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Festrede des Ministerpräsidenten
des Landes Mecklenburg-Vorpommern,
Herrn Erwin Sellering,
anlässlich
der offiziellen Inbetriebnahme
des Offshore-Windparks EnBW Baltic 2,
21. September 2015,
Stralsund (Gorch Fock 1)
Sperrfrist: Ende der Rede.
Es gilt das gesprochene Wort!
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Anrede,
die Inbetriebnahme von Baltic 2, des zweiten Windparks vor der deutschen Ostseeküste, das
ist wirklich ein besonders schönes Ereignis. Deshalb finde ich es wunderbar, dass wir das
auch in einem ganz besonderen Rahmen feiern, hier auf der Gorch Fock 1, vor der
traumhaften Kulisse des Weltkulturerbes, in der wunderschönen Hansestadt Stralsund.
Ich freue mich, dass so viele Gäste hierhergekommen sind. Ein besonders herzliches
Willkommen denjenigen, die von außerhalb unseres Bundeslandes zu uns nach
Mecklenburg-Vorpommern gekommen sind. Ein herzliches Willkommen Ihnen allen!
Anrede,
der Ausbau der Offshore-Windkraft ist von entscheidender Bedeutung für die große nationale
Aufgabe der Energiewende – weil die Windkraftwerke auf See nahezu grundlastfähig sind,
weil sie auch Strom liefern, wenn anderswo Flaute herrscht. Aber der Ausbau der Windkraft
auf See, im offenen Meer, viele Kilometer vor der Küste, das ist zugleich auch eine riesige
Herausforderung – planerisch, ingenieurtechnisch, logistisch, finanziell. Und das in einem
doppelten Sinne: beim Bau des Windparks selbst; und bei der Netzanbindung, dem
notwendigen Bindeglied, damit der Strom auch zu den Verbrauchern an Land gelangt.
Mit der Inbetriebnahme von Baltic 2 können wir, können Sie als Projektverantwortliche heute
mit Stolz sagen: Diese enormen Herausforderungen haben Sie erfolgreich gemeistert. Auf
einem Areal von 27 Quadratkilometern haben Sie 80 Windkraftanlagen errichtet, dabei
hunderte tonnenschwere Bauteile millimetergenau installiert, unterschiedliche Wassertiefen
und Untergründe bewältigt, rund 85 Kilometer Seekabel allein zur Vernetzung innerhalb des
Windparks verlegt, mit ausgeklügelter Schallschutztechnik die sensible Fauna geschützt.
Wirklich beeindruckend.
Im Ergebnis wird Baltic 2 Strom für rund 340.000 Haushalte liefern, damit ca. 900.000
Tonnen Kohlendioxid einsparen – ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Das alles war,
das ist eine große gemeinsame Leistung: von EnBW als Windparkbetreiber, von 50 Hertz als
zuständigem Netzanbieter, von allen bei Planung und Ausführung beteiligten Unternehmen.
Zu dieser großen Leistung, zu diesem großen Erfolg gratuliere ich Ihnen allen sehr herzlich.
Wirklich großartig, was Sie hier in den letzten gut zweieinhalb Jahren gemeinsam geschafft
haben. Herzlichen Glückwunsch!
Anrede,
die Einweihung von Baltic 2, die wir heute feiern, ist aber nicht nur ein großer Erfolg für Sie,
für die Projektbeteiligten selbst. Mit dieser Einweihung machen Sie auch Werbung für die
Ostsee als Windkraft-Standort, für die hervorragenden natürlichen Bedingungen, die wir in
der Ostsee haben – genügend Wind, das ist klar, und dabei eine ruhigere Witterung,
geringere Wassertiefen und kürzere Kabelverbindungen zum Land als anderswo, was sich
dann eben darin bemerkbar macht, dass zum Beispiel der Netzanschluss nur halb so teuer
ist wie in der Nordsee. Und die Fertigstellung von Baltic 2 steht zugleich für die
Leistungsfähigkeit von Mecklenburg-Vorpommern als Offshore-Logistikstandort, mit unseren
großen Offshore-Basishäfen, die wir als Land kräftig ausgebaut haben und weiter ausbauen,
in Sassnitz zum Beispiel so, dass von dort aus künftig zwei Windparks gleichzeitig errichtet
werden können. Und Baltic 2 ist darüber hinaus ein Aushängeschild für den
Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern insgesamt, als Standort für saubere
Energieproduktion, für den Wandel vom Stromimporteur zum Stromexporteur. Dafür sind die
knapp 300 MW Leistung von Baltic 2 ein weiterer Meilenstein sind.
Wir haben bei uns in Mecklenburg-Vorpommern inzwischen die komplette
Wertschöpfungskette, von der Planung der Windparks über den Bau bis hin zum Service –
ein neuer industrieller Kern, der tausende Arbeitsplätze neu geschaffen hat und sichert. Und
wir wollen, dass es noch mehr werden, dass sich die Branche weiter so dynamisch
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entwickelt wie in den letzten Jahren, gerade auch im Offshore-Bereich. Damit unsere
Unternehmen diesen sehr erfolgreichen Kurs fortsetzen können, sind drei Dinge wichtig:
Erstens, dass sie das Know-how, das sie in diesem Bereich haben, in weiteren
Referenzprojekten unter Beweis stellen können. Zweitens, dass die Rahmenbedingungen
stimmen, damit eine solche Beteiligung auch bei anderen Aufträgen klappt, damit der Anteil
von Unternehmen aus Deutschland, aus Mecklenburg-Vorpommern an solchen Aufträgen
weiter wächst. Ein Schlüsselthema ist dabei die Finanzierung, genauer: die Vorfinanzierung
bis zur Fertigstellung der Projekte – eine große Herausforderung im kostenintensiven,
risikobehafteten Offshore-Geschäft.
Sehr geehrter Herr Beckmeyer, lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere
Unternehmen die notwendige Unterstützung bekommen, um solche Aufträge auch stemmen
zu können, sich behaupten zu können im Wettbewerb mit Unternehmen aus anderen
Ländern auch der EU, die in dieser Hinsicht sehr viel tun. Ich weiß, da sind wir mit der
Bundesregierung im Grundsatz einig. Jetzt muss es darum gehen, schnell Lösungen zu
finden, zum Beispiel mit entsprechenden Bürgschaften. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe
der nächsten Zeit.
Und drittens, meine Damen und Herren, geht es darum, dass die Ausbaubedingungen für die
Windkraft in der Ostsee auch in Zukunft gut bleiben, auch nach 2020, wenn der erste
Ausbauschritt von 1,5 Gigawatt abgeschlossen ist. Dafür sorgen wir auf Landesebene u.a.
mit dem Landesraumentwicklungsplan, mit dem es gelingt, trotz schwieriger
Rahmenbedingungen, trotz der notwendigen Berücksichtigung starker, beachtenswerter
entgegenstehender Interessen, erhebliche zusätzliche Flächen auszuweisen. Das ist ein
guter Kompromiss, der mit einer Fläche von zusätzlich rund 200 Quadratkilometern noch
einmal einen Zubau von 1,5 Gigawatt ermöglicht, für den zweiten großen Ausbauschritt nach
2020.
Und wir engagieren uns auf Bundesebene stark für eine faire, langfristige Verteilung der
Offshore-Kapazitäten zwischen Nord- und Ostsee, für Rahmenbedingungen, die eine
kontinuierliche Ausbaustrategie für Investoren der gesamten Wertschöpfungskette
sicherstellen, für Rahmenbedingungen, die eine effiziente Planung des Netzausbaus
ermöglichen. Nur das sichert dem Ausbau der erneuerbaren Energien auf See eine
verlässliche, eine langfristige Perspektive. Wir setzen uns für eine solche Perspektive ein,
die uns genug Luft gibt, um die Nutzung der Windenergie in der Ostsee, bei uns in
Mecklenburg-Vorpommern weiter kraftvoll voranzutreiben.
Anrede,
Sie von EnBW sind mit Ihren beiden Windparks Baltic 1 und Baltic 2, mit dem Sie jetzt in
eine ganz andere Größenordnung bei der Offshore-Windkraft vorgestoßen sind, Sie sind mit
diesen beiden Projekten mutig vorangegangen, als die Rahmenbedingungen noch nicht so
klar waren wie heute. Sie haben in vielen Bereichen Neuland betreten, haben gemeinsam
mit den beteiligten Unternehmen planerisch, technisch, logistisch viele innovative Lösungen
gefunden, von denen künftige Projekte profitieren werden.
Sehr geehrter Herr Dr. Mastiaux, Ihnen und Ihren Partnern sehr herzlichen Dank für diese
Pionierarbeit, die Sie damit in der Ostsee, vor der Küste von Mecklenburg-Vorpommern
geleistet haben. Und meine herzliche Einladung: Sie sind uns in Mecklenburg-Vorpommern
auch bei weiteren Projekten sehr herzlich willkommen. Noch einmal herzlichen Glückwunsch
zu Baltic 2. Heute ist ein guter Tag für EnBW, ein guter Tag für Mecklenburg-Vorpommern
als Land der erneuerbaren Energien, ein guter Tag für die Offshore-Windkraft in der Ostsee,
in Deutschland insgesamt.
Ich wünsche uns allen eine schöne Feier!