Zwischenbericht 2015

Zwischenbericht Tchibo Detox Projekt – November 2015
Mit der Unterzeichnung des Detox Commitments im Oktober 2014 haben wir unser
Engagement zur Vermeidung des Einsatzes von gefährlichen Chemikalien in der
Textilproduktion öffentlich bekräftigt. Dieser Zwischenbericht bietet eine komprimierte
Darstellung der bisher durchgeführten Maßnahmen sowie der folgenden Projektschritte. Der
umfassende und detaillierte “Fortschrittsbericht 2015“ wird im Laufe diesen Monats
veröffentlicht. Er wird unsere Aktivitäten ausführlich darlegen.
Die nachfolgenden Ausführungen umfassen den aktuellen Stand sowie einen Ausblick über
die verschiedenen Projektaktivitäten. Dazu zählen zum einen die Veröffentlichung von
Daten zur Abwasserqualität sowie Methodik und Aufbau unserer Combined
Manufacturing Restricted Substances List (MRSL). Zum anderen legt der Bericht die
Fortschritte zur Vermeidung von PFCs und APEOs dar und skizziert die geplanten
Fallbeschreibungen zur Eliminierung der elf von Greenpeace priorisierten
Substanzgruppen. Darüber hinaus wird das Tchibo Closed Loop Commitment inkl. unserer
Vorgehensweise für die Umsetzung vorgestellt.
1) Veröffentlichung von Daten zur Abwasserqualität
Wir führen im Berichtsjahr gemeinsam mit einem dafür beauftragten Expertenteam und
ausgewählten Lieferanten unserer textilen Produktkategorien umfassende Messungen
von Abwässern und Klärschlämmen durch. Diese Ergebnisse werden gemäß des
DETOX Commitments auf der Plattform des Institute for Public and Environmental
Affairs (IPE) veröffentlicht. Die Lieferanten sind so ausgewählt, dass bis Ende 2015 für
80 % unserer Verkaufseinheiten an textilen Produktkategorien die Daten zu
Abwassereinleitungen veröffentlicht sein werden. Dies entspricht in etwa 40% unseres
textilen Lieferantenportfolios. Nach einer notwendig gewordenen strategischen
Überprüfung und Bewertung unseres Lieferantenportfolios Anfang nächsten Jahres
wollen wir bis spätestens 30.06.2016 eine Abdeckung von 80% des dann etablierten
textilen Lieferantenportfolios erreichen.
Die Analyse der Abwasserproben wird Aufschluss über Vorkommen und ggf.
Verwendung der elf prioritären Chemikaliengruppen geben und aufzeigen, wo welcher
Handlungsbedarf besteht. Die über diese Messungen und einen parallelen intensiven
Dialog mit unseren Lieferanten hergestellte Transparenz ermöglicht uns, die Umsetzung
und Einhaltung der von uns gestellten Anforderungen stetig zu überprüfen und somit
den Ausschluss von gefährlichen Chemikalien sicherzustellen.
2) Combined Manufacturing Restricted Substances List (Combined MRSL)
veröffentlicht:
Für Tchibo ist es wichtig, zusätzlich zu den standardmäßigen Schadstoffprüfungen am
Produkt auch den Einsatz von Chemikalien in der Lieferkette zu kontrollieren und zu
regulieren. Zu diesem Zweck haben wir eine Combined Manufacturing Restricted
Substances List (MRSL) entwickelt. Diese Liste umfasst potenziell gefährliche
Substanzen, die bei der Herstellung von Textilien (aber auch von anderen
Gebrauchsgegenständen) Verwendung finden können.
Die Tchibo MRSL enthält neben der von Greenpeace als prioritär identifizierten
Substanzgruppen weitere potenziell gefährliche Chemikalien, die in der Produktion
eingesetzt werden können. Ziel der MRSL ist, diese Substanzen aus der Produktion bzw.
den textilen Lieferketten zu eliminieren und mit unbedenklicheren Alternativen zu
substituieren. Die Tchibo MRSL wurde nach folgender Methodik in drei Stufen erstellt:
1. Analyse: Auf Basis einer vergleichenden Analyse der von uns in 2014
veröffentlichten MRSL und der ZDHC MRSL wurden alle genannten Substanzen,
unabhängig von der Nennung auf der einen oder anderen Liste, in die Tchibo
MRSL übernommen. Eine Ausnahme stellen lediglich jene Chemikalien dar, die
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prinzipiell nicht in der Produktion verwendet werden. Landwirtschaftlich genutzte
Pestizide wurden nicht in die Tchibo MRSL aufgenommen, da davon ausgegangen
werden kann, dass diese nicht in der Produktion eingesetzt werden.
2. Expertenwissen: Weitere, aus den Tchibo Erfahrungen als gefährlich bekannte
Substanzen, wurden in die Liste aufgenommen.
3. ZDHC Chemikalieninventar 1: Zusätzlich wurde die Auswertung eines Screenings
durch den GreenScreen® List Translator 2 (GS LT) des ursprünglichen
Chemikalieninventars der ZDHC genutzt und Substanzen, die durch das
Screening als LT-1 bewertet wurden, zur weiteren Prüfung in die Tchibo MRSL
aufgenommen.
Die Tchibo MRSL bildet die Grundlage zur Prüfung der Relevanz der Substanzen für die
Tchibo Produkte und Sortimente. Sie dient der Kontrolle, Überwachung und Eliminierung
der gefährlichen Chemikalien in der Produktion.
Die genannten Nachweisgrenzen wurden, sofern vorhanden aus der in 2014
veröffentlichten MRSL übernommen. Hierbei handelt es sich in der Regel um Zielwerte
unseres Detox Projekts: Um die genannten Nachweisgrenzen in der Lieferkette
umzusetzen und systematisch den Einsatz und die Freisetzung gefährlicher Chemikalien
bis 2020 zu eliminieren, müssen analytische Nachweismethoden anwendbar,
vergleichbar und reproduzierbar sein. Und zwar jeweils für die zu analysierenden
Medien, wie z. B. fertige Produkte, Emissionen (z.B. Abwasser) und andere Materialien
(z.B. Chemikalien). Für die genannten Nachweisgrenzen liegen noch keine
umfassenden Erkenntnisse vor. Tchibo wird eng mit den Analyselaboren und anderen
Stakeholdern zusammenarbeiten, um Ergebnisse gemäß der besten verfügbaren
Techniken zu erreichen.
3)
Erste Fortschritte zur Vermeidung von Per- und polyfluorierte Substanzen (PFCs)
und Alkylphenolen und deren Ethoxylate (APEOs)
Wir haben vor einigen Jahren gemeinsam mit unseren Lieferanten begonnen, PFCs aus
unseren Outdoortextilien zu eliminieren sowie den generellen Ausschluss von APEOs
aus der Produktion unserer Textilien voranzutreiben. Dazu haben wir vor und während
des Berichtszeitraums unsere Lieferanten informiert, Verträge angepasst und die ersten
Ergebnisse der Eliminierung gefährlicher Substanzen in Form von Case Studies
zusammengestellt.
Standardmäßig überprüfen wir unsere Tchibo Produkte auf gefährliche Chemikalien.
Hierfür wenden wir ein zweistufiges Verfahren an: unsere Produkte werden im Rahmen
unseres internen Qualitätsprozesses sowie zusätzlich durch unabhängige Institute
geprüft. Durch diese externe Überprüfung stellen wir sicher, dass auch unsere
Qualitätsprüfungen immer den höchsten Anforderungen gerecht werden.
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PFC-haltige wasserabweisende Ausrüstungen von Outdoorbekleidung wurden
bereits 2013 im Rahmen des Tchibo Qualitätsprozesses eliminiert. Tchibo setzt
seitdem unterschiedliche PFC-freie Ausrüstungen ein (z.B. ecorepel®). Für einen
100-prozentigen Ausschluss von PFC-Spuren wurden im Berichtsjahr die
Lieferantenverträge angepasst. Wir arbeiten nun daran, ungewollte Einträge durch
Verunreinigungen in der Produktion auszuschließen. Neben den regulären
Untersuchungen wurden dafür bei unterschiedlichen Produkten zusätzlich
Stichproben aus dem Hauptverkauf gezogen. Dabei wurden keine Spuren von PFCs
nachgewiesen. Einen endgültigen Ausschluss in der Produktion wollen wir bis zum
1.7.2016 sicherstellen.
Durch strenge Grenzwerte am Endprodukt hat Tchibo die Verwendung von APEOs
bereits vor Unterzeichnung des Commitments in der Produktion eingeschränkt. Im
1
Roadmap to Zero Discharge of Hazardous Chemicals (2015): Progress reports and programme documents
(http://www.roadmaptozero.com/programme-documents/)
2 GreenScreen for Safer Chemicals (2015): What is the GreenScreen List Translator?
(http://www.greenscreenchemicals.org/method/greenscreen-list-translator)
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•
Berichtsjahr wurden die Lieferantenverträge angepasst, um einen vollständigen
Verzicht in der Produktion zu forcieren. Jedes Produkt wird im
Qualitätsvalidierungsprozess analytisch auf Rückstände von APEOs untersucht und
etwaige Überschreitungen der Grenzwerte nachgehalten. Um die besten
verfügbaren Analysemethoden anzuwenden, sind wir mit den Analyselaboren im
Austausch. Für den Ausschluss von APEOs in der Produktion haben wir die
Deadline 1.7.2016 gesetzt.
Die Produktanalysen werden durch Messungen in den Produktionsstätten ergänzt,
s. Abschnitt 1.
4) Fallstudien
In Fallstudien (case studies) werden Ergebnisse aus Untersuchungen zur Eliminierung
gefährlicher Chemikalien bis zum 31.12.2015 auf Subsport.org veröffentlicht. Hierbei
wird es für jede der elf prioritären Substanzgruppen eine separate Fallbeschreibung
geben.
5) Closed Loop als Teil des Tchibo Nachhaltigkeitsmanagements
Neben dem Ausschluss gefährlicher Chemikalien ist der verantwortungsvolle Umgang
mit Ressourcen ein zentraler Bestandteil der strategischen nachhaltigen Ausrichtung von
Tchibo. Mit Closed Loop Ansätzen wollen wir unsere Produkte so gestalten, produzieren
und wiederverwerten, dass Material- und Produktkreisläufe entstehen. So lassen sich
der Rohstoffverbrauch sowie die Abfallmenge signifikant reduzieren.
Unser Ziel ist es, unsere Produkte in Zukunft nach Closed Loop Anforderungen zu
gestalten und eine Wiederverwendung oder Verwertung zu ermöglichen. Dafür haben
wir einen Closed Loop Projektplan entwickelt, gemäß dem ein Expertenteam derzeit in
vier Stufen die Umsetzung von Closed Loop bei Tchibo erarbeitet.
1.
Potenzialanalyse der Produkte: Mithilfe einer Produktanalyse wird das Closed
Loop Potenzial pro Produktkategorie aufbauend auf bestehenden Material-,
Nutzungs- und Entsorgungsmöglichkeiten definiert. Die Potenzialanalyse bildet die
Grundlage für die Entwicklung produkt- oder produktgruppenspezifischer Closed
Loop Ansätze. Eine Zusammenfassung der Analyseergebnisse wird Ende März
2016 veröffentlicht.
2.
Weiterentwicklung des nachhaltigen Produktangebots durch Closed Loop
Anforderungen: Das Produktangebot integriert bereits umfassende soziale und
ökologische Standards im gesamten Lebenszyklus der Produkte, vom sozial- und
umweltverträglichen Anbau natürlicher Ressourcen, über die Produktion,
Transportwege, Nutzung und Recycling. Informationen zum nachhaltigen
Produktangebot und Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung bei Kunden werden
am Point of Sale und unternehmensübergreifend bereits umfangreich umgesetzt
(weitere Informationen unter www.tchibo-nachhaltigkeit.de).
Aufbauend auf der Closed Loop Potenzialanalyse werden weitere Closed Loopspezifische Anforderungen definiert und ab Mitte 2017 in die Weiterentwicklung
des nachhaltigen Produktangebots und in den abteilungsübergreifenden
Kompetenzaufbau integriert. Methoden, Fortschritte und Ergebnisse im
Kompetenzaufbau werden regelmäßig kommuniziert, erstmals Ende 2016.
3.
Ausweitung des Closed Loop Produktangebots: Für die Umsetzung der Closed
Loop Anforderungen wird derzeit in Lernprojekten Erfahrung gesammelt. Ende
2016 / Anfang 2017 werden hieraus resultierend erste Produkte für den
Konsumenten zur Verfügung stehen. Eine darauf aufbauende Ausweitung des
Closed Loop Produktangebots und entsprechende Kommunikationsmaßnahmen
erfolgen nach Auswertung der Lernerfahrungen ab Mitte 2017.
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4.
Entwicklung eines Rücknahmesystems: Aufbauend auf dem nachhaltigen
Produktangebot soll ein Rücknahmesystem aufgebaut werden, welches eine
Wiederverwendung oder -verwertung der Materialien und Produkte vorbereitet. Ein
effektives Rücknahmesystem sollte dabei eine hohe Rücknahmequote und eine
hohe Wiederverwendungs- bzw. Verwertungsquote der zurückgenommenen
Produkte ermöglichen. Eine hohe Rücknahmequote kann mit haushaltsnahen
Rückgabepunkten; eine hohe Wiederverwendungs- bzw. Verwertungsquote durch
eine einfache und möglichst automatisierte Materialerkennung erleichtert werden.
Da dies mit unternehmensindividuellen Rücknahmesystemen nicht zu erreichen
ist, wird ein sektorübergreifender Ansatz zur Rücknahme und Verwertung von
Textilien verfolgt. Zur Initiierung dieses sektorübergreifenden Rücknahmeansatzes
für Textilien wird derzeit ein Projektplan aufgesetzt, der bis Ende März 2016
finalisiert wird.
Um gleichzeitig Erfahrungen mit den Implikationen eines Rücknahmesystems zu
sammeln, wird bis Ende 2016 ein unternehmenseigener Rücknahmepilot für ein Produkt
aus dem Hartwarensortiment getestet. In diesem Zusammenhang wollen wir
insbesondere die Voraussetzungen für die Akzeptanz beim Kunden verstehen, sowie die
Implikationen auf Logistik, Kosten, Wettbewerbsfähigkeit, Möglichkeiten der Einbindung
bestehender Rücknahmestrukturen und Recyclingoptionen auswerten.
Gleichzeitig werden die bestehenden Rücknahme- und Verwertungsstrukturen, wie das
über gesetzliche Anforderungen hinausgehende Garantieangebot, und die möglichst
hochwertige Weiterverwendung und -verwertung von nicht mehr verkaufsfähiger Ware
fortgeführt. Auf Basis dieses entwickelten Closed Loop Projektplans wurde das Tchibo
Closed Loop Commitment konkretisiert.
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