Die Logistik macht`s möglich - Logistikbasis der Armee LBA

2 / 15
Die Logistik macht’s möglich
4 Bereitschaft, Einsatzdiversität und Leadership
Der neue Brigadekommandant im Interview
12 Liebesbriefe und Salametti – tempi passati?
Die Feldpost im digitalen Zeitalter
14 Networking
Wie man im Dienst Kontakte knüpft
Editorial
Geschätzte Angehörige der Logistikbrigade 1
Ich bin stolz auf Ihre Leistung. Seit mir am 11. August das Kommando der Brigade anvertraut wurde, konnte ich mir persönlich und vor
Ort ein Bild Ihrer Arbeit verschaffen. Sie haben in Spitälern Menschen geholfen, in Werkstätten Fahrzeuge und Geräte repariert, ein
Gebäude mitten in der Stadt Bern geschützt, bei unzähligen Transporten Menschen und Material bewegt und nicht zuletzt durch Ihre
Leistung in den Logistikcenter die Einsätze der Armee erst möglich
gemacht. Sie haben diese Aufgaben mit fachlicher Kompetenz, grossem Pflichtbewusstsein und hoher Motivation erfüllt. Mir ist dabei
bewusst geworden wie wichtig es ist, Ihnen auch den Sinn dieser Einsätze und Aufträge zu erläutern. Ich verspreche Ihnen, in diesem Bereich einen Effort zu leisten. Sie haben ein Recht darauf.
Als Einsatzbrigade werden wir nächstes Jahr weiter daran arbeiten,
unsere Bereitschaft und Einsatzfähigkeit zu erhöhen. Dies werden
wir, nebst echten Einsätzen, mit anspruchsvollen, realitätsnahen
Übungen erreichen. Ich freue mich jetzt schon darauf, Sie wieder in
diesen Einsätzen und Übungen zu besuchen.
Ihre Arbeit gibt mir die Gewissheit, dass wir gemeinsam Einsätze
bestehen und die uns anvertrauten Aufträge erfüllen werden. Und
das ist in den letzten Tagen, Wochen und Monaten noch wichtiger
geworden. Die Ereignisse haben es uns in Heftigkeit und Häufigkeit
deutlich gezeigt. Als Angehörige der Armee tragen wir die ­grosse
Verantwortung, unserem Land und unseren Leuten zu helfen, sie
zu schützen und wenn nötig dafür zu kämpfen. Wir sind die einzige
­Sicherheitsreserve der Schweiz. Die Armee braucht Sie!
Ich wünsche Ihnen allen ruhige und friedliche Weihnachtstage.
Brigadier Thomas Süssli
Kommandant Logistikbrigade 1
2 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Bild: ZEM
Die Logistik macht’s möglich – Sie machen
es möglich!
Inhalt
Titelbild
Ein Soldat der Vrk Kp 1/1 auf dem Motorrad im Einsatz. (Bild: Major Roger Büchler,
Presse- und Informationsoffizier Verkehrsund Transportbataillon 1)
Inhalt
2Editorial
Der Brigadier hat das Wort
4 Bereitschaft, Einsatzdiversität und Leadership
Interview mit Brigadier Thomas Süssli, neuer Kommandant der Logistikbrigade 1
7 «Ich habe keine einzige negative Reaktion erlebt»
Einsatz des Spitalbataillons 75 im Universitätsspital Basel
9 Die Hebamme im Militär
Unterwegs mit Obergefreite Rotkreuzdienst Christine Fässler
10 Wenn der Patient flüchtet und der Soldat zittert
Ein Erfahrungsbericht von der Nachtschicht
4Bereitschaft, Einsatzdiversität
und Leadership
Der neue Brigadekommandant im Interview
12 Liebesbriefe und Salametti – tempi passati?
Eine Umfrage im Spit Bat 75
14 Beziehungen schaden nur demjenigen, der keine hat
Networking im San Log Bat 81
16 «Das ist ja wie am Flughafen»
Volltruppenübung «CONDOTTA DUE 1» beim Infra Bat 1
18 Die Informationskette von Grund auf überprüft – es braucht einfach alle
Übung «Basilea 1356» beim VT Bat 1
20 Condotta Due – Ein Erlebnisbericht
FDT 2015 des Logistikbataillon 52
22 Das Logisitikbataillon 21 machts möglich
FDT 2015 des Logistikbataillons Bat 21
12Liebesbriefe und Salametti –
tempi passati?
Die Feldpost im digitalen Zeitalter
24 Alles hat ein Ende – ein persönlicher Rückblick
Kolumne
Impressum
armee.ch, die Zeitschrift für die Angehörigen der Log Br 1, erscheint zweimal jährlich
auf deutsch und französisch.
Nächste Ausgabe:
1/2016Redaktionsschluss:01.06.2016
Erscheint im: Juli 2016
Herausgeber: Chef der Armee und Kommandant Log Br 1
Redaktion: Oberstleutnant Philippe Matter, Chef Kommunikation Log Br 1; Fachof Philipp Arnold,
Journalistof Log Br 1; Kdo Log Br 1, Worblentalstrasse 36, 3063 Ittigen
Übersetzungen: Wachtmeister Nicolas Marti
Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), Bern
Druck: Merkur Druck AG, Langenthal
Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich beim Sektionschef des Wohnorts.
Alle anderen schriftlich beim Kommando Log Br 1
Copyright: VBS, Bereich Verteidigung
Internet: www.logistikbrigade.ch
www.logistikbasis.ch
14Networking
Wie man im Dienst Kontakte knüpft
www.armee.ch
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
3
Interview
Brigadier Thomas Süssli, Brigadekommandant der Logistikbrigade 1
Bereitschaft, Einsatzdiversität und
Leadership
Seit dem 11. August 2015 hat die Logistikbrigade 1 einen neuen Brigadekommandanten. Mit Brigadier Thomas Süssli wurde
erstmals seit Gründung der Brigade ein «Milizler» zum Kommandanten gewählt. Im Interview erklärt er, wie er die Brigade in
die Zukunft führen will und was er von seinen Unterstellten erwartet.
Oberstleutnant Philippe Matter, Chef Kommunikation Logistikbrigade 1
die Vielfalt und Leistungsfähigkeit verschaffen. Die Brigade ist sehr
gut aufgestellt, insbesondere in Bezug auf Ausbildung, Bereitschaft
und Führungsfähigkeit.
Brigadier Thomas Süssli, seit rund vier Monaten sind Sie Kommandant
der Logistikbrigade 1. Die berühmten «hundert Tage im Amt» sind
Seit Oktober 2014 waren Sie als CEO bei der Bank Vontobel Financial
vorbei. Wie haben Sie die erste Zeit an der Spitze der Brigade erlebt?
Products in Singapur angestellt und für den Markteintritt der Bank
Ich habe mich sehr gefreut, wie gut und herzlich ich aufgenommen
wurde. Ich kannte zwar den Milizteil der Brigade sehr gut, der «Berufsteil» war jedoch neu für mich und ich war auf Unterstützung
angewiesen. Diese habe ich jederzeit von meinem Umfeld gespürt.
Besonders beeindruckt haben mich die Begegnungen mit der Truppe
und den Kadern in den Bataillonen und Kompanien. Ich konnte mir
bei Besuchen in Einsätzen und Übungen einen guten Eindruck über
Vontobel in Asien verantwortlich. Was war für Sie ausschlaggebend,
dass sie zurück in die Schweiz kamen und die neue Aufgabe bei der
Armee übernommen haben?
Es war tatsächlich ein schwieriger Entscheid. Die Aufgabe in Asien
hat mir sehr gut entsprochen, war anspruchsvoll und ich konnte in
kurzer Zeit ein starkes lokales Team aufbauen. Mit meinem Weggang
habe ich viele meiner Kollegen und Vorgesetzten enttäuscht. Ich
Der neue Brigadekommandant (rechts) gemeinsam mit Divisonär Andreas Stettbacher im direkten Kontakt mit der Truppe.
«Wer von Menschen Leistung will, muss ihnen Sinn geben. Wir sind ja alle nicht nur Soldaten, sondern auch Bürger in Uniform.»
4 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Interview
Bilder: Kommando Log Br 1
glaube aber, dass sie mich schliesslich verstanden haben. Es war ein
Herzensentscheid. Ein Entscheid, mein Leben der Schweiz, der Armee
und dem Thema Leadership widmen zu können.
Sie kennen unsere Brigade bereits seit 2004 als Kommandant des
Spitalbataillons 5. Ab 2008 waren Sie im Stab als Unterstabschef
Logistik eingesetzt und zuletzt bis Ende 2014 waren Sie Stellvertreter
des Brigadekommandanten. Welche bisherigen Erkenntnisse als
«Milizler» nehmen Sie mit in die neue Funktion?
Der Umstand, dass ich selber ein Bataillon in der Brigade kommandierte, lässt mich die Situation und Herausforderungen der unterstellten Kommandanten besser verstehen. Ich möchte so führen, wie
ich als Kommandant selber gerne geführt werde. Der Stab wiederum
muss für die Truppe echten Mehrwert generieren, was er schon lange
durch die Vorbereitungen und Durchführung von Trainings und
Übungen macht.
Ihr Lebenslauf weist eine grosse Vielfalt auf: Wirtschaftsinformatiker,
Unternehmer und Banker in leitenden Funktionen im In- und Ausland.
Welche ihrer Stärken und Fähigkeiten glauben Sie, sind in der
aktuellen Lage der Armee besonders gefragt und werden Sie gezielt
einbringen können?
Ich glaube, dass in Zeiten der Veränderung und Unsicherheit, so wie
wir sie jetzt erleben, menschenzentrierte Führung sehr wichtig ist.
Ich konnte als Manager und Unternehmer während vielen Jahren
Führungserfahrung sammeln. Dies in ganz verschiedenen Arten
von Organisationen. Die Führung von Informatikspezialisten in
einem Start-up ist sehr verschieden von der Führung einer Abteilung in einem Back-Office einer Bank. Und mein Team in Asien,
bestehend aus Kollegen aus China, Indien und Singapur war doch
sehr verschieden von den selbstbewusst auftretenden Angelsachsen.
Immer aber geht es um Menschen. Wenn ich zurückblicke, ist dies die
wichtigste Erkenntnis zur Führung. Am erfolgreichsten waren wir als
Organisation immer, wenn ich eine starke persönliche Beziehung zu
meinen Mitarbeitern hatte und sie persönlich ihren Fähigkeiten und
Erfahrung entsprechend forderte.
Als Führungspersönlichkeit erlebt man Sie als innovativen und kreativen
Macher, der neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen ist. Wie können
die Angehörigen unserer Brigade Sie am besten auf Ihrem Weg
unterstützen? Beissen sich Innovation, Kreativität und Militär nicht?
Nein, im Gegenteil. Die Armee als Ganzes ist ja eine lernende und
sich entwickelnde Organisation. Das zeigt uns gerade die WEA, die
Weiterentwicklung der Armee. Ich möchte deshalb allen Angehörigen
der Brigade Mut machen, neue Wege zu beschreiten und in ihrem
Verantwortungsbereich Neues zu versuchen. Unser Prinzip der Auftragstaktik fördert ja Kreativität, weil es dem Unterstellten Freiheit
bei der Art der Zielerreichung lässt. Wir müssen alle diesen Freiraum
ausnützen um das beste mögliche Resultat zu erzielen.
Wo steht die Logistikbrigade 1 heute und wo führt die Reise hin?
Die Erstellung der Bereitschaft für Einsätze steht im Vordergrund und
bestimmt alle unsere Aktivitäten. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit
eines Einsatzes der Armee, als einzige Sicherheitsreserve der Schweiz,
hat in den letzten Monaten tendenziell zugenommen und wird weiter
zunehmen. Die Armee kann helfen, schützen oder sie kann für unser
Land kämpfen. Bei einem Aufgebot im Katastrophenfall erwartet
unsere Bevölkerung, dass wir schnellstmöglich und mit allen einsetzbaren Mitteln helfen.
Wie können wir diese Bereitschaft erreichen?
Nur indem wir vorbereitet sind und so trainieren, wie wir in den
Einsatz gehen. So werden wir jeden WK mit einer Mobilmachung
Die Einsatzdiversität ist dem Brigadier ein wichtiges Anliegen:
«Bezüglich der Vielfalt möglicher Einsätze werden wir uns in den
nächsten Monaten nochmals systematisch überlegen, über welche
Fähigkeiten jedes Bataillon in Zukunft verfügen muss.»
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
5
Interview
Wer nichts wagt, gewinnt nichts: «Ich möchte allen Angehörigen
der Brigade Mut machen, neue Wege zu beschreiten und in ihrem
Verantwortungsbereich Neues zu versuchen.»
beginnen und aus dieser schnellstmöglich in einen Einsatz oder eine
Übung gehen. Bezüglich der Vielfalt möglicher Einsätze werden wir
uns in den nächsten Monaten nochmals systematisch überlegen, über
welche Fähigkeiten jedes Bataillon in Zukunft verfügen muss. Solche
Überlegungen gibt es bereits als Bausteine des Gesamtsystems der
Armee. Wir werden sie hinsichtlich Einsatzdiversität erweitern und
detaillieren, so dass wir Schulungsziele für Übungen ableiten und
diese Fähigkeiten gezielt trainieren können.
Wer Sie bei Ihren an das Kader gerichteten Reden erlebt, erfährt rasch,
dass Ihnen Leadership sehr wichtig ist. Was verstehen Sie unter
Leader­ship? Wie kann man ein guter Leader sein?
Wer von Menschen Leistung will, muss ihnen Sinn geben. Wir sind
ja alle nicht nur Soldaten, sondern auch Bürger in Uniform. Deshalb
hat jeder von uns ein Recht darauf zu verstehen, warum er einen
Auftrag oder Einsatz macht. Bei meinen Besuchen bei der Truppe
erlebe ich noch immer Soldaten mit Bewachungsaufträgen, die gar
nicht wissen, was und warum sie bewachen. Wie sollen diese in einer
6 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
komplexen und unsicheren Lage richtig reagieren können? Wie sollen
sie motiviert sein, wenn der Sinn fehlt? Deshalb bedeutet Leadership
zuerst einmal ein motivierendes Ziel vorzugeben. Ein Ziel, dessen
Erreichung erstrebenswert und sinnvoll ist. Unser 5-Punkte Befehl ist
ja wie geschaffen dafür. Der erste Punkt, die Orientierung, erklärt ja
genau das «Warum». Leadership hat aber auch viel damit zu tun, wie
ich mit meinen Unterstellten umgehe. Wenn ich Verantwortung für
deren Wohlergehen übernehme, Fürsorge zeige, dann übernehmen
diese auch Verantwortung für den Verband und den Auftrag. Und
nicht zuletzt bedeutet Leadership auch Vertrauen in die Unterstellten.
Vertrauen, diese selbständig machen zu lassen, nicht alles im Detail
vorzugeben, sie selber lernen und besser werden zu lassen. n
Herr Brigadier, Danke für das Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin
viel Spass und Erfolg in Ihrer neuen persönlichen Herausforderung als
Kommandant der Logistikbrigade 1.
Interview Unispital
Einsatz des Spitalbataillons 75 im Universitätsspital Basel
«Ich habe keine einzige negative
Reaktion erlebt»
Soldat Stephan Zographos war im WK im Universitätsspital Basel im Einsatz. Seine Erfahrungen, unter anderem auch mit
einem sterbenden Menschen, brachten ihn an seine Grenzen, «aber stets in einem geschützten Rahmen», wie er selbst sagt.
Fachoffizier Marc Haring, Presse- und Informationsoffizier Spitalbataillon 75 und
Soldat Remo Schraner, PIO-Soldat Spitalkompanie 75/1
Im Rahmen der Übung CONEX15 wurden im September 2015 acht
Bataillone aufgeboten, um für einen allfälligen Katastrophenfall
die Zusammenarbeit mit diversen zivilen Institutionen zu trainieren. So auch das Spitalbataillon 75, welches in den verschiedensten
Abteilungen des Universitätsspitals Basel (USB) eingesetzt wurde.
Soldat Stephan Zographos unterstützte beispielsweise die chirurgische
Intermediate Care Station (IMC), eine Überwachungsabteilung für
Patienten, die eine intensive Betreuung benötigen.
Zum Abschluss der Dienstleistung luden wir Soldat Stephan
­Zographos, Vitomir Jankovic, den Abteilungsleiter der IMC, sowie
Oberstleutnant im Generalstab Kai Tisljar, Bataillonskommandant
des Spitalbataillons 75 und selber Oberarzt am USB, zu einem Gespräch ein.
Als wissenschaftlicher Berater für analytische Labors haben Sie,
Soldat Zographos, im Zivilen nichts mit der Pflege zu tun. Wie wurden
Sie im Spital eingesetzt?
Zographos: Zu meinen Aufgaben gehörten unter anderem das Umlagern von Patienten, das Erledigen von administrativen Angelegenheiten oder das Auffüllen von Verbrauchsmaterial. Vor allem war ich
aber stets bereit, wenn helfende Hände gebraucht wurden.
Der Einsatz im USB ist nun beendet. Wie ist Ihr Fazit?
Zographos: Ich würde so einen WK auf jeden Fall nochmals machen!
Das Team auf der Überwachungsstation war super. Trotz der ernsten
und intensiven Arbeit ging der Humor nie verloren. Die Tätigkeit
auf der Station war interessant. Zwar wurde ich gefordert und ich
kam – gerade im Umgang mit aufwendigen Patienten – an meine
Grenzen, jedoch stets in einem geschützten Rahmen. Als es zum
Beispiel auf der Station zu einem Todesfall kam, war das für mich
sehr hart, aber ich bekam dann die Zeit, die ich brauchte, um mit der
Situation fertig zu werden.
Einsatz im Universitätsspital Basel
Die Angehörigen des Spit Bat 75 wurden während 13 Tagen im Universitätsspital Basel als personelle Unterstützung auf verschiedenen Stationen eingesetzt. Durch die Angabe des Berufes und die Testresultate der
Pflege-Refresher-Ausbildung CURAM wurde analysiert, welche Stationen
des Spitals tatsächlich besetzt werden konnten. Pro Tag unterstützten
rund 50 AdA in drei Schichten (Früh-, Spät- und Nachtschicht) ganz unterschiedliche Bereiche des Spitals. Die meisten Stationen griffen auf AdA
ohne Fachkenntnisse zurück, während andere bewusst nur Pflegefachpersonen anfragten. Dies erforderte eine gute Planung vor dem Einsatz, um
die einzelnen Soldaten einzuteilen, aber auch eine grosse Flexibilität während des Einsatzes, um auf unvorhersehbare Änderungen und Verschiebungen reagieren zu können.
Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75
Jankovic: Mit der Einteilung von Soldat Zographos in meine Abteilung
hat die Armee ins Schwarze getroffen. Er war eine Bereicherung
für unser Team. Auf der Überwachungsstation gibt es neben vielen
freudigen Ereignissen auch schwierige Situationen zu bewältigen.
Der Tod gehört in einem Spital halt auch dazu. Soldat Zographos hat
sich dabei hervorragend verhalten und ich hatte den Eindruck, dass
er mit dem Ganzen auch gut umgehen konnte.
Tisljar: Damit so ein Einsatz gelingt, müssen sowohl die zivile wie
auch die militärische Seite Hand in Hand arbeiten. Grossmehrheitlich
hat die Zusammenarbeit wirklich einwandfrei funktioniert. Wir
konnten vom Spital viel profitieren und umgekehrt. Trotzdem will
ich nicht verschweigen, dass es vereinzelt Soldaten gab, die mit den
geforderten Aufgaben nicht umgehen konnten oder wollten. Oder
dass sich gewisse Spitalabteilungen schwer taten, unsere AdA in den
Alltag am Patientenbett einzubinden. Wichtig für mich ist aber, dass
in diesen Fällen Lösungen gesucht und auch gefunden wurden. Mein
Fazit: Die angestrebte zivil-militärische Zusammenarbeit funktionierte, der Einsatz war ein Erfolg.
Zographos: Ob die Erfüllung eines Auftrags gelingt, hängt bestimmt
auch von der Motivation der Soldaten ab. Hie und da habe ich sogar
vergessen, dass ich mich in einem militärischen Einsatz befinde.
Denn die Zeit ging schnell vorbei, und man schaute nicht die ganze
Zeit auf die Uhr. Es ist fast ein bisschen schade, dass dieser Einsatz
befristet war.
Werden zukünftige WK ähnlich organisiert sein?
Tisljar: In den WK geht es darum, sämtliche Aufgabenbereiche der
Spit Bat zu trainieren. Dabei stellt die Unterstützung von Zivilspitälern
einen sicher wichtigen Teil dar. Wir müssen aber auch im Stande sein,
improvisierte Bettenstationen aufzubauen und zu betreiben, oder in
einer GOPS sowie einem Militärspital Patienten zu versorgen. Zudem
braucht es für einen solchen Einsatz zivile Einrichtungen, welche
mit uns kooperieren wollen und bereit sind, die intensive und lange
Vorbereitungszeit mitzugestalten. Ich bin mir aber sicher, dass es
auch in Zukunft wieder Einsätze mit realen Patienten geben wird.
Herr Jankovic, wie waren die Reaktionen Ihres Teams, als es erfuhr,
dass ein Soldat ihren Arbeitsalltag unterstützen wird?
Jankovic: Ich habe keine einzige negative Reaktion erlebt, auch nicht
von anderen Abteilungen. Klar gab es auch ab und an einen neckischen
Spruch, doch unsere Station freute sich sehr auf die Unterstützung.
Soldat Zographos, fühlen sie sich durch den Einsatz am USB für einen
Ernstfall besser vorbereitet?
Zographos: Auf jeden Fall. Ich hatte Einblick in die Spitalstruktur und
habe nun gewisse Routinen, wie zum Beispiel die Händedesinfektion,
verinnerlicht. Auch das Spitalpraktikum in der Rekrutenschule und
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
7
Interview Unispital
die Ausbildungen in meinen WK haben mich viel gelehrt. Mit dem
praktischen Dienst im Spital ist meine allgemeine Hemmschwelle
gesunken – mein Selbstvertrauen dagegen gestiegen.
in dieser Situation dazu, wo möglich durch alternative Routen den
Demonstranten auszuweichen, die Transfers zwischen dem Kompaniestandort und dem Spital zeitweise auszusetzen oder in einem Fall,
wo dies nicht möglich war, die AdA von der Polizei begleiten zu lassen.
Oberstlt i Gst Tisljar, wie sehen sie dies von der Bataillonsebene aus?
Tisljar: Ob und in welcher Form wir in einem Ernstfall eingesetzt werden,
ist situationsbedingt und wird jedes Mal eine speziell darauf abgestimmte
Lösung erfordern. Aber es ist natürlich von Vorteil, wenn die Koordination
von Spital und Armee bereits geübt wurde. Ich stimme Soldat Zographos
zu: Dank realen Einsätzen zu Übungszwecken werden wir die Spitäler
künftig effizienter und schneller unterstützen können. Wir müssen nicht
jedes Mal bei Null anfangen, sondern können eine gewisse Kompetenz der
Soldaten voraussetzen und müssten diese allenfalls nur etwas auffrischen.
Herr Jankovic, können Sie Oberstlt i Gst Tisljar zustimmen?
Jankovic: Ja, ganz klar. Soldat Zographos Hintergrundwissen reichte,
um die Arbeiten einer Mitarbeiterin zu übernehmen, welche für ein
paar Wochen ausgefallen ist. Somit mussten wir für sie keinen Ersatz
suchen, was uns natürlich sehr half.
Oberstlt i Gst Tisljar, eine der Kompanien bekam die Auswirkungen
Die Armee steht unter anderem für den Schutz des Volkes. Wenn
die Armee von der Polizei beschützt werden muss, wird jedoch ein
falsches Bild erzeugt. Oder?
Tisljar: Nein. Das Zivile hat in der Schweiz die Hoheit. Das heisst,
wir als Armee ordnen uns dem Primat der Zivilgesellschaft unter.
Einschliesslich unseres Schutzes in einer Situation, welche ein verhältnismässiges Handeln erforderte.
Dies in diesem Fall zu zeigen war meines Erachtens auch wichtig für
das Ansehen der Armee. Für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und
Ordnung ist die Polizei zuständig. Erst wenn deren Mittel ausgeschöpft
sind, könnte auf Antrag die Armee subsidiär zum Einsatz kommen.
Die Polizei hat zweifelsohne die grössere Kompetenz im Umgang mit
Demonstranten und kennt zudem die Verhältnisse vor Ort besser.
Daher bin ich froh, dass wir in dieser Situation so einen guten Kontakt
zur Polizei hatten und möchte mich auch an dieser Stelle nochmals
für deren Einsatz zu unserem Schutz bedanken.
der gewalttätigen Demonstrationen gegen die Übung «Conex» direkt
zu spüren, musste zeitweise von der zivilen Polizei beschützt und eine
Herr Jankovic, was halten sie als Zivilist von den Demonstrationen?
Gruppe von AdA sogar eskortiert werden. Wie gingen Sie damit um?
Jankovic: Ich frage mich, ob diese Leute wirklich wussten, was die
Armee im und um das Universitätsspital wirklich geleistet hat. Hätten
die Demonstranten selbst Angehörige, welche hier in einem Bett
liegen würden, wären sie dann trotzdem auf die Strasse gegangen? n
Bild: Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75
Tisljar: Während des Dienstes bin ich für alle AdA des Spit Bat und
deren Sicherheit verantwortlich. Gleichzeitig gilt es den Auftrag zu
erfüllen. Aufgrund der etwaigen Gefährdung entschieden wir uns
Oberstleutnant im Generstalb Kai Tisljar, Kommandant des Spitalbataillons 75 (links), Vitomir Jankovic, Abteilungsleiter am Universitätsspital Basel und Soldat Stephan Zographos sprechen nach dem Einsatz im Unispital über ihre Erfahrungen.
Truppenübung CONEX 15
5000 AdA trainieren Ernstfall
Vom 16. bis 25. September 2015 führte die Territorialregion 2 in der Nordwestschweiz und am Jurasüdfuss die Truppenübung CONEX 15 durch. Rund 5000
Angehörige der Armee trainierten mögliche Einsätze zugunsten ziviler Behörden wie die Bewachung und Überwachung wichtiger Infrastrukturen oder die
Unterstützung im Bereich Genie und Rettung. Wichtig dabei war die Zusammenarbeit mit den zivilen Partnern (unter anderen die Schweizerischen Rheinhäfen
Basel, das Universitätsspital Basel, das Grenzwachtkorps und die SBB) sowie
mit den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn sowie
deren Polizeikorps. Im Rahmen der Übung fanden für die Bevölkerung eine Präsentation und Ausstellung (EXPO) von Fähigkeiten und Mitteln der beteiligten
8 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Truppen in Muttenz und ein grosser Vorbeimarsch (DEFILEE) in Zofingen statt.
Durch die Grössenordnung der Übung und die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden ergab sich ein gesteigertes mediales Interesse. Militärkritisch
gestimmte Gruppierungen nahmen die erhöhte Präsenz der Armee in Basel
zum Anlass und führten gegen CONEX15 unter anderem zwei Demonstrationen durch, von denen eine den friedlichen Rahmen verliess. Vier Polizisten wurden dabei verletzt und es kam zu zahlreichen Sachbeschädigungen. AdA und
Armeematerial und kamen nicht zu Schaden.
Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75
Hebamme
Spitalbataillon 75
Die Hebamme im Militär
Obergefreite RKD (Rotkreuzdienst) Christine Fässler gewährt uns einen Einblick in ihre Arbeit auf der Geburtenstation.
Und erklärt, wieso ihre Söhne in die Rekrutenschule sollen.
Soldat Remo Schraner, PIO-Soldat Spit Kp 75/1
Bild: Soldat Silvio Leoni, PIO-Soldat Spit Kp 75/1
Wir stehen vor einer blickdichten Türe und
drücken auf die Klingel. So meldet man sich
an, wenn man auf die Geburtenstation des
Universitätsspitals Basel gelangen möchte.
Kurz darauf geht die Schiebetüre auf und
wir werden von einer freundlichen Dame in
weiss begrüsst. Sie bittet uns, einen M
­ oment
auf Obergefreite Rotkreuzdienst (RKD)
­Christine Fässler zu warten.
Wir schauen uns um: Die Station ist
ganz in weiss gehalten, in einer Ecke befindet sich eine Sitzgelegenheit für Kinder
mit einem Riesenteddy, ein Storch bewacht
den Eingang der Station und auf den Fluren
befinden sich Hebammen und Pflegeassistentinnen – und ein paar Verwandte, welche
mit Freudentränen in den Augen das Zimmer
mit dem Familiennachwuchs suchen.
«Es ist schon ein anderes Arbeiten hier»
Obergefreite RKD Fässler begrüsst uns
freundlich und bittet uns an einen Tisch
in der Wartezone der Geburtenstation.
Strahlend erzählt sie uns, dass Noah mit ihr
aufs Foto kommen wird. Noahs Mutter ist
am Morgen früh auf die Geburtenstation
gekommen, gebar ihren Sohn um 11:12 Uhr
und schon am Nachmittag wird sich die
kleine Familie wieder nach Hause begeben.
«Es ist schon ein anderes Arbeiten hier»,
erzählt uns die Obergefreite RKD, welche
im Zivilen ebenfalls als Hebamme arbeitet.
Normalerweise betreue sie die werdenden
Eltern über mehrere Wochen in Form von
Kursen, Schwangerschafts-Kontrollen und
Gesprächen, in denen sie von möglichen
Ängsten oder Eigenheiten des Paares und vor
allem der Mutter erfährt. Dies fehle hier im
Spital. «Trotz der wenigen Zeit, die wir hier
als Hebammen haben, schaffen wir es trotzdem, eine nahe und persönliche Betreuung
für die werdenden Eltern zu gewährleisten.
Das erstaunte mich am meisten.»
Auf die Frage, warum sie auch im
Militär als Hebamme arbeiten wollte,
antwortet sie: «Ich hätte ansonsten nie die
Möglichkeit gehabt, in einem so grossen
Betrieb hinter die Kulissen zu schauen.
Zudem leiste ich Militärdienst, weil ich die
Kameradschaft sehr schätze und ich her-
Obergefreite RKD Fässler präsentiert stolz den kleinen Noah.
ausfinden wollte, ob die Zusammenarbeit
mit den Männern funktioniert – und sie
funktioniert!»
Die Mutter und die Beingümmeli
Vieles vom Militär nutze sie auch im zivilen
Leben, wie zum Beispiel die strukturierte
Organisation und dass man Verantwortung
übernimmt. Sie erwähnt ebenfalls, dass sie
möchte, dass ihre beiden Söhne (14 und 15
Jahre alt) Militärdienst leisten. «Sie müssen
keine militärische Laufbahn einschlagen.
Ich will aber, dass sie so mehr Selbstverantwortung übernehmen. Denn in der Rekrutenschule hat man keine Mutter, welche
dir deine Beingümmeli hinterher schleppt»,
witzelt Obergefreite RKD Fässler. In einem
Nebensatz erwähnt sie, dass sie sich immer
ein Partner gewünscht hat, welcher Militärdienst leistet. «Mein Mann ist Oberleutnant», schmunzelt sie.
Die Obergefreite Hebamme verschwindet kurz in einem Zimmer und kommt mit
einem Hämpfelchen Leben auf dem Arm
hinaus: Noah. Von der Geburt noch ein wenig zerknautscht fühlt er sich sichtlich wohl
auf den Armen der erfahrenen Hebamme
Fässler. Beide posieren für das Foto und wir
können es gar nicht richtig fassen: Noch am
Morgen war das Baby im Bauch der Mutter
und in wenigen Jahren wird auch Noah die
Beingümmeli selbst suchen müssen. n
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
9
Nachtschicht
Einsatz im Universitätsspital Basel
Wenn der Patient flüchtet und
der Soldat zittert
Spitalneuling Schraner meldet sich zum Dienst: Im Rahmen der Übung Conex15 waren zahlreiche Angehörige des Spitalbataillons 75 im Universitätsspital Basel im Einsatz. So auch Spitalsoldat Remo Schraner. Folgend sein ganz persönlicher
Erfahrungsbericht von seiner ersten Nachtschicht.
Soldat Remo Schraner, Spit Kp 75/1
Spital-Slang und ungeahnte Ängste
Im Personalzimmer der Station angekommen, ist der Rapport für die Nachtschicht
im vollen Gange. Ich setze mich auf einen
Stuhl, höre gespannt zu und verstehe herzlich
wenig. Abkürzungen bin ich mir vom Militär
her gewohnt, aber aus diesem Spital-Slang
werde ich nicht schlau. Nach dem Rapport
zeigt mir die Pflegefachfrau die Abteilung
und erklärt, dass es sich hier ausschliesslich um Leukämie-Patienten handle, also
Blutkrebs. Innerlich bin ich am flüchten.
Ich war schon an einigen Beerdigungen von
Familienmitgliedern und Freunden, welche
ich wegen dem Krebs verlor. Wie soll oder
kann ich nun mit den Patienten hier umgehen? Kann ich professionell bleiben und
mein Mitgefühl «in Schach» halten oder
werde ich emotional überfordert sein? Ich
habe Angst und das gefällt mir nicht. Aber
auch als erwachsener Mann und Soldat muss
man seine Ängste akzeptieren, entschliesse
ich mich. Und dies versuche ich nun zu tun.
«Ich sehe keine Patienten, sondern
Menschen»
Auf der Führung durch die Abteilung entdecke ich zwei Isolations-Räume. Diese dürfen
nur mit Schutzkleidung betreten werden.
Zum einen, damit ich mich nicht mit den
Keimen des Patienten anstecke und zum an-
Bild: zvg
Es ist mir mulmig zumute, sehr mulmig.
Gerade habe ich erfahren, dass ich in der
Nachtschicht eingeteilt bin. Ich habe noch
nie mit ­Patienten gearbeitet und schon gar
nicht nachts. Mit ein paar wenigen Stunden
Schlaf mache ich mich um 22 Uhr mit meinen
Kameraden auf den Weg zum Universitätsspital Basel.
In der GOPS angekommen, ziehen wir
uns von grün in weiss um und werden dann
nach und nach auf die Abteilungen begleitet.
Ich komme auf die Medizin-Abteilung. «Easy»,
denke ich, «wird wohl nicht so anstrengend
werden.» Denn auf der «Medizin» erwarte ich
höchstens Patienten mit leichten Knochenbrü-
chen und ältere Leute mit Grippe. Spitalneuling Schraner meldet sich zum Dienst.
Universitätsspital Basel
10 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Nachtschicht
deren, damit ich keine zusätzliche Schädlinge
ins Zimmer bringe. Denn Leukämiepatienten haben vielfach kein Immunsystem mehr.
Zurück im Stationszimmer geht es
sofort los. Die Patienten rufen uns, indem
sie auf die Glocke drücken und wir die
entsprechenden Zimmernummern auf
dem Display ablesen können. Als der dritte
Patient läutet, werde ich alleine «auf die
Glocke gelassen», wie es so schön heisst.
Ich betrete also das Patientenzimmer. Die
Dame will ein Schlafmittel. In Absprache
mit der Pflegefachfrau bringe ich der Patientin das gewünschte Medikament mit
zittrigen Händen meinerseits. Den nächsten
Patienten begleitete ich zur Toilette. Mit der
Zeit werde ich selbstbewusster und ich nutze
mein gelerntes Wissen und mobilisiere sogar Patienten in ihre Rollstühle. Die Krankheit Leukämie verschwindet nach und nach
in meinem Kopf und in den Vordergrund
treten die Patienten selbst, welche ich mit
der Zeit schlicht als «normale» Menschen
sehe, welche auf meine Hilfe angewiesen
sind. Der jüngste Patient ist 20, also vier
­Jahre jünger als ich. Als würde die Pflegerin
mein Unbehangen spüren, übernimmt sie
den Patienten für den Rest der Nachtschicht.
Da läutet auch schon die nächste Glocke.
Als ich die Tür öffne, sehe ich einen
Mann mit mehreren Infusionen, welcher über
die Bettkante kraxelt. Rechtzeitig mobilisiere
ich ihn zurück ins Bett. Sein Zimmergenosse
hat zum Glück die Glocke betätigt.
Soldat Remo Schraner, in der Garderobe der
GOPS, freut sich auf den Schlaf.
Gedimmtes Licht auf der Abteilung während der Nacht.
Bald Feiermorgen
Bilder: Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75
Um vier Uhr Morgens macht sich die Müdigkeit bemerkbar. Ein kleiner Snack und viel
Wasser helfen mir, um bis 7 Uhr fit zu bleiben.
Auf meinem letzten Rundgang, welcher alle
zwei Stunden stattfinden muss, betrete ich
ein Zimmer, da die Glocke aufleuchtete. Eine
ältere Dame sitzt am Bettrand und fuchtelt
wild mit ihren Armen und sie röchelt laut.
Um ihre Panikattacke nicht zu fördern,
probiere ich, ­ruhig zu bleiben, spreche mit
ruhiger Stimme mit ihr und drücke gleichzeitig den Alarm, damit ich Unterstützung
der Pflegerin bekomme. Was für eine Nacht!
Unterwegs zurück in die ZSA spüre ich, wie
müde ich bin und freue mich sogar auf meinen Schlafsack im Bunker. n
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
11
Feldpost
Die Feldpost – eine Institution
Der Bundesrat, als Auftraggeber, verlangt, dass die Feldpost der Truppe
einen der Zivilpost entsprechenden raschen und zuverlässigen Postdienst
anbietet. Die Milizarmee erwartet, dass die Feldpost die Bindegliedfunktion zwischen zivilem und militärischem Leben wahrnimmt. Auch die Angehörigen der Armee, die sich im Ausland in friedensfördernden Diensten
befinden, können von der Dienstleistung der Feldpost profitieren. Für Angehörige der Armee ist das Versenden von Briefen und Pakten (bis 5kg)
im Inland gratis. Auf der Stufe des Truppenkörpers übernimmt ein Feldpostunteroffizier (FP Uof) den Postdienst. Während der Dienstzeit wird
die Truppe einmal täglich mit Post versorgt. Briefe und Zeitungen sollen
bis Mittag zugestellt werden, Pakete werden bis spätestens am Abend zugestellt.
→→ Mehr Informationen zur Feldpost finden Sie unter folgender Webseite:
www.feldpost.ch
12 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Die Feldpost bringt Licht ins Dunkel.
(Bild: Feldpost)
Feldpost
Spit Bat 5
Liebesbriefe und Salametti – tempi passati?
Bild: Matthias Erny, PIO Spit Bat 5
Wer kennt sie nicht, die liebevoll gestalteten Liebesbriefe und üppig gefüllte Fresspäckli mit Salametti und Biberli. Gibt es
sie aber noch in Zeiten von SMS, Facebook und Whatsapp? Wir machen uns auf die Suche und befragen die Soldaten des
Spitalbataillons 5.
Major Matthias Erny, Presse- und Informationsoffizier Spit Bat 5
Viele Angehörigen des Spitalbataillons 5 sagten, dass sie im WK
keine Briefpost oder Päckli erhalten würden – weil sie sich gar
nicht aktiv darum bemühen. «Im WK ist ein Fresspäckli nicht nötig», sagt Soldat Patrick Leuzinger: «Es gibt sonst schon genügend
zu essen und Militärschokolade für zwischendurch gibt es ja immer.» Aber über einen Liebesbrief würde er sich schon freuen, sagt
Soldat Leuzinger und schmunzelt. «Das aktuelle Problem ist eher,
dass die Freundin fehlt. Doch das kann sich ja in der nächsten Zeit
noch ändern.» Die Chancen, im Militär einen Liebesbrief zu erhalten, sind bei Soldat Leuzingern noch intakt: Er wird noch dreimal
in den WK einrücken.
Dank der Feldpost zum Nussgipfel
Betreffend Fresspächli ist da Leutnant Jakob Romer, Zugführer des
Kommandozuges, ganz anderer Meinung. Er hat sich innerhalb der
Stabskompanie des Spitalbataillons 5 einen Namen gemacht, weil er
aus dem WK Postkarten an Firmen in der Umgebung schickt und um
eine kleine Unterstützung in Form von Naturalien bittet. Er schreibt
z.B.: «Wir sind im WK und haben zwischendurch häufig Hunger.
Würden Sie uns unterstützen?». Auf die Frage, wie dann die Reaktion der Firmen sei, antwortet der Offizier: «Ganz unterschiedlich. Es
gibt schon viele Absagen, aber zwischendurch schicken mir die Firmen schon etwas, so gab es kürzlich Nussgipfel». Die behält der Zugführer jedoch nicht für sich, sondern verteilt sie unter seinen Kameradinnen und Kameraden. Die Fresspäckli sind aber nicht so gross,
dass er die ganze Kompanie verköstigen könnte, trotzdem ist der
24-jährige Leutnant für seine Feldpostaktionen bekannt und trägt
somit zum Korpsgeist bei.
Viel persönlicher als ein E-Mail
Für Leutnant Romer gehört zu den WK-Vorbereitungen auch das
Heraussuchen von Unternehmen, die er während des Dienstes anschreiben möchte. Insgesamt schreibt er pro WK rund 10 bis 15 Firmen an. Er kennt auch diejenigen, die nie etwas schicken, aber er lässt
nicht locker. Romer ist diszipliniert, das hat er als Hellebardier bei
der Päpstlichen Schweizergarde in Rom gelernt. Sobald die Feldpost
am WK-Standort eingerichtet ist, schickt er die Karten ab. Sie gehören mittlerweile zu seinem Sackbefehl. Als Dankeschön verfasst er
einige nette Zeilen und legt eine Militärschokolade bei. Für ihn hat
somit die Feldpost nach wie vor eine grosse Bedeutung. «Eine Karte
ist eben viel persönlicher als ein E-Mail», sagt er.
Wer führt die Tradition weiter?
Dies ist aber sein letzter WK im Spitalbataillon 5. Der gelernte Elektriker wird diesen Sommer die Polizeischule Ostschweiz in Amriswil/TG beginnen. Wenn alles nach seinen Plänen verläuft, wird er
nach der einjährigen Ausbildung als Polizist unterwegs sein, womit
er auch von der Militärdienstpflicht befreit wird. Im Gespräch sagt
der angehende Ordnungshüter aber auch, dass er die Kameradschaft
im WK vermissen wird. «Der WK-Beginn ist in unserer Kompanie
jeweils wie ein Familientreffen. Man begrüsst sich herzlich und er-
Leutnant Jakob Romer ist für seine Feldpostaktionen bekannt.
zählt, was seit dem letzten Abtreten passiert ist». Auf die Frage, ob
er seine Nachfolge für die Fresspäckli-Organisation schon geregelt
hat, sagt der Leutnant: «Nein, das ist noch nicht geklärt. Sehr wahrscheinlich wird die Aufgabe der Stellvertretende Kompaniekommandant übernehmen. Aber das machen wir am Kompanie-Abend aus».
Kommunikation per Whatsapp
Doch was ist mit den Liebesbriefen? Existieren Sie überhaupt noch?
Oder sind sie zwischen all den Whatsapp- oder SMS-Meldungen
verschwunden? Wir treffen Wachtmeister Benjamin Bähler. Der gelernte Maler ist zum ersten Mal im WK im Spitalbataillon 5 und hat
eine Freundin. Auf die Frage, ob er diesen WK von ihr schon einen
Liebesbrief erhalten habe, verneint er und sagt : «Meine Freundin
wohnt hier in Brunnen, am Standort unserer Kompanie, da lohnt es
sich nicht, einen Brief zu schreiben». Mit seiner Freundin kommuniziert er über Whatsapp. Im Gespräch erwähnt er auch, dass er demnächst in die Offiziersschule einrückt. «Wenn ich dann länger von
zu Hause weg bin, hoffe ich schon, dass sie schreibt oder ein Fresspäckli schickt». Ob er dann auch Zeit zum Antworten hat, wird sich
noch zeigen.
Der Liebesbrief – eine Alternative zu Emoticons
Die Kurzumfrage zeigt: Die Feldpost ist zwar nach wie vor sehr
­beliebt, die Kommunikation mit den Liebsten zu Hause findet ­heute
aber vorallem über elektronische Medien statt. Da stellt man sich
doch die Frage, ob ein leidenschaftlich gestalteter Liebesbrief nicht
eine der grössten Liebesbeweise (womöglich noch mit einem Kuss
versehen) darstellt und die austauschbaren Emoticons in den Schatten stellt. Vielleicht ist es in der heute schnelllebigen Zeit diese entschleunigte Form der Kommunikation, die Beziehungen über den
Militärdienst hinaus stärkt. Und das heisst nun nicht, dass nur die
mehrheitlich zuhausegebliebenen Frauen, diese Liebesbriefe schreiben können, sondern auch der Soldat im Dienst. Pausenzeiten soll es
ja gelegentlich mal geben. n
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
13
Networking
San Log Bat 81
Beziehungen schaden nur demjenigen,
der keine hat
Wiederholungskurse sind prädestiniert, Networking zu betreiben.
Die Milizarmee mit dem jährlichen Wiederholungskurs bildet nach wie vor eine nachhaltige Networking-Plattform: Spezialisten aus allen Landesteilen tauschen während ihrem WK ihr Wissen aus. Beim letzten Dienst des San Log Bat 81 war dieses
Netzwerk besonders ausgeprägt.
Fachof (Hauptmann) Dan Schnider, Presse- und
Informationsoffizier San Log Bat 81
Die Funktionsweise des Netzwerkens basiert
auf dem Prinzip der Freundesfreunde – ­Jede
Person des Netzwerkes bringt wiederum
Teile des eigenen Netzwerkes in das entstehende Beziehungsgeflecht ein und erweitert
es so stetig. Egal, ob es sich hierbei um reale
Freunde, Bekannte, Geschäftspartner oder
Auftraggeber handelt – Jeder Teilnehmer
eines Netzwerkes kann andere interessante
Aspekte einbringen und den Mitmenschen
auf die eine oder andere Art behilflich sein.
Das Ziel eines Netzwerkers kann uneigennützig sein, indem jemand dabei hilft,
Menschen zu ihrem gegenseitigen Nutzen
zusammenzuführen. Es kann aber auch mit
wirtschaftlichen Interessen verbunden wer-
14 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
den, wenn anhand des eigenen Netzwerks
etwa Geschäftsbeziehungen ausgebaut oder
gefördert werden. Sowohl im Online- als
auch im Offline-Leben findet man beide
Arten: Netzwerke für ausschließlich private
Zwecke und auch Netzwerke, die rein beruflicher Natur sind. Aber egal ob privat
oder geschäftlich, generell gilt: Beziehungen
schaden nur demjenigen, der keine hat. Ein
gut gepflegtes Netzwerk kann in allen Lebensbereichen zu höheren Erfolgschancen
verhelfen oder Türen öffnen.
Persönlicher Austausch spielt
wichtige Rolle
Der Wiederholungskurs beim San Log Bat 81
ist quasi dazu prädestiniert, Networking zu
betreiben. Hier arbeiten Soldaten und Kader
3–4 Wochen zusammen, um ihren Auftrag
zu erfüllen und gemeinsam zu trainieren.
Der persönliche Austausch spielt hierbei
eine wichtige Rolle, um das Potenzial jedes
Einzelnen zu erkennen. Nur wenn Fachkräfte
erkannt und an der richtigen Stelle eingesetzt
werden, kann eine Organisation wie eine
militärische Formation effizient arbeiten und
die Aufträge erfüllen.
Das San Log Bat 81 produziert, verarbeitet und verpackt Sanitätsmaterial,
Medikamente und Kosmetika unter dem
Motto «Ihre Gesundheit – unser Auftrag».
Damit möchte es in Zusammenarbeit mit
der Armeeapotheke seinen Teil zur Versorgungssicherheit der Schweiz beitragen. Ein
Blick auf die Funktionen und Arbeitgeber
der Soldaten und Kader lässt bereits einiges
vermuten. Das San Log Bat 81 darf Chemie­
laboranten, Prozesschemiker, Pharmazeu-
Networking
Verwendete Filtertechnik in der Armeeapotheke.
ten, Verfahrenstechniker, Ingenieure und
weitere Funktionen zu ihrem Potential zählen, welche bei namhaften Firmen angestellt
sind. Auch wissenschaftliches Know-How
ist durch viele Studenten und Doktoranden
an den Universitäten und Fachhochschulen
vorhanden. Eine solche Konstellation ist
eigentlich eher untypisch für ein Bataillon,
aber es ist von grossem Wert. Jeder Angehörige des Bataillon hat die Möglichkeit im
Rahmen des WK mit gleichgesinnten sein
Netzwerk aufzubauen. Dieser ausgewiesene
Mehrwert kommt gerade auch dem San Log
Bat 81 zugute, bei welchem die Spezialisten
grösstenteils auf freiwilliger Basis rekrutiert
werden – er schafft nämlich unter den angesprochenen Fachspezialisten Anreiz, sich
umteilen zu lassen. Damit schlussendlich neu
drei Kompanien alimentiert werden können.
Stein ins Rollen gebracht
Ein Beispiel, wie sich diese Ansammlung an
qualifizierten Fachkräften auf das Bataillon
auswirken kann, zeigt ein neuartiger Wasser­
Neuartige Filtertechnik DrinkPure von Novamem Ltd.
filter DrinkPure der Firma Novamem Ltd.
Wasser kann damit bei Bedarf schnell und
ohne grossen Aufwand gefiltert werden.
Nebst dem generellen Einsatz im Outdoorbereich findet dieser Filter auch Anwendung
in grösseren Institutionen wie zum Beispiel
Gemeinden oder in der Katastrophenhilfe.
Durch sein geringes Gewicht und seiner
grossen Filterleistung kann dieser Filter eine vierköpfige Familie problemlos für eine
Woche mit sauberem Wasser versorgen.
Die Ingenieure von Novamem haben
einen Bezug zum San Log Bat 81. Nur deshalb
konnte durch dieses Netzwerk der Filter im
vergangenen WK 2015 einigen Fachkräften
persönlich vorgestellt werden. Somit fand
die neue Filtertechnik dank dem Netzwerk
des San Log Bat 81 weitere Interessenten.
Der Stein wurde ins Rollen gebracht. Wohin
das vorhandene Netzwerk den Filter noch
führen kann, wird allerdings erst die Zukunft
weisen. n
Präsentation im WK
Die Schweizer Firma Novamem Ltd mit Sitz
in Zürich wurde 2013 als ein Spin-off der ETH
Zürich von den ETH-Ingenieuren Dr. Christoph
Kellenberger und Dr. Christoph Schumacher
sowie Prof. Dr. Wendelin Stark gegründet. Die
Firma ist spezialisiert auf die Entwicklung und
Herstellung von Membranen für Wasser­filter,
sowie Separatoren für die chemische und
pharmazeutische Industrie. Novamem ist weltweit Pionier in der Anwendung von Nanotechnologie in der Produktion von Membranen. Die
patentierte Technologie ermöglicht die Herstellung des hochstabilen und widerstandsfähigen Wasser-Filter-System DrinkPure. Die
flachen Membranen sind dank ihrer Grösse
einfach und vielseitig einsetzbar. Sie enthalten
weder Benetzungsmittel noch werden andere
chemische Fremdstoffe zur Wasseraufbereitung benötigt. Anlässlich des letzten WK des
San Log Bat 81 wurde die Filtertechnik vorgestellt und fand neue Interessenten.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
15
Infra Bat 1
Volltruppenübung «CONDOTTA DUE 1»
«Das ist ja wie am Flughafen»
Vom 21. auf den 22. Oktober 2015 sicherte das Infrastruktur Bataillon 1 im Rahmen der Volltruppenübung «CONDOTTA DUE 1»
unter anderem das Hauptquartier (HQ) der Logistikbasis der Armee (LBA) an der Wylerstrasse 52 in Bern. Eine Aufgabe, welche
das Können des Bataillons auf die Probe stellte – und für die Mitarbeitenden der LBA ein etwas spezielleren Start in den Arbeitstag bedeutete.
Fachof (Hptm) Florin Meier, Presse- und Informationsoffizier Infra Bat 1
Ziel der Volltruppenübung war es, den Bataillonsstab sowohl im Aktionsplanungs- als auch im Aktionsführungsprozess zu schulen und
mittels dem Bataillon den Betrieb, Schutz und Unterhalt mehrerer
Anlagen sicherzustellen. Zusätzlich erteilte der Übungsleiter, Brigadier Thomas Süssli, Kommandant der Logistikbrigade 1, dem Bataillon den Auftrag, das HQ LBA zu bewachen. Das Übungsszenario sah dabei insbesondere vor, das «W52» vor Demonstranten und
unberechtigten Personen zu schützen.
Der Auftrag lautete, ab Mittwoch, 21. Oktober 2015, 21.00 Uhr,
die Bewachung des Gebäudes an der Wylerstrasse 52 sicherzustellen.
Dazu riegelten Soldaten der Infrastruktur Kompanie 1/2 das Gebäude vollständig ab und errichteten eine Zutrittskontrolle. Der Zugang
zum Gebäude wurde nur noch durch die gebäudeeigene Tiefgarage
über die jeweiligen Zutrittskontrollpunkte ermöglicht.
Sorgfältige Kontrolle
Alle Mitarbeitenden sowie Besucher der LBA wurden vor dem Betreten der Garage mittels ID und Zutrittsliste über ihre Eintrittsberechtigung kontrolliert – einfahrende Fahrzeuge in die Tiefgarage
wurden überprüft. Anschliessend erfolgte eine Personen- und Ge-
Gepäck- und Personenkontrolle.
16 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
päckkontrolle mit Hilfe einer Gepäckprüfanlage (GPA) sowie mit einem Torbogen. «Das ist ja wie am Flughafen», sagte eine LBA-Mitarbeiterin, als sie die Sicherheitsvorkehrungen sah. Aber überraschend
sei die Übung nicht, klärte sie auf. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien nämlich frühzeitig und umfänglich über das Vorhaben informiert worden.
Der Kommandant der Infrastuktur-Kompanie 1/2, Hauptmann
Romain Wiser, ist mit der Übung soweit zufrieden. «Den Zeitplan
haben wir eingehalten», erzählt er – der Aufbau habe gut funktioniert und die Truppe sei motiviert. «Wir müssen bereit sein zu reagieren, und genau dies wird mit diesem realitätsnahen Szenario geübt», sagte der Kompaniekommandant, welcher die Übung vor Ort
begleitete. «Verbesserungspotential gibt es insbesondere im Bereich
der L
­ ogistik», meint er. Die Bereichen Verpflegung und Transporte
will er in künftigen Einsätzen optimieren und besser koordinieren.
«Dafür ist die Übung da, wir wollen für den Ernsteinsatz üben und
stets dazulernen», so Wiser. Danach wandte er sich wieder dem aktuellen Geschehen in der Anlage zu. Rückblickend kann auf eine lehrreiche und spannende Übung zurückgeblickt werden. n
Hauptmann Romain Wiser, Kommandant InfrastukturKompanie 1/2.
Kontrolle eines einfahrenden Fahrzeuges.
Bilder: Fachof (Hptm) Florin Meier, Presse- und Informationsoffizier Infra Bat 1
Infra Bat 1
Zugang über die Tiefgarage.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
17
VT Bat 1
Training «Basilea 1356»
Die Informationskette von Grund auf
überprüft – es braucht einfach alle
Das Training «Basilea 1356» lehnte sich an des verheerende Erdbeben anno 1356 in Basel an. Das Verkehrs- und
Transportbataillon 1 wurde in diesem als «Informationslieferant» der ersten Stunde eingesetzt.
Wachtmeister Marc Bachofner im Einsatz.
18 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
VT Bat 1
Major Roger Büchler, Presse- und Informationsoffizier Verkehrs- und
Transportbataillon 1
Das Verkehrs- und Transportbataillon 1 (VT Bat 1) ist ein strategisch
wichtiges Bataillon für alle Dienstarten. Damit dieses bei ausserordentlichen Ereignissen rasch reagieren kann, zählt es zu den Bataillonen mit erhöhter Bereitschaft.
Informationen aus dem Schadensgebiet
Damit sich der Krisenstab ein aktuelles Lagebild machen kann, wurde das VT Bat 1 beauftragt Zustandsinformationen aus dem Schadensgebiet von Bevölkerung, Infrastruktur und weiteren Punkten zu
liefern. Die Verkehrssoldaten führten ihre Erkundungsaufträge mit
ihren Motorrädern aus.
Um die Informationen gestaffelt und koordiniert auf Bataillonsstufe sammeln zu können, wurde eine Informationsmatrix mit Gruppen gewählt, die Bottom up kommunizieren.
Jede Gruppe zählte vier bis fünf Verkehrssoldaten, die mit Funk
ausgerüstet waren. Dabei beschafften sie die Informationen aus dem
ihnen zugeteilten Planquadrat und übermittelten diese an ihre Vorgesetzten. Die Gruppenführer bündelten die Informationen und leiteten
das gesamte Informationspaket innerhalb des definierten Zeitfensters
an die ausserhalb des Schadengebiets liegende mobile Zentrale weiter.
Erst der Einsatzwille bringt gute Resultate
Das Training war keine einfache Aufgabe. Umso wichtiger waren die
Erkenntnisse daraus. Ein Zusammenspiel, bei dem jedes Zahnrad in
der Informationskette vom Soldaten bis zum Bataillonskommandanten einwandfrei funktionieren muss, erlaubt keine Fehler. Sei es die
Informationsqualität, die im richtigen Rhythmus weitergeleitet werden muss. Oder die Personen, die die Informationen verarbeiten und
weiterleiten. Jedoch auch die Technik die die Kommunikation in rascher Zeit erlaubt. Das alles sind potentielle Fehlerquellen die zum
Erfolg oder Misserfolg führen.
Was die Verantwortlichen an diesem Training persönlich
faszinierte war der Einsatzwille der Soldaten und Kader, die einen
sehr guten Job machten. Sie haben alle dazu beigetragen, dass man
reelle Erkenntnisse herausschälen konnte, um sich Stück für Stück
zu verbessern. Abschliessend muss man sagen, dass es eine sehr gute
Vorbereitung und Heranführung an das Thema braucht, um eine
solche Motivation und Teamgeist erfahren zu dürfen. n
Die Realität im Training
Ein Soldat der Vrk Kp 1/1 auf dem Motorrad im Einsatz.
Bilder: Major Roger Büchler, Presse- und Informationsoffizier Verkehrs- und Transportbataillon 1
In Trainings, die in der Realität einem einzigen Chaos gleich kämen,
ist es schwer die Soldaten und Kader auf das Thema einzustimmen.
Es fehlt an nur ansatzweisen realitätsnahen Bedingungen. Man stelle sich das Ausmass des Erdbebens wie es sich 1356 ereignete einmal
vor… Somit war es auch nicht abschliessend möglich den Erfolg dieses Trainings einzuschätzen. Selbst ohne die erschwerenden Umstände, die ein Erdbeben mit sich bringen würde, konnten dennoch wichtige Erkenntnisse aus dem Training gezogen werden.
Verkehrssoldaten des VT Bat 1 im Warteraum für den Einsatz bereit.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
19
Log Bat 52
FDT 2015
Condotta Due – Ein Erlebnisbericht
Mit einem Feldversuch wurde das neue Bereitschaftskonzept der Armee getestet. Zuerst rückte das Logistikbataillons 52
(Log Bat 52), digital alarmiert, mobilmachungsmässig ein. Nach kurzer Ausbildung haben Teile des Log Bat 52 in der zweiten
WK-Woche zusammen mit dem Armeelogistikcenter Othmarsingen das Aufklärungsbataillon 11 ausgerüstet. Ein Erlebnis­
bericht aus verschiedenen Perspektiven.
Hauptmann Immanuel Wüthrich, Presse- und Informationsoffizier Log Bat 52,
und Mitarbeiter der PIO-Zelle Log Bat 52
Einrücken aus Sicht eines Soldaten
«Sonntagmorgen, 27. September 2015, kurz nach 10 Uhr; auf meinem
Mobiltelefon erscheint eine Textnachricht: «Alarmierung Einrücken».
Die Übung INIZIO des Log Bat 52 beginnt. Neu und zugleich ungewohnt ist, dass die Zeit für das Verlassen des Wohnortes angegeben
ist und nicht die Ankunftszeit. Kurz darauf habe ich die Zugsverbindungen geprüft und mein persönliches Material zusammen gepackt.
Am Montagmorgen geht es dann los. Auf dem Weg zum Einrückungsort trifft man die ersten Kameraden. Was dieses Mal ein wenig anders
ist, dass ich und meine Kameraden in Suhr am Bahnhof in Empfang
genommen werden. Wir erhalten die Wegbeschreibung zur Unterkunft und den Notfallzettel. Zudem wird unser Namen auf der Einrückungsliste abgehakt. Nach einem kurzen Fussmarsch entlang der
Jalons, erreichen wir den endgültigen WK-Standort. Als erstes geht es
zum «Check-In». Ich gebe mein Dienstbüchlein ab und erhalte im Gegenzug das Laufblatt für den Einrückungstag. Sieben Punkte müssen
erfüllt werden, um für den diesjährigen WK bereit zu sein. Darunter
sind grundlegende Punkte wie der Zimmerbezug, zu erledigende Sofortausbildungen und diverse zu absolvierende Theorien.»
Ein dicht gedrängtes Programm
Sobald wie möglich werden die ersten Fahrer für die Fahrzeugfassung und das Repetitorium ins Armeelogistikcenter Othmarsingen
Zutrittskontrolle beim ALC Othmarsingen.
20 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
(ALC-O) gebracht. «Sofortmaterial» wird im ALC-O bereitgestellt
und schnellstmöglich nach Suhr gefahren, um mit dem Auffrischen
und Vertiefen der Allgemeinen Grundausbildung (AGA) beginnen
zu können. Bereits am Mittag ist die erste Gruppe komplett und repetiert die Wachtdiensttheorie. Um 13.45 Uhr fahren auch schon
die ersten Fahrzeuge vor, womit die Truppen wieder neue Aufgaben
bekommen. Material fassen, Wachtdienstschiessen, Sanitätsdienstund ABC-Ausbildung stehen auf dem Programm des ersten Mobilmachungstages: Die Mobilmachungsübung INIZIO ist gut gestartet.
Positive erste Erfahrungen
Gemäss Hauptfeldweibel Kevin Fehr von der Ih Kp 52/2 hat das Einrücken erstaunlich gut funktioniert. Da keine fixe Ankunftszeit vorgegeben war, kamen die Soldaten gestaffelt, was schlussendlich die
Wartezeit an den Standorten verringerte. Anderseits weiss man nicht
zum Vorherein genau, wann der letzte AdA eintreffen wird.
Bei der Instandhaltungskompanie 52/2 in Suhr gab es in der
­Woche zuvor keine Vorbereitungen in der Unterkunft selbst. Die
Übung INIZIO beinhaltet diesen «Missstand» absichtlich, mit dem
Ziel die Unterkunft innert kürzester Zeit WK-tauglich einzurichten.
Im Kadervorkurs lag der Fokus auf den Mobilmachungsabläufen und
die Ausbildungsvorbereitungen der Offiziere und Unteroffiziere. Am
zweiten WK-Tag werden alle Sofortausbildungen abgeschlossen und
die Standarte übernommen. Damit geht für das Log Bat 52 die eigene Mobilmachung zu Ende. In der zweiten Wochenhälfte werden
erste Einsätze zugunsten der Logistikbasis der Armee in der ganzen
Schweiz geleistet. Auch wird die einsatzbezogene Ausbildung ver-
Bilder: Mitarbeiter der PIO-Zelle Log Bat 52
Log Bat 52
Die Nachschubsoldaten beim Kommissionieren.
Kontrolle des Marschbefehl beim ALC Othmarsingen.
tieft. Dieses Jahr erlernen die Nachschubsoldaten das Kommissionieren mit dem neuen Handscanner.
Teil 2: Ausrüsten des Aufklärungsbataillon 11
Montagmorgen, 6:00 Uhr, 5. Oktober 2015. Das Armeelogistikcenter
Othmarsingen (ALC-O) liegt noch im Dunkeln. Plötzlich erscheinen
die ersten vier Lichter. Zwei Duros fahren vor und der Sicherungszug springt aus den Mannschaftsfahrzeugen. Innert dreissig Minuten
steht das ZUKO-Dispositiv, die Zutrittskontrolle zum ALC-O. Nebst
Schikanen für ankommende Fahrzeuge und deren Durchsuchungsplatz, sind auch andere Sicherheitsaufbauten zu finden. So kann mittels Nagelband der Zugang zum ALC-O abgeriegelt werden und an
unübersichtlichen Stellen sind die Absperrungen zusätzlich mit Stacheldraht verstärkt. Oberleutnant Minder ist soweit sehr zufrieden
mit dem Einsatz seines Sicherungszuges und fügte an, dass sie genügend Material haben, um eine gute Härtung zu gewährleisten.
Übergabe des Materials an das Aufkl Bat 11.
Früher Start
Rund um die Uhr Sicherung
Bereits um 6:15 Uhr treffen die nächsten Soldaten ein. Die Nachschubkompanie 52/2 ist unterwegs, um das ganze Material für das
Aufklärungsbataillons 11 zusammen mit den Mitarbeitern des
­ALC-O vorzubereiten und abzugeben. Die Übung beinhaltet die
Mobilmachung des Aufklärungsbataillons 11 und deren Ausrüstung
inkl. fassen aller Fahrzeuge innert 24 Stunden.
Vor dem Armeelogistikcenter wechselt der Sicherungszug im Dreistundentakt die Gruppen aus, um die Zutrittskontrolle konzentriert
gewährleisten zu können. Oberleutnant Minder ist auch hier sehr
zufrieden mit seiner Truppe. Konsequent und diszipliniert prüfen
sie Fahrzeuge und Personen. «Die Zutrittskontrolle wird bis zum
Übungsschluss gewährleistet», sagt Minder und fügt an: «Voraussichtlich werden wir das Dispositiv in den frühen Morgenstunden
wieder abbauen.»
Das Rüsten und Kommissionieren
Bald beginnt die Truppe mit viel Elan und Engagement mit dem
Kommissionieren und der Rüstung des Materials. Die Arbeiten sind
in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe rüstet das Material der
zwei kleineren Lagerorte, die zweite vom Schmalganglager und die
dritte Gruppe kümmert sich um die Fahrzeugfassung. Um 15:00 ist
alles Material gerüstet, in SAP verbucht und abgabebereit. Nun werden die Listen zur Fassung gedruckt und die Materialübernahme
durch die Truppe kann beginnen.
Gute Zusammenarbeit
Verena Bauer, im ALC-O zuständig für Fahrzeugfassungen und -rückgaben bereitet zusammen mit den ihr zugeteilten Soldaten die Fahrzeuge
für das Aufklärungsbataillon 11 vor. Nachdem das Rüsten des Materials
nahezu abgeschlossen ist, werden Soldaten von den beiden ersten Gruppen abgezogen und kommen zur Unterstützung. Bis 17:00 können so alle
Fahrzeuge bereit zur Übernahme gemacht werden. Verena Bauer meint
nach getaner Arbeit: «Die Truppe hat sehr gut gearbeitet, es war intensiv,
hat aber total Spass gemacht.» Auch von Seiten der Soldaten war Lob für
die Zusammenarbeit mit Verena Bauer zu hören. So meint Soldat Häfeli,
dass Frau Bauer gut unterstützt hat und bei Fragen stets erreichbar war.
Die Fassung beginnt
17:25 Uhr, das Telefon des Zugführers der Stabskompanie des Aufklärungsbataillons 11 klingelt: «Go! Die Fassung beginnt.» Die e­ rsten
Duros fahren bereits vor. «Das erste was gefasst wird sind Scheinwerfer und Regenmäntel. «Es wird länger dauern heute, wir brauchen Licht.» Sagt Soldat Popp und fährt mit dem gefassten Material
­davon. Auf dem Areal herrscht Bewegung, Truppen vom Aufklärungsbataillon 11 schwärmen aus. Gruppenführer Schellenberg hat
den Auftrag mit seiner Gruppe, acht Panzerjäger zu fassen. Bald verlassen die ­ersten Fahrzeuge das Armeelogistikcenter in Othmarsingen und begeben sich zum Bataillonssammelplatz. Im Verlauf des
Abend wird die Fahrzeugfassung abgeschlossen.
Übungsende
Dienstagmorgen: Um drei Uhr früh ist es dann soweit – der Sicherungszug packte innert kürzester Zeit alles zusammen und rückt
nach erfolgreichem Übungsende ab. An verschiedenen Stellen können Abläufe und Details noch verbessert werden, aber der Mobil­
machungs-Feldversuch in Zusammenarbeit mit dem ALC Othmarsingen hat schon ganz gut geklappt. n
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
21
Log Bat 21
ADF 2015
Das Logisitikbataillon 21 machts möglich
Im Juni 2015 leistete das Log Bat 21 Dienst im Kanton Freiburg unter der Führung von Oberstleutnant im Generalstab
Cyrille Roux zugunsten der Logistikbasis der Armee. Einer der Hauptaufträge des ADF war das Einrücken in Form der
Mobilmachung, um die Bereitschaft des Bataillons für den Ernstfall zu trainieren.
Major Aurélien Baroz, Kdt Stv Log Bat 21
während des ersten Teiles des ADF 2015
Bei Bedarf muss die Armee sehr schnell
eingesetzt werden können, sonst bringt sie
nichts. Darum müssen die Logistikbataillone, die den Auftrag haben, den Rest der
Armee auszurüsten, noch schneller sein. Aus
diesem Grund gehören sie zu den Truppen
mit hoher Bereitschaft. Die Mobilmachung
war die Besonderheit des Einrückens 2015.
Dem Bataillonskommandanten wurde der
genaue Ablauf als «War Gaming» auf einem
Geländemodell gezeigt, wie die Kompanien
die Mobilmachung geplant hatten.
«Fit for missions»
So rückte am Montag der ersten Woche das
ganze Bataillon ein: Die Mobilmachung
wurde durch ein SMS an das ganze Bataillon eingeleitet. Das Einrücken wurde von
den entsprechenden Kommandanten auf
den unterschiedlichen Kompaniestandorten durchgeführt: die Stab Log Kp 21 in
Villars-sur-Glâne unter der Leitung von
Oberleutnant Fabian Palm, die Ns Kp 21/1,
genannt «Kompanie der Indianer», in Marly
unter der Leitung von Hauptmann Alain
Dessonnaz und schliesslich die Ih Kp 21/2 in
Woche 1: Fahnenübernahme in Romont FR.
22 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Düdingen unter der Leitung von Hauptmann
Dario Hildbrand. Nach der Mobilmachung
hat das 385-köpfige Bataillon die Fahne in
Romont FR übernommen. Am Mittwoch,
zwei Tagen nach dem Einrücken, wurde die
erste Phase des Dienstes mit der Inspektion
der Grundausbildung abgeschlossen. Somit
war die Grundbereitschaft wieder hergestellt.
Das Bataillon war «fit for missions» und seine
Aufträge zugunsten der LBA begannen ab
Donnerstag Morgen unter der Führung vom
Major Sergio Devito, dem Einsatzchefs des
Bataillons.
Anspruchsvoller Auftrag
Die zweite Woche begann mit der Übung
«CONDOTTA DUE 21» unter der Leitung
von Brigadier Thomas Kaiser, damals noch
Kommandant der Logistikbrigade 1. Sehr
viele Beobachter, u.a. Gäste aus Israel, waren auch dabei. Es ging darum, die Mobil­
machung des Log Bat 21 und dessen progressive Integration beim Logistikcenter
Grolley zu simulieren. Der Auftrag lautete,
die rund 500 Mitarbeiter des ALC-G mit
631 Angehörigen der Armee zu verstärken
– und zwar an einem Tag. Dieses Training
wurde auf einem für diese Übung speziell
konzipiert riesigen Geländemodell durch-
geführt. Zudem wurde es ergänzt durch
eine Erkundung mit dem Helikopter über
den verschiedenen Orten, die zu sichern
waren.
In der dritten Woche trainierten die
drei Kompanien des Kdt des Log Bat 21 und
der Stab für die Übung MECCANICA 15.
Es ging darum, bei einer 24-stündigen
Arbeit, Angehörigen im Lager mit grosser
Höhe des ALC-G zu integrieren, die sensiblen Standorte mit dem Sicherheitszug
unter der Leitung von Leutnant Hyseni zu
schützen, die internen Verbindungen des
Bataillons zu gewährleisten und gleichzeitig die Logistikaufträge sicherzustellen.
Bei diesen gehörte die Instandhaltung der
Bataillonsfahrzeuge im Hinblick auf die
WEMA, die von der Ih Kp 21/2 sicherzustellen war. Die Ns Kp 21/1 hat seinerseits
mit einem Zug in der Region Brienzwiler
etwa 270’000 Schutzmaskenfilter palettieren müssen.
Intensiv und lehrreich
Was die Hauptthemen betrifft, war der
Dienst 2015 mit den Diensten der vorangegangenen Jahren vergleichbar. Die dritte
Woche wurde mit Glanz abgeschlossen
und zwar mit der Fahnenübergabe in Frei-
Woche 2: Das Geländemodell der Ü Condotta Due.
Log Bat 21
Woche 1: Einrücken der Ns Kp 21/1.
Ü Condotta Due: Erkundung mit dem Helikopter.
Bilder: Soldat Gaël Roy
burg, sowie einem Militärdefilee durch die
Strassen der Zähringenstadt, gefolgt von
einer emotionsgeladenen Feier. Der ADF
2015 war intensiv mit vielen Einsätze und
lehrreich, auch dank der Angehörigen des
Bataillons, von den Soldaten bis zum Bataillonskommandanten, welche das Beste von
ihnen selbst haben geben mögen, um den
Erfolg des Bataillons möglich zu machen.
Es war auch der letzte WK des Bataillonskommandanten, Oberstleutnants im Generalstab Cyrille Roux. Nach drei Jahren
als Bataillonskommandant wechselt er zum
Brigadestab. Ab dem 1. Januar 2016 wird
das Log Bat 21 neu vom Oberstleutnant im
Generalstab Guy Strickler geführt. n
Woche 3: Das Militärdefilee bei der Fahnenübergabe in Freiburg.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
23
Kolumne
Rückblick
Alles hat ein Ende –
ein persönlicher Rückblick
An dieser Stelle berichten Angehörige unserer Brigade über Erlebnisse aus dem Dienst. In dieser Ausgabe blickt
Christian Bachofen, Presse- und Informationsoffizierdes Log Bat 51 auf seine 15 Jahre Militärdienst zurück.
Die Rekrutenschule
Am 9. Juli 2001 durfte ich mit vielen anderen
Rekruten in die Spital RS in Moudon ein­
rücken. Bewaffnet mit einer grossen Sport­
tasche und Neugier stieg ich in Bressonnaz
aus.
Unser Zug, der Hygiene-Zug, bot ein
paar spezielle Charaktere. So hatten wir
­Rekrut Knecht, der leider immer etwas zu
spät kam und auch nicht wirklich breiter war
als sein Kampfrucksack. Er verliess uns dementsprechend schnell. Wir hatten sportliche,
weniger sportliche, solche mit vielen Fragen,
solche die immer nach mehr Verantwortung
fragten aber es nicht schafften auf die eigene
Waffe aufzupassen und solche die einfach
hier waren. Kurz, wir waren ein typisch bunt
gemischter Haufen. Ich konnte mich schnell
mit Marcel anfreunden. Wir bestritten zusammen diversen Übungen und konnten
auch an der Schlussinspektion zusammen
am Desinfektionsanhänger arbeiten und
die gestellten Herausforderungen sehr gut
meistern. Leider hielt diese Freundschaft
nicht viel länger an.
Bülach war sehr gemütlich da ich zu dieser
Zeit im Nachbarsdorf wohnte. Speziell an
die beiden WKs in Fiesch erinnere ich mich
sehr gerne. Die Armee führte damals in
Fiesch das Armeelager für Behinderte (ALB)
durch. Jedes Jahr übernahm eines der Spital
Bataillone für 10 Tage behinderte Menschen
von ihren Angehörigen und Pflegenden, um
diese zu entlasten. Es wurden Halb- und
Ganztagesausflüge angeboten, Bastelaktivitäten, Konzerte und vieles mehr. Und in
meinem ersten ALB war ich teil der Redaktion der Truppenzeitung. Auch lernte ich in
diesem WK einen meiner besten Freunde,
André, kennen. Ein Jahr später, während
einer Pause beim Wachtdienstschiessen
unterhielten wir uns über Science Fiction
und kamen auf Babylon 5 zu sprechen. Ab
diesem Zeitpunkt gab es uns nur noch als
Binom, egal ob auf der Wacht, im Hygienelabor oder am Anhänger. Glücklicherweise
erkannte unser Zugführer schnell, dass es
auch zu seinem Vorteil war, uns gemeinsam
einzuplanen. Dieses gegenseitige Vertrauen
zeigte sich dann auch in der Beförderung von
uns beiden zum Gefreiten aus.
die Nacht arbeiteten wir an Schichtplänen
und Einteilungen nur um alles am nächsten
­Morgen über den Haufen zu werfen. Dazu
kenne ich ein schönes Sprichwort: Umso
besser etwas geplant ist, umso einfacher kann
man die Planung über den Haufen werfen.
Am Ende war es der erfüllendste WK und
dank dieser Erfahrung entschied ich mich
auch, doch noch weiterzumachen.
Der schönste und der beste WK
Wiederholungskurse
Mit dem Abschluss der RS galt nun jeweils:
Nach dem WK ist vor dem WK. In den folgenden neun Jahren verschlug es mich nach
Bülach, Fiesch, Küssnacht, Kriens und Stans.
24 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15
Der schönste WK war in 2006 in Kerns. Wobei ich total nur vier Tage dort war. Denn
dank meiner vorhergehenden Beförderung
durfte ich mit auf die Verschiebung zum
Kantonsspital Olten. Auf Grund der zivilen
Umgebung beliefen sich die Arbeitszeiten
auf 0700 – 1800 Uhr. Übernachten durften
wir in Einzelzimmern im Personalhaus des
Spitals mit einer grossen Dachterrasse. Und
was macht man bei schönsten Sommerwetter
an einem freien Abend auf der Dachterrasse?
Man geniesst das Wetter mit einer feinen
Zigarre und gutem Scotch. Viel besser geht
es nicht.
Der beste WK folgte 2009 in Stans. Dank
einem akuten Mangel an Gruppenführern
durften André und ich (Binom) die Funktion Gruppenführer übernehmen. Es war
der spannendste und weitaus forderndste
WK bis anhin. Auf einmal waren die Rollen
vertauscht, anstatt mitzumachen hiess es
anleiten und führen. Teilweise bis spät in
Presse- und Informationsoffizier und
Fachoffizier
Gesagt getan. 2010 erhielt der Chef Kommunikation der Logistikbrigade 1 einen
Anruf von mir. Darauf folgten fünf weitere
interessante Jahre als Presse- und Informationsoffizier. Diese gaben mir die Chance
weiterhin einmal im Jahr aus der Routine
auszubrechen und etwas Anderes zu machen. Aber am meisten profitierte ich vom
Stabslehrgang, für mich, für meine Herangehensweise an neue Aufgaben und wie ich
Probleme angehe. 2015 leiste ich nun doch
noch meinen letzten WK und es ist gut so.
Es waren spannende, lehrreiche, anstrengende und teils auch mühsame Zeiten. Ich
konnte einen sehr guten Freund gewinnen,
interessante Personen kennenlernen, über
mich hinauswachsen und einen Beitrag für
die Schweiz leisten. Live long and prosper! n