Jeder Tag ist ein guter Tag – Auf der Suche nach dem verlorenen

Manfred Zink
Sonderdruck aus Perfect MATCH
Newsletter 01/04
Jeder Tag ist ein guter Tag – Auf
der Suche nach dem verlorenen
Glück
Verfolgt man die Leitartikel und Themen in
den Zeitschriften und wirft einen Blick auf
die Neuerscheinungen der Managementliteratur, fällt auf, dass zur Zeit dem
Thema Glück und Zufriedenheit am
Arbeitsplatz viel Raum gewidmet wird. Die
Literatur dazu
füllt die Regale der
Buchhandlungen.
Die Zeitschrift Focus
widmet dem Thema gleich in zwei Ausgaben
07 und 08/ 2004 breiten Raum u.a. mit der
Schlagzeile „Armer
reicher
Mensch“.
Handelt es sich dabei um einen Modetrend in
der Schreiberszene, oder steckt mehr
dahinter.
Ich glaube, dass es sich nicht um einen
Modetrend handelt und die Auseinandersetzung mit dem Thema noch lange anhalten
wird. Sie fragen warum ? Laßt Zahlen zu
uns sprechen. In der neuesten Ausgabe der
Gallup Studie von 2003 gibt es u.a. zwei
sehr interessante und
zugleich auch
erschreckende Hinweise dazu. Die breit
angelegte Studie belegt u.a., dass gerade
einmal 12 % der deutschen Arbeitnehmer
eine
hohe
emotionale
Bindung
am
Arbeitsplatz besitzen. Wenig Menschen
finden in diesem unserem Land Freude am
Arbeitsplatz;
der
Blick
auf
den
„Engagement
Index“
ist
geradezu
deprimierend. Weit mehr als zwei Drittel
aller Mitarbeiter sind nicht engagiert, 15 %
sogar aktiv unengagiert. Deutschland landet
damit im internationalen Vergleich weit auf
den hinteren Rängen, der Trend nach unten
hält unvermindert an. Die Mehrzahl der
Deutschen ist am Arbeitsplatz frustriert
und deprimiert - 60 % aller Mitarbeiter
spüren, das zeigen neue Umfragen, Angst am
Arbeitsplatz. Die Kosten,
die der
Volkswirtschaft dadurch entstehen, gehen
in dreistellige Milliardenbeträge.
Eine Umfrage von Emnid ergab, dass nur ein
Drittel aller Arbeitnehmer Freude am
Arbeitsplatz für wichtig hält. Dem Faktor
Geld wird dagegen von den Meisten ein
hoher Stellenwert eingeräumt. Ich gebe zu,
für mich war das überraschend. Armer
reicher Mensch!
Verschafft uns das Materielle in der
Arbeit
Zufriedenheit
und
Glück. ?
Eindeutige Antwort NEIN. Die rein
materiellen Bedingungen der Menschen in
Deutschland haben sich seit den 60er
Jahren
erheblich
verbessert.
Die
Einkommen haben sich gar verdoppelt.
Eigentlich also keine Grund zum Traurigsein.
Und trotz alledem, die rechte Lebensfreude
will sich, insbesondere am Arbeitsplatz,
nicht einstellen. Woran liegt das ?
Die
Lebensqualität und Stimmung
der
Menschen steigt, das belegen alle Studien,
oberhalb einer Mindestschwelle, nicht mehr
signifikant an. Wer auf die Formel mehr
Materielles = mehr Zufriedenheit setzt,
„reitet ein totes Pferd“.
Wenig erfolgversprechend sind auch alle
Bemühungen,
das
Glück
ausschließlich
außerhalb der Arbeit
zu finden. Alle
Versuche, „Mehr Zeit für das Glück“ z.B.
durch neue ausgeklügelte Modelle des New
Time - Management zu gewinnen, halte ich
im Ansatz zwar für ehrenrührig; sie laufen
aber im Kern am Problem vorbei. Es geht
eben nicht darum, mehr oder weniger zu
arbeiten, es geht darum
„sinnvoller zu
arbeiten“,
das bedeutet, Freude und
Erfüllung
in der Arbeit tagtäglich zu
empfinden und das Glück nicht auf den
Feierabend, auf den Fluchtpunkt Freizeit
oder gar den Lebensabend zu vertagen. Wer
so lebt, gefangen in den Bedingungen eines
„Später“, lebt ständig in der Erwartung,
und mit der Sehnsucht auf das Glück von
Morgen. Manche Menschen benötigen ein
ganzes
Leben
lang,
um
am
Ende
festzustellen, dass das wahre Glück eben
nicht an Bedingungen geknüpft ist. Das Ziel
einer Symphonie, liegt auch nicht in ihrem
Ende.
Dante beschrieb bereits vor 700 Jahren
sinngemäß, das die Menschen „ihr Glück
immer an das Ersehnte knüpfen“. Glück also
als ein bedingtes Glück, in Abhängigkeit von
Etwas...?.
Hier liegt das eigentliche Dilemma. Das
Sinnvakuum, das zur Zeit vorherrscht, rührt
daher, dass wir Glück an Bedingungen
knüpfen,
wenn mehr „DAS“ dann Glück,
wenn weniger „DIES“ dann Glück. Wenn
mein Chef, wenn das Gehalt, meine Kollegen,
das Konzept, ach ja“, dann wäre ich
glücklich. So erreichen wir, davon bin ich
zutiefst überzeugt, nicht den „Point of
Happiness.“
Worin liegt also nun das Summum bonum, das
Ideal des Glücks in der Arbeit. Ich glaube,
es liegt in einer Form des Sich-Einlassens
auf
die
Arbeit
selbst,
weitgehend
unabhängig von den wechselnden äußeren
Bedingungen und fern von einer ständigen
Suche nach dem Nicht-Vorhandenen, des
Noch – Nicht Eingetretenen, oder einer
Sucht-Flucht in das Gewesene früherer
Tage. Wer ständig auf der Suche nach dem
Glück ist, verpaßt es. Es gibt nichts zu
Suchen und nichts zu Erinnern. Alles was
wir persönlich für das Glücklichsein, gerade
in der Arbeit benötigen, ist bereits
vorhanden.
Was bedeutet diese Erkenntnis
nun
praktisch. Ist in den Organisationen auch
schon alles vorhanden? Es gibt, soviel steht
fest,
noch
Nachholbedarf.
Für
die
Verantwortlichen in Organisationen gilt es
mehr denn je, Bedingungen zu schaffen, die
es Menschen erlaubt, zu „wachsen“, Ein
Wert, der zur Mangelware in Organisationen
geworden ist. Es geht darüber hinaus auch
um Langfristigkeit; Schmuck und Sheldon
zeigten bereits 2001 auf, das sich
Arbeitnehmer
wesentlich mehr für
langfristige Ziele engagieren, als für
ultrakurzfristige 3 Monatsergebnisse.
Unternehmen und Unternehmer werden sich,
wollen sie erfolgreich bleiben, mehr als in
der Vergangenheit den Fragen des Cui bono
– Wem dient das -, Was wollen wir sein Wie und Wozu wollen wir sein, stellen – und
sie werden diese Frage zufriedenstellend
beantworten müssen. Wenn nicht, werden
wir die Konsequenzen des Unterlassens
nicht nur in den einschlägigen Studien
nachlesen, sie werden zur schmerzlichen
Realität in Organisationen.
Was kann der Einzelne tun. Muß er
überhaupt etwas tun, oder ist das nicht die
Aufgabe
des
Managements,
der
Unternehmer.
Kant, dessen Todesjahr sich 2004 zum 200
ersten Mal jährt; appelliert deutlich in
seiner Schrift „Was ist Aufklärung“ aus
dem Jahre 1784 an die Selbstverantwortung
des Einzelnen.
....“Verschuldet,
so Kant
- ist die
Unmündigkeit des Menschen dann, wenn
sie u.a. aus einem Mangel an Mut
geschieht.“
Die Verantwortung für ihr persönliches
Glück, lässt sich nicht delegieren. Es ist –
würde Kant Ihnen raten – Ihre ureigenste
Pflicht.
Bleiben Sie – das ist meine Bitte Regisseur und wechseln Sie nicht in die
Zuschauerrolle; dann entsteht eine heitere
Gelassenheit und eine tiefe Einsicht in die
Erfahrung des Zen „Jeder Tag ist ein
guter Tag.“
Ihr Manfred Zink