.5 x 41 cm.
Deutschland
18/07/55
35. ELEKTRISCHER STUHL III 39. FAHNEN
Pastel auf Papier 58 x 40 cm.
Deutschland
Mai 1955
36. TODESVOGEL
Pastel auf Papier 57 x 41 cm.
Deutschland
Februar 1956
Pastel auf Papier 64 x 43 cm.
Deutschland
06/05/55
40. FAHNEN
Pastel auf Papier 43 x 31 cm.
Deutschland
14/05/55
Pastel auf Papier 43 x 59 cm.
Deutschland
09/08/56
43. VOGELSCHATTEN AUF
DEM SCHNEE
Pastel auf Papier 41.5 x 56.5 cm.
Deutschland
c.1956
44. VOGELSCHATTEN AUF
DEM SCHNEE
Pastel auf Papier 41.3 x 55 cm.
Deutschland
25/05/56
45. VOGELSCHATTEN AUF
DEM SCHNEE
Pastel auf Papier 41 x 53 cm.
Deutschland
10/05/56
46. VOGELSCHATTEN AUF DEM
SCHNEE
Pastel auf Papier 41 x 36 cm.
Deutschland
31/05/56
47. MUSIK AUS DER
NATUR
Tusche auf Papier 47.5 x 61.5 cm.
Deutschland
ca. 1957
48. MUSIK AUS DER
NATUR
Tusche auf Reispapier 49 x 62.5 cm.
Deutschland
Oktober 1957
INFO
WERK
DATEN
49. MUSIK AUS DER NATUR 53. ALPEN
Tusche auf Papier 43 x 59.5 cm.
Deutschland
ca. 1957
Tusche auf Reispapier
50 x 62.5 cm. Deutschland
ca. 1956
50. MUSIK AUS DER NATUR 54. STEINSTRUKTUREN
Tusche auf Reispapier 46 x 60 cm.
Deutschland
02/57
51. ALPEN
Tusche auf Reispapier 49 x 62 cm.
Deutschland
ca. 1956
52. STEINSTRUKTUREN
Pastel auf Papier 41 x 52.5 cm.
Deutschland
02/08/56
Tusche auf Papier 61.5 x57.5 cm.
Deutschland
ca. 1956
55. GEHEIMNISSE
Pastel auf Papier 43 x 60.5 cm.
Deutschland
jun-55
56. MEIN DORF
Tusche auf Papier 62 x 42.5 cm.
Deutschland
ca. 1957
57. MEIN DORF
Tusche auf Papier 46.5x56 cm.
Deutschland
ca. 1956
58. MEIN DORF
Tusche auf Papier 47.5 x 61 cm.
Deutschland
ca. 1957
59. FENSTER
Pastel auf Papier 56 x 40 cm.
Deutschland
ca. 1956
60. FISCHFANG
Pastel auf Papier 50 x 58 cm.
Mexiko
10/08/75
61. FISCHFANG
Pastel auf Papier 50 x 65 cm.
Mexiko
11/07/75
62. WUNDERVOLLER FANG
Pastel auf Papier 49.5 x60 cm.
Valle de Bravo, Mex.
01/07/75
63. WUNDERVOLLER FANG
Pastel auf Papier 50 x 63.5 cm.
Valle de Bravo, Mex.
12/09/75
64. WUNDERVOLLER FANG
Pastel auf Papier 50 x 64.5 cm.
Valle de Bravo, Mex.
06/05/75
INFO
WERK
DATEN
65. GITTER
Pastel auf Papier 47 x 63 cm.
Valle de Bravo, Mex.
18/10/80
66. GITTER
Pastel auf Papier 38 x 47 cm.
Valle de Bravo
12/09/80
67. GITTER
Pastel auf Papier 43 x 57.5 cm.
Valle de Bravo
01/10/80
68. GITTER
Pastel auf Papier 34.5 x 45 cm.
Mexiko
05/01/81
69. GITTER
Pastel auf Papier 35.5 x 27.5 cm.
Mexiko
06/04/82
70. ROTER MORGEN
Pastel auf Papier 56 x 48 cm.
Mexiko
19/04/71
77. DER MENSCH UND DIE
DIE SCHLANGE UND DIE
SCHWARZEN TRÁUME DES MENSCHEN SCHLANGE
73.
Pastel auf Papier 41 x 31 cm.
Mexiko
24/1962
74. DER MENSCH UND DIE
SCHLANGE
Öl auf Leinwand 71 x 49.5 cm.
Mexiko
24/1962
75. DER MENSCH UND DIE
71. DER WEIßE EINDRINGLING SCHLANGE
Pastel auf Papier 48 x 62.5 cm.
Mexiko
25/01/71
72. OHNE TITEL
Pastel auf Papier 41 x 11 cm.
Mexiko
ca. 1971
Pastel auf Papier 42 x 32.5 cm.
Mexiko
21/11/69
76. DER MENSCH UND DIE
SCHLANGE
Pastel auf Papier 61 x 42 cm.
Mexiko
01/03/69
Pastel auf Papier 63.5 x 47 cm.
Mexiko
13/03/68
78. KOSMOS
Akrilik auf Papier 56 x 77.5 cm.
Mexiko
ca. 11/1984
79. UNIVERSUM
Akrilik auf Papier 61 x 77 cm.
Mexiko
ca. 11/1984
KATALOG
MEXIKO UND DEUTSCHLAND
IM WERK VON ERNST SAEMISCH
2
ESSAYS
EINFÜHRUNG
ÜBER DEN MALER
DIE RÜCKKEHR VON ERNST SAEMISCH
NACH DEUTSCHLAND
FERNANDO GÁLVEZ
Ernst Saemisch ist 1902 in Deutschland geboren, emigrierte in
Intensität und Komplexität der Kulturgeschichte des XX. Jahrhunderts, insbesondere Deutschlands.
Von jung an lebte er in einem hochgeistigen Milieu. Im Eltern-
-
-
-
sind.
-
-
heiratete.
-
-
-
durch.
ME XIKO UN D DEU TSC HLA ND
IM WERK VON E.S.
1
ESSAYS
FERNANDO GÁLVEZ
6
Rotationen zur Harmonie hin
2
DAVID HUERTA
Ernst Saemisch.
Humanistischer Maler
7
Die große Brücke
3
MARIANA FRENK-WESTHEIM
CARLOS BLAS GALINDO
Neue Entdeckungen in der Welt von Ernst
Saemisch
5
JORGE JUANES
Die Expansion der Grenze
CONRADO TOSTADO
Ernst Saemisch: Schöpfen und
glauben
8
In Erinnerung an Ernst Saemisch
4
TERESA DEL CONDE
SERGIO FERNÁNDEZ
Unserem Erkennen verborgen,
der Maler Ernst Saemisch
9
RENÉ AVILÉS
Ernst Saemisch, Maler
10 A M A N D O A L M A Z A Á N E T A L .
Saemisch: Seine Fabulierungen
ROTATIONEN ZUR HARMONIE HIN
FERNANDO GÁLVEZ
Du hast uns neue Sterne und neue nächtliche Pracht sehen lassen;
wahrhaftig hast Du über unseren Häuptern das Lachen selbst wie
ein vielfarbiges Zelt ausgebreitet.
-
-
-
Selbstporträt mit Zigarette (1895) mit der gleichen beunruhigen-
Der Schrei
Die Angst (1946, 1948 und
-
-
Serie Der Mensch und die Schlange
Seine Selbstporträts und die Serien Die Angst, Nazis, Hinrichtung
und Portugiesische Frau
-
-
-
In den Serien Baum (1954) und Alpen (1955-1957) dringt Sae-
Alpen
clair-obscur, das
-
-
-
-
-
Malers. In der Serie Der Mensch und die Schlange existiert eine
-
-
-
-
-
crescendo
-
-
Gitter
-
DIE GROßE BRÜCKE
DAVID HUERTA
-
Seltsamen Fang
-
-
-
-
-
-
Goldenen Zweiges
Notre Dame
Saint-
Denis
sich.
craftsmanship versteht. Der blaue
-
Eneis
heit.
Ernst Saemisch liest die Eneis
-
IN ERINNERUNG AN ERNST SAEMISCH
MARIANA FRENK-WESTHEIM
-
-
grand gout
-
-
tes Zeichen.
-
nicht segnest”.
schen Lebens ruht.
Neue Entdeckungen in der Welt von
Ernst Saemisch
CARLOS BLAS GALINDO
-
-
-
-
-
faire l‘ordre devant la nature) hat viel mit
-
der Natur versteht, nicht als ihr Eroberer oder, mindestens, nicht
-
-
deren Schematisierung nicht ratsam ist, sondern die verstanden
-
Ich fühle den Impuls, die innere Ordnung der Dinge zu
erreichen, eine Ordnung vorherig jeder Aesthetik, eine Ordnung
die mit der Genealogie des Menschen verbunden ist
weil bestimmte Anordnungen mich einzwängten
und ich nicht den Mut oder die Kraft hatte hin zur Ungewißheit
zu springen , von der Gnade des Wahnsinns berührt.“ „Es mußten
keine neuen Formen gesucht werden, sondern nur neue Rythmen,
-
DIE EXPANSION DER GRENZE
JORGE JUANES
Entscheidungen zu treffen ist Teil des Maler - Handwerks.
Was es schwierig macht ist daß man dabei die Existenz riskiert.
In der Malerei ist jeder Tag ein Sprung in den Abgrund.
Ernst Saemisch
Kunst ist nicht die Darstellung des Sichtbaren, sondern die Veranschaulichung des Verborgenen.
-
-
-
-
-
-
-
-
in situ
ist Vorbedingung der authentischen Kunst. Darum lebte er abseits
-
-
ERNST SAEMISCH
HUMANISTISCHER MALER
TERESA DEL CONDE
-
gleichem Ma
-
lich gemacht, da sein post mortem
Sich über sich selbst erheben
Antologischen Ausstellung
-
-
Die
-
Angst
Schwarzwald
-
-
-
-
-
ERNST SAEMISCH:
SCHÖPFEN UND GLAUBEN
CONRADO TOSTADO
Auszug
Linien.
-
-
-
-
bacaria
Ta-
-
-
-
men, die Dächer von Sommerhausen scheinen in eine Kreisbahn
-
-
-
-
ser und die Schlangenlinie des Karnevals. Indem Saemisch mit
-
-
-
-
Wundersamen
Fanges
-
er blendet.
-
-
-
UNSEREM ERKENNEN VERBORGEN
DER MALER ERNST SAEMISCH
SERGIO FERNÁNDEZ
Auszug
-
-
-
-
-
-
per se
-
Verbindung mit der Kunst der Mazahuas
La Peña ausgeht bis Tepoztlán
peu à peu
-
beinahe durchsichtigen Schalen abnimmt, eine nach der anderen.
-
det.
Ernst Saemisch, Maler
RENÉ AVILÉS FABILA
reiste er durch viele Länder bis er vor einigen Jahren in Mexico
-
-
-
Er liebt Literatur und betreibt sie selber.
-
SAEMISCH: SEINE FABULIERUNGEN
AMANDO ALMAZÁN,
DIOHEMA ANELLU,
ALFREDO BAUTISTA,
FLAVIA CASALI
-
-
-
-
-
ist es so, da
, dem
t, mit dem alltäglichen ästheti-
sine
qua non der Kreativität, herrscht das gesprochene, mehrstimmige
Entwurf einer
Theorie der Farben
-
dringen mu
in jedem Menschen
-
-
Jedoch dadurch, da
-
schlie
-
spielungen.
Er lä
-
und vergessen lä
man das
-
-
-
-
mer von sich selbst ausgehend. Der Vorschlag von Ernst ist ein
er der äu
-
-
-
in der Serie der Schlange hervor. Solche Dimensionen der Transten Epoche, der Verlust der romantischen Ideale der Einheit des
-
-
Vorschlag, da
uns, da
-
deutung haben, sondern da
KATALOG
MEXIKO UND DEUTSCHLAND
IM WERK VON ERNST SAEMISCH
3
ANNÄHERUNG
Z E I T TA F E L
P O R T R A I T & G E DA N K E N
ANNÄHERUNG
ZEITTAFEL
Carmen Arelano und Gertrudis Zenzes
1902
1920
1910
1940
1930
1960
1950
1980
1970
1990
ANNÄHERUNG
1902-1910
1902
-
1910
Hans Paul Berthold Ernst Saemisch wurde in Moers (Zentraldeutschland) geboren, als
einziger Sohn von Moritz Saemisch, Gelehrter der Naturwissenschaften, verwandt mit dem
Geschichtsforscher Leopold von
Ranke, und von Linda von Nasse,
eine Tochter des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland.
Es war eine Familie adeligen
Ursprungs, gekennzeichnet durch
ihre Einfachheit und einem
fest fundierten kulturellen und
wissenschaftlichen Hintergrund.
Während den ersten Lebensmonaten von Ernst, übersiedelte
die Familie nach Güntherstal im
Schwarzwald, bei Freiburg, nah
der französischen und schweizerischen Grenze.
Der junge Ernst besuchte die
Volksschule und nahm privaten
Malunterricht; doch zeigte er bald
seine Abneigung zu den Erziehungsmodellen seiner Lehrer, die
die schöpferische und interpretative Fähigkeiten hemmten.
ANNÄHERUNG
1910-1920
1914
1916-1918
1919
Der erste Weltkrieg.
Sein Vater konfrontiert ihn mit
der schrecklichen Realität in dem
Er in die improvizierten Feldlazarette führt um Medizinen zu
verteilen.
Während des Krieges, auf Vorschlag des Vaters, besucht Ernst
das Lyzeum in Suoz, in der
neutralen Schweiz. Während des
Aufenthaltes im Internat, besucht
er eine französische Ausstellung
moderner Kunst in Zürich, und
wird tief vom Fauvismus und vom
Kubismus beeindruckt.
Infolge der Wirtschaftskrise
in Deutschland, kehrt Ernst
zurück in das väterliche Haus in
Freiburg. Moritz Saemisch war
als Mitglied der Gründungsversammlung der Weimarer Republik tätig, und auch ein Abgeordneter für die Unterstützung des
Waffenstillstandes in Versailles.
Aus diesem Jahr stammt das
erste Ölbild des jungen Ernst
Saemisch, ein Portrait von seinem
1915
Seine Mutter stirbt am 25.
Dezember.
von Van Gogh
Später ernennt ihn die
Versammlung Finanzminister der Weimarer
Republik.
ANNÄHERUNG
1920-1930
1920
Ernst studiert an der staatlichen
Kunstakademie in Kassel. Dort
lernt er die chinesische Kunst
kennen, durch einen chinesischen
weitere Schaffen.
Nach einigen Monaten in der
anerkannten Kunstakademie von
Kassel, wird er aus der Akademie
ausgewiesen, wegen der Veröffentlichung von scharfen Kritiken, die er über die konservative
und konventionelle Akademieleitung macht.
Sein Weg führt nach Weimar, in
das neugegründete Bauhaus. Dort
arbeitet er in Gemeinschaft mit
Gropius, Itten, Muche, Kandinsky
und vor allem Klee und Feininger, was seine Kunst für immer
prägte.
Gegen Ende des Jahres, schifft
er sich als Halbmatrose in einem
der letzten Segelschiffe ein. In der
zweijährigen Seereise malt er in
den Häfen, wo das Schiff anlegt.
1923-1929
Zurück in Berlin macht er Entwürfe für Theater und Gestaltungen von Bühnenbilder bei der
UFA. Wegen der engen ökonoder Malerei als Schriftsteller und
Journalist für Zeitungen und
Zeitschriften wie die Königsberger Hartungsche Zeitung, Vossische Zeitung, Berliner Börsenzeitung, Deutscher Volk sich
betätigen.
Er schreibt Artikel über allgemeine Kultur, Wirtschaft und Politik.
Ernst Saemisch nimmt Teil an
kollektiven Ausstellungen, z.B. in
der Galerie Buchholz. Als Journalist unternimmt er mehrere
Reisen durch Europa, Sowjetunion und Nordafrika. Davon
stammen Skizzen, Zeichnungen
und Bilder.
ANNÄHERUNG
1930-1940
1930-1940
Ernst Saemisch arbeitet als Leiter
der Auslandsabteilung des W.T.B.
Wolfs Telegraphen Büro (später
D.P.A. Deutsche Presse Agentur.)
unter schwierigen Umständen
wegen seiner Oposition zum aufsteigenden Regime der Nazis.
ANNÄHERUNG
1940-1960
1942-1944
1945
Sein Abonnement einer zeitgenössischen französichen Kunstzeitschrift wird von den Nazis
untersagt. Dann kommt auf ihn
Malverbot. Er verteidigt seine jüdischen Mitarbeiter. Schliesslich
zwingt ihn der Druck des Naziregimes auf die Stellung als Leiter
der Auslandsabteilung im W.T.B.
zu verzichten und nach Finnland
Am 23.Oktober in Graffenhausen,
erhält er die Nachricht vom Tode
seines Vaters, der an einem Lungenanfall gestorben war.
Baden bieten ihn die Leitung
von zwei Studienreisen durch
Frankreich für deutsche Maler.
Ausstellungen in Freiburg und in
Zürich folgen.
1946-1955
1956-1958
Er übernimmt einen Lehrstuhl in
Geschichte in Freiburg . Die französischen Besatzungsbehörden
und die Regierung des Landes
Ernst Saemisch übersiedelt nach
Sommerhausen. Dort schafft
er einen wichtigen Teil seines
plastischen Werkes. Sein gereifter
Front, unter Marschall Mannerheim, ist er als Photogrammetrist
tätig.
Stil erreicht die malerische Integration von Rhythmen de Natur,
der cézannischen Lehre folgend:
(faire l´ordre devant la nature),
welche Saemisch in “Musik vor
der Natur schaffen” umwandelte.
Dieser Gedanke verstärkt sich in
der Auseinandersetzung mit der
Landschaft um Kals, in mehreren
Besteigungen der österreichischen Alpen. In Sommerhausen
arbeitet er zusammen mit der
hoch anerkannten Gruppe Theater im Torturm, unter der Leitung
von Luigi Malipiero.
ANNÄHERUNG
1960-1965
1959-1962
Übersiedlung nach München
zusammen mit seiner Frau, die
Schauspielerin Ruth Bauer. Er
setzt sich intensiv auseinander
mit der Gestaltung von Essays
und Kritiken für Zeitschriften
und Zeitungen wie Merkur, Neue
Deutsche Hefte, Zeitwende, Die
Furche, Süddeutsche Zeitung,
und auch für den Süddeutschen
Rundfunk. Dies geschah nach
dem Erfolg einer Buchkritik von
Weidlés, Die Sterblichkeit der
Musen.
1963
Er wird ein anerkannter Fachmann für russische und sowjetische Literatur und Kultur.
Gleichzeitig übernimmt er die
Leitung der Uraufführungsbühne.
Er hat aufgehört zu malen.
Ein Herzanfall zwingt ihn zu
einem längeren Krankenhausaufenthalt in den Bergen.
Genesung bei München.Am Jahresende heiratet er Gertrudis Zenzes, eine Mexikanerin deutscher
Abstammung, die in München
deutsche Sprache, Philosohie und
Kunst studierte.
1964
Das Ehepaar zieht nach Mexiko
um. Es wohnt abwechselnd in
der Stadt Mexiko oder im Dorf
Valle de Bravo (Im Bundesland
Mexiko). Er ist noch Mitarbeiter
des Bayerischen Rundfunks.
ANNÄHERUNG
1965-1970
1965- 1970
Saemisch lernt das Land Mexiko kennen, sowohl kulturell als
auch geographisch. Er bereist die
Bundesländer Guerrero, Oaxaca,
Veracruz und das mexikanische
Hochland. Er ist von der Art und
Kultur der Einwohner und von
der Wucht der mexikanischen
Landschaft stark beeindruckt.
Die Begegnung mit der altmexikanischen Kunst verursacht eine
Umwälzung in seiner Kunstauffassung und Philosophie. Seine
Werke dieser Jahre zeugen von
einer Freude an der Selbstbestim-
mung der Farben, wobei er sich
von der Landschaft als Modell
entfernt jedoch als Konzept mit
einbezieht. In einer Serie mit
dem Thema Der Mensch und die
Schlange wird ein wichtiger Teil
seiner mexikanischen Erlebnisse
zusammengefasst.
ANNÄHERUNG
1970-1980
1971-1973
1974-1978
1979
1980 - 1981
Geburt seines einzigen Sohnes
Canek. Die Familie wohnt in Valle
de Bravo, wo Ernst Saemisch sich
vollkommen der Malerei hingibt.
So wie das Malen einer Verwurzelung mit Mexiko entspricht, so
wird auch seine Verbindung mit
Europa aufrecht erhalten durch
leidenschaftliches Studium von
klassischen und zeitgenössischen
Autoren.
Ernst Saemisch zieht sich zurück,
und führt ein Leben voller Beschaulichkeit; er beschäftigt sich
mit dem Studium der politischen,
wissenschaftlichen und sozialen
Ereignisse in de Welt, sowie mit
Leidenschaft mit der vorspanischen Kultur und Kunst. Er malt.
Neue Auseinandersetzungen:
“Jeden Tag, geschieht im Malen
ein Sprung in die Leere“.
Auf Veranlassung des Malers
Cecilio Baltazar, Leiter der Casa
del Lago, in Mexico City, wird
Auf Bitte von dem Maler Rodolfo
Zanabria beteiligt sich Ernst
Saemisch an einer Sammelausstellung, zusammen mit Daniel
Manrique, Rodolfo Zanabria
selbst und andere Maler.
Die anerkannte Galerie Arvil in
der Hauptstadt, bietet ihn eine
retrospektive Ausstellung an, vom
10 bis zum 29. September.
Ausstellung der Werke von Ernst
Saemisch eröffnet.
Die anerkannte Galerie Sloane
& Racotta, stellt die Werke
Saemischs aus. Die bekannten
Schriftsteller Juan José Gurrola
und David Huerta schreiben die
Einleitungstexte.
ANNÄHERUNG
1984
1984
Sein Leben bekommt eine neue
Wendung: der Maler Alfredo
León Gil lädt ihn ein, junge
Maler aus Tepito, eine proletarische, verruchte Gegend in der
Hauptstadt, zu unterrichten. Mit
Begeisterung sagt er zu.
Enrique Ramírez y Ramírez, desselben Stadtteils, die Ausstellung
Begegnungen statt.
Gegen Ende des Jahres wird seine
Gesundheit weiter in Mitleidenschaft gezogen: eine Lungenkrankheit, die sich mit Herzbeschwerden kompliziert. Ernesto
Saemisch stirbt am 17. Dezember
in der Suche neuer malerischer
Wege.
ANNÄHERUNG
ELEKTRISCHER STUHL
Beinahe ein halbes Jahrhundert Terror, Gewalt, Vernichtung, dringen in das Unbewußte ein... Als eine Schachtel
Zündhölzer geöffnet wird, versträuen sie sich auf dem
Boden und Saemisch sieht in ihnen das Bild des Hingerichteten. So entsteht diese Serie von Bildern.
ANNÄHERUNG
DER TOTENVOGEL
ERNST SAEMISCH
Einmal bekam ich den Auftrag ein Wandgemälde für
eine Friedhofskapelle zu machen. Es war kurz vor dem
Zweiten Welkrieg. In einem Zustand von düsterer Spanfolgte mich, und um die 50er Jahre dachte ich viel über
eine künstlerische Lösung diesmal für ein Staffeleibild.
Es ist ein sehr altes Thema, das viel umhergereist ist.
Schon die Ägypter sahen den Vogel, der die Seelen der
Toten stahl. Dann tauchte er bei den Griechen auf, die
ihn mit der Eule der Athene in Verwandschaft brachten.
Schließlich erschien er in meiner Heimat, am Rande des
Schwarzwalds, wo diese Vögel auch zu Hause sind. Das
Volk hat seinen grauenhaften Ruf als ein „komm mit
mir“ gedeutet, einen Todesruf. Als Kind habe ich ihn oft
gehört, nicht ohne Schaudern.
In diesem Bild erscheint die Bedrohung von dem
Schwarz, der in den Höhen schwebt, und eine Form, die
einem Vogel ähnelt, gebrechlich und leicht, wie aus der
Existenz losgerissen. Alles in einer schwarzen, weißen
und grauen Umwelt, die den heiligen Raum symbolisiert, durch den der Sarg in das Grab hinabgeht.
ANNÄHERUNG
ANGST
ERNST SAEMISCH
Die Skitzen für dieses Bild entstanden vor und während des
Zweiten Weltkrieges; diese Version kurz nach Hiroschima.
Dem Titel entgegengesetz, sieht man im Bilde die Angst nicht;
man ahnt sie nur. Auf jeden Fall, wird nicht eine Terrorszene
dargestellt, wie im großen Guernica oder in den Werken der
Meister der späten Renaissance (Bosch, Grünewald). Zu jener
Zeit kannte ich Gernica nicht: die Nazis hatten mich gezwungen auf das Abonnement der wichtigen französichen Kunstzeitschrift, Le Cahier d´Art, zu verzichten
Nackt, völlig wehrlos, ist ein Mensch allein. Er konfrontiert etwas,
das er nicht sehen noch hören kann: er würde es nicht ertragen.
Gepackt, sitzt er auf einer schwarzen, schrägen Fläche. Hiner ihm
ist eine Gestalt dargestellt, die ein Feuer ohne Flamme repräsentiert; auch eine sture blau-schwarze Form, umrandet mit einer
obzönen rosa Farbe, die eine Bombe sein könnte. Die Farben des
Körpers sind dieselben des Hintergrundes.
Es ist also nicht viel Terror repräsentiert. Nur der gefesselte vertief-
te Blick eines Antlitzes das nichts anderes ausdrückt als eine
furchtbare Abhängigkeit von etwas was sich außer dem Bild
zungen des Gesichts und der Hände.
Vielleicht ist er im Begriff zu schreien, aber sicherlich schweigt
er. Und noch etwas: er ist allein!
Verlassen, muß er allein sich stellen.
(Aus dem Spanischen übersetzt)
ANNÄHERUNG
NAZIS
J. CRESPO DE LA SERNA
Nur einige Linien fangen das Wesen des Terrorregimes
der Nazis ein...es sind prominente Figuren der Regierung und der hohen Burgoisie, die der Diktatur einen
ökonomischen und ideologischen Halt gaben. Gestikulation. Karikatur des Terrors. Entmenschlichung.
ANNÄHERUNG
FISCHFANG
ERNST SAEMISCH
Die Farben - mein lebenswichtiger Urstoff- gefangen in
den Kristallen strengster Struktur, haben ein so immens
reiches Leben, daß sie die einklemmenden, erbarmungslosen Strukturen des Geistes ertragen, ja überwinden
können.
ANNÄHERUNG
GITTERN
ERNST SAEMISCH
Die Farben sind hier keine Gefangene hinter Gittern. -Ich erinnere mich an jene Tage in Portugal, wo Gefangene der Diktatur
die Vorübergehenden nach Hilfe riefen.
Hier, in einem reduzierten Raum, erreichen die Farben einen
glücklichen Überschwang und vollziehen ein Wunder von
Kraft... Die schwarzen Linien, die den Rythmus des Geschehnis
tragen, steigern die Intensität der Farben, die hinter oder zwischen die Gitter hervortreten (wie in der gotischen Kunst).
Es ist als ob die Gitter das geistige der Existenz durchsichtig
machen, das Andere durchdringen, das Verschiedene, das
(Aus dem Spanischen übersetzt)
Fremde.
ANNÄHERUNG
DER MENSCH UND DIE SCHLANGE
ERNST SAEMISCH
Die Kunst Altmexikos, hat mich gepackt wegen der Kraft der
elementaren Vergeistigung menschlicher Existenz und kosmischer Einbezogenheit.
Wie oft, in meinen Wanderungen durch die tierra caliente
habe ich das Klappern der bekannten Schlange gehört.
Die Heimsuchung, die sie in mir erweckte, nach den vielen
Begegnungen mit ihr, führte zu einer Serie von Bildern, ent-
standen zwischen den 60er und 70er Jahren. Die ersten drehten sich
um ein Thema das leicht zu nennen war: Adam schläft. Und stammten aus einem konkreten Erlebnis. Dann drang ich zu einer größeren
meinen früheren Bildern, die wachende Schlange. Sie ist nah
den Träumen, des Denkens. Sie ist ein Element des Daseins,
Teil der Schöpfung…
(Aus dem Spanischen übersetzt)
Geistigkeit, eines Menschen mit geschlossenen Augen, in einem einfachen Kontrast mit dem aufrechten Bogen der Schlange.
Hier ist sie nicht das Symbol der Versuchung in der Bibel, oder das
tödliche, von Laokoonte und seine Kinder, auch nicht mehr, wie in
ANNÄHERUNG
PORTRAIT
ERNST SAEMISCH
GERTRUDIS ZENZES
Ernesto Saemisch ist am 25.2.1902 in Moers, Mitteldeutschland, geboren, doch im Süden in der Dreiländerecke bei Freiburg im Breisgau aufgewachsen, in einer
Atmosphäre intensiver geistiger Auseinandersetzung: im
Haus der Familie Saemisch-Nasse -direkte Abkömmlinge
vom großen Ranke, von den Brentanos, u.a.-verkehrten
wichtige Persönlichkeiten, prominente Philosophen,
Wissenschaftler und Künstler, trotz der Abgeschlossenheit
des Vaters, ein scharfer Denker, der sich den Naturwissenschaften widmete (als Millionär hatte er für die Ökonomie
der Familie nicht zu sorgen) und später während der Weimarer Republik, Finanzminister wurde. Von ihm lernte
Saemisch die Liebe zur Wissenschaft und die Leidenschaft
für die politische Analyse.
Hier im Elternhaus machte Saemisch die ersten frühen
te, malte selber mit unbeschwerter Naivität und führte den
einzigen Sohn in die Freuden des künstlerischen Schaffens
ein. Er entwickelte eine feine Sensibilität die ihn schon im
frühen Alter seinen Privatlehrer entschieden zurückweisen
ließ, „weil er ihn verlogene Rezepte zum Malen lehrte“.
In diesem Leben auf dem Lande -die Gärten der Villa
streckten sich in den Schwarzwald- bildete sich auch seine
enge Beziehung zur Natur. die seine künstlerische Tätigkeit
und seine Ansichten über die Kunst für immer bestimmten.
Holzschnitt aus jener Zeit ist erhalten geblieben, der inspiriert
war von einer Opposition zum herrschneden Chaos und allgemeinen Verfall.
Der erste Weltkrieg zerbrach jä das Familienidyll.In den fernen
Bergen wetterleuchtete die Zerstörung. Das zwölfjährige Kind
begleitete den Vater dorthin um Medikamente an Front-Lazaretten zu verteilen. Viele Jahre später drückte Saemisch in Erzählungen seinen Dank aus für diese frühe Erfahrung grausiger
„Plötzlich sah ich in einem Dreieck, gebildet aus Eisenbahnschienen, eine Fabrik in voller Produktion. Ich wurde von der
Schönheit und getragenen Ordung, die alles ausstrahlte, beeindruckt, die in allen Teilen und Funktionen vorhanden waren.
Dieser Holzschnitt mit seinen klaren Linien, führte mich vom
Expressionismus weg, ohne das ich es ahnte.“
sich für eine brüderliche Beziehung zu den Nachbarländer einsetzte. Es war bezeichnend dafür, daß als die Mutter 1915 starb,
der Junge in eine internationale Schule in die Schweiz kam und
“die eben noch ‚Feinde‘ waren, liebe Kameraden wurden”.
Auch hier, im Zuoz Internat, begegnete er wichtige Persönlichkeiten, die seinen Weltblick und die Neigung zur geistigen Auseinandersetzung schärften, vor allem auch im Gebiet
der Naturwissenschaften. So z. B. bei den öfteren Skyfahrten
mit Einstein, oder bei familiären Gesprächen mit Haber und
Nernst, die ein feines Netz von Gemeinsamkeiten in Bezug auf
die Wurzeln der Kreativität schufen.
In dieser Zeit aber wurde für ihn entscheidend die Begegnung
mit der damals neueren französischen Malerei, die in Zürich
groß ausgestellt wurde. Auf den Jungen wirkte „die volle Lebenskunst und beinahe unbescholtene Freude der Impressionisten und zugleich der trockene Ernst der Kubisten“.
1919 kehrte er nach Deutschland zurück und „fand keinen
rechten Boden unter den Füßen“. Unter der schweren ökonoUnterstützung abgebrochen. Saemisch übte sich nun im Schreiben um der Situation entgegenzukommen; veröffenltichte in
Zeitungen und Zeitschriften, meistens Artikeln und Essays über
kulturelle und politische Fragen.
Außerdem betreibt er die Malerei und Graphik. Sein erster
Tatsächlich hatte Saemisch im Expressionismus, jenem dunklen und großartigen Gegner der Kultur des guten Geschmacks,
seine Ausdrucksform gefunden, und obwohl er sich allmählich
von ihm trennte, blieb in seinen Werken immer eine Spur dieser Ausdrucksform erhalten. Es ist nicht ohne Bedeutung daß
Mariana Frenk- Westheim im Katalog einer Saemisch Ausstellung in Mexico, im Jahre 1973, schrieb: „...ein Künstler in
dessen Werk die dunkle Melodie des Expressionismus klingt.“
1920 die staatliche Kunstakademmie in Kassel an. Beld aber
wurde ihm der Besuch bei Androhung polizeilicher Gewalt verboten, weil er die Akademie in der Zeitung wegen allzu konventioneller, ungeistiger Führung kritisierte.
Doch in dieser Akademie war ihm beschert, durch seinen engsten Mitschüler, ein Chinese, die hohe Kunst Ostasiens zu begegnen. Seit dem vertiefte er in den verschiedenen Phasen seiner
künstlerischen Tätigkeit seie orientalische Bindung, die bis in
die Pinselführung und in der Vorliebe für die Benutzung japanischer Tinte un Papier sich konkretisierte. Wichtige Charakteristiken seines Schaffens, wie die klare Entschlossenheit seiner
Malerei , die expressive Klarheit der Linienführung -die nur
möglich ist wenn die geistige Reinheit erreicht wird- aber auch
jene Freiheit die aus der Begegnung mit der Natur herrührt,
haben diesen orientalischen Ursprung.
Sein künstlerischer Weg führt ihn nun in das neu gegründete
Bauhaus in Weimar. Die gesitige Atmosphäre dieser damals
modernsten Kunstschule, der alltägliche Umgang mit Gropius,
Feininger, Muche, und vor allem Klee gab sowohl seiner Kunstauffassung wie seinem schöpferischen Tun die entscheidende
Wendung. In dieser geistigen Atmosphäre iniziert er, frei von
Dogmen, mutig zur wahren Schöpfung, die Eroberung jenes
weiten Raumes, der sich jennseits der Grenzen zwischen zwidem gemeischaftlichen Geist mittelalterlicher Prägung, der im
Bauhaus herrschte, kann er diesen Schritt zur inneren Freiheit
tun.
Trotz der Intensität des Lebens im Bauhaus -oder gerade
ihretwegen- verführt ihn die Weite des Meeres während eines
unvorhergesehenen Aufenthaltes in Hamburg, und er geht als
Seemann an Bord eines der letzten Segelschiffe der Handelsmarine. Die Reise geht von Skandinavien nach Afrika, begleitet
von seiner untrennbaren Palette und Shakespeares Werken. In
der Kombüse wandern abends seine Tagesarbeiten von Hand
zu Hand. In der Seemannsgruppe war er ein Außenseiter, und
dennoch gehörte er dazu. „Eine herrliche Zeit -meinte er später- wo der gemeinschaftliche Geist, der im Bauhaus kultiviert
wurde, sich noch stärker ausprägte.“
So wuchs er zum Maler heran und begann heimgekehrt in Berlin auszustellen. In den Museen entdeckte er die italienischen
Künstler der frühen Renaissance: Cimabue, Ducio, Giotto, und
erkannte intuitiv die grossen Veränderungen, die sie durchzusetzen vermochten. Er „erlebte die Magie der Farbe“, und ließ
sich von dem Geist durchdringen der ihre Kunstauffassung
bestimmte: die Einheit der Welt schützen, als die eigentliche
Aufgabe des Künstlers.“Ich verstand dass dieses kein romantischer Traum war sondern tiefstes Ernst.“
In der Zeit reift er auch als Schriftsteller und publiziert in Zeitschriften un Zeitungen. So gehörte er bald zum Kulturkreis wo
eine rege Auseinandersetzung mit den aufbrechenden Fragen
der Zeit stattfand. Paul Westheim, der dem Expressionismus
einen wichtigen Impuls gab, Paul Wgener, der Filmmann, mit
anderen, Namen die er in seinen Erzählungen der Spätzeit mit
tiefer Rührung nannte. Besonders das Theater, aber auch der
Film wurden für ihn entscheidende Erlebnisbereiche (für die
UFA entwarf er Bühnenbilder).
Dennoch trieb sein suchender Geist ihn in die Welt: er machte
viele Reisen, und übte sich dabei als Journalist: Europa Ost und
West, Sowjetunion, Nordafrika.
Die allgemeine Krise (1930) erschwerte Ausstellungen und
Vewröffentlichungen. Er entscheidet sich für eine feste Arbeit in der deutschen Nachrichtenagentur (Wolfs Telegraphen
Büro), in der er bald zum Direktor der Auslandsdivision ernannt wird. Und er malt weiter. Sein Stil und seine Weltanaschauung reifen. Nichts ist ihm ferner als die Vernunftswidrigkeit und die autoritäre, nationalistischgeprägte geistige Enge
der Nazis. Mit Schmerz erlebt er den Zerfall des geistigen und
künstlerischen Lebens in Deutschland. In dieser schweren Zeit
verliert er viele Freunde. „Unmöglich die Konzentration zum
Lebensraum. Ein Nazi Vorgesetzter verbietet ihm die „Cahier
d‘Art“ -damals sehr moderne Kunstzeitschrift aus Frankreichzu beziehen. Bedroht mit Malverbot, nur seine Stellung im
Nachrichtenbüro, die sich auf objektives Können stütze, gewahr
ihm eine gewisse Lebenssicherheit. Dennoch wird seine Lage
immer gefährlicher. Er muß Deutschland verlassen. Dank des
Eingriffes von Freunden in Finnland wird seine Ubersiedlung
möglich. Dort macht er unter Marschall Mannerheim photographische Auswertungen an der Kriegsfront.
1945 brachte einen „neuen und diesmal großartigen Wechsel
zum freieren Künstler, zum freieren Menschen“. Er kehrte in
seine Heimatstadt Freiburg zurück, die von den Franzosen
besetzt war. Nun kamen auf einmal nach Deutschland die
neuesten Arbeiten von Braque, Matisse, Picasso, u. a. Dann
wurden einige bekannte deutsche Maler, darunter Saemisch,
zu mehreren Studienreisen durch Frankreich eingeladen. Die
letzte Reise führte Saemisch selbst. „Man atmetete auf“, trotz
des Unmaßes an täglicher Sorgen. In seinem Elternhaus am
Schwarzwald, zum Überleben dem Anbau von Tabak gewidmet,
konnte er nun sich dem Malen wieder hingeben. Ausstellungen
in Freiburg, Zürich und München folgten.
Er malt unermüdlich Variationen einiger Motiven. Sein Stil
hat sich herauskristallisiert. Seine Bilder enthalten die Reinheit
Absichten. Durch intensiver Vertiefung in die Natur erforscht
er Lösungen für das Bildgefüge, für den Rhythmus und die
Werte de jeweiligen Elemente. Auch jetzt erschüttert ihn die
und einer abstrakten Malerei nicht. Ganz im Gegenteil, genau
wie im Bauhaus, erlebt er sie als eine Erweiterung von Möglichkeiten. Eine Forderung nach höherer Strenge und Einfachheit
macht sich Platz.
Einige Zeit danach läßt er sich nieder in Sommerhausen, einem
kleinen Ort am Main, in Mitteldeutschland. In der Geborgroßer Schönheit. Die Gefühlsintensität wird durch ein klares
künstlerisches Bewußtsein beherrscht, und eine tiefe Vergeistigung hat in der Abstraktion seinen Weg gefunden.
Im Sommer weilt er in einem winzigen Gartenhäuschen auf
dem Hügel. Vor dem Fenster erstreckt sich das Maintal. War
Cézanne seit den jungen Jahren ihm ein wichtiges Vorbild, so
wurde er ihm jetzt, im Vorgang der „Realisation“ vor der Natur, sein innigster Begleiter. Vor dem rhytmischen Geschehnis
der sich ausbreitenden Weinfelder, jennseits der Problematik
gegenständlich-abstrakt, ging es ihm um die innere Struktur
des Bildes. Er variiert das Motto Cezannes „faire l‘ordre devant
la nature“, zu „faire la musique devant la nature“.
Im Winter lebt er in einem poetischen Torturm der mittelalter-
lichen Umfaßungsmauer des Städtchens. Vor seinem Fenster
verläuft die geometrische Landschaft der Dächer, und Saemisch
entreißt dieser Melodie von extremer Abstraktion eine große
Ausdruckskraft. Farben, Flächen und Linien verwirklichen die
kontrastreiche Begegnung von Heiterkeit und Schmerz in einer
aktuellen Formulierung der Harmonie.“Ich will ganz einfach
größere Durchsichtigkeit und damit klareres zusammen oder
gegeneiender Wirken der Kräfte des Daseins...“ darstellen.
brochene Verbundenheit zur Natur. Seine Fähigkeiten als kühner und disziplinierter Bergsteiger zeigen eine Verwandschaft
mit seiner Art künstlerisch zu arbeiten. Von den im Gestein
wahrgenommenen Strukturen malt er ganz abstrakte Rekreationen. „Es drängt mich zu einer ARchitektur der inneren Ordnung der Dinge zu kommen; einer Ordnung die vor aller Ästhetik ist... einer Ordnung in Zusammenhang mit dem Werden des
Menschen...“
1959 zog es ihn in die kulturelle Regheit der Großstadt Münchens. Er stellt aus in der Galerie Günther Francke. Aber nach
einem großen schriftstellerischen Erfolg bekam er vielerlei
Einladungen zu schreiber für Zeitschriften (Merkur, Neue
Deutsche Hefte, Zeitwende, u. a.) Zeitungen und Rundfunk. Er
de moderner Kunst. Der tägliche Verkehr mit seinem Lebensfreund, der russische Philosoph Fedor Stepun, vertiefte seine
Leidenschaft fürdie russisch-sowjetische Literatur. Er wird zu
einem Spezialisten dieser Kultur. Es gibt keine Zeit mehr zu
malen.
Schließlich übernimmt er die Leitung des Theaters „Uraufführungsbühne“ in der Leopoldstraße.
Entscheidend für die dann kommende Wendung in seinem
Leben wird das Erlebnis der Ausstellung „Präkolumbinische
Kunst in Mexiko und Mittelamerika“, wo er „gepackt wird von
der Kraft der elementaren Vergeistigung menschlicher Existenz
und kosmischer Einbezogenheit.“
1963, nach einem schweren Infarkt, heiratet er die Mexikanerin Gertrudis Zenzes unbd siedelt um in das „großartige und
ergreifende Land“ Mexico. Hier in der Begenung mit den Geheimnissen des Landes, führt er eine geänderte Existenz, nun
völlig der Malerei hingegeben.
Immer in der Auseinandersetzun mit dem ganza anderem
Leben, mit dem anderen Licht, der anderen Farbigkeit, vertieft
und erweitert er seine Fragen über die schöpferische Kraft und
das künstlerische Tun, über das Leben und den Tod
Hier in der Begegnung mit der harten Einsamkeit der subtropischen Landschaft entstehen Bilder von großer Kraft. So die
Serie Der Mensch und die Schlange. „Der Mensch erlangt seine
Autonomie in Bezug zur göttlichen Schöpfungdurch INtervention der Schlange“. aber in dieser Serie schläft der Mensch und
ist ein Teil der Natur. Die westliche Dikotomie ist aufgelöst, im
Erlebnis Mexikos und seiner Kunst, vor allem die präkolumbianische, „deren unerhörte Vergeistigung eine Faszination auf
mich ausübt, die mich meine Malerei verwandelt.“
Der Dialog mit der Natur erweitert sich zu lyrisch-kosmischen
Kompositionen wie die Bilder vom „Seltsamen Fang“. Er lebt
derzeit in einem Dorf fern von der Haptstadt. Von seiner Abgeschiedenheit aus verfolgt er mit Interesse die zeitgenössichen
POlemiken in Büchern und Zeitschriften. Für HOmer, Vergil,
Dante, Schakespeare, Cervantes, Goehte und Tolstoi, u. a.,
hegte er eine liebevolle Loyalität, die sich mit jeder Lektüre erneuerte. Den jüngsten Autoren gab er sich mit der gleichen jugendlichen Frische hin, mit der er neue Freundschaften schloß.
Poesie und Musik waren für ihn tägliche Inspirationsquellen.
Auch zu früheren Leidenschaften, wie sein Interesse für die NaMalmotive prägt. Seine fortdauernde Meditationen über die
Struktur im Bilde bringen ihn, sich an sein verehrtester Meister
Cezanne anlehnend,zur „Realisierung“ freierer Zusammenhänge.
Saemisch arbeitete unermüdlich, bald in Valle de Bravo, bald
in Mexico-Stadt, und zwar auf den Anhöhen vonContreras, im
Angesicht der Vulkane, hoch über der Stadt, wo er ein schönes Häuschen mit hexagonaler Struktur baute. Jedem fertigen
Werk gingen unzählige Entwürfe voran, mit denen er sich das
Thema zu eigen machte, Explorationen in denen er einen leidenschaftlichen Schöpfungswunsch mit einem soliden künstlerischen Wollen vereinte, die über sien Bewußtsein hinaus seine
gesamte Persönlichkeit umfaßte.
„Man muß zu malen wagen, sogar mi geschlossenen Augen.
Vollkommenes Vertrauen in sich selbst haben, und bereit sein
sich selbst zu verlieren, um sich wieder zu gewinnen im Handeln, im Malen. „
Erakzeptierte das große Risiko des Schöpferischenwas seinem
künstlerischen Tun eine große Offenheit gab, was sich in der
Vielfalt seines Gesamtwerkes zeigt. „Entscheidungen zu treffen ist Teil des Berufes. Was es so schwer macht ist, daß man
die Existenz aufs Spiel setzt. Jeder Tag ist in der Malerei ein
Sprung in den Abgrund.“
Wohl ist die ihm am meisten erschütternde Auseinandersetzun mi der andersartigen Kultur Mexikos die Einstellung
zum Leben und Tod, das sich in eine andere Konzeption der
Aesthetik ausdrückt, basiert auf die alte preäkolumbianische
Kulturen. Bis kurz vor seinem Tod (im Dezember 1974) bemüht sich Saemisch ernsthaft und nicht ohne Leiden, seine ihm
vertraute eruopäische Ordnungen in Frage zu stellen, und sein
Konzept der Schönheit und der Harmonie mutig zu erschüttern, und auf neue geheimnisvolle Ordnungen zu stoßen.
den schließlich auch Ausdruck in seinem Malunterricht, das
er im hohen Alter und mit gebrochener Gesundheit, durch ein
letarischen Viert der Stadt gibt. Mit Hingabe bereitet er das
ARbeitsmaterial für jede Woche vor. Er sieht grundsätzlich als
Ziel seiner pädagogischen Aufgabe, das Vertrauen in die schöpferische Freiheit zu wecken, mit ihren zwei Komponenten, des
Glückes und des Leidens. Eine der immer betonten Ratschläge
ist, der genauen Beobachtung eine besondere Bedeutung beizumessen als Mittel für die Entwicklung der Sensibilität, und
zur Erweiterung des Reservoirs an Formen im Gedächtnis,
sublimer Weg zum Erkennen des Wesentlichen darstellt. Seine
Schüler hören ihm mit vorbehaltlose Hingabe zu...“die Linien
müßt ihr mit eurer eigenen Kraft ziehen, mit der Kraft eures
Herzens.“
Ernst Saemisch ist bereits 82 Jahre alt . Eine große
gefangen wird durch die energische Präsition seiner Gesten.
Eine warme Zartheit wird in ihm fröhlich, ja sogar sprühend
wenn sein kunger Sohn sich ihm nähert. Das liebevolle Vertrauen verwandelt sich in explosiver Freude. Jedoch in gewissen
Momenten bemächtigt sich seines Blickes eine gewisse Melancholie und gibt seinem Gesicht den schmerzvollen Ausdruck
des Wissens. Goee ist ihm eine unerläßliche Lektüre geworden. Es ist als ob er sich mit der Ethik der Stille die der Dichter
verkündete, wenn es um den unausprechlichen Bereich des
Wissens geht. Eine Stelle bei Goethe, die er anstreicht spricht
von der Trauer der Welt, von der Dunkelheit von der nur die
sublimsten Poeten sprechen dürfen.
Zerbrechlich, mit kurzem Aten, arbeitet er unermüdlich jeden
TAg und verfeinert mit großer Bescheidenheit sein Beobachtungsvermögen, indem er hunderte von Zeichnungen macht,
diesmal von kleinen Holzspänen, um ihre „Kraft in der Spannung“ einfangen zu können.
Es ist derselbe Mann fähig der größten Disziplin, der von sich
selber sagt: „Ich bin im Grunde ein Wilder...“
Nach einer schweren Gesundheitskrise nimmt er wieder den
Pinsel in die Hand. Es sind Grenzen durchbrochen worden. Er
schafft Entwürfe von ruhiger Schönheit, die auf eine Harmonie
hinweisen, in der die Bewegung paradoxerweise keine mehr ist.
Beim Beginn dieser neuen kosmischen Route unterbricht ihn
der Tod, am 17 Dezember 1984.
„Wenn man Ernesto Saemisch Werke sieht -schreibt David
Huerta, der bedeutendste jüngerer Dichter des Landes- spürt
man unabdingbar ein Gefühl der Gewißheit über die Zukunft
der schöpferischen Kraft. Es ist eine Lehre von Hoffnung auf
die Mächte der Kunst.“
Eine Zeit nach seinem Tod haben sich eine Gruppe von anerkannten Malern dafür eingesetzt, daß das Land Mexiko dem
deutschen Maler eine „Homageausstellung“ mache. Diese fand
im Museo Carrillo Gil 1989 statt.
ANNÄHERUNG
REFLEKTIONEN
„Es mußten keine neue
Formen gesucht werden,
sondern nur neue Rhythmen in der Musik des
Wahnsinns...”
(Übersetzung aus dem Spanischen)
ANNÄHERUNG
REFLEKTIONEN
„Ich will einfach eine
größere Transparenz
erreichen und somit
das zusammen oder
gegeneinanderWirken
der Kräfte des Daseins
darstellen.“
(Übersetzung aus dem Spanischen)
ANNÄHERUNG
REFLEKTIONEN
„Ich liebe Pastelle. Den
Stift zwischen den Fingern halten und schreiben...wie die Höhlenmaler es taten.“
(Übersetzung aus dem Spanischen)
ANNÄHERUNG
REFLEKTIONEN
„Ich bin im Grunde ein Wilder. Vielleicht sind wir es alle; vielleicht besteht
darin die Größe von Shakespeare, der
so viel um unsere Natur wußte; die
uns herausfordert uns nach dem Ruf
der Sirenen herab zu stürzen; die so
schwer zu bändigen ist, und vor der
man im sozialen Gebiet in der Moral
Rückhalt sucht und im Bereich der
Kunst nach der Hilfe der Ästhetik ruft.
Unsere Natur, welch Reichtum an
Formen: von der ursprünglichen Teilnahme für das was schutzlos blüht, bis
zu unserem Staunen über Macbeth,
Achilles und dem Ritter von Cervantes! Aber auch sind wir, die Wilden,
lächelnde Wanderer, Gäste auf dieser
Erde nur für einige Zeit.“
ANNÄHERUNG
REFLEKTIONEN
„Ich liebe Pastelle. Den
Stift zwischen den Fingern halten und schreiben...wie die Höhlenmaler es taten.“
(Übersetzung aus dem Spanischen)
DANK
WIR DANKEN
Mexikanische Botschaft in Deutschland
Francisco N. González Díaz
Daniel Tamayo Astié
Mexikanisches Auswärtiges Amt
Embajadora Martha Cecilia Jaber Breceda
Luis Arturo Carballido Canela
Deutsche Botschaft in Mexico
Tanja Hutt
Gabriela Salgado Vizcaíno
Team der Assoziation Ernst Saemisch A.C.
Carmen Cantú - design
ERNST SAEMISCH A.C.
PROGRESO 185-504
ESCANDÓN, MIGUEL HIDALGO
11800 MÉXICO D.F.