märtyrer - Landesbühne Niedersachsen Nord

Presseinformation
Marius von Mayenburg
MÄRTYRER
Märtyrer – ein Plädoyer dafür, mit religiösen Fanatikern im Gespräch zu
bleiben
Gerrit Bernstein
Was passiert mit uns, wenn wir verstehen wollen, wie fundamentalistisches
Denken entsteht? Das ist die zentrale Frage, die LandesbühnenOberspielleiterin Eva Lange mit ihrer MÄRTYRER-Inszenierung aufwirft. Die
Tragikomödie von Marius von Mayenburg feiert am 12. März Premiere im
Stadttheater Wilhelmshaven.
Der 15-jährige Benjamin (Gerrit Bernstein) kann im Schwimmunterricht
den Anblick seiner leicht bekleideten Mitschülerinnen nicht mehr ertragen.
Er will sich von Frauen nichts sagen lassen und erst recht nicht von einer
Jüdin. Sein Verhalten rechtfertigt er mit Zitaten aus dem Alten Testament.
„Das Problem von Radikalen ist doch, dass sie Zitate nicht historischkritisch betrachten, sondern sie aus dem Kontext herausreißen und für
ihre Zwecke nutzen“, beobachtet die studierte Theologin Lange.
Für sie ist Benjamin nicht die einzige zentrale Rolle in dem Stück. Da ist
der körperlich behinderte Georg (Falk Seifert), der, von den Mitschülern
gehänselt, Benjamin zunächst blind hinterherläuft, bis der „Märtyrer“ ihn
zu einem Attentat anstiftet. Da ist außerdem die Vertrauenslehrerin Frau
Roth (Amélie Miloy). „Sie ist eine ganz entscheidende Figur“, stellt Lange
fest. „Sie versucht als einzige, Benjamin ernst zu nehmen und verliert sich
in der Beschäftigung mit ihm immer mehr selbst. Am Ende schafft sie es
nicht mehr, die professionelle Distanz zu wahren.“
Dem Zuschauer drängt sich die Frage auf: Wie können wir mit
Fundamentalisten im Gespräch bleiben und wann müssen wir den
Dialog abbrechen, um nicht selbst in die Falle zu tappen? Dabei geht es
auch darum, wie Partner, Kollegen, Vorgesetzte und Familie sich in der
Diskussion verhalten. Wem stärken sie den Rücken? Und womit stehlen
sie sich aus der Verantwortung?
Der Text spielt auf unterhaltsame Weise mit der Islamophobie der
westlichen Welt. Er zeigt auf, dass auch im Vertrauten fundamentalistische
Untiefen lauern können. Bei der Arbeit an dem Stück haben Lange und
ihre Dramaturgin Lea Redlich mit Vertretern der christlichen Kirche
und insbesondere mit Pastor Olaf Grobleben, dem Beauftragten für
Ethik und Weltanschauungsfragen der Ev.-Luth. Kirche Oldenburg,
zusammengearbeitet. „Häufig gehen wir davon aus, Religion sei erstmal
nur positiv, aber das stimmt nicht. Es dürfte wohl keine Religion geben,
die nicht anfällig ist für Ideologie und damit auch für extremistische
Ausprägungen“, ist Grobleben überzeugt. In seinem beruflichen Alltag hat
er regelmäßig auch mit Fundamentalisten zu tun. „Die wachsende Anzahl
religiöser Gemeinschaften wird zunehmend unübersichtlich“, beobachtet
der Experte. Gerade im Südoldenburgischen gebe es viele unterschiedliche
ethnisch geprägte Religionsgruppen, die ihren Glauben in Klein- und
Kleinstgemeinden von bis zu 200 Gemeindegliedern praktizierten. Diese
seien in der Regel „stramm konservativ“. Grobleben: „Religionsvielfalt
können wir nicht verhindern. Egal, welche Grenzen wir dichtmachen,
die Gedanken können Sie nicht stoppen. Religiöse Vielfalt stellt eine
Herausforderung für das Zusammenleben dar und muss bewusst gestaltet
werden.“
Das Theater gibt keine Antworten. Es stellt Fragen. Und MÄRTYRER ist ein
Plädoyer dafür, „dass wir alle im Diskurs bleiben, auch wenn es mühsam
ist“, sagt Regisseurin Lange. Ihre Inszenierung des 2012 an der Berliner
Schaubühne uraufgeführten Stückes spielt damit, wo wir unser wahres Ich
zeigen und wann wir uns hinter einer Maske verstecken. Das Bühnenbild
von Carolin Mittler erinnert an ein Schwimmbad, der Ort, an dem, sicher
nicht zufällig, Benjamins religiöser Konflikt beginnt. Immerhin spielt Wasser
als der Ursprung allen Lebens nicht nur in der christlichen Mythologie eine
zentrale Rolle.
Marius von Mayenburg
MÄRTYRER
Besetzung
Willy Batzler Direktor ....................................................................... Lutz Faupel
Erika Roth Biologie, Chemie, Erdkunde .............................................. Amélie Miloy
Markus Dörflinger Geschichte, Sport ................................................... Aom Flury
Pfarrer Dieter Menrath Religion .......................................... Johannes Simons
Benjamin Südel Schüler ........................................................ Gerrit Bernstein
Inge Südel seine Mutter ............................................................. Ramona Marx
Georg Hansen Schüler ................................................................... Falk Seifert
Lydia Weber Schülerin ................................................................... Zenzi Huber
Premiere
Samstag, 12/03/2016 / 20.00 Uhr
Stadttheater Wilhelmshaven
Fotos
Die Inszenierungsfotos finden Sie ab
Mittwoch, 09/03/2016 zum Download:
http://www.landesbuehne-nord.de/page/
pressematerial
Regie .............................................................................................. Eva Lange
Bühne, Kostüme und Masken ................................................. Carolin Mittler
Maskenbau ................................................. Eva Brodowski, Annalena Leber,
Susann Mospak, Ilka-Ivette Stelter, Katharina Schmidt
Dramaturgie .................................................................................. Lea Redlich
Regieassistenz ........................................................................... Lotta Seifert
Dramaturgiehospitanz ..................................................... Melissa Hauschild
Soufflage .............................................................................. Jannika Wübben
Inspizienz .................................................................................. Björn de Groot
Vorstellungsdauer ...................................................... ca. 1:45 (keine Pause)
Premiere ................................... 12/03/2016, Stadttheater Wilhelmshaven
Aufführungsrechte .................. henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag, Berlin
Herzlicher Dank an Pastor Olaf Grobleben, Beauftragter für Ethik und Weltanschauungsfragen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, sowie Pastor Frank
Morgenstern für die beratenden Gespräche über Fundamentalismus und
Weltanschauungen.
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Termine im Stadttheater Wilhelmshaven:
Ansprechpartner
Lea Redlich, Dramaturgin
Telefon 04421.9401-18
[email protected]
Sa, 19.03.2016 / 20.00 Uhr
Mi, 06.04.2016 / 20.00 Uhr
Fr, 13.05.2016 / 20.00 Uhr
Mi, 18.05.2016 / 20.00 Uhr
Termine im Spielgebiet:
Alice Düwel, Pressereferentin
Telefon 04421.9401-12
[email protected]
Stand: 07/03/2015
Änderungen vorbehalten!
Mi, 16.03.2016 / 20.00 Uhr / Emden, Neues Theater
Fr, 08.04.2016 / 20.00 Uhr / Jever, Theater am Dannhalm
Mi, 13.04.2016 / 19.30 Uhr / Aurich, Stadthalle
Do, 14.04.2016 / 20.00 Uhr / Wittmund, Aula Brandenburger Straße
Do, 28.04.2016 / 20.00 Uhr / Norden, Oberschule Norden
Do, 12.05.2016 / 19.30 Uhr / Leer, Theater an der Blinke