Teamarbeit verbessert das Betriebsklima – was machen gute Pferdebetriebe richtig? Teamarbeit ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in unserer Zeit der globalen Konkurrenzen (G. Hirschsteiner1). Teamfähigkeit steht als Anforderung in jeder zweiten Stellenausschreibung für Pferdewirte und andere Mitarbeiter im Pferdebetrieb. Zweifellos hat sie eine große Bedeutung auch für die Pferdehaltung und die Ausbildung von Pferden. Ohne ein gutes Team ist die Organisation von Veranstaltungen kaum denkbar und erfolgreich. Funktionierende Teamarbeit fördert die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter und verbessert damit das Betriebsklima. Dr. Hans-Dieter Nebe vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westpfalz ist der Frage nachgegangen, was Betriebe mit gutem Betriebsklima richtig machen. Der viel besprochene demographische Wandel wird auch vor den Pferdebetrieben nicht halt machen. Motivierte Mitarbeiter für den Betrieb zu gewinnen und dort zu halten wird daher noch wichtiger werden. Die größte Motivation entsteht aus der Freude und dem Spaß am Tun. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die „Arbeit“ geschafft werden muss. Die Pferdehaltung ist ein arbeitsintensives Metier, häufig ohne geregelte Arbeitszeiten und natürlich auch an Sonn- und Feiertagen. Wie sorgen gute Pferdebetriebe dafür, dass ihre Mitarbeiter sich wohl fühlen und trotzdem oder gerade deswegen das Arbeitsergebnis verbessert wird? Woran kann man Betriebe mit gutem Betriebsklima erkennen? Der Erfolg hat viele Väter! Gerade auch im Fahrsport ist Teamarbeit gefragt – vor und hinter den Kulissen. Foto: Nebe Was ist ein Team? Der Duden definiert „Team“ als „Gruppe von Personen, die mit der Bewältigung einer gemeinsamen Aufgabe beschäftigt ist“. Die optimale Teamgröße liegt bei drei bis acht Mitgliedern2. Gute Teamarbeit kann nach Zienterra 20143 gewünscht, aber nicht erzwungen und die Zusammensetzung nicht verordnet werden. Sie geschieht durch die Beteiligten selbst, sei es aus Sympathie, sei es aus sachlichen oder funktionalen Gründen. Teamarbeit bedeutet, eine gemeinsame Aufgabe zu übernehmen, die Arbeitsabläufe selbst zu kontrollieren und gemeinsam für das Resultat verantwortlich zu sein. Teams arbeiten in der Regel über längere Zeit zusammen. Der Grad der Selbständigkeit kann dabei verschieden sein. Gute Teams gehen partnerschaftlich miteinander um, bestimmen weitgehend gleichberechtigt ihr Vorgehen und entwickeln dabei Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühle. Gute Teamarbeit nutzt Wissen und Erfahrungen unterschiedlicher Mitarbeiter und fördert die Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Betrieb. Nicht jede Zusammenarbeit von mehreren Personen ist also ein Team und – wer wollte es bezweifeln - nicht jede Arbeit lässt sich am effektivsten im Team erledigen. Wie bildet sich ein gutes Team? An einfachsten Beispielen, bei denen man Helfer braucht, wie das Anreiten eines jungen Pferdes, lassen sich die Kriterien der produktiven Teamarbeit gut darstellen. 1. Ziel – das Ziel ist klar umrissen; das junge Pferd soll zum ersten Aufsteigen eines Reiters pferdegerecht vorbereitet werden. Es ist wichtig, dass die gesamte kleine Gruppe immer weiß, warum sie was, wann tut. Was sind die Zwischenziele – was muss das junge Pferd kennen und können, bevor der Reiter das erste Mal in den Sattel steigt? Welche Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen? 2. Zusammensetzung - die richtige Mischung macht’s. Unterschiedliche Charaktere sollen sich ergänzen. Beim ersten Aufsteigen wird schnell klar – man braucht einen leichten, mutigen Reiter, eine Person, die Erfahrung an der Longe hat, und manchmal einen weiteren Helfer, der das Pferd anführt, es antreibt oder auch mal festhalten kann. Man 1 2 3 Günter Hirschsteiner, Serie: Schlüsselqualifikationen in Einkauf und Logistik, Teil 4 Teamfähigkeit und Kommunikationsverhalten Dr. W. Hissnauer, Arbeit im Team, ilf, Mainz Gabriele und Günter Zienterra, Ratgeber „Wie teamfähig sind Sie?“, Institut für Rhetorik und Kommunikation, Berlin 3. 4. 5. 6. 7. muss sich aufeinander verlassen können. Solche Teams können angeordnet werden, sie bilden sich jedoch häufig selbst oder bilden sich um, wenn eine Position nicht passt. Keiner soll in eine Position gedrängt werden, die ihm nicht liegt. Unterstützung – die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Das beginnt bei der Akzeptanz durch Betriebsleitung und die übrigen Mitarbeiter und geht in diesem Beispiel weiter über die Kunden, welche die benötigte Halle oder das Round-Pen auch nutzen wollen. Jeder kennt genügend Störfaktoren, die die besten Absichten torpedieren können. Diese gilt es im Vorfeld abzustellen. Betriebe welche die Fürsorgepflicht des/der Vorgesetzten leben, können auch Anforderungen an die Treuepflicht des Mitarbeiters stellen. Gleichwertigkeit – auch bei diesem Beispiel wird deutlich: alle Mitglieder eines Teams sind gleich wichtig. Die Aufgaben sind sinnvoll verteilt – doch bei einigen Aufgaben müssen auch ungeliebte Tätigkeiten möglichst gerecht verteilt werden. Suchen Sie gemeinsam eine Lösung. Legen Sie deshalb klare Regeln für die Verteilung der Kompetenzen fest. Spielregeln – sind umso wichtiger, je komplexer die Aufgabe ist. Jeder ist verantwortlich für seinen Aufgabenteil, die Ergebnisse und die Zusammenarbeit! Persönliche Auseinandersetzungen müssen immer direkt geklärt werden. Jeder bringt sich mit seinen Fragen, Problemen und Ideen ins Team ein. Wichtige Entscheidungen werden immer zusammen getroffen! Kommunikation - das zentrale Arbeitsinstrument! Manchmal versteht man sich blind und ohne viele Worte. Aber spätestens wenn es „knirscht“ ist der Dialog die Voraussetzung für das notwendige Vertrauen. Manchmal ist es hilfreich, dass am Anfang eines Treffens jeder kurz erzählt, was er gerade macht, wie weit er ist und wo es eventuell hakt. Zuwendung - das Schlüsselwort in der Kommunikation. Lob und Anerkennung von TeamMitgliedern kommt oft noch besser an als das vom Chef. Auch deshalb sollten Zwischenziele formuliert werden. Kritik gehört auch zur Zuwendung; wichtig ist jedoch, dass sie sachlich und konstruktiv formuliert wird. Dann wird auch die notwendige gute Atmosphäre nicht gestört. Woran erkennt man ein gutes Betriebsklima? Ein gutes Betriebsklima ist nicht nur wichtig für die Kundenzufriedenheit – und damit für den Betriebserfolg – sondern auch für die Gewinnung und Bindung guter Mitarbeiter. Die Betriebsdarstellung im Internet ist heute neben der Mund zu Mund Propaganda eine erste Informationsquelle. Anzeichen eines guten Betriebsklimas sind: o echte Bilder aus dem Betriebsalltag, denn authentische Bilder sagen mehr als tausend Worte. o die Kernmannschaft wird mit ihren Aufgabenbereichen kurz vorgestellt. Eine klare Organisation und Aufgabenverteilung ist ein Zeichen von Vertrauen und Verantwortung. Es wird schnell klar, ob Einzelkämpfer oder Teamplayer im Einsatz sind und ob Familienfreundlichkeit groß geschrieben wird. Langjährige Mitarbeiter eine geringe Fluktuation der Mitarbeiter – sind ein deutliches Signal. Informieren Sie sich vor Ort. In guten Betrieben o ist der „Chef“ an Ihnen als Mitarbeiter oder als Kunde interessiert. Er/Sie ist Vorbild für einen respektvollen Umgang miteinander. Er/Sie ist als Ansprechpartner verfügbar und hört zu, auch wenn das Zeit und Energie kostet. o äußern sich Mitarbeiter glaubhaft über die Vorzüge ihres Arbeitgebers. Wirken sie positiv und authentisch, so weist das nicht nur darauf hin, dass die Mitarbeiter gerne für den Betrieb arbeiten, sondern der Arbeitgeber auch Wert auf ihre Meinung legt. o sind die Krankenstände der Mitarbeiter eher gering; diese sind ein Barometer des Betriebsklimas. o erhalten Sie als zukünftiger Mitarbeiter ein greifbares Bild Ihrer Aufgaben, Aufstiegschancen und Entwicklungsmöglichkeiten. o gibt es Fragebögen zur Kundenzufriedenheit. Dies zeigt, dass der Betrieb an einer ständigen Verbesserung der Gesamtsituation interessiert und für konstruktive Anregungen offen ist.
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