Hotelzimmer werden zu Lernorten

Westfalenpost vom 11.01.2016
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Westfalenpost - Hagener Zeitung, Hauptausgabe
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Hotelzimmer werden zu Lernorten
3,5 Millionen Euro fließen für neues Konzept ins Tagungshotel Arcadeon
Von Autor: Martin Weiske
Halden.
Rein baulich betrachtet könnte man sich
die Investition sparen. Wer das Arcadeon in Halden betritt, muss schon verdammt pingelig in die hintersten Ecken
spähen, um in einem der bestdekorierten Tagungshotels der Republik im 17.
Jahr seiner Existenz überhaupt ein paar
Gebrauchsspuren zu entdecken. Dennoch sollen im Haus der Wissenschaft
und Weiterbildung in den nächsten
anderthalb Jahren etwa 3,5 Millionen
Euro in das Interieur investiert werden.
mäßeres Level zu heben und damit
Denk-Schemata aufzubrechen“, weiß
Groten, dass der Stab um Jörg Bachmann künftig echte Beraterqualitäten
entwickeln muss. Das Team soll potenzielle Seminarkunden an die Hand nehmen und ihnen maßgeschneiderte, an
den spezifischen Bedürfnissen des
jeweiligen Unternehmens orientierte
Angebote unterbreiten. Das Arcadeon
schlüpft damit in eine Scharnier-Rolle
zwischen Seminarleitern und Trainern
auf der einen sowie der an effektiver
Personalentwicklung interessierten
Wirtschaft auf der anderen Seite.
Als Kernstück der Neuausrichtung gilt
das Konzept der „Transforming rooms“.
Dahinter steckt die Idee, dass sich jedes
klassische Hotelzimmer durch wenige
Handgriffe in einen Gruppenarbeitsraum verwandeln lässt. Denn das Fortbildungs- und Tagungsgeschäft wird
schon längst nicht mehr durch frontale
Vortragsveranstaltungen in größeren
Sälen mit sich anschließenden Fragerunden im großen Kreis dominiert. Vielmehr setzen moderne Seminarleiter auf
Neuer Charakter
Workshop-Einheiten in Klein(st)grup„Das Haus bekommt einen ganz neuen pen, für die den meisten Seminarstätten
Charakter“, formuliert es Dr. Hubert die räumlichen Voraussetzungen in ausGroten, als Fernuni-Dezernent einst reichender Kapazität fehlen.
einer der Gründungsväter des Arcadeons und bis heute Spiritus Rector hinter Genau dieses Vakuum möchte Bachden Kulissen. Ansatz sei es, den räumli- mann durch höchste Flexibilität, die
chen Rahmen für eine neue Qualität des bereits an der Rezeption organisatorisch
Lernens zu schaffen. Dabei könnte er gelebt und von sämtlichen Mitarbeitern
sich sogar idealtypisch vorstellen, des Roomservice-Teams perfekt umgegezielt hochkarätige Referenten – so setzt werden muss, hineinstoßen.
genannte Branchen-Gurus – nach Hagen „Besonders wichtig: Niemals darf ein
zu lotsen, die zu ausgesuchten Anlässen Seminar-Teilnehmer in jenem Zimmer
und Themen wiederum die erste Liga wohnen, in dem er kurz zuvor noch als
der deutschen Management-Elite als Tagungsteilnehmer in Gespräche verZuhörerschaft ins Lennetal locken. tieft war.“
Doch der zentrale Fokus des Arcadeons
liegt natürlich auch weiterhin auf dem Lounge mit Kamin
Mittelstand.
„Für uns sind die bevorstehenden Veränderungen eine Operation am offenen
„Wir stellen unser Haus als Hard-ware Herzen“, betont der Geschäftsführer,
zur Verfügung, um eingefahrene Bah- dass die Neugestaltung der Lernräume
nen des Tagungswesens auf ein zeitge- und Gästezimmer sowie der Restaurant„Wir erfinden uns neu“, bringt es
Geschäftsführer Jörg Bachmann auf den
Punkt. Dabei handelt es sich zunächst
um einen gestalterischen Häutungsprozess, der aber zugleich eine völlig neue
Philosophie des Tagungs- und Seminarwesens an der Lennestraße etabliert.
Damit möchte das Arcadeon für die
nächsten zwei Jahrzehnte seinen Spitzenplatz in der Branche manifestieren.
bereiche im kontinuierlich weiterlaufenden Betrieb erfolgt. In einem ersten
Schritt wurde bereits die Rezeption
innerhalb der Eingangshalle versetzt,
um den bisherigen Bereich des Empfangs und der Verwaltung für eine neue
gemütliche Lounge mit Kamin und Kaffeehaus-Atmosphäre zu nutzen. Die soll
aber auch zum Treffpunkt für Besucher
aus der Nachbarschaft werden.
„Das ist genau das Umfeld, das Lehrende und Trainer als Lernumgebung
heute erwarten und einfordern“, weiß
Bachmann aus zahlreichen Gesprächen,
aber auch wissenschaftlichen Studien,
welche Trends in Zukunft im Segment
der Tagungsbranche dem Zeitgeist entsprechen. Denn am Ende geht es bei
einem Public-Private-PartnershipModell ebenfalls um den wirtschaftlichen Erfolg. Oder wie Hubert Groten es
mit ein wenig Pathos und bewusst unbescheidener Erwartungshaltung formuliert: „Mit dem anspruchsvollen Millionen-Projekt setzt das Arcadeon neue
Maßstäbe als Kreativcampus für Weiterbildung in Wirtschaftsunternehmen und
staatlichen Institutionen und festigt seinen Spitzenplatz in der Tagungshotellerie als Leuchtturm für den Bildungsstandort Hagen.“
Bild 1:
Geschäftsführer Jörg Bachmann mit
Gattin Claudia Bachmann. Im Eingangsbereich des Hotels befindet sich eine
neue gemütliche Lounge, die Kamin und
Kaffeehaus-Atmosphäre erzeugt.
Foto: Michael Kleinrensing
Bild 2:
Als Kernstück der Neuausrichtung gilt
das Konzept der „Transforming rooms“,
hier präsentiert von Jörg Bachmann. Der
Schreibtisch verschwindet unter dem
Bett.
Foto: Michael Kleinrensing
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