LOKALES WESTFALEN-BLATT Nr. 38 Montag, 15. Februar 2016 Paderbunt sieht Parteien in der Pflicht Polizei: Kundgebungen sind gewaltfrei verlaufen – Sitzblockade hat ein Nachspiel Von Karl P i c k h a r d t Erkrankung der Schilddrüse Paderborn (WV). In seiner Veranstaltungsreihe »Ihre Gesundheit – Unser Beitrag« informiert das Evangelische Krankenhaus St. Johannisstift am Dienstag, 16. Februar über die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Für 18.30 Uhr lädt Dr. Albert Peters, Chefarzt der Klinik für Chirurgie zu einem Vortrag in den großen Saal des Altenheims St. Johannisstift ein. Er informiert alle Interessierten über die unterschiedlichen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Schilddrüsenerkrankungen. Ob eine Über- oder Unterfunktion, eine Vergrößerung oder eine Entzündung der Schilddrüse: Die Erkrankungen dieses Organs sind sehr unterschiedlich und haben immensen Einfluss auf den menschlichen Körper. Denn mit der ausgewogenen Produktion von Schilddrüsenhormonen kontrolliert die Schilddrüse den Stoffwechsel jeder einzelnen Körperzelle sowie den Energiebedarf des Körpers. Die Schilddrüse reguliert die Herzfrequenz ebenso wie den Wärmehaushalt, aktiviert die Sauerstoffaufnahme von Zellen und Geweben, regt die Atem- und Darmfunktion an und erhöht die Reaktionsfähigkeit von Nervenund Muskelgewebe. Darüber hinaus spielt die Schilddrüse eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Menschen. Im Anschluss an die Veranstaltung besteht Raum für Fragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. Pilger- und Studienreisen Paderborn (WV). Diakon Otto Balkhausen lädt ein zur Teilnahme an den Pilger- und Studienreisen 2016. Angeboten werden: Tschenstochau (Polen) vom 21. bis 27. Mai: Neben den Städten Breslau und Krakau führt die Reise auf den Spuren des Papstes Johannes Paul II. nach Tschenstochau. Lourdes vom 1. bis 7. September: Zu dem Besuch von Nevers und Lourdes führt diese Reise auch nach Cluny und Taizé. Rom, Assisi, Flüeli vom 10. bis 19. Oktober: Diese Reise ist besonders durch das Heilige Jahr der göttlichen Barmherzigkeit geprägt. Dabei werden die Teilnehmer in Rom die Heiligen Pforten durchschreiten. Information und Anmeldung sind bei Diakon Otto Balkhausen erhältlich, per Telefon unter 05254/68638 oder 05292/98400; E-Mail [email protected]; Internet: www.Balkhausen-Pilgerfahrten.de. Autogenes Training bei Krebs Paderborn (WV). Zu einem Kursus »Autogenes Training für krebserkrankte Frauen« lädt die Psychosoziale Krebsberatung der Diakonie Paderborn-Höxter ein. Er findet 14-tägig an sechs Terminen von 17 bis 18.30 Uhr in der Diakonie-Beratungsstelle, Riemekestraße 12 in Paderborn, statt. Beginn ist am Montag, 22. Februar. Den Kursus leitet Rosemarie Möller, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HPG). Die Teilnahme ist kostenlos. Autogenes Training ist eine Form von Selbsthypnose, die einen Ausgleich zwischen Spannung und Entspannung herstellen soll und stressvermindernd wirken kann. Das Training entspannt die Muskulatur, wirkt beruhigend, lindert Schmerzen und steigert die allgemeine Leistungsfähigkeit. Anmeldung: Petra GrunwaldDrobner, Tel. 05251/54018-41; EMail [email protected]. P a d e r b o r n (WV). Nach den Demonstrationen und Kundgebungen zu den Themen »Willkommenskultur« und »Asylrecht« am Freitagabend in der Paderborner Innenstadt hat die Polizei Ermittlungsverfahren gegen etwa 60 Demonstranten eingeleitet. Die überwiegend jungen Menschen hatten mit einer Sitzblockade im Riemekeviertel einen Aufzug der »Alternative für Deutschland« (AfD) aufhalten oder behindern wollen. Die Sitzblockade und das Vorbeiziehen der AfD-Demonstranten bilden den sicherlich heikelsten Punkt an diesem Freitagabend: So nah kommen sich die beiden Lager an keiner anderen Stelle. Die Polizei kesselt Demonstranten der Sitzblockade ein, die nahezu die gesamte Breite der Riemekestraße in Anspruch nimmt, und leitet den AfD-Aufzug auf dem Bürgersteig weiter. Gegenseitige Beschimpfungen und Sprechchöre heizen die aufgewühlte Stimmung an. Die Polizei stellt die Identität der Blockadeteilnehmer fest und leitet Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ein, sagt Polizeisprecher Ulrich Krawinkel. Wegen dieser Polizeimaßnahmen im Riemeke hätten weitere Straßen gesperrt und vorab geplante Sperren länger als geplant durchgeführt werden müssen. Es sei daher für Anwohner zu längeren Verkehrsbeeinträchtigungen gekommen. Ansonsten berichtet die Polizei von gewaltfreien Demonstrationen und Kundgebungen. An der Demonstration der Gruppe »Paderbunt« vom Rathaus zur Veranstaltung »Das Riemeke rockt« in der Imadstraße hätten 1000 Menschen teilgenommen. Diese Zahl deckt sich auch mit Angaben des Paderbunt-Sprechers Reinhard Menne. Weitere 500 Teilnehmer zählt die Polizei beim Friedensgebet und 400 am Hauptbahnhof: Von dort führt das »Bündnis gegen Rechts« einen Demonstrationszug ebenfalls zum Rocktreff in der Imadstraße. 500 Teilnehmer haben an der AfD-Kundgebung vor der Herz-Jesu-Kirche am Westerntor teilgenommen, schätzt die Polizei. AfDKreisvorsitzender Günter Koch sagt am Samstag, dass er in der Spitze 1200 Teilnehmer an Kundgebung und Demonstrationszug durchs Riemeke ausgemacht habe. Die Paderborner Hauptkreuzung am Westerntor ist wegen der Kundgebungen am Freitagabend stundenlang gesperrt. Auch hier kommen sich Teilnehmer der AfDund Paderbunt-Demonstration bis auf 50 Meter nahe. Berittene Polizei hält die beiden Lager auf Distanz. AfD-Kreisvorsitzender Günter Heike Lage im Riemeke: Die Polizei schließt einen Ring um die Sitzblockade vermutlich aus Reihen der DGB-Jugend und leitet auf dem schmalen Bürgersteig mehrere hundert AfD-Demonstranten vorsichtig vorbei. Bei aufgewühlter Stimmung bleibt alles gewaltfrei. Foto: Besim Mazhiqi Koch hat am Sonntag Polizei und bunt auch im März wieder zur Versammlungsleiter der PaderGegendemonstration aufruft. Pabunt-Kundgebung kritisiert, weil derbunt werde sich künftig wieder sie das Mitführen eines Plakats mit stärker auf seine Aufgabe als PlattHakenkreuz-Darstellung zugelasform für Flüchtlinge und deren sen hätten. Auf diesem Plakat ist Unterstützer konzentrieren, sagte zu lesen »Rassisten raus«. In den Menne. Eine politische Auseinanabgewinkelten Armen des Hakendersetzung mit der AfD sei nicht kreuzes sind mehrfach die BuchAufgabe der Paderbuntler, sondern staben »AfD« vermerkt. Koch kritiAufgabe der Partein. Menne: »Und siert weiter, dass sich Landrat an die übergeben wir jetzt diese Manfred Müller, Aufgabe.« Menne Bürgermeister Mizum WESTFÄLI»Jetzt sind die Parchael Dreier oder SCHEN VOLKSteien dran, sich mit BLATT: »Jetzt sind CDU-Fraktionschef Markus Mertens mit die Parteien dran. der AfD auseinandiesem Plakat (im Macht deutlich, dass derzusetzen« Hintergrund) hätten diese AfD nicht fotografieren lassen. Reinhard M e n n e wählbar ist« Koch: »Sie haben AfD-Kreischef Paderbunt-Sprecher anscheinend kein Günter Koch kündigt Problem damit, sich für den März eine mit Kennzeichen verfassungswidweitere Kundgebung zum Thema riger Organisationen ablichten zu »Asylrecht« an. Im AfD-Kreisvorlassen.« stand soll geklärt werden, ob erPaderbunt-Sprecher Reinhard neut ein Freitag als Aktionstag geMenne (»ein großes Bündnis von wählt werde. Denkbar sei auch ein fast 50 Organisatoren«) sieht in Samstag. »Wir kommen auf jeden insgesamt 1800 Teilnehmern an Fall wieder, das ist ganz sicher«, mehreren Veranstaltungen am sagt Günter Koch am Tag nach der Freitag einen Beleg dafür, dass Demonstration. Bei der Kundge»das ganze Paderborner Land bung am Freitag hatte Koch geHerz und Hirn gezeigt und deutlich mutmaßt, dass hinter jedem Teilgemacht hat, dass es beabsichtigt, nehmer zehn weitere Bürger stündie Willkommenskultur fortzusetden, die sich aber nicht mit der AfD zen.« Eher fraglich ist, ob Paderin die Öffentlichkeit trauten. Am Westerntor stehen sich Paderbunt und AfD nur 50 Meter voneinander getrennt gegenüber. Die Polizei hält mit einer Reiterstaffel die Lager auf Distanz und sichert. Foto: Jörn Hannemann AfD als Gegner akzeptieren? Intensive Diskussion auf der »politischen Bühne« während der Demonstration Von Maike S t a h l Paderborn (WV). Die Frage, ob die AfD als Diskussionsgegner akzeptiert werden kann oder nicht, ist am Freitagabend auf der von Paderbunt organisierten »Politischen Bühne« vor dem Rathaus intensiv diskutiert worden. Während CDU-Fraktionschef Markus Mertens es wichtig findet, mit den Rechtspopulisten zu diskutieren, um sie zu demaskieren, stehen sie für die Linke-Bundestagsabgeordnete Kathrin Vogler außerhalb des »demokratischen Spektrums«. Mertens machte deutlich, dass die Feinde der Demokratie für ihn rechts außen, aber auch links außen stehen. »Radikale Parteien, die wie die AfD den Schießbefehl propagieren oder dumpfe Parolen reinhauen, müssen demaskiert werden«, forderte der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion. Niederschreien helfe nicht. Wichtig seien ihm diejenigen Bürger, die keine Hardliner seien, aber mit der AfD sympathisieren. »Diese müssen überzeugt und in die Mitte der Gesellschaft zurückgeholt werden.« Dabei würden Beschimpfungen nicht helfen, sondern allein Kommunikation. Auch Reinhard Borgmeier, DIPFraktionsvorsitzender im Stadtrat, warnte davor, diejenigen zu verlieren, die sich bisher weder deutlich links noch rechts positioniert hätten. »Es gibt 40 Prozent Bürger, die verunsichert sind. Denen müssen wir Angebote machen«, forderte er. Dazu sei in Paderborn ein Schulterschluss nötig, deshalb sei es gut, dass auch die CDU teilnehme. Das gesellschaftliche Klima dürfe nicht vergiftet werden. »Klare Kante gegen Rechts«, forderte Grüne-Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann. Sie habe kein Verständnis mehr für die »rechtspopulistischen, fremdenfeindlichen und homophoben Äußerungen«, die von der AfD täglich zu hören seien. »Wir müssen Flag- Intensive Diskussion auf der »politischen Bühne (von links): Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Michael Dreier, Karsten Grabenstroer (Vize-Bürgermeister), Carmelo Zanghi (IG Metall), Markus Mertens (CDU-Fraktionsvorsitzender) und Burkhard Blienert (SPD-Bundestagsabgeordneter). Foto: Jörn Hannemann ge zeigen, denn wir haben sehr viel zu verteidigen in Deutschland.« Als Gegner, denen sie entgegentrete, sieht Kathrin Vogler (Die Lin- ke) die AfD. Zum demokratischen Spektrum gehörten für sie nur diejenigen, die gemeinsam um gute Lösungen ringen. Auch der Verfas- sungsschutz habe in Bezug auf die rechte Szene versagt. »Was wir brauchen, ist nicht nur ein Aufstand der Anständigen, sondern auch Anstand der Zuständigen!« Der SPD-Bundestagsabgeordnete Burkhard Blienert berichtete, dass er es bei der Berlinale als sehr positiv und ermutigend wahrgenommen habe, welche deutlichen und lobenden Wort Kulturschaffende aus der ganzen Welt für die deutsche Flüchtlingspolitik gefunden hätten. Für die AfD, die als bürgerlicher Arm »in Talkshows Unsinn verbreiten« dürfe, sei kein Platz in Paderborn – »egal, wie häufig sie kommen.« »Wir müssen klügere Antworten finden als die AfD«, forderte Karsten Grabenstroer (FDP), der dritter stellvertretender Bürgermeister ist. Er vertraue darauf, dass die sich schließlich durchsetzen würden. Denn die Bürger, die Fragen und Sorgen haben, würden von der AfD mit »einfachen und ziemlich dummen Antworten« bedient.
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