Anna Klasen - Tennisclub Weiß

Mit dem Glücksschweinchen in der Tennistasche kann für Anna Klasen bei der s.Oliver-Trophy nicht
mehr viel schiefgehen.
Foto: Kirsten Mittelsteiner
Endlich wieder auf die Überholspur einbiegen
Anna Klasen möchte sich in die Siegerliste bei den 24. Würzburger FrauenTennismeisterschaften eintragen
Würzburg Die Top 250 in der Welt sollen es dieses Jahr noch werden. Darauf hat Anna
Klasen (DR 19, TC Blau-Weiß Berlin) die Planung ihrer näheren Tenniskarriere ausgelegt.
Darüber hinaus hat sie eine Vision: In drei Jahren möchte sie zu den besten 100 der Welt
gehören, und in ferner Zukunft ist ein Platz unter den besten 20 angepeilt. Rang 420 hatte sie
schon einmal vergangenes Jahr inne. Aber ein Trainerwechsel und durchwachsene
Turnierergebnisse warfen sie auf eine Platzierung um die 800 zurück. „Ich arbeite darauf hin,
wieder auf die Überholspur einzubiegen“, sagt sie im Brustton der Überzeugung. Das am
liebsten schon in Würzburg mit dem erhofften Turniersieg bei den 24. Würzburger FrauenTennismeisterschaften um die s.Oliver-Trophy auf der Anlage von Weiß-Blau Würzburg in
der Mergentheimer Straße.
Dass Klasen gut planen kann, spiegeln viele Kleinigkeiten wider, wie die Aufzeichnungen –
eine Art Tagebuch – über die Spielanlagen ihrer Gegnerinnen. „Das hilft ungemein“, verrät
die langbeinige Blondine, der man auf den ersten Blick ansieht, dass sie sich auf dem
Tennisplatz gut zu bewegen weiß. Kein Wunder, verbringt sie doch täglich mindestens vier
bis fünf Stunden mit Tennis- und Konditionstraining plus Turniere am Wochenende.
Hilfreich ist das Büchlein deshalb, weil sie auf der Tour immer wieder dieselben Spielerinnen
trifft und dann mit einem kurzen Blick in die Aufzeichnungen bestens vorbereitet ist. Das
wird sie auch bei der nächsten Begegnung gegen Anna-Lena Friedsam sein, auf die sie im
Dezember 2015 bei den deutschen Meisterschaften traf und mit 3:6, 2:6 noch den Kürzeren
zog.
Auf jeden Fall hat die in Würzburg an eins Gesetzte ihren Weg vor Augen. Den eigenen
wohlgemerkt. Denn kopieren ist nicht ihr Ding. Getreu einem ihrer Leitsprüche, der bei
Bedarf gerne bemüht wird: „Gehe nicht wohin dich der Weg führen mag, sondern dorthin, wo
kein Weg ist und hinterlasse eine Spur.“ Genau das möchte die Freizeitköchin, die sich auch
wegen der Sportkarriere vegan ernährt, in der Domstadt erreichen: eine Spur hinterlassen.
Seit frühester Kindheit ist Tennis Dreh- und Angelpunkt im Leben der 22-Jährigen, die in
einer Tennis-verrückten Familie aufgewachsen ist. Insgesamt vier Kinder und auch Frau
Mama sind mit diesem Virus infiziert. Der zwei Jahre ältere Bruder Friedrich, der ebenfalls in
der zweiten Bundesliga im Berliner Club aufschlägt, machte den Anfang. Da lag es auf der
Hand, auch sein Schwesterchen Anna mit fünf Jahren zum Tennis zu schicken. Sie hatte Spaß
daran. Versteht sich von selbst, dass auch die zwei Jahre jüngere Schwester Charlotte in diese
Fußstapfen trat und jetzt – wie könnte es anders sein – gemeinsam mit ihrer Schwester in
derselben Mannschaft aufschlägt. Die Anfrage, ob Anna dort spielen möchte, kam 2011, ein
Jahr vor ihrem Abitur. Sie beschloss etwa zeitgleich, als Tennisprofi auf Tour zu gehen. Dabei
ist ihr die Unterstützung der Eltern gewiss.
Sportlich beheimatet ist Klasen derzeit in der Tennisakademie Wahlstedt, wo sie einen
eigenen Trainer hat, der sie auch zu Turnieren begleitet. Da ist sie meist in der Kategorie 10
000 oder 25 000 Dollar-Turnier, von denen sie bereits zwei gewonnen hat, unterwegs in
Frankreich, der Schweiz, Tunesien, Großbritannien und Italien.
Bezeichnen könnte man sie auch als eine Art Globetrotterin: Klasen wohnt in Hamburg, spielt
in der zweiten Bundesliga in Berlin, und Freund Marco agiert nebenbei beim TC Ismaning als
Trainer. Das alles mit dem Turnierkalender unter einen Hut zu bringen, bedarf großen
Organisationstalents. Aber das hat Klasen offenbar, die gut strukturiert und in Ruhe ihr Ding
durchzieht.
Nur manchmal brodelt der Vulkan. Denn Emotionen kann Klasen auch. Die Erklärung, wann
das der Fall ist, schickt sie prompt hinterher: „Ich kann Unsportlichkeiten und
Ungerechtigkeiten nicht leiden.“ Vielleicht blinzelt da ja auch ihr Sternzeichen Skorpion
durch, dem man nachsagt, bei Bedarf auch mal einen Stachel zu setzen. Den aber am liebsten
immer nur rein sportlich bei ihren Gegnerinnen.
Zeitplan: Samstag ab 10 Uhr Achtelfinale; ab 14 Uhr Viertelfinale. Sonntag ab 10 Uhr
Halbfinale, ab 14 Uhr Finale.