Banken und Finanzen 4 Börsen-Zeitung Nr. 116 Dienstag, 23. Juni 2015 IM INTERVIEW: WERNER STEINMÜLLER „Asien, Asien, Asien“ Wo die Transaktionsbank der Deutschen Bank wachsen will und wie sie in den kommenden fünf Jahren 1 Mrd. Euro investieren wird Im Zuge ihrer „Strategie 2020“ wertet die Deutsche Bank ihre Sparte Global Transaction Banking deutlich auf. In den kommenden fünf Jahren darf Werner Steinmüller, Leiter der Transaktionsbank und Mitglied im erweiterten Vorstand des Konzerns, 1 Mrd. Euro investieren. Im Interview der Börsen-Zeitung erklärt er, wohin das Geld fließt und warum die Sparte wachsen, zugleich aber zahlreiche Systeme abschalten soll. Börsen-Zeitung, 23.6.2015 Herr Steinmüller, die Deutsche Bank hat ihre Spitze ausgetauscht. Wie finden Sie das? Dass Anshu Jain und Jürgen Fitschen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner gesagt haben, dass sie ihre Mandate zur Verfügung stellen, finde ich äußerst respektabel. John Cryan ist seit 2013 im Aufsichtsrat der Bank, und ich kenne ihn aus einigen Sitzungen. Da hat er genau die richtigen Fragen gestellt, die gezeigt haben, dass er die Transaktionsbank sehr gut versteht. Das heißt, im Rahmen der Strategie 2020 ändert sich für Ihren Bereich nichts? Da müssen Sie John Cryan fragen. Aber für mich ist klar: Die Strategie wird umgesetzt. Wie sieht die Zusammenarbeit mit Stefan Krause aus, der nach dem jüngsten Revirement im Vorstand dort für die Transaktionsbank zuständig ist? Die läuft sehr gut. Ich bin weiterhin für die globale Transaktionsbank zuständig und kümmere mich um das Tagesgeschäft, Stefan Krause verantwortet das Thema im Vorstand. Damit sind wir jetzt zwei Transaktionsbanker, die im Group Executive Committee für die Interessen des Bereichs eintreten. Der neuen Strategie zufolge dürfen Sie in den nächsten fünf Jahren 1 Mrd. Euro ins Global Transaction Banking stecken. Momentan investieren wir rund 100 Mill. Euro pro Jahr in die Umsetzung regulatorischer Anforderungen, in neue Produkte und in Infrastruktur sowie IT. Dieser Betrag wird auf 200 Mill. Euro im Schnitt pro Jahr verdoppelt. Die werden wir vor allem in IT und Infrastruktur investieren. Oberstes Ziel sind dabei sehr stabile Systeme. Zweitens sollen unsere Produkte noch besser werden. Da geht es um eine weitere Automatisierung. Je stärker wir automatisiert sind, umso stärker können wir die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen – ein anderer Bereich, in den wir investieren werden. Ich mag kein Papier. Denn eine Zahlung mit Papier ist deutlich teurer als eine elektronische Transaktion, die außerdem zusätzliches Geschäftspotenzial hat. Wir sind schon jetzt zu 90 % automatisiert. Wohin fließen die Investitionen konkret? Ich kann Ihnen die grobe Richtung unseres Plans schon verraten: Wir „Ich mag kein Papier. Denn eine Zahlung mit Papier ist deutlich teurer als eine elektronische Transaktion, die außerdem zusätzliches Geschäftspotenzial hat. Wir sind schon jetzt zu 90 % automatisiert.“ werden die Kernkomponenten unserer GTB-Plattform, die wir in über 40 Ländern weltweit betreiben, modernisieren. Die existierenden Systeme haben zwar den Vorteil, dass sie relativ stabil sind, sie sind aber zugleich nicht flexibel genug. Die schnelle Umsetzung weltweiter regulatorischer Anforderungen erfordert aber flexible Systeme. Die bekommen wir, indem wir diese Systeme nun nur für ihre Kernfunktionen wei- terführen und die Komponenten miteinander verbinden – das sind zum Beispiel das laufende Konto und die Informationen, die Sie rund um den Kunden haben müssen. Damit können wir dann beispielsweise die ganzen Berichte, die für die Zentralbanken erforderlich sind, direkt an unsere vielen Produkte ankoppeln. Wenn Sie flexibler sind, können Sie schneller agieren, es wird kostengünstiger, und Sie sind effizienter. Und Transaction Banking ist neben der Kompetenz, strukturierte Lösungen für komplexe Bedürfnisse der Kunden zu finden, eben immer auch Effizienz aus Systemen heraus. Wie viele Systeme sollen abgeschaltet werden? Allein an Zugangskanälen – elektronisches Banking ist ein solcher – hatten wir vor nicht allzu langer Zeit noch rund 70 verschiedene. Wir sind jetzt bei unter 50, und das Ziel ist es, in ein bis zwei Jahren auf unter 40 zu gehen. Eine solche Verschlankung macht Sie flexibler. Sie kostet aber auch, oder? Wenn Sie deutlich weniger Systeme pflegen und sich um deren Verbindungen zur Bilanzierung und zur regulatorischen Seite kümmern müssen, dann bedeutet das auch eine deutliche Reduzierung des Aufwands. Es geht ganz klar um eine Effizienzsteigerung. Wichtiger ist dabei aber die Vereinfachung, indem wir Komplexität rausnehmen. Inwiefern? Wenn Sie Systeme überfrachten oder wenn Änderungen nicht gut durchdacht sind – und jede Änderung, die Sie vornehmen, hat Auswirkungen auf andere Systeme –, dann kann das zu Störungen führen. Die behindern den Betrieb, und sie kosten sehr viel Geld. Und wenn wir am Ende eines Tages Transaktionen nicht verarbeitet hätten, hätte dies Auswirkungen, die auch den Regulator beunruhigen würden. Deswegen ist Stabilität für mich das oberste Ziel. Die Kosten sind zunächst zweitrangig. Es gibt Kunden, die wählen uns, weil Störungen bei uns minimal sind. Eine Störung bedeutet Arbeit beim Kunden, Arbeit bei uns und wiederum Kosten. Das heißt im Umkehrschluss: Wenn Sie eine gute Qualität liefern, können Sie in gewissem Ausmaß auch einen höheren Preis rechtfertigen und eigene Kosten reduzieren. Sagen Sie einmal einem technischen Laien, wie man die Anzahl technischer Systeme reduziert. Das geht durch eine klare IT-Infrastruktur, mit eindeutigen Komponenten und klaren Prozessen. Die beiden Verantwortlichen für Produkte und IT in meinem Zuständigkeitsbereich müssen sagen: „Das ist der Standard, das wollen wir noch haben, und das wird abgeschaltet.“ Und wie schmerzhaft ist das? Sie können das nicht von heute auf morgen machen. Das ist ein kontinuierlicher Prozess. Das gilt aber für das gesamte Transaction Banking, in dem die Zyklen generell sehr lang sind. Wenn ich mich heute zum Beispiel im Cash Management um ein großes Mandat bemühe, dann dauert das normalerweise sechs Monate mit der Ausschreibung und dem Bieterwettbewerb. Dann brauche ich noch einmal sechs bis zwölf Monate, bis eine Lösung beim Kunden implementiert ist, und erst nach bis zu 18 Monaten kommt der Geldzufluss. Dafür haben wir aber sehr enge, belastbare und langfristige Kundenbeziehungen, was sich auch an unseren soliden Erträgen zeigt. Wo wollen Sie denn hinsichtlich der Produkte Schwerpunkte bei den Investitionen setzen? Der Zahlungsverkehr ist sehr IT-getrieben. Wenn Sie da nicht in die Systeme investieren, haben Sie Probleme. In Sepa haben wir erheblich investiert und meines Erachtens die beste Plattform in Europa gebaut. In der Handelsfinanzierung geht es währenddessen ganz klar darum, neben dem Akkreditivgeschäft auch das Supply-Chain-Financing, also die klassischen Handelswechsel, weiter zu digitalisieren und elektronisch abzuwickeln. Auf der Wertpapierseite steht ganz klar Target2-Securities im Vordergrund. Wir sind zwar kein Zentralverwahrer für Wertpapiere, aber wir werden schon in der ersten von vier Migrationswellen direkten Zugang zu der Plattform haben. Und über allem steht das Zukunftsthema der Digitalisierung. Sie haben künftig mehr Geld für Investitionen, die Zahl der Systeme soll derweil abnehmen. Was bedeutet das für die Personalplanung? Werden Sie Mitarbeiter einstellen? Wir werden tendenziell mehr Perso- Betrifft Sie der angekündigte Rückzug der Deutschen Bank aus sieben bis zehn Ländern? Zu den Ländern ist noch keine Entscheidung getroffen. Aber die Bank investiert in das Transaction Banking und weiß, dass ich ein Netzwerk verkaufe, dass also Abdeckung und Reichweite entscheidend ist. Inwieweit betrifft die geplante Dekonsolidierung der Postbank Ihren Geschäftsbereich? ZUR PERSON Systemrelevant bn – Strategien und Chefs kommen und gehen bei der Deutschen Bank, eine Konstante aber gibt es seit 2004: Werner Steinmüller leitet die Transaktionsbank und verantwortet damit weltweit die Bereiche Cash Management, Trust & Securities Services, Handelsfinanzierungen sowie Risikomanagement-Produkte. Keine andere Sparte des Instituts wird in der Öffentlichkeit weniger beachtet. Dabei wäre die Deutsche Bank wohl selbst dann noch systemrelevant, würde sie nur das Global Transaction Banking behalten und alle übrigen Sparten verkaufen oder an die Börse bringen: An Spitzentagen kommt die Transaktionsbank auf einen Tagesumsatz von 4 Bill. Euro. Das entspricht dem Gegenwert der Devisenreserven von China, wie man in der Bank vorrechnet. Stabile Systeme schaden da nicht. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur Steinmüller, Jahrgang 1954, war zunächst für Citibank Deutsch- nal brauchen, um unser Wachstum zu bewältigen. Wie viele Mitarbeiter? Der Bedarf ist unterschiedlich. Im Cash-Management läuft eine Lösung, sobald sie implementiert wurde, fast automatisch, danach liegt das Hauptaugenmerk auf dem Service. Den Akkreditivbereich kann ich nicht in ähnlichem Ausmaß automatisieren, deshalb müssen wir da mehr Leute in der Abwicklung ein- „Wenn wir am Ende eines Tages Transaktionen nicht verarbeitet hätten, hätte dies Auswirkungen, die auch den Regulator beunruhigen würden. Deswegen ist Stabilität für mich das oberste Ziel. Die Kosten sind zunächst zweitrangig.“ stellen, ebenso in der Wertpapierabwicklung, wo wir ja große Kunden mit entsprechendem Verwahrvolumen gewonnen haben. Und bei alldem muss man beachten: Um unsere Einnahmen um 5 % zu steigern, müssen wir inzwischen unsere Volumina um 10 % bis 15 % ausbauen. Leider hat der Markt inzwischen erkannt, dass Transaction Banking hochattraktiv ist. Und das heißt letzten Endes, dass der Druck auf die Margen in einem Niedrigzinsumfeld weiter sehr stark sein wird. Kann man sich denn nicht mehr darauf verlassen, dass die Markteintrittshürden in Ihrem Geschäft wegen der dafür erforderlichen Größe und Investitionen zu hoch sind, als dass neue Wettbewerber auf den Plan träten? Ja und nein. Im Grunde haben wir ein oligopoles System. Es gibt aber auch Produkte, wo der Markteintritt für neue Wettbewerber einfacher ist, zum Beispiel im Akkreditivgeschäft. Wenn ein Wettbewerber sich auf ein Land, eine Region oder einen Teil der Wertschöpfungskette beschränkt, dann kann er damit Erfolg haben. Unsere regionale Reichweite abzubilden und die ganze Prozesskette end-to-end abzudecken wie wir ist dagegen äußerst schwer. Werner Steinmüller land tätig gewesen. 1991 trat der angenehm unaufgeregt daherkommende Manager in die Deutsche Bank ein, wo er unter anderem als Co-Head des Unternehmensbereichs Investment Banking für Deutschland fungierte. Seit 2009 sitzt er im erweiterten Vorstand der Deutschen Bank. (Börsen-Zeitung, 23.6.2015) Das kundenbezogene TransactionBanking-Geschäft ist und war zwischen der Postbank und der Deutschen Bank getrennt. Insofern gibt es aus der Dekonsolidierung heraus keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Kundengeschäft in meinem Bereich. Ist es ein größeres Projekt, das auseinanderzuklamüsern? Das ist eine Frage, die im Rahmen der Dekonsolidierung gestellt und beantwortet werden muss, denn es geht möglicherweise um die Entflechtung gemeinsamer technischer und operativer Infrastrukturen. Heute nutzen beide Häuser in Teilen gemeinsame IT-Systeme und Betriebseinheiten. Wenn das geändert werden soll, dann werden die entsprechenden Projekte aufgesetzt werden müssen. Sie haben den Margendruck durch Eintritt neuer Wettbewerber angesprochen: Wo soll denn künftig Wachstum herkommen für Ihren Bereich, zumal wenn die Zinsen immer weiter sinken? Fangen wir mit den Regionen an: Asien, Asien, Asien. In Asien sind wir im ersten Quartal um brutto 30 % gewachsen, in lokaler Währung waren es 10 %. Nach Asien kommt Amerika, wo wir mit einer Rate von 5 % bis 6 % zulegen. In beiden Regionen wachsen wir also fast doppelt so schnell wie das Bruttosozialprodukt. Hier sehe ich noch sehr viele Möglichkeiten, nicht im Land selbst – wir wollen nicht mit den großen US-Anbietern in deren Heimatmarkt konkurrieren –, aber ich verkaufe CashManagement aus den USA heraus und Handelsfinanzierungen nach Asien und Westeuropa. Das entwickelt sich sehr gut. Sie haben zuletzt nach Steuern eine Eigenkapitalrendite von 15 % geliefert. Das ist im Konzernvergleich überdurchschnittlich. Ist das schon die Obergrenze, oder können Sie das noch toppen? Für mich sind 12 % Return on Equity gut, diesen Wert möchte ich langfristig konstant erreichen. Das erste Quartal dieses Jahres war das beste operative Ergebnis, das es bei uns je gegeben hat. Aber das war ein positiver Ausreißer. Gerne aber mehr davon. Wie sieht es bei der Cost-IncomeRatio aus? Im vergangenen Jahr lag sie bei 67 % und war damit in einem schweren Umfeld sehr wettbewerbsfähig. Die Ratios waren übrigens ein wichti- ger Faktor bei der Entscheidung, wo im Rahmen der Strategie 2020 die Investitionen hingehen. Wie sehr belasten Sie die negativen Zinsen? Die sind natürlich ein Problem. Um das zu kompensieren, müssen wir Volumen generieren, um das angestrebte Wachstum zu erreichen. Und bei dem Versuch, Volumen zu generieren, hängt alles von der Qualität der IT ab. Um wie viel wären die Erträge höher, wenn wir ein normales Zinsniveau hätten? 50 Basispunkte entsprechen in etwa 100 Mill. Euro. Bei 2 % wären wir also schon mal bei 400 Mill. Euro – wobei die Kurve natürlich nicht linear verläuft. Die ersten 50 Basispunkte haben den größten Effekt. Wie gehen Sie mit den Minusraten um? Stellen Sie die Ihren Kunden in Rechnung? Die direkte Weitergabe von Negativzinsen ist nach deutschem Gesetz bei Unternehmenskunden nicht darstellbar, bei uns geht es da also nicht unter 0 %. Wenn ein Kunde überschüssige Liquidität als Sichteinlage halten will, die nicht für das operative Geschäft gebraucht wird, dann schlagen wir Alternativen vor – zum Beispiel, in Geldmarktfonds umzuschichten. Wie gehen Sie auf die Kunden zu? Das hängt ganz von der Situation des Kunden ab, wie hoch der Saldo ist und der tägliche Zahlungsverkehr. Klar ist aber, dass bei gewissen Einlagen für uns Kosten entstehen, und dort sind wir gezwungen, mit diesen Kosten umzugehen. Daher suchen wir in diesen Fällen den Dialog mit den Kunden. Wie reagieren diese Kunden darauf? Die verstehen das und wollen diese Kosten ja auch vermeiden. Also suchen wir gemeinsam nach Lösungen. Dabei dreht es sich übrigens auch nicht nur um 20 Basispunkte – es sind minus 31: Sechs Basispunkte für den Einlagensicherungsfonds, fünf für Bank Resolution – also den Sonderfonds, den wir jetzt bilden müssen. So kommen wir auf die 31. Und das ist ein Wort. Vor drei Jahren haben Sie uns in einem Interview gesagt, dass Sie den Anteil der zinsabhängigen Provisionseinnahmen reduzieren wollen. Das sage ich seit 2010. Wie sind Sie denn dabei vorangekommen? Mittlerweile sind rund 60 % unserer Erträge Gebühren und rund 40 % Zinsen. Unser Kreditportfolio ist gewachsen, weil Teile des deutschen Mittelstandsportfolios langfristig bei uns verbucht werden und das gesamte kurzfristige Geschäft bis 360 Tage mit Corporates und Banken auch bei uns liegt. Da haben wir auch Zinseinnahmen. Es ist geht ja nicht nur um den Euro. 40 % des Volumens entstehen außerhalb der Eurozone, hinzu kommen die Dollartransaktionen im „Für mich sind 12 % Return on Equity gut, diesen Wert möchte ich langfristig konstant erreichen.“ Euroland. Und da gibt es natürlich noch Guthabenzinsen. Denken Sie bei den Investitionen auch an anorganisches Wachstum durch Übernahmen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Fokus auf die existierenden Kundengruppen die beste Idee ist. Und das sind für uns die global größten Banken weltweit. Hinzu kommen die multinationalen Corporates und große Unternehmenskunden mit mehr als 400 Mill. Euro Umsatz, die internationale Anforderungen haben. Dazu kommt in Deutschland und den Niederlanden eine starke Basis mit dem Mittelstand sowie Versicherungen und Broker-Dealer auf der Bankenseite. Die letzte Übernahme war die der Aktivitäten von ABN Amro 2010. Am Anfang war viel Euphorie zu hören, 2012 kam dann die erhöhte Risikovorsorge. Wie sieht die Bilanz jetzt aus? Zur Erinnerung: Die EU hatte ABN Amro den Verkauf von Teilen des Filialnetzes auferlegt, um mit Fortis fusionieren zu können. Wir hatten damals einen Badwill, der uns außerordentlichen Ertrag beschert hat. Natürlich sind die negativen Zinsen gegen uns gelaufen. Daher haben wir den Geschäftsbereich neu aufgestellt. Wir sind aus dem SME-Geschäft ausgestiegen, weil die Risiken zu hoch waren. Wir haben das Filialnetz deutlich reduziert und konzentrieren uns jetzt auf den Mittelstand. Wie läuft das Geschäft jetzt? Sehr gut, weil wir uns als internationale Bank positionieren, die auch einfache Risikomanagementprodukte anbieten kann. Und wir öffnen natürlich auch unser internationales Netzwerk. Zum Beispiel eröffnen wir Renminbi-Konten in den Niederlanden. Das Geschäft in den Niederlanden entwickelt sich dieses Jahr sehr erfreulich, wir gewinnen Marktanteile hinzu – auch deswegen, weil in den Niederlanden eine internationale Bank gefehlt hat. Jetzt sind wir gut positioniert, es war aber eine Menge Arbeit. Deswegen bin ich bei neuen Akquisitionen vorsichtig. Nicht aufgrund der finanziellen Seite, sondern weil es viel Managementkapazitäten verschlingt, solche Einheiten zu integrieren. Wie sieht Ihre Strategie bei der Produktpalette aus? Halten Sie Ihr Angebot aufrecht? Produkte, die keinen nennenswerten Beitrag bringen, werden reduziert oder verkauft, wie jüngst das Kreditkartengeschäft. Denn wir haben gesehen, dass wir niemals an anderen vorbeiziehen können. Von jedem Bereich, in dem wir nicht CoreProduktexpertise haben, nehmen wir Abstand. Was heißt „Core“? In einem Markt oder global zu den Top 5 zu gehören. Gelingt das nicht, ist es schwierig, Geld zu verdienen. Wie stark ist denn der Markt konsolidiert oder noch konsolidierbar? Der Wettbewerb ist gerade in Europa enorm, hier geht es darum, wie der Kuchen verteilt wird. Einer unserer Wettbewerber. . . . . . die RBS . . . . . . ist ja gerade ausgestiegen, und das ist für uns eine Gelegenheit, Marktanteile zu gewinnen, indem wir die Kunden, die nun einen neuen Anbieter brauchen, von unseren Services überzeugen. Es gibt also Möglichkeiten zu wachsen. Viele Ihrer Konkurrenten lösen ihre Transaktionseinheiten auf. Hilft das? Unsere Wettbewerber haben die Transaktionsbank in verschiedene Geschäftsbereiche integriert und bekennen sich nicht im gleichen Maße zu diesem Geschäft. Es hilft, dass wir eine eigenständige Geschäftseinheit sind, zumal wir unsere Mentalität der Prozessorientierung und der Systemlösungen aufrechterhalten, weil wir wissen, dass wir damit am erfolgreichsten sind. Wir stehen dazu, und das ist mit ein Grund, warum wir Marktanteile gewinnen. Wir können auch gute neue Mitarbeiter anziehen und bekommen die besten Leute, weil sie wissen, dass sie bei uns Karriere machen können und der Bereich in der Bank ernst genommen wird. Die Ankündigung der Investitionen verstärkt das noch. Sie setzen stark auf Service, und der ist teuer. Zahlt er sich auch aus? Der Service ist entscheidend. Wir handeln täglich sehr große Umsätze, daher darf bei uns wirklich nichts schiefgehen. Bei Problemen können gut ausgebildete Leute schnell reagieren und die Folgen beim Kunden abmildern, im Idealfall bleiben Ausfälle ohne direkte Auswirkung für auf die Kunden. Service ist ein wichtiger Bestandteil unseres Konzepts. Zu den Kosten kann ich nur sagen: Je besser unsere Systeme sind, desto weniger Service müssen wir bereitstellen. Das Gespräch führten Grit Beecken, Bernd Neubacher und Bernd Wittkowski.
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