1 / 15 Deine Armee – ton armée – il tuo esercito 4 TORNADO 2014 Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt 16 Eine neue Brücke für die Genietruppen Lehrverband Genie/Rettung 21 «Kampf der Orchester» mit Unterstützung der Militärmusik Komp Zen Mil Musik Editorial Deine Armee – ton armée – il tuo esercito Weil wir diesen Vorurteilen und Klischees begegnen möchten, unternimmt die Schweizer Armee im Jahr 2015 etwas Besonderes: Zwischen Mai und November führen alle Grossen Verbände unserer Milizarmee im Rahmen der Ausstellungsreihe «Deine Armee» Anlässe in der ganzen Schweiz durch. Bei 15 verschiedenen Gelegenheiten, an 15 verschiedenen Orten und bei 15 verschiedenen Einheiten kann sich die Bevölkerung unseres Landes über unsere Aufträge und unsere Fähigkeiten informieren. «Deine Armee» beinhaltet eine Kernausstellung, die überall die gleiche sein wird und sechs verschiedene Themen bietet: Risiken und Bedrohungen, Kämpfen, Schützen, Helfen, die Milizarmee und Berufe in der Armee. Daneben haben alle Grossen Verbände die Gelegenheit, ihre eigenen Mittel und Tätigkeiten zu zeigen. Die ersten Erfolge konnten an der HIGA in Chur, bei «AVENTICUM» in Avenches und in Schwyz verbucht werden; die Ausstellung stösst auf reges Interesse und löst positives Echo bei den Besucherinnen und Besuchern aus. Das haben wir einerseits der professionellen Aufmachung der Ausstellung zu verdanken. Vor allem haben wir das aber dem perfekten Auftreten und der motivierten Ausstellungsbetreuung der veranstaltenden Truppe zu verdanken. Die Angehörigen der Armee, die während ihrem Wiederholungskurs selbstsicher, kompetent und sympathisch ihre eigene Tätigkeit vorstellen, geben ein perfektes Bild unserer Miliz ab. Ihnen gebührt mein Dank und meine Anerkennung! Ich freue mich, dass «Deine Armee» dank unserer Miliz bei unserer Bevölkerung einen so echten und sympathischen Eindruck hinterlässt und danke Ihnen für Ihr Engagement zu Gunsten unserer Milizarmee! Ihr Kommandant KKdt Dominique Andrey 2 armee.ch Heer 1 / 15 Bild: ZEM Die Bevölkerung unseres Landes vertraut der Armee, das beweist einmal mehr die Studie Sicherheit 2015 der ETH Zürich: 80 Prozent der Befragten erachten die Armee nach wie vor als nötig, bei den 20- bis 29-Jährigen geniessen wir sogar eine nie dagewesene Zustimmung von 74 Prozent. Unsere Bevölkerung hat somit auch eine Vorstellung von unserer Armee und von ihren Aufgaben und Fähigkeiten. Also alles im grünen Bereich und wir können aufatmen und uns zurücklehnen? Nein, denn diese Vorstellungen basieren auf gemachten Erfahrungen, die neueren oder aber auch älteren Datums sein können oder auf Erzählungen aus dem Familien- und Bekanntenkreis. Vielfach sind sie mit Klischees oder Vorurteilen behaftet oder sogar mit etwas «Seemannsgarn» ausgeschmückt. Inhalt 4 Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt TORNADO 2014 6 Erfolgreiche Einbindung der zivilen Behörden in die Übung "ODESCALCHI" Übung ODESCALCHI 8 Mit Stacheldraht und Sperrgitter im Einsatz fürs WEF Bauarbeiten am WEF 10 Die Armeetiere unterstützen die Infanterie Von Männern, Hunden und Pferden 12 Praktische Übungen mit der Infanterie-Rekrutenschule 11 Lehrverband Infanterie 14 «Captain Speck Sparrow» am Ruder des Spiels Ter Reg 4 Militärspiel Territorialregion im WK 16 Eine neue Brücke für die Genietruppen Lehrverband Genie/Rettung 4 TORNADO 2014 Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt 18Armeetaucher Das Arbeiten in eiskaltem Wasser 20 Von der Militärmusik zur Artillerie Jonas Vollenweider 21 «Kampf der Orchester» mit Unterstützung der Militärmusik Komp Zen Mil Musik 22 Achtung Lawinen! Den Schnee beobachten und messen für den Lawinenschutz 24 Sommertournee Schweizer Armeespiele Komp Zen Mil Musik Impressum «armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Kommandanten Heer, erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Nächste Ausgabe: 2/2015Redaktionsschluss: 14.09.2015 Erscheint am: Winter 2015 Herausgeber: Kommandant Heer Redaktion: Kommunikation Heer, Papiermühlestrasse 14, 3003 Bern Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, 8400 Winterthur Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich bei der Militärdirektion des Wohnkantons. Alle anderen bei der Kommunikation Heer Copyright: VBS/DDPS Internet: www.armee.ch/heer 16 Eine neue Brücke für die Genietruppen 21«Kampf der Orchester» mit Unterstützung der Militärmusik armee.ch Heer 1 / 15 3 Ter Reg 1 TORNADO 2014 Unwetter in der waadtländischen Hauptstadt Günstige Voraussetzungen für einen wirksamen Einsatz verschiedener ziviler und militärischer Kräfte im Falle einer Katastrophe grossen Ausmasses zu schaffen: Das war das Ziel der Übung TORNADO 2014, die vom 10. bis 13. November 2014 in der Innenstadt von Lausanne und an der Waadtländer Riviera stattfand. Bei der vom Stab der Territorialregion 1 konzipierten und geleiteten Katastrophenhilfe-Übung ist es gelungen, verschiedene Partner an verschiedenen, von ungewöhnlich starken Unwettern betroffenen Standorten koordiniert einzusetzen. Hier nun der Verlauf und die Erfahrungen im Einzelnen. Hptm Gilles Meystre, Projektleiter «Kommunikation» TORNADO 2014 Gondo, Leuk, Brig, Arbaz oder Visp: Diese Walliser Ortsnamen wecken bei uns allen zahlreiche Erinnerungen. Und das nicht ohne Grund: Sie stehen für Katastrophen, bei denen die Behörden infolge von Überschwemmungen, Erdrutschen oder Waldbränden grossen Ausmasses die Schweizer Armee um Unterstützung ersucht haben. Anlässlich solcher Ereignisse mussten alle verfügbaren Kräfte und Mittel zusammengeführt werden, um gegen die Naturgewalten und ihre teilweise verheerenden Folgen anzukämpfen. Im Kanton Waadt waren derartige Hilfseinsätze glücklicherweise wesentlich seltener erforderlich. Die Territorialregion 1 hat selbstverständlich bei Grossereignissen wie dem Frankofonie-Gipfel in Montreux und der Gymnaestrada in Lausanne ihren Beitrag geleistet. Die letzte schwere Katastrophe im Waadtland – der Brand in der Lausanner Avenue de Provence im Jahr 2009 – liegt allerdings schon einige Jahre zurück. Obwohl die Natur im Kanton Waadt eher friedlich ist, kann sie sich doch unvermittelt von ihrer grausamen und launischen Seite zeigen. Vor diesem Hintergrund hat Divisionär Roland Favre, Kommandant der Territorialregion 1, seinen Stab beauftragt, eine Bataillonsübung zum Thema starke Unwetter mit weitreichenden Auswirkungen zu organisieren. Übungen im Stadtgebiet Zahlreiche Katastrophenhilfe-Übungen (VULCAIN, INTER 13 etc.) haben es in der Vergangenheit bereits ermöglicht, die Zusammenarbeit zwischen schweizerischen Zivil- und Militärkräften zu verstärken. TORNADO 2014 stellte allerdings insofern eine Premiere dar, als die Übung im städtischen Umfeld stattfinden sollte. Diese Wahl ist alles andere als ein Zufall, denn sie vereint unterschiedlichste Aspekte. Einerseits den geografischen Aspekt aufgrund der Bedeutung des architektonischen Erbes und der 4 armee.ch Heer 1 / 15 anspruchsvollen Einsatzumgebung. Andererseits den operationellen Aspekt aufgrund der Vielzahl an Diensten, die im Unglücksfall betroffen sind (Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Sanitätsdienste etc.). Und schliesslich die sicherheitstechnischen Aspekte, da die Bevölkerungsdichte in der Stadt eine erhebliche soziale Herausforderung darstellt. Der Brand in der Avenue de Provence 2009 hat eindeutig gezeigt, wie wichtig es ist, dass jedes Glied in der Rettungskette seine Partner kennt, dass alle dieselbe Sprache sprechen und dass die Verfahren vereinheitlicht werden, hauptsächlich im Bereich der Führungstechnik. Das Ereignis hat ebenfalls die überaus breite Palette an Aufträgen vor Augen geführt, die der Armee zufallen können, wenn die zivilen Mittel ausgeschöpft sind. Dies erklärt die Vielfalt der Akteure und Einsatzarten im Rahmen von TORNADO 2014. Die Akteure wurden mit einem anspruchsvollen Szenario konfrontiert: Erdrutsche, Hochwasser, Überschwemmungen und Kanalbrüche haben die Zivilbehörden nach und nach dazu veranlasst, der Armee verschiedenste Aufgaben zu übertragen: Suche, Lokalisierung und Rettung von Opfern, Wassertransport und Brandbekämpfung, Übernahme und Transport von Kulturgütern, Wiederherstellung der Stromversorgung, Evakuierung, Beförderung und Versorgung der Bewohner von Alters- und Pflegeheimen, Wiederherstellung von Verkehrsachsen, Suchaktionen, Sanitäts- und Feuerwehrdienste, Durchqueren von Wasserläufen … Einsätze, die das Katastrophenhilfebataillon 34 auf eine harte Probe gestellt haben, aber schliesslich zur vollsten Zufriedenheit der Zivil- und Militärbehörden ausgeführt werden konnten. Beteiligte Akteure Nach einer solchen Übung gehen einem viele Bilder durch den Kopf und hinterlassen bleibende Eindrücke: Da waren zunächst die Bewohner des Alters- und Pflegeheims, die sich freiwillig zur Teilnahme an der Übung bereit erklärt hatten und ihren militärischen Mitstreitern lachend und freundlich begegneten, wodurch intensive Momente der Gemeinsamkeit entstanden. Dann die Volksvertreter, die aufmerksam einen Wassertransport von der Place de la Riponne bis zur brennenden Kathedrale von Lausanne verfolgten. Und schliesslich all die Schaulustigen, die dieses Truppen- und Materialaufgebot mitten in der Innenstadt von Lausanne sichtlich beeindruckte. Auch nicht zu vergessen sind die Fernsehbilder der Überschwemmungen, die gleichzeitig das Tessin heimsuchten und TORNADO 2014 besonderen Nachhall und Aktualität verliehen. Neben den emotionalen hinterliess die Übung aber auch viele lehrreiche Eindrücke. Besonders ist hier der Eifer hervorzuheben, den die beteiligten Einrichtungen an den Tag legten. Er spiegelt die Sinnhaftigkeit Der Einladung, an der Planung und Durchführung dieser Übung mitzuwirken, sind über zehn Partner gefolgt. Vonseiten des Staates Waadt beteiligten sich der Kantonale Führungsstab (KFS), die kantonale Behörde für zivile und militärische Sicherheit (SSCM), die Kantonspolizei, die kantonale Versicherung ECA und Sanitäter des Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV). Auf Gemeindeebene nahmen die Stadt Lausanne und ihr Dispositiv DIAM (Directives pour l’engagement des secours en cas d’accident majeur – Richtlinien über den Einsatz von Hilfskräften bei grösseren Störfällen) sowie die örtliche Versicherungsvereinigung Association Sécurité Riviera und die Stadt Montreux teil. Auf militärischer Seite leisteten der Stab Ter Reg 1 und das Katastrophenhilfebataillon 34 Unterstützung. Hinzu kamen ausserdem einige halbstaatliche und private Partner, darunter die Kathedrale von Lausanne, das kantonale Münzenmuseum sowie das Alters- und Pflegeheim La Rozavère. Insgesamt waren etwa 1000 Personen an dieser Grossübung beteiligt. Lehren aus der Übung TORNADO 2014 Erleben Sie TORNADO2014 erneut! Umfangreiche Informationen zur Übung und zahlreiche Bilder finden Sie unter: • www.tornado2014.ch • twitter.com/reg_ter_1 • facebook/regionterritoriale1 Bild : Dufour, Kantonspolizei Waadt Bild : Pittier, Polizei Lausanne Bild : Jacquerod, SPS Lausanne Evakuierung von Verwundeten aus dem Glockenturm der Kathedrale von Lausanne mithilfe eines Rettungskrans der Feuerwehr Lausanne. Bild : Jacquerod, SPS Lausanne Evakuierung der Kellergeschosse des Münzenmuseums. Die Kulturgüter wurden vom Zivilschutz fachgerecht verpackt und an einen sicheren Ort gebracht. Bild : Dufour, Kantonspolizei Waadt Bild : Dufour, Kantonspolizei Waadt Wiederherstellung von Verkehrsachsen auf den Höhen von Lausanne in Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt (SPS) der Stadt Lausanne. Bild : Komm Zelle Ter Reg 1 Suchaktion im Wald von Chalet-à-Gobet. Bild : Komm Zelle Ter Reg 1 Evakuierung und Versorgung der Bewohner des Alters- und Pflegeheims La Rozavère bei strömendem Regen. Wassertransport von der Place de la Riponne zur Kathedrale von Lausanne. Bild : Komm Zelle Ter Reg 1 Bild : Pittier, Polizei Lausanne einer solchen Übung und gleichzeitig das Interesse wider, das die Armee bei den zivilen und privaten Partnern wecken konnte. Entsprechend wird es eine Wiederholung von TORNADO geben, und zwar voraussichtlich 2017 im Kanton Neuenburg. Lehrreich war ausserdem die erhebliche Bedeutung der Kommunikation bei dieser Übung. Zivile und militärische Strukturen verfügen nämlich über eine jeweils eigene Sprache in Sachen Führungstechnik und -rhythmus. Im Eifer des Gefechts können diese Besonderheiten den Einsatz verzögern und Verwirrung stiften. Übungen wie diese ermöglichen es, Unterschiede zu erkennen und abzubauen. Wenn zudem die Sprache der Truppe von derjenigen der Einsatzregion abweicht, ist ebenfalls mit Verständnisproblemen zu rechnen. Daher kommt der Wahl der Militärkader, die für die Kommunikation mit den zivilen Partnern zuständig sind, besondere Bedeutung zu. Schliesslich haben die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter, die erstmalig von der Kommunikationszelle der Territorialregion 1 eingesetzt wurden, bewiesen, dass sie mehr sind als nur ein Spielzeug für Freaks. Einerseits ermöglichen sie es, Bevölkerungsgruppen anzusprechen, die über traditionelle Medien nur schwer erreichbar sind, und andererseits bieten sie die Möglichkeit, permanent über den Verlauf der Massnahme, ihre konkreten Auswirkungen für die Bevölkerung (Verkehrsbehinderungen usw.) und die angemessenen Verhaltensweisen (verbotene Bereiche usw.) zu informieren. Darüber hinaus hat TORNADO 2014 der eingesetzten Truppe und ihren Kadern ins Gedächtnis gerufen, wie wichtig die Organisation der Ablösung ist, um die Verfügbarkeit der Einheit sowie deren dauerhaften Einsatz zu gewährleisten. Bild : Pittier, Polizei Lausanne Ter Reg 1 Auch in Montreux arbeiteten Feuerwehr und Militärs beim Wassertransport und der Brandbekämpfung Hand in Hand. armee.ch Heer 1 / 15 5 Ter Reg 3 Übung ODESCALCHI Erfolgreiche Einbindung der zivilen Behörden in die Übung "ODESCALCHI" Vom 03. bis 07. November 2014 hat die Territorialregion 3 (Ter Reg 3) ihren Stabskurs in Mendrisio (TI) durchgeführt. Während dieses Stabskurses hat die Übung ODESCALCHI, bei der im Raum Chiasso ein umfangreicher Katastrophenfall simuliert werden soll, die nächste Planungsphase erreicht. Neben den Vertretern der Schweizer und der Italienischen Armee haben sich nun auch die zivilen Behörden aktiv an der Übungsplanung beteiligt. Ziel der Übungsvorbereitung war die Abstimmung der Einsätze der verschiedenen Rettungskräfte. Maj Marco Meier, Chef Medien Territorialregion 3 Die Ter Reg 3 als Initiantin der Übung ODESCALCHI Mit der Übung ODESCALCHI wird im Juni 2016 ein umfangreicher Katastrophenfall im Raum Chiasso simuliert, bei dem ein mit Treibstoff beladener Güterzug verunglückt und Schäden im grösseren Ausmass verursacht. Bei einem solchen Katastrophenfall wären nicht nur die zivilen Behörden und die Armee der Schweiz betroffen, sondern auch jene aus Italien. Eine solche Zusammenarbeit mit Italien wurde noch nie geprobt. Obwohl es sich bei ODESCALCHI um einen subsidiären Einsatz der Armee handelt, kam die Initialzündung für diese Übung von der Ter Reg 3, erläuterte Divisionär Marco Cantieni, Kommandant der Ter Reg 3. Laut dem Kommandanten sollte eine solche Übung alle paar Jahre gemacht werden. Da die grenzüberschreitende Katastrophenhilfe zu dem Aufgabenbereich der Ter Reg 3 gehört, sei die Zusammenarbeit mit Italien wesentlich. «Es ist wichtig, dass wir zusammen mit den Italienern eine Übung machen können, damit man auch weiss, mit wem man in einem Ernstfall Kontakt aufnehmen muss. Die ersten Schritte sind dann viel einfacher zu koordinieren», so Divisionär Cantieni. Übung einer grenzüberschreitenden Krisensituation In der Region Mendrisiotto und auch in Como wurde die Idee gut aufgenommen. Der Zug, der bei dieser Übung fiktiv entgleist, durchfährt zweimal täglich diese Strecke. Zudem hat Italien eine solche Si- 6 armee.ch Heer 1 / 15 tuation beim Zugunglück von Viareggio 2009 bereits erlebt. «Es handelt sich um ein Szenario mit Dominoeffekt. Eine solche Katastrophe hätte Auswirkungen bis zum Gotthard und den Verkehr müsste man bereits im Mittelland anhalten», erklärt Divisionär Cantieni. Die zivilen Behörden wären bei einem solchen Szenario als erstes an der Front, erläutert Norman Gobbi, Staatsrat des Kantons Tessin und Leiter des Departementes der Institutionen. Zusätzlich würden die kantonale Reserve – der Zivilschutz – und die strategische Reserve – die Armee – aufgeboten. Bei einer solchen Übung kann beispielsweise die Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden und der Armee getestet werden. «Es zeigt sich dann auch, wo man aus Sicht der zivilen Behörden noch mehr Ressourcen benötigt», fügt Gobbi an. Die Planung der Übung hat letztes Jahr begonnen und umfasste bereits die Beteiligung der Vertreter der Schweizer und der Italienischen Armee. In einer nächsten Phase galt es nun, die zivilen Behörden wie Feuerwehr, Polizei und Sanität in die Übung einzubinden und die detaillierte Planung vorzunehmen. Während des dritten Stabskurses in diesem Jahr konnte das Kommando der Ter Reg 3 dies erfolgreich umsetzen und die Projektverantwortung dem Stab übergeben. Bereits grosse Planungsfortschritte erzielt Vor einem Jahr, im Stabskurs III in Tenero, wurde versucht die richtigen Ansprechpartner auf Seite der Italienischen Armee und der zivilen Behörden zu finden. Bei der Übung ODESCALCHI geht es weniger darum, dass die Soldaten zusammen arbeiten, sondern dass sich Ter Reg 3 die politischen Verantwortlichen kennenlernen und die zivilen Seiten zusammen arbeiten können, erklärte Divisionär Cantieni. Eine wesentliche Herausforderung in der Planung sei der Unterschied in den Armeemodellen der Schweiz und Italien. Während Italien über eine Berufsarmee verfügt, die dauernd im Einsatz ist, muss die Schweiz mit dem Milizmodell mit weniger Zeit zurechtkommen, die für die Planung zur Verfügung steht. Dazu kommt die Koordination zwischen der Armee und den zivilen Behörden. Die zivilen Behörden haben durch die Subsidiarität die Leitung bei einem solchen Katastrophenfall. Sie geben vor, was zu tun ist. Die Armee hingegen gibt vor, womit und wie etwas gemacht wird. «Die grosse Herausforderung ist, dass das Ereignis in einem umfangreichen urbanen Gebiet eintritt, in dem es eine hohe Bevölkerungskonzentration gibt», betont Staatsrat Norman Gobbi, «Zudem nimmt bei dieser Übung auch die Grenze eine wichtige Rolle ein, da unter anderem auch rechtliche Fragen geklärt werden müssen». Auch wenn während der Übung nicht alles reibungslos verlaufen sollte, könne man am Ende der Übung die gewonnenen Erkenntnisse zusammentragen und prüfen, wo es noch Korrekturen benötige, fügte er an. Synchromatrix – Ein wichtiges Instrument zur Abstimmung der Einsatzplanung Ein bedeutsames Steuerungsinstrument bei der Übungsplanung ist die Synchromatrix, eine grafische Darstellung der Übung über Zeit und Ort, mit deren Hilfe die Einsätze der Truppen gesteuert und mit den Einsätzen der zivilen Behörden abgestimmt werden. Da es sich bei der Übung ODESCALCHI um ein umfangreiches Projekt handelt, müssen die Abläufe aller involvierten Parteien bestmöglich synchronisiert werden, um ungewollte Zwischenfälle zu vermeiden. «Wenn beispielsweise ein Führungsunterstützungsbataillon über eine provisorische Brücke fahren muss, muss diese Brücke zuerst gebaut werden, bevor dem Bataillon der Befehl zur Verschiebung gegeben werden kann», sagt Divisionär Cantieni. Aus diesem Grund wurde die Übung während des Stabskurses in Mendrisio im Miniaturformat anhand eines Modells und der Synchromatrix mehrfach simuliert. Spezialisten der Armee und der zivilen Behörden konnten während dieser Simulationsphasen ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen, um so die Feinabstimmung der Einsätze vorzunehmen. Mit den Ergebnissen der Übungsplanung können dann in einem weiteren Schritt die Personalplanung, die Organisation der Infrastruktur sowie die Auftragserteilung vorgenommen werden. Austausch zwischen den Kameraden der beiden Armeen. Grosses Medieninteresse bei der Präsentation von ˝ODESCALCHI˝. Taktische Gespräche zwischen den zivilen Behörden und Oberstlt Paolo Baiardi. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Maj Marco Meier Chef Medien Territorialregion 3 079 649 12 48 [email protected] Maj i Gst Ryan Pedevilla präsentiert das Szenario von ˝ODESCALCHI˝. Grafische Darstellung der Katastrophe. armee.ch Heer 1 / 15 7 Ter Reg 4 Bauarbeiten am WEF Mit Stacheldraht und Sperrgitter im Einsatz fürs WEF Sie sind jeweils die Ersten die kommen und die Letzten die gehen. Der Genie Verband, der alljährlich vor und nach dem WEF in Davos im Einsatz steht. Jedes Jahr sind es andere Angehörige der Schweizer Armee, die dort zum subsidiären Einsatz aufgeboten werden. In diesem Jahr war es die Bausappeurkompanie 23/4 des Katastrophenhilfebataillon 23 – einem Bataillon der Territorialregion 4. Sdt Thomas Färber, Komm Zelle Ter Reg 4 Ob Microsoft-Gründer Bill Gates, UNOGeneralsekretär Ban Ki-Moon, Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus – wenn sie sich in Davos zum Stelldichein der grossen Namen aus Wirtschaft und Politik treffen, dann wollen sie sicher sein, dass sie sicher sind. Und dank acht Millionen gut investierten Franken, die jährlich von Bund, Kanton, Landschaft Davos und WEF-Stiftung in die Hand genommen werden, können sie sich dessen auch sicher sein. Mit verantwortlich für die Sicherheit vor Ort ist unter anderem die Schweizer Armee. Nicht nur trägt sie während des WEF selbst mit einem Grosseinsatz von rund 3000 Armeeangehörigen in der Luft und am Boden direkt zur Sicherheit des weltbekannten Anlasses bei. Die Schweizer Armee steht schon Wochen vor dem WEF im Einsatz. In der Hand halten die Armeeangehörigen dann aber nicht etwa Sturmgewehr und Handgranate, sondern Stacheldraht, Sperrgitter, Motorsäge, Hammer und Schraubschlüssel. Wenn Bausappeure härten Zum Dienst antreten musste die Mehrheit der rund 150 Armeeangehörigen der Bausappeurkompanie 23/4 am Montag, 5. Januar – ganze zweieinhalb Wochen, bevor sich in Davos alles was in der Weltpolitik Rang und Namen hat die Hand schüttelt. Die Aufträge der Bausappeure sind klar befohlen: Sie leisten hier in Davos einen subsidiären Einsatz zu Gunsten des Kantons Graubünden und der Kantonspolizei Graubünden. Jedes Jahr ist das ein anderer Genieverband. Für den WEF-Einsatz 2015 wurde sie temporär aus ihrem Mutterbataillon, dem Katastrophenhilfebataillon 23 der Territorialregion 4, herausgelöst. Militärisch ist die Bausappeurkompanie am WEF dem Kommandanten des Einsatzverbandes Boden unterstellt, und das ist Divisionär Marco Cantieni, Kommandant der Territorialregion 3. Vor Ort in Davos ist es Oberst Moreno Monticelli, der als Chef Genie WEF den Auf- 8 armee.ch Heer 1 / 15 und Abbau der Sicherheitsdispositive führt. Er tut es nicht zum ersten Mal und bringt die Ziele des Einsatzes kurz und knapp auf den Punkt: Primär unterstützt die Bausappeurkompanie die Kantonspolizei Graubünden bei den Härtungsarbeiten und dem Erstellen des Schutzdispositivs. Das heisst, sie stellt hunderte Sperrgitter und Zaunelemente auf, spannt kilometerweit Stacheldraht und baut Beobachtungsposten. Sekundär unterstützt sie den Einsatzverband Boden (EVB) und den Einsatzverband Luft (EVL) bei der Härtung der von der Armee zu schützenden Objekte und sensibler Infrastruktur. Die Einsätze verteilen sich dabei über ein grosses Einsatzgebiet in und um Davos. An insgesamt 20 Standorten wirkt die Bausappeurkompanie in diesen Tagen. Die gleiche Sprache sprechen Die Verantwortung dafür, dass alle 150 Mann immer zur rechten Zeit am rechten Ort sind und ihre Leistung in der geforderten Qualität erbringen können, trägt während diesen Wochen in Davos Kompaniekommandant Hauptmann Sven Büchel. Er hat eine anspruchsvolle Aufgabe, die tagelanges Vorausplanen erforderte. «Ich musste die Einsatzpläne bis ins letzte Detail und bis auf die Ebene Gruppe ausarbeiten. Es gibt viele Orte, an denen wir in diesen Tagen im Einsatz stehen und es sind viele Aufgaben zu erledigen. Die Truppe ist zum Teil weit verstreut im Gebiet unterwegs. Dass alle immer wissen was zu tun ist und tatsächlich auch etwas zu tun haben, ist nicht ganz einfach zu koordinieren. Gute Abspracherapporte sind da unverzichtbar.» Hauptmann Sven Büchel, der das erste Mal als Kadi in Davos ist, kann auf die Erfahrung der Kantonspolizei Graubünden zählen. Sie ist beim WEF der wichtigste Partner der Armee und wirkt bis auf die unterste Ebene hinab unterstützend. Die Polizei weiss genau wo die Sperrgitter wie platziert werden müssen und schlüpft kurzerhand schon auch mal in die Rolle des Gruppenleiters. Ganz allgemein sprechen Militär und Polizei in Davos die gleiche Sprache – und die Köpfe kennt man spätestens nach einigen Tagen auch. Das bestätigt Curdin Jäger von der Kantonspolizei Graubünden – er erlebt den WEF-Aufbau nun bereits zum sechsten Mal. Er war selbst auch im Militär, so rede man schnell vom Gleichen. Jäger schätzt den Einsatz der Armee sehr, insbesondere die Manpower sei sehr wertvoll, sagt er. «Auch die Truppengattungen kommen uns meist sehr entgegen. In der Regel sind es Handwerker, das ist gut. Da ergibt sich vieles wie von selbst.» Einsatzbezogene Ausbildung Der Einsatz, so Hauptmann Sven Büchel, habe auch für die Armeeangehörigen grosse Vorteile. Beim Wiederholungskurs in Davos handle es sich um eine einsatzbezogene Ausbildung. Die Auf- und Abbauarbeiten am WEF seien ein Ernsteinsatz und keine Übung. Die geleistete Arbeit müsse qualitativ überzeugen und werde auch kontrolliert und offiziell abgenommen. «Wenn die Soldaten hier Härten, dann muss es ‚verhebe‘. Da darf es nachher wirklich keine Lücke mehr haben. Das ist anspruchsvoll, denn die AdA müssen Verantwortung übernehmen und präzis und genau arbeiten, sie sehen am Ende des Tages aber auch was sie geleistet haben.» Aber auch für Hauptmann Sven Büchel selbst ist die Erfahrung WEF in Davos eine ganz besondere. Er wurde mit seiner Kompanie aus einem Bataillon herausgelöst und direkt einer Territorialregion unterstellt. Das hiess nicht nur, dass er viele neue Köpfe kennen lernen musste, er musste auch ohne Unterstützung des Bataillonsstabes auskommen. Arbeiten, die sonst der Bataillonsstab übernimmt, musste er selbst erledigen, das ganze Materialwesen zum Beispiel, musste Büchel selbst organisieren. Missen will er die Erfahrung dennoch nicht. Viele neue Leute habe er kennengelernt und die Aufgabe sei zwar neu und anders, aber sehr interessant gewesen. Ter Reg 4 Nachgefragt beim Gefreiten Kevin Affolter Kevin, seit wann seid ihr im Einsatz und was sind eure Aufgaben? Wir sind seit Montag, 5. Januar, vor Ort und unsere Gruppe von rund acht bis zehn Mann hat seither hauptsächlich Sperrgitter gestellt zur Härtung der verschiedenen Sicherheitszonen. Wie wichtig ist Teamwork für die Härtungsarbeiten? Es ist das alles entscheidende Element. Stimmt die Chemie nicht untereinander, dann ist es mühsam. Wenn aber jeder weiss, was er zu tun hat und die Zusammenarbeit spielt, dann läuft es. Und wenn’s läuft, macht’s auch mehr Freude. Ist es eine spannende Arbeit? Ja, das kann man sagen. Sie ist zwar nicht besonders abwechslungsreich, aber am Ende der Woche, da sieht man, was man geleistet hat. Das ist zufriedenstellend. Du bist gelernter Anlagen- und Apparatebauer. Ein Vorteil für diese Arbeit? Auf jeden Fall. Die Mehrheit meiner Kameraden in der Bausappeurkompanie hat einen handwerklichen Hintergrund oder Beruf und das ist auch der Grund, warum es bei uns läuft wie am Schnürchen. Wir reden dieselbe Sprache, man versteht sich, die Leute können mit den Geräten umgehen und die Handgriffe sitzen. Ihr härtet und sichert hier mitten im Kern von Davos Anlagen und Räume, ein nicht alltäglicher Ort für einen Wiederholungskurs. Wie erlebst du es? Ich bin das erste Mal für einen Wiederholungskurs hier oben in Davos und es ist schon speziell – sowohl was die Arbeit anbelangt, aber auch was den Ort angeht. Wir haben eine tolle Unterkunft, fast ein bisschen Luxus und mal etwas anderes, als immer im Bunker. Davos selbst sieht man zwar und ich bin beeindruckt von dieser speziellen «Bergstadt» mit den vielen Hochbauten, aber richtig erleben können wir Davos natürlich nicht. Wir sind ja nur zum Arbeiten hier oben. armee.ch Heer 1 / 15 9 LVb Inf Von Männern, Hunden und Pferden Die Armeetiere unterstützen die Infanterie Die Durchhaltewoche der Infanterie Kaderschule ist stets ein grosser Moment für die Anwärter. Dieses Jahr gab es eine angenehme Überraschung: Sie durften die Übung mit den Hunden und Pferden des Kompetenzzentrums Armeetiere bestreiten. Diese erste Zusammenarbeit war überzeugend, doch sie muss weiterhin trainiert werden. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Nichts als Materialkisten warten auf die Offiziersanwärter der Infanterieschule. Ihre Aufgabe ist es, die Kisten auf den 1230m hohen Gipfel des Hällchöpfli zu bringen. «Wie sollen wir nur all das hier hinauf bringen?» Oberst i Gst Mathias Müller, Kommandant der Offiziersschule ist hocherfreut: «Wir wollten, dass sie sich genau das fragen.» Zug um Zug starten die Anwärter. Die Kisten sind schwer, es wird dunkel, es ist kalt und niemand hat geschlafen. Sich zu beschweren hat keinen Sinn, denn es ist die Durchhaltewoche und sie wird nicht vor Ankunft an der 100-Kilometer-Ziellinie in einigen Tagen enden. Am Morgen wartet eine grosse Überraschung auf die Anwärter, die keine Ahnung haben, welche Wende dieser Tag nehmen wird. Die Trainsoldaten und die Hundeführer der Armee werden an der Übung teilnehmen. «Es ist das erste Mal, dass wir mit dem Kompetenzzentrum Armeetiere zusammenarbeiten», erklärt Mathias Müller. Major Philipp Grossenbacher, Verantwortlicher für die Übung, fügt hinzu: «Ziel der Übung mit den Pferden und Hunden ist es, unseren Anwärtern zu zeigen, wie diese Tiere eine Infanterietruppe unterstützen können. Es ist wichtig, dass der Gruppenchef die Arbeit mit Hundeführern und Trainsoldaten gut koordiniert – keine einfache Aufgabe.» «Diese Pferde sind wie Maschinen» Während die Trainsoldaten die Halterungen vorbereiten, an welchen die Kisten befestigt werden, warten die Pferde artig vor den Stallungen. Eins nach dem anderen wird beladen und die Züge machen sich auf den Weg. Allen voran geht ein Hundeführer, gefolgt von einem Infanteriezug und vier Pferden. Schon bald wird der Hang steil. Die Offiziersanwärter der Infanterieschule, die bereits seit einer Woche ein hartes Leben führen, legen eine kurze Pause zum Verschnaufen ein. Ein Trainsoldat holt eine Tafel Schokolade aus seiner Tasche und gibt sie mit einem Lächeln den Anwärtern, welche erstaunt schauen. «Teilt sie!» Im Handumdrehen ist die Schokolade weg, Mensch und Tier machen sich wieder auf den Weg. 10 armee.ch Heer 1 / 15 Bilder : Mattias Nutt LVb Inf «Ein gut trainiertes Pferd kann bis zu 200 Kilo während zehn Stunden im steilen Gelände auf dem Rücken tragen», erklärt Adjutant Unteroffizier Mathias Muster, Fachausbildner Train. «Einige der heute eingesetzten Pferde sind jedoch noch nicht lange beim Kompetenzzentrum Armeetiere und noch nicht bereit, so viel so lange zu schleppen. Es ist wie bei den Menschen; sie müssen trainieren. Die Trainsoldaten haben den Aufstieg gestern Abend ohne Gepäck gemacht, um den Weg zu ebnen.» Anwärter Rodriguez, beeindruckt von der Kraft der Pferde, sagt zu seinem Kollegen: «Diese Tiere sind wie Maschinen! Zum Glück sind sie hier, um uns zu helfen!» Mit Hunden ins Gelände eindringen Auf dem Gipfel des Hällchöpfli angelangt, wird den Pferden die Last abgenommen und sie dürfen die Übung in Richtung Balsthal verlassen. Für Anwärter und Hundeführer ist die Übung jedoch noch nicht beendet: Sie haben die Aufgabe, in ein Gelände einzudringen und mehrere Häuser zu durchsuchen. Am Vorabend haben sie das schon geübt, die Arbeit mit den Hunden war aber noch nicht automatisiert. «Es bräuchte mehr als eine Übung mit den Hundeführern, um mit den Hunden arbeiten zu können. Ein Tag ist etwas kurz, um Automatismen zu entwickeln», meint Major Grossenbacher. Auf dem Weg zum Dorf versteckt sich ein bewaffneter Mann im Gebüsch. Die Anwärter versuchen mit ihm zu diskutieren, aber er zeigt sich wenig kooperativ. Die Hundeführer intervenieren. Im Handumdrehen wird der Mann unbeweglich gemacht und in Handschellen gelegt. Die Anwärter können nun weiter vorrücken. Sie gehen in Stellung und bewegen sich dann von einem Gebäude zum andern, bis sie das ganze Dorf gesichert haben. «Wir arbeiten für einmal mit anderen Waffen als üblich», freut sich Anwärter Rodriguez. «Die Hunde sind viel schneller als wir bei einer Gebäudedurchsuchung. Es ist beeindruckend, sie am Werk zu sehen.» Für die Hundeführer ist die Übung ebenfalls zufriedenstellend. «Der Austausch mit der Infanterie war sehr interessant, obwohl wir nicht die gesamte Arbeit mitverfolgen konnten. Bei einem solchen Einsatz dabei zu sein, war sehr lehrreich für uns.» armee.ch Heer 1 / 15 11 LVb Inf Lehrverband Infanterie Praktische Übungen mit der Infanterie-Rekrutenschule 11 Die Infanterie muss glaubwürdig, gut strukturiert und selbstsicher sein. Seit 2013 wenden die Rekrutenschulen das neue Einsatzreglement der Infanterie an. Mehrere Handbücher erklären die Taktik der Infanterie auf Stufe Bataillon, Kompanie und Zug. Ein Bericht über die Infanterie-Rekrutenschule 11 aus dem Übungsdorf bei Walenstadt. Letizia Paladino, Kommunikation Heer «Früher bestand die Armee aus 800 000 Soldaten. In den vergangenen Jahren nahm der Armeebestand jedoch ständig ab und entsprechend müssen die Soldaten heute ausgerüstet und vorbereitet werden.» Der Lehrverband Infanterie hat unter der Leitung von Brigadier Lucas Caduff ein neues Reglement für den Einsatz der Infanterie herausgegeben. Dieses führt die verschiedenen Einsatzmög- 12 armee.ch Heer 1 / 15 lichkeiten, die infanteriespezifische Taktik sowie die damit verbundenen Führungsgrundsätze und technischen Weisungen auf. «Es ist wichtig, das Knowhow zu bewahren und es den heutigen Mitteln anzupassen.» Um das neue Reglement 1:1 zu präsentieren, hat die Infanterie-Rekrutenschule 11 die Rolle des Akteurs übernommen. Am Mikrofon kommentiert Oberst i Gst Romeo Fritz, Kommandant der Rekrutenschule, die Präsentation. «Die grossen Änderungen im Vergleich zu den Reglementen von 2003 bestehen hauptsächlich in der Gliederung eines Zugs. Ein Zug bestand vorher aus drei Gruppen, heute sind es vier.» LVb Inf Verifikation einer Nachricht Aus dem Munitionsraum ertönen Schüsse und ein Knall. Vier Gruppen sind einsatzbereit, kennen aber die genaue Lage nicht. Ihre Aufgabe ist es, den Sektor abzuriegeln und zu durchsuchen. «Das Megafon ist ein zusätzlicher Trumpf in der Infanterieausrüstung. Der Gesprächsaustausch mit den Akteuren über eine grössere Distanz verhindert Gewaltausschreitungen», erklärt Oberst i Gst Romeo Fritz. Geschützt hinter einem Radschützenpanzer kommt ein halber Zug im Sektor in den Einsatz. Die Gegner reagieren nicht. Einer nach dem anderen wird in Handschellen gelegt und in die Triage-Zone gebracht, wo die Verletzten erste Hilfe bekommen. «Wir unterscheiden drei Phasen im Einsatzvorgehen: Die Einsatzvorbereitungen, den Bezug eines Bereitstellungsraum, die Abriegelung des Ortes und anschliessend die Durchführung», erklärt Romeo Fritz. «Wichtig bei einer solchen Operation ist, dass der Gruppenchef nur ein Problem auf einmal löst.» Trennung der Akteure Durchsuchung einer urbanen Zone Ein Radschützenpanzer Piranha 93 erscheint im urbanen Gelände. Es folgt ein Schusswechsel von zwei Akteuren aus gegenüberliegenden Gebäuden. Plötzlich wird das Militärfahrzeug von einem Akteur unter Beschuss genommen; es wird also direkt in den Kampf involviert. In dieser Notwehrsituation und um der Mannschaft zu erlauben, auszusteigen und Deckung zu suchen, erwidert das Militärfahrzeug das Feuer. Von der anderen Seite her neutralisiert die andere Hälfte des Zuges die Akteure, indem sie sie im Innern der Gebäude einkesselt. «Der Gruppenchef beauftragt mehrere Soldaten, das Gebäude zu durchsuchen. Bevor sie eindringen und die Gefangenen evakuieren, werfen sie einen Irritationskörper», erklärt der Schulkommandant der Infanterie-Rekrutenschule 11. «Nachdem die Gegenseite per Megafon zur Aufgabe aufgefordert wurde, werden jene, die die Gebäude nicht verlassen wollen, abgeführt. Sobald die Zone gesichert ist, riegeln zwei Kampffahrzeuge den Sektor ab.» Nun, da die erste Gruppe von Akteuren unter Kontrolle gebracht wurde, ist der halbe Zug bereit, die zweite Feuerzone zu sichern. Der Gruppenchef verwendet wiederum das Megafon, um den Gegnern die Möglichkeit zu geben, sich zu ergeben. Drei Personen entschliessen sich dazu, den Anweisungen zu folgen und nähern sich, die Hände an die Köpfe gelegt. Bevor die Zone gesichert wird, werden die Gebäude sorgfältig durchkämmt. Die Durchsuchung eines urbanen Geländes kann bedeuten, dass zahlreiche Gebäuden mit Zivilbevölkerung durchsucht werden müssen. «Prinzipiell wird zwischen zwei urbanen Geländen unterschieden: Die Ortschaft als eigene Einheit des nicht urbanen Geländes oder das urbane Gelände als Teil einer grösseren Ortschaft», präzisiert Oberst i Gst Romeo Fritz. Zwei Gruppen rücken gleichzeitig Haus um Haus auf beiden Strassenseiten vor. Um die Aufgabe zu vereinfachen, sind die Häuser in der Reihenfolge der Durchsuchung nummeriert. Die Fassaden haben verschiedene Farben (weiss, grün, schwarz und rot), die Öffnungen sind von oben nach unten mit Ziffern und von links nach rechts mit Buchstaben gekennzeichnet. Auf der linken Seite des Durchsuchungsgelände kann ein Teil des Zuges wegen Munitionsmangels und wegen der Anwesenheit von Gefangenen nicht weiter vorrücken. Ein Logistikfahrzeug bringt ihnen Nachschub und kümmert sich um den Transport der Verletzten. Die Gefangenen werden zu Fuss abgeführt. «Die durchsuchten Gebäude bieten der Kompanie sichere Sektoren, in welchen sie sich reorganisieren und vorbereiten können. Die letzten gesicherten Gebäude dienen als Bereitstellungsraum für jene, die die Durchsuchung weiterführen.» Die Infanterie bereitet sich glaubwürdig auf die zukünftige Herausforderungen vor. armee.ch Heer 1 / 15 13 Ter Reg 4 Miliz «Captain Speck Sparrow» am Ruder des Spiels Ter Reg 4 Das Militärspiel Territorialregion 4 hat Mitte März 2015 einen intensiven und spannenden Wiederholungskurs beendet. Nebst den vielen Platzkonzerten haben die beiden Schlusskonzerte in Schindellegi SZ und Wil SG die Höhepunkte gebildet. Oberleutnant Christian Speck hat zusammen mit Leutnant Jan Mutschlechner und dem Kader ein abwechslungsreiches WK- und Konzertprogramm einstudiert. Christine Hartmann, Komp Zen Mil Musik Am 23. Februar 2015 sind die 65 Trompeter und Schlagzeuger in Schenkon LU zu ihrem diesjährigen WK eingerückt. Oberleutnant Christian Speck, im zivilen Leben Lehrer und Dirigent der Musikgesellschaft St. Margrethen, hat für die drei Wochen ein Programm zusammengestellt, das es in sich hatte. «Es ist wichtig, dass wir nicht den ganzen Tag im Probelokal sitzen. Wir üben viel effizienter, wenn wir zur Abwechslung raus gehen und uns der Bevölkerung zeigen», so 14 armee.ch Heer 1 / 15 Oberleutnant Speck. So kam es, dass die Formation nebst offiziellen militärischen Auftritten wie zum Beispiel in St. Gallen, Isone und Andermatt, das Publikum an Platzkonzerten in St. Margrethen, Brunnen, Frauenfeld, Romanshorn, Schenkon und in Sursee begeisterte. In Schindellegi und Wil spielten die Militärmusiker, unter ihnen eine Frau, Trompeter Doris Lussi vor sehr gut besetzten Rängen ihre Saalkonzerte. Die Energie und die Begeisterung, mit denen die Spielführer am Werk waren, war bis ins Publikum zu spüren. Jeder Zuhörer fand in diesem facettenreichen Programm «sein» Stück. Filmmusik, Landschaftsbilder, Pop und Funk, aber auch traditionelle Märsche waren auf dem Konzertprogramm zu finden. Eins der Hauptstücke war sicher «At World›s End». «Captain Jack Sparrow, alias Captain Speck, nimmt uns mit auf die Reise ans Ende der Welt», so der kompetente Ansager zu Hans Zimmers Filmmusik aus «Pirates of the Carribean». Oberleutnant Speck und seine Musiker begeisterten nicht nur bei diesen bekannten Filmmelodien mit einem breiten Spektrum an Emotionen, Dynamiken und einfühlsamen Tönen das Publikum. Die Spielführer zeigten sich sehr zufrieden mit der Leistung aller. «Anfangs WK ist man immer ein bisschen unsicher, ob das Konzertprogramm gut kommt. Aber es ist wie jedes Jahr, am Ende kann ich immer sagen: ‹Logisch, isch es gange›», so Oberleutnant Speck. Der Dank gebührte aber nicht nur dem Kader und den Musikern, sondern auch den fünf Motorfahrern, die die Mannschaft unfallfrei durch die Schweiz fuhren und der Küchenmannschaft, die fürs leibliche Wohl verantwortlich war. Ter Reg 4 Oblt Christian Speck leitete zusammen mit Lt Jan Mutschlechner das Spiel Ter Reg 4. Oblt Christian Speck leitete zusammen mit Lt Jan Mutschlechner das Spiel Ter Reg 4. Mit den Saalkonzerten in Schindellegi SZ und Wil SG beendete das Spiel seinen WK. Das Spiel Ter Reg 4 begeisterte das Publikum in Brunnen. armee.ch Heer 1 / 15 15 LVb G/Rttg Eine neue Brücke für die Genietruppen Mit der Ausserdienststellung der Festen Brücke 69 per 31.12.2012 ging für die Sappeure eine Ära zu Ende. Entsprechend befasste man sich frühzeitig mit einem möglichen Ersatzsystem, da das Sicherstellen der Beweglichkeit der eigenen Verbände nach wie vor ein Kernauftrag der Genietruppen darstellt. Verlegefahrzeug (12 m x 3 m x 4 m, 40 to) Wechselabrollbehälter verladen auf IVECO 8x8 Tragbare Kontrolleinheit zur Steuerung des Ein- und Ausbaus. sämtlicher beteiligter Parteien (unter anderen LBA, HEST, armasuisse, LVb G/Rttg) erhielt die Firma WFEL aus Stockport, England letztlich den Zuschlag. Ihr System: Die DSB (Dry Support Bridge) ist erprobt und seit Jahren bei den amerikanischen Streitkräften im Einsatz, unter anderem auch unter Einsatzbedingungen im Irak und in Afghanistan. Hindernisse können bis zu einer Länge von 46 Metern überwunden werden und die Belastung kann im Ausnahmefall bis zu 120 Tonnen betragen. Die Breite von 4.3 Metern ist ebenfalls ausreichend für mechanisierte Verbände. Ein kompletter Brückensatz besteht aus sieben Wechselabrollbehältern und einem sogenannten Verlegefahrzeug. Die Wechselabrollbehälter können auf die Armeelastwagen und Anhänger verladen werden. Aus technischer Sicht kann die Brücke mit einem Gruppenführer und sieben Sappeuren eingebaut werden. Neben all den positiven Eigenschaften wird ein Wermutstropfen bleiben. Vorbei sind die Zeiten, als der Zugführer auf der Brücke stand, den Einbau befahl und die Sappeure gemeinsam «In Arm auf» oder «In Arm Schub» schrien. Der Zugführer weicht beim Einbau dem Gruppenführer und die Arbeitskraft von dreissig Sappeuren wird durch moderne Hydrauliksysteme ersetzt. und 14 Verlegefahrzeuge. Die Kosten hierfür betragen ca. 173 Millionen Franken. Mit dem Rüstungsprogramm 2013 wurde eine zweite Tranche mit sechs Brückeneinheiten und zehn Verlegefahrzeugen bewilligt, welche weitere 86 Millionen Franken kosten wird. Die Lieferung sämtlicher Systeme wird in Etappen erfolgen und bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Die Zuteilungsplanung sieht aktuell wie folgt aus: • Die Genierekrutenschule in Brugg erhält vier Brückeneinheiten und fünf Verlegefahrzeuge, um die Grundausbildung sicherstellen zu können; • Das Ei Kdo Kata Hi Ber Vb in Bremgarten, welches als Einsatzmittel der ersten Stunde gilt, wird auf zwei Brückeneinheiten und drei Verlegefahrzeuge zurückgreifen können; • Die Geniebataillone 2, 6 und 9 erhalten jeweils drei Brückeneinheiten und fünf Verlegefahrzeuge; • Die Bausappeurkompanien der Katastrophenhilfebataillone erhalten jeweils eine Brückeneinheit und ein Verlegefahrzeug. Maj Daniel Wegrampf, Chef Kurse Kdo Genieschule 74 Folgende Hauptanforderungen wurden an das neue System gestellt: • Es sollte ein bei anderen Armeen bereits eingeführtes System sein; • Es müssen Hindernisse bis zu einer Länge von 45 Metern stützenfrei überwunden werden können; • Die Fahrbahnbreite sollte minimal vier Meter betragen; • Der Verlad und die Verschiebung des Brückenmaterials muss mittels Wechsel abrollsystem möglich sein; • Das System sollte weitgehend automatisiert sein und mit maximal 12 AdA innerhalb zwei Stunden gebaut werden können. Aufgrund der Komplexität gab es natürlich eine Reihe weiterer Aspekte, so dass diese Aufzählung nicht abschliessend ist. Basierend auf diesem Anforderungsprofil fand im November 2009 die Startsitzung des integrierten Projektteams zur Evaluierung der Brücke statt. Weltweit kamen vier Firmen in Frage, welche über entsprechende Systeme verfügen; zwei englische, eine schwedische sowie eine deutsche. Da der schwedische Hersteller seine Produktion einstellte, waren es im Januar 2010 die Firmen BAE und WFEL sowie die damalige Firma EADS (heute Airbus Group), welche ihre Systeme vorstellen durften. Nach entsprechenden Besuchen in den jeweiligen Ländern und den dazugehörenden Demonstrationen wurden die entsprechenden Kosten-Nutzen-Analysen durchgeführt. Nach sorgfältiger Prüfung und Beratung 16 armee.ch Heer 1 / 15 Beschaffung und Zuteilung Die Beschaffung des Systems findet in zwei Tranchen statt. Die erste Tranche wurde mittels Rüstungsprogramm 2011 beschlossen und beinhaltet zehn Brückeneinheiten Ausbildung und Einführung Die Beschaffung und Zuteilung der Systeme ist das Eine. Genauso wichtig ist die Planung und Umsetzung der Systemeinführung bei den Berufsmilitärs und den Milizformationen. Auch hier wurde umsichtig geplant und für einen bislang reibungslosen Ablauf gesorgt. Die Berufsmilitärs der Genie wurden unter der Leitung des Kommandos Genieschule 74 in Bremgarten in zwei Kursen à LVb G/Rttg Einschub der Brückenmodule durch die vordere Laufkatze. Anheben und Auffalten eines Rampen moduls mit dem auf dem Verlegefahrzeug installierten Atlas-Kran. Anbau der Zufahrtsrampen (Letzte verbliebene «Manpower» Aktion beim Einbau der Brücke), Einbau und Absenkung der Gegenuferstütze. Kontrollfahrt über die Ustü Brü 46 m MLC 80. jeweils zwei Wochen am System ausgebildet. Damit wurde der Grundstein für eine erfolgreiche Einführung in der Rekrutenschule gelegt, welche im August 2014 in Angriff genommen wurde. Dem Geniebataillon 6 wurde die Ehre zuteil, als erster Truppenkörper im November 2014 am neuen System eingeführt zu werden. Die Einführung beim G Bat 2 im Februar 2015 zeigte den Einbau unter winterlichen Verhältnissen auf und die Brücke kam, wenn auch nur statisch, auf dem Ausbildungsplatz Hinterweid erstmals im Rahmen einer Volltruppenübung zum Einsatz. Bis Ende 2016 wird die technische Einführung bei allen Genie- und Katastrophenhilfeformationen abgeschlossen sein. während der ganzen Zeit der Einführung von einem Berufsmilitär ausgebildet und betreut. Mit dieser intensiven Ausbildungsform erzielten die Sappeure rasch Fortschritte und die Ausbildungsziele konnten in der geplanten Zeit erreicht werden. Für die nachfolgenden Wiederholungskurse wird es eine grosse Herausforderung sein, die im Einführungs-WK bzw. in der G RS 73 ausgebildeten Sappeure im taktischen Einsatz der Unterstützungsbrücke 46 m weiter auszubilden und die Brücke im taktischen Rahmen zum Einsatz zu bringen. Dynamik des neuen Systems «Unterstützungsbrücke 46 m», militärisch abgekürzt: «Ustü Brü 46 m» wird aber mit Sicherheit überwiegen. Fazit der ersten Einführungen beim G Bat 6 und beim G Bat 2 Der erste WK der Einführung beschränkte sich jeweils auf die technische Handhabung auf dem Waffenplatz Bremgarten. Es konnten parallel drei Sappeurgruppen an drei Systemen ausgebildet werden. Jede Gruppe wurde Schlusswort Die Genietruppen dürfen sich auf ein neues, leistungsfähiges und hochmodernes System freuen. Der Betrieb des Übergangs unterscheidet sich kaum von demjenigen der Festen Brücke 69. Der Bau der neuen Brücke ist, verglichen mit der Festen Brücke 69, aber gänzlich neu und für den einen oder anderen eingefleischten Sappeur zu Beginn sicherlich gewöhnungsbedürftig. Die Freude an der armee.ch Heer 1 / 15 17 LVb G/Rttg Das Arbeiten in eiskaltem Wasser Eine Woche lang waren die Einsatztaucher der Armee damit beschäftigt, einen Fluss von Holzstämmen und unterschiedlichsten Gegenständen zu befreien – eine Arbeit, die nur im Winter und somit in eiskaltem Wasser angegangen werden kann. Am Ufer der Reuss in Bremgarten treffen wir Männer, die sich vor der Kälte nicht fürchten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer «Auch wenn die Temperaturen alles andere als angenehm sind, sind die Wintermonate für Arbeiten in den Flüssen am besten geeignet», erläutert Stabsadjutant Claudio Demarmels, Chef der Einsatztaucher der Armee, der durchaus gut gegen die winterliche Kälte eingepackt ist. «Der Wasserstand ist niedrig und die Strömung gering. Heute beträgt sie weniger als ein Meter pro Sekunde – das sind ideale Arbeitsbedingungen.» Um bei Arbeiten in Flüssen eingesetzt werden zu können, muss ein Einsatztaucher zunächst eine Grundausbildung im See absolvieren und anschliessend einen Kurs zur Handhabung der Arbeitsutensilien. «Das Arbeiten im Fluss ist etwas ganz Besonderes. Man muss in der Lage sein, die Strömung zu messen, die Bodenverhältnisse zu analysieren und Felsen zu erkennen, hinter denen man sich vor der Strömung schützen kann», erklärt der Chef der Taucher. «Erst wenn man sich mit dem Fluss vertraut gemacht hat, kann man zu den Werkzeugen greifen. All diese theoretischen Punkte sind wir mit den beiden neuen Rekruten durchgegangen; für die anderen diente das Ganze der Auffrischung.» Im Wasser sind mittlerweile drei Taucher im Einsatz. Während der erste die Motorsäge vorbereitet, räumen die beiden anderen den Bereich frei, in dem gesägt werden soll. Nach 18 armee.ch Heer 1 / 15 so langer Zeit im Wasser sind die Stämme von einer Sedimentschicht eingehüllt, was die Arbeit erschwert. «Heute klappt das Ganze eigentlich recht gut, normalerweise müssen wir die Kette aus Verschleissgründen häufiger wechseln.» Die eingesetzten Werkzeuge – Kettensäge und Bohrmaschine – sind eigens für die Arbeit unter Wasser konzipiert. Ein spezielles Hydrauliksystem verhindert, dass Öl in den Fluss gelangt. Die Auswahl des geeigneten Neoprenanzugs Wenn sie im sechs Grad kalten Wasser Stämme durchtrennen und Steine durchbohren, tragen die Einsatztaucher der Armee Halbtrockenanzüge aus Neopren. Halbtrocken bedeutet, dass die Taucher nicht in direkten Kontakt mit dem Wasser geraten; das Neopren sorgt für die Wärmedämmung. «Allerdings dringt das Wasser am Hals ein, und Hände und Füsse sind der Kälte ausgesetzt», präzisiert Claudio Demarmels. «Die Taucher können etwa 30 Minuten arbeiten, ohne dass ihnen kalt wird, das ist aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei uns muss jeder selbst entscheiden, ob er noch in der Lage ist, die jeweilige Aufgabe fertigzustellen – das gilt natürlich auch beim Einsatz im eiskalten Wasser.» LVb G/Rttg armee.ch Heer 1 / 15 19 Komp Zen Mil Musik Jonas Vollenweider Von der Militärmusik zur Artillerie In seinem Büro in der Kaserne in Bière wirkt Jonas Vollenweider, Kommandant Artilleriebatterie begeistert von seiner Entscheidung. Angesichts des tollen Ausblicks auf die Alpen kann man ihm das wirklich nicht verdenken. Allerdings liess die von ihm absolvierte Rekrutenschule bei der Militärmusik eine solche Laufbahn nicht erahnen. Ein Treffen mit einem Angehörigen der Armee mit einem ungewöhnlichem Werdegang. Letizia Paladino, Kommunikation Heer So manchem mag die Berufswahl schwer fallen; für Jonas Vollenweider jedoch war die Zukunft klar vorgezeichnet. «Ich wollte etwas Strategisches tun, in die Sicherheitspolitik, die Diplomatie oder das Militär gehen», erläutert der Oberleutnant. Vor seinem Studium absolvierte der junge Mann seinen Militärdienst bei der Militärmusik. «Meine Eltern nahmen mich früher oft auf Klassikkonzerte mit, und das Horn mochte ich schon immer. Mit dem Spielen habe ich angefangen, als ich neun Jahre alt war.» Wie zahlreiche andere Rekruten absolvierte Jonas Vollenweider seine Rekrutenschule, seine Unteroffiziers- und Offiziersschule, gefolgt vom Abverdienen als Zugführer und später dann als Stellvertretender Kommandant. «Die Führung und die Suche nach Lösungen für Probleme haben mir von Anfang an gefallen», so der Oberleutnant weiter. «Von den ersten Wochen der Rekrutenschule an war mir klar, dass ich die Truppengattung wechseln würde. Wenn man bei der Militärmusik Karriere machen möchte, muss man ans Konservatorium, und die Musik ist für mich schliesslich eher ein Hobby.» Studium und Wiederholungskurse Nach Beendigung seiner Rekrutenschule flog Jonas Vollenweider nach London, um dort sein Englisch zu vervollkommnen. «Ich habe recherchiert, wo man ein Militärstudium aufnehmen kann und bin dabei auf einige Universitäten in England gestossen. Aber mit einer Schweizer Maturität ist es schwer, in diese Studiengänge hineinzukommen, da man in jedem Grundlagenfach mindestens die Note 5 benötigt.» Sein Ziel war die Erlangung eines Bachelorabschlusses in «War Studies» an der University of Kent. «Ich wollte nicht bloss Militärgeschichte studieren, die sich auf Armeen und ihre Funktionen beschränkt. Stattdessen wollte ich lernen, was nach dem Krieg unter- 20 armee.ch Heer 1 / 15 nommen wurde und vor allem, was heute geschieht», erläutert Jonas Vollenweider weiter. «Das Studienprogramm in England umfasst alle Aspekte des Krieges, die Politik, die Religion, die Kultur, aber auch seine Ursachen und vor allem seine Folgen. Dieses umfassende Verständnis des Krieges ist extrem wichtig.» Im Sommer kehrte er in die Schweiz zurück und schloss seine Wiederholungskurse bei der Militärmusik ab. Beim Konzert in der letzten Woche traf er auf Brigadier Thomas Kaiser, den Kommandanten der Logistikbrigade 1, mit dem er über seinen Werdegang und seinen Wunsch sprach, die Truppengattung zu wechseln. Brigadier Kaiser brachte ihn mit mehreren Kollegen in Kontakt, von denen Jonas Vollenweider erfuhr, wie man Berufsmilitär wird. «Ich habe schon immer darüber nachgedacht, bei der Armee zu arbeiten. Ich hatte dies bereits zu Beginn meiner Rekrutenschule mit unserem Major besprochen, und er sagte mir, dass ich mindestens vier Wiederholungskurse absolvieren müsste, bevor ich die Truppengattung wechseln könnte.» Eine Zukunft in der Artillerie Sehr bald erhielt Jonas Vollenweider ein interessantes Angebot der Logistik und setzte sich mit der Infanterie und Artillerie noch in Kontakt. «Ich musste in Erfahrung bringen, was man mir bieten konnte», erklärt der junge Mann. Letztendlich erwies sich die Artillerie als das interessanteste Angebot. «Zwei Jahre lang bin ich nun laut gemeinsamer Planung mit dem Lehrverband Panzer / Artillerie Batteriekommandant und Zeitmilitär in Bière. Anschliessend gehe ich an die MILAK, um dort mein Diplom zu erwerben», so Jonas Vollenweider weiter, bevor er lächelnd schliesst: «Eines ist auf jeden Fall sicher: Ich möchte gerne weiter im strategischen Bereich arbeiten. Sollte ich also beschliessen, Berufsoffizier zu werden, bleibe ich der Artillerie noch die nächsten zehn Jahre treu.» Komp Zen Mil Musik Reprise «Kampf der Orchester» mit Unterstützung der Militärmusik Im Herbst 2014 traten acht Formationen in der Kreuzlinger Bodenseearena im «Kampf der Orchester» gegeneinander an. Unterstützt wurden sie nicht nur von prominenten Teammitgliedern wie Luca Hänni und Patrick Hässig, sondern auch von zwei Militärmusikern. Stabsadjutant Philipp Rütsche, Choreograf der Swiss Army Central Band erzählt von seinem gemeinsamen Einsatz mit Oberstleutnant Patrick Robatel, Stabschef Schweizer Armeespiele. Christine Hartmann, Komp Zen Mil Musik Stabsadjutant Rütsche, wann begann ihre Arbeit zu Gunsten des «Kampfs der Orchester»? Unsere beratende Tätigkeit begann bereits im Frühling 2014. Wir nahmen an verschiedenen Sitzungen des Schweizer Fernsehens teil und berieten die Verantwortlichen zum Beispiel in den Fragen, welche Kompositionen die Vereine spielen könnten und welche sich für eine Choreografie eignen. Wie sah die Zusammenarbeit mit den Musikvereinen aus? Wie haben Sie persönlich dieses Projekt erlebt? Für mich war das ganze Projekt eine tolle Erfahrung. Zum einen war ich für die Inszenierung der drei Openings mit knapp 300 Musikern verantwortlich, was auf dem relativ kleinen Set eine nicht ganz einfache Aufgabe war. Und zum anderen durfte ich einmal hautnah erleben, was es heisst, solch eine Sendung zu planen und durchzuführen. Dies war auch für mich Neuland, da so eine Fernsehshow nicht vergleichbar ist mit einem Tattoo im herkömmlichen Sinn. Die professionelle Arbeit der Leute vor und hinter der Kamera hat mich persönlich weitergebracht und sehr inspiriert. Die Schweizer Blasmusikszene hat mit dem «Kampf der Orchester» vom SRF eine tolle Plattform erhalten und konnte sich einem breiten Publikum zeigen. Ich persönlich hoffe, dass wir uns bald auf eine zweite Staffel freuen dürfen. Bild: SRF Wir trafen die Vereine das erste Mal im Juli an einem Kick-OffMeeting. Oberstleutnant Robatel und ich konnten den Vereinen da bereits erste Tipps geben, wie sie diese grosse Aufgabe angehen sollen. Ab September begleiteten wir zwei bis drei Proben pro Verein. Es ging nicht darum, dass wir die Choreografien schrieben. Die Ideen für die Shows kamen von den Orchestern selbst. Wir standen den Musikerinnen und Musikern aber mit Rat und Tat als Coach zur Seite. An den Proben in der Bodenseearena ging es dann hauptsächlich darum, den Vereinen zu helfen die Proben möglichst effizient zu gestalten und sich so schnell als möglich an die Dimensionen der Showfläche zu gewöhnen. Der Zeitplan war sehr eng bemessen und so blieb uns pro Formation jeweils nur 45 Minuten Zeit für die kalte Probe ohne Kameras. Philipp Rütsche im Gespräch mit Luca Hänni. armee.ch Heer 1 / 15 21 Geb D Achtung Lawinen! Den Schnee beobachten und messen für den Lawinenschutz Hans Martin Henny prüft die Schneeschichten, um die Stabilität zu bestimmen. Stabsadjudant Peider Ratti ist auch für die Erhebungen auf dem Gelände von Andermatt zuständig. 22 armee.ch Heer 1 / 15 In der Schneedecke können sich Luftlöcher wie dieses bilden und die Lawinengefahr erhöhen. Geb D Seit mehreren Jahren arbeitet das Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Armee Hand in Hand mit dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und dem Kanton Uri zusammen, um das Lawinenrisiko zu minimieren. Wir durften Hans Martin Henny, der mit drei anderen Arbeitskollegen für die Erhebungen in der Wintersaison zuständig ist, einen ganzen Arbeitstag begleiten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Das Thermometer zeigt -10 Grad an. Wie an jedem Morgen vom 1. November bis am 30. April macht sich Hans Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Verantwortlicher der Lawinenzentrale, auf den Weg zum Gelände in Andermatt, wo die Erhebungen durchgeführt werden. «Wir sind zu viert, zwei Angehörige der Armee und zwei zivile Mitarbeitende, und wechseln uns jede Woche in Andermatt ab», erklärt der Bergführer. «Nebst den täglichen Erhebungen, erhält das SLF Informationen von hunderten von Beobachtern und automatischen Messstationen, die sich auf über 2000 Metern über Meer befinden. Jedes Jahr erstellen wir zudem Schneeprofile direkt auf dem Gelände.» Im Gelände zündet Peider Ratti, Stabsadjudant, seine Stirnlampe an. Diese Woche ist er für die Messungen und die Dateneingabe ins Programm des SLF zuständig. «Die Informationen müssen vor halb sieben Uhr gesendet werden, damit das SLF das Lawinenbulletin von 8 Uhr vorbereiten kann», erklärt Hans Martin Henny. «Täglich erscheinen zwei Lawinenbulletins in vier Sprachen. Das 17-Uhr-Bulletin sieht die Lawinengefahr für die nächsten 24 Stunden voraus, eine neue Einschätzung der Lage erfolgt um 8 Uhr.» Peider Ratti misst die Schneehöhe, die Schneetemperatur, die Lufttemperatur, die Feuchtigkeit und die Dicke der letzten Schneedecke. Zurück im Büro geben beide die Daten ins Programm ein und übermitteln sie nach Davos. Das 8-Uhr-Bulletin wird mit ihren Bemerkungen und Kommentaren zur Lawinengefahr in der Region Andermatt erscheinen. Erhebungen zur Schneedecke Die Arbeit der Bergführer des Kompetenzzentrums Gebirgsdienst kann endlich beginnen. Hans Martin Henny hat beschlossen, uns heute zum Oberalppass oberhalb von Andermatt zu führen, um ein Schneeprofil zu erstellen. Dieser Vorgang ist sehr wichtig, um die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, dass sich an einem Hang eine Lawine löst. Wir steigen in einen kleinen roten Zug. Am Ziel angekommen, ziehen wir die Schneeschuhe an. «Zur Erstellung eines Schneeprofils muss der Hang mehr als 30 % geneigt sein», erklärt Hans Martin Henny. Wir steigen den Hang hinauf, bis der Bergführer seinen Eispickel hervorholt und den Hang mit blossem Auge misst. «Hier ist der Winkel über 30 %, hier können wir graben». Gesagt, getan. Er holt eine Schaufel aus seinem Rucksack und beginnt den Schnee zu räumen. Hans Martin Henny holt sein kleines Notizbuch hervor und beginnt die Schneedecke zu analysieren. «Wir beginnen mit der Messung der nachfolgenden Schichten, analysieren die Form und Grösse der Schneekörner, überprüfen die Festigkeit des Schnees und messen die Temperatur der darauffolgenden Schichten.» Sobald alle Daten gewissenhaft erfasst sind, schneidet Hans Martin Henny einen Block mit einer Säge ab, die er – wie durch Zauberhand – aus seiner Schaufel zieht. Danach löst er mit einem Strick den Block von der Wand. «Wir werden nun die Stabilität des Schneedecke testen, indem wir sie zusammenpressen, bis sie einbricht.» Mit seiner flach auf den Block gelegten Schaufel beginnt der Bergführer auf den Schnee zu klopfen. Ziel ist es, zu wissen, wie viel Druck der Block aushält bis sich ein Stück löst. Heute scheint die Schneedecke ziemlich stabil zu sein, aber eine neue Schneeschicht oder Regen könnten sie schnell unstabil machen. «Gemeinsam mit den Gebirgsspezialisten erstellen wir alle zwei Wochen Schneeprofile auf einer Höhe von über 2000 Metern. Ich selbst erstelle jeden Winter rund 25 Schneeprofile und sende sie dem SLF zu. Wir erstellen Schneeprofile auch regelmässig mit den Soldaten, damit sie lernen, die Erhebungen durchzuführen.» Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nebst den Beobachtungen für das SLF arbeitet die Lawinenzentrale Andermatt eng mit dem Kanton zusammen, um die Sicherheit auf den Strassen zu gewährleisten. «Im Kanton Uri werden Lawinen grundsätzlich nicht künstlich ausgelöst. Gelegentlich können Lawinen bis zur Strasse herunterkommen und ein Tal für Tage von der Zivilisation abschneiden», erklärt Hans Martin Henny. «Wir überwachen die Lawinengefahr und entscheiden, ob Strassen gesperrt werden müssen, damit niemand zu Schaden kommt.» Um die Entscheide zu erleichtern, ist seit 2011 ein SMS-Dienst operativ. Dieser informiert die Benutzer innerhalb von zwei Stunden über eine Strassensperre aufgrund von Lawinengefahr, wie z. B. auf der Strecke Hospental bis Realp. «Wir entscheiden zu zweit (ein Angehöriger der Armee und ein ziviler Mitarbeitender) über die Sperrung einer Strasse», führt Hans Martin Henny aus. «Es ist eine ständige Aufgabe, wir sind im Winter sieben Tage die Woche und rund um die Uhr erreichbar.» armee.ch Heer 1 / 15 23 Komp Zen Mil Musik Sommertournee Schweizer Armeespiele Die vier Schweizer Armeespielformationen sind vom 10. bis 15. August 2015 auf musikalischer Sommertournee quer durch die Schweiz unterwegs. Liestal, Chur, Mendrisio, Montreux, nur um einige Städte zu nennen, in denen die Swiss Army Brass Band, die Swiss Army Big Band, die Swiss Army Central Band und das Symphonische Blasorchester an Open Air-, Saal- und Platzkonzerten auftreten werden. Mo. 10. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr Liestal BL, Kaserne Di. 11. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr Amriswil TG, Pentorama Mi. 12. August 2015 Open Air Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS 19.30 Uhr Chur GR, Stadttheaterplatz Do. 13. August 2015 Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS Mendrisio TI Fr. 14. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Central Band Montreux VD, Place du Marché Fr. 14. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr Bern BE, Hotel National Sa. 15. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr Wiedlisbach SO 20.30 Uhr 20.30 Uhr Bilder: Militärmusik Die Daten und die genauen Standorte werden anfangs Sommer auf www.militaermusik.ch publiziert. Swiss Army Brass Band Swiss Army Big Band Swiss Army Central Band Symphonisches Blasorchester SAS 24 armee.ch Heer 1 / 15 4Schlacht von Morgarten 1315 Feuertaufe für die junge Eidgenossenschaft 1 / 15 2 «Deine Armee» – die Armee zeigt sich der Bevölkerung 6 Schweizer ABC-Wissen für Zentralafrika 8 Frauen in der Armee: Vom Frauenhilfsdienst zur gleichberechtigten Armeeangehörigen Deine Armee «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee» Ab dem Monat Mai verlässt die Armee ihre Kasernen und Übungsplätze, um ihre dienstleistenden Truppen an Ausstellungen, Vorführungen und Tagen der offenen Tür zu präsentieren. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Armee zu erhöhen sowie bevölkerungsnah und in grösserem Rahmen zu informieren. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Aufgrund von früheren Reformen, Entwicklungen und des stetig abnehmenden Bestands ist die Armee bei der Schweizer Bevölkerung immer weniger bekannt. Es ist noch nicht so lange her, dass noch ein Fünftel der männlichen Bevölkerung in der Armee eingeteilt war. Heute ist es eher einer von achtzig. «Es sind unendlich viele Klischees über die Armee im Umlauf. Sie sind nicht unbedingt negativ, aber entsprechen nicht mehr der Realität», erklärt Korpskommandant Dominique Andrey, Kommandant Heer und Projektverantwortlicher. «Die künftigen Veränderungen sind eine Gelegenheit, um der Bevölkerung die wirkliche Armee zu zeigen.» Die Armee in sechs Themen entdecken Unter dem Motto «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee» organisiert die Armee mit ihren Territorialregionen, Brigaden und Lehrverbänden eine Reihe von Veranstaltungen und Vorführungen, begleitet von einer Wanderausstellung. Korpskommandant Andrey weist darauf hin: «Diese Präsenz ist nicht gekünstelt, denn die Armee ist mit ihren Schulen und Wiederholungskursen im Land präsent.» Die Wanderausstellung stellt die Armee in sechs Themen grafisch und interaktiv dar. Eines davon thematisiert die für die Schweiz relevanten Gefahren und Bedrohungen, die die Wichtigkeit der Armee bei der Bewältigung von Naturkatastrophen sowie von Krisen- und Konfliktsituationen unterstreichen: Kämpfen, Schützen und Helfen. Weitere Themen beschreiben das Milizsystem sowie die zahlreichen im Bereich Verteidigung ausgeübten Berufe. 2 armee.ch 1 / 15 Fragen an den Kommandant Heer, Korpskommandant Dominique Andrey Aus welchem Grund muss die Armee auf die Bevölkerung zugehen? Der Armee wird häufig der Name «grande muette», auf Deutsch «die Stumme», gegeben, was überhaupt nicht stimmt. Wir machen generell sogar so viel Lärm, dass sich die Leute beschweren. Aber Spass beiseite: Global gesehen scheint die Schweiz friedlich und sicher zu sein, sie ist jedoch insbesondere durch ihre wachsende Vernetzung, den Personen- und Warenverkehr sehr verwundbar. Die für die Schweiz relevanten Gefahren und Bedrohungen sind da und es braucht Mittel, um die Sicherheit zu garantieren. Die Armee ist eines dieser Mittel, aber nicht das einzige. In diesem Kontext kann die Armee helfen, beschützen und, sofern notwendig, kämpfen. Sie ist im Wesentlichen eine Milizarmee, die eine Vielzahl von Berufen in sich vereint. Wir möchten der Bevölkerung bewusst machen, was die Armee zu bieten hat. Die Idee ist nicht, Indoktrination zu betreiben oder Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern zu zeigen, was die Armee leisten kann, und die Gelegenheit ergreifen, zu informieren. Wieso wurde die Organisation dieser grossen Veranstaltung dem Heer anvertraut? Die gesamte Armee ist involviert. Das Heer hat die Projektführung übernommen, weil wir mit unseren Territorialregionen, Lehrverbänden, Brigaden, Waffenplätzen und Standorten für Wiederholungskurse in der gesamten Schweiz angesiedelt sind. Wenn wir bevölkerungsnah sein wollen, müssen wir uns in der gesamten Schweiz zeigen. Was erwarten Sie von den Angehörigen der Armee, die mit der Bevölkerung in Kontakt stehen werden? Ich erwarte, dass sie selbstbewusst sind, dass sie ihr Können zeigen und glaubwürdig auftreten. Wir wollen nichts vorspielen oder etwas zeigen, was wir bis aufs letzte Detail geübt haben, sondern natürlich und gastfreundlich sein. Bürger in Uniform stehen mit ihren Mitbürgern in Kontakt, nicht mehr und nicht weniger. Die nächsten Termine 19. – 21.06.2015 Morgarten, 700 Jahre Geschichte Ter Reg 3 Sattel SZ/Oberägeri ZG, Warthstrasse 20.06.2015 WK Bat car 1 Br inf 2 Sion, Place de la Planta 25.06.2015 Demo LVb Genie / Rettung Wangen an der Aare 25. – 27.06.2015 WK FU Bat 5 Inf Br 5 Freiamt, Merkurareal, Kapellstrasse 04. – 05.07.2015 Motorfahrzeugausstellung + Expo LVb Flab 33 Full, Militärmuseum 20. – 22.08.2015 WK Ristl Bat 17 FU Br 41 / SKS Appenzell, Landgemeindeplatz 05.09.2015 Besuchstag Panzer Schule 22 Thun, Waffenplatz 12. – 21.09.2015 Comptoir 2015 Expo Bat chars 18/Br bl 1 Lausanne, Beaulieu 19. – 22.09.2015 Volltruppenübung "CONEX15" Ter Reg 2 Muttenz, Feldreben 10.10.2015 WK Pz Sap Bat 11 Pz Br 11 Kloten, Waffenplatz 21. – 25.10.2015 Schaffhauser Herbstmesse Uem/FU RS – LVb FU 30 Schaffhausen, Zeughaus Areal 04. – 08.11.2015 Espoverbano Br fant mont 9 Locarno, FEVI Anlässe ohne Armeeaustellung 26. – 27.06.15 Braderie de Romont VT S 47 Romont 27.06.2015 Tag der Angehörigen Inf RS 12 Buchs SG 21. – 30.09.15 Behördentag Kü C LG Saviese/Sion Die Informationen in der obigen Tabelle können Änderungen unterstehen. Die aktuellsten Daten der Veranstaltung erfahren Sie auf www.armee.ch/deinearmee armee.ch 1 / 15 3 Schlacht am Morgarten 1315 Bild: BiG, Militärpostkartensammlung,0524 Die erste Bewährungsprobe für die Eidgenossen Die Schlacht am Morgarten. Zum 700-Jahr-Jubiläum der Schlacht am Morgarten finden in diesem Jahr im Ägerital verschiedene Feierlichkeiten statt. Deren Abschluss bildet die Gendenkfeier vom 15. November. Die Schlacht am 15. November 1315 war die erste zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern. Ihr folgte nicht der erhoffte Frieden, doch der gemeinsame Sieg führte zum Bündnis zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden, das die heutige Schweiz begründet. Jürg Stüssi-Lauterburg, Bibliothek am Guisanplatz Der Impuls für ein Bündnis kam von Süden. Das erste im Geist eidgenössische Dokument ist der «Patto di Torre» der Talleute von Blenio und Leventina aus dem Jahr 1182 mit der Forderung: Keine Burgen mehr in den Tälern. Wer auf einer Burg sitzt, kann der Mehrheit der Einwohner trotzen, wer keine besitzt, verkehrt mit ihnen auf Augenhöhe. Freiheit sollte also herrschen. Sowohl die Idee des Bündnisses zwecks politischer Emanzipation als auch die Burgenfeindschaft kamen über den Gotthard. Uri und Schwyz erhielten ihre Freibriefe 1231 und 1240 je separat. Aber zwischen Schwyz, Sarnen, also Obwalden, und Luzern muss 1247 mindestens eine lockere Koordination des Widerstandes gegen Rudolf III von Habsburg-Laufenburg – den 4 armee.ch 1 / 15 Onkel des späteren Königs Rudolf – bestanden haben. Denn sonst hätte der Habsburger nicht dafür gesorgt, dass Papst Innozenz IV Schwyz und Sarnen des Abfalls von der Herrschaft bezichtigt und zusammen mit ihren Luzerner Freunden unter das Interdikt gestellt hätte. Das Bündnis vor der Schlacht Im Hintergrund stand am Vierwaldstättersee die alte Präferenz für die ferne und milde Herrschaft der Staufer gegen die nahe und drückende der Habsburger. Ob sich der rasch nach dem Tod König Rudolfs geschlossene Bundesbrief von 1291 auf diese mehr nur zu erahnende frühe Eidgenossenschaft bezieht, ist schwer zu sagen. Er nennt aber die «antiqua confoederationis forma», die alte Gestalt des Bundes. Politisch betrachtet trat der Bund von 1291 wohl nach dem Tod von Rudolfs Nachfolger, König Adolf von Nassau, in der Schlacht bei Göllheim 1298 in eine Art Winterschlaf. Adolfs nun wieder habsburgischer, oder, wie der Familienname dieses Zweigs seit der Übernahme von Österreich auch lautete, österreichische Nachfolger Albrecht wurde von seinem faktisch enterbten Neffen ermordet. Die Klosterkirche Königsfelden in Windisch erinnert noch heute daran. Albrechts Sohn Leopold I versuchte, die habsburgische Herrschaft über «das freie Volk der Schwyzer» wieder herzustellen. Vom Hofkaplan von Leopolds Bruder A lbrecht II, Johannes von Viktring, haben wir auch die chronikalische Bestätigung, dass die Urkantone bereits vor der Schlacht am Morgarten 1315 verbündet waren. V iktrings Schilderung der Morgartenschlacht lautet in unserer Übersetzung: «Diese wollten ihre Freiheit behaupten «Eitgenoze» Der in Brunnen keinen Monat nach der Morgartenschlacht geschlossene Bund vom 9. Dezember 1315 nennt schliesslich das Wort «Eitgenoze». Der in seiner Zurückweisung von offenbar mehr als nur legendenhaften unziemlichen und unglimpflichen Forderungen präzise Text zeigt durch die Wortfolge auch, dass solche wohl «österreichische Zumutungen» zunächst die Frauen und erst danach die Männer betrafen: «Ez sol aber ein jeglich mensche, ez si wib oder man, sinem rechten herren, oder siner rechten Herschaft gelimphlicher und cienelicher dienste gehorsam sin…» Mit dem Sieg am Morgarten behauptete die Eidgenossenschaft ihre Existenzberechtigung. Mit dem Bundesbrief von Brunnen war der Kern dessen geschaffen worden, was zu einem Bündnissystem werden sollte, das bis 1798 in der Substanz bestand und auch heute noch mindestens für all jene Menschen inspirierend wirkt, denen das biedere Wort, das 1315 ertönte, mehr ist als Schall und Rauch: «Eitgenoze». Das Morgarten-Denkmal am Ägerisee wurde 1908 eingeweiht. Die Schlacht am Morgarten. Bild: Stämpfli Verlag AG Bild: BiG, Militärpostkartensammlung,0352 Das Bündnis nach der Schlacht Bild: VBS/DDPS und hatten einen Bund mit den in der Nähe wohnenden Mitberglern. Sie erlaubten dem Herzog den Eintritt, schlossen ihn dann jedoch umgehend zwischen den Höhen der Berge ein, stürzten wie Steinböcke von den Bergen herunter, warfen Steine, töteten mehrere, die sich weder verteidigen noch auf irgend eine Weise entkommen konnten. Es fielen dort vier Edle und Mächtige von Toggenburg mit mehreren anderen, sodass gesagt wurde, die Blüte der Ritterschaft sei dort verwelkt. Der Herzog, von einer Person ins Bild gesetzt, welche die hinausführenden Wege kannte, kam kaum davon und war später immer voller Wut über den Tod der Edlen.» Chorfenster der ehemaligen Klosterkirche Königsfelden (Windisch AG). Nachgefragt «Die Freiheit muss täglich erobert werden» 700 Jahre Schlacht am Morgarten: Jürg Stüssi-Lauterburg, Chef der Bibliothek am Guisanplatz, steht Red und Antwort zur historischen und aktuellen Bedeutung der Schlacht. Ist die Gedenkfeier anlässlich 700 Jahren Schlacht am Morgarten nötig? Jürg-Stüssi-Lauterburg: Gedenkfeiern sind nie nötig, wir können alle ohne sie weiterleben. Sie sind aber oft – wie in diesem Fall – sinnvoll, zeigen sie uns doch das Werden unserer heutigen Schweiz und ihres historischen Bewusstseins. Ist «Morgarten» ein Mythos? Was ein Schlachtteilnehmer seinem Sohn erzählt, was der Kanzler des Bruders des Verlierers überliefert, sind gewiss subjektive Zeugnisse, sie haben aber einen realen Hintergrund. Was man später aus der Schlacht gemacht hat, kann man durchaus auch – aber eben «auch» und nicht «nur» – ins Kapitel Mythen und Gegenmythen einordnen. nung, dem Gelände angepasste Kampfführung und Ausrüstung, hervorragende Aufklärung. Eine einfache, durchdachte Kampfführung führte zum Erfolg. Forschen Sie in Bezug auf die Schlacht am Morgarten heute noch? Solange wir leben, lernen wir und wer weiss, vielleicht geben die Archive oder der Boden in Zukunft noch Geheimnisse preis. Was ist 700 Jahre nach Morgarten noch aktuell? Goethe hat bereits alles gesagt: «Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muss.» Kann man die Schlacht als Geburtsstunde der Infanterie bezeichnen? Morgarten sticht heraus durch den Umständen angepasste Bewaff- armee.ch 1 / 15 5 Rubriktitel OPCW-Mission südlich der Sahara Schweizer Chemieschutz-Wissen für Afrika Die Schweizer Armee engagiert sich im internationalen Rahmen für den Schutz vor Chemiewaffen. In einem Regionalprojekt wurden in Zentralafrika erfolgreich 30 Teilnehmer aus fünf Staaten in einem dreistufigen Programm für den Einsatz von Schweizer C-Schutzmaterial ausgerüstet und ausgebildet. Leistungsprüfung in Form eines Sechs-Kilometer-Marsches im Vollschutz bei 32 Grad Celsius. Major Christian Kaister, Chef Einsatz des Kompetenzzentrums ABC-KAMIR Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ist vor allem wegen ihres Einsatzes bei der Abrüstung der syrischen Chemiewaffen bekannt, für welchen sie 2013 den Friedensnobelpreis erhielt. Weniger bekannt ist eine andere Leistung der OPCW, bei welcher auch Teile der Schweizer Armee eine Rolle spielen. Im Chemiewaffen-Übereinkommen (CWÜ) von 1997 wurde vereinbart, dass die unterzeichnenden Staaten einander bei der Abwehr von chemischen Bedrohungen unterstützen. Die Schweiz hatte nach der Unterzeichnung der Konvention angeboten, der OPCW Schutzmaterial zur Verfügung zu stellen. In der Folge wurden mehr als 9000 Schutzausrüstungen für die Zivilbevölkerung (ABC-Schutzmaske 74 inklusive Filter, Schutzüberwurf und Handschuhe) sowie 500 Schutzausrüstungen für Einsatzkräfte (C-Schutzanzug 90 komplett inklusive Schutzmaske und Filter) und Nachweissysteme für C-Kampfstoffe palettisiert und in der Nähe des Flughafens K loten bereitgestellt. Bei Bedarf kann dieses Material innert Stunden an jeden Ort der Welt geflogen werden. Schutzmaterial nützt jedoch wenig, wenn die Empfänger nicht daran ausgebildet sind. Aus diesem Grund werden im Kompetenzzentrum ABC-KAMIR seit mehr als 15 Jahren Teilnehmer aus über 100 Staaten durch Berufsoffiziere des Lehrgangs «zivil/international» an Schweizer C-Schutzmaterial ausgebildet. Zusätzlich werden im Rahmen von regionalen Projekten der OPCW Ausbildungskurse in anderen Staaten angeboten, bei denen auch auf Instruktoren der 6 armee.ch 1 / 15 Schweizer Armee zurückgegriffen wird: Berufsoffiziere des Lehrgangs «zivil/international» der ABC-Abwehrschule haben in den vergangenen Jahren Ausbildungen zu Gunsten der OPCW in Zentral asien sowie West- und Zentralafrika durchgeführt. Ausbildung nach dem Schneeballsystem Der Ablauf der Kurse folgt einem dreistufigen Programm. Im ersten Kurs werden die Teilnehmer durch Schweizer Berufsoffiziere im Umgang mit dem Schutzmaterial ausgebildet. Im zweiten Kurs werden die gleichen Themen wiederholt, jedoch müssen die Teilnehmer selbst die Ausbildung durchführen. Schliesslich wird die Kursserie mit einer Abschlussübung beendet. 2014 wurde zum ersten Mal das komplette Drei-Stufen-Programm im Rahmen eines regionalen Projekts der OPCW innerhalb eines einzigen Jahres durchgeführt. Ausgebildet wurden Teilnehmer aus fünf französischsprachigen Staaten Zentralafrikas: Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Kamerun, Gabun und Burundi. Das Projekt begann im Mai 2014 in der Republik Kongo. Drei Berufsoffiziere des Komp Zen ABC-KAMIR reisten mit 1,3 Tonnen Material (Ausbildungsanzüge, Schutzmasken, Geräte und Chemikalien) nach Brazzaville. Auf dem Gelände des kongolesischen Aussenministeriums wurden innert zwei Wochen die beiden ersten Kurse durchgeführt. 29 Teilnehmer aus den Bereichen Verteidigung, Rettungskräfte, Polizei und Hochschulen der fünf Teil- nehmerstaaten lernten, mit ABC-Schutz- und Nachweismaterial der Schweizer Armee umzugehen und dieses Wissen dann nach dem eingangs beschriebenen, stufenweisen Schneeballsystem weiterzugeben. ter Letzt sämtliches Material für den Rücktransport in die Schweiz vorbereiten und verpacken. Die Rückreise des Teams erfolgte pünktlich zu Weihnachten. Weiteres Engagement vorgesehen Das Regionalprojekt Zentralafrika kann als Erfolg bezeichnet werIm Dezember 2014 fand als Abschluss des Projekts eine einwöchige den. Sowohl die Organisation, als auch die lokale Unterstützung und Übung in Yaoundé, Kamerun, statt. Erneut reisten drei Berufsoffidie Transporte funktionierten einwandfrei. Die Teilnehmer wie auch ziere des Komp Zen ABC-KAMIR mit mehr als einer Tonne Matedie lokalen Behörden in Kamerun waren begeistert und auch die extrial vor Ort. Die Übung begann mit einer Eröffnungszeremonie im ra angereisten Vertreter der OPCW waren von der Ausbildung überAusbildungszentrum der Brigade Nationale des Sapeurs-Pompiers in zeugt. Es sind bereits weitere regionale Projekte der OPCW auf dem afrikanischen Kontinent geplant und die OPCW wünscht, dass die Yaoundé. Anschliessend wurden die Teilnehmer über das Szenario Ausbildung wieder durch die Schweiz durchgeführt wird. orientiert: Sie seien ausgebildete nationale Experten ihres Heimatstaates und dieser hätte aufgrund einer sich abzeichnenden chemischen Bedrohung ein Gesuch um Schutzmaterial an die OPCW gestellt. Die Schweiz sei ihrer Verpflichtung nachgekommen und habe eine Flugzeugladung Material binnen 24 Stunden geliefert. Die Teilnehmer mussten in der Übung dieses Material in Empfang nehmen, auspacken, an ausgewählte Einsatzkräfte verteilen und diese an dem Material ausbilden – analog einer einsatzbezogenen Ausbildung (EBA) der Schweizer Armee. Sie mussten sich dabei selbst organisieren, basierend auf dem Wissen und den Erfahrungen aus den vorgängig absolvierten Kursen. Die Schweizer Instruktoren übernahmen während dieser Phase die Rolle von Coaches. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten waren alle Teilnehmer im Besitz ihres Materials und die EBA konnte beginnen. Die notwendigen Lektionen mussten die Teilnehmer selbstständig auswählen, vorbereiten und durchführen. Sie konnten dafür auf die mitgelieferten Reglemente und Ausbildungsplakate zurückgreifen. Es zeigte sich, Erkundungspatrouillen werden mit Detektoren ausgerüstet. dass viele der Teilnehmer hinsichtlich Ausbildungsmethodik den Schweizer Milizkadern in nichts nachstanden. Nach dem erfolgreichen Abschluss der EBA konnte die letzte Sequenz der Übung, der eigentliche Einsatz, beginnen. Das Szenario sah vor, dass die Teilnehmer Erkundungspatrouillen organisierten, welche ein kontaminiertes Gebiet detektieren und dann absperren mussten. Anschliessend wurden Bodenproben für eine Laboranalyse genommen. Zum Schluss wurden die Erkundungspatrouillen und Probennehmer samt ihrem Material durch andere Teilnehmer dekontaminiert. Zusätzlich zu diesem Szenario wurde eine Leistungsprüfung in Form eines Sechs-Kilometer-Marsches im Vollschutz durch die Aussenbezirke Yaoundés durchgeführt. Die durchschnittliche Temperatur betrug an diesem Tag schweisstreibende 32 Grad Celsius. Nach Abschluss der Übung am Freitag, 19. Dezember 2014, fanden die Materialrückfassung und die Schlusszeremonie statt. Die Kursteilnehmer gestalteten eigene Lektionen zur Materialeinführung. Die Schweizer Instruktoren mussten zu guAnforderungsreiche Schlussübung armee.ch 1 / 15 7 Rubriktitel Frauen in der Armee Drei Frauen, drei Zeitalter, drei Werdegänge Die Frauen sind schon seit vielen Jahren ein Teil der Schweizer Armee. Auch wenn sie anfänglich nach einem 20-tägigen Einführungskurs «nur» Frauenhilfsdienst leisteten, sind sie heute den Männern gleichgestellt; eine Gleichberechtigung, die sie schätzen und als richtig erachten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Um die ersten Spuren der Frauen in der Armee zu finden, müssen wir weit zurück in die Geschichte schauen, genauer gesagt bis ins Jahr 1292, in die Chroniken von Johannes von Winterthur oder in die Erzählungen zur Morgartenschlacht. Die Frauen haben damals zwar nicht mit dem Gewehr in der Hand Geschichte geschrieben, aber sie waren im humanitären Bereich sehr aktiv. Aus politischer Sicht wurde der Frauenhilfsdienst erst im Jahr 1939 mittels Verordnung zugänglich. Am 1. September 1939 berichteten die Zürcher Medien: «Mit dieser Versammlung ist etwas ganz Neues in die Schweizergeschichte getreten: Die Frauen sind von höchster Stelle nicht nur zum Wehrdienst zugelassen, sondern dazu aufgefordert worden.» Am 16. Februar 1940 unterschrieb General Guisan die Weisungen für die Organisation Frauenhilfsdienst (FHD), die es bis 1945 gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Stimmen zur Auflösung des FHD laut. Nur dank mehreren militärischen und politischen Persönlichkeiten, die von der Notwendigkeit eines solchen Dienstes überzeugt waren, schaffte der Bundesrat die ersten Rechtsgrundlagen für den FHD. Frauenhilfsdienst (1945 – 1985) Ab 1945 erhielt jede Schweizer Bürgerin, die zum Frauenhilfsdienst (FHD) zugelassen wurde, dieselben Rechte und Pflichten wie die männlichen Armeeangehörigen und wurde gleich behandelt. Die Frauen absolvierten aber eine kürzere Ausbildung und trugen keine Waffe. Die Dienstpflicht umfasste einen 20-tägigen Einführungskurs und 91 Diensttage in jährlichen 13-tägigen Ergänzungskursen. «Die Frauen erhielten eine kürzere Ausbildung, aber sie mussten dasselbe Niveau der Männer erreichen. Sie mussten wie die Männer in der Lage sein, einen Zug zu führen», erklärt Oberstleutnant Pia Zürcher-Vercelli, Chefin des Nachrichtenpostens der Führungsunterstützung der 8 armee.ch 1 / 15 FHD Trup pendienst M 77 urs Juni 19 rungsk FHD Einfüh ärz 1985 Luftwaffe, welche ihren Einführungskurs im Juni 1977 absolvierte. Die Mitglieder des FHD waren nicht bewaffnet. Die Frauen wurden in den Einführungskursen von weiblichen Offizieren in ihrem Fachgebiet geschult. Auf dem Unterrichtsplan standen die militärische Organisation, die ABC-Ausbildung, das Dienstreglement sowie das Kartenlesen. Grüssen, Melden und Zugschule sowie Gymnastik und Singen rundete das Ausbildungsprogramm ab. «Die Frauen mussten schon damals glaubwürdig auftreten, um ernst genommen zu werden. In meinem Zug gab es auch Männer. Ich erinnere mich daran, dass ich eines Tages einen Kurs zur Handhabung eines Karabiners geben sollte. An dieser Waffe war ich aber nicht ausgebildet worden. Meine jüngeren Kollegen, die bereits das Sturmgewehr hatten, konnte ich nicht fragen. Deshalb machte ich mich am Abend auf den Weg zur nächsten Telefonkabine und rief meinen Vater an, so dass er mir die wichtigsten Handhabungen erklären konnte», erinnert sich Oberstleutnant Pia Zürcher-Vercelli. «Bei den Frauen wurden keine Fehler geduldet. Ich weiss nicht wie viele zusätzliche Stunden ich damit verbracht habe, die Reglemente zu studieren, um die Kameraden ausbilden zu können. Denn im Gegensatz zu unseren männlichen Kameraden bekamen wir Frauen nur eine verkürzte Kader-Ausbildung. Ich konnte meinen Rückstand im Laufe der Jahre aufholen und heute bin ich auf dem gleichen Niveau wie meine männlichen Kameraden.» Militärischer Frauendienst (1986 – 1994) Ab 1984 begannen sich die Dinge zu ändern. Die Diskussionen um die Auflösung des FHD, der zum militärischen Frauendienst (MFD) werden sollte, wurden immer lauter. Die Frauen wollten ihren männlichen Kollegen gleichgestellt sein und diesbezügliche Gesuche häuften sich. Im Juli 1985 gab der Bundesrat bekannt, dass die Organisation der Armee (für die Frauen) geändert werde. Die Verordnung trat am 1. Januar 1986 in Kraft. Von da an gab es Anforderungsprofile Rubriktitel für Frauen in der Armee, die jenen der Männer entsprachen. Von 1987 an konnten die Frauen einen Sporttest an der Eidgenössischen Turn- und Sportschule in Magglingen ablegen. Bei den Disziplinen Weitsprung ohne Anlauf, Schnelllauf, Ausdauerlauf wurden sie mit dem gleichen Massstab wie die Männer beurteilt und erhielten dieselbe Militärsport-Auszeichnung. Trotz Inkraftsetzung dieser neuen Verordnung waren die Frauen den Männern noch nicht gleichgestellt, auf den ersten Blick erkennbar an den Farben der Uniformen: Die Frauen trugen eine blaue Uniform, die Männer eine grüne. Zudem durften Frauen nicht alle Funktionen bekleiden; Kampfaufträge waren ausschliesslich für Männer bestimmt. «Ich war 20 Jahre alt und hatte meine Lehre beendet, als ich beschloss, die Rekrutenschule zu absolvieren. Als ich begann, hatte es 50 Frauen, verteilt auf zwei Kompanien. Der einzige Mann war der Schulkommandant», erinnert sich Oberstleutnant Cornelia Michel, Chef Kommissariatsdienst bei der Infanteriebrigade 5, die ihre Rekrutenschule 1993 absolvierte. Nach der 27-tägigen Rekrutenschule, in der sie die armeespezifischen technischen Kenntnisse erlangten (erste Hilfe, ABCAbwehr, Kartenlesen, Rechte und Pflichten der Angehörigen der Armee), wurden die Frauen in die Stäbe und Einheiten eingeteilt. «Es war nicht optimal, nur mit Frauen die Rekrutenschule zu absolvieren. Alle waren im ständigen Konkurrenzkampf und wollten unbedingt befördert werden. Es war fürchterlich.» erzählt Oberstleutnant Cornelia Michel. «In vier Wochen hatten wir kaum Zeit zum Lernen. Ich hatte keine Lust, unter diesen Bedingungen den Beförderungsdienst zu absolvieren. Erst nach dem ersten Wiederholungskurs als Soldat im Jahr 1994 beschloss ich weiterzumachen. Ich war die einzige Frau. Es herrschte eine ganz andere Stimmung.» Frauen in der Armee (1995 – 2003) Mit der Armee 95 änderte sich auch die Stellung der Frau. Aus dem militärischen Frauendienst wurde die Organisation Frauen in der Armee. Dank dieser Reformen wurden die Frauen vollständig in die Armee integriert und verfügten über dieselben Rechte wie die Männer. Sie hatten Zugang zu fast allen Funktionen, durften aber noch immer nicht zu den Kampftruppen. «Für mich ist die Armee Familiensache: Mein Vater und mein Bruder sind Berufsmilitär und für mich war es selbstverständlich, denselben Weg zu gehen. Frauen sollen die Möglichkeit haben, Militärdienst zu leisten. Wenn sie sich aber für die Rekrutenschule einschreiben, müssen sie wissen, dass sie alles wie die Männer oder sogar besser machen müssen. Es gibt keine Sonderbehandlung», erklärt Adjutant Unteroffizier Chantal Sempach, Berufsmilitär im Lehrverband Panzer und Artillerie sowie Sportlehrerin. Sie hat ihre Rekrutenschule 2002 absolviert. Bevor Männer und Frauen hinsichtlich Ausbildung gleichgestellt waren, dauerte die Rekrutenschule für alle acht Wochen. Sie wurde dann für beide Geschlechter auf 15 Wochen verlängert. Die Frauen erhielten endlich die gleiche Ausbildung wie die Männer. «Als ich meine Rekrutenschule absol- armee.ch 1 / 15 9 vierte, durften die Frauen die Kampftruppen nicht wählen. Genau dort wollte ich aber hin.» erzählt Adjutant Unteroffizier Chantal Sempach. Die Kaderschulen wurden ebenfalls vereinheitlicht. Die Frauen erhielten nun Zugang zu den gleichen Funktionen – ausser Kampftruppen – wie die Männer, vorausgesetzt sie erfüllten die Anforderungen. Die Frauen erhielten ebenfalls die graugrüne Uniform und dieselbe Ausgangsbekleidung. Von 2003 bis heute… «Als ich mich für den Militärdienst entschied, hatte ich zum Ziel, einmal bei den Kampf- truppen in Thun zu arbeiten», vertraut uns Chantal Sempach an. Mit dem Inkrafttreten der Armee XXI im Jahr 2003 fiel die letzte Hürde für die Frauen und sie durften sich in allen Waffengattungen ausbilden lassen, alle Funktionen standen ihnen offen, sofern sie die Eignungstests erfolgreich bestanden. «Im Jahr 2004 bewarb ich mich als Zeitsoldat für den Lehrverband Panzer und Artillerie und bekam die Stelle.» Für eine der ersten Frauen bei den Panzer- und Artillerietruppen war der Weg nicht ganz einfach, doch mit viel Entschlossenheit und Einsatz wurde Chantal Sempach Berufsmilitär und Sportlehrerin. Sie hat die schwierige Aufgabe, die Panzergrenadiere im Sport zu unterrichten. «Ich hatte nie Probleme, ausser mit den älteren Ausbildnern der Panzergrenadiere, die anfänglich distanziert waren. Aber ich zeigte, dass ich meine Arbeit gut mache und heute läuft es gut», sagt Sempach erfreut. Für weitere Informationen über die Frauen in der Armee und ihre Geschichte: →→ w ww.armee.ch > Mein Militärdienst > Frauen in der Armee Munitionsschrott und Blindgängerfunde melden – einfach und unkompliziert per App Sind Sie beim Wandern schon einmal auf einen Blindgänger oder auf Munitionsreste gestossen und wussten nicht, was zu tun ist? Haben Sie oder Ihre Freunde, Bekannten oder Verwandten im Keller vielleicht noch Souvenirs aus der Dienstzeit und wissen nicht, wie Sie diese wieder loswerden? Die Nationale Blindgängermeldezentrale (BMZ) der Schweizer Armee nimmt Ihre Meldung entgegen und beseitigt die unliebsamen Funde – egal ob im öffentlichen Raum oder in Privathäusern. Berühren Sie die Objekte nicht und helfen Sie mit einer gut sichtbaren Markierung, dass die Objekte im Gelände leicht wiedergefunden werden können. Die Blindgängermeldezentrale nimmt Ihre Meldung per E-Mail entgegen (unter www.armee.ch/blindgaenger finden Sie das entsprechende Formular), per Telefon unter der Nummer 117 (Polizei) und ganz neu und unkompliziert auch über die App «Blindgänger», jetzt verfügbar im App Store und im Google Play Store. BMZ Verdächtiger Fund im Gelände oder Souvenir aus der Dienstzeit im Keller? Einfach und unkompliziert melden über die gratis App «Blindgänger», verfügbar im Apple App Store und im Google Play Store. Bei Munitionsfunden gilt generell: Nie berühren, gut sichtbar markieren und melden – über Telefon, Internet oder neu über die gratis App «Blindgänger». 10 armee.ch 1 / 15 Sommertournee Schweizer Armeespiele Die vier Schweizer Armeespielformationen sind vom 10. bis 15. August 2015 auf musikalischer Sommertournee quer durch die Schweiz unterwegs. Liestal, Chur, Mendrisio, Montreux, nur um einige Städte zu nennen, in denen die Swiss Army Brass Band, die Swiss Army Big Band, die Swiss Army Central Band und das Symphonische Blasorchester an Open Air-, Saal- und Platzkonzerten auftreten werden. Mo. 10. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr Liestal BL, Kaserne Di. 11. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr Amriswil TG, Pentorama Mi. 12. August 2015 Open Air Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS 19.30 Uhr Chur GR, Stadttheaterplatz Do. 13. August 2015 Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS Mendrisio TI Fr. 14. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Central Band Montreux VD, Place du Marché Fr. 14. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr Bern BE, Hotel National Sa. 15. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr Wiedlisbach SO 20.30 Uhr 20.30 Uhr Bilder: Militärmusik Die Daten und die genauen Standorte werden anfangs Sommer auf www.militaermusik.ch publiziert. Swiss Army Brass Band Swiss Army Big Band Swiss Army Central Band Symphonisches Blasorchester SAS armee.ch 1 / 15 11 Neue Praxis zur Unterstützung von Zivilen Gern gesehene Beiträge der Schweizer Armee Von Unterstützungsleistungen der Armee gemäss der Verordnung über die Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten mit militärischen Mitteln (VUM) profitiert die Truppe durch die Ausbildungs- und Lerneffekte. Für die zivilen Leistungsbezüger macht vielfach die Armee sportliche oder kulturelle Grossanlässe sowie Veranstaltungen, welche einen gesellschaftlichen Nutzen aufweisen, überhaupt erst möglich. Bau eines Schiffsstegs in Luzern. Stephan Noger, Operationsplaner VUM im Führungsstab der Armee (FGG 3/5) Jedes Jahr leistet die Armee massgebliche Beiträge zur Realisierung von zivilen Grossveranstaltungen wie zum Beispiel Ski-Weltcuprennen, eidgenössische Turn-, Jodler- oder Musikfeste oder unterstützt zivile Behörden und Organisationen bei Tätigkeiten, die von öffentlichem Interesse sind. Im Jahr 2014 leistete die Armee in 101 Fällen Unterstützung und erbrachte dabei insgesamt 23’803 Diensttage. Die Armee hilft konkret mit Leistungen wie zum Beispiel Auf- und Abbau von Infrastrukturen, Verkehrsregelung, Sanitätsdienst oder bei Geniearbeiten wie dem Errichten von Brücken. Auf diese Weise kann die Truppe Ausbildung in der Zusammenarbeit mit Zivilen betreiben und militärische Leistungen an geeigneten Objekten in der Praxis trainieren. Dies ist eine notwendige Ergänzung zu den Ausbildungen auf einem Waffenplatz oder im Übungsgelände. 12 armee.ch 1 / 15 Die Rechtsgrundlage für solche Engagements ist die Verordnung über die Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten mit militärischen Mitteln (VUM) vom 21. August 2013. Diese totalrevidierte Verordnung ersetzt die seit 1997 geltende Verordnung über den Einsatz militärischer Mittel für zivile und ausserdienstliche Tätigkeiten (VEMZ) und trägt insbesondere den reduzierten personellen und finanziellen Ressourcen der Armee Rechnung. Flugstunden werden anders verrechnet Am 25. Februar 2015 hat der Bundesrat eine Teilrevision der geltenden VUM gutgeheissen, welche per 1. April 2015 in Kraft getreten ist. Mit dieser Anpassung wird die Ungleichbehandlung von Lufttransporten gegenüber der Unterstützung am Boden beseitigt. Während für Leistungen am Boden ein Gesuchsteller nur für jene Kosten aufkommen muss, welche der Truppe zusätzlich zum normalen WK-/Ausbildungsbetrieb entstehen, wurden bei Lufttransporten einem Gesuchsteller hin- gegen bislang die Vollkosten pro Flugstunde in Rechnung gestellt, was neu nun wegfällt. Denn dies erschwerte die Durchführung von Lufttransporten zu Gunsten Dritter und der Luftwaffe entgingen so wertvolle Trainingsmöglichkeiten für ihre Besatzungen. Voraussetzung für einen VUM-Einsatz ist, dass es sich um einen national oder international bedeutenden Anlass oder eine Tätigkeit von öffentlichem Interesse handelt und der Einsatz einen wesentlichen Ausbildungs- und Trainingseffekt für die Truppe aufweist. Zudem dürfen zivile Unternehmen nicht übermässig konkurrenziert werden und es muss sich um Leistungen handeln, die weder vom Gesuchsteller, noch vom Zivilschutz oder Zivildienst erbracht werden können. Die eingesetzte Truppe darf keine sicherheitspolizeilichen Aufgaben übernehmen und leistet ihren Dienst stets unbewaffnet. →→ www.armee.ch/vum Rubriktitel Schweizer Armee: Für Sie im Einsatz L’Armée suisse s’engage pour vous Esercito svizzero: in impiego per voi armee.ch 1 / 15 13 Rubriktitel Volltruppenübung "STABANTE 15" Kontinuierlich besser werden Die Luftwaffe überprüft in regelmässigen Abständen das Zusammenspiel von Fliegern, Fliegerabwehr und Führungsunterstützung in Volltruppenübungen. Bei "STABANTE 15" wurde zwischen dem 18. und dem 25. März zusätzlich ein Bataillon des Heeres in die Konferenzschutz-Übung integriert. Insgesamt standen gegen 6000 Angehörige der Armee im Einsatz. David Marquis, Kommunikation Luftwaffe Die Einsatzzentrale verschoben Andere Übungsereignisse betrafen weniger Personen, stellten aber dennoch hohe Anforderungen an die Beübten. So kam es gleich am ersten Tag von "STABANTE 15" in Payerne zu einem gestellten Vorfall mit einem F-5 Tiger. Das Szenario sah ein Bremsversagen während der Landung vor, das Flugzeug kam nicht mehr aus eigener Kraft zum Stillstand und wurde – virtuell – erst vom Fangnetz angehalten. Um keinen realen Schaden am Flugzeug zu verursachen stoppte der Pilot seinen Tiger bereits einige Meter vor dem Fangnetz. Auf Anweisung des Towers machte sich unverzüglich das Unfallpikett mit seinen Fahrzeugen auf den Weg zum Flugzeug. Trotz der Übungssituation waren die Anforderungen an die Truppe hoch, da der Tiger mit echter Kampfmunition bewaffnet war. Übungsschiedsrichter Oberstleutnant Christian Humbert erklärte: «Es ging darum, das Flugzeug möglichst rasch von der Piste zu schieben, in eine Box zu bringen, es dort zu entmunitionieren und der Reparaturequipe zu übergeben.» Nach der Übung lobte Oberstleutnant Humbert die Miliztruppe: «Sie hat den Vorfall mit Ruhe und Professionalität gemeistert.» Doch an "STABANTE 15" waren nicht nur Verbände der Luftwaffe beteiligt. Das Aufklärungsbataillon 4 des Heeres war dem beübten Einsatzverband Luft für die Dauer der Volltruppenübung unterstellt. Es betrieb bei teils garstigem Wetter Beobachtungsposten auf den Jura-Höhen und fuhr mit seinen gepanzerten Fahrzeugen Patrouillen. Umgehende Rückmeldung Bei allen Übungsereignissen waren Schiedsrichter der Übungsleitung vor Ort. Sie bewerteten das Verhalten der Beübten und gaben unmittelbar nach dem Ereignis ein erstes Feedback an alle Beteiligten. Die Erkenntnisse der Schiedsrichter wurden anschliessend in einer Auswertungszelle gesammelt und zu einem konsolidierten Auswertungsbericht verarbeitet. Nach den acht Übungstagen – inklusive eines Dienstwochenendes – zog der Übungsleiter, Luftwaffenkommandant Aldo C. Schellenberg, eine positive Bilanz: Bild: Rolf Dammer Nebst dem Grundauftrag Konferenzschutz sorgte die Übungsleitung mit mehr als hundert fiktiven Ereignissen dafür, dass die beübten Truppen ihre Einsatzbereitschaft beweisen konnten. Eines der komplexesten dieser Übungsereignisse war die Evakuierung der Einsatzzentrale der Luftwaffe in Dübendorf und die Verlegung derselben in eine geschützte Anlage in den Alpen. Rund 250 Personen mussten rasch und gestaffelt verschoben werden. Dies geschah mit Kleinbussen und Cars entlang unterschiedlicher Routen. Innert 24 Stunden gelangten so das gesamte Armeepersonal sowie die Skyguide-Mitarbeiter aus dem Air Operation Center (AOC) an den geschützten Standort. Die Herausforderung dabei war, das Luftlagebild während der Dislokation permanent unter Kontrolle zu haben. Das Personal der Einsatzzentrale Luftverteidigung (EZ LUV) und andere Schlüsselpersonen blieben deshalb in Dübendorf bis die Infrastruktur in den Bergen bezogen und voll einsatzbereit war. Der Einsatzverband Luft (EVL) bewältigte diesen Übungsteil souverän: Die Evakuierung erfolgte termingerecht, der Schutz des Schweizer Luftraums war jederzeit gewährleistet. Im Fangnetz gelandet Bild: Soldat Stephane Matteo Ziel der Volltruppenübung "STABANTE 15" war es, die Kommandostrukturen zu überprüfen und das Zusammenspiel aller Elemente der Luftwaffe – Flieger, Fliegerabwehr und Führungsunterstützung – sowie mit dem Aufklärungsbataillon 4 (Aufkl Bat 4) des Heeres zu trainieren. Dies geschah im Rahmen einer fiktiven Friedenskonferenz in La Chaux-de-Fonds. Die zum Konferenzschutz eingesetzten Kampfjets flogen dabei ab Payerne, die Helikopter ab Payerne und dem Tagesstandort Courtelary. Für die An- und Abreise der fiktiven Konferenzteilnehmer wurde der Flugplatz Les Eplatures genutzt. Während der Volltruppenübung wurden erstmals die Prozesse für den Luftpolizeidienst mit scharfer Munition während 24 Stunden (LP24) über mehrere Tage durchgespielt. Dieses Verfahren wird ab 2016 schrittweise eingeführt. Spätestens ab 2020 werden rund um die Uhr zwei bewaffnete F/A-18 innert maximal 15 Minuten starten und intervenieren können. Der Chef des Air Operation Center, Oberst im Generalstab Peter Bruns (Mitte), beim Briefing für die Evakuierung des Standorts Dübendorf. 14 armee.ch 1 / 15 Die Fangnetz-Landung war nur gestellt: Um das Flugzeug nicht zu beschädigen hielt der Pilot einige Meter vor dem Netz an. Bild: Soldat Stephane Matteo «Es gibt keinen besseren Beweis für das Können als das Tun.» In diesem Sinne habe die Truppe während "STABANTE 15" vorbildlich gezeigt, was sie kann. «Nichtsdestotrotz haben wir an diversen Stellen Verbesserungspotenzial festgestellt. Nun gilt es, aufgrund des Auswertungsberichts die entsprechenden Massnahmen zu definieren und die Ausbildung, die Abläufe und Strukturen wo notwendig so schnell wie möglich anzupassen», so Korpskommandant Schellenberg. "STABANTE 15" habe bezüglich der Zusammenarbeit von Miliz und Berufsorganisation viele Erkenntnisse geliefert: «Diese müssen in der Ausbildung aber auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Armee (WEA) umgesetzt werden.» Schellenberg lobte nach der Übung die Arbeit der Miliz: «Ich bin tief beeindruckt von ihrem Leistungswillen und Leistungsvermögen auf allen Stufen.» "STABANTE 15" sei wohl für die meisten Beteiligten die erste Übung gewesen, die acht Tage gedauert habe, ein Wochenende einschloss und bei anspruchsvollem Wetter stattfand. Durchgeführt habe man die Volltruppenübung letztlich, um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Luftwaffe weiterzuführen. Dieses Ziel habe man erreicht, weshalb Korpskommandant Schellenberg die Übung gesamthaft als Erfolg wertet. Bild: Oberstleutnant Dimitrios Papadopoulos Rubriktitel Schiedsrichter Oberstleutnant Christian Humbert gibt der beübten Truppe umgehend Feedback. Das Aufklärungsbataillon 4 des Heers war während "STABANTE 15" dem Einsatzverband Luft zugewiesen. armee.ch 1 / 15 15 Mobilmachung, Kernstück der Bereitschaft Tauglichkeitstest für das neue Mobilmachungskonzept Mit der Weiterentwicklung der Armee wird auch ein neues Bereitschaftssystem eingeführt. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist die neue Mobilmachungsorganisation, die diesen Herbst in der Übung "CONDOTTA DUE" mit der Truppe getestet wird. Oberst Martin Dondelinger, FGG 7 (Ausbildung), FST A Der diesjährige WK wird für das Logistikbataillon 52 und das Aufklärungsbataillon 11 mit einem Paukenschlag namens "CONDOTTA DUE" beginnen. Beide Bataillone werden im Rahmen einer Übung mobilmachungsmässig aufgeboten. Das Log Bat 52 wird dabei per 28. September (erster WKTag) alarmiert. Nach der Mobilmachung wird es im Laufe der ersten WK-Woche in die Profiorganisation des Armeelogistikzentrums Othmarsingen integriert und bereitet dort die Materialabgabe für weitere mobilisierende Truppen vor. Im konkreten Fall für das Aufkl Bat 11, das eine Woche später, am 5. Oktober, mobilisieren wird. Die Mobilmachung der beiden Bataillone läuft dabei, zeitversetzt um eine Woche, grundsätzlich gleich ab. Das Log Bat 52 mobilisiert über seine vorgesehenen Einsatzstandorte, das Aufkl Bat 11 auf dem Skizze der Übungsanlage. Waffenplatz Brugg. Geführt wird diese Mobilmachungsübung auf taktischer Stufe durch die Territorialregiralstab Hanspeter Aellig, Chef Ausbildung im Führungsstab der Aron 2 (Ter Reg 2), die Gesamtübungsleitung liegt beim Führungsmee, der als Teilprojektleiter Bereitschaft/Mobilmachung das System stab der Armee. konzipierte und verantwortlich für die Vorbereitung der Übung ist. Das neue Bereitschaftssystem mit der Mobilmachung stellt in der WEA sicher, dass die Armee aus dem Stand heraus jederzeit mit Teil des neuen Bereitschaftssystems den erforderlichen Kräften und Mitteln bereit ist, um kurzfristig auf Um künftig wie geplant Milizformationen rasch und verzugslos einunvorhersehbare Ereignisse reagieren zu können. rücken zu lassen, auszurüsten und in den Einsatz bringen zu können, braucht es eine eingespielte Mobilmachungsorganisation. «Diese ist das Kernstück des neuen Bereitschaftssystems, das mit der WeiterentSchulen und überprüfen wicklung der Armee (WEA) optimiert wird», sagt Oberst im GeneVoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des neuen Systems sind die Schulung und auch die Überprüfung der Vorgaben, zum Beispiel zugewiesene Einrückungsstandorte, Lagerorte von Material und Fahrzeugen und die zentrale Führung der Mobilmachung durch die künftigen Territorialdivisionen und die Luftwaffe. «Mit "CONDOTTA DUE" können wir gleich mehrere Prozesse trainieren und durchleuchten», freut sich Oberst i Gst Aellig. Die Übung hat einerseits zum Ziel, die taktische Umsetzung wesentlicher Aspekte der Mobilmachung (Alarmierung/Aufgebote, Führung der Mobilmachung, Mobilmachungsabläufe, Infrastruktur) zu überprüfen. Im Bereich Logistik andererseits wird die praktische Umsetzung der Unterstützung für die Armeelogistikcenter durch ein Logistikbataillon für die Ausrüstung von weiteren mobilisierenden Verbänden (Mehrschichtbetrieb in den Armeelogistikcenter) getestet. Oberst i Gst Aellig: «Die aus der Übung gewonnenen Erkenntnisse und Konsequenzen fliessen in die definitive Ausgestaltung des BereitschaftsÜbungsvorbereitungen (Oberst Fritz Meister, Kdt Koordinationsstelle 2 mit seinen Mitarbeitern, Oberstlt i Gst Dominik Winter, Kommandant und des Mobilmachungssystems ein.» Log Bat 52 mit Stabsmitarbeitern, Vertreter LBA und ALC Othmarsingen) 16 armee.ch 1 / 15
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