Unvollstellbares Leid - Gaildorfer Rundschau

MENSCHEN / ROMAN
Montag, 11. Mai 2015
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Goldener Horaff:
Werner Groß
ausgezeichnet
Mit dem goldenen Horaff, der
höchsten Auszeichnung der
Stadt, ist Werner Groß geehrt
worden. Groß ist langjähriger
Kommandant der Abteilung
Kernstadt der Crailsheimer Feuerwehr.
ANDREAS HARTHAN
Crailsheim. Nein, das war keine Hoch-
zeitgesellschaft, die sich kürzlich auf
dem Marktplatz vor dem Arkadenforum versammelte, aber es war auch
eine Festgesellschaft. Sie war zusammengekommen, um Werner Groß,
der 25 Jahre lang die Abteilung Kernstadt geleitet hat, zum 58. Geburtstag zu gratulieren. Und um mitzuerleben, wie Oberbürgermeister Rudolf
Michl das Geburtstagskind mit dem
goldenen Horaff auszeichnete und
Stadtbrandmeister Ansgar Knott ihn
Aufräumarbeiten in Kathmandu. Die Zeit drängt, denn in wenigen Wochen wird der Monsun erwartet.
Fotos: dpa/Govinda
Unvorstellbares Leid
Drei Mitarbeiter des Aalener Vereins „Govinda“ in Nepal – Hilfskonvois rollen
Oberbürgermeister Rudolf
Michl
(rechts) zeichnet Werner Groß mit dem
Foto: ah
goldenen Horaff aus.
zum Ehrenkommandanten der Crailsheimer Feuerwehr ernannte.
In seiner Laudatio auf seinen Freund
Werner Groß fasste der ehemalige
Stadtbrandmeister Tilman Wagner
dessen Verdienste in einem Satz zusammen: „Ein Leben für die Feuerwehr“. Werner Groß war als 16-Jähriger in die Crailsheimer Wehr eingetreten und leitete die Abteilung Kernstadt (früher: Hauptabteilung) von
1989 bis 2014. In diesem Vierteljahrhundert hat er rund 2000 Einsätze absolviert. Damit hat sich Groß „in besonderer Weise“ um das Wohl der
Stadt und ihrer Bürger verdient gemacht, betonte OB Michl.
Das „überdurchschnittliche Engagement“ von Groß zeige sich auch darin, dass er auch im Kreisfeuerwehrverband aktiv war und diesen von
1992 bis 2010 leitete. Groß sei eine
„wesentliche Stütze“ bei der Modernisierung der Crailsheimer Wehr gewesen, unterstrich der Oberbürgermeister und würdigte die ausgeprägte Mitmenschlichkeit von Groß.
Die habe sich bei Hilfsaktionen für
Hochwasseropfer an Elbe und Mulde
gezeigt, aber auch bei der Gründung
der Kameradschaftshilfe. Sie unterstützt im Einsatz verunglückte Feuerwehrleute oder im Todesfall deren
Angehörige.
Tag 14 nach dem Erdbeben: Die
Kinder des Waisenhauses und
das Team schlafen wieder im
Zelt, da es ein weiteres Erdbeben mit der Stärke 4,9 gab. Roman Cieslewicz aus Aalen ist
vor Ort und berichtet.
Aalen/Kathmandu. Roman Cieslewicz vom Vorstand des Aalener Vereins „Govinda Entwicklungshilfe“
ist unmittelbar nach dem Erdbeben
nach Nepal geflogen. Seit 29. April
koordiniert er die Arbeit in den Projekten und im Notfallteam von Govinda. Der vor 17 Jahren gegründete
Verein setzt sich für Waisenkinder,
gesellschaftlich benachteiligte und
behinderte Kinder von von Lepra
betroffenen Familien ein. Im Waisenhaus nahe Kathmandu bietet Govinda 51 Kindern eine Heimat. Weitere 20 Waisen werden in ihren Heimatdörfern unterstützt. Mehr als
120 Nachbeben wurden allein bis
zum 1. Mai gezählt. „Es ist unvorstellbar, was die Menschen unter
den stetigen Nachbeben erleben, ertragen, fühlen“, schreibt Roman Cieslewicz. Am Samstag postet er: „Unser Team hat heute 35 Familien im
Distrikt Dhading, deren Häuser völlig zerstört worden sind, mit Reis,
Linsen, Öl, Salz und Zucker ein zweites Mal unterstützt. Auch in Chapagaon konnten wir Menschen mit
Hilfsgütern ein weiteres Mal unterstützen. Dies ist dringend nötig, da
wir nach ersten Daten allein bei den
230 Familien unserer unterstützten
Schulkinder mehr als 100 schwer
oder komplett beschädigte Häuser
gemeldet bekommen haben. Die internationale Hilfe kam erst heute
im Dorf an.
Morgen werden sechs Teams in
Dolakha, zwei Regionen des Distriktes Makwanpur, zwei Regionen im
Distrikt Nuwakot und in Lalitpur
Hilfsgüter verteilen. Ein sechster
Truck mit dringend benötigten Zelten kam in Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner Usthi
Stiftung sicher an.
Die seit den ersten Tagen begonnene Soforthilfe läuft weiter. Die folgende und stark abgestützte mittelfristige Wiederaufbauhilfe planen
wir in den nächsten Tagen gemeinsam vor Ort mit unseren Partnern
der Stiftung Usthi. Das Wiederaufbauprojekt wird mehrere Monate
andauern und wir werden weiter darüber berichten. Eine große Herausforderung für die Menschen Nepals
und uns wird der in sechs Wochen
eintreffende Monsun sein. Dank Ihnen können wir den betroffenen
Menschen des Erdbebens eine gezielte und durchdachte Unterstützung ermöglichen.“
Gestern sind zwei weitere Mitarbeiter von Govinda zum Katastropheneinsatz nach Nepal geflogen.
Info Das Spendenkonto: KSK Ostalb,
BLZ: 614 500 50, Konto: 805 015
135, BIC/Swift: OASPDE6AXXX,
IBAN: DE04 6145 0050 0805 0151
35, Stichwort: Erdbeben Nepal. Die
Homepage des Vereins: www.waisenkind.de
Verein für Entwicklungshilfe „Govinda“
Verein Die Govinda Entwicklungshilfe e. V. wurde 1998 von
fünf Krankenpflegern in Aalen
gegründet. 2002 entstand der
schweizerische Partnerverein
„Shangrila Entwicklungshilfe“.
Es gibt Aktionskreise in Dresden, Leipzig, Berlin, Aalen,
Stuttgart, Würzburg, Aarau, Zürich und in Österreich. Sie unterstützen sie nach eigenen Angaben über 8000 Menschen in
acht Projekten und haben 70
nepalesische Angestellte.
Bei der Verteilung von Lebensmitteln.
Projekte „Reintegration“ ist
das erste nepalesische Integrationsprojekt für jugendliche Waisen in die Gesellschaft. Die Internationale Schule nahe Kathmandu besuchen Waisenkinder
und über 500 Kinder der Region. Das Schulpatenschaftsprogramm ermöglicht derzeit 252
Kindern den Schulbesuch, medizinische Grundversorgung und
täglich ein warmes Essen. Im
Ausbildungszentrum können
die Schüler praktische Fähigkei-
ten und einen zertifizierten Abschluss in Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Töpfern, Schreinern
oder Informatik erlangen. In
Westnepal werden in Zusammenarbeit mit einer örtlichen
Schule im Rahmen von Projektarbeiten über 4000 Menschen
in vielen Dorfgemeinschaften in
den Bereichen Landwirtschaft,
Gesundheit und Ingenieurwesen unterstützt. Ein Mikrokreditsystem verhilft den Menschen
vor Ort zu mehr Unabhängig-
keit. In Westnepal erhalten zudem 14 taubstumme Kinder
dauerhafte Unterstützung. Die
Jugendorganisation, ehemalige
Waisenhausbewohner, arbeitet
im Süden Nepals im Distrikt Kalikatar in umfangreichen Gemeindeprojekten für mehr als
1000 Menschen mit dem Fokus
Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft. Insgesamt konnten
neben diesen Projekten auch
bereits weitere 12 Schulen gebaut werden.