Interview mit Joshua Kimmich Das Interesse von Bayern München

Interview mit Joshua Kimmich Das Interesse von Bayern München "hat mich umgehauen" Wenn Joshua Kimmich am Sonntag gegen Greuther Fürth aufläuft, wird es sein letzter Auftritt im Trikot von RB Leipzig sein. Der 20-­‐Jährige wechselt zu Bayern München. Ein Interview über Physiotherapeuten, Bodenhaftung und Geschenke an die Eltern. Diego Demme, Joshua Kimmich, Dominik Kaiser und Ante Rebic feiern ein Tor im Spiel gegen den 1. FC Union Berlin Beim 1:2 in Ingolstadt fehlte er angeschlagen, gegen Fürth (Sonntag, 15.30 Uhr) will RB-­‐Ass Joshua Kimmich unbedingt dabei sein, sich von der Red-­‐Bull-­‐Arena, den Chefs, seinen Kollegen und Fans „gebührend“ (Kimmich) verabschieden. Gebührend heißt in der Welt des 20-­‐jährigen Super-­‐Talents: gewinnen. Am Sonntag sagt der Bayer in spe adieu. Nach zwei prächtigen Spielzeiten im Trikot der Rasenballer, 55 Pflichtspielen und knapp 4000 (!) Ballkontakten. Kimmich blickt zurück, spricht über die WG mit Yussuf Poulsen, die heilenden Hände des Alexander Sekora, das Gottvertrauen des Alexander Zorniger, ein intimes Treffen mit Bayern-­‐Coach Pep Guardiola und Sportvorstand Matthias Sammer, Liebe und Dankbarkeit für die Eltern und die anstehende U21-­‐EM in Tschechien (17. bis 30. Juni). Der U-­‐19-­‐Europameister weilt seit 2013 auf Leihbasis bei RB, wechselt für fünf Jahre und acht Millionen Euro zum FC Bayern München. Sieben Millionen kassiert der VfB Stuttgart, ein Milliönchen RB. RB-­‐Boss Ralf Rangnick ist von Trennungsschmerz durchdrungen. „Wir hätten auf dieses Geld gerne verzichtet und Jo behalten.“ Der Oberschenkel machte zuletzt zu und nicht mehr auf. Sie sind gerade einer MRT-­‐Röhre entschlüpft. Wie sieht es aus für Sonntag? Gut, ich will schnell zurück ins Training, gegen Fürth spielen und mich gebührend verabschieden. Wir haben dreimal hintereinander verloren, wollen den Fans unbedingt einen Sieg schenken. Ein Aufstieg in zwei Kimmich-­‐Jahren ist einer zu wenig? Besser einer als keiner, aber es war in dieser Saison sicher mehr drin. Ich habe nach dem Darmstadt-­‐
Spiel (2:1-­‐Last-­‐Minute-­‐Sieg durch Keeper Coltorti; Red) fest daran geglaubt, dass noch etwas nach oben geht. Wenn man Großes erreichen will, muss man Großes leisten. Das war in St. Pauli und gegen Sandhausen nicht der Fall. Es ist mir nach wie vor unerklärlich, was wir da geboten haben. Im Sommer 2013 standen Sie vor der Wahl: A-­‐Jugend beim VfB oder Drittliga-­‐Fußball bei RB. Da musste ich nicht lange überlegen. Alles richtig gemacht? Absolut. Ich kam mit einer Schambeinverletzung und RB hat mir alle Zeit der Welt gegeben, wieder richtig fit zu werden. Ralf Rangnick und Alexander Zorniger haben nie Druck aufgebaut, haben mir immer ein gutes Gefühl gegeben. Und Physio Alexander Sekora hat Sie rund um die Uhr gehegt und gepflegt. Ja, er ist ein unfassbar guter Mann, ihm habe ich auch viel zu verdanken. Sie könnten ihn mitnehmen nach München. Per Mertesacker hat bei Arsenal übrigens auch einen privaten Therapeuten. Herr Mertesacker ist seit zig Jahren Profi, ich stehe ganz am Anfang. RB würde Alex auch nicht gehen lassen. Einen anderen Alex hat RB gehen lassen. Alexander Zorniger. Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Herr Zorniger hat mich behutsam aufgebaut und dann immer spielen lassen. Ich wünsche ihm alles Gute. Was waren die emotionalsten Momente Ihrer RB-­‐Zeit? Die Heimspiele gegen Darmstadt (1:0, Red.) und Saarbrücken (5:1) beim Drittliga-­‐Aufstieg waren der Hammer. Da merkst du schon beim Einlaufen, dass du in dieser Arena und vor diesen Fans gewinnen musst. So ist es dann ja auch gekommen. Tiefschläge? Können Sie sich denken. Pauli und Sandhausen. Sie verlassen nicht nur RB, sondern auch Ihren Mitbewohner Yussuf Poulsen. Wer zieht im Sommer ein in die WG? Oder bleibt Yussuf allein zu Haus? Letzteres. Er kann sich in mein Zimmer ja einen Billardtisch stellen. Das Fußball-­‐Geschäft bringt ständige Trennungen mit sich. Wen werden sie besonders vermissen? Yussi, na klar. Wir haben mehr Zeit als manches Ehepaar miteinander verbracht (lacht). Mit Diego Demme habe ich ebenfalls viel unternommen. Ich könnte jetzt aber fast die gesamte Mannschaft aufzählen. Alles super Jungs. Yussi sehe ich bei der U21-­‐EM wieder, wir spielen in unserer Gruppe gegen Dänemark. Nach dem Fürth-­‐Spiel ist für Sie vor der EM. War eine Absage kein Thema für Sie, den gestressten? Nein, ich habe bei der U19-­‐EM super Erfahrungen und auch ein Stück weit auf mich aufmerksam gemacht. Und eine U21-­‐EM ist noch mal eine andere Hausnummer. Stimmt es, dass sich die Bayern vor allem wegen Ihrer Leistung bei der U19-­‐EM in Sie verguckt haben? Alle Clubs hatten dort ihre Späher, die Bayern sicher auch. Danach hat man Sie weiter beobachtet, unter anderem beim 3:0 bei 1860 München. In München lief es für die Mannschaft und für mich sehr gut. Wie war das, als Ihr Berater Uli Ferber Sie in den Arm nahm und flüsterte: Du, Jo, der Pep will Dich! Er hat mich weder in den Arm genommen noch hat er geflüstert. Natürlich hat mich das überrascht und umgehauen. Ich hatte zu dieser Zeit nur eine Drittliga-­‐Saison und ein paar Zweitligaspiele gemacht. Ein Club der weltweiten Top-­‐Vier will mich. Das musste ich erst mal sacken lassen. Beim Treffen mit Pep Guardiola und Matthias Sammer waren Sie ... ... dabei. Die beiden waren sehr freundlich, haben mir ein ähnlich gutes Gefühl wie Herr Rangnick und Herr Zorniger 2013 gegeben. Stimmt es, dass man Ihnen eine Art Garantie für stetes Erscheinen im erlesenen 18er-­‐Kader der Bayern gegeben hat? Über Details möchte ich nicht sprechen. Wie gesagt: Man hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Die Bayern haben schon vielen jungen Spielern gute Gefühle verschafft. Es ist mir klar, dass es eine riesige Herausforderung ist, dass es nicht jeder in München schafft. Wenn ich meine Chance bekomme, muss ich da sein. Das ist bei den Bayern nicht anders als anderswo. Ihre Konkurrenten in der Mittelfeldzentrale heißen Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger. Bekommen Sie beim Gedanken an Ihre künftigen Kameraden Schnappatmung? Nein. Ich möchte von diesen großartigen Spielern lernen. Und möglichst auch etwas beitragen zu einer guten Saison. Wer einen Fünf-­‐Jahres-­‐Vertrag bei den Bayern unterschreibt, läuft Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Sitzen Sie demnächst in einem Ferrari, tragen Rolex und sind ganzkörpertätowiert? Sie vergessen, dass ich Schwabe bin. Ich lege mein Geld konservativ an. Und ein Ferrari ist keine konservative Anlage. Tattoos sind nicht mein Ding. Ihr Kollege Terrence Boyd hat seinen Eltern ein kleines Häuslein gekauft. Gutes Vorbild? Sehr gutes Vorbild. Ich habe meinen Eltern unendlich viel zu verdanken, habe da auch schon so eine Idee. Mehr wird nicht verraten. Ihr Wunsch für RB Leipzig? Hoffentlich steigen sie schnell auf. Bayern gegen RB -­‐ das hört sich doch gut an, oder?