Besprechung des Stücks

Es spukt am Gymnasium Neureut! Echt!!!
„Die kleine Schwarze hat voll die Show abgezogen!“ - Entrüstet oder bewundernd? Jedenfalls ‚voll begeistert‘ dieser erste Kommentar einer jungen Dame
aus dem Publikum, die nach der Vorstellung von ‚Das Gespenst von Canterville‘
von ihrer Mutter abgeholt wird und noch auf dem Weg zum Auto die auf dem
Handy dokumentierte ‚kleine Schwarze‘ (die vorwitzige Cheeky) zum Beweis vorführt.
Eine große Show haben sie tatsächlich hingelegt, die 30 Mädchen + 1 Junge der
Unterstufen-Theater-AG, die den Klassiker von Oscar Wilde in vielen Probenstunden unter der Leitung von Anja Buff und Nina Skoda erarbeitet und am Freitag,
9. Oktober vor ‚ausverkauftem‘ Haus aufgeführt haben. Alle Register wurden gezogen, um es richtig spuken zu lassen, und der alte Bösewicht Sir Simon (Naomi
Ntemir) und sein ‚Geheimer Spuk-Club‘ ließen nichts unversucht, die amerikanischen Geschäftsleute Mr. und Mrs. Otis (Celina Pfeiffer und Hannah David) das
Gruseln zu lehren. Umsonst - nicht nur wegen deren stoisch-aufgeklärter Weltanschauung, in der fallende Börsenkurse weitaus beunruhigender sind als jahrhundertealte Gespenster. Vor allem aber wegen der Abenteuerlust ihrer Kinder Washington und Virginia (Celine Onyekuba und Klara Bödefeld) und des respektlosen
Schabernacks der Zwillinge Tom und Jerry (Jenny Dewald und Helen Kratzer),
die das arme Gespenst zur Verzweiflung bringen.
Spielwitz und darstellerisches Können auch bei den Nebenrollen, den ‚kleinen Gespenstern‘, die die verschiedensten Typen von Old England verkörperten. Nicht
weniger bei der immer auch auf den eigenen Profit bedachten und zu Ohnmachtsanfällen neigenden Hausangestellten Mrs. Umney (Alexia Dragu).
Der Text bot eine pfiffige Mischung aus gepflegtestem Oxford-Deutsch (Kira
Weng als Lord Canterville) und leicht zotiger Gassensprache bei den ‚Kids‘. Ganz
besonders hervorzuheben ist bei allen jungen Schauspieltalenten die beachtliche
Sprechkultur und ein Stimmvolumen, das in der großen Halle jedes Wort bis in
die letzte Reihe (selbstverständlich ohne Verstärkeranlage) verständlich machte.
Wenn zu den Dingen, die man im Leben gemacht haben sollte, gehört, einmal im
Leben auf großer Bühne vor großem Publikum aufgetreten zu sein, dann haben
Anja Buff und Nina Skoda das große Verdienst, diese Erfahrung 31 jungen Menschen ermöglicht zu haben. Schön wäre es, wenn sie in der einen oder anderen
Form ihr Talent, das hier zum Vorschein kam, weiter pflegen würden!
Am Gymnasium Neureut geht’s mit Theater jedenfalls ganz bald weiter: Am Montag, 19.10.15, um 19 Uhr bereits wird Shakespeare auf der Bühne zu erleben
sein. Diesmal dargeboten von den ‚Großen‘. (Hh)