Deine Armee – ton armée – il tuo esercito

1 / 15
Deine Armee – ton armée – il tuo esercito
4 TORNADO 2014
Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt
16 Eine neue Brücke für die Genietruppen
Lehrverband Genie/Rettung
21 «Kampf der Orchester» mit Unterstützung der Militärmusik
Komp Zen Mil Musik
Editorial
Deine Armee – ton armée – il tuo esercito
Weil wir diesen Vorurteilen und Klischees begegnen möchten, unternimmt die Schweizer Armee im Jahr 2015 etwas Besonderes: Zwischen Mai und November führen alle Grossen Verbände unserer Milizarmee im Rahmen der Ausstellungsreihe «Deine Armee» Anlässe in
der ganzen Schweiz durch. Bei 15 verschiedenen Gelegenheiten, an 15
verschiedenen Orten und bei 15 verschiedenen Einheiten kann sich die
Bevölkerung unseres Landes über unsere Aufträge und unsere Fähigkeiten informieren. «Deine Armee» beinhaltet eine Kernausstellung,
die überall die gleiche sein wird und sechs verschiedene Themen bietet: Risiken und Bedrohungen, Kämpfen, Schützen, Helfen, die Milizarmee und Berufe in der Armee. Daneben haben alle Grossen Verbände die Gelegenheit, ihre eigenen Mittel und Tätigkeiten zu zeigen.
Die ersten Erfolge konnten an der HIGA in Chur, bei «AVENTICUM»
in Avenches und in Schwyz verbucht werden; die Ausstellung stösst
auf reges Interesse und löst positives Echo bei den Besucherinnen und
Besuchern aus.
Das haben wir einerseits der professionellen Aufmachung der Ausstellung zu verdanken. Vor allem haben wir das aber dem perfekten Auftreten und der motivierten Ausstellungsbetreuung der veranstaltenden Truppe zu verdanken. Die Angehörigen der Armee, die während
ihrem Wiederholungskurs selbstsicher, kompetent und sympathisch
ihre eigene Tätigkeit vorstellen, geben ein perfektes Bild unserer Miliz
ab. Ihnen gebührt mein Dank und meine Anerkennung!
Ich freue mich, dass «Deine Armee» dank unserer Miliz bei unserer
Bevölkerung einen so echten und sympathischen Eindruck hinterlässt
und danke Ihnen für Ihr Engagement zu Gunsten unserer Milizarmee!
Ihr Kommandant
KKdt Dominique Andrey
2 armee.ch Heer 1 / 15
Bild: ZEM
Die Bevölkerung unseres Landes vertraut der Armee, das beweist einmal mehr die Studie Sicherheit 2015 der ETH Zürich: 80 Prozent der
Befragten erachten die Armee nach wie vor als nötig, bei den 20- bis
29-Jährigen geniessen wir sogar eine nie dagewesene Zustimmung von
74 Prozent. Unsere Bevölkerung hat somit auch eine Vorstellung von
unserer Armee und von ihren Aufgaben und Fähigkeiten. Also alles
im grünen Bereich und wir können aufatmen und uns zurücklehnen?
Nein, denn diese Vorstellungen basieren auf gemachten Erfahrungen,
die neueren oder aber auch älteren Datums sein können oder auf Erzählungen aus dem Familien- und Bekanntenkreis. Vielfach sind sie
mit Klischees oder Vorurteilen behaftet oder sogar mit etwas «Seemannsgarn» ausgeschmückt.
Inhalt
4 Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt
TORNADO 2014
6 Erfolgreiche Einbindung der zivilen Behörden in die Übung "ODESCALCHI"
Übung ODESCALCHI
8 Mit Stacheldraht und Sperrgitter im Einsatz fürs WEF
Bauarbeiten am WEF
10 Die Armeetiere unterstützen die Infanterie
Von Männern, Hunden und Pferden
12 Praktische Übungen mit der Infanterie-Rekrutenschule 11
Lehrverband Infanterie
14 «Captain Speck Sparrow» am Ruder des Spiels Ter Reg 4
Militärspiel Territorialregion im WK
16 Eine neue Brücke für die Genietruppen
Lehrverband Genie/Rettung
4 TORNADO 2014
Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt
18Armeetaucher
Das Arbeiten in eiskaltem Wasser
20 Von der Militärmusik zur Artillerie
Jonas Vollenweider
21 «Kampf der Orchester» mit Unterstützung der Militärmusik
Komp Zen Mil Musik
22 Achtung Lawinen!
Den Schnee beobachten und messen für den Lawinenschutz
24 Sommertournee Schweizer Armeespiele
Komp Zen Mil Musik
Impressum
«armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Kommandanten Heer,
erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch.
Nächste Ausgabe:
2/2015Redaktionsschluss: 14.09.2015
Erscheint am: Winter 2015
Herausgeber: Kommandant Heer
Redaktion: Kommunikation Heer, Papiermühlestrasse 14, 3003 Bern
Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS
Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA
Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, 8400 Winterthur
Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich bei der Militärdirektion des Wohnkantons.
Alle anderen bei der Kommunikation Heer
Copyright: VBS/DDPS
Internet: www.armee.ch/heer
16
Eine neue Brücke für die Genietruppen
21«Kampf der Orchester»
mit Unterstützung der Militärmusik
armee.ch Heer 1 / 15
3
Ter Reg 1
TORNADO 2014
Unwetter in der
waadtländischen Hauptstadt
Günstige Voraussetzungen für einen wirksamen Einsatz verschiedener ziviler und militärischer Kräfte im Falle einer Katastrophe grossen Ausmasses zu schaffen: Das war das Ziel der Übung TORNADO 2014, die vom 10. bis 13. November 2014 in
der Innenstadt von Lausanne und an der Waadtländer Riviera stattfand. Bei der vom Stab der Territorialregion 1 konzipierten
und geleiteten Katastrophenhilfe-Übung ist es gelungen, verschiedene Partner an verschiedenen, von ungewöhnlich starken
Unwettern betroffenen Standorten koordiniert einzusetzen. Hier nun der Verlauf und die Erfahrungen im Einzelnen.
Hptm Gilles Meystre,
Projektleiter «Kommunikation» TORNADO 2014
Gondo, Leuk, Brig, Arbaz oder Visp: Diese
Walliser Ortsnamen wecken bei uns allen
zahlreiche Erinnerungen. Und das nicht
ohne Grund: Sie stehen für Katastrophen,
bei denen die Behörden infolge von Überschwemmungen, Erdrutschen oder Waldbränden grossen Ausmasses die Schweizer
Armee um Unterstützung ersucht haben.
Anlässlich solcher Ereignisse mussten alle
verfügbaren Kräfte und Mittel zusammengeführt werden, um gegen die Naturgewalten
und ihre teilweise verheerenden Folgen anzukämpfen. Im Kanton Waadt waren derartige
Hilfseinsätze glücklicherweise wesentlich
seltener erforderlich. Die Territorialregion
1 hat selbstverständlich bei Grossereignissen
wie dem Frankofonie-Gipfel in Montreux
und der Gymnaestrada in Lausanne ihren
Beitrag geleistet. Die letzte schwere Katastrophe im Waadtland – der Brand in der
Lausanner Avenue de Provence im Jahr 2009
– liegt allerdings schon einige Jahre zurück.
Obwohl die Natur im Kanton Waadt
eher friedlich ist, kann sie sich doch unvermittelt von ihrer grausamen und launischen
Seite zeigen. Vor diesem Hintergrund hat
Divisionär Roland Favre, Kommandant der
Territorialregion 1, seinen Stab beauftragt,
eine Bataillonsübung zum Thema starke Unwetter mit weitreichenden Auswirkungen zu
organisieren.
Übungen im Stadtgebiet
Zahlreiche Katastrophenhilfe-Übungen
(VULCAIN, INTER 13 etc.) haben es in
der Vergangenheit bereits ermöglicht, die
Zusammenarbeit zwischen schweizerischen
Zivil- und Militärkräften zu verstärken.
TORNADO 2014 stellte allerdings insofern
eine Premiere dar, als die Übung im städtischen Umfeld stattfinden sollte. Diese Wahl
ist alles andere als ein Zufall, denn sie vereint
unterschiedlichste Aspekte. Einerseits den
geografischen Aspekt aufgrund der Bedeutung des architektonischen Erbes und der
4 armee.ch Heer 1 / 15
anspruchsvollen Einsatzumgebung. Andererseits den operationellen Aspekt aufgrund
der Vielzahl an Diensten, die im Unglücksfall
betroffen sind (Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Sanitätsdienste etc.). Und schliesslich
die sicherheitstechnischen Aspekte, da die
Bevölkerungsdichte in der Stadt eine erhebliche soziale Herausforderung darstellt.
Der Brand in der Avenue de Provence
2009 hat eindeutig gezeigt, wie wichtig es
ist, dass jedes Glied in der Rettungskette
seine Partner kennt, dass alle dieselbe
Sprache sprechen und dass die Verfahren
vereinheitlicht werden, hauptsächlich im
Bereich der Führungstechnik. Das Ereignis
hat ebenfalls die überaus breite Palette an
Aufträgen vor Augen geführt, die der Armee
zufallen können, wenn die zivilen Mittel ausgeschöpft sind. Dies erklärt die Vielfalt der
Akteure und Einsatzarten im Rahmen von
TORNADO 2014.
Die Akteure wurden mit einem anspruchsvollen Szenario konfrontiert: Erdrutsche, Hochwasser, Überschwemmungen und
Kanalbrüche haben die Zivilbehörden nach
und nach dazu veranlasst, der Armee verschiedenste Aufgaben zu übertragen: Suche,
Lokalisierung und Rettung von Opfern, Wassertransport und Brandbekämpfung, Übernahme und Transport von Kulturgütern,
Wiederherstellung der Stromversorgung,
Evakuierung, Beförderung und Versorgung
der Bewohner von Alters- und Pflegeheimen,
Wiederherstellung von Verkehrsachsen,
Suchaktionen, Sanitäts- und Feuerwehrdienste, Durchqueren von Wasserläufen …
Einsätze, die das Katastrophenhilfebataillon
34 auf eine harte Probe gestellt haben, aber
schliesslich zur vollsten Zufriedenheit der
Zivil- und Militärbehörden ausgeführt werden konnten.
Beteiligte Akteure
Nach einer solchen Übung gehen einem viele Bilder durch den Kopf und hinterlassen
bleibende Eindrücke: Da waren zunächst
die Bewohner des Alters- und Pflegeheims,
die sich freiwillig zur Teilnahme an der
Übung bereit erklärt hatten und ihren
militärischen Mitstreitern lachend und
freundlich begegneten, wodurch intensive
Momente der Gemeinsamkeit entstanden.
Dann die Volksvertreter, die aufmerksam
einen Wassertransport von der Place de la
Riponne bis zur brennenden Kathedrale von
Lausanne verfolgten. Und schliesslich all
die Schaulustigen, die dieses Truppen- und
Materialaufgebot mitten in der Innenstadt
von Lausanne sichtlich beeindruckte. Auch
nicht zu vergessen sind die Fernsehbilder
der Überschwemmungen, die gleichzeitig
das Tessin heimsuchten und TORNADO
2014 besonderen Nachhall und Aktualität
verliehen.
Neben den emotionalen hinterliess die
Übung aber auch viele lehrreiche Eindrücke.
Besonders ist hier der Eifer hervorzuheben,
den die beteiligten Einrichtungen an den
Tag legten. Er spiegelt die Sinnhaftigkeit
Der Einladung, an der Planung und Durchführung dieser Übung mitzuwirken, sind
über zehn Partner gefolgt. Vonseiten des
Staates Waadt beteiligten sich der Kantonale
Führungsstab (KFS), die kantonale Behörde
für zivile und militärische Sicherheit (SSCM),
die Kantonspolizei, die kantonale Versicherung ECA und Sanitäter des Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV). Auf
Gemeindeebene nahmen die Stadt Lausanne
und ihr Dispositiv DIAM (Directives pour
l’engagement des secours en cas d’accident
majeur – Richtlinien über den Einsatz von
Hilfskräften bei grösseren Störfällen) sowie
die örtliche Versicherungsvereinigung Association Sécurité Riviera und die Stadt Montreux teil. Auf militärischer Seite leisteten der
Stab Ter Reg 1 und das Katastrophenhilfebataillon 34 Unterstützung. Hinzu kamen
ausserdem einige halbstaatliche und private
Partner, darunter die Kathedrale von Lausanne, das kantonale Münzenmuseum sowie
das Alters- und Pflegeheim La Rozavère. Insgesamt waren etwa 1000 Personen an dieser
Grossübung beteiligt.
Lehren aus der Übung TORNADO 2014
Erleben Sie TORNADO2014 erneut!
Umfangreiche Informationen zur Übung und
zahlreiche Bilder finden Sie unter:
• www.tornado2014.ch
• twitter.com/reg_ter_1
• facebook/regionterritoriale1
Bild : Dufour, Kantonspolizei Waadt
Bild : Pittier, Polizei Lausanne
Bild : Jacquerod, SPS Lausanne
Evakuierung von Verwundeten aus dem
Glockenturm der Kathedrale von Lausanne
mithilfe eines Rettungskrans der Feuerwehr
Lausanne.
Bild : Jacquerod, SPS Lausanne
Evakuierung der Kellergeschosse des Münzenmuseums. Die Kulturgüter wurden vom
Zivilschutz fachgerecht verpackt und an einen sicheren Ort gebracht.
Bild : Dufour, Kantonspolizei Waadt
Bild : Dufour, Kantonspolizei Waadt
Wiederherstellung von Verkehrsachsen auf den Höhen von Lausanne in Zusammenarbeit mit
dem Grünflächenamt (SPS) der Stadt Lausanne.
Bild : Komm Zelle Ter Reg 1
Suchaktion im Wald von Chalet-à-Gobet.
Bild : Komm Zelle Ter Reg 1
Evakuierung und Versorgung der Bewohner
des Alters- und Pflegeheims La Rozavère bei
strömendem Regen.
Wassertransport von der Place de la Riponne zur Kathedrale von Lausanne.
Bild : Komm Zelle Ter Reg 1
Bild : Pittier, Polizei Lausanne
einer solchen Übung und gleichzeitig das
Interesse wider, das die Armee bei den zivilen und privaten Partnern wecken konnte.
Entsprechend wird es eine Wiederholung von
TORNADO geben, und zwar voraussichtlich
2017 im Kanton Neuenburg.
Lehrreich war ausserdem die erhebliche
Bedeutung der Kommunikation bei dieser
Übung. Zivile und militärische Strukturen
verfügen nämlich über eine jeweils eigene
Sprache in Sachen Führungstechnik und
-rhythmus. Im Eifer des Gefechts können
diese Besonderheiten den Einsatz verzögern
und Verwirrung stiften. Übungen wie diese
ermöglichen es, Unterschiede zu erkennen
und abzubauen. Wenn zudem die Sprache
der Truppe von derjenigen der Einsatzregion
abweicht, ist ebenfalls mit Verständnisproblemen zu rechnen. Daher kommt der Wahl
der Militärkader, die für die Kommunikation mit den zivilen Partnern zuständig sind,
besondere Bedeutung zu. Schliesslich haben
die sozialen Netzwerke wie Facebook und
Twitter, die erstmalig von der Kommunikationszelle der Territorialregion 1 eingesetzt
wurden, bewiesen, dass sie mehr sind als
nur ein Spielzeug für Freaks. Einerseits
ermöglichen sie es, Bevölkerungsgruppen
anzusprechen, die über traditionelle Medien
nur schwer erreichbar sind, und andererseits
bieten sie die Möglichkeit, permanent über
den Verlauf der Massnahme, ihre konkreten
Auswirkungen für die Bevölkerung (Verkehrsbehinderungen usw.) und die angemessenen Verhaltensweisen (verbotene Bereiche
usw.) zu informieren.
Darüber hinaus hat TORNADO 2014
der eingesetzten Truppe und ihren Kadern
ins Gedächtnis gerufen, wie wichtig die Organisation der Ablösung ist, um die Verfügbarkeit der Einheit sowie deren dauerhaften
Einsatz zu gewährleisten.
Bild : Pittier, Polizei Lausanne
Ter Reg 1
Auch in Montreux arbeiteten Feuerwehr und Militärs beim Wassertransport und der
Brandbekämpfung Hand in Hand.
armee.ch Heer 1 / 15
5
Ter Reg 3
Übung ODESCALCHI
Erfolgreiche Einbindung der zivilen
Behörden in die Übung "ODESCALCHI"
Vom 03. bis 07. November 2014 hat die Territorialregion 3 (Ter Reg 3) ihren Stabskurs in Mendrisio (TI) durchgeführt.
Während dieses Stabskurses hat die Übung ODESCALCHI, bei der im Raum Chiasso ein umfangreicher Katastrophenfall
simuliert werden soll, die nächste Planungsphase erreicht. Neben den Vertretern der Schweizer und der Italienischen
Armee haben sich nun auch die zivilen Behörden aktiv an der Übungsplanung beteiligt. Ziel der Übungsvorbereitung war
die Abstimmung der Einsätze der verschiedenen Rettungskräfte.
Maj Marco Meier, Chef Medien Territorialregion 3
Die Ter Reg 3 als Initiantin der Übung ODESCALCHI
Mit der Übung ODESCALCHI wird im Juni 2016 ein umfangreicher
Katastrophenfall im Raum Chiasso simuliert, bei dem ein mit Treibstoff beladener Güterzug verunglückt und Schäden im grösseren Ausmass verursacht. Bei einem solchen Katastrophenfall wären nicht nur
die zivilen Behörden und die Armee der Schweiz betroffen, sondern
auch jene aus Italien. Eine solche Zusammenarbeit mit Italien wurde noch nie geprobt. Obwohl es sich bei ODESCALCHI um einen
subsidiären Einsatz der Armee handelt, kam die Initialzündung für
diese Übung von der Ter Reg 3, erläuterte Divisionär Marco Cantieni, Kommandant der Ter Reg 3. Laut dem Kommandanten sollte eine solche Übung alle paar Jahre gemacht werden. Da die grenzüberschreitende Katastrophenhilfe zu dem Aufgabenbereich der Ter Reg
3 gehört, sei die Zusammenarbeit mit Italien wesentlich. «Es ist wichtig, dass wir zusammen mit den Italienern eine Übung machen können, damit man auch weiss, mit wem man in einem Ernstfall Kontakt aufnehmen muss. Die ersten Schritte sind dann viel einfacher
zu koordinieren», so Divisionär Cantieni.
Übung einer grenzüberschreitenden Krisensituation
In der Region Mendrisiotto und auch in Como wurde die Idee gut
aufgenommen. Der Zug, der bei dieser Übung fiktiv entgleist, durchfährt zweimal täglich diese Strecke. Zudem hat Italien eine solche Si-
6 armee.ch Heer 1 / 15
tuation beim Zugunglück von Viareggio 2009 bereits erlebt. «Es handelt sich um ein Szenario mit Dominoeffekt. Eine solche Katastrophe
hätte Auswirkungen bis zum Gotthard und den Verkehr müsste man
bereits im Mittelland anhalten», erklärt Divisionär Cantieni. Die zivilen Behörden wären bei einem solchen Szenario als erstes an der
Front, erläutert Norman Gobbi, Staatsrat des Kantons Tessin und Leiter des Departementes der Institutionen. Zusätzlich würden die kantonale Reserve – der Zivilschutz – und die strategische Reserve – die
Armee – aufgeboten. Bei einer solchen Übung kann beispielsweise
die Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden und der
Armee getestet werden. «Es zeigt sich dann auch, wo man aus Sicht
der zivilen Behörden noch mehr Ressourcen benötigt», fügt Gobbi an.
Die Planung der Übung hat letztes Jahr begonnen und umfasste bereits die Beteiligung der Vertreter der Schweizer und der Italienischen
Armee. In einer nächsten Phase galt es nun, die zivilen Behörden wie
Feuerwehr, Polizei und Sanität in die Übung einzubinden und die
detaillierte Planung vorzunehmen. Während des dritten Stabskurses in diesem Jahr konnte das Kommando der Ter Reg 3 dies erfolgreich umsetzen und die Projektverantwortung dem Stab übergeben.
Bereits grosse Planungsfortschritte erzielt
Vor einem Jahr, im Stabskurs III in Tenero, wurde versucht die richtigen Ansprechpartner auf Seite der Italienischen Armee und der zivilen Behörden zu finden. Bei der Übung ODESCALCHI geht es weniger darum, dass die Soldaten zusammen arbeiten, sondern dass sich
Ter Reg 3
die politischen Verantwortlichen kennenlernen und die zivilen Seiten zusammen arbeiten können, erklärte Divisionär Cantieni.
Eine wesentliche Herausforderung in der
Planung sei der Unterschied in den Armeemodellen der Schweiz und Italien. Während
Italien über eine Berufsarmee verfügt, die
dauernd im Einsatz ist, muss die Schweiz mit
dem Milizmodell mit weniger Zeit zurechtkommen, die für die Planung zur Verfügung
steht. Dazu kommt die Koordination zwischen der Armee und den zivilen Behörden.
Die zivilen Behörden haben durch die Subsidiarität die Leitung bei einem solchen Katastrophenfall. Sie geben vor, was zu tun ist.
Die Armee hingegen gibt vor, womit und wie
etwas gemacht wird. «Die grosse Herausforderung ist, dass das Ereignis in einem umfangreichen urbanen Gebiet eintritt, in dem
es eine hohe Bevölkerungskonzentration
gibt», betont Staatsrat Norman Gobbi, «Zudem nimmt bei dieser Übung auch die Grenze eine wichtige Rolle ein, da unter anderem
auch rechtliche Fragen geklärt werden müssen». Auch wenn während der Übung nicht
alles reibungslos verlaufen sollte, könne man
am Ende der Übung die gewonnenen Erkenntnisse zusammentragen und prüfen, wo
es noch Korrekturen benötige, fügte er an.
Synchromatrix – Ein wichtiges Instrument
zur Abstimmung der Einsatzplanung
Ein bedeutsames Steuerungsinstrument bei
der Übungsplanung ist die Synchromatrix,
eine grafische Darstellung der Übung über
Zeit und Ort, mit deren Hilfe die Einsätze
der Truppen gesteuert und mit den Einsätzen der zivilen Behörden abgestimmt werden. Da es sich bei der Übung ODESCALCHI um ein umfangreiches Projekt handelt,
müssen die Abläufe aller involvierten Parteien bestmöglich synchronisiert werden,
um ungewollte Zwischenfälle zu vermeiden.
«Wenn beispielsweise ein Führungsunterstützungsbataillon über eine provisorische
Brücke fahren muss, muss diese Brücke zuerst gebaut werden, bevor dem Bataillon der
Befehl zur Verschiebung gegeben werden
kann», sagt Divisionär Cantieni. Aus diesem Grund wurde die Übung während des
Stabskurses in Mendrisio im Miniaturformat anhand eines Modells und der Synchromatrix mehrfach simuliert. Spezialisten der
Armee und der zivilen Behörden konnten
während dieser Simulationsphasen ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen, um
so die Feinabstimmung der Einsätze vorzunehmen. Mit den Ergebnissen der Übungsplanung können dann in einem weiteren
Schritt die Personalplanung, die Organisation der Infrastruktur sowie die Auftragserteilung vorgenommen werden.
Austausch zwischen den Kameraden der beiden Armeen.
Grosses Medieninteresse bei der Präsentation von ˝ODESCALCHI˝.
Taktische Gespräche zwischen den zivilen
Behörden und Oberstlt Paolo Baiardi.
Für weitere Informationen
kontaktieren Sie bitte
Maj Marco Meier
Chef Medien Territorialregion 3
079 649 12 48
[email protected]
Maj i Gst Ryan Pedevilla präsentiert das
Szenario von ˝ODESCALCHI˝.
Grafische Darstellung der Katastrophe.
armee.ch Heer 1 / 15
7
Ter Reg 4
Bauarbeiten am WEF
Mit Stacheldraht und Sperrgitter
im Einsatz fürs WEF
Sie sind jeweils die Ersten die kommen und die Letzten die gehen. Der Genie Verband, der alljährlich vor und nach dem
WEF in Davos im Einsatz steht. Jedes Jahr sind es andere Angehörige der Schweizer Armee, die dort zum subsidiären
Einsatz aufgeboten werden. In diesem Jahr war es die Bausappeurkompanie 23/4 des Katastrophenhilfebataillon 23 –
einem Bataillon der Territorialregion 4.
Sdt Thomas Färber, Komm Zelle Ter Reg 4
Ob Microsoft-Gründer Bill Gates, UNOGeneralsekretär Ban Ki-Moon, Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus – wenn sie
sich in Davos zum Stelldichein der grossen
Namen aus Wirtschaft und Politik treffen,
dann wollen sie sicher sein, dass sie sicher
sind. Und dank acht Millionen gut investierten Franken, die jährlich von Bund, Kanton,
Landschaft Davos und WEF-Stiftung in die
Hand genommen werden, können sie sich
dessen auch sicher sein.
Mit verantwortlich für die Sicherheit vor
Ort ist unter anderem die Schweizer Armee.
Nicht nur trägt sie während des WEF selbst
mit einem Grosseinsatz von rund 3000 Armeeangehörigen in der Luft und am Boden
direkt zur Sicherheit des weltbekannten Anlasses bei. Die Schweizer Armee steht schon
Wochen vor dem WEF im Einsatz. In der
Hand halten die Armeeangehörigen dann
aber nicht etwa Sturmgewehr und Handgranate, sondern Stacheldraht, Sperrgitter,
Motorsäge, Hammer und Schraubschlüssel.
Wenn Bausappeure härten
Zum Dienst antreten musste die Mehrheit
der rund 150 Armeeangehörigen der Bausappeurkompanie 23/4 am Montag, 5. Januar
– ganze zweieinhalb Wochen, bevor sich in
Davos alles was in der Weltpolitik Rang und
Namen hat die Hand schüttelt. Die Aufträge
der Bausappeure sind klar befohlen: Sie leisten hier in Davos einen subsidiären Einsatz
zu Gunsten des Kantons Graubünden und
der Kantonspolizei Graubünden. Jedes Jahr
ist das ein anderer Genieverband. Für den
WEF-Einsatz 2015 wurde sie temporär aus
ihrem Mutterbataillon, dem Katastrophenhilfebataillon 23 der Territorialregion 4,
herausgelöst. Militärisch ist die Bausappeurkompanie am WEF dem Kommandanten des
Einsatzverbandes Boden unterstellt, und das
ist Divisionär Marco Cantieni, Kommandant
der Territorialregion 3.
Vor Ort in Davos ist es Oberst Moreno
Monticelli, der als Chef Genie WEF den Auf-
8 armee.ch Heer 1 / 15
und Abbau der Sicherheitsdispositive führt.
Er tut es nicht zum ersten Mal und bringt die
Ziele des Einsatzes kurz und knapp auf den
Punkt: Primär unterstützt die Bausappeurkompanie die Kantonspolizei Graubünden
bei den Härtungsarbeiten und dem Erstellen
des Schutzdispositivs. Das heisst, sie stellt
hunderte Sperrgitter und Zaunelemente auf,
spannt kilometerweit Stacheldraht und baut
Beobachtungsposten. Sekundär unterstützt
sie den Einsatzverband Boden (EVB) und den
Einsatzverband Luft (EVL) bei der Härtung
der von der Armee zu schützenden Objekte
und sensibler Infrastruktur. Die Einsätze
verteilen sich dabei über ein grosses Einsatzgebiet in und um Davos. An insgesamt 20
Standorten wirkt die Bausappeurkompanie
in diesen Tagen.
Die gleiche Sprache sprechen
Die Verantwortung dafür, dass alle 150
Mann immer zur rechten Zeit am rechten
Ort sind und ihre Leistung in der geforderten
Qualität erbringen können, trägt während
diesen Wochen in Davos Kompaniekommandant Hauptmann Sven Büchel. Er hat
eine anspruchsvolle Aufgabe, die tagelanges Vorausplanen erforderte. «Ich musste
die Einsatzpläne bis ins letzte Detail und bis
auf die Ebene Gruppe ausarbeiten. Es gibt
viele Orte, an denen wir in diesen Tagen im
Einsatz stehen und es sind viele Aufgaben zu
erledigen. Die Truppe ist zum Teil weit verstreut im Gebiet unterwegs. Dass alle immer
wissen was zu tun ist und tatsächlich auch
etwas zu tun haben, ist nicht ganz einfach zu
koordinieren. Gute Abspracherapporte sind
da unverzichtbar.»
Hauptmann Sven Büchel, der das erste Mal als Kadi in Davos ist, kann auf die
Erfahrung der Kantonspolizei Graubünden
zählen. Sie ist beim WEF der wichtigste Partner der Armee und wirkt bis auf die unterste
Ebene hinab unterstützend. Die Polizei weiss
genau wo die Sperrgitter wie platziert werden
müssen und schlüpft kurzerhand schon auch
mal in die Rolle des Gruppenleiters. Ganz
allgemein sprechen Militär und Polizei in
Davos die gleiche Sprache – und die Köpfe
kennt man spätestens nach einigen Tagen
auch. Das bestätigt Curdin Jäger von der
Kantonspolizei Graubünden – er erlebt den
WEF-Aufbau nun bereits zum sechsten Mal.
Er war selbst auch im Militär, so rede man
schnell vom Gleichen. Jäger schätzt den
Einsatz der Armee sehr, insbesondere die
Manpower sei sehr wertvoll, sagt er. «Auch
die Truppengattungen kommen uns meist
sehr entgegen. In der Regel sind es Handwerker, das ist gut. Da ergibt sich vieles wie
von selbst.»
Einsatzbezogene Ausbildung
Der Einsatz, so Hauptmann Sven Büchel,
habe auch für die Armeeangehörigen grosse
Vorteile. Beim Wiederholungskurs in Davos handle es sich um eine einsatzbezogene
Ausbildung. Die Auf- und Abbauarbeiten
am WEF seien ein Ernsteinsatz und keine
Übung. Die geleistete Arbeit müsse qualitativ
überzeugen und werde auch kontrolliert und
offiziell abgenommen. «Wenn die Soldaten
hier Härten, dann muss es ‚verhebe‘. Da darf
es nachher wirklich keine Lücke mehr haben.
Das ist anspruchsvoll, denn die AdA müssen
Verantwortung übernehmen und präzis und
genau arbeiten, sie sehen am Ende des Tages
aber auch was sie geleistet haben.»
Aber auch für Hauptmann Sven Büchel selbst ist die Erfahrung WEF in Davos
eine ganz besondere. Er wurde mit seiner
Kompanie aus einem Bataillon herausgelöst
und direkt einer Territorialregion unterstellt.
Das hiess nicht nur, dass er viele neue Köpfe
kennen lernen musste, er musste auch ohne
Unterstützung des Bataillonsstabes auskommen. Arbeiten, die sonst der Bataillonsstab
übernimmt, musste er selbst erledigen, das
ganze Materialwesen zum Beispiel, musste
Büchel selbst organisieren. Missen will er die
Erfahrung dennoch nicht. Viele neue Leute
habe er kennengelernt und die Aufgabe sei
zwar neu und anders, aber sehr interessant
gewesen.
Ter Reg 4
Nachgefragt beim Gefreiten Kevin Affolter
Kevin, seit wann seid ihr im Einsatz und was sind eure Aufgaben?
Wir sind seit Montag, 5. Januar, vor Ort und unsere Gruppe von rund acht
bis zehn Mann hat seither hauptsächlich Sperrgitter gestellt zur Härtung
der verschiedenen Sicherheitszonen.
Wie wichtig ist Teamwork für die Härtungsarbeiten?
Es ist das alles entscheidende Element. Stimmt die Chemie nicht untereinander, dann ist es mühsam. Wenn aber jeder weiss, was er zu tun hat und
die Zusammenarbeit spielt, dann läuft es. Und wenn’s läuft, macht’s auch
mehr Freude.
Ist es eine spannende Arbeit?
Ja, das kann man sagen. Sie ist zwar nicht besonders abwechslungsreich,
aber am Ende der Woche, da sieht man, was man geleistet hat. Das ist zufriedenstellend.
Du bist gelernter Anlagen- und Apparatebauer. Ein Vorteil für
diese Arbeit?
Auf jeden Fall. Die Mehrheit meiner Kameraden in der Bausappeurkompanie hat einen handwerklichen Hintergrund oder Beruf und das ist auch
der Grund, warum es bei uns läuft wie am
Schnürchen. Wir reden dieselbe Sprache,
man versteht sich, die Leute können mit
den Geräten umgehen und die Handgriffe sitzen.
Ihr härtet und sichert hier mitten im
Kern von Davos Anlagen und Räume,
ein nicht alltäglicher Ort für einen Wiederholungskurs. Wie erlebst du es?
Ich bin das erste Mal für einen Wiederholungskurs hier oben in Davos und es ist
schon speziell – sowohl was die Arbeit anbelangt, aber auch was den Ort
angeht. Wir haben eine tolle Unterkunft, fast ein bisschen Luxus und mal
etwas anderes, als immer im Bunker. Davos selbst sieht man zwar und ich
bin beeindruckt von dieser speziellen «Bergstadt» mit den vielen Hochbauten, aber richtig erleben können wir Davos natürlich nicht. Wir sind ja nur
zum Arbeiten hier oben.
armee.ch Heer 1 / 15
9
LVb Inf
Von Männern, Hunden und Pferden
Die Armeetiere unterstützen
die Infanterie
Die Durchhaltewoche der Infanterie Kaderschule ist stets ein grosser Moment für die Anwärter.
Dieses Jahr gab es eine angenehme Überraschung: Sie durften die Übung mit den Hunden und
Pferden des Kompetenzzentrums Armeetiere bestreiten. Diese erste Zusammenarbeit war
überzeugend, doch sie muss weiterhin trainiert werden.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Nichts als Materialkisten warten auf die Offiziersanwärter der Infanterieschule. Ihre Aufgabe ist es, die Kisten auf den 1230m hohen
Gipfel des Hällchöpfli zu bringen. «Wie sollen wir nur all das hier hinauf bringen?» Oberst i Gst Mathias Müller, Kommandant der Offiziersschule ist hocherfreut: «Wir wollten, dass sie sich genau das fragen.» Zug um Zug starten die Anwärter. Die Kisten sind schwer,
es wird dunkel, es ist kalt und niemand hat geschlafen. Sich
zu beschweren hat keinen Sinn, denn es ist die Durchhaltewoche und sie wird nicht vor Ankunft an der 100-Kilometer-Ziellinie in einigen Tagen enden.
Am Morgen wartet eine grosse Überraschung
auf die Anwärter, die keine Ahnung haben, welche Wende dieser Tag nehmen wird. Die Trainsoldaten und die Hundeführer der Armee werden an der Übung teilnehmen. «Es ist das
erste Mal, dass wir mit dem Kompetenzzentrum Armeetiere zusammenarbeiten», erklärt Mathias Müller. Major
Philipp Grossenbacher, Verantwortlicher für die Übung, fügt hinzu:
«Ziel der Übung mit den Pferden und Hunden ist es, unseren Anwärtern zu zeigen,
wie diese Tiere eine Infanterietruppe unterstützen
können. Es ist wichtig,
dass der Gruppenchef die
Arbeit mit Hundeführern und
Trainsoldaten gut koordiniert – keine einfache Aufgabe.»
«Diese Pferde sind wie Maschinen»
Während die Trainsoldaten die Halterungen vorbereiten, an welchen die Kisten befestigt werden, warten die Pferde artig vor den Stallungen. Eins nach dem anderen wird beladen
und die Züge machen sich auf den Weg. Allen voran geht ein Hundeführer, gefolgt von einem Infanteriezug und vier Pferden. Schon
bald wird der Hang steil. Die Offiziersanwärter der Infanterieschule,
die bereits seit einer Woche ein hartes Leben führen, legen eine kurze
Pause zum Verschnaufen ein. Ein Trainsoldat holt eine Tafel Schokolade aus seiner Tasche und gibt sie mit einem Lächeln den Anwärtern, welche erstaunt schauen. «Teilt sie!» Im Handumdrehen ist die
Schokolade weg, Mensch und Tier machen sich wieder auf den Weg.
10 armee.ch Heer 1 / 15
Bilder : Mattias Nutt
LVb Inf
«Ein gut trainiertes Pferd kann bis zu 200 Kilo
während zehn Stunden im steilen Gelände auf
dem Rücken tragen», erklärt Adjutant Unteroffizier Mathias Muster, Fachausbildner Train. «Einige der heute eingesetzten Pferde sind jedoch
noch nicht lange beim Kompetenzzentrum Armeetiere und noch nicht bereit, so
viel so lange zu schleppen. Es
ist wie bei den Menschen; sie müssen trainieren. Die Trainsoldaten
haben den Aufstieg gestern Abend ohne Gepäck gemacht, um den
Weg zu ebnen.» Anwärter Rodriguez, beeindruckt von der Kraft der
Pferde, sagt zu seinem Kollegen: «Diese Tiere sind wie Maschinen!
Zum Glück sind sie hier, um uns zu helfen!»
Mit Hunden ins Gelände eindringen
Auf dem Gipfel des Hällchöpfli angelangt, wird den
Pferden die Last abgenommen und sie dürfen die
Übung in Richtung Balsthal verlassen. Für Anwärter und Hundeführer ist die Übung jedoch
noch nicht beendet: Sie haben die Aufgabe,
in ein Gelände einzudringen und mehrere
Häuser zu durchsuchen. Am Vorabend
haben sie das schon geübt, die Arbeit
mit den Hunden war aber noch nicht
automatisiert. «Es bräuchte mehr
als eine Übung mit den Hundeführern, um mit den Hunden
arbeiten zu können. Ein
Tag ist etwas kurz, um
Automatismen zu entwickeln», meint Major
Grossenbacher.
Auf dem Weg zum
Dorf versteckt sich ein bewaffneter Mann im Gebüsch.
Die Anwärter versuchen mit ihm
zu diskutieren, aber er zeigt sich wenig kooperativ. Die Hundeführer intervenieren. Im Handumdrehen wird der
Mann unbeweglich gemacht und in Handschellen gelegt. Die Anwärter können nun weiter vorrücken. Sie gehen in Stellung und bewegen
sich dann von einem Gebäude zum andern, bis sie
das ganze Dorf gesichert haben. «Wir arbeiten für einmal
mit anderen Waffen als üblich», freut sich Anwärter Rodriguez.
«Die Hunde sind viel schneller als wir bei einer Gebäudedurchsuchung. Es ist beeindruckend, sie am Werk zu sehen.» Für die Hundeführer ist die Übung ebenfalls zufriedenstellend. «Der Austausch
mit der Infanterie war sehr interessant, obwohl wir nicht die gesamte Arbeit mitverfolgen konnten. Bei einem solchen Einsatz dabei zu
sein, war sehr lehrreich für uns.»
armee.ch Heer 1 / 15
11
LVb Inf
Lehrverband Infanterie
Praktische Übungen mit der
Infanterie-Rekrutenschule 11
Die Infanterie muss glaubwürdig, gut strukturiert und selbstsicher sein. Seit 2013 wenden die Rekrutenschulen das neue
Einsatzreglement der Infanterie an. Mehrere Handbücher erklären die Taktik der Infanterie auf Stufe Bataillon, Kompanie
und Zug. Ein Bericht über die Infanterie-Rekrutenschule 11 aus dem Übungsdorf bei Walenstadt.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
«Früher bestand die Armee aus 800 000
Soldaten. In den vergangenen Jahren nahm
der Armeebestand jedoch ständig ab und
entsprechend müssen die Soldaten heute ausgerüstet und vorbereitet werden.» Der Lehrverband Infanterie hat unter der Leitung von
Brigadier Lucas Caduff ein neues Reglement
für den Einsatz der Infanterie herausgegeben.
Dieses führt die verschiedenen Einsatzmög-
12 armee.ch Heer 1 / 15
lichkeiten, die infanteriespezifische Taktik
sowie die damit verbundenen Führungsgrundsätze und technischen Weisungen auf.
«Es ist wichtig, das Knowhow zu bewahren
und es den heutigen Mitteln anzupassen.»
Um das neue Reglement 1:1 zu präsentieren, hat die Infanterie-Rekrutenschule 11
die Rolle des Akteurs übernommen. Am
Mikrofon kommentiert Oberst i Gst Romeo
Fritz, Kommandant der Rekrutenschule,
die Präsentation. «Die grossen Änderungen
im Vergleich zu den Reglementen von 2003
bestehen hauptsächlich in der Gliederung
eines Zugs. Ein Zug bestand vorher aus drei
Gruppen, heute sind es vier.»
LVb Inf
Verifikation einer Nachricht
Aus dem Munitionsraum ertönen Schüsse und ein Knall. Vier Gruppen
sind einsatzbereit, kennen aber die genaue Lage nicht. Ihre Aufgabe ist
es, den Sektor abzuriegeln und zu durchsuchen. «Das Megafon ist ein zusätzlicher Trumpf in der Infanterieausrüstung. Der Gesprächsaustausch
mit den Akteuren über eine grössere Distanz verhindert Gewaltausschreitungen», erklärt Oberst i Gst Romeo Fritz. Geschützt hinter einem Radschützenpanzer kommt ein halber Zug im Sektor in den Einsatz. Die Gegner reagieren nicht. Einer nach dem anderen wird in Handschellen gelegt
und in die Triage-Zone gebracht, wo die Verletzten erste Hilfe bekommen.
«Wir unterscheiden drei Phasen im Einsatzvorgehen: Die Einsatzvorbereitungen, den Bezug eines Bereitstellungsraum, die Abriegelung des Ortes
und anschliessend die Durchführung», erklärt Romeo Fritz. «Wichtig bei
einer solchen Operation ist, dass der Gruppenchef nur ein Problem auf
einmal löst.»
Trennung der Akteure
Durchsuchung einer urbanen Zone
Ein Radschützenpanzer Piranha 93 erscheint im urbanen Gelände. Es
folgt ein Schusswechsel von zwei Akteuren aus gegenüberliegenden Gebäuden. Plötzlich wird das Militärfahrzeug von einem Akteur unter Beschuss genommen; es wird also direkt in den Kampf involviert. In dieser Notwehrsituation und um der Mannschaft zu erlauben, auszusteigen
und Deckung zu suchen, erwidert das Militärfahrzeug das Feuer. Von der
anderen Seite her neutralisiert die andere Hälfte des Zuges die Akteure, indem sie sie im Innern der Gebäude einkesselt. «Der Gruppenchef
beauftragt mehrere Soldaten, das Gebäude zu durchsuchen. Bevor sie
eindringen und die Gefangenen evakuieren, werfen sie einen Irritationskörper», erklärt der Schulkommandant der Infanterie-Rekrutenschule 11.
«Nachdem die Gegenseite per Megafon zur Aufgabe aufgefordert wurde,
werden jene, die die Gebäude nicht verlassen wollen, abgeführt. Sobald
die Zone gesichert ist, riegeln zwei Kampffahrzeuge den Sektor ab.»
Nun, da die erste Gruppe von Akteuren unter Kontrolle gebracht wurde,
ist der halbe Zug bereit, die zweite Feuerzone zu sichern. Der Gruppenchef verwendet wiederum das Megafon, um den Gegnern die Möglichkeit
zu geben, sich zu ergeben. Drei Personen entschliessen sich dazu, den
Anweisungen zu folgen und nähern sich, die Hände an die Köpfe gelegt.
Bevor die Zone gesichert wird, werden die Gebäude sorgfältig durchkämmt.
Die Durchsuchung eines urbanen Geländes kann bedeuten, dass zahlreiche Gebäuden mit Zivilbevölkerung durchsucht werden müssen. «Prinzipiell wird zwischen zwei urbanen Geländen unterschieden: Die Ortschaft
als eigene Einheit des nicht urbanen Geländes oder das urbane Gelände
als Teil einer grösseren Ortschaft», präzisiert Oberst i Gst Romeo Fritz.
Zwei Gruppen rücken gleichzeitig Haus um Haus auf beiden Strassenseiten vor. Um die Aufgabe zu vereinfachen, sind die Häuser in der Reihenfolge der Durchsuchung nummeriert. Die Fassaden haben verschiedene
Farben (weiss, grün, schwarz und rot), die Öffnungen sind von oben nach
unten mit Ziffern und von links nach rechts mit Buchstaben gekennzeichnet. Auf der linken Seite des Durchsuchungsgelände kann ein Teil des Zuges wegen Munitionsmangels und wegen der Anwesenheit von Gefangenen nicht weiter vorrücken. Ein Logistikfahrzeug bringt ihnen Nachschub
und kümmert sich um den Transport der Verletzten. Die Gefangenen werden zu Fuss abgeführt. «Die durchsuchten Gebäude bieten der Kompanie
sichere Sektoren, in welchen sie sich reorganisieren und vorbereiten können. Die letzten gesicherten Gebäude dienen als Bereitstellungsraum für
jene, die die Durchsuchung weiterführen.»
Die Infanterie bereitet sich glaubwürdig auf die zukünftige Herausforderungen vor.
armee.ch Heer 1 / 15
13
Ter Reg 4
Miliz
«Captain Speck Sparrow» am
Ruder des Spiels Ter Reg 4
Das Militärspiel Territorialregion 4 hat Mitte März 2015 einen intensiven und spannenden Wiederholungskurs beendet. Nebst
den vielen Platzkonzerten haben die beiden Schlusskonzerte in Schindellegi SZ und Wil SG die Höhepunkte gebildet. Oberleutnant Christian Speck hat zusammen mit Leutnant Jan Mutschlechner und dem Kader ein abwechslungsreiches WK- und
Konzertprogramm einstudiert.
Christine Hartmann, Komp Zen Mil Musik
Am 23. Februar 2015 sind die 65 Trompeter
und Schlagzeuger in Schenkon LU zu ihrem
diesjährigen WK eingerückt. Oberleutnant
Christian Speck, im zivilen Leben Lehrer und
Dirigent der Musikgesellschaft St. Margrethen, hat für die drei Wochen ein Programm
zusammengestellt, das es in sich hatte. «Es
ist wichtig, dass wir nicht den ganzen Tag im
Probelokal sitzen. Wir üben viel effizienter,
wenn wir zur Abwechslung raus
gehen und uns der
Bevölkerung
zeigen», so
14 armee.ch Heer 1 / 15
Oberleutnant Speck. So kam es, dass die
Formation nebst offiziellen militärischen
Auftritten wie zum Beispiel in St. Gallen,
Isone und Andermatt, das Publikum an
Platzkonzerten in St. Margrethen, Brunnen,
Frauenfeld, Romanshorn, Schenkon und in
Sursee begeisterte.
In Schindellegi und Wil spielten die
Militärmusiker, unter ihnen eine Frau,
Trompeter Doris Lussi vor sehr gut besetzten
Rängen ihre Saalkonzerte. Die Energie und
die Begeisterung, mit denen die Spielführer
am Werk waren, war bis ins Publikum zu
spüren. Jeder Zuhörer fand in diesem facettenreichen Programm «sein»
Stück. Filmmusik, Landschaftsbilder, Pop und Funk, aber auch
traditionelle Märsche waren auf
dem Konzertprogramm zu finden. Eins der Hauptstücke war sicher «At
World›s End». «Captain Jack Sparrow,
alias Captain Speck, nimmt uns mit auf die
Reise ans Ende der Welt», so der kompetente
Ansager zu Hans Zimmers Filmmusik aus
«Pirates of the Carribean». Oberleutnant
Speck und seine Musiker begeisterten nicht
nur bei diesen bekannten Filmmelodien
mit einem breiten Spektrum an Emotionen,
Dynamiken und einfühlsamen Tönen das
Publikum.
Die Spielführer zeigten sich sehr zufrieden mit der Leistung aller. «Anfangs WK ist
man immer ein bisschen unsicher, ob das
Konzertprogramm gut kommt. Aber es ist
wie jedes Jahr, am Ende kann ich immer
sagen: ‹Logisch, isch es gange›», so Oberleutnant Speck. Der Dank gebührte aber
nicht nur dem Kader und den Musikern,
sondern auch den fünf Motorfahrern, die
die Mannschaft unfallfrei durch die Schweiz
fuhren und der Küchenmannschaft, die fürs
leibliche Wohl verantwortlich war.
Ter Reg 4
Oblt Christian Speck leitete zusammen mit Lt Jan Mutschlechner das
Spiel Ter Reg 4.
Oblt Christian Speck leitete zusammen mit
Lt Jan Mutschlechner das Spiel Ter Reg 4.
Mit den Saalkonzerten in Schindellegi SZ und Wil SG beendete das
Spiel seinen WK.
Das Spiel Ter Reg 4 begeisterte das
Publikum in Brunnen.
armee.ch Heer 1 / 15
15
LVb G/Rttg
Eine neue Brücke für die Genietruppen
Mit der Ausserdienststellung der Festen Brücke 69 per 31.12.2012 ging für die Sappeure eine Ära zu Ende. Entsprechend
befasste man sich frühzeitig mit einem möglichen Ersatzsystem, da das Sicherstellen der Beweglichkeit der eigenen
Verbände nach wie vor ein Kernauftrag der Genietruppen darstellt.
Verlegefahrzeug (12 m x 3 m x 4 m, 40 to)
Wechselabrollbehälter verladen auf
IVECO 8x8
Tragbare Kontrolleinheit zur Steuerung des
Ein- und Ausbaus.
sämtlicher beteiligter Parteien (unter anderen LBA, HEST, armasuisse, LVb G/Rttg)
erhielt die Firma WFEL aus Stockport, England letztlich den Zuschlag.
Ihr System: Die DSB (Dry Support
Bridge) ist erprobt und seit Jahren bei den
amerikanischen Streitkräften im Einsatz,
unter anderem auch unter Einsatzbedingungen im Irak und in Afghanistan.
Hindernisse können bis zu einer Länge
von 46 Metern überwunden werden und die
Belastung kann im Ausnahmefall bis zu 120
Tonnen betragen. Die Breite von 4.3 Metern
ist ebenfalls ausreichend für mechanisierte Verbände. Ein kompletter Brückensatz
besteht aus sieben Wechselabrollbehältern
und einem sogenannten Verlegefahrzeug.
Die Wechselabrollbehälter können auf die
Armeelastwagen und Anhänger verladen
werden. Aus technischer Sicht kann die
Brücke mit einem Gruppenführer und sieben
Sappeuren eingebaut werden.
Neben all den positiven Eigenschaften
wird ein Wermutstropfen bleiben. Vorbei
sind die Zeiten, als der Zugführer auf der
Brücke stand, den Einbau befahl und die
Sappeure gemeinsam «In Arm auf» oder «In
Arm Schub» schrien. Der Zugführer weicht
beim Einbau dem Gruppenführer und die
Arbeitskraft von dreissig Sappeuren wird
durch moderne Hydrauliksysteme ersetzt.
und 14 Verlegefahrzeuge. Die Kosten hierfür
betragen ca. 173 Millionen Franken. Mit dem
Rüstungsprogramm 2013 wurde eine zweite
Tranche mit sechs Brückeneinheiten und
zehn Verlegefahrzeugen bewilligt, welche
weitere 86 Millionen Franken kosten wird.
Die Lieferung sämtlicher Systeme wird
in Etappen erfolgen und bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Die Zuteilungsplanung sieht
aktuell wie folgt aus:
• Die Genierekrutenschule in Brugg erhält
vier Brückeneinheiten und fünf Verlegefahrzeuge, um die Grundausbildung
sicherstellen zu können;
• Das Ei Kdo Kata Hi Ber Vb in Bremgarten,
welches als Einsatzmittel der ersten Stunde gilt, wird auf zwei Brückeneinheiten
und drei Verlegefahrzeuge zurückgreifen
können;
• Die Geniebataillone 2, 6 und 9 erhalten
jeweils drei Brückeneinheiten und fünf
Verlegefahrzeuge;
• Die Bausappeurkompanien der Katastrophenhilfebataillone erhalten jeweils eine
Brückeneinheit und ein Verlegefahrzeug.
Maj Daniel Wegrampf,
Chef Kurse Kdo Genieschule 74
Folgende Hauptanforderungen wurden an
das neue System gestellt:
• Es sollte ein bei anderen Armeen bereits
eingeführtes System sein;
• Es müssen Hindernisse bis zu einer Länge
von 45 Metern stützenfrei überwunden
werden können;
• Die Fahrbahnbreite sollte minimal vier
Meter betragen;
• Der Verlad und die Verschiebung des
Brückenmaterials muss mittels Wechsel­
abrollsystem möglich sein;
• Das System sollte weitgehend automatisiert sein und mit maximal 12 AdA
innerhalb zwei Stunden gebaut werden
können.
Aufgrund der Komplexität gab es natürlich
eine Reihe weiterer Aspekte, so dass diese
Aufzählung nicht abschliessend ist. Basierend auf diesem Anforderungsprofil fand
im November 2009 die Startsitzung des
integrierten Projektteams zur Evaluierung
der Brücke statt. Weltweit kamen vier Firmen
in Frage, welche über entsprechende Systeme
verfügen; zwei englische, eine schwedische
sowie eine deutsche. Da der schwedische
Hersteller seine Produktion einstellte, waren
es im Januar 2010 die Firmen BAE und WFEL
sowie die damalige Firma EADS (heute Airbus Group), welche ihre Systeme vorstellen
durften.
Nach entsprechenden Besuchen in den
jeweiligen Ländern und den dazugehörenden
Demonstrationen wurden die entsprechenden Kosten-Nutzen-Analysen durchgeführt.
Nach sorgfältiger Prüfung und Beratung
16 armee.ch Heer 1 / 15
Beschaffung und Zuteilung
Die Beschaffung des Systems findet in zwei
Tranchen statt. Die erste Tranche wurde
mittels Rüstungsprogramm 2011 beschlossen und beinhaltet zehn Brückeneinheiten
Ausbildung und Einführung
Die Beschaffung und Zuteilung der Systeme
ist das Eine. Genauso wichtig ist die Planung
und Umsetzung der Systemeinführung bei
den Berufsmilitärs und den Milizformationen. Auch hier wurde umsichtig geplant
und für einen bislang reibungslosen Ablauf
gesorgt.
Die Berufsmilitärs der Genie wurden
unter der Leitung des Kommandos Genieschule 74 in Bremgarten in zwei Kursen à
LVb G/Rttg
Einschub der Brückenmodule durch die vordere Laufkatze.
Anheben und Auffalten eines Rampen­
moduls mit dem auf dem Verlegefahrzeug
installierten Atlas-Kran.
Anbau der Zufahrtsrampen (Letzte verbliebene «Manpower» Aktion beim Einbau der
Brücke),
Einbau und Absenkung der Gegenuferstütze.
Kontrollfahrt über die Ustü Brü 46 m
MLC 80.
jeweils zwei Wochen am System ausgebildet.
Damit wurde der Grundstein für eine erfolgreiche Einführung in der Rekrutenschule
gelegt, welche im August 2014 in Angriff
genommen wurde. Dem Geniebataillon 6
wurde die Ehre zuteil, als erster Truppenkörper im November 2014 am neuen System
eingeführt zu werden. Die Einführung beim
G Bat 2 im Februar 2015 zeigte den Einbau
unter winterlichen Verhältnissen auf und
die Brücke kam, wenn auch nur statisch, auf
dem Ausbildungsplatz Hinterweid erstmals
im Rahmen einer Volltruppenübung zum
Einsatz. Bis Ende 2016 wird die technische
Einführung bei allen Genie- und Katastrophenhilfeformationen abgeschlossen sein.
während der ganzen Zeit der Einführung
von einem Berufsmilitär ausgebildet und betreut. Mit dieser intensiven Ausbildungsform
erzielten die Sappeure rasch Fortschritte
und die Ausbildungsziele konnten in der
geplanten Zeit erreicht werden. Für die
nachfolgenden Wiederholungskurse wird
es eine grosse Herausforderung sein, die
im Einführungs-WK bzw. in der G RS 73
ausgebildeten Sappeure im taktischen Einsatz der Unterstützungsbrücke 46 m weiter
auszubilden und die Brücke im taktischen
Rahmen zum Einsatz zu bringen.
Dynamik des neuen Systems «Unterstützungsbrücke 46 m», militärisch abgekürzt:
«Ustü Brü 46 m» wird aber mit Sicherheit
überwiegen.
Fazit der ersten Einführungen beim
G Bat 6 und beim G Bat 2
Der erste WK der Einführung beschränkte
sich jeweils auf die technische Handhabung
auf dem Waffenplatz Bremgarten. Es konnten
parallel drei Sappeurgruppen an drei Systemen ausgebildet werden. Jede Gruppe wurde
Schlusswort
Die Genietruppen dürfen sich auf ein neues, leistungsfähiges und hochmodernes
System freuen. Der Betrieb des Übergangs
unterscheidet sich kaum von demjenigen der
Festen Brücke 69. Der Bau der neuen Brücke
ist, verglichen mit der Festen Brücke 69, aber
gänzlich neu und für den einen oder anderen
eingefleischten Sappeur zu Beginn sicherlich
gewöhnungsbedürftig. Die Freude an der
armee.ch Heer 1 / 15
17
LVb G/Rttg
Das Arbeiten in eiskaltem
Wasser
Eine Woche lang waren die Einsatztaucher der Armee damit beschäftigt, einen
Fluss von Holzstämmen und unterschiedlichsten Gegenständen zu befreien – eine
Arbeit, die nur im Winter und somit in eiskaltem Wasser angegangen werden
kann. Am Ufer der Reuss in Bremgarten treffen wir Männer, die sich vor der Kälte
nicht fürchten.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
«Auch wenn die Temperaturen alles andere
als angenehm sind, sind die Wintermonate für Arbeiten in den Flüssen am besten
geeignet», erläutert Stabsadjutant Claudio
Demarmels, Chef der Einsatztaucher der
Armee, der durchaus gut gegen die winterliche Kälte eingepackt ist. «Der Wasserstand
ist niedrig und die Strömung gering. Heute
beträgt sie weniger als ein Meter pro Sekunde
– das sind ideale Arbeitsbedingungen.» Um
bei Arbeiten in Flüssen eingesetzt werden zu
können, muss ein Einsatztaucher zunächst
eine Grundausbildung im See absolvieren
und anschliessend einen Kurs zur Handhabung der Arbeitsutensilien. «Das Arbeiten im
Fluss ist etwas ganz Besonderes. Man muss in
der Lage sein, die Strömung zu messen, die
Bodenverhältnisse zu analysieren und Felsen
zu erkennen, hinter denen man sich vor der
Strömung schützen kann», erklärt der Chef
der Taucher. «Erst wenn man sich mit dem
Fluss vertraut gemacht hat, kann man zu den
Werkzeugen greifen. All diese theoretischen
Punkte sind wir mit den beiden neuen Rekruten durchgegangen; für die anderen diente
das Ganze der Auffrischung.»
Im Wasser sind mittlerweile drei Taucher
im Einsatz. Während der erste die Motorsäge
vorbereitet, räumen die beiden anderen den
Bereich frei, in dem gesägt werden soll. Nach
18 armee.ch Heer 1 / 15
so langer Zeit im Wasser sind die Stämme von
einer Sedimentschicht eingehüllt, was die
Arbeit erschwert. «Heute klappt das Ganze
eigentlich recht gut, normalerweise müssen
wir die Kette aus Verschleissgründen häufiger wechseln.» Die eingesetzten Werkzeuge –
Kettensäge und Bohrmaschine – sind eigens
für die Arbeit unter Wasser konzipiert. Ein
spezielles Hydrauliksystem verhindert, dass
Öl in den Fluss gelangt.
Die Auswahl des geeigneten
Neoprenanzugs
Wenn sie im sechs Grad kalten Wasser Stämme durchtrennen und Steine durchbohren,
tragen die Einsatztaucher der Armee Halbtrockenanzüge aus Neopren. Halbtrocken
bedeutet, dass die Taucher nicht in direkten
Kontakt mit dem Wasser geraten; das Neopren sorgt für die Wärmedämmung. «Allerdings dringt das Wasser am Hals ein, und
Hände und Füsse sind der Kälte ausgesetzt»,
präzisiert Claudio Demarmels. «Die Taucher
können etwa 30 Minuten arbeiten, ohne dass
ihnen kalt wird, das ist aber von Mensch zu
Mensch unterschiedlich. Bei uns muss jeder
selbst entscheiden, ob er noch in der Lage ist,
die jeweilige Aufgabe fertigzustellen – das
gilt natürlich auch beim Einsatz im eiskalten
Wasser.»
LVb G/Rttg
armee.ch Heer 1 / 15
19
Komp Zen Mil Musik
Jonas Vollenweider
Von der Militärmusik zur Artillerie
In seinem Büro in der Kaserne in Bière wirkt Jonas Vollenweider, Kommandant Artilleriebatterie begeistert von seiner
Entscheidung. Angesichts des tollen Ausblicks auf die Alpen kann man ihm das wirklich nicht verdenken. Allerdings liess
die von ihm absolvierte Rekrutenschule bei der Militärmusik eine solche Laufbahn nicht erahnen. Ein Treffen mit einem
Angehörigen der Armee mit einem ungewöhnlichem Werdegang.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
So manchem mag die Berufswahl schwer fallen; für Jonas Vollenweider jedoch war die Zukunft klar vorgezeichnet. «Ich wollte etwas
Strategisches tun, in die Sicherheitspolitik, die Diplomatie oder das
Militär gehen», erläutert der Oberleutnant. Vor seinem Studium absolvierte der junge Mann seinen Militärdienst bei der Militärmusik.
«Meine Eltern nahmen mich früher oft auf Klassikkonzerte mit, und
das Horn mochte ich schon immer. Mit dem Spielen habe ich angefangen, als ich neun Jahre alt war.»
Wie zahlreiche andere Rekruten absolvierte Jonas Vollenweider
seine Rekrutenschule, seine Unteroffiziers- und Offiziersschule, gefolgt vom Abverdienen als Zugführer und später dann als Stellvertretender Kommandant. «Die Führung und die Suche nach Lösungen
für Probleme haben mir von Anfang an gefallen», so der Oberleutnant weiter. «Von den ersten Wochen der Rekrutenschule an war mir
klar, dass ich die Truppengattung wechseln würde. Wenn man bei
der Militärmusik Karriere machen möchte, muss man ans Konservatorium, und die Musik ist für mich schliesslich eher ein Hobby.»
Studium und Wiederholungskurse
Nach Beendigung seiner Rekrutenschule flog Jonas Vollenweider
nach London, um dort sein Englisch zu vervollkommnen. «Ich habe
recherchiert, wo man ein Militärstudium aufnehmen kann und bin
dabei auf einige Universitäten in England gestossen. Aber mit einer
Schweizer Maturität ist es schwer, in diese Studiengänge hineinzukommen, da man in jedem Grundlagenfach mindestens die Note 5
benötigt.» Sein Ziel war die Erlangung eines Bachelorabschlusses in
«War Studies» an der University of Kent. «Ich wollte nicht bloss Militärgeschichte studieren, die sich auf Armeen und ihre Funktionen
beschränkt. Stattdessen wollte ich lernen, was nach dem Krieg unter-
20 armee.ch Heer 1 / 15
nommen wurde und vor allem, was heute geschieht», erläutert Jonas
Vollenweider weiter. «Das Studienprogramm in England umfasst alle Aspekte des Krieges, die Politik, die Religion, die Kultur, aber auch
seine Ursachen und vor allem seine Folgen. Dieses umfassende Verständnis des Krieges ist extrem wichtig.»
Im Sommer kehrte er in die Schweiz zurück und schloss seine
Wiederholungskurse bei der Militärmusik ab. Beim Konzert in der
letzten Woche traf er auf Brigadier Thomas Kaiser, den Kommandanten der Logistikbrigade 1, mit dem er über seinen Werdegang und seinen Wunsch sprach, die Truppengattung zu wechseln. Brigadier Kaiser brachte ihn mit mehreren Kollegen in Kontakt, von denen Jonas
Vollenweider erfuhr, wie man Berufsmilitär wird. «Ich habe schon immer darüber nachgedacht, bei der Armee zu arbeiten. Ich hatte dies
bereits zu Beginn meiner Rekrutenschule mit unserem Major besprochen, und er sagte mir, dass ich mindestens vier Wiederholungskurse
absolvieren müsste, bevor ich die Truppengattung wechseln könnte.»
Eine Zukunft in der Artillerie
Sehr bald erhielt Jonas Vollenweider ein interessantes Angebot der
Logistik und setzte sich mit der Infanterie und Artillerie noch in Kontakt. «Ich musste in Erfahrung bringen, was man mir bieten konnte», erklärt der junge Mann. Letztendlich erwies sich die Artillerie
als das interessanteste Angebot. «Zwei Jahre lang bin ich nun laut gemeinsamer Planung mit dem Lehrverband Panzer / Artillerie Batteriekommandant und Zeitmilitär in Bière. Anschliessend gehe ich an
die MILAK, um dort mein Diplom zu erwerben», so Jonas Vollenweider weiter, bevor er lächelnd schliesst: «Eines ist auf jeden Fall sicher:
Ich möchte gerne weiter im strategischen Bereich arbeiten. Sollte ich
also beschliessen, Berufsoffizier zu werden, bleibe ich der Artillerie
noch die nächsten zehn Jahre treu.»
Komp Zen Mil Musik
Reprise
«Kampf der Orchester» mit
Unterstützung der Militärmusik
Im Herbst 2014 traten acht Formationen in der Kreuzlinger Bodenseearena im «Kampf der Orchester» gegeneinander
an. Unterstützt wurden sie nicht nur von prominenten Teammitgliedern wie Luca Hänni und Patrick Hässig, sondern auch
von zwei Militärmusikern. Stabsadjutant Philipp Rütsche, Choreograf der Swiss Army Central Band erzählt von seinem
gemeinsamen Einsatz mit Oberstleutnant Patrick Robatel, Stabschef Schweizer Armeespiele.
Christine Hartmann, Komp Zen Mil Musik
Stabsadjutant Rütsche, wann begann ihre Arbeit zu Gunsten des
«Kampfs der Orchester»?
Unsere beratende Tätigkeit begann bereits im Frühling 2014. Wir
nahmen an verschiedenen Sitzungen des Schweizer Fernsehens teil
und berieten die Verantwortlichen zum Beispiel in den Fragen, welche
Kompositionen die Vereine spielen könnten und welche sich für eine
Choreografie eignen.
Wie sah die Zusammenarbeit mit den Musikvereinen aus?
Wie haben Sie persönlich dieses
Projekt erlebt?
Für mich war das ganze Projekt eine
tolle Erfahrung. Zum einen war ich für
die Inszenierung der drei Openings mit
knapp 300 Musikern verantwortlich, was auf dem relativ kleinen Set
eine nicht ganz einfache Aufgabe war. Und zum anderen durfte ich
einmal hautnah erleben, was es heisst, solch eine Sendung zu planen
und durchzuführen. Dies war auch für mich Neuland, da so eine Fernsehshow nicht vergleichbar ist mit einem Tattoo im herkömmlichen
Sinn. Die professionelle Arbeit der Leute vor und hinter der Kamera
hat mich persönlich weitergebracht und sehr inspiriert. Die Schweizer
Blasmusikszene hat mit dem «Kampf der Orchester» vom SRF eine
tolle Plattform erhalten und konnte sich einem breiten Publikum
zeigen. Ich persönlich hoffe, dass wir uns bald auf eine zweite Staffel
freuen dürfen.
Bild: SRF
Wir trafen die Vereine das erste Mal im Juli an einem Kick-OffMeeting. Oberstleutnant Robatel und ich konnten den Vereinen
da bereits erste Tipps geben, wie sie diese grosse Aufgabe angehen
sollen.
Ab September begleiteten wir zwei bis drei Proben pro Verein.
Es ging nicht darum, dass wir die Choreografien schrieben. Die
Ideen für die Shows kamen von den Orchestern selbst. Wir standen
den Musikerinnen und Musikern aber mit Rat und Tat als Coach
zur Seite. An den Proben in der Bodenseearena ging es dann hauptsächlich darum, den Vereinen zu helfen die Proben möglichst effizient zu gestalten und sich so schnell als möglich an die Dimensionen
der Showfläche zu gewöhnen. Der Zeitplan war sehr eng bemessen
und so blieb uns pro Formation jeweils
nur 45 Minuten Zeit für die kalte Probe ohne Kameras.
Philipp Rütsche im Gespräch mit Luca Hänni.
armee.ch Heer 1 / 15
21
Geb D
Achtung Lawinen!
Den Schnee beobachten und messen
für den Lawinenschutz
Hans Martin Henny prüft die Schneeschichten, um die Stabilität zu bestimmen.
Stabsadjudant Peider Ratti ist auch für die Erhebungen auf dem
Gelände von Andermatt zuständig.
22 armee.ch Heer 1 / 15
In der Schneedecke können sich Luftlöcher wie dieses bilden und die
Lawinengefahr erhöhen.
Geb D
Seit mehreren Jahren arbeitet das Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Armee Hand in Hand mit dem Institut für
Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und dem Kanton Uri zusammen, um das Lawinenrisiko zu minimieren. Wir durften
Hans Martin Henny, der mit drei anderen Arbeitskollegen für die Erhebungen in der Wintersaison zuständig ist, einen
ganzen Arbeitstag begleiten.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Das Thermometer zeigt -10 Grad an. Wie an jedem Morgen vom
1. November bis am 30. April macht sich Hans Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Verantwortlicher der Lawinenzentrale, auf den Weg zum Gelände in Andermatt, wo die Erhebungen durchgeführt werden. «Wir sind zu viert, zwei Angehörige
der Armee und zwei zivile Mitarbeitende, und wechseln uns jede
Woche in Andermatt ab», erklärt der Bergführer. «Nebst den täglichen Erhebungen, erhält das SLF Informationen von hunderten
von Beobachtern und automatischen Messstationen, die sich auf
über 2000 Metern über Meer befinden. Jedes Jahr erstellen wir zudem Schneeprofile direkt auf dem Gelände.»
Im Gelände zündet Peider Ratti, Stabsadjudant, seine Stirnlampe
an. Diese Woche ist er für die Messungen und die Dateneingabe ins
Programm des SLF zuständig. «Die Informationen müssen vor halb
sieben Uhr gesendet werden, damit das SLF das Lawinenbulletin von
8 Uhr vorbereiten kann», erklärt Hans Martin Henny. «Täglich erscheinen zwei Lawinenbulletins in vier Sprachen. Das 17-Uhr-Bulletin sieht die Lawinengefahr für die nächsten 24 Stunden voraus, eine
neue Einschätzung der Lage erfolgt um 8 Uhr.» Peider Ratti misst die
Schneehöhe, die Schneetemperatur, die Lufttemperatur, die Feuchtigkeit und die Dicke der letzten Schneedecke. Zurück im Büro geben
beide die Daten ins Programm ein und übermitteln sie nach Davos.
Das 8-Uhr-Bulletin wird mit ihren Bemerkungen und Kommentaren
zur Lawinengefahr in der Region Andermatt erscheinen.
Erhebungen zur Schneedecke
Die Arbeit der Bergführer des Kompetenzzentrums Gebirgsdienst
kann endlich beginnen. Hans Martin Henny hat beschlossen, uns
heute zum Oberalppass oberhalb von Andermatt zu führen, um
ein Schneeprofil zu erstellen. Dieser Vorgang ist sehr wichtig, um
die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, dass sich an einem Hang eine Lawine löst. Wir steigen in einen kleinen roten Zug. Am Ziel angekommen, ziehen wir die Schneeschuhe an. «Zur Erstellung eines
Schneeprofils muss der Hang mehr als 30 % geneigt sein», erklärt
Hans Martin Henny. Wir steigen den Hang hinauf, bis der Bergführer seinen Eispickel hervorholt und den Hang mit blossem Auge
misst. «Hier ist der Winkel über 30 %, hier können wir graben». Gesagt, getan. Er holt eine Schaufel aus seinem Rucksack und beginnt
den Schnee zu räumen. Hans Martin Henny holt sein kleines Notizbuch hervor und beginnt die Schneedecke zu analysieren. «Wir beginnen mit der Messung der nachfolgenden Schichten, analysieren
die Form und Grösse der Schneekörner, überprüfen die Festigkeit des
Schnees und messen die Temperatur der darauffolgenden Schichten.»
Sobald alle Daten gewissenhaft erfasst sind, schneidet Hans
Martin Henny einen Block mit einer Säge ab, die er – wie durch Zauberhand – aus seiner Schaufel zieht. Danach löst er mit einem Strick
den Block von der Wand. «Wir werden nun die Stabilität des Schneedecke testen, indem wir sie zusammenpressen, bis sie einbricht.» Mit
seiner flach auf den Block gelegten Schaufel beginnt der Bergführer
auf den Schnee zu klopfen. Ziel ist es, zu wissen, wie viel Druck der
Block aushält bis sich ein Stück löst. Heute scheint die Schneedecke ziemlich stabil zu sein, aber eine neue Schneeschicht oder Regen
könnten sie schnell unstabil machen. «Gemeinsam mit den Gebirgsspezialisten erstellen wir alle zwei Wochen Schneeprofile auf einer
Höhe von über 2000 Metern. Ich selbst erstelle jeden Winter rund 25
Schneeprofile und sende sie dem SLF zu. Wir erstellen Schneeprofile auch regelmässig mit den Soldaten, damit sie lernen, die Erhebungen durchzuführen.»
Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Nebst den Beobachtungen für das SLF arbeitet die Lawinenzentrale Andermatt eng mit dem Kanton zusammen, um die Sicherheit
auf den Strassen zu gewährleisten. «Im Kanton Uri werden Lawinen
grundsätzlich nicht künstlich ausgelöst. Gelegentlich können Lawinen bis zur Strasse herunterkommen und ein Tal für Tage von der
Zivilisation abschneiden», erklärt Hans Martin Henny. «Wir überwachen die Lawinengefahr und entscheiden, ob Strassen gesperrt
werden müssen, damit niemand zu Schaden kommt.»
Um die Entscheide zu erleichtern, ist seit 2011 ein SMS-Dienst
operativ. Dieser informiert die Benutzer innerhalb von zwei Stunden
über eine Strassensperre aufgrund von Lawinengefahr, wie z. B. auf
der Strecke Hospental bis Realp. «Wir entscheiden zu zweit (ein Angehöriger der Armee und ein ziviler Mitarbeitender) über die Sperrung einer Strasse», führt Hans Martin Henny aus. «Es ist eine ständige Aufgabe, wir sind im Winter sieben Tage die Woche und rund
um die Uhr erreichbar.»
armee.ch Heer 1 / 15
23
Komp Zen Mil Musik
Sommertournee Schweizer Armeespiele
Die vier Schweizer Armeespielformationen sind vom 10. bis 15. August 2015 auf musikalischer Sommertournee quer durch
die Schweiz unterwegs. Liestal, Chur, Mendrisio, Montreux, nur um einige Städte zu nennen, in denen die Swiss Army Brass
Band, die Swiss Army Big Band, die Swiss Army Central Band und das Symphonische Blasorchester an Open Air-, Saal- und
Platzkonzerten auftreten werden.
Mo. 10. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr
Liestal BL, Kaserne
Di. 11. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Brass Band
19.30 Uhr
Amriswil TG, Pentorama
Mi. 12. August 2015 Open Air Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS
19.30 Uhr
Chur GR, Stadttheaterplatz
Do. 13. August 2015
Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS
Mendrisio TI
Fr. 14. August 2015
Open Air Konzert der Swiss Army Central Band Montreux VD, Place du Marché
Fr. 14. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr
Bern BE, Hotel National
Sa. 15. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr
Wiedlisbach SO
20.30 Uhr
20.30 Uhr
Bilder: Militärmusik
Die Daten und die genauen Standorte werden anfangs Sommer auf www.militaermusik.ch publiziert.
Swiss Army Brass Band
Swiss Army Big Band
Swiss Army Central Band
Symphonisches Blasorchester SAS
24 armee.ch Heer 1 / 15
4Schlacht von Morgarten 1315
Feuertaufe für die junge Eidgenossenschaft
1 / 15
2 «Deine Armee» – die Armee zeigt sich der Bevölkerung
6 Schweizer ABC-Wissen für Zentralafrika
8 Frauen in der Armee: Vom Frauenhilfsdienst zur gleichberechtigten Armeeangehörigen
Deine Armee
«Dein Land, deine Sicherheit,
deine Armee»
Ab dem Monat Mai verlässt die Armee ihre Kasernen
und Übungsplätze, um ihre dienstleistenden Truppen an
Ausstellungen, Vorführungen und Tagen der offenen Tür
zu präsentieren. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Armee
zu erhöhen sowie bevölkerungsnah und in grösserem
Rahmen zu informieren.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Aufgrund von früheren Reformen, Entwicklungen und des stetig
abnehmenden Bestands ist die Armee bei der Schweizer Bevölkerung
immer weniger bekannt. Es ist noch nicht so lange her, dass noch ein
Fünftel der männlichen Bevölkerung in der Armee eingeteilt war. Heute ist es eher einer von achtzig. «Es
sind unendlich viele Klischees über die Armee
im Umlauf. Sie sind nicht unbedingt negativ,
aber entsprechen nicht mehr der Realität»,
erklärt Korpskommandant Dominique
Andrey, Kommandant Heer und Projektverantwortlicher. «Die künftigen
Veränderungen sind eine Gelegenheit,
um der Bevölkerung die wirkliche
Armee zu zeigen.»
Die Armee in sechs Themen
entdecken
Unter dem Motto «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee» organisiert die Armee mit ihren Territorialregionen, Brigaden und Lehrverbänden
eine Reihe von Veranstaltungen und Vorführungen, begleitet von einer Wanderausstellung. Korpskommandant Andrey weist
darauf hin: «Diese Präsenz ist nicht gekünstelt, denn die Armee ist mit ihren Schulen
und Wiederholungskursen im Land präsent.»
Die Wanderausstellung stellt die Armee
in sechs Themen grafisch und interaktiv dar.
Eines davon thematisiert die für die Schweiz
relevanten Gefahren und Bedrohungen, die
die Wichtigkeit der Armee bei der Bewältigung von Naturkatastrophen sowie von
Krisen- und Konfliktsituationen unterstreichen: Kämpfen, Schützen und Helfen. Weitere Themen beschreiben das Milizsystem
sowie die zahlreichen im Bereich Verteidigung ausgeübten Berufe.
2
armee.ch 1 / 15
Fragen an den Kommandant Heer,
Korpskommandant Dominique Andrey
Aus welchem Grund muss die Armee auf die Bevölkerung zugehen?
Der Armee wird häufig der Name «grande muette», auf Deutsch
«die Stumme», gegeben, was überhaupt nicht stimmt. Wir machen
generell sogar so viel Lärm, dass sich die Leute beschweren. Aber
Spass beiseite: Global gesehen scheint die Schweiz friedlich und
sicher zu sein, sie ist jedoch insbesondere durch ihre wachsende
Vernetzung, den Personen- und Warenverkehr sehr verwundbar.
Die für die Schweiz relevanten Gefahren und Bedrohungen sind da
und es braucht Mittel, um die Sicherheit zu garantieren. Die Armee
ist eines dieser Mittel, aber nicht das einzige. In diesem Kontext kann
die Armee helfen, beschützen und, sofern notwendig, kämpfen. Sie ist
im Wesentlichen eine Milizarmee, die eine Vielzahl von Berufen in
sich vereint. Wir möchten der Bevölkerung bewusst machen, was die
Armee zu bieten hat. Die Idee ist nicht, Indoktrination zu betreiben
oder Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern zu zeigen, was die Armee
leisten kann, und die Gelegenheit ergreifen, zu informieren.
Wieso wurde die Organisation dieser grossen Veranstaltung dem Heer
anvertraut?
Die gesamte Armee ist involviert. Das Heer hat die Projektführung
übernommen, weil wir mit unseren Territorialregionen, Lehrverbänden, Brigaden, Waffenplätzen und Standorten für Wiederholungskurse in der gesamten Schweiz angesiedelt sind. Wenn wir
bevölkerungsnah sein wollen, müssen wir uns in der gesamten Schweiz
zeigen.
Was erwarten Sie von den Angehörigen der Armee, die mit der
Bevölkerung in Kontakt stehen werden?
Ich erwarte, dass sie selbstbewusst sind, dass sie ihr Können zeigen
und glaubwürdig auftreten. Wir wollen nichts vorspielen oder etwas
zeigen, was wir bis aufs letzte Detail geübt haben, sondern natürlich
und gastfreundlich sein. Bürger in Uniform stehen mit ihren Mitbürgern in Kontakt, nicht mehr und nicht weniger.
Die nächsten Termine
19. – 21.06.2015
Morgarten, 700 Jahre Geschichte
Ter Reg 3
Sattel SZ/Oberägeri ZG, Warthstrasse
20.06.2015
WK Bat car 1
Br inf 2
Sion, Place de la Planta
25.06.2015
Demo
LVb Genie / Rettung
Wangen an der Aare
25. – 27.06.2015
WK FU Bat 5
Inf Br 5
Freiamt, Merkurareal, Kapellstrasse
04. – 05.07.2015
Motorfahrzeugausstellung + Expo
LVb Flab 33
Full, Militärmuseum
20. – 22.08.2015
WK Ristl Bat 17
FU Br 41 / SKS
Appenzell, Landgemeindeplatz
05.09.2015
Besuchstag
Panzer Schule 22
Thun, Waffenplatz
12. – 21.09.2015
Comptoir 2015
Expo Bat chars 18/Br bl 1
Lausanne, Beaulieu
19. – 22.09.2015
Volltruppenübung "CONEX15"
Ter Reg 2
Muttenz, Feldreben
10.10.2015
WK Pz Sap Bat 11
Pz Br 11
Kloten, Waffenplatz
21. – 25.10.2015
Schaffhauser Herbstmesse
Uem/FU RS – LVb FU 30
Schaffhausen, Zeughaus Areal
04. – 08.11.2015
Espoverbano
Br fant mont 9
Locarno, FEVI
Anlässe ohne Armeeaustellung
26. – 27.06.15
Braderie de Romont
VT S 47
Romont
27.06.2015
Tag der Angehörigen
Inf RS 12
Buchs SG
21. – 30.09.15
Behördentag
Kü C LG
Saviese/Sion
Die Informationen in der obigen Tabelle können Änderungen unterstehen. Die aktuellsten Daten der Veranstaltung erfahren Sie auf www.armee.ch/deinearmee
armee.ch 1 / 15
3
Schlacht am Morgarten 1315
Bild: BiG, Militärpostkartensammlung,0524
Die erste Bewährungsprobe für
die Eidgenossen
Die Schlacht am Morgarten.
Zum 700-Jahr-Jubiläum der Schlacht am Morgarten finden in diesem Jahr im Ägerital verschiedene Feierlichkeiten statt.
Deren Abschluss bildet die Gendenkfeier vom 15. November. Die Schlacht am 15. November 1315 war die erste zwischen
den Eidgenossen und den Habsburgern. Ihr folgte nicht der erhoffte Frieden, doch der gemeinsame Sieg führte zum Bündnis
zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden, das die heutige Schweiz begründet.
Jürg Stüssi-Lauterburg, Bibliothek am
Guisanplatz
Der Impuls für ein Bündnis kam von Süden.
Das erste im Geist eidgenössische Dokument
ist der «Patto di Torre» der Talleute von Blenio und Leventina aus dem Jahr 1182 mit
der Forderung: Keine Burgen mehr in den
Tälern. Wer auf einer Burg sitzt, kann der
Mehrheit der Einwohner trotzen, wer keine
besitzt, verkehrt mit ihnen auf Augenhöhe.
Freiheit sollte also herrschen. Sowohl die Idee
des Bündnisses zwecks politischer Emanzipation als auch die Burgenfeindschaft kamen
über den Gotthard. Uri und Schwyz erhielten
ihre Freibriefe 1231 und 1240 je separat. Aber
zwischen Schwyz, Sarnen, also Obwalden,
und Luzern muss 1247 mindestens eine lockere Koordination des Widerstandes gegen
Rudolf III von Habsburg-Laufenburg – den
4 armee.ch 1 / 15
Onkel des späteren Königs Rudolf – bestanden haben. Denn sonst hätte der Habsburger
nicht dafür gesorgt, dass Papst Innozenz
IV Schwyz und Sarnen des Abfalls von der
Herrschaft bezichtigt und zusammen mit
ihren Luzerner Freunden unter das Interdikt
gestellt hätte.
Das Bündnis vor der Schlacht
Im Hintergrund stand am Vierwaldstättersee die alte Präferenz für die ferne und
milde Herrschaft der Staufer gegen die nahe
und drückende der Habsburger. Ob sich der
rasch nach dem Tod König Rudolfs geschlossene Bundesbrief von 1291 auf diese mehr
nur zu erahnende frühe Eidgenossenschaft
bezieht, ist schwer zu sagen. Er nennt aber
die «antiqua confoederationis forma», die
alte Gestalt des Bundes. Politisch betrachtet trat der Bund von 1291 wohl nach dem
Tod von Rudolfs Nachfolger, König Adolf
von Nassau, in der Schlacht bei Göllheim
1298 in eine Art Winterschlaf. Adolfs nun
wieder habsburgischer, oder, wie der Familienname dieses Zweigs seit der Übernahme
von Österreich auch lautete, österreichische
Nachfolger Albrecht wurde von seinem
faktisch enterbten Neffen ermordet. Die
Klosterkirche ­Königsfelden in Windisch
erinnert noch heute daran. Albrechts Sohn
Leopold I versuchte, die habsburgische Herrschaft über «das freie Volk der Schwyzer»
wieder herzustellen. Vom Hofkaplan von
Leopolds Bruder A
­ lbrecht II, Johannes von
Viktring, haben wir auch die chronikalische
Bestätigung, dass die Urkantone bereits vor
der Schlacht am Morgarten 1315 verbündet
waren. V
­ iktrings Schilderung der Morgartenschlacht lautet in unserer Übersetzung:
«Diese wollten ihre Freiheit behaupten
«Eitgenoze»
Der in Brunnen keinen Monat nach der
Morgartenschlacht geschlossene Bund vom
9. Dezember 1315 nennt schliesslich das Wort
«Eitgenoze». Der in seiner Zurückweisung
von offenbar mehr als nur legendenhaften
unziemlichen und unglimpflichen Forderungen präzise Text zeigt durch die Wortfolge auch, dass solche wohl «österreichische
Zumutungen» zunächst die Frauen und erst
danach die Männer betrafen:
«Ez sol aber ein jeglich mensche, ez si
wib oder man, sinem rechten herren, oder
siner rechten Herschaft gelimphlicher und
cienelicher dienste gehorsam sin…»
Mit dem Sieg am Morgarten behauptete die
Eidgenossenschaft ihre Existenzberechtigung. Mit dem Bundesbrief von Brunnen
war der Kern dessen geschaffen worden, was
zu einem Bündnissystem werden sollte, das
bis 1798 in der Substanz bestand und auch
heute noch mindestens für all jene Menschen
inspirierend wirkt, denen das biedere Wort,
das 1315 ertönte, mehr ist als Schall und
Rauch: «Eitgenoze».
Das Morgarten-Denkmal am Ägerisee wurde 1908 eingeweiht.
Die Schlacht am Morgarten.
Bild: Stämpfli Verlag AG
Bild: BiG, Militärpostkartensammlung,0352
Das Bündnis nach der Schlacht
Bild: VBS/DDPS
und hatten einen Bund mit den in der Nähe
wohnenden Mitberglern. Sie erlaubten dem
Herzog den Eintritt, schlossen ihn dann jedoch
umgehend zwischen den Höhen der Berge
ein, stürzten wie Steinböcke von den Bergen
herunter, warfen Steine, töteten mehrere, die
sich weder verteidigen noch auf irgend eine
Weise entkommen konnten. Es fielen dort
vier Edle und Mächtige von Toggenburg mit
mehreren anderen, sodass gesagt wurde, die
Blüte der Ritterschaft sei dort verwelkt. Der
Herzog, von einer Person ins Bild gesetzt,
welche die hinausführenden Wege kannte,
kam kaum davon und war später immer voller
Wut über den Tod der Edlen.»
Chorfenster der ehemaligen Klosterkirche Königsfelden (Windisch AG).
Nachgefragt
«Die Freiheit muss täglich erobert werden»
700 Jahre Schlacht am Morgarten: Jürg Stüssi-Lauterburg, Chef der Bibliothek am Guisanplatz,
steht Red und Antwort zur historischen und aktuellen Bedeutung der Schlacht.
Ist die Gedenkfeier anlässlich 700 Jahren Schlacht am Morgarten nötig?
Jürg-Stüssi-Lauterburg: Gedenkfeiern sind nie nötig, wir können
alle ohne sie weiterleben. Sie sind aber oft – wie in diesem Fall –
sinnvoll, zeigen sie uns doch das Werden unserer heutigen Schweiz
und ihres historischen Bewusstseins.
Ist «Morgarten» ein Mythos?
Was ein Schlachtteilnehmer seinem Sohn erzählt, was der Kanzler
des Bruders des Verlierers überliefert, sind gewiss subjektive Zeugnisse, sie haben aber einen realen Hintergrund. Was man später aus der
Schlacht gemacht hat, kann man durchaus auch – aber eben «auch»
und nicht «nur» – ins Kapitel Mythen und Gegenmythen einordnen.
nung, dem Gelände angepasste Kampfführung und Ausrüstung,
hervorragende Aufklärung. Eine einfache, durchdachte Kampfführung führte zum Erfolg.
Forschen Sie in Bezug auf die Schlacht am Morgarten heute noch?
Solange wir leben, lernen wir und wer weiss, vielleicht geben die
Archive oder der Boden in Zukunft noch Geheimnisse preis.
Was ist 700 Jahre nach Morgarten noch aktuell?
Goethe hat bereits alles gesagt: «Nur der verdient sich Freiheit wie
das Leben, Der täglich sie erobern muss.»
Kann man die Schlacht als Geburtsstunde der Infanterie bezeichnen?
Morgarten sticht heraus durch den Umständen angepasste Bewaff-
armee.ch 1 / 15
5
Rubriktitel
OPCW-Mission südlich der Sahara
Schweizer Chemieschutz-Wissen
für Afrika
Die Schweizer Armee engagiert sich im internationalen Rahmen für den Schutz vor Chemiewaffen.
In einem Regionalprojekt wurden in Zentralafrika erfolgreich 30 Teilnehmer aus fünf Staaten in einem
dreistufigen Programm für den Einsatz von Schweizer C-Schutzmaterial ausgerüstet und ausgebildet.
Leistungsprüfung in Form eines Sechs-Kilometer-Marsches im Vollschutz bei 32 Grad Celsius.
Major Christian Kaister, Chef Einsatz des Kompetenzzentrums ABC-KAMIR
Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ist
vor allem wegen ihres Einsatzes bei der Abrüstung der syrischen
Chemiewaffen bekannt, für welchen sie 2013 den Friedensnobelpreis erhielt. Weniger bekannt ist eine andere Leistung der OPCW,
bei welcher auch Teile der Schweizer Armee eine Rolle spielen. Im
Chemiewaffen-Übereinkommen (CWÜ) von 1997 wurde vereinbart, dass die unterzeichnenden Staaten einander bei der Abwehr
von chemischen Bedrohungen unterstützen. Die Schweiz hatte nach
der Unterzeichnung der Konvention angeboten, der OPCW Schutzmaterial zur Verfügung zu stellen. In der Folge wurden mehr als
9000 Schutzausrüstungen für die Zivilbevölkerung (ABC-Schutzmaske 74 inklusive Filter, Schutzüberwurf und Handschuhe) sowie
500 Schutzausrüstungen für Einsatzkräfte (C-Schutzanzug 90 komplett inklusive Schutzmaske und Filter) und Nachweissysteme für
­C-Kampfstoffe palettisiert und in der Nähe des Flughafens K
­ loten
bereitgestellt. Bei Bedarf kann dieses Material innert Stunden an jeden Ort der Welt geflogen werden.
Schutzmaterial nützt jedoch wenig, wenn die Empfänger nicht
daran ausgebildet sind. Aus diesem Grund werden im Kompetenzzentrum ABC-KAMIR seit mehr als 15 Jahren Teilnehmer aus über
100 Staaten durch Berufsoffiziere des Lehrgangs «zivil/international» an Schweizer C-Schutzmaterial ausgebildet. Zusätzlich werden
im Rahmen von regionalen Projekten der OPCW Ausbildungskurse
in anderen Staaten angeboten, bei denen auch auf Instruktoren der
6 armee.ch 1 / 15
Schweizer Armee zurückgegriffen wird: Berufsoffiziere des Lehrgangs «zivil/international» der ABC-Abwehrschule haben in den vergangenen Jahren Ausbildungen zu Gunsten der OPCW in Zentral­
asien sowie West- und Zentralafrika durchgeführt.
Ausbildung nach dem Schneeballsystem
Der Ablauf der Kurse folgt einem dreistufigen Programm. Im ersten Kurs werden die Teilnehmer durch Schweizer Berufsoffiziere im
Umgang mit dem Schutzmaterial ausgebildet. Im zweiten Kurs werden die gleichen Themen wiederholt, jedoch müssen die Teilnehmer
selbst die Ausbildung durchführen. Schliesslich wird die Kursserie
mit einer Abschlussübung beendet. 2014 wurde zum ersten Mal das
komplette Drei-Stufen-Programm im Rahmen eines regionalen Projekts der OPCW innerhalb eines einzigen Jahres durchgeführt. Ausgebildet wurden Teilnehmer aus fünf französischsprachigen Staaten
Zentralafrikas: Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo,
Kamerun, Gabun und Burundi.
Das Projekt begann im Mai 2014 in der Republik Kongo. Drei
Berufsoffiziere des Komp Zen ABC-KAMIR reisten mit 1,3 Tonnen Material (Ausbildungsanzüge, Schutzmasken, Geräte und Chemikalien) nach Brazzaville. Auf dem Gelände des kongolesischen
Aussenministeriums wurden innert zwei Wochen die beiden ersten Kurse durchgeführt. 29 Teilnehmer aus den Bereichen Verteidigung, Rettungskräfte, Polizei und Hochschulen der fünf Teil-
nehmerstaaten lernten, mit ABC-Schutz- und Nachweismaterial
der Schweizer Armee umzugehen und dieses Wissen dann nach
dem eingangs beschriebenen, stufenweisen Schneeballsystem weiterzugeben.
ter Letzt sämtliches Material für den Rücktransport in die Schweiz
vorbereiten und verpacken. Die Rückreise des Teams erfolgte pünktlich zu Weihnachten.
Weiteres Engagement vorgesehen
Das Regionalprojekt Zentralafrika kann als Erfolg bezeichnet werIm Dezember 2014 fand als Abschluss des Projekts eine einwöchige
den. Sowohl die Organisation, als auch die lokale Unterstützung und
Übung in Yaoundé, Kamerun, statt. Erneut reisten drei Berufsoffidie Transporte funktionierten einwandfrei. Die Teilnehmer wie auch
ziere des Komp Zen ABC-KAMIR mit mehr als einer Tonne Matedie lokalen Behörden in Kamerun waren begeistert und auch die extrial vor Ort. Die Übung begann mit einer Eröffnungszeremonie im
ra angereisten Vertreter der OPCW waren von der Ausbildung überAusbildungszentrum der Brigade Nationale des Sapeurs-Pompiers in
zeugt. Es sind bereits weitere regionale Projekte der OPCW auf dem
afrikanischen Kontinent geplant und die OPCW wünscht, dass die
Yaoundé. Anschliessend wurden die Teilnehmer über das Szenario
Ausbildung wieder durch die Schweiz durchgeführt wird.
orientiert: Sie seien ausgebildete nationale Experten ihres Heimatstaates und dieser hätte aufgrund einer sich
abzeichnenden chemischen Bedrohung ein
Gesuch um Schutzmaterial an die OPCW
gestellt. Die Schweiz sei ihrer Verpflichtung
nachgekommen und habe eine Flugzeugladung Material binnen 24 Stunden geliefert.
Die Teilnehmer mussten in der Übung dieses
Material in Empfang nehmen, auspacken,
an ausgewählte Einsatzkräfte verteilen und
diese an dem Material ausbilden – analog
einer einsatzbezogenen Ausbildung (EBA)
der Schweizer Armee. Sie mussten sich dabei
selbst organisieren, basierend auf dem Wissen und den Erfahrungen aus den vorgängig
absolvierten Kursen. Die Schweizer Instruktoren übernahmen während dieser Phase die
Rolle von Coaches.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten
waren alle Teilnehmer im Besitz ihres Materials und die EBA konnte beginnen. Die
notwendigen Lektionen mussten die Teilnehmer selbstständig auswählen, vorbereiten und durchführen. Sie konnten dafür auf
die mitgelieferten Reglemente und Ausbildungsplakate zurückgreifen. Es zeigte sich,
Erkundungspatrouillen werden mit Detektoren ausgerüstet.
dass viele der Teilnehmer hinsichtlich Ausbildungsmethodik den Schweizer Milizkadern in nichts nachstanden. Nach dem erfolgreichen Abschluss der EBA konnte die
letzte Sequenz der Übung, der eigentliche
Einsatz, beginnen.
Das Szenario sah vor, dass die Teilnehmer Erkundungspatrouillen organisierten,
welche ein kontaminiertes Gebiet detektieren und dann absperren mussten. Anschliessend wurden Bodenproben für eine Laboranalyse genommen. Zum Schluss wurden
die Erkundungspatrouillen und Probennehmer samt ihrem Material durch andere
Teilnehmer dekontaminiert. Zusätzlich zu
diesem Szenario wurde eine Leistungsprüfung in Form eines Sechs-Kilometer-Marsches im Vollschutz durch die Aussenbezirke
­Yaoundés durchgeführt. Die durchschnittliche Temperatur betrug an diesem Tag
schweisstreibende 32 Grad Celsius.
Nach Abschluss der Übung am Freitag, 19. Dezember 2014, fanden die Materialrückfassung und die Schlusszeremonie statt.
Die Kursteilnehmer gestalteten eigene Lektionen zur Materialeinführung.
Die Schweizer Instruktoren mussten zu guAnforderungsreiche Schlussübung
armee.ch 1 / 15
7
Rubriktitel
Frauen in der Armee
Drei Frauen, drei Zeitalter,
drei Werdegänge
Die Frauen sind schon seit vielen Jahren ein Teil der Schweizer Armee. Auch wenn sie anfänglich nach einem
20-tägigen Einführungskurs «nur» Frauenhilfsdienst leisteten, sind sie heute den Männern gleichgestellt; eine
Gleichberechtigung, die sie schätzen und als richtig erachten.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Um die ersten Spuren der Frauen in der
Armee zu finden, müssen wir weit zurück
in die Geschichte schauen, genauer gesagt bis ins Jahr 1292, in die Chroniken
von Johannes von Winterthur oder in die
Erzählungen zur Morgartenschlacht. Die
Frauen haben damals zwar nicht mit dem
Gewehr in der Hand Geschichte geschrieben, aber sie waren im humanitären Bereich
sehr aktiv. Aus politischer Sicht wurde der
Frauenhilfsdienst erst im Jahr 1939 mittels
Verordnung zugänglich. Am 1. September
1939 berichteten die Zürcher Medien: «Mit
dieser Versammlung ist etwas ganz Neues
in die Schweizergeschichte getreten: Die
Frauen sind von höchster Stelle nicht nur
zum Wehrdienst zugelassen, sondern dazu
aufgefordert worden.»
Am 16. Februar 1940 unterschrieb
General Guisan die Weisungen für die Organisation Frauenhilfsdienst (FHD), die es
bis 1945 gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurden Stimmen zur Auflösung des FHD
laut. Nur dank mehreren militärischen
und politischen Persönlichkeiten, die von
der Notwendigkeit eines solchen Dienstes
überzeugt waren, schaffte der Bundesrat die
ersten Rechtsgrundlagen für den FHD.
Frauenhilfsdienst (1945 – 1985)
Ab 1945 erhielt jede Schweizer Bürgerin,
die zum Frauenhilfsdienst (FHD) zugelassen wurde, dieselben Rechte und Pflichten
wie die männlichen Armeeangehörigen
und wurde gleich behandelt. Die Frauen
absolvierten aber eine kürzere Ausbildung
und trugen keine Waffe. Die Dienstpflicht
umfasste einen 20-tägigen Einführungskurs
und 91 Diensttage in jährlichen 13-tägigen
Ergänzungskursen. «Die Frauen erhielten
eine kürzere Ausbildung, aber sie mussten
dasselbe Niveau der Männer erreichen. Sie
mussten wie die Männer in der Lage sein,
einen Zug zu führen», erklärt Oberstleutnant
Pia Zürcher-Vercelli, Chefin des Nachrichtenpostens der Führungsunterstützung der
8 armee.ch 1 / 15
FHD Trup
pendienst M
77
urs Juni 19
rungsk
FHD Einfüh
ärz 1985
Luftwaffe, welche ihren Einführungskurs im
Juni 1977 absolvierte.
Die Mitglieder des FHD waren nicht
bewaffnet. Die Frauen wurden in den Einführungskursen von weiblichen Offizieren
in ihrem Fachgebiet geschult. Auf dem
Unterrichtsplan standen die militärische
Organisation, die ABC-Ausbildung, das
Dienstreglement sowie das Kartenlesen.
Grüssen, Melden und Zugschule sowie Gymnastik und Singen rundete das Ausbildungsprogramm ab. «Die Frauen mussten schon
damals glaubwürdig auftreten, um ernst
genommen zu werden. In meinem Zug gab
es auch Männer. Ich erinnere mich daran,
dass ich eines Tages einen Kurs zur Handhabung eines Karabiners geben sollte. An
dieser Waffe war ich aber nicht ausgebildet
worden. Meine jüngeren Kollegen, die bereits
das Sturmgewehr hatten, konnte ich nicht
fragen. Deshalb machte ich mich am Abend
auf den Weg zur nächsten Telefonkabine
und rief meinen Vater an, so dass er mir die
wichtigsten Handhabungen erklären
konnte», erinnert sich Oberstleutnant Pia
Zürcher-Vercelli. «Bei den Frauen wurden
keine Fehler geduldet. Ich weiss nicht wie
viele zusätzliche Stunden ich damit verbracht
habe, die Reglemente zu studieren, um die
Kameraden ausbilden zu können. Denn im
Gegensatz zu unseren männlichen Kameraden bekamen wir Frauen nur eine verkürzte
Kader-Ausbildung. Ich konnte meinen Rückstand im Laufe der Jahre aufholen und heute
bin ich auf dem gleichen Niveau wie meine
männlichen Kameraden.»
Militärischer Frauendienst
(1986 – 1994)
Ab 1984 begannen sich die Dinge zu ändern.
Die Diskussionen um die Auflösung des
FHD, der zum militärischen Frauendienst
(MFD) werden sollte, wurden immer lauter.
Die Frauen wollten ihren männlichen Kollegen gleichgestellt sein und diesbezügliche
Gesuche häuften sich. Im Juli 1985 gab der
Bundesrat bekannt, dass die Organisation
der Armee (für die Frauen) geändert werde.
Die Verordnung trat am 1. Januar 1986 in
Kraft. Von da an gab es Anforderungsprofile
Rubriktitel
für Frauen in der Armee, die jenen
der Männer entsprachen. Von 1987 an
konnten die Frauen einen Sporttest an
der Eidgenössischen Turn- und Sportschule in Magglingen ablegen. Bei den
Disziplinen Weitsprung ohne Anlauf,
Schnelllauf, Ausdauerlauf wurden
sie mit dem gleichen Massstab wie
die Männer beurteilt und erhielten
dieselbe Militärsport-Auszeichnung.
Trotz Inkraftsetzung dieser neuen Verordnung waren die Frauen den
Männern noch nicht gleichgestellt,
auf den ersten Blick erkennbar an den
Farben der Uniformen: Die Frauen trugen
eine blaue Uniform, die Männer eine grüne.
Zudem durften Frauen nicht alle Funktionen
bekleiden; Kampfaufträge waren ausschliesslich für Männer bestimmt. «Ich war 20 Jahre
alt und hatte meine Lehre beendet, als ich beschloss, die Rekrutenschule zu absolvieren.
Als ich begann, hatte es 50 Frauen, verteilt
auf zwei Kompanien. Der einzige Mann
war der Schulkommandant», erinnert sich
Oberstleutnant Cornelia Michel, Chef Kommissariatsdienst bei der Infanteriebrigade 5,
die ihre Rekrutenschule 1993 absolvierte.
Nach der 27-tägigen Rekrutenschule, in
der sie die armeespezifischen technischen
Kenntnisse erlangten (erste Hilfe, ABCAbwehr, Kartenlesen, Rechte und Pflichten
der Angehörigen der Armee), wurden die
Frauen in die Stäbe und Einheiten eingeteilt.
«Es war nicht optimal, nur mit Frauen die
Rekrutenschule zu absolvieren. Alle waren
im ständigen Konkurrenzkampf und wollten
unbedingt befördert werden. Es war fürchterlich.» erzählt Oberstleutnant Cornelia
Michel. «In vier Wochen hatten wir kaum
Zeit zum Lernen. Ich hatte keine Lust, unter
diesen Bedingungen den Beförderungsdienst zu absolvieren. Erst nach dem ersten
Wiederholungskurs als Soldat im Jahr 1994
beschloss ich weiterzumachen. Ich war die
einzige Frau. Es herrschte eine ganz andere
Stimmung.»
Frauen in der Armee (1995 – 2003)
Mit der Armee 95 änderte sich auch die
Stellung der Frau. Aus dem militärischen
Frauendienst wurde die Organisation Frauen
in der Armee. Dank dieser Reformen wurden
die Frauen vollständig in die Armee integriert und verfügten über dieselben Rechte
wie die Männer. Sie hatten Zugang zu fast
allen Funktionen, durften aber noch immer
nicht zu den Kampftruppen. «Für mich ist
die Armee Familiensache: Mein Vater und
mein Bruder sind Berufsmilitär und für mich
war es selbstverständlich, denselben Weg zu
gehen. Frauen sollen die Möglichkeit haben,
Militärdienst zu leisten. Wenn sie sich aber
für die Rekrutenschule einschreiben, müssen
sie wissen, dass sie alles wie die Männer oder
sogar besser machen müssen. Es gibt keine
Sonderbehandlung», erklärt Adjutant Unteroffizier Chantal Sempach, Berufsmilitär
im Lehrverband Panzer und Artillerie sowie
Sportlehrerin. Sie hat ihre Rekrutenschule
2002 absolviert.
Bevor Männer und Frauen hinsichtlich
Ausbildung gleichgestellt waren, dauerte
die Rekrutenschule für alle acht Wochen.
Sie wurde dann für beide Geschlechter auf
15 Wochen verlängert. Die Frauen erhielten
endlich die gleiche Ausbildung wie die Männer. «Als ich meine Rekrutenschule absol-
armee.ch 1 / 15
9
vierte, durften die Frauen die Kampftruppen
nicht wählen. Genau dort wollte ich aber
hin.» erzählt Adjutant Unteroffizier Chantal
Sempach. Die Kaderschulen wurden ebenfalls vereinheitlicht. Die Frauen erhielten nun
Zugang zu den gleichen Funktionen – ausser
Kampftruppen – wie die Männer, vorausgesetzt sie erfüllten die Anforderungen. Die
Frauen erhielten ebenfalls die graugrüne
Uniform und dieselbe Ausgangsbekleidung.
Von 2003 bis heute…
«Als ich mich für den Militärdienst entschied,
hatte ich zum Ziel, einmal bei den Kampf-
truppen in Thun zu arbeiten», vertraut uns
Chantal Sempach an. Mit dem Inkrafttreten
der Armee XXI im Jahr 2003 fiel die letzte
Hürde für die Frauen und sie durften sich in
allen Waffengattungen ausbilden lassen, alle
Funktionen standen ihnen offen, sofern sie
die Eignungstests erfolgreich bestanden. «Im
Jahr 2004 bewarb ich mich als Zeitsoldat für
den Lehrverband Panzer und Artillerie und
bekam die Stelle.» Für eine der ersten Frauen
bei den Panzer- und Artillerietruppen war
der Weg nicht ganz einfach, doch mit viel
Entschlossenheit und Einsatz wurde Chantal
Sempach Berufsmilitär und Sportlehrerin.
Sie hat die schwierige Aufgabe, die Panzergrenadiere im Sport zu unterrichten. «Ich
hatte nie Probleme, ausser mit den älteren
Ausbildnern der Panzergrenadiere, die anfänglich distanziert waren. Aber ich zeigte,
dass ich meine Arbeit gut mache und heute
läuft es gut», sagt Sempach erfreut.
Für weitere Informationen über die Frauen
in der Armee und ihre Geschichte:
→→ w ww.armee.ch > Mein Militärdienst >
Frauen in der Armee
Munitionsschrott und Blindgängerfunde melden – einfach und unkompliziert per App
Sind Sie beim Wandern schon einmal auf
einen Blindgänger oder auf Munitionsreste gestossen und wussten nicht, was zu tun
ist? Haben Sie oder Ihre Freunde, Bekannten oder Verwandten im Keller vielleicht
noch Souvenirs aus der Dienstzeit und wissen nicht, wie Sie diese wieder loswerden?
Die Nationale Blindgängermeldezentrale (BMZ) der Schweizer Armee nimmt Ihre Meldung entgegen und beseitigt die unliebsamen Funde – egal ob im öffentlichen
Raum oder in Privathäusern. Berühren Sie
die Objekte nicht und helfen Sie mit einer gut
sichtbaren Markierung, dass die Objekte im
Gelände leicht wiedergefunden werden können. Die Blindgängermeldezentrale nimmt
Ihre Meldung per E-Mail entgegen (unter­
www.armee.ch/blindgaenger finden Sie das
entsprechende Formular), per Telefon unter
der Nummer 117 (Polizei) und ganz neu und
unkompliziert auch über die App «Blindgänger», jetzt verfügbar im App Store und
im Google Play Store. BMZ
Verdächtiger Fund im Gelände oder Souvenir
aus der Dienstzeit im Keller?
Einfach und unkompliziert melden über die gratis
App «Blindgänger», verfügbar im Apple App Store
und im Google Play Store.
Bei Munitionsfunden gilt generell: Nie berühren, gut sichtbar markieren und melden – über Telefon, Internet oder neu über die gratis App «Blindgänger».
10 armee.ch 1 / 15
Sommertournee Schweizer Armeespiele
Die vier Schweizer Armeespielformationen sind vom 10. bis 15. August 2015 auf musikalischer Sommertournee quer durch
die Schweiz unterwegs. Liestal, Chur, Mendrisio, Montreux, nur um einige Städte zu nennen, in denen die Swiss Army Brass
Band, die Swiss Army Big Band, die Swiss Army Central Band und das Symphonische Blasorchester an Open Air-, Saal- und
Platzkonzerten auftreten werden.
Mo. 10. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr
Liestal BL, Kaserne
Di. 11. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Brass Band
19.30 Uhr
Amriswil TG, Pentorama
Mi. 12. August 2015 Open Air Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS
19.30 Uhr
Chur GR, Stadttheaterplatz
Do. 13. August 2015
Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS
Mendrisio TI
Fr. 14. August 2015
Open Air Konzert der Swiss Army Central Band Montreux VD, Place du Marché
Fr. 14. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr
Bern BE, Hotel National
Sa. 15. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr
Wiedlisbach SO
20.30 Uhr
20.30 Uhr
Bilder: Militärmusik
Die Daten und die genauen Standorte werden anfangs Sommer auf www.militaermusik.ch publiziert.
Swiss Army Brass Band
Swiss Army Big Band
Swiss Army Central Band
Symphonisches Blasorchester SAS
armee.ch 1 / 15
11
Neue Praxis zur Unterstützung von Zivilen
Gern gesehene Beiträge
der Schweizer Armee
Von Unterstützungsleistungen der Armee gemäss der Verordnung über die Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher
Tätigkeiten mit militärischen Mitteln (VUM) profitiert die Truppe durch die Ausbildungs- und Lerneffekte. Für die zivilen
Leistungsbezüger macht vielfach die Armee sportliche oder kulturelle Grossanlässe sowie Veranstaltungen, welche einen
gesellschaftlichen Nutzen aufweisen, überhaupt erst möglich.
Bau eines Schiffsstegs in Luzern.
Stephan Noger, Operationsplaner VUM im
Führungsstab der Armee (FGG 3/5)
Jedes Jahr leistet die Armee massgebliche Beiträge zur Realisierung von zivilen
Grossveranstaltungen wie zum Beispiel
Ski-Weltcuprennen, eidgenössische Turn-,
Jodler- oder Musikfeste oder unterstützt
zivile Behörden und Organisationen bei
Tätigkeiten, die von öffentlichem Interesse
sind. Im Jahr 2014 leistete die Armee in 101
Fällen Unterstützung und erbrachte dabei
insgesamt 23’803 Diensttage. Die Armee
hilft konkret mit Leistungen wie zum Beispiel Auf- und Abbau von Infrastrukturen,
Verkehrsregelung, Sanitätsdienst oder bei
Geniearbeiten wie dem Errichten von Brücken. Auf diese Weise kann die Truppe Ausbildung in der Zusammenarbeit mit Zivilen
betreiben und militärische Leistungen an
geeigneten Objekten in der Praxis trainieren.
Dies ist eine notwendige Ergänzung zu den
Ausbildungen auf einem Waffenplatz oder
im Übungsgelände.
12 armee.ch 1 / 15
Die Rechtsgrundlage für solche Engagements
ist die Verordnung über die Unterstützung
ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten
mit militärischen Mitteln (VUM) vom
21. August 2013. Diese totalrevidierte
Verordnung ersetzt die seit 1997 geltende
Verordnung über den Einsatz militärischer
Mittel für zivile und ausserdienstliche
­Tätigkeiten (VEMZ) und trägt insbesondere
den reduzierten personellen und finanziellen
Ressourcen der Armee Rechnung.
Flugstunden werden anders verrechnet
Am 25. Februar 2015 hat der Bundesrat eine
Teilrevision der geltenden VUM gutgeheissen, welche per 1. April 2015 in Kraft getreten
ist. Mit dieser Anpassung wird die Ungleichbehandlung von Lufttransporten gegenüber
der Unterstützung am Boden beseitigt. Während für Leistungen am Boden ein Gesuchsteller nur für jene Kosten aufkommen muss,
welche der Truppe zusätzlich zum normalen
WK-/Ausbildungsbetrieb entstehen, wurden
bei Lufttransporten einem Gesuchsteller hin-
gegen bislang die Vollkosten pro Flugstunde
in Rechnung gestellt, was neu nun wegfällt.
Denn dies erschwerte die Durchführung von
Lufttransporten zu Gunsten Dritter und der
Luftwaffe entgingen so wertvolle Trainingsmöglichkeiten für ihre Besatzungen.
Voraussetzung für einen VUM-Einsatz
ist, dass es sich um einen national oder international bedeutenden Anlass oder eine
Tätigkeit von öffentlichem Interesse handelt und der Einsatz einen wesentlichen
Ausbildungs- und Trainingseffekt für die
Truppe aufweist. Zudem dürfen zivile Unternehmen nicht übermässig konkurrenziert
werden und es muss sich um Leistungen
handeln, die weder vom Gesuchsteller, noch
vom Zivilschutz oder Zivildienst erbracht
werden können. Die eingesetzte Truppe darf
keine sicherheitspolizeilichen Aufgaben
übernehmen und leistet ihren Dienst stets
unbewaffnet.
→→ www.armee.ch/vum
Rubriktitel
Schweizer Armee:
Für Sie im Einsatz
L’Armée suisse
s’engage pour vous
Esercito svizzero:
in impiego per voi
armee.ch 1 / 15
13
Rubriktitel
Volltruppenübung "STABANTE 15"
Kontinuierlich besser werden
Die Luftwaffe überprüft in regelmässigen Abständen das Zusammenspiel von Fliegern, Fliegerabwehr und Führungsunterstützung in Volltruppenübungen. Bei "STABANTE 15" wurde zwischen dem 18. und dem 25. März zusätzlich ein Bataillon des
Heeres in die Konferenzschutz-Übung integriert. Insgesamt standen gegen 6000 Angehörige der Armee im Einsatz.
David Marquis, Kommunikation Luftwaffe
Die Einsatzzentrale verschoben
Andere Übungsereignisse betrafen weniger Personen, stellten aber
dennoch hohe Anforderungen an die Beübten. So kam es gleich am
ersten Tag von "STABANTE 15" in Payerne zu einem gestellten Vorfall mit einem F-5 Tiger. Das Szenario sah ein Bremsversagen während der Landung vor, das Flugzeug kam nicht mehr aus eigener Kraft
zum Stillstand und wurde – virtuell – erst vom Fangnetz angehalten.
Um keinen realen Schaden am Flugzeug zu verursachen stoppte der
Pilot seinen Tiger bereits einige Meter vor dem Fangnetz. Auf Anweisung des Towers machte sich unverzüglich das Unfallpikett mit seinen Fahrzeugen auf den Weg zum Flugzeug. Trotz der Übungssituation waren die Anforderungen an die Truppe hoch, da der Tiger mit
echter Kampfmunition bewaffnet war. Übungsschiedsrichter Oberstleutnant Christian Humbert erklärte: «Es ging darum, das Flugzeug
möglichst rasch von der Piste zu schieben, in eine Box zu bringen, es
dort zu entmunitionieren und der Reparaturequipe zu übergeben.»
Nach der Übung lobte Oberstleutnant Humbert die Miliztruppe: «Sie
hat den Vorfall mit Ruhe und Professionalität gemeistert.»
Doch an "STABANTE 15" waren nicht nur Verbände der Luftwaffe beteiligt. Das Aufklärungsbataillon 4 des Heeres war dem beübten Einsatzverband Luft für die Dauer der Volltruppenübung unterstellt. Es betrieb bei teils garstigem Wetter Beobachtungsposten
auf den Jura-Höhen und fuhr mit seinen gepanzerten Fahrzeugen
Patrouillen.
Umgehende Rückmeldung
Bei allen Übungsereignissen waren Schiedsrichter der Übungsleitung
vor Ort. Sie bewerteten das Verhalten der Beübten und gaben unmittelbar nach dem Ereignis ein erstes Feedback an alle Beteiligten.
Die Erkenntnisse der Schiedsrichter wurden anschliessend in einer
Auswertungszelle gesammelt und zu einem konsolidierten Auswertungsbericht verarbeitet. Nach den acht Übungstagen – inklusive eines Dienstwochenendes – zog der Übungsleiter, Luftwaffenkommandant Aldo C. Schellenberg, eine positive Bilanz:
Bild: Rolf Dammer
Nebst dem Grundauftrag Konferenzschutz sorgte die Übungsleitung
mit mehr als hundert fiktiven Ereignissen dafür, dass die beübten Truppen ihre Einsatzbereitschaft beweisen konnten. Eines der komplexesten
dieser Übungsereignisse war die Evakuierung der Einsatzzentrale der
Luftwaffe in Dübendorf und die Verlegung derselben in eine geschützte
Anlage in den Alpen. Rund 250 Personen mussten rasch und gestaffelt
verschoben werden. Dies geschah mit Kleinbussen und Cars entlang
unterschiedlicher Routen. Innert 24 Stunden gelangten so das gesamte Armeepersonal sowie die Skyguide-Mitarbeiter aus dem Air Operation Center (AOC) an den geschützten Standort. Die Herausforderung
dabei war, das Luftlagebild während der Dislokation permanent unter
Kontrolle zu haben. Das Personal der Einsatzzentrale Luftverteidigung
(EZ LUV) und andere Schlüsselpersonen blieben deshalb in Dübendorf bis die Infrastruktur in den Bergen bezogen und voll einsatzbereit war. Der Einsatzverband Luft (EVL) bewältigte diesen Übungsteil souverän: Die Evakuierung erfolgte termingerecht, der Schutz des
Schweizer Luftraums war jederzeit gewährleistet.
Im Fangnetz gelandet
Bild: Soldat Stephane Matteo
Ziel der Volltruppenübung "STABANTE 15" war es, die Kommandostrukturen zu überprüfen und das Zusammenspiel aller Elemente der
Luftwaffe – Flieger, Fliegerabwehr und Führungsunterstützung – sowie mit dem Aufklärungsbataillon 4 (Aufkl Bat 4) des Heeres zu trainieren. Dies geschah im Rahmen einer fiktiven Friedenskonferenz in
La Chaux-de-Fonds. Die zum Konferenzschutz eingesetzten Kampfjets flogen dabei ab Payerne, die Helikopter ab Payerne und dem Tagesstandort Courtelary. Für die An- und Abreise der fiktiven Konferenzteilnehmer wurde der Flugplatz Les Eplatures genutzt. Während
der Volltruppenübung wurden erstmals die Prozesse für den Luftpolizeidienst mit scharfer Munition während 24 Stunden (LP24) über
mehrere Tage durchgespielt. Dieses Verfahren wird ab 2016 schrittweise eingeführt. Spätestens ab 2020 werden rund um die Uhr zwei
bewaffnete F/A-18 innert maximal 15 Minuten starten und intervenieren können.
Der Chef des Air Operation Center, Oberst im Generalstab Peter Bruns
(Mitte), beim Briefing für die Evakuierung des Standorts Dübendorf.
14 armee.ch 1 / 15
Die Fangnetz-Landung war nur gestellt: Um das Flugzeug nicht zu
beschädigen hielt der Pilot einige Meter vor dem Netz an.
Bild: Soldat Stephane Matteo
«Es gibt keinen besseren Beweis für das Können als das Tun.» In diesem Sinne habe die Truppe während "STABANTE 15" vorbildlich gezeigt, was sie kann. «Nichtsdestotrotz haben wir an diversen Stellen
Verbesserungspotenzial festgestellt. Nun gilt es, aufgrund des Auswertungsberichts die entsprechenden Massnahmen zu definieren
und die Ausbildung, die Abläufe und Strukturen wo notwendig so
schnell wie möglich anzupassen», so Korpskommandant Schellenberg. "STABANTE 15" habe bezüglich der Zusammenarbeit von Miliz
und Berufsorganisation viele Erkenntnisse geliefert: «Diese müssen
in der Ausbildung aber auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung
der Armee (WEA) umgesetzt werden.»
Schellenberg lobte nach der Übung die Arbeit der Miliz: «Ich
bin tief beeindruckt von ihrem Leistungswillen und Leistungsvermögen auf allen Stufen.» "STABANTE 15" sei wohl für die meisten
Beteiligten die erste Übung gewesen, die acht Tage gedauert habe,
ein Wochenende einschloss und bei anspruchsvollem Wetter stattfand. Durchgeführt habe man die Volltruppenübung letztlich, um
den kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Luftwaffe weiterzuführen. Dieses Ziel habe man erreicht, weshalb Korpskommandant
Schellenberg die Übung gesamthaft als Erfolg wertet.
Bild: Oberstleutnant Dimitrios Papadopoulos
Rubriktitel
Schiedsrichter Oberstleutnant Christian Humbert gibt der beübten
Truppe umgehend Feedback.
Das Aufklärungsbataillon 4 des Heers war während
"STABANTE 15" dem Einsatzverband Luft zugewiesen.
armee.ch 1 / 15
15
Mobilmachung, Kernstück der Bereitschaft
Tauglichkeitstest für das neue
Mobilmachungskonzept
Mit der Weiterentwicklung der Armee wird auch ein neues Bereitschaftssystem eingeführt. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist die neue Mobilmachungsorganisation, die diesen Herbst in der Übung "CONDOTTA DUE" mit der Truppe getestet wird.
Oberst Martin Dondelinger,
FGG 7 (Ausbildung), FST A
Der diesjährige WK wird für das Logistikbataillon 52 und das Aufklärungsbataillon
11 mit einem Paukenschlag namens "CONDOTTA DUE" beginnen. Beide Bataillone
werden im Rahmen einer Übung mobilmachungsmässig aufgeboten. Das Log Bat 52
wird dabei per 28. September (erster WKTag) alarmiert. Nach der Mobilmachung
wird es im Laufe der ersten WK-Woche in
die Profiorganisation des Armeelogistikzentrums Othmarsingen integriert und bereitet
dort die Materialabgabe für weitere mobilisierende Truppen vor. Im konkreten Fall für
das Aufkl Bat 11, das eine Woche später, am
5. Oktober, mobilisieren wird.
Die Mobilmachung der beiden Bataillone läuft dabei, zeitversetzt um eine Woche, grundsätzlich gleich ab. Das Log Bat
52 mobilisiert über seine vorgesehenen Einsatzstandorte, das Aufkl Bat 11 auf dem
Skizze der Übungsanlage.
Waffenplatz Brugg. Geführt wird diese Mobilmachungsübung auf taktischer Stufe durch die Territorialregiralstab Hanspeter Aellig, Chef Ausbildung im Führungsstab der Aron 2 (Ter Reg 2), die Gesamtübungsleitung liegt beim Führungsmee, der als Teilprojektleiter Bereitschaft/Mobilmachung das System
stab der Armee.
konzipierte und verantwortlich für die Vorbereitung der Übung ist.
Das neue Bereitschaftssystem mit der Mobilmachung stellt in
der WEA sicher, dass die Armee aus dem Stand heraus jederzeit mit
Teil des neuen Bereitschaftssystems
den erforderlichen Kräften und Mitteln bereit ist, um kurzfristig auf
Um künftig wie geplant Milizformationen rasch und verzugslos einunvorhersehbare Ereignisse reagieren zu können.
rücken zu lassen, auszurüsten und in den Einsatz bringen zu können,
braucht es eine eingespielte Mobilmachungsorganisation. «Diese ist
das Kernstück des neuen Bereitschaftssystems, das mit der WeiterentSchulen und überprüfen
wicklung der Armee (WEA) optimiert wird», sagt Oberst im GeneVoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des neuen Systems
sind die Schulung und auch die Überprüfung der Vorgaben, zum Beispiel zugewiesene Einrückungsstandorte, Lagerorte von Material und
Fahrzeugen und die zentrale Führung der Mobilmachung durch die
künftigen Territorialdivisionen und die Luftwaffe.
«Mit "CONDOTTA DUE" können wir gleich mehrere Prozesse trainieren und durchleuchten», freut sich Oberst i Gst Aellig. Die
Übung hat einerseits zum Ziel, die taktische Umsetzung wesentlicher
Aspekte der Mobilmachung (Alarmierung/Aufgebote, Führung der
Mobilmachung, Mobilmachungsabläufe, Infrastruktur) zu überprüfen. Im Bereich Logistik andererseits wird die praktische Umsetzung
der Unterstützung für die Armeelogistikcenter durch ein Logistikbataillon für die Ausrüstung von weiteren mobilisierenden Verbänden
(Mehrschichtbetrieb in den Armeelogistikcenter) getestet. Oberst i
Gst Aellig: «Die aus der Übung gewonnenen Erkenntnisse und Konsequenzen fliessen in die definitive Ausgestaltung des BereitschaftsÜbungsvorbereitungen (Oberst Fritz Meister, Kdt Koordinationsstelle 2
mit seinen Mitarbeitern, Oberstlt i Gst Dominik Winter, Kommandant
und des Mobilmachungssystems ein.»
Log Bat 52 mit Stabsmitarbeitern, Vertreter LBA und ALC Othmarsingen)
16 armee.ch 1 / 15