Düsseldorfer Urgestein Karl-Heinz Theisen verstorben am 15. November 2015 Die Familie Theisen hat mich gebeten – da ich Karl-Heinz schon als Messdiener gekannt und sein Leben begleitet habe – die Hauptzüge seines Lebens nachzuzeichnen: Der Verstorbene wurde am 05. August 1940 in Düsseldorf geboren und verstarb am 15. November 2015. Er ist in Düsseldorf-Volmerswerth aufgewachsen. Der Vater hatte sich mit 27 Jahren als Feinkosthändler selbstständig gemacht und betrieb zwei Geschäfte in Gerresheim. Er fiel bei einem Bombenangriff im Alter von 33 Jahren 1944, während eines Heimaturlaubs. Die Mutter, allein mit drei Kindern, musste die beiden Geschäfte aufgeben. Karl-Heinz Theisen hat lange um die Existenz kämpfen müssen. Sein Bestreben durchzukommen, hat ihm ein starkes Selbstbewusstsein verliehen. Der Zusammenhalt im Ort und die Nachbarschaftshilfe, ein ungeschriebenes Gesetzt in Volmerswerth, haben seinen Charakter stark geprägt. Sein Onkel, Johannes Kaspar (CDU Bundestagsabgeordneter), hat ihm den Weg zur Ausbildung in der Verwaltungslaufbahn der Stadt Düsseldorf empfohlen. Der Fachschulabschluss ermöglichte ihm eine Karriereleiter in der Verwaltung und das Studium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Aus der 1965 geschlossenen Ehe mit Evelin Czaja sind zwei tüchtige Söhne hervorgegangen. Auf der „angere Sitt“, im linksrheinischen Lörick, hatte er sich und seiner Familie ein neues Lebensumfeld geschaffen. Im höheren Verwaltungsdienst tätig, lag sein Schwerpunkt in der Organisation und im Immobilienmanagement. Der damalige Stadtdirektor Hermann Dornscheid hat ihm wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten zusätzliche Sonderaufgaben übertragen z. B. die Leitung der Düsseldorfer Atelierhausgesellschaft mit dem Aufgabenschwerpunkt „Vergabe von Künstlerateliers“. Die Kenntnis der Düsseldorfer Kunstszene war die Grundlage für seine Aktivität als Dozent an der VHS. Sein Freundeskreis erweiterte sich in der Kunstszene von jungen und begabten Künstlern und bekannten Professoren der Akademie wie Norbert Kricke oder Konrad Klapheck. In dieser Zeit begann er, seine Sammlung von Werken Düsseldorfer Künstler aufzubauen. Bilder, Zeichnungen, Collagen, Plastiken, Fotos – alle mit Bezug zu Düsseldorf – hatte er mit seiner Frau Evelin, die schöne Keramiken geschaffen hat und ihn als Künstlerin stets fachlich unterstützt hat, zusammengetragen. Das Spektrum seiner Sammlung reicht von Anatol bis Beuys hin zu Lüpertz und Immendorff. Als Kriegskind hat er sich mit dem Schicksal der Menschen beschäftigt, denen das Nazi-Regime großes Leid zugefügt hat. So ist es nicht verwunderlich, dass Paul Spiegel, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, zu seinen engsten Freunden gehörte. Sein soziales Engagement für die Kinderkrebsklinik, für Aids-Projekte, für Notleidende Kinder, für Schwangerschaftskonfliktberatung, um nur eine Auswahl zu nennen, ist durch über 25 Benefizauktionen bekannt. Im Heimatverein „Düsseldorfer Jonges“, hat er als Tischbaas der Tischgemeinschaft Heinrich-Heine einen eigenen Kreis um sich geschart, der im Laufe der Jahre ein erfolgreiches Netzwerk aufgebaut hat. Die Pflege der Freundschaft wurde bald in regelmäßigen Treffen organisiert, aus denen später der Freundeskreis Heinrich-Heine hervorgegangen ist. Nach seinem Unfall 1996 wurde er vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Danach konnte er sich umso mehr seiner ehrenamtlichen Tätigkeit widmen und sich im Vereinswesen engagieren. Er war seit dem 07.05.1997 Vorsitzender des von ihm gegründeten Heinekreises. Seit über 18 Jahren wirkte er als Vorsitzender des Vereins Kunst im Krankenhaus und seit 16 Jahren als Vorsitzender des Vereins Theater an der Kö. Ihm ist es gelungen, durch unkonventionelle Veranstaltungen Menschen zu gewinnen, die sich um geistige kulturelle Werte bemühten. Sein Ziel war es, mit dem Heinekreis an Heine als Gesellschaftskritiker zu erinnern, der in unkomplizierter Weise die Menschen aufrief, über eingefahrene Systeme, Gleichgültigkeit und Machtstreben der Menschen nachzudenken. Einer der Höhepunkte seines Engagements war die Übergabe der Heine-Büste von Bert Gerresheim in der Walhalla an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer am 28.07.2010. Unvergessen sind die Veranstaltungen zur Verleihung der Auszeichnungen für Zivilcourage an herausragende Persönlichkeiten der Gesellschaft. u.a. an Herrn Dr. phil. h.c. Ralph Giordano, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Küng, die Journalistin Dr. Antonia Rados, und Wolfgang Bosbach, MdB, Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages. Durch die Aufnahme bedeutender Persönlichkeiten wie z.B. des späteren Bundespräsidenten Dr. h.c. Joachim Gauck hat er das Ansehen des Heine-Kreises gesteigert. Er hat sich nicht nur für bekannte Persönlichkeiten engagiert, seine besondere Fürsorge galt den vielen Schwachen in der Gesellschaft, vor allen Dingen hat er sich immer wieder für notleidende Künstler eingesetzt. Alles was ihn selber betraf, hat er mit seiner für ihn bekannten Eigenwilligkeit von sich gewiesen. So hat er alle Bemühungen, ihn öffentlich zu ehren, abgelehnt. Umso mehr fühlen sich die Hinterbliebenen und Freunde verpflichtet, ihm jetzt ein ehrendes Andenken zu bewahren. Seine Verbundenheit mit dem kritischen Dichter Heinrich Heine hat ihn in seinen manchmal unkonventionell forsch vorgetragenen Urteilen bestärkt. So bleibt er allen, die ihn kannten, als konstruktiver Kritiker, als „aufmüpfiger“ Heineverehrer in Erinnerung. Düsseldorf, 16.11.2015
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