BETEILIGUNGSKAPITAL „Nicht aus privaten Reserven bezahlbar“ Dank einer Beteiligungsgesellschaft übernahm Dr. Bosserhof einen Drahtbearbeiter Bei der Unternehmensnachfolge der Firma Jouhsen-bündgens spielte Beteiligungskapital eine wichtige Rolle. Zudem ermöglicht das Finanzierungsmodell, das Wachstum der auf Drahtbearbeitung spezialisierten Firma voranzutreiben. B eim ersten Kontakt mit der Beteiligungsgesellschaft SUBG Aachen war der heutige Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Dr. Bert Bosserhoff noch gar nicht an Bord der Firma Jouhsen-bündgens. Sein Vorgänger und Unternehmensgründer Hubert Jouhsen hatte die Beteiligungsgesellschaft der Sparkassen für die Region Aachen, Krefeld und Mönchengladbach aufgrund der anstehenden Nachfolgeregelung konsultiert. Die beiden Parteien wurden sich einig: Im ersten Schritt, im Jahr 2005, übernahm die S-UBG in einer offenen Beteiligung 40 % der Firma, 55 % verblieben beim Gründer. Ein ursprünglich als Nachfolger ausgewählter Mitarbeiter übernahm 5 %. Bild: Jouhsen-bündgebns Nachdem die Verhandlungen mit einem ersten Kandidaten erfolglos blieben und man sich wieder getrennt hatte, kam Bosserhoff ins Spiel. „Erst bin ich im Jahr 2007 als Mitarbeiter in das Unternehmen eingestiegen. Doch zum Jahreswechsel habe ich bereits zehn Prozent der Anteile übernommen“, berichtet der heutige Geschäftsführer der auf Drahtbearbeitung spezialisierten Firma mit Sitz in Stolberg. Im Jahr 2009 übernahm er im Zuge eines so genannten Management-Buy-outs (MBO) gemeinsam mit der S-UGB das gesamte Unternehmen. Bosserhoff hielt nun 51 % und übernahm im Jahr 2010 die alleinige Geschäftsführung. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung im Jahr 2012 erwarb schließlich der heutige Vertriebschef Dr. Jörg Peter Renz 10 % der Anteile. Die S-UBG hält seitdem rund 44 %, Firmenchef Bosserhoff rund 46 %. Die Beteiligung der S-UBG hat Bosserhoff die Firmenübernahme ermöglicht. „Eine solche Übernahme kann man in der Regel nicht aus privaten Reserven bezahlen“, erklärt der heutige Firmenchef. Zudem habe er die Unterstützung der Beteiligungsgesellschaft bei der Nachfolgeregelung als sehr wertvoll empfunden. „Schließlich kauft man nicht jeden Tag ein Unternehmen und es gibt dabei sehr viel zu beachten.“ In das laufende Geschäft hingegen mischt sich die S-UBG nicht ein. „Das ist sehr angenehm“, freut sich Bosserhoff. „Das habe ich als Angestellter in anderen Firmen anders erlebt. Da waren die Venture-Capital-Gesellschaften sehr präsent.“ Ebenfalls positiv: Der S-UBG gehe es als Eigenkapitalgeber aus der Region nicht um den schnellen Verkauf der Firmenanteile. Ihr Ziel sei es, länger mit den Unternehmen zusammenzuarbeiten und sie zu entwickeln. „Eine solche Übernahme kann man in der Regel nicht aus privaten Reserven bezahlen“, sagte Dr. Bert Bosserhof. Die Beteiligung der S-UBG hat ihm erst die Übernahme von Jouhsen-bündgens ermöglicht. 14 Produktion MAGAZIN Oktober/2013 BETEILIGUNGSKAPITAL Bild: Jouhsein-bbündgens Die Mitarbeiter von Jouhsen-bündgens stellen Maschinen für die Drahbearbeitung her. Eine Nische sind Maschinen für die Herstellung von Nägeln für Batterien. Nach dem Krisenjahr stieg der Umsatz um 30 % Weil es gar nicht ihr Anliegen ist, die unternehmerische Rolle zu übernehmen, geht die S-UBG ausschließlich Minderheitsbeteiligungen ein. „Wir sehen unsere Aufgabe bei der Finanzierung“, erklärt der S-UBG-Vorstand Bernhard Kugel. Wichtig sei der S-UBG, dass sie über die Geschäftsentwicklung informiert werde. Die Größenordnung der Beteiligungen der S-UBG liegt bei 1 Mio bis 4 Mio Euro. Wie bei Jouhsen-bündgens nutzt die Gesellschaft oftmals die Möglichkeit, zum einen über den Ankauf von Firmenanteilen eine offene Beteiligung einzugehen und weiteres Eigenkapital über eine stille Beteiligung einzubringen. Kugel: „So können wir den Finanzierungspielraum zusätzlich erweitern.“ Neben der Nachfolge geht es bei der Beteiligungsfinanzierung auch um das Wachstum des Unternehmens. „Unser Ziel ist es, mit unseren Anteilen Geld zu verdienen“, so Kugel. „Deshalb sind wir auch darauf bedacht, dass die Unternehmen prosperieren.“ Auch dieser Plan ging auf: Nach einem schwierigen Krisenjahr 2009 zeigte die Entwicklung des Unternehmens Jouhsen-bündgens nach oben. Seitdem hat sich der Umsatz um etwa 35 bis 40 % gesteigert. Für das Jahr 2013 erwartet Bosserhoff einen Umsatz von 8 Mio Euro. Das Unternehmen beschäftigt 37 Mitarbeiter. Zum Jahreswechsel 2012/2013 hat Jouhsen-bündgens über die Holding ein Unternehmen hinzugekauft, das zur Wachstumsstrategie des Unternehmens passt. „Wie viele deutsche Maschinenbauer sind wir in Nischenmärkten unterwegs, da lässt sich der Markt nicht beliebig ausweiten. Das heißt, wir müssen selbst neue Märkte auftun oder eben durch Firmenkäufe wachsen.“ Eine der Nischen, in denen das Unternehmen besonders erfolgreich ist, sind Maschinen, mit denen die Nägel hergestellt werden, die sich in jeder Alkalibatterie finden. Bosserhoff: „Hier haben wir einen Weltmarktanteil von deutlich über 80 Prozent“. Hersteller wie Duracell, Energizer oder Varta arbeiten mit den Maschinen aus Stolberg. Das Geschäft von Jouhsen-bündgens ist insgesamt sehr international ausgerichtet. Im vergangenen Jahr hatte die Firma einen Exportanteil von 86 %. Wichtige Märkte sind die USA, Asien und Europa. „Durch die Zusammenarbeit mit Handelsvertretern schaffen wir es, mit einem relativ kleinen Overhead einen großen Markt abzudecken“, erklärt Bosserhoff, der Vertrieb und Akquise gemeinsam mit seinem Geschäftspartner stemmt. Autorin Andrea Bittelmeyer akf bank industriefinanz wir finanzieren produktivität [email protected] Tel. +49 202 25727-3301 Produktion MAGAZIN Oktober/2013 15
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