2 / 15 Die Logistik macht’s möglich 4 Bereitschaft, Einsatzdiversität und Leadership Der neue Brigadekommandant im Interview 12 Liebesbriefe und Salametti – tempi passati? Die Feldpost im digitalen Zeitalter 14 Networking Wie man im Dienst Kontakte knüpft Editorial Geschätzte Angehörige der Logistikbrigade 1 Ich bin stolz auf Ihre Leistung. Seit mir am 11. August das Kommando der Brigade anvertraut wurde, konnte ich mir persönlich und vor Ort ein Bild Ihrer Arbeit verschaffen. Sie haben in Spitälern Menschen geholfen, in Werkstätten Fahrzeuge und Geräte repariert, ein Gebäude mitten in der Stadt Bern geschützt, bei unzähligen Transporten Menschen und Material bewegt und nicht zuletzt durch Ihre Leistung in den Logistikcenter die Einsätze der Armee erst möglich gemacht. Sie haben diese Aufgaben mit fachlicher Kompetenz, grossem Pflichtbewusstsein und hoher Motivation erfüllt. Mir ist dabei bewusst geworden wie wichtig es ist, Ihnen auch den Sinn dieser Einsätze und Aufträge zu erläutern. Ich verspreche Ihnen, in diesem Bereich einen Effort zu leisten. Sie haben ein Recht darauf. Als Einsatzbrigade werden wir nächstes Jahr weiter daran arbeiten, unsere Bereitschaft und Einsatzfähigkeit zu erhöhen. Dies werden wir, nebst echten Einsätzen, mit anspruchsvollen, realitätsnahen Übungen erreichen. Ich freue mich jetzt schon darauf, Sie wieder in diesen Einsätzen und Übungen zu besuchen. Ihre Arbeit gibt mir die Gewissheit, dass wir gemeinsam Einsätze bestehen und die uns anvertrauten Aufträge erfüllen werden. Und das ist in den letzten Tagen, Wochen und Monaten noch wichtiger geworden. Die Ereignisse haben es uns in Heftigkeit und Häufigkeit deutlich gezeigt. Als Angehörige der Armee tragen wir die grosse Verantwortung, unserem Land und unseren Leuten zu helfen, sie zu schützen und wenn nötig dafür zu kämpfen. Wir sind die einzige Sicherheitsreserve der Schweiz. Die Armee braucht Sie! Ich wünsche Ihnen allen ruhige und friedliche Weihnachtstage. Brigadier Thomas Süssli Kommandant Logistikbrigade 1 2 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Bild: ZEM Die Logistik macht’s möglich – Sie machen es möglich! Inhalt Titelbild Ein Soldat der Vrk Kp 1/1 auf dem Motorrad im Einsatz. (Bild: Major Roger Büchler, Presse- und Informationsoffizier Verkehrsund Transportbataillon 1) Inhalt 2Editorial Der Brigadier hat das Wort 4 Bereitschaft, Einsatzdiversität und Leadership Interview mit Brigadier Thomas Süssli, neuer Kommandant der Logistikbrigade 1 7 «Ich habe keine einzige negative Reaktion erlebt» Einsatz des Spitalbataillons 75 im Universitätsspital Basel 9 Die Hebamme im Militär Unterwegs mit Obergefreite Rotkreuzdienst Christine Fässler 10 Wenn der Patient flüchtet und der Soldat zittert Ein Erfahrungsbericht von der Nachtschicht 4Bereitschaft, Einsatzdiversität und Leadership Der neue Brigadekommandant im Interview 12 Liebesbriefe und Salametti – tempi passati? Eine Umfrage im Spit Bat 75 14 Beziehungen schaden nur demjenigen, der keine hat Networking im San Log Bat 81 16 «Das ist ja wie am Flughafen» Volltruppenübung «CONDOTTA DUE 1» beim Infra Bat 1 18 Die Informationskette von Grund auf überprüft – es braucht einfach alle Übung «Basilea 1356» beim VT Bat 1 20 Condotta Due – Ein Erlebnisbericht FDT 2015 des Logistikbataillon 52 22 Das Logisitikbataillon 21 machts möglich FDT 2015 des Logistikbataillons Bat 21 12Liebesbriefe und Salametti – tempi passati? Die Feldpost im digitalen Zeitalter 24 Alles hat ein Ende – ein persönlicher Rückblick Kolumne Impressum armee.ch, die Zeitschrift für die Angehörigen der Log Br 1, erscheint zweimal jährlich auf deutsch und französisch. Nächste Ausgabe: 1/2016Redaktionsschluss:01.06.2016 Erscheint im: Juli 2016 Herausgeber: Chef der Armee und Kommandant Log Br 1 Redaktion: Oberstleutnant Philippe Matter, Chef Kommunikation Log Br 1; Fachof Philipp Arnold, Journalistof Log Br 1; Kdo Log Br 1, Worblentalstrasse 36, 3063 Ittigen Übersetzungen: Wachtmeister Nicolas Marti Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), Bern Druck: Merkur Druck AG, Langenthal Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich beim Sektionschef des Wohnorts. Alle anderen schriftlich beim Kommando Log Br 1 Copyright: VBS, Bereich Verteidigung Internet: www.logistikbrigade.ch www.logistikbasis.ch 14Networking Wie man im Dienst Kontakte knüpft www.armee.ch armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 3 Interview Brigadier Thomas Süssli, Brigadekommandant der Logistikbrigade 1 Bereitschaft, Einsatzdiversität und Leadership Seit dem 11. August 2015 hat die Logistikbrigade 1 einen neuen Brigadekommandanten. Mit Brigadier Thomas Süssli wurde erstmals seit Gründung der Brigade ein «Milizler» zum Kommandanten gewählt. Im Interview erklärt er, wie er die Brigade in die Zukunft führen will und was er von seinen Unterstellten erwartet. Oberstleutnant Philippe Matter, Chef Kommunikation Logistikbrigade 1 die Vielfalt und Leistungsfähigkeit verschaffen. Die Brigade ist sehr gut aufgestellt, insbesondere in Bezug auf Ausbildung, Bereitschaft und Führungsfähigkeit. Brigadier Thomas Süssli, seit rund vier Monaten sind Sie Kommandant der Logistikbrigade 1. Die berühmten «hundert Tage im Amt» sind Seit Oktober 2014 waren Sie als CEO bei der Bank Vontobel Financial vorbei. Wie haben Sie die erste Zeit an der Spitze der Brigade erlebt? Products in Singapur angestellt und für den Markteintritt der Bank Ich habe mich sehr gefreut, wie gut und herzlich ich aufgenommen wurde. Ich kannte zwar den Milizteil der Brigade sehr gut, der «Berufsteil» war jedoch neu für mich und ich war auf Unterstützung angewiesen. Diese habe ich jederzeit von meinem Umfeld gespürt. Besonders beeindruckt haben mich die Begegnungen mit der Truppe und den Kadern in den Bataillonen und Kompanien. Ich konnte mir bei Besuchen in Einsätzen und Übungen einen guten Eindruck über Vontobel in Asien verantwortlich. Was war für Sie ausschlaggebend, dass sie zurück in die Schweiz kamen und die neue Aufgabe bei der Armee übernommen haben? Es war tatsächlich ein schwieriger Entscheid. Die Aufgabe in Asien hat mir sehr gut entsprochen, war anspruchsvoll und ich konnte in kurzer Zeit ein starkes lokales Team aufbauen. Mit meinem Weggang habe ich viele meiner Kollegen und Vorgesetzten enttäuscht. Ich Der neue Brigadekommandant (rechts) gemeinsam mit Divisonär Andreas Stettbacher im direkten Kontakt mit der Truppe. «Wer von Menschen Leistung will, muss ihnen Sinn geben. Wir sind ja alle nicht nur Soldaten, sondern auch Bürger in Uniform.» 4 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Interview Bilder: Kommando Log Br 1 glaube aber, dass sie mich schliesslich verstanden haben. Es war ein Herzensentscheid. Ein Entscheid, mein Leben der Schweiz, der Armee und dem Thema Leadership widmen zu können. Sie kennen unsere Brigade bereits seit 2004 als Kommandant des Spitalbataillons 5. Ab 2008 waren Sie im Stab als Unterstabschef Logistik eingesetzt und zuletzt bis Ende 2014 waren Sie Stellvertreter des Brigadekommandanten. Welche bisherigen Erkenntnisse als «Milizler» nehmen Sie mit in die neue Funktion? Der Umstand, dass ich selber ein Bataillon in der Brigade kommandierte, lässt mich die Situation und Herausforderungen der unterstellten Kommandanten besser verstehen. Ich möchte so führen, wie ich als Kommandant selber gerne geführt werde. Der Stab wiederum muss für die Truppe echten Mehrwert generieren, was er schon lange durch die Vorbereitungen und Durchführung von Trainings und Übungen macht. Ihr Lebenslauf weist eine grosse Vielfalt auf: Wirtschaftsinformatiker, Unternehmer und Banker in leitenden Funktionen im In- und Ausland. Welche ihrer Stärken und Fähigkeiten glauben Sie, sind in der aktuellen Lage der Armee besonders gefragt und werden Sie gezielt einbringen können? Ich glaube, dass in Zeiten der Veränderung und Unsicherheit, so wie wir sie jetzt erleben, menschenzentrierte Führung sehr wichtig ist. Ich konnte als Manager und Unternehmer während vielen Jahren Führungserfahrung sammeln. Dies in ganz verschiedenen Arten von Organisationen. Die Führung von Informatikspezialisten in einem Start-up ist sehr verschieden von der Führung einer Abteilung in einem Back-Office einer Bank. Und mein Team in Asien, bestehend aus Kollegen aus China, Indien und Singapur war doch sehr verschieden von den selbstbewusst auftretenden Angelsachsen. Immer aber geht es um Menschen. Wenn ich zurückblicke, ist dies die wichtigste Erkenntnis zur Führung. Am erfolgreichsten waren wir als Organisation immer, wenn ich eine starke persönliche Beziehung zu meinen Mitarbeitern hatte und sie persönlich ihren Fähigkeiten und Erfahrung entsprechend forderte. Als Führungspersönlichkeit erlebt man Sie als innovativen und kreativen Macher, der neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen ist. Wie können die Angehörigen unserer Brigade Sie am besten auf Ihrem Weg unterstützen? Beissen sich Innovation, Kreativität und Militär nicht? Nein, im Gegenteil. Die Armee als Ganzes ist ja eine lernende und sich entwickelnde Organisation. Das zeigt uns gerade die WEA, die Weiterentwicklung der Armee. Ich möchte deshalb allen Angehörigen der Brigade Mut machen, neue Wege zu beschreiten und in ihrem Verantwortungsbereich Neues zu versuchen. Unser Prinzip der Auftragstaktik fördert ja Kreativität, weil es dem Unterstellten Freiheit bei der Art der Zielerreichung lässt. Wir müssen alle diesen Freiraum ausnützen um das beste mögliche Resultat zu erzielen. Wo steht die Logistikbrigade 1 heute und wo führt die Reise hin? Die Erstellung der Bereitschaft für Einsätze steht im Vordergrund und bestimmt alle unsere Aktivitäten. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes der Armee, als einzige Sicherheitsreserve der Schweiz, hat in den letzten Monaten tendenziell zugenommen und wird weiter zunehmen. Die Armee kann helfen, schützen oder sie kann für unser Land kämpfen. Bei einem Aufgebot im Katastrophenfall erwartet unsere Bevölkerung, dass wir schnellstmöglich und mit allen einsetzbaren Mitteln helfen. Wie können wir diese Bereitschaft erreichen? Nur indem wir vorbereitet sind und so trainieren, wie wir in den Einsatz gehen. So werden wir jeden WK mit einer Mobilmachung Die Einsatzdiversität ist dem Brigadier ein wichtiges Anliegen: «Bezüglich der Vielfalt möglicher Einsätze werden wir uns in den nächsten Monaten nochmals systematisch überlegen, über welche Fähigkeiten jedes Bataillon in Zukunft verfügen muss.» armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 5 Interview Wer nichts wagt, gewinnt nichts: «Ich möchte allen Angehörigen der Brigade Mut machen, neue Wege zu beschreiten und in ihrem Verantwortungsbereich Neues zu versuchen.» beginnen und aus dieser schnellstmöglich in einen Einsatz oder eine Übung gehen. Bezüglich der Vielfalt möglicher Einsätze werden wir uns in den nächsten Monaten nochmals systematisch überlegen, über welche Fähigkeiten jedes Bataillon in Zukunft verfügen muss. Solche Überlegungen gibt es bereits als Bausteine des Gesamtsystems der Armee. Wir werden sie hinsichtlich Einsatzdiversität erweitern und detaillieren, so dass wir Schulungsziele für Übungen ableiten und diese Fähigkeiten gezielt trainieren können. Wer Sie bei Ihren an das Kader gerichteten Reden erlebt, erfährt rasch, dass Ihnen Leadership sehr wichtig ist. Was verstehen Sie unter Leadership? Wie kann man ein guter Leader sein? Wer von Menschen Leistung will, muss ihnen Sinn geben. Wir sind ja alle nicht nur Soldaten, sondern auch Bürger in Uniform. Deshalb hat jeder von uns ein Recht darauf zu verstehen, warum er einen Auftrag oder Einsatz macht. Bei meinen Besuchen bei der Truppe erlebe ich noch immer Soldaten mit Bewachungsaufträgen, die gar nicht wissen, was und warum sie bewachen. Wie sollen diese in einer 6 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 komplexen und unsicheren Lage richtig reagieren können? Wie sollen sie motiviert sein, wenn der Sinn fehlt? Deshalb bedeutet Leadership zuerst einmal ein motivierendes Ziel vorzugeben. Ein Ziel, dessen Erreichung erstrebenswert und sinnvoll ist. Unser 5-Punkte Befehl ist ja wie geschaffen dafür. Der erste Punkt, die Orientierung, erklärt ja genau das «Warum». Leadership hat aber auch viel damit zu tun, wie ich mit meinen Unterstellten umgehe. Wenn ich Verantwortung für deren Wohlergehen übernehme, Fürsorge zeige, dann übernehmen diese auch Verantwortung für den Verband und den Auftrag. Und nicht zuletzt bedeutet Leadership auch Vertrauen in die Unterstellten. Vertrauen, diese selbständig machen zu lassen, nicht alles im Detail vorzugeben, sie selber lernen und besser werden zu lassen. n Herr Brigadier, Danke für das Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spass und Erfolg in Ihrer neuen persönlichen Herausforderung als Kommandant der Logistikbrigade 1. Interview Unispital Einsatz des Spitalbataillons 75 im Universitätsspital Basel «Ich habe keine einzige negative Reaktion erlebt» Soldat Stephan Zographos war im WK im Universitätsspital Basel im Einsatz. Seine Erfahrungen, unter anderem auch mit einem sterbenden Menschen, brachten ihn an seine Grenzen, «aber stets in einem geschützten Rahmen», wie er selbst sagt. Fachoffizier Marc Haring, Presse- und Informationsoffizier Spitalbataillon 75 und Soldat Remo Schraner, PIO-Soldat Spitalkompanie 75/1 Im Rahmen der Übung CONEX15 wurden im September 2015 acht Bataillone aufgeboten, um für einen allfälligen Katastrophenfall die Zusammenarbeit mit diversen zivilen Institutionen zu trainieren. So auch das Spitalbataillon 75, welches in den verschiedensten Abteilungen des Universitätsspitals Basel (USB) eingesetzt wurde. Soldat Stephan Zographos unterstützte beispielsweise die chirurgische Intermediate Care Station (IMC), eine Überwachungsabteilung für Patienten, die eine intensive Betreuung benötigen. Zum Abschluss der Dienstleistung luden wir Soldat Stephan Zographos, Vitomir Jankovic, den Abteilungsleiter der IMC, sowie Oberstleutnant im Generalstab Kai Tisljar, Bataillonskommandant des Spitalbataillons 75 und selber Oberarzt am USB, zu einem Gespräch ein. Als wissenschaftlicher Berater für analytische Labors haben Sie, Soldat Zographos, im Zivilen nichts mit der Pflege zu tun. Wie wurden Sie im Spital eingesetzt? Zographos: Zu meinen Aufgaben gehörten unter anderem das Umlagern von Patienten, das Erledigen von administrativen Angelegenheiten oder das Auffüllen von Verbrauchsmaterial. Vor allem war ich aber stets bereit, wenn helfende Hände gebraucht wurden. Der Einsatz im USB ist nun beendet. Wie ist Ihr Fazit? Zographos: Ich würde so einen WK auf jeden Fall nochmals machen! Das Team auf der Überwachungsstation war super. Trotz der ernsten und intensiven Arbeit ging der Humor nie verloren. Die Tätigkeit auf der Station war interessant. Zwar wurde ich gefordert und ich kam – gerade im Umgang mit aufwendigen Patienten – an meine Grenzen, jedoch stets in einem geschützten Rahmen. Als es zum Beispiel auf der Station zu einem Todesfall kam, war das für mich sehr hart, aber ich bekam dann die Zeit, die ich brauchte, um mit der Situation fertig zu werden. Einsatz im Universitätsspital Basel Die Angehörigen des Spit Bat 75 wurden während 13 Tagen im Universitätsspital Basel als personelle Unterstützung auf verschiedenen Stationen eingesetzt. Durch die Angabe des Berufes und die Testresultate der Pflege-Refresher-Ausbildung CURAM wurde analysiert, welche Stationen des Spitals tatsächlich besetzt werden konnten. Pro Tag unterstützten rund 50 AdA in drei Schichten (Früh-, Spät- und Nachtschicht) ganz unterschiedliche Bereiche des Spitals. Die meisten Stationen griffen auf AdA ohne Fachkenntnisse zurück, während andere bewusst nur Pflegefachpersonen anfragten. Dies erforderte eine gute Planung vor dem Einsatz, um die einzelnen Soldaten einzuteilen, aber auch eine grosse Flexibilität während des Einsatzes, um auf unvorhersehbare Änderungen und Verschiebungen reagieren zu können. Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75 Jankovic: Mit der Einteilung von Soldat Zographos in meine Abteilung hat die Armee ins Schwarze getroffen. Er war eine Bereicherung für unser Team. Auf der Überwachungsstation gibt es neben vielen freudigen Ereignissen auch schwierige Situationen zu bewältigen. Der Tod gehört in einem Spital halt auch dazu. Soldat Zographos hat sich dabei hervorragend verhalten und ich hatte den Eindruck, dass er mit dem Ganzen auch gut umgehen konnte. Tisljar: Damit so ein Einsatz gelingt, müssen sowohl die zivile wie auch die militärische Seite Hand in Hand arbeiten. Grossmehrheitlich hat die Zusammenarbeit wirklich einwandfrei funktioniert. Wir konnten vom Spital viel profitieren und umgekehrt. Trotzdem will ich nicht verschweigen, dass es vereinzelt Soldaten gab, die mit den geforderten Aufgaben nicht umgehen konnten oder wollten. Oder dass sich gewisse Spitalabteilungen schwer taten, unsere AdA in den Alltag am Patientenbett einzubinden. Wichtig für mich ist aber, dass in diesen Fällen Lösungen gesucht und auch gefunden wurden. Mein Fazit: Die angestrebte zivil-militärische Zusammenarbeit funktionierte, der Einsatz war ein Erfolg. Zographos: Ob die Erfüllung eines Auftrags gelingt, hängt bestimmt auch von der Motivation der Soldaten ab. Hie und da habe ich sogar vergessen, dass ich mich in einem militärischen Einsatz befinde. Denn die Zeit ging schnell vorbei, und man schaute nicht die ganze Zeit auf die Uhr. Es ist fast ein bisschen schade, dass dieser Einsatz befristet war. Werden zukünftige WK ähnlich organisiert sein? Tisljar: In den WK geht es darum, sämtliche Aufgabenbereiche der Spit Bat zu trainieren. Dabei stellt die Unterstützung von Zivilspitälern einen sicher wichtigen Teil dar. Wir müssen aber auch im Stande sein, improvisierte Bettenstationen aufzubauen und zu betreiben, oder in einer GOPS sowie einem Militärspital Patienten zu versorgen. Zudem braucht es für einen solchen Einsatz zivile Einrichtungen, welche mit uns kooperieren wollen und bereit sind, die intensive und lange Vorbereitungszeit mitzugestalten. Ich bin mir aber sicher, dass es auch in Zukunft wieder Einsätze mit realen Patienten geben wird. Herr Jankovic, wie waren die Reaktionen Ihres Teams, als es erfuhr, dass ein Soldat ihren Arbeitsalltag unterstützen wird? Jankovic: Ich habe keine einzige negative Reaktion erlebt, auch nicht von anderen Abteilungen. Klar gab es auch ab und an einen neckischen Spruch, doch unsere Station freute sich sehr auf die Unterstützung. Soldat Zographos, fühlen sie sich durch den Einsatz am USB für einen Ernstfall besser vorbereitet? Zographos: Auf jeden Fall. Ich hatte Einblick in die Spitalstruktur und habe nun gewisse Routinen, wie zum Beispiel die Händedesinfektion, verinnerlicht. Auch das Spitalpraktikum in der Rekrutenschule und armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 7 Interview Unispital die Ausbildungen in meinen WK haben mich viel gelehrt. Mit dem praktischen Dienst im Spital ist meine allgemeine Hemmschwelle gesunken – mein Selbstvertrauen dagegen gestiegen. in dieser Situation dazu, wo möglich durch alternative Routen den Demonstranten auszuweichen, die Transfers zwischen dem Kompaniestandort und dem Spital zeitweise auszusetzen oder in einem Fall, wo dies nicht möglich war, die AdA von der Polizei begleiten zu lassen. Oberstlt i Gst Tisljar, wie sehen sie dies von der Bataillonsebene aus? Tisljar: Ob und in welcher Form wir in einem Ernstfall eingesetzt werden, ist situationsbedingt und wird jedes Mal eine speziell darauf abgestimmte Lösung erfordern. Aber es ist natürlich von Vorteil, wenn die Koordination von Spital und Armee bereits geübt wurde. Ich stimme Soldat Zographos zu: Dank realen Einsätzen zu Übungszwecken werden wir die Spitäler künftig effizienter und schneller unterstützen können. Wir müssen nicht jedes Mal bei Null anfangen, sondern können eine gewisse Kompetenz der Soldaten voraussetzen und müssten diese allenfalls nur etwas auffrischen. Herr Jankovic, können Sie Oberstlt i Gst Tisljar zustimmen? Jankovic: Ja, ganz klar. Soldat Zographos Hintergrundwissen reichte, um die Arbeiten einer Mitarbeiterin zu übernehmen, welche für ein paar Wochen ausgefallen ist. Somit mussten wir für sie keinen Ersatz suchen, was uns natürlich sehr half. Oberstlt i Gst Tisljar, eine der Kompanien bekam die Auswirkungen Die Armee steht unter anderem für den Schutz des Volkes. Wenn die Armee von der Polizei beschützt werden muss, wird jedoch ein falsches Bild erzeugt. Oder? Tisljar: Nein. Das Zivile hat in der Schweiz die Hoheit. Das heisst, wir als Armee ordnen uns dem Primat der Zivilgesellschaft unter. Einschliesslich unseres Schutzes in einer Situation, welche ein verhältnismässiges Handeln erforderte. Dies in diesem Fall zu zeigen war meines Erachtens auch wichtig für das Ansehen der Armee. Für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung ist die Polizei zuständig. Erst wenn deren Mittel ausgeschöpft sind, könnte auf Antrag die Armee subsidiär zum Einsatz kommen. Die Polizei hat zweifelsohne die grössere Kompetenz im Umgang mit Demonstranten und kennt zudem die Verhältnisse vor Ort besser. Daher bin ich froh, dass wir in dieser Situation so einen guten Kontakt zur Polizei hatten und möchte mich auch an dieser Stelle nochmals für deren Einsatz zu unserem Schutz bedanken. der gewalttätigen Demonstrationen gegen die Übung «Conex» direkt zu spüren, musste zeitweise von der zivilen Polizei beschützt und eine Herr Jankovic, was halten sie als Zivilist von den Demonstrationen? Gruppe von AdA sogar eskortiert werden. Wie gingen Sie damit um? Jankovic: Ich frage mich, ob diese Leute wirklich wussten, was die Armee im und um das Universitätsspital wirklich geleistet hat. Hätten die Demonstranten selbst Angehörige, welche hier in einem Bett liegen würden, wären sie dann trotzdem auf die Strasse gegangen? n Bild: Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75 Tisljar: Während des Dienstes bin ich für alle AdA des Spit Bat und deren Sicherheit verantwortlich. Gleichzeitig gilt es den Auftrag zu erfüllen. Aufgrund der etwaigen Gefährdung entschieden wir uns Oberstleutnant im Generstalb Kai Tisljar, Kommandant des Spitalbataillons 75 (links), Vitomir Jankovic, Abteilungsleiter am Universitätsspital Basel und Soldat Stephan Zographos sprechen nach dem Einsatz im Unispital über ihre Erfahrungen. Truppenübung CONEX 15 5000 AdA trainieren Ernstfall Vom 16. bis 25. September 2015 führte die Territorialregion 2 in der Nordwestschweiz und am Jurasüdfuss die Truppenübung CONEX 15 durch. Rund 5000 Angehörige der Armee trainierten mögliche Einsätze zugunsten ziviler Behörden wie die Bewachung und Überwachung wichtiger Infrastrukturen oder die Unterstützung im Bereich Genie und Rettung. Wichtig dabei war die Zusammenarbeit mit den zivilen Partnern (unter anderen die Schweizerischen Rheinhäfen Basel, das Universitätsspital Basel, das Grenzwachtkorps und die SBB) sowie mit den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn sowie deren Polizeikorps. Im Rahmen der Übung fanden für die Bevölkerung eine Präsentation und Ausstellung (EXPO) von Fähigkeiten und Mitteln der beteiligten 8 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Truppen in Muttenz und ein grosser Vorbeimarsch (DEFILEE) in Zofingen statt. Durch die Grössenordnung der Übung und die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden ergab sich ein gesteigertes mediales Interesse. Militärkritisch gestimmte Gruppierungen nahmen die erhöhte Präsenz der Armee in Basel zum Anlass und führten gegen CONEX15 unter anderem zwei Demonstrationen durch, von denen eine den friedlichen Rahmen verliess. Vier Polizisten wurden dabei verletzt und es kam zu zahlreichen Sachbeschädigungen. AdA und Armeematerial und kamen nicht zu Schaden. Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75 Hebamme Spitalbataillon 75 Die Hebamme im Militär Obergefreite RKD (Rotkreuzdienst) Christine Fässler gewährt uns einen Einblick in ihre Arbeit auf der Geburtenstation. Und erklärt, wieso ihre Söhne in die Rekrutenschule sollen. Soldat Remo Schraner, PIO-Soldat Spit Kp 75/1 Bild: Soldat Silvio Leoni, PIO-Soldat Spit Kp 75/1 Wir stehen vor einer blickdichten Türe und drücken auf die Klingel. So meldet man sich an, wenn man auf die Geburtenstation des Universitätsspitals Basel gelangen möchte. Kurz darauf geht die Schiebetüre auf und wir werden von einer freundlichen Dame in weiss begrüsst. Sie bittet uns, einen M oment auf Obergefreite Rotkreuzdienst (RKD) Christine Fässler zu warten. Wir schauen uns um: Die Station ist ganz in weiss gehalten, in einer Ecke befindet sich eine Sitzgelegenheit für Kinder mit einem Riesenteddy, ein Storch bewacht den Eingang der Station und auf den Fluren befinden sich Hebammen und Pflegeassistentinnen – und ein paar Verwandte, welche mit Freudentränen in den Augen das Zimmer mit dem Familiennachwuchs suchen. «Es ist schon ein anderes Arbeiten hier» Obergefreite RKD Fässler begrüsst uns freundlich und bittet uns an einen Tisch in der Wartezone der Geburtenstation. Strahlend erzählt sie uns, dass Noah mit ihr aufs Foto kommen wird. Noahs Mutter ist am Morgen früh auf die Geburtenstation gekommen, gebar ihren Sohn um 11:12 Uhr und schon am Nachmittag wird sich die kleine Familie wieder nach Hause begeben. «Es ist schon ein anderes Arbeiten hier», erzählt uns die Obergefreite RKD, welche im Zivilen ebenfalls als Hebamme arbeitet. Normalerweise betreue sie die werdenden Eltern über mehrere Wochen in Form von Kursen, Schwangerschafts-Kontrollen und Gesprächen, in denen sie von möglichen Ängsten oder Eigenheiten des Paares und vor allem der Mutter erfährt. Dies fehle hier im Spital. «Trotz der wenigen Zeit, die wir hier als Hebammen haben, schaffen wir es trotzdem, eine nahe und persönliche Betreuung für die werdenden Eltern zu gewährleisten. Das erstaunte mich am meisten.» Auf die Frage, warum sie auch im Militär als Hebamme arbeiten wollte, antwortet sie: «Ich hätte ansonsten nie die Möglichkeit gehabt, in einem so grossen Betrieb hinter die Kulissen zu schauen. Zudem leiste ich Militärdienst, weil ich die Kameradschaft sehr schätze und ich her- Obergefreite RKD Fässler präsentiert stolz den kleinen Noah. ausfinden wollte, ob die Zusammenarbeit mit den Männern funktioniert – und sie funktioniert!» Die Mutter und die Beingümmeli Vieles vom Militär nutze sie auch im zivilen Leben, wie zum Beispiel die strukturierte Organisation und dass man Verantwortung übernimmt. Sie erwähnt ebenfalls, dass sie möchte, dass ihre beiden Söhne (14 und 15 Jahre alt) Militärdienst leisten. «Sie müssen keine militärische Laufbahn einschlagen. Ich will aber, dass sie so mehr Selbstverantwortung übernehmen. Denn in der Rekrutenschule hat man keine Mutter, welche dir deine Beingümmeli hinterher schleppt», witzelt Obergefreite RKD Fässler. In einem Nebensatz erwähnt sie, dass sie sich immer ein Partner gewünscht hat, welcher Militärdienst leistet. «Mein Mann ist Oberleutnant», schmunzelt sie. Die Obergefreite Hebamme verschwindet kurz in einem Zimmer und kommt mit einem Hämpfelchen Leben auf dem Arm hinaus: Noah. Von der Geburt noch ein wenig zerknautscht fühlt er sich sichtlich wohl auf den Armen der erfahrenen Hebamme Fässler. Beide posieren für das Foto und wir können es gar nicht richtig fassen: Noch am Morgen war das Baby im Bauch der Mutter und in wenigen Jahren wird auch Noah die Beingümmeli selbst suchen müssen. n armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 9 Nachtschicht Einsatz im Universitätsspital Basel Wenn der Patient flüchtet und der Soldat zittert Spitalneuling Schraner meldet sich zum Dienst: Im Rahmen der Übung Conex15 waren zahlreiche Angehörige des Spitalbataillons 75 im Universitätsspital Basel im Einsatz. So auch Spitalsoldat Remo Schraner. Folgend sein ganz persönlicher Erfahrungsbericht von seiner ersten Nachtschicht. Soldat Remo Schraner, Spit Kp 75/1 Spital-Slang und ungeahnte Ängste Im Personalzimmer der Station angekommen, ist der Rapport für die Nachtschicht im vollen Gange. Ich setze mich auf einen Stuhl, höre gespannt zu und verstehe herzlich wenig. Abkürzungen bin ich mir vom Militär her gewohnt, aber aus diesem Spital-Slang werde ich nicht schlau. Nach dem Rapport zeigt mir die Pflegefachfrau die Abteilung und erklärt, dass es sich hier ausschliesslich um Leukämie-Patienten handle, also Blutkrebs. Innerlich bin ich am flüchten. Ich war schon an einigen Beerdigungen von Familienmitgliedern und Freunden, welche ich wegen dem Krebs verlor. Wie soll oder kann ich nun mit den Patienten hier umgehen? Kann ich professionell bleiben und mein Mitgefühl «in Schach» halten oder werde ich emotional überfordert sein? Ich habe Angst und das gefällt mir nicht. Aber auch als erwachsener Mann und Soldat muss man seine Ängste akzeptieren, entschliesse ich mich. Und dies versuche ich nun zu tun. «Ich sehe keine Patienten, sondern Menschen» Auf der Führung durch die Abteilung entdecke ich zwei Isolations-Räume. Diese dürfen nur mit Schutzkleidung betreten werden. Zum einen, damit ich mich nicht mit den Keimen des Patienten anstecke und zum an- Bild: zvg Es ist mir mulmig zumute, sehr mulmig. Gerade habe ich erfahren, dass ich in der Nachtschicht eingeteilt bin. Ich habe noch nie mit Patienten gearbeitet und schon gar nicht nachts. Mit ein paar wenigen Stunden Schlaf mache ich mich um 22 Uhr mit meinen Kameraden auf den Weg zum Universitätsspital Basel. In der GOPS angekommen, ziehen wir uns von grün in weiss um und werden dann nach und nach auf die Abteilungen begleitet. Ich komme auf die Medizin-Abteilung. «Easy», denke ich, «wird wohl nicht so anstrengend werden.» Denn auf der «Medizin» erwarte ich höchstens Patienten mit leichten Knochenbrü- chen und ältere Leute mit Grippe. Spitalneuling Schraner meldet sich zum Dienst. Universitätsspital Basel 10 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Nachtschicht deren, damit ich keine zusätzliche Schädlinge ins Zimmer bringe. Denn Leukämiepatienten haben vielfach kein Immunsystem mehr. Zurück im Stationszimmer geht es sofort los. Die Patienten rufen uns, indem sie auf die Glocke drücken und wir die entsprechenden Zimmernummern auf dem Display ablesen können. Als der dritte Patient läutet, werde ich alleine «auf die Glocke gelassen», wie es so schön heisst. Ich betrete also das Patientenzimmer. Die Dame will ein Schlafmittel. In Absprache mit der Pflegefachfrau bringe ich der Patientin das gewünschte Medikament mit zittrigen Händen meinerseits. Den nächsten Patienten begleitete ich zur Toilette. Mit der Zeit werde ich selbstbewusster und ich nutze mein gelerntes Wissen und mobilisiere sogar Patienten in ihre Rollstühle. Die Krankheit Leukämie verschwindet nach und nach in meinem Kopf und in den Vordergrund treten die Patienten selbst, welche ich mit der Zeit schlicht als «normale» Menschen sehe, welche auf meine Hilfe angewiesen sind. Der jüngste Patient ist 20, also vier Jahre jünger als ich. Als würde die Pflegerin mein Unbehangen spüren, übernimmt sie den Patienten für den Rest der Nachtschicht. Da läutet auch schon die nächste Glocke. Als ich die Tür öffne, sehe ich einen Mann mit mehreren Infusionen, welcher über die Bettkante kraxelt. Rechtzeitig mobilisiere ich ihn zurück ins Bett. Sein Zimmergenosse hat zum Glück die Glocke betätigt. Soldat Remo Schraner, in der Garderobe der GOPS, freut sich auf den Schlaf. Gedimmtes Licht auf der Abteilung während der Nacht. Bald Feiermorgen Bilder: Fachoffizier Marc Haring, PIO Spit Bat 75 Um vier Uhr Morgens macht sich die Müdigkeit bemerkbar. Ein kleiner Snack und viel Wasser helfen mir, um bis 7 Uhr fit zu bleiben. Auf meinem letzten Rundgang, welcher alle zwei Stunden stattfinden muss, betrete ich ein Zimmer, da die Glocke aufleuchtete. Eine ältere Dame sitzt am Bettrand und fuchtelt wild mit ihren Armen und sie röchelt laut. Um ihre Panikattacke nicht zu fördern, probiere ich, ruhig zu bleiben, spreche mit ruhiger Stimme mit ihr und drücke gleichzeitig den Alarm, damit ich Unterstützung der Pflegerin bekomme. Was für eine Nacht! Unterwegs zurück in die ZSA spüre ich, wie müde ich bin und freue mich sogar auf meinen Schlafsack im Bunker. n armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 11 Feldpost Die Feldpost – eine Institution Der Bundesrat, als Auftraggeber, verlangt, dass die Feldpost der Truppe einen der Zivilpost entsprechenden raschen und zuverlässigen Postdienst anbietet. Die Milizarmee erwartet, dass die Feldpost die Bindegliedfunktion zwischen zivilem und militärischem Leben wahrnimmt. Auch die Angehörigen der Armee, die sich im Ausland in friedensfördernden Diensten befinden, können von der Dienstleistung der Feldpost profitieren. Für Angehörige der Armee ist das Versenden von Briefen und Pakten (bis 5kg) im Inland gratis. Auf der Stufe des Truppenkörpers übernimmt ein Feldpostunteroffizier (FP Uof) den Postdienst. Während der Dienstzeit wird die Truppe einmal täglich mit Post versorgt. Briefe und Zeitungen sollen bis Mittag zugestellt werden, Pakete werden bis spätestens am Abend zugestellt. →→ Mehr Informationen zur Feldpost finden Sie unter folgender Webseite: www.feldpost.ch 12 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Die Feldpost bringt Licht ins Dunkel. (Bild: Feldpost) Feldpost Spit Bat 5 Liebesbriefe und Salametti – tempi passati? Bild: Matthias Erny, PIO Spit Bat 5 Wer kennt sie nicht, die liebevoll gestalteten Liebesbriefe und üppig gefüllte Fresspäckli mit Salametti und Biberli. Gibt es sie aber noch in Zeiten von SMS, Facebook und Whatsapp? Wir machen uns auf die Suche und befragen die Soldaten des Spitalbataillons 5. Major Matthias Erny, Presse- und Informationsoffizier Spit Bat 5 Viele Angehörigen des Spitalbataillons 5 sagten, dass sie im WK keine Briefpost oder Päckli erhalten würden – weil sie sich gar nicht aktiv darum bemühen. «Im WK ist ein Fresspäckli nicht nötig», sagt Soldat Patrick Leuzinger: «Es gibt sonst schon genügend zu essen und Militärschokolade für zwischendurch gibt es ja immer.» Aber über einen Liebesbrief würde er sich schon freuen, sagt Soldat Leuzinger und schmunzelt. «Das aktuelle Problem ist eher, dass die Freundin fehlt. Doch das kann sich ja in der nächsten Zeit noch ändern.» Die Chancen, im Militär einen Liebesbrief zu erhalten, sind bei Soldat Leuzingern noch intakt: Er wird noch dreimal in den WK einrücken. Dank der Feldpost zum Nussgipfel Betreffend Fresspächli ist da Leutnant Jakob Romer, Zugführer des Kommandozuges, ganz anderer Meinung. Er hat sich innerhalb der Stabskompanie des Spitalbataillons 5 einen Namen gemacht, weil er aus dem WK Postkarten an Firmen in der Umgebung schickt und um eine kleine Unterstützung in Form von Naturalien bittet. Er schreibt z.B.: «Wir sind im WK und haben zwischendurch häufig Hunger. Würden Sie uns unterstützen?». Auf die Frage, wie dann die Reaktion der Firmen sei, antwortet der Offizier: «Ganz unterschiedlich. Es gibt schon viele Absagen, aber zwischendurch schicken mir die Firmen schon etwas, so gab es kürzlich Nussgipfel». Die behält der Zugführer jedoch nicht für sich, sondern verteilt sie unter seinen Kameradinnen und Kameraden. Die Fresspäckli sind aber nicht so gross, dass er die ganze Kompanie verköstigen könnte, trotzdem ist der 24-jährige Leutnant für seine Feldpostaktionen bekannt und trägt somit zum Korpsgeist bei. Viel persönlicher als ein E-Mail Für Leutnant Romer gehört zu den WK-Vorbereitungen auch das Heraussuchen von Unternehmen, die er während des Dienstes anschreiben möchte. Insgesamt schreibt er pro WK rund 10 bis 15 Firmen an. Er kennt auch diejenigen, die nie etwas schicken, aber er lässt nicht locker. Romer ist diszipliniert, das hat er als Hellebardier bei der Päpstlichen Schweizergarde in Rom gelernt. Sobald die Feldpost am WK-Standort eingerichtet ist, schickt er die Karten ab. Sie gehören mittlerweile zu seinem Sackbefehl. Als Dankeschön verfasst er einige nette Zeilen und legt eine Militärschokolade bei. Für ihn hat somit die Feldpost nach wie vor eine grosse Bedeutung. «Eine Karte ist eben viel persönlicher als ein E-Mail», sagt er. Wer führt die Tradition weiter? Dies ist aber sein letzter WK im Spitalbataillon 5. Der gelernte Elektriker wird diesen Sommer die Polizeischule Ostschweiz in Amriswil/TG beginnen. Wenn alles nach seinen Plänen verläuft, wird er nach der einjährigen Ausbildung als Polizist unterwegs sein, womit er auch von der Militärdienstpflicht befreit wird. Im Gespräch sagt der angehende Ordnungshüter aber auch, dass er die Kameradschaft im WK vermissen wird. «Der WK-Beginn ist in unserer Kompanie jeweils wie ein Familientreffen. Man begrüsst sich herzlich und er- Leutnant Jakob Romer ist für seine Feldpostaktionen bekannt. zählt, was seit dem letzten Abtreten passiert ist». Auf die Frage, ob er seine Nachfolge für die Fresspäckli-Organisation schon geregelt hat, sagt der Leutnant: «Nein, das ist noch nicht geklärt. Sehr wahrscheinlich wird die Aufgabe der Stellvertretende Kompaniekommandant übernehmen. Aber das machen wir am Kompanie-Abend aus». Kommunikation per Whatsapp Doch was ist mit den Liebesbriefen? Existieren Sie überhaupt noch? Oder sind sie zwischen all den Whatsapp- oder SMS-Meldungen verschwunden? Wir treffen Wachtmeister Benjamin Bähler. Der gelernte Maler ist zum ersten Mal im WK im Spitalbataillon 5 und hat eine Freundin. Auf die Frage, ob er diesen WK von ihr schon einen Liebesbrief erhalten habe, verneint er und sagt : «Meine Freundin wohnt hier in Brunnen, am Standort unserer Kompanie, da lohnt es sich nicht, einen Brief zu schreiben». Mit seiner Freundin kommuniziert er über Whatsapp. Im Gespräch erwähnt er auch, dass er demnächst in die Offiziersschule einrückt. «Wenn ich dann länger von zu Hause weg bin, hoffe ich schon, dass sie schreibt oder ein Fresspäckli schickt». Ob er dann auch Zeit zum Antworten hat, wird sich noch zeigen. Der Liebesbrief – eine Alternative zu Emoticons Die Kurzumfrage zeigt: Die Feldpost ist zwar nach wie vor sehr beliebt, die Kommunikation mit den Liebsten zu Hause findet heute aber vorallem über elektronische Medien statt. Da stellt man sich doch die Frage, ob ein leidenschaftlich gestalteter Liebesbrief nicht eine der grössten Liebesbeweise (womöglich noch mit einem Kuss versehen) darstellt und die austauschbaren Emoticons in den Schatten stellt. Vielleicht ist es in der heute schnelllebigen Zeit diese entschleunigte Form der Kommunikation, die Beziehungen über den Militärdienst hinaus stärkt. Und das heisst nun nicht, dass nur die mehrheitlich zuhausegebliebenen Frauen, diese Liebesbriefe schreiben können, sondern auch der Soldat im Dienst. Pausenzeiten soll es ja gelegentlich mal geben. n armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 13 Networking San Log Bat 81 Beziehungen schaden nur demjenigen, der keine hat Wiederholungskurse sind prädestiniert, Networking zu betreiben. Die Milizarmee mit dem jährlichen Wiederholungskurs bildet nach wie vor eine nachhaltige Networking-Plattform: Spezialisten aus allen Landesteilen tauschen während ihrem WK ihr Wissen aus. Beim letzten Dienst des San Log Bat 81 war dieses Netzwerk besonders ausgeprägt. Fachof (Hauptmann) Dan Schnider, Presse- und Informationsoffizier San Log Bat 81 Die Funktionsweise des Netzwerkens basiert auf dem Prinzip der Freundesfreunde – Jede Person des Netzwerkes bringt wiederum Teile des eigenen Netzwerkes in das entstehende Beziehungsgeflecht ein und erweitert es so stetig. Egal, ob es sich hierbei um reale Freunde, Bekannte, Geschäftspartner oder Auftraggeber handelt – Jeder Teilnehmer eines Netzwerkes kann andere interessante Aspekte einbringen und den Mitmenschen auf die eine oder andere Art behilflich sein. Das Ziel eines Netzwerkers kann uneigennützig sein, indem jemand dabei hilft, Menschen zu ihrem gegenseitigen Nutzen zusammenzuführen. Es kann aber auch mit wirtschaftlichen Interessen verbunden wer- 14 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 den, wenn anhand des eigenen Netzwerks etwa Geschäftsbeziehungen ausgebaut oder gefördert werden. Sowohl im Online- als auch im Offline-Leben findet man beide Arten: Netzwerke für ausschließlich private Zwecke und auch Netzwerke, die rein beruflicher Natur sind. Aber egal ob privat oder geschäftlich, generell gilt: Beziehungen schaden nur demjenigen, der keine hat. Ein gut gepflegtes Netzwerk kann in allen Lebensbereichen zu höheren Erfolgschancen verhelfen oder Türen öffnen. Persönlicher Austausch spielt wichtige Rolle Der Wiederholungskurs beim San Log Bat 81 ist quasi dazu prädestiniert, Networking zu betreiben. Hier arbeiten Soldaten und Kader 3–4 Wochen zusammen, um ihren Auftrag zu erfüllen und gemeinsam zu trainieren. Der persönliche Austausch spielt hierbei eine wichtige Rolle, um das Potenzial jedes Einzelnen zu erkennen. Nur wenn Fachkräfte erkannt und an der richtigen Stelle eingesetzt werden, kann eine Organisation wie eine militärische Formation effizient arbeiten und die Aufträge erfüllen. Das San Log Bat 81 produziert, verarbeitet und verpackt Sanitätsmaterial, Medikamente und Kosmetika unter dem Motto «Ihre Gesundheit – unser Auftrag». Damit möchte es in Zusammenarbeit mit der Armeeapotheke seinen Teil zur Versorgungssicherheit der Schweiz beitragen. Ein Blick auf die Funktionen und Arbeitgeber der Soldaten und Kader lässt bereits einiges vermuten. Das San Log Bat 81 darf Chemie laboranten, Prozesschemiker, Pharmazeu- Networking Verwendete Filtertechnik in der Armeeapotheke. ten, Verfahrenstechniker, Ingenieure und weitere Funktionen zu ihrem Potential zählen, welche bei namhaften Firmen angestellt sind. Auch wissenschaftliches Know-How ist durch viele Studenten und Doktoranden an den Universitäten und Fachhochschulen vorhanden. Eine solche Konstellation ist eigentlich eher untypisch für ein Bataillon, aber es ist von grossem Wert. Jeder Angehörige des Bataillon hat die Möglichkeit im Rahmen des WK mit gleichgesinnten sein Netzwerk aufzubauen. Dieser ausgewiesene Mehrwert kommt gerade auch dem San Log Bat 81 zugute, bei welchem die Spezialisten grösstenteils auf freiwilliger Basis rekrutiert werden – er schafft nämlich unter den angesprochenen Fachspezialisten Anreiz, sich umteilen zu lassen. Damit schlussendlich neu drei Kompanien alimentiert werden können. Stein ins Rollen gebracht Ein Beispiel, wie sich diese Ansammlung an qualifizierten Fachkräften auf das Bataillon auswirken kann, zeigt ein neuartiger Wasser Neuartige Filtertechnik DrinkPure von Novamem Ltd. filter DrinkPure der Firma Novamem Ltd. Wasser kann damit bei Bedarf schnell und ohne grossen Aufwand gefiltert werden. Nebst dem generellen Einsatz im Outdoorbereich findet dieser Filter auch Anwendung in grösseren Institutionen wie zum Beispiel Gemeinden oder in der Katastrophenhilfe. Durch sein geringes Gewicht und seiner grossen Filterleistung kann dieser Filter eine vierköpfige Familie problemlos für eine Woche mit sauberem Wasser versorgen. Die Ingenieure von Novamem haben einen Bezug zum San Log Bat 81. Nur deshalb konnte durch dieses Netzwerk der Filter im vergangenen WK 2015 einigen Fachkräften persönlich vorgestellt werden. Somit fand die neue Filtertechnik dank dem Netzwerk des San Log Bat 81 weitere Interessenten. Der Stein wurde ins Rollen gebracht. Wohin das vorhandene Netzwerk den Filter noch führen kann, wird allerdings erst die Zukunft weisen. n Präsentation im WK Die Schweizer Firma Novamem Ltd mit Sitz in Zürich wurde 2013 als ein Spin-off der ETH Zürich von den ETH-Ingenieuren Dr. Christoph Kellenberger und Dr. Christoph Schumacher sowie Prof. Dr. Wendelin Stark gegründet. Die Firma ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Membranen für Wasserfilter, sowie Separatoren für die chemische und pharmazeutische Industrie. Novamem ist weltweit Pionier in der Anwendung von Nanotechnologie in der Produktion von Membranen. Die patentierte Technologie ermöglicht die Herstellung des hochstabilen und widerstandsfähigen Wasser-Filter-System DrinkPure. Die flachen Membranen sind dank ihrer Grösse einfach und vielseitig einsetzbar. Sie enthalten weder Benetzungsmittel noch werden andere chemische Fremdstoffe zur Wasseraufbereitung benötigt. Anlässlich des letzten WK des San Log Bat 81 wurde die Filtertechnik vorgestellt und fand neue Interessenten. armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 15 Infra Bat 1 Volltruppenübung «CONDOTTA DUE 1» «Das ist ja wie am Flughafen» Vom 21. auf den 22. Oktober 2015 sicherte das Infrastruktur Bataillon 1 im Rahmen der Volltruppenübung «CONDOTTA DUE 1» unter anderem das Hauptquartier (HQ) der Logistikbasis der Armee (LBA) an der Wylerstrasse 52 in Bern. Eine Aufgabe, welche das Können des Bataillons auf die Probe stellte – und für die Mitarbeitenden der LBA ein etwas spezielleren Start in den Arbeitstag bedeutete. Fachof (Hptm) Florin Meier, Presse- und Informationsoffizier Infra Bat 1 Ziel der Volltruppenübung war es, den Bataillonsstab sowohl im Aktionsplanungs- als auch im Aktionsführungsprozess zu schulen und mittels dem Bataillon den Betrieb, Schutz und Unterhalt mehrerer Anlagen sicherzustellen. Zusätzlich erteilte der Übungsleiter, Brigadier Thomas Süssli, Kommandant der Logistikbrigade 1, dem Bataillon den Auftrag, das HQ LBA zu bewachen. Das Übungsszenario sah dabei insbesondere vor, das «W52» vor Demonstranten und unberechtigten Personen zu schützen. Der Auftrag lautete, ab Mittwoch, 21. Oktober 2015, 21.00 Uhr, die Bewachung des Gebäudes an der Wylerstrasse 52 sicherzustellen. Dazu riegelten Soldaten der Infrastruktur Kompanie 1/2 das Gebäude vollständig ab und errichteten eine Zutrittskontrolle. Der Zugang zum Gebäude wurde nur noch durch die gebäudeeigene Tiefgarage über die jeweiligen Zutrittskontrollpunkte ermöglicht. Sorgfältige Kontrolle Alle Mitarbeitenden sowie Besucher der LBA wurden vor dem Betreten der Garage mittels ID und Zutrittsliste über ihre Eintrittsberechtigung kontrolliert – einfahrende Fahrzeuge in die Tiefgarage wurden überprüft. Anschliessend erfolgte eine Personen- und Ge- Gepäck- und Personenkontrolle. 16 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 päckkontrolle mit Hilfe einer Gepäckprüfanlage (GPA) sowie mit einem Torbogen. «Das ist ja wie am Flughafen», sagte eine LBA-Mitarbeiterin, als sie die Sicherheitsvorkehrungen sah. Aber überraschend sei die Übung nicht, klärte sie auf. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien nämlich frühzeitig und umfänglich über das Vorhaben informiert worden. Der Kommandant der Infrastuktur-Kompanie 1/2, Hauptmann Romain Wiser, ist mit der Übung soweit zufrieden. «Den Zeitplan haben wir eingehalten», erzählt er – der Aufbau habe gut funktioniert und die Truppe sei motiviert. «Wir müssen bereit sein zu reagieren, und genau dies wird mit diesem realitätsnahen Szenario geübt», sagte der Kompaniekommandant, welcher die Übung vor Ort begleitete. «Verbesserungspotential gibt es insbesondere im Bereich der L ogistik», meint er. Die Bereichen Verpflegung und Transporte will er in künftigen Einsätzen optimieren und besser koordinieren. «Dafür ist die Übung da, wir wollen für den Ernsteinsatz üben und stets dazulernen», so Wiser. Danach wandte er sich wieder dem aktuellen Geschehen in der Anlage zu. Rückblickend kann auf eine lehrreiche und spannende Übung zurückgeblickt werden. n Hauptmann Romain Wiser, Kommandant InfrastukturKompanie 1/2. Kontrolle eines einfahrenden Fahrzeuges. Bilder: Fachof (Hptm) Florin Meier, Presse- und Informationsoffizier Infra Bat 1 Infra Bat 1 Zugang über die Tiefgarage. armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 17 VT Bat 1 Training «Basilea 1356» Die Informationskette von Grund auf überprüft – es braucht einfach alle Das Training «Basilea 1356» lehnte sich an des verheerende Erdbeben anno 1356 in Basel an. Das Verkehrs- und Transportbataillon 1 wurde in diesem als «Informationslieferant» der ersten Stunde eingesetzt. Wachtmeister Marc Bachofner im Einsatz. 18 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 VT Bat 1 Major Roger Büchler, Presse- und Informationsoffizier Verkehrs- und Transportbataillon 1 Das Verkehrs- und Transportbataillon 1 (VT Bat 1) ist ein strategisch wichtiges Bataillon für alle Dienstarten. Damit dieses bei ausserordentlichen Ereignissen rasch reagieren kann, zählt es zu den Bataillonen mit erhöhter Bereitschaft. Informationen aus dem Schadensgebiet Damit sich der Krisenstab ein aktuelles Lagebild machen kann, wurde das VT Bat 1 beauftragt Zustandsinformationen aus dem Schadensgebiet von Bevölkerung, Infrastruktur und weiteren Punkten zu liefern. Die Verkehrssoldaten führten ihre Erkundungsaufträge mit ihren Motorrädern aus. Um die Informationen gestaffelt und koordiniert auf Bataillonsstufe sammeln zu können, wurde eine Informationsmatrix mit Gruppen gewählt, die Bottom up kommunizieren. Jede Gruppe zählte vier bis fünf Verkehrssoldaten, die mit Funk ausgerüstet waren. Dabei beschafften sie die Informationen aus dem ihnen zugeteilten Planquadrat und übermittelten diese an ihre Vorgesetzten. Die Gruppenführer bündelten die Informationen und leiteten das gesamte Informationspaket innerhalb des definierten Zeitfensters an die ausserhalb des Schadengebiets liegende mobile Zentrale weiter. Erst der Einsatzwille bringt gute Resultate Das Training war keine einfache Aufgabe. Umso wichtiger waren die Erkenntnisse daraus. Ein Zusammenspiel, bei dem jedes Zahnrad in der Informationskette vom Soldaten bis zum Bataillonskommandanten einwandfrei funktionieren muss, erlaubt keine Fehler. Sei es die Informationsqualität, die im richtigen Rhythmus weitergeleitet werden muss. Oder die Personen, die die Informationen verarbeiten und weiterleiten. Jedoch auch die Technik die die Kommunikation in rascher Zeit erlaubt. Das alles sind potentielle Fehlerquellen die zum Erfolg oder Misserfolg führen. Was die Verantwortlichen an diesem Training persönlich faszinierte war der Einsatzwille der Soldaten und Kader, die einen sehr guten Job machten. Sie haben alle dazu beigetragen, dass man reelle Erkenntnisse herausschälen konnte, um sich Stück für Stück zu verbessern. Abschliessend muss man sagen, dass es eine sehr gute Vorbereitung und Heranführung an das Thema braucht, um eine solche Motivation und Teamgeist erfahren zu dürfen. n Die Realität im Training Ein Soldat der Vrk Kp 1/1 auf dem Motorrad im Einsatz. Bilder: Major Roger Büchler, Presse- und Informationsoffizier Verkehrs- und Transportbataillon 1 In Trainings, die in der Realität einem einzigen Chaos gleich kämen, ist es schwer die Soldaten und Kader auf das Thema einzustimmen. Es fehlt an nur ansatzweisen realitätsnahen Bedingungen. Man stelle sich das Ausmass des Erdbebens wie es sich 1356 ereignete einmal vor… Somit war es auch nicht abschliessend möglich den Erfolg dieses Trainings einzuschätzen. Selbst ohne die erschwerenden Umstände, die ein Erdbeben mit sich bringen würde, konnten dennoch wichtige Erkenntnisse aus dem Training gezogen werden. Verkehrssoldaten des VT Bat 1 im Warteraum für den Einsatz bereit. armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 19 Log Bat 52 FDT 2015 Condotta Due – Ein Erlebnisbericht Mit einem Feldversuch wurde das neue Bereitschaftskonzept der Armee getestet. Zuerst rückte das Logistikbataillons 52 (Log Bat 52), digital alarmiert, mobilmachungsmässig ein. Nach kurzer Ausbildung haben Teile des Log Bat 52 in der zweiten WK-Woche zusammen mit dem Armeelogistikcenter Othmarsingen das Aufklärungsbataillon 11 ausgerüstet. Ein Erlebnis bericht aus verschiedenen Perspektiven. Hauptmann Immanuel Wüthrich, Presse- und Informationsoffizier Log Bat 52, und Mitarbeiter der PIO-Zelle Log Bat 52 Einrücken aus Sicht eines Soldaten «Sonntagmorgen, 27. September 2015, kurz nach 10 Uhr; auf meinem Mobiltelefon erscheint eine Textnachricht: «Alarmierung Einrücken». Die Übung INIZIO des Log Bat 52 beginnt. Neu und zugleich ungewohnt ist, dass die Zeit für das Verlassen des Wohnortes angegeben ist und nicht die Ankunftszeit. Kurz darauf habe ich die Zugsverbindungen geprüft und mein persönliches Material zusammen gepackt. Am Montagmorgen geht es dann los. Auf dem Weg zum Einrückungsort trifft man die ersten Kameraden. Was dieses Mal ein wenig anders ist, dass ich und meine Kameraden in Suhr am Bahnhof in Empfang genommen werden. Wir erhalten die Wegbeschreibung zur Unterkunft und den Notfallzettel. Zudem wird unser Namen auf der Einrückungsliste abgehakt. Nach einem kurzen Fussmarsch entlang der Jalons, erreichen wir den endgültigen WK-Standort. Als erstes geht es zum «Check-In». Ich gebe mein Dienstbüchlein ab und erhalte im Gegenzug das Laufblatt für den Einrückungstag. Sieben Punkte müssen erfüllt werden, um für den diesjährigen WK bereit zu sein. Darunter sind grundlegende Punkte wie der Zimmerbezug, zu erledigende Sofortausbildungen und diverse zu absolvierende Theorien.» Ein dicht gedrängtes Programm Sobald wie möglich werden die ersten Fahrer für die Fahrzeugfassung und das Repetitorium ins Armeelogistikcenter Othmarsingen Zutrittskontrolle beim ALC Othmarsingen. 20 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 (ALC-O) gebracht. «Sofortmaterial» wird im ALC-O bereitgestellt und schnellstmöglich nach Suhr gefahren, um mit dem Auffrischen und Vertiefen der Allgemeinen Grundausbildung (AGA) beginnen zu können. Bereits am Mittag ist die erste Gruppe komplett und repetiert die Wachtdiensttheorie. Um 13.45 Uhr fahren auch schon die ersten Fahrzeuge vor, womit die Truppen wieder neue Aufgaben bekommen. Material fassen, Wachtdienstschiessen, Sanitätsdienstund ABC-Ausbildung stehen auf dem Programm des ersten Mobilmachungstages: Die Mobilmachungsübung INIZIO ist gut gestartet. Positive erste Erfahrungen Gemäss Hauptfeldweibel Kevin Fehr von der Ih Kp 52/2 hat das Einrücken erstaunlich gut funktioniert. Da keine fixe Ankunftszeit vorgegeben war, kamen die Soldaten gestaffelt, was schlussendlich die Wartezeit an den Standorten verringerte. Anderseits weiss man nicht zum Vorherein genau, wann der letzte AdA eintreffen wird. Bei der Instandhaltungskompanie 52/2 in Suhr gab es in der Woche zuvor keine Vorbereitungen in der Unterkunft selbst. Die Übung INIZIO beinhaltet diesen «Missstand» absichtlich, mit dem Ziel die Unterkunft innert kürzester Zeit WK-tauglich einzurichten. Im Kadervorkurs lag der Fokus auf den Mobilmachungsabläufen und die Ausbildungsvorbereitungen der Offiziere und Unteroffiziere. Am zweiten WK-Tag werden alle Sofortausbildungen abgeschlossen und die Standarte übernommen. Damit geht für das Log Bat 52 die eigene Mobilmachung zu Ende. In der zweiten Wochenhälfte werden erste Einsätze zugunsten der Logistikbasis der Armee in der ganzen Schweiz geleistet. Auch wird die einsatzbezogene Ausbildung ver- Bilder: Mitarbeiter der PIO-Zelle Log Bat 52 Log Bat 52 Die Nachschubsoldaten beim Kommissionieren. Kontrolle des Marschbefehl beim ALC Othmarsingen. tieft. Dieses Jahr erlernen die Nachschubsoldaten das Kommissionieren mit dem neuen Handscanner. Teil 2: Ausrüsten des Aufklärungsbataillon 11 Montagmorgen, 6:00 Uhr, 5. Oktober 2015. Das Armeelogistikcenter Othmarsingen (ALC-O) liegt noch im Dunkeln. Plötzlich erscheinen die ersten vier Lichter. Zwei Duros fahren vor und der Sicherungszug springt aus den Mannschaftsfahrzeugen. Innert dreissig Minuten steht das ZUKO-Dispositiv, die Zutrittskontrolle zum ALC-O. Nebst Schikanen für ankommende Fahrzeuge und deren Durchsuchungsplatz, sind auch andere Sicherheitsaufbauten zu finden. So kann mittels Nagelband der Zugang zum ALC-O abgeriegelt werden und an unübersichtlichen Stellen sind die Absperrungen zusätzlich mit Stacheldraht verstärkt. Oberleutnant Minder ist soweit sehr zufrieden mit dem Einsatz seines Sicherungszuges und fügte an, dass sie genügend Material haben, um eine gute Härtung zu gewährleisten. Übergabe des Materials an das Aufkl Bat 11. Früher Start Rund um die Uhr Sicherung Bereits um 6:15 Uhr treffen die nächsten Soldaten ein. Die Nachschubkompanie 52/2 ist unterwegs, um das ganze Material für das Aufklärungsbataillons 11 zusammen mit den Mitarbeitern des ALC-O vorzubereiten und abzugeben. Die Übung beinhaltet die Mobilmachung des Aufklärungsbataillons 11 und deren Ausrüstung inkl. fassen aller Fahrzeuge innert 24 Stunden. Vor dem Armeelogistikcenter wechselt der Sicherungszug im Dreistundentakt die Gruppen aus, um die Zutrittskontrolle konzentriert gewährleisten zu können. Oberleutnant Minder ist auch hier sehr zufrieden mit seiner Truppe. Konsequent und diszipliniert prüfen sie Fahrzeuge und Personen. «Die Zutrittskontrolle wird bis zum Übungsschluss gewährleistet», sagt Minder und fügt an: «Voraussichtlich werden wir das Dispositiv in den frühen Morgenstunden wieder abbauen.» Das Rüsten und Kommissionieren Bald beginnt die Truppe mit viel Elan und Engagement mit dem Kommissionieren und der Rüstung des Materials. Die Arbeiten sind in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe rüstet das Material der zwei kleineren Lagerorte, die zweite vom Schmalganglager und die dritte Gruppe kümmert sich um die Fahrzeugfassung. Um 15:00 ist alles Material gerüstet, in SAP verbucht und abgabebereit. Nun werden die Listen zur Fassung gedruckt und die Materialübernahme durch die Truppe kann beginnen. Gute Zusammenarbeit Verena Bauer, im ALC-O zuständig für Fahrzeugfassungen und -rückgaben bereitet zusammen mit den ihr zugeteilten Soldaten die Fahrzeuge für das Aufklärungsbataillon 11 vor. Nachdem das Rüsten des Materials nahezu abgeschlossen ist, werden Soldaten von den beiden ersten Gruppen abgezogen und kommen zur Unterstützung. Bis 17:00 können so alle Fahrzeuge bereit zur Übernahme gemacht werden. Verena Bauer meint nach getaner Arbeit: «Die Truppe hat sehr gut gearbeitet, es war intensiv, hat aber total Spass gemacht.» Auch von Seiten der Soldaten war Lob für die Zusammenarbeit mit Verena Bauer zu hören. So meint Soldat Häfeli, dass Frau Bauer gut unterstützt hat und bei Fragen stets erreichbar war. Die Fassung beginnt 17:25 Uhr, das Telefon des Zugführers der Stabskompanie des Aufklärungsbataillons 11 klingelt: «Go! Die Fassung beginnt.» Die e rsten Duros fahren bereits vor. «Das erste was gefasst wird sind Scheinwerfer und Regenmäntel. «Es wird länger dauern heute, wir brauchen Licht.» Sagt Soldat Popp und fährt mit dem gefassten Material davon. Auf dem Areal herrscht Bewegung, Truppen vom Aufklärungsbataillon 11 schwärmen aus. Gruppenführer Schellenberg hat den Auftrag mit seiner Gruppe, acht Panzerjäger zu fassen. Bald verlassen die ersten Fahrzeuge das Armeelogistikcenter in Othmarsingen und begeben sich zum Bataillonssammelplatz. Im Verlauf des Abend wird die Fahrzeugfassung abgeschlossen. Übungsende Dienstagmorgen: Um drei Uhr früh ist es dann soweit – der Sicherungszug packte innert kürzester Zeit alles zusammen und rückt nach erfolgreichem Übungsende ab. An verschiedenen Stellen können Abläufe und Details noch verbessert werden, aber der Mobil machungs-Feldversuch in Zusammenarbeit mit dem ALC Othmarsingen hat schon ganz gut geklappt. n armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 21 Log Bat 21 ADF 2015 Das Logisitikbataillon 21 machts möglich Im Juni 2015 leistete das Log Bat 21 Dienst im Kanton Freiburg unter der Führung von Oberstleutnant im Generalstab Cyrille Roux zugunsten der Logistikbasis der Armee. Einer der Hauptaufträge des ADF war das Einrücken in Form der Mobilmachung, um die Bereitschaft des Bataillons für den Ernstfall zu trainieren. Major Aurélien Baroz, Kdt Stv Log Bat 21 während des ersten Teiles des ADF 2015 Bei Bedarf muss die Armee sehr schnell eingesetzt werden können, sonst bringt sie nichts. Darum müssen die Logistikbataillone, die den Auftrag haben, den Rest der Armee auszurüsten, noch schneller sein. Aus diesem Grund gehören sie zu den Truppen mit hoher Bereitschaft. Die Mobilmachung war die Besonderheit des Einrückens 2015. Dem Bataillonskommandanten wurde der genaue Ablauf als «War Gaming» auf einem Geländemodell gezeigt, wie die Kompanien die Mobilmachung geplant hatten. «Fit for missions» So rückte am Montag der ersten Woche das ganze Bataillon ein: Die Mobilmachung wurde durch ein SMS an das ganze Bataillon eingeleitet. Das Einrücken wurde von den entsprechenden Kommandanten auf den unterschiedlichen Kompaniestandorten durchgeführt: die Stab Log Kp 21 in Villars-sur-Glâne unter der Leitung von Oberleutnant Fabian Palm, die Ns Kp 21/1, genannt «Kompanie der Indianer», in Marly unter der Leitung von Hauptmann Alain Dessonnaz und schliesslich die Ih Kp 21/2 in Woche 1: Fahnenübernahme in Romont FR. 22 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Düdingen unter der Leitung von Hauptmann Dario Hildbrand. Nach der Mobilmachung hat das 385-köpfige Bataillon die Fahne in Romont FR übernommen. Am Mittwoch, zwei Tagen nach dem Einrücken, wurde die erste Phase des Dienstes mit der Inspektion der Grundausbildung abgeschlossen. Somit war die Grundbereitschaft wieder hergestellt. Das Bataillon war «fit for missions» und seine Aufträge zugunsten der LBA begannen ab Donnerstag Morgen unter der Führung vom Major Sergio Devito, dem Einsatzchefs des Bataillons. Anspruchsvoller Auftrag Die zweite Woche begann mit der Übung «CONDOTTA DUE 21» unter der Leitung von Brigadier Thomas Kaiser, damals noch Kommandant der Logistikbrigade 1. Sehr viele Beobachter, u.a. Gäste aus Israel, waren auch dabei. Es ging darum, die Mobil machung des Log Bat 21 und dessen progressive Integration beim Logistikcenter Grolley zu simulieren. Der Auftrag lautete, die rund 500 Mitarbeiter des ALC-G mit 631 Angehörigen der Armee zu verstärken – und zwar an einem Tag. Dieses Training wurde auf einem für diese Übung speziell konzipiert riesigen Geländemodell durch- geführt. Zudem wurde es ergänzt durch eine Erkundung mit dem Helikopter über den verschiedenen Orten, die zu sichern waren. In der dritten Woche trainierten die drei Kompanien des Kdt des Log Bat 21 und der Stab für die Übung MECCANICA 15. Es ging darum, bei einer 24-stündigen Arbeit, Angehörigen im Lager mit grosser Höhe des ALC-G zu integrieren, die sensiblen Standorte mit dem Sicherheitszug unter der Leitung von Leutnant Hyseni zu schützen, die internen Verbindungen des Bataillons zu gewährleisten und gleichzeitig die Logistikaufträge sicherzustellen. Bei diesen gehörte die Instandhaltung der Bataillonsfahrzeuge im Hinblick auf die WEMA, die von der Ih Kp 21/2 sicherzustellen war. Die Ns Kp 21/1 hat seinerseits mit einem Zug in der Region Brienzwiler etwa 270’000 Schutzmaskenfilter palettieren müssen. Intensiv und lehrreich Was die Hauptthemen betrifft, war der Dienst 2015 mit den Diensten der vorangegangenen Jahren vergleichbar. Die dritte Woche wurde mit Glanz abgeschlossen und zwar mit der Fahnenübergabe in Frei- Woche 2: Das Geländemodell der Ü Condotta Due. Log Bat 21 Woche 1: Einrücken der Ns Kp 21/1. Ü Condotta Due: Erkundung mit dem Helikopter. Bilder: Soldat Gaël Roy burg, sowie einem Militärdefilee durch die Strassen der Zähringenstadt, gefolgt von einer emotionsgeladenen Feier. Der ADF 2015 war intensiv mit vielen Einsätze und lehrreich, auch dank der Angehörigen des Bataillons, von den Soldaten bis zum Bataillonskommandanten, welche das Beste von ihnen selbst haben geben mögen, um den Erfolg des Bataillons möglich zu machen. Es war auch der letzte WK des Bataillonskommandanten, Oberstleutnants im Generalstab Cyrille Roux. Nach drei Jahren als Bataillonskommandant wechselt er zum Brigadestab. Ab dem 1. Januar 2016 wird das Log Bat 21 neu vom Oberstleutnant im Generalstab Guy Strickler geführt. n Woche 3: Das Militärdefilee bei der Fahnenübergabe in Freiburg. armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 23 Kolumne Rückblick Alles hat ein Ende – ein persönlicher Rückblick An dieser Stelle berichten Angehörige unserer Brigade über Erlebnisse aus dem Dienst. In dieser Ausgabe blickt Christian Bachofen, Presse- und Informationsoffizierdes Log Bat 51 auf seine 15 Jahre Militärdienst zurück. Die Rekrutenschule Am 9. Juli 2001 durfte ich mit vielen anderen Rekruten in die Spital RS in Moudon ein rücken. Bewaffnet mit einer grossen Sport tasche und Neugier stieg ich in Bressonnaz aus. Unser Zug, der Hygiene-Zug, bot ein paar spezielle Charaktere. So hatten wir Rekrut Knecht, der leider immer etwas zu spät kam und auch nicht wirklich breiter war als sein Kampfrucksack. Er verliess uns dementsprechend schnell. Wir hatten sportliche, weniger sportliche, solche mit vielen Fragen, solche die immer nach mehr Verantwortung fragten aber es nicht schafften auf die eigene Waffe aufzupassen und solche die einfach hier waren. Kurz, wir waren ein typisch bunt gemischter Haufen. Ich konnte mich schnell mit Marcel anfreunden. Wir bestritten zusammen diversen Übungen und konnten auch an der Schlussinspektion zusammen am Desinfektionsanhänger arbeiten und die gestellten Herausforderungen sehr gut meistern. Leider hielt diese Freundschaft nicht viel länger an. Bülach war sehr gemütlich da ich zu dieser Zeit im Nachbarsdorf wohnte. Speziell an die beiden WKs in Fiesch erinnere ich mich sehr gerne. Die Armee führte damals in Fiesch das Armeelager für Behinderte (ALB) durch. Jedes Jahr übernahm eines der Spital Bataillone für 10 Tage behinderte Menschen von ihren Angehörigen und Pflegenden, um diese zu entlasten. Es wurden Halb- und Ganztagesausflüge angeboten, Bastelaktivitäten, Konzerte und vieles mehr. Und in meinem ersten ALB war ich teil der Redaktion der Truppenzeitung. Auch lernte ich in diesem WK einen meiner besten Freunde, André, kennen. Ein Jahr später, während einer Pause beim Wachtdienstschiessen unterhielten wir uns über Science Fiction und kamen auf Babylon 5 zu sprechen. Ab diesem Zeitpunkt gab es uns nur noch als Binom, egal ob auf der Wacht, im Hygienelabor oder am Anhänger. Glücklicherweise erkannte unser Zugführer schnell, dass es auch zu seinem Vorteil war, uns gemeinsam einzuplanen. Dieses gegenseitige Vertrauen zeigte sich dann auch in der Beförderung von uns beiden zum Gefreiten aus. die Nacht arbeiteten wir an Schichtplänen und Einteilungen nur um alles am nächsten Morgen über den Haufen zu werfen. Dazu kenne ich ein schönes Sprichwort: Umso besser etwas geplant ist, umso einfacher kann man die Planung über den Haufen werfen. Am Ende war es der erfüllendste WK und dank dieser Erfahrung entschied ich mich auch, doch noch weiterzumachen. Der schönste und der beste WK Wiederholungskurse Mit dem Abschluss der RS galt nun jeweils: Nach dem WK ist vor dem WK. In den folgenden neun Jahren verschlug es mich nach Bülach, Fiesch, Küssnacht, Kriens und Stans. 24 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 15 Der schönste WK war in 2006 in Kerns. Wobei ich total nur vier Tage dort war. Denn dank meiner vorhergehenden Beförderung durfte ich mit auf die Verschiebung zum Kantonsspital Olten. Auf Grund der zivilen Umgebung beliefen sich die Arbeitszeiten auf 0700 – 1800 Uhr. Übernachten durften wir in Einzelzimmern im Personalhaus des Spitals mit einer grossen Dachterrasse. Und was macht man bei schönsten Sommerwetter an einem freien Abend auf der Dachterrasse? Man geniesst das Wetter mit einer feinen Zigarre und gutem Scotch. Viel besser geht es nicht. Der beste WK folgte 2009 in Stans. Dank einem akuten Mangel an Gruppenführern durften André und ich (Binom) die Funktion Gruppenführer übernehmen. Es war der spannendste und weitaus forderndste WK bis anhin. Auf einmal waren die Rollen vertauscht, anstatt mitzumachen hiess es anleiten und führen. Teilweise bis spät in Presse- und Informationsoffizier und Fachoffizier Gesagt getan. 2010 erhielt der Chef Kommunikation der Logistikbrigade 1 einen Anruf von mir. Darauf folgten fünf weitere interessante Jahre als Presse- und Informationsoffizier. Diese gaben mir die Chance weiterhin einmal im Jahr aus der Routine auszubrechen und etwas Anderes zu machen. Aber am meisten profitierte ich vom Stabslehrgang, für mich, für meine Herangehensweise an neue Aufgaben und wie ich Probleme angehe. 2015 leiste ich nun doch noch meinen letzten WK und es ist gut so. Es waren spannende, lehrreiche, anstrengende und teils auch mühsame Zeiten. Ich konnte einen sehr guten Freund gewinnen, interessante Personen kennenlernen, über mich hinauswachsen und einen Beitrag für die Schweiz leisten. Live long and prosper! n
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