Privatdozentin Dr. Melitta Gerhard (1891-1981) Literaturwissenschaftlerin Melitta Gerhard begann 1910 ihr Studium der Germanistik und Philosophie an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin (heute Humboldt-Universität). Als erste Frau erhielt sie die akademische Lehrbefugnis für deutsche Literaturgeschichte.1919 promovierte sie an der Friedrich-Wilhelm-Universität mit einer Arbeit über „Schiller und die griechische Tragödie“. Nach der Promotion begann sie ein Studium der evangelischen Theologie und legte 1921 das Staatsexamen ab. In den darauf folgenden Jahren arbeitete sie an ihrer Habilitationsschrift. Nachdem ihr Habilitationsverfahren in Heidelberg abgelehnt worden war, bewarb sie sich auf Empfehlung des Kultusministeriums an der Universität Kiel. An der CAU konnte Sie ihr Habilitationsverfahren zum Thema „Der deutsche Entwicklungsroman bis zu Goethes ‚Wilhelm Meister‘“ abschließen und hielt im Juli 1927 ihre Antrittsvorlesung: „Der Wandel des Schillerbildes in unserer Zeit“. Ab dem Wintersemester 1927/28 lehrte Melitta Gerhard als Privatdozentin am Institut für Literaturgeschichte der CAU. Mit dieser Tätigkeit waren keine festen Einkünfte verbunden, und sie musste sich ihren Lebensunterhalt durch den Unterricht an einer Berliner Schule verdienen. Sie pendelte während des Semesters zwischen Kiel und Berlin. Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit Melitta Gerhards standen vor allem die Werke von Goethe, Schiller und Stefan George. In den Jahren nach ihrer Habilitation hoffte sie vergeblich auf eine Professur oder einen Ruf an eine andere Universität. Bereits 1933 war die Karriere von Melitta Gerhard in Deutschland durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten zu Ende. Sie verlor aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im September 1933 die Lehrbefugnis. 1934 emigrierte sie in die USA und lehrte zunächst ein Jahr an einem der bekanntesten Frauen-Colleges, Wellesley College. Sie kehrte im Juni 1935 mit ihrer Mutter nach Berlin zurück und versuchte vergeblich, in Italien und der Schweiz Arbeit zu finden. Zwei Jahre später ging sie wieder mit ihrer Mutter in die USA zurück und arbeitete am Rockford College in Illinois und anschließend an der University of Columbia. 1945 erhielt sie eine Stelle als Professorin am Wittenberg College in Springfield Ohio. Nach ihrer Emeritierung 1955 ging sie mit ihrer Mutter abermals nach Deutschland, kehrte aber ein Jahr später (nach dem Tod der Mutter) in die USA zurück. Melitta Gerhard starb am 10. November 1981 in Cambridge, Massachusetts. Anlässlich der 300-Jahr-Feier der Christian-Albrechts-Universität Kiel wurde ihr 1965 die „Würde einer Ehrenbürgerin der Universität“ verliehen. Quelle: Wissenschaftlerinnen an der Christiana-Albertina; Zu den Lebens- und Arbeitszusammenhängen der ersten Kieler Hochschullehrerinnen; Ingrid Bohn, Corinne Grabosch, Waltraut Siebke, Verena Staack, Kristina Wolff
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