36 Pflanze BAUERNBLATT l 21. November 2015 ■ Wie steht es mit der Bodenfruchtbarkeit von Acker und Grünlandflächen? Eine Bodenuntersuchung liefert unverzichtbare Informationen Eine Bodenuntersuchung gibt wichtige Rückmeldungen zur Nährstoffversorgung. Die ausreichende Grundnährstoff- und Kalkversorgung stabilisiert die Erträge und bildet die Grundlage für eine ökonomisch optimierte Pflanzenproduktion. Insofern stellt die regelmäßige Bodenuntersuchung indirekt auch einen Beitrag zum gewässerschonenden Pflanzenbau dar. Denn eine effiziente Stickstoff-, aber auch Schwefelwirkung im Pflanzenwachstum ist nur zu erreichen, wenn die Bodenversorgung mit Grundnährstoffen und der pH-Wert des Bodens so eingestellt sind, dass diese Faktoren nicht ertragsbegrenzend wirken. Die Düngeverordnung schreibt vor, die Bodenuntersuchung für jeden Schlag entweder im Rahmen der Fruchtfolge, mindestens aber alle sechs Jahre vorzunehmen. Als Schlag wird hierbei „eine einheitlich bewirtschaftete, räumlich zusammenhängende und mit der gleichen Pflanzenart oder mit Pflanzenarten mit vergleichbaren Nährstoffansprüchen bewachsene oder zur Bestellung vorgesehene Fläche“ definiert. Damit ist keine konkrete Größe beschrieben. Fachlich gibt es gute Gründe, nicht nur den jeweiligen Nährstoffbedarf der Kulturen und die Vorfruchteffekte bei der Wahl einer zusammenhängenden Fläche zu berücksichtigen, sondern auch die jeweilige Bodenart. Worauf bei der Bodenprobenahme achten? Der Probenahmezeitpunkt sollte am besten zu der Kultur, die den höchsten Nährstoffbedarf hat, und möglichst nach der Kultur mit den geringsten Ernteresten liegen. Dafür bietet sich beispielsweise der Zeitpunkt vor einer Rapsaussaat an, da nach der Getreideernte eine Probenahme gut möglich ist. In trockenen Zeitabschnitten über Winter wird eine Probenahme vermutlich besser in den Arbeitsplan passen, und die Ergebnisse sind besser in die Düngeplanung und den Düngemitteleinkauf einzubeziehen. Die Probenahme sollte jedoch immer zur selben Zeit, an derselben Fruchtfolgestelle, nie direkt nach einer Düngung und in der gleichen Weise gemacht werden, damit ein Vergleich mit der vor- empfehlungen der Landwirtschaftskammer in den „Richtwerten für die Düngung“ in Schleswig-Holstein basieren auf der Anwendung und Einhaltung dieser Methoden. Bei der Düngungsempfehlung des Labors ist darauf zu achten, dass diese Basis eingehalten wurde. Bedeutung der Bodenart für die Düngemenge Für die Berechnung der richtigen Kalkmenge sind eine Bodenuntersuchung und die genaue Kenntnis der jeweiligen Bodenart unerlässlich. Fotos: Peter Lausen herigen Bodenuntersuchung auf dem Schlag/Teilstück möglich ist. Um die Proben in gleicher Weise zu ziehen, sollte der Schlag oder das Teilstück so beprobt werden, dass der beprobte Bereich repräsentativ für den Schlag oder das Teilstück ist (keine Vorgewende, Lagerstätten oder Randstreifen). Die dazu einmal gewählte Ganglinie sollte notiert und bei den nachfolgenden Bodenprobenahmen eingehalten werden. Bei Ackerflächen wird aus dem Pflughorizont (bis 25 bis 30 cm) und auf Grünlandflächen aus dem intensiv durchwurzelten Bereich (ab 10 cm) eine Mischprobe je nach Homogenität und Schlaggröße aus 15 bis 30 Einstichen gebildet. Die Frage, aus welcher Fläche eine Mischprobe gebildet wird, ist nicht pauschal zu beantworten. Grundsätzlich gilt: je inhomogener, desto kleiner die Fläche. Bei großen Schlägen sollten Teilstücke gleicher Bewirtschaftung und Bodenart gebildet werden. Diese Vorgehensweise setzt voraus, dass die Teilstücke auch differenziert gedüngt werden können. Bei der Analyse ist darauf zu achten, dass das Labor die Methoden anwendet, bei denen sich aus den Messwerten eine Düngeempfehlung ableiten lässt. Für Schleswig-Holstein basieren die Düngeempfehlungen für P2O5, K2O und Mg auf der DL-Methode. Eine Untersuchung der Phosphatversorgung ist nach der CAL-Me- thode vorzunehmen, wenn es sich um Böden mit einem pH-Wert über 7,0 und hohem Karbonatanteil handelt. Für leichte Böden ist diese Methode wenig geeignet. Die Dünge- Die Düngeempfehlung für Kalk, Kalium und Magnesium ist wesentlich von der jeweiligen Bodenart und dem Humusgehalt abhängig. Eine falsche Einstufung kann zu Mindererträgen, überhöhten Düngekosten und bei überhöhten Kalkgaben auch zu unerwünschten Nährstofffestlegungen führen. Die Bodenart wird üblicherweise mit der Fingerprobe im Labor bestimmt, um eine Düngeempfehlung aussprechen zu können. Die Fingerprobe ist eine von der VDLufa anerkannte und akkreditierte sensitive Schnellbestimmung, welche regelmäßig in Ringversuchen überprüft wird. Dennoch kann es da- Grafik 1: Gehaltsanteile der Bodenarten nach den Korngrößengruppen Sand, Schluff und Ton 38 Pflanze BAUERNBLATT l 21. November 2015 ■ bei gelegentlich zu einer fehlerhaften Einstufung in eine andere Bodenart und damit möglicherweise auch andere Bodenartengruppe kommen. Die Einteilung der Bodenarten ist in der Grafik 1 dargestellt. Der Anteil der Korngrößenfraktionen „Sand“, „Schluff“ und „Ton“ führt zur Einstufung in die jeweilige Bodenart. Wird beispielsweise für einen Boden ein Tongehalt von 15 %, ein Schluffgehalt von 20 % und 65 % Sand analysiert, dann handelt es sich um stark lehmigen Sand (Sl4). Dies ist die typische Bodenart der Bodenartgruppe 3. Verringert sich der Tongehalt um nur fünf Prozentpunkte zugunsten des Sandanteils, dann liegt mittellehmiger Sand (Sl3) der Bodenartgruppe 3 vor. Weicht der Tongehalt um denselben Anteil nach oben ab, dann handelt es sich um Ls4. Dieser stark sandige Lehm gehört in die Boden- Die Probenahme zur Bodenuntersuchung kann nach der Ernte oder über den artgruppe 4. Winter hinweg erfolgen. Bestimmung der Bodenart Düngeplanungsprogramm einzuge- den Beispiel beschrieben. Eine nur ben oder den Kalkbedarf unter Ver- geringe Abweichung im Tongehalt durch Schlämmanalyse Wegen der Bedeutung einer richtigen Bodenart sollte bei der Kalkbedarfsbestimmung im Zweifel eine Schlämmanalyse vorgenommen werden, weil sie genauere Werte liefern kann als die Fingerprobe. Hierbei wird der Anteil der jeweiligen Korngrößenfraktion ermittelt. Daraus ist die Bodenart dann eindeutig bestimmbar. Angaben zur Bodenart des Schlages sind auch aus der Reichsbodenschätzung über den Auszug aus dem Liegenschaftsbuch zu entnehmen. Um sicherzustellen, dass die für den Schlag oder das Teilstück durch Schlämmanalyse ermittelte oder durch andere gleichwertige Verfahren festgestellte Bodenart Grundlage der Düngebedarfsermittlung bei Bodenuntersuchungen wird, ist mit der Agrolab-Gruppe vereinbart worden, dass in dort eingehenden Bodenuntersuchungsaufträgen die Bodenartgruppe angegeben werden kann (siehe aktuelle Richtwerte für die Düngung). Marschböden sind gesondert zu kennzeichnen. Werden diese Angaben im Untersuchungsauftrag der Agrolab gemacht, wird nicht das Ergebnis der Fingerprobe, sondern die angegebene Bodenartgruppe bei der Düngeempfehlung zugrunde gelegt. In dem Fall bleibt nur die Analyse der Nährstoffe akkreditiert. Die Einstufung der Nährstoffe und des pH-Wertes in Gehaltsklassen und die Düngeempfehlungen werden auf den Bodenbefunden als nicht akkreditiert ausgewiesen. Zudem ist es ist auch möglich, das Ergebnis der Schlämmanalyse direkt in das eigene wendung der analysierten Bodenart mithilfe der „Richtwerte für die Düngung“ zu berechnen. Dieses Verfahren ist nur für Bodenuntersuchungen, die im Rahmen der Düngeverordnung durchgeführt werden, anwendbar und somit für Bodenuntersuchungen gemäß AbfKlärV nicht geeignet. führt zu einer anderen Beurteilung der Bodengehalte, insbesondere beim pH-Wert und der daraus resultierenden Kalkbedarfsmenge. Wird ein Boden der Bodenartgruppe 2, der einen aktuellen pH-Wert von 5,8 aufweist, mithilfe der Fingerprobe in die Bodenartgruppe 3 eingestuft, so wird ein höherer Kalkdüngebedarf empfohlen, denn das Optimum in der Bodenartgruppe 3 liegt höher, Konsequenzen einer falschen Bodenarteinstufung und der Kalkbedarf zur Anhebung des pH-Wertes ist ebenfalls höher. Im Die Bedeutung der richtigen Bo- Beispiel hätte eine Erhaltungskaldenart für die Berechnung der Kalk- kung von 10 dt CaO/ha tatsächlich düngemenge wird im nachfolgen- ausgereicht. Die Fehleinstufung in Bodenartgruppe 3 führt jedoch zu einer Empfehlung von 25 dt CaO/ha. Diese Menge reicht aus, den Boden im Beispiel von pH 5,3 auf pH 5,8 zu bringen. Die Anwendung der empfohlenen Kalkdüngemenge würde bei diesem Boden zu einem erhöhten pH-Wert und damit zu Festlegung von Nährstoffen, wie beispielsweise Mangan sowie zu unnötigen Kalkdüngemittelkosten führen. Bei einer fehlerhaften Düngeempfehlung aufgrund einer falschen Bodenarteingruppierung im Untersuchungsbefund ist eine Korrektur vorzunehmen. Die dazu erforderlichen Daten finden sich in den „Richtwerte für die Düngung“. Kalkversorgung der Böden geht zurück Die Schlämmanalyse zeigt die genaue Bodenart, die für eine richtige Kalkbedarfsempfehlung erforderlich ist. Foto: Klaus Gosch, LUFA-ITL GmbH - Kiel Die Bodenuntersuchungsergebnisse schleswig-holsteinischer Böden zeigen in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Anteil von Böden mit einem zu geringen pH-Wert. Bei den im Jahr 2012 untersuchten Ackerflächen und den schweren Grünlandflächen wies jede zweite zu niedrige pH-Werte aus. Bei leichten Grünlandflächen brauchte jede dritte Fläche mehr als nur eine Erhaltungskalkung. Durch den pH-Zustand des Bodens werden die Bodenfruchtbarkeit und die Nährstoffverfügbarkeit beeinflusst. Mit steigendem pH-Wert nimmt die Bodenfruchtbarkeit zu. Andererseits wird bei zu hohen pH-Werten die Nährstoffverfügbarkeit (zum Beispiel von Mangan) eingeschränkt. Der optimale pH-Wert eines Standortes richtet sich neben der Bodenart auch nach dem Humusgehalt. Bodenversorgungsstufen bei Düngung beachten Um Ertragsverluste im unterversorgten Bereich und unnötige Grunddüngung im überversorgten Bereich zu verhindern, ist eine Bodenuntersuchung unumgänglich. Die Kosten der Bodenuntersuchung sind bei stark vom Optimum abweichenden Bodengehalten schnell wieder aufgefangen, wenn die Düngung nicht darauf abgestellt wurde. Die Düngeverordnung schreibt nur die Untersuchung auf Phosphor vor. Die übrigen Grundnährstoffe Kalium und Magnesium sollten jedoch unbedingt mit untersucht werden, da insbesondere die Kaliumgehalte nicht nur durch den Pflanzenentzug, sondern auch durch mehr oder weniger feste Bindung an Ton-Humuskomplexe oder durch Auswaschung auf leichten Standorten beeinflusst werden. Dabei ist die Betrachtung aller Nährstoffe, insbesondere positiv geladenen Nährionen (Ca, K, Mg, NH4) wichtig. Da diese von den Tonteilen gespeichert werden können, sollte neben der optimalen Bodenversorgung mit jedem einzelnen Nährstoff auch auf das richtige Verhältnis dieser Kationen zueinander geachtet werden. Letzteres dient einer ausgewogenen Besetzung am Tonmineral. Ausschlaggebend für die Beurteilung ist dabei die jeweilige Versorgungsstufe. Liegt die Versorgungsstufe „C“ vor, ist davon auszugehen, dass die Rücklieferung der durch die Ernteabfuhr entzogenen Nährstoffmengen durch die Düngung ausreichend ist. Die Höhe der mit der Ernte abgefahrenen Nährstoffmenge ist vom jeweils erzielten Ertrag abhängig. Liegt nur die Versorgungsstufe „B“ oder gar „A“ vor, so ist zu befürchten, dass dieser unzureichend im Boden vorhandene Nährstoff verhindert, das ökonomische 40 BAUERNBLATT l 21. November 2015 ■ Grafik 2: Verteilung der Bodengehaltsklassen bei Phosphat und Kalium in Prozent 100 % 80 E 60 D C B 40 A 20 0 leicht mittel + schwer Ackerbau leicht mittel + schwer Grünland leicht Phosphat Ertragsoptimum zu erreichen. Je weiter sich der gemessene Nährstoff unterhalb des Beginns der Versorgungsstufe „C“ befindet, umso wichtiger ist es, nicht nur den Entzug zu düngen, sondern zusätzlich zur Erhaltungsdüngung einen Zuschlag zu wählen, der auf mittlere Sicht die Erreichung der Versorgungsstufe „C“ erwarten lässt. Ist der Boden reichlich mit dem Nährstoff versorgt, so wird der Boden in die Versorgungsstufe „D“ oder gar „E“ eingestuft. In dem Fall kann die Düngung mit dem jeweiligen Nährstoff in den nächsten Jahren reduziert werden oder gänzlich unterbleiben. Da die Düngemenge für Kalium und Magnesium bodenartabhängig ist, kann eine abweichende Bodenarteingruppierung genau wie bei der Kalkdüngung zu falschen Düngeempfehlungen führen. Beim Phosphat wird in der Düngeempfehlung nur der Humusgehalt berücksichtigt. In den Entwürfen zur neuen Düngeverordnung ist vorgesehen, dass die Düngeplanung schriftlich erfolgen muss. Der Berechnungsweg basiert auf den Bodenanalysen und berücksichtigt neben den Zu- und Abschlägen zur Erreichung der Stufe „C“ auch den Ertrag, Erntereste und die organische Düngung der Vorjahre. Unterversorgung mit P, K, Mg in Schleswig-Holstein Der Blick auf die im Jahr 2012 bei der Lufa ITL GmbH Kiel in Auftrag gegebenen Bodenuntersuchungen macht deutlich, dass auf vielen Flächen in Schleswig-Holstein eine unzureichende Versorgung der Böden mit Phosphat und Kalium vorliegt (siehe Grafik 2). Bei Phosphat sind die Hälfte der Grünlandflächen und schwere Ackerflächen unterversorgt. Leichte Ackerflächen sind nur zu einem Drittel unterversorgt. Beim Kalium sind es insbesondere die leichten Flächen, die ein Defizit aufweisen. Beim Kalium wird auf sandigen Böden nur die Entzugsdüngung, die vom Ertrag, aber nicht von der Bodenart abhängig ist, empfohlen. Sandige Böden sind nicht in der Lage, relevante Kalimengen bei Sickerwasserbildung festzuhalten. Bei den schweren Flächen liegt nur jede mittel + schwer leicht Grünland Ackerbau Kalium dritte oberhalb der Stufe „B“. Für alle dargestellten Gruppen hat der Anteil unterversorgter Flächen in den untersuchten Jahren von 1999 deutlich zugenommen. Derselbe Trend ist auch für Magnesium festzustellen. Bodenuntersuchung auf Mikronährstoffe macht Sinn Die Untersuchung auf Mikronährstoffe kann wichtig sein. Dies ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn die Schläge noch nie auf Mikronährstoffe untersucht wurden, Teilflächen Symptome von Mikronährstoffmangel aufweisen oder die Flächen selten oder nie mit organischen oder organisch-mineralischen Düngemitteln (Wirtschaftsdünger, Klärschlamm) gedüngt wurden. Wirtschaftsdünger sind insbesondere dazu geeignet, Defizite bei Kupfer und Zink auszugleichen. In früheren Zeiten wurden Mikronährstoffe in erheblichem Umfang über Thomasdüngemittel ausgebracht. Um einen Überblick über die Versorgung mit Mikronährstoffen zu erhalten, ist es ausreichend, dies mit der CAT-Methode vornehmen zu lassen, bei der die Analyse auf Mangan, Kupfer, Zink und Bor im preisgünstigen Paket erfolgt. FAZIT Für die richtige Bemessung der Kalkmenge und der Grunddüngermenge ist die genaue Kenntnis der Bodenart erforderlich. Ausreichende Genauigkeit kann durch eine Schlämmanalyse erreicht werden. Je inhomogener eine Fläche ist, umso mehr Teilflächen müssen für eine Bodenuntersuchung gebildet werden. Nur durch die Beachtung der Bodenuntersuchungsergebnisse und bedarfsgerechter Düngung kann die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhalten werden. Peter Lausen Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-341 [email protected]
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