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Research_EU-Freizügigkeit
Deutsche Bank_r e s u l t s
Arbeit ohne Grenzen
Zerstört Freizügigkeit in der EU das Sozialsystem? Deutsche Bank Research gibt Entwarnung
FOTO: MICHAEL LATZ/DDP IMAGES
A
Polnische Erntehelfer in der deutschen Landwirtschaft. Grundsätzlich gilt: Nur wer
arbeitet, hat im Gastland das Recht auf Sozialleistungen für sich und seine Familie
ls „Unwort des Jahres“ erlangte es Berühmtheit: Ob es
„Sozialtourismus“ aber wirklich gibt und in welchem Umfang EU-Bürger ärmerer Länder die Freizügigkeit zum Erschleichen höherer Sozialleistungen bei den reicheren Nachbarn
nutzen, ist zwischen Politikern und Ökonomen umstritten.
Eine Studie von Deutsche Bank Research setzt sich jetzt mit
dem Thema auseinander. Und sie räumt mit gleich zwei Vorurteilen
auf. Erstens: „Der verbreitete Glaube, jedem EU-Bürger stünden in
Deutschland volle Sozialleistungen zu, ist falsch. Dieses Recht haben grundsätzlich nur Erwerbstätige“, sagt Dieter Bräuninger, Analyst bei Deutsche Bank Research und Autor der Studie. Zweitens:
„Sozialtourismus ist kein Massenphänomen. Eine Überforderung
der Sozialsysteme ist bislang kaum erkennbar.“ Zwar steigen die
Sozialausgaben für Ausländer in Deutschland und anderen Zuwanderungsländern an. Doch noch stärker wächst die Beschäftigungszahl, damit steigen die Einnahmen bei Steuern und Abgaben.
Dennoch fordert Bräuninger Reformen: Unklare Gesetze und
streitanfällige Regeln schaffen derzeit viele Probleme. Dabei
gebe es aus ökonomischer Sicht längst gute Alternativen. Längere Wartezeiten oder die Verlagerung der Leistungspflicht auf das
Heimatland etwa, so die Studie, könnten dazu beitragen, Wind aus
den Segeln populistischer Parteien zu nehmen und den europäischen Gedanken am Leben zu erhalten.
DIE STUDIE
Deutsche Bank Research: „Debatte über Freizügigkeit:
Braucht die EU neue Zugangsregeln zu Sozialleistungen?“
Kostenlos downloadbar unter www.dbresearch.de
Problem Einwanderung
Geld für Nachbarskinder
Knapp 70 000 ausländische Kinder bekommen Kindergeld aus Deutschland, weil ihre Eltern hier arbeiten.
Frankreich
Slowakei 2,6 %
Italien 2,8 %
Griechenland 3,2 %
Niederlande
Schweden
Großbritannien
Rumänien 5,0 %
STAND: 12/2013, QUELLE: BA
006_results_02-2015 6
32 %
37 %
20 %
29 %
Italien
Ungarn 4,4 %
Tschechien 6,1 %
Dänemark
Deutschland
Übrige 10,0 %
Niederlande 5,4 %
Mehr als jeder dritte Deutsche sieht den freien
Zuzug als wesentliches Problem der EU, ähnlich sieht es in anderen Ländern aus. Das gibt
Forderungen nach Reformen Auftrieb.
Polen 60,5 %
21 %
28 %
33 %
NENNUNG VON EINWANDERUNG ALS „WESENTLICHES PROBLEM DER EU“,
ANTEIL DER BEFRAGTEN. QUELLE: EUROBAROMETER 82, DEZ. 2014
3,2 %
der deutschen Hartz-IVEmpfänger stammen aus den
östlichen EU-Ländern – ein nennenswerter Teil davon erhält
nur eine geringe Aufstockung
QUELLE: DEUTSCHE BANK RESEARCH
26.05.15 11:37
Deutsche Bank_r e s u l t s
Research_EU-Freizügigkeit
Positive Effekte durch
neue Arbeitskräfte
600
Die Sozialleistungen für ausländische Arbeits-
400
kräfte und ihre Familien steigen an (graue
und schwarze Balken). Doch erheblich größere
Auswirkungen haben die höheren Beschäftigungszahlen – auch auf Steuern und Abgaben.
* EU-10: MITTELOSTEUROPÄISCHE BEITRITTSLÄNDER DER JAHRE 2004
UND 2007. QUELLEN: BA, DEUTSCHE BANK RESEARCH
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Legende:
Beschäftigte aus EU-10*
Hartz-IV-Empfänger aus EU-10
Beschäftigte aus GIPS (GR, IT, PT, ES)
Hartz-IV-Empfänger aus GIPS
200
0
2010
2011
2012
2013
2014
USA
Zuzüge aus den
USA: 31 418
Fortzüge in
die USA: 32 354
Polen
Zuzüge aus
Polen: 197 009
Fortzüge nach
Polen: 125 399
Spanien
Zuzüge aus
Spanien:
44 119
Fortzüge
nach
Spanien:
20 324
2 Mio.
Menschen kommen pro Jahr
nach Deutschland oder wandern
von dort aus. 2013 vergrößerte
sich dabei die Bevölkerungszahl
im Saldo um etwa
428 000.
QUELLE: MIGRATIONSBERICHT 2013
Schweiz
INFOGRAFIKEN: PICFOUR/ANJA GIESE
Zuzüge aus der
Schweiz: 17 923
Fortzüge in die
Schweiz: 26 957
007_results_02-2015 7
Rumänien
Italien
Zuzüge aus
Italien: 60 651
Fortzüge nach
Italien: 27 903
Türkei
Zuzüge aus
Rumänien: 135 416
Fortzüge nach
Rumänien: 85 865
Zuzüge aus
der Türkei: 26 390
Fortzüge in
die Türkei: 33 644
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