Leserbriefe Wann wurde die Schweiz geboren? Ausgabe vom 3.8. «Die Heimat selbst einrichten» Am 1. August hat das Schweizer Fernsehen den alten Schwarz-WeissFilm «Landammann Stauffacher» aus dem Jahr 1941 gezeigt. In der SchlussSzene ziehen die Eidgenossen gegen die zahlenmässig überlegenen Habsburger in die Schlacht am Morgarten (1315). Ein Junge beobachtet die Kolonne und betet verzweifelt: «Heilige Maria, stand ’em Landamme by, stand ’em Landamme by!». Am 1. August hat der Solothurner Landammann Klaus Fischer in Paris eine Festrede gehalten. Die anwesenden Auslandschweizer haben über seine Auslegung der Schweizer Geschichte sicher nicht schlecht gestaunt. Als Solothurner hat man «immer etwas Sehnsucht nach Paris», auch wenn die damalige französische Besatzung mit ihrem Söldnerwesen «eine dunkle Seite der Geschichte» darstellt. Für Klaus Fischer ist durchaus stimmig, dass der 1. August als nationaler Feiertag «eine Erfindung ist». Dass die Schweiz 1291 gegründet sei, ist für ihn ein Mythos. «Heimat hat nichts mit Heldentum zu tun.» Von Freiheit und Demokratie könne in jener Zeit nicht gesprochen werden. Eine der wenigen Gedanken, die man aus den früheren Zeiten mitnehmen solle, sei Solidarität. Die Schweizer Geschichte wird heute zunehmend zur Lachnummer gemacht. So sind im Landesmuseum Zürich in der Ausstellung mit dem Titel «Geschichte Schweiz» «geschichtsträchtige» Exponate wie die Schuhe von Shawne Borer-Fielding ausgestellt. Auf einem so genannten Mythenrad ist nebst dem Bundesbrief auch eine Heidi-Puppe zu sehen. Warum ist die Schweizer Geschichte Teilen der Schweizer Prominenz ein Dorn im Auge? Weil sie ein Hindernis zum EU-Beitritt darstellt. Ein Land mit einer 720-jährigen demokratischen Tradition hätte in diesem bürokratischen Imperium nichts verloren. Deshalb muss die Geschichte revidiert werden. Wann ist denn die Schweiz geboren? 1291, 1848 oder 1968? Oder wird dann erst ein EU-Beitritt als Geburtsstunde gelten? Z V E Z DA N SATA R I C , V I Z E P R Ä S I D E NT SV P- B I B E R I ST
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