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 | Dienstag, 23. Februar 2016
Novartis –
20 Jahre Innovation
Eine Verlagsbeilage der Basler Zeitung.
Wie war das noch?
Am 7. März 1996 gaben die Fusionsväter den
Plan bekannt – 20 Erinnerungen. Seite 2
Warum die Fusion glückte
Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt
im Interview. Seiten 3/4
Basel – Stadt des Wissens
CEO Joe Jimenez sieht gute Chancen
für die Weiterentwicklung Basels. Seite 7
Wovon Forscher träumen
Novartis-Forscher der ersten Stunde ziehen
Bilanz – und werden persönlich. Seite 9
anzeige
Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 2
20 Erinnerungen an die Fusionsnachricht
Aktuelle und ehemalige Mitarbeitende sowie ausgewählte Zeitzeugen erinnern sich
Novartis – 20 Jahre Innovation
«Innovation ist unsere zentrale Stärke»
Novartis-Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt blickt zurück – und nach vorn
Felix Erbacher, Schweiz, langjähriger Leiter der BaZ-Wirtschaftsredaktion
Von Ruedi Mäder
Fast in Narkose
BaZ: Herr Reinhardt, unter dem Code­
namen Rio Grande wurde der Plan zur
Fusion von Sandoz und Ciba geschmiedet. Zum Zeitpunkt des Big Bangs, am
7. März 1996, waren Sie Sandoz-Entwicklungschef. Was ging Ihnen durch
den Kopf, als Sie in den Plan eingeweiht
wurden?
Jörg Reinhardt: Die ganze Vorberei-
Beinahe verpasste ich den Höhepunkt
meines Berufslebens. Denn am Morgen
des 7. März 1996 hätte ich eigentlich
auf dem Operationstisch zwecks Reparatur meiner Schulter liegen müssen.
Aber aus irgend einem Grund musste
der Termin um eine Woche verschoben
werden. Welch grauenhafte Enttäuschung, wenn ich am Nachmittag lang-
sam aus der Narkose erwacht wäre und
die Fusion zwischen der Sandoz und
Ciba hätte zur Kenntnis nehmen müssen. So aber wurde ich an diesem 7.
März durch ein Telefon von Radio Basilisk geweckt und in halbschläfrigem
Zustand um einen Kommentar zum
Basler Jahrhundertereignis gefragt. Was
ich damals gesagt habe, weiss ich nicht
mehr, hoffentlich etwas Brauchbares.
Auf jeden Fall ging es zuerst einmal auf
die Redaktion der Basler Zeitung am
Aeschenplatz. Dort trommelte der
Chefredaktor drei Viertel der Mannschaft zusammen, um ein Extrablatt zu
Faden zu schlagen. Dann fuhren wir
zur Pressekonferenz ins Konferenzzimmer der Crossair auf dem EuroAir-
port, wo uns die beiden Verwaltungsratspräsidenten Alex Krauer und Marc
Moret zusammen mit dem designierten Novartis-CEO Daniel Vasella empfingen.
Letzteren brachte ich während der
Geheimverhandlungen im Spätherbst
1995 während eines Interviews arg ins
Schwitzen. Meine letzte Frage lautete
Davide Lauditi, Schweiz
Neeta Nerlekar, Indien
Seit meinem Eintritt ins Unternehmen habe ich bereits vier
verschiedene Kulturen kennengelernt. 1989 begann ich im ehemaligen Geigy-Werk Schweizerhalle, danach kam ich ins Klybeck,
das früher zu Ciba und nun zu Ciba-Geigy gehörte. Nach der Fusion von
1996 wechselte ich ins Werk St. Johann, wo noch die Sandoz-Abstammung
deutlich zu spüren war. Die nahen Ländergrenzen prägten die Firmen
stark (Frankreich/Werk St. Johann, Deutschland/Klybeck). Inzwischen hat
sich Novartis zu einem wirklich globalen Unternehmen entwickelt, auch in
Bezug auf die Mitsprache der Mitarbeitenden.
Zum Zeitpunkt der Fusion arbeitete ich in
der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und machte mir ehrlich gesagt keine
Sorgen. Ich kannte beide Unternehmen recht
gut und vertraute auf die Weitsicht und Vision der
Führungskräfte. Die Fusion brachte uns eine Vielzahl
interessanter neuer Projekte und stärkte unsere
Kompetenzen.
João Pires, Brasilien
Vivekbrata Biswas, Indien
Ich erinnere mich heute noch
an einen Fernsehbeitrag, der
1996 über den Zusammenschluss
gezeigt wurde. Mein Team bestand
damals aus Mitarbeitenden von Ciba und
Sandoz, und anfänglich wurde zwischen
«uns» und «ihnen» unterschieden. Aber
dank übergreifenden Schulungen und anderen Teamentwicklungsaktivitäten liessen
sich diese Unterschiede rasch überwinden.
Ich begann 1972 als Vertriebsmitarbeiter und bekleide diese Position noch heute. Natürlich haben sich die Zeiten geändert, und
eine wichtige Triebfeder des Wandels war der Zusammenschluss
von Sandoz und Ciba. Jede Veränderung geht mit Angst einher; sie
birgt aber auch zahllose Möglichkeiten, von denen ich in den letzten 20
Jahren etliche wahrnahm. Bald werde ich pensioniert sein und die Welt
bereisen, um unter anderem auch die Schweiz und Basel kennenzulernen.
Mathias Feldges, Schweiz,
alt-Regierungsrat, Kanton
Basel-Stadt
Die Ankündigung der Fusion
hat mich zwar überrascht, aber
keineswegs beunruhigt. Im Gegenteil,
der Zusammenschluss war für mich eine
logische Entwicklung, bei der zwei starke
Unternehmen gemeinsam ein noch stärkeres bildeten. Heute kann ich im Rückblick
sagen, dass sich die Fusion positiv auf das
Unternehmen und die Stadt ausgewirkt
hat. Dabei ist vor allem der Campus ein
echtes Geschenk an die ganze Region.
Renate Moser, Schweiz
Die Zeit der Fusion war schon sehr aufregend und glich oft einem Wechselbad der
Gefühle. Angst, Anspannung, Unsicherheit
wechselten sich ab mit Neugier oder Erleichterung. Man war stets gefordert, hohe Flexibilität, Offenheit, Verständnis, Toleranz und Akzeptanz an den Tag
zu legen angesichts der neuen Situation, der neuen
Kollegen sowie vieler Umorganisationen und der beiden aufeinandertreffenden Firmenkulturen.
Rudolf Wartmann, Schweiz
Ich war gerade auf der Autobahn zu
einem Meeting der Sandoz-Wander
Pharma AG unterwegs, als im Radio
die Mitteilung über die Fusion kam. «Das
kann doch nicht wahr sein!», dachte ich mir
und hörte so aufmerksam zu, dass ich fast die
Ausfahrt verpasst hätte.
Jeff Lapatine, USA (Strategy Director, Siegel+Gale)
Siegel+Gale wurde mit der Namensgebung für die Fusion von
Sandoz und Ciba beauftragt. Wir prüften Hunderte von Namenskandidaten, die die Neupositionierung des Unternehmens
unterstützten. Der Name Novartis verbindet ganz einfach «Novo»
(Lateinisch: neu und modern) und «artis» (Lateinisch: Kompetenz und
Wissenschaft). Der Name macht deutlich, dass es bei Novartis um «neue
Kompetenzen in den Lebenswissenschaften» geht. Auch das von uns entwickelte Logo – basierend auf Mörser und Stössel – stärkte diese Vision.
Paul Herrling, Schweiz
Bei der Fusion von Ciba und
Sandoz wurde ich mit der
Leitung der pharmazeutischen
Forschung betraut. Es war sicher
herausfordernd, in relativ kurzer Zeit ein
Team aus den besten Leuten aus beiden
Vorgängerfirmen zusammenzustellen.
Doch wir konnten uns rasch finden und
entwickelten über die Jahre eine sehr
offene und kommunikative Forschungskultur.
Paola Bottini, Schweiz
Kurz vor dem Zusammenschluss
hatte ich als Analytikerin in Locarno angefangen. Die Auswirkungen
dieses Ereignisses auf mein Berufs- und
Privatleben konnte ich damals nicht genau
abschätzen. Ich wusste nur, dass sich Namen
und Logo des Unternehmens änderten. Seit
jenen frühen Tagen habe ich verschiedenste
Aufgaben wahrgenommen, und meine Leidenschaft für die Arbeit wuchs parallel zu der
Vertrautheit mit dem neuen Logo.
nämlich: «Könnten Sie sich eine
Fusion zwischen Ciba und Sandoz vorstellen?» Er gab mir eine nichtssagende
Antwort. Und weil alle Interviews
ohnehin immer zu lang sind, strich ich
die letzte Frage. Aber die Fusion ist
zum Erfolg mutiert. Novartis gehört zu
den allerstärksten Pharmakonzernen
der Welt.
Christoph Brutschin, Schweiz
Regierungsrat, Kanton Basel-Stadt
Eben zum Rektor des KV Basel gewählt, waren meine
ersten Reaktionen auf diesen grossen Firmenzusammenschluss gemischt: Welche Auswirkungen auf Arbeits- und
Ausbildungsplätze waren zu erwarten? Würden sich die
erhofften Synergien tatsächlich einstellen? Heute kann man
vorbehaltslos feststellen, dass selbst optimistische Erwartungen übertroffen wurden – Basel kann stolz sein, Hauptsitz von
Novartis zu sein!
Maria Montserrat Tarres, Spanien
Roger Vuille, Schweiz
Ich erlebte bereits den Zusammenschluss von
Geigy und Ciba 1970. Als ich dann von der Novartis-Fusion erfuhr, machte ich mir zwar Gedanken
über meine Zukunft, aber ich hatte keine Mühe mit
dem Entscheid. Ich hatte ja Freude an meiner Arbeit und
keine Berührungsängste. Viele Befürchtungen trafen nicht
ein; einige Labors bekamen durch die Fusion neue Mitarbeiter, das heisst neue Impulse, neue Ideen und es wurden auch
neue Freundschaften geknüpft.
Olivia Komane, Südafrika
Ich arbeitete als Analytiklaborantin bei Ciba, als wir die Nachricht
erhielten. Unser Team damals war
wie eine grosse Familie, deshalb war die
Fusion für mich eine aufwühlende Erfahrung,
die auch mit Angst und Unsicherheit verbunden war. Rückblickend bin ich aber stolz, von
Beginn an ein Teil von Novartis gewesen zu
sein, denn die Firma ermöglichte mir den
beruflichen Aufstieg.
Krissana Angsunit, Thailand
An 1996 erinnere ich mich noch
gut. Ich konnte damals die
Gründung von Novartis, das
25-Jahr-Jubiläum von Ciba in Thailand
am 26. April und die Geburt meines ersten
Sohnes am gleichen Tag feiern. Auch in den
20 Jahren, die ich jetzt bei Novartis arbeite,
gab es viele schöne Ereignisse, an die ich
mich später noch gerne erinnern werde.
Für mich war 1996 ein sehr anspruchsvolles Jahr, und der 7. März 1996 wird mir ganz
besonders in Erinnerung bleiben. Heute ist mir
klar, dass viele von uns damals das erste Mal vor echten Veränderungen standen, die uns zwangen, flexibel
zu sein und uns an die Zusammenarbeit zu gewöhnen.
Laszlo Urban, USA
Seit der Fusion habe ich mich in London,
Basel und Cambridge mit spannenden
wissenschaftlichen Herausforderungen
befasst, insbesondere auf dem Gebiet der Arzneimittelsicherheit. Als «Gründer» fühle ich mich bei
Novartis zu Hause und schätze die reiche Kultur, die
eine innovative Arzneimittelforschung und Patientenpflege begünstigt. Herzlichen Glückwunsch zum 20.
Geburtstag, Novartis!
Sergio Pellegrini, Schweiz
Shari Caplan, USA
Obwohl es einige Zeit dauerte, bis wir aufhörten
zu sagen, «so wirds bei Ciba oder so wirds bei
Sandoz gemacht», fanden wir in unseren neuen
Kooperationen Synergien und machten gemeinsam
das Beste aus der Situation. Diese Erfahrung lehrte mich,
Risiken und Veränderungen aufgrund der neuen Chancen,
die sich daraus ergeben können, zu akzeptieren.
Tsetse Terrence Mamantsebe, Südafrika
Ich begann 1993 bei Ciba zu arbeiten. Die Meldung über
die Fusion freute mich, weil sie mir die Chance gab, neue
Verfahren kennenzulernen und mich beruflich und persönlich
zu entwickeln. Nun gehörten wir einem wirklich globalen Unternehmen an, das schon bald einen hervorragenden Ruf erlangte; zudem
bestand Hoffnung auf weitere Erfolge.
Die Nachricht war eine riesige
Überraschung. Man wusste wenig
über den Konkurrenten auf der anderen Rheinseite. Bald tauchten externe
Berater auf, und man musste Abschied von
Kollegen in den Bereichen Kunststoffe, Additive, Farbstoffe und Chemikalien nehmen.
Insgesamt verlief der Fusionsprozess aber
sehr gut.
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 3
Wie haben Sie in der darauffolgenden
Nacht geschlafen?
Einerseits war ich ein wenig nervös,
andererseits freudig überrascht. Das
hat neue Möglichkeiten geboten, für
uns hat sich die ganze Welt geändert.
Das ist immer spannend, und wenn
man da mitgestalten darf, macht das
Spass.
Es galt damals, 3500 Managementpositionen neu zu besetzen. Wie schnell war
für Sie klar, in welcher Position Sie in die
Novartis starten würden?
Schnell, nach wenigen Wochen war
das klar. Man hat sich schnell zusammengesetzt und schnell entschieden.
Wäre eine solche Fusion ohne Informationslecks auch heute noch möglich?
Wie haben Sie die damalige Stimmung
in Ihrem Arbeitsumfeld in Erinnerung?
Während einiger Wochen war eine
gewisse Anspannung spürbar. Die
Entwicklungsteams kannten sich
nicht sehr gut und man fragte sich,
wie das Portfolio der anderen konkret
aussieht.
Gab es in den Anfangsjahren einen toten
Punkt zu überwinden?
In meiner Erinnerung nicht. Kleine
Unwägbarkeiten gibt es immer. Man
musste zum Beispiel entscheiden, wo
Einrichtungen geschlossen und welche Stellen gestrichen werden mussten. Es gab schon Phasen, in denen
man nicht restlos sicher war, ob alles
richtig war, was man machte.
Seit der Ankündigung sind 20 Jahre vergangen. Welches waren zentrale Entwicklungsetappen?
Die Etappe des Zusammenwachsens
verging schnell. Natürlich hat dabei
auch die räumliche Nähe der Hauptsitze geholfen. Nach zwei, drei Jahren
setzte die Phase der strategischen
Weiterentwicklung beziehungsweise
Neuaufstellung ein.
Novartis gilt als Musterbeispiel für eine
geglückte Fusion. Welche Erfolgsfaktoren würden Sie hervorheben?
Erstens den Mut, schnell Entscheidungen zu treffen, auch wenn man
nur 80 Prozent richtige Entscheidungen trifft. Zweitens die Geschwindigkeit. Je kürzer man die Unsicherheitsphase in einer neuen Umgebung hält,
desto besser. Wir haben es vermieden, uns zu verzetteln.
Welche Bedeutung hatte das langjährige Doppelmandat des ersten CEO und
Präsidenten Daniel Vasella?
In der Phase des Zusammenwachsens
hatte man eine Balance zwischen
Vasella und Krauer. Das war gut so.
Auf der einen Seite der junge, aufstrebende, ehrgeizige und energetische
Das Wunder
von Basel
Von Markus Somm
tung war ein Meisterstück der
Geheimhaltung. Als Mitglieder der
Geschäftsleitung von Sandoz Pharma
hatten wir keine Ahnung. Am Vortag
wurden wir zu einer abendlichen
Geschäftsleitungssitzung eingeladen.
Das war ungewöhnlich. Daniel
Vasella war damals Vorsitzender der
Geschäftsleitung
von
Sandoz
Pharma. Als er uns in Kenntnis gesetzt
hatte, hat uns das sehr überrascht.
Keiner von uns hatte Erfahrung mit
einer Fusion dieser Grössenordnung.
Man überlegte sich dann sofort: Was
heisst das für die Firma? Was heisst
das für mich? Was kommt auf uns zu?
Dass man einen solchen Plan auch
heute noch bis zum letzten Moment
unter Verschluss halten könnte, halte
ich für sehr unwahrscheinlich. Geändert haben sich auch die Governance-Anforderungen. Die Anforderungen punkto Einbezug der Öffentlichkeit sind heute sehr viel höher als
vor 20 Jahren. Heute sind Sie schon
sehr viel früher verpflichtet, ad hoc zu
informieren, wenn sich irgendwo
etwas anbahnt. Das gilt vor allem für
Deutschland und England, während
man in den USA und in der Schweiz
flexibler ist.
Editorial
Ein Erfolgsfaktor.Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt sieht einen wichtigen Grund für den Fusionserfolg darin, dass
es gelungen sei, sich nicht zu verzetteln. Foto Florian Bärtschiger
Sandoz-Mann. Auf der Ciba-Seite ein
erfahrener,
überlegter,
ruhiger
Gegenpol. Die beiden haben sich verstanden und gut ergänzt. Ich glaube,
das war mit ein Garant dafür, dass die
beiden Kulturen in den ersten drei
Jahren verschmolzen wurden.
Mitarbeitenden als Ciba- oder als
Sandoz-Leute identifizierten. Das
illustriert, wie man sich bewusst
darum gekümmert hat, sehr schnell
eine neue Kultur zu etablieren und
jedem zu sagen: «Du bist jetzt ein
Novartis-Mann.»
Würde heute noch ein junger Manager
mit vergleichsweise wenig Führungserfahrung eine solche Aufgabe erhalten?
Gab es keine Animositäten, herrührend
aus dem jahrelangen Konkurrenzverhältnis?
Eingefleischte Gegner von Grossfusionen führen als Argument ins Feld, Merger bewirkten eine Paralysierung der
Forschung. Bei Novartis war das offenbar nicht der Fall – warum nicht?
Welche Rolle spielt Diversity?
Das hängt immer vom Potenzial und
Talent des jeweiligen Kandidaten ab.
Ich würde das nicht ausschliessen.
Ich habe diesen Mythos, wonach
kleine Organisationen erfolgreicher
sind und grosse per se zu schwerfällig,
noch nie akzeptiert. Es kommt darauf
an, wie man eine grosse Organisation
strukturiert und wer die handelnden
Personen sind. Das kann man bürokratisch, streng geordnet tun. Das kann
«Keiner von uns hatte
Erfahrung mit einer
Fusion dieser
Grössenordnung.»
man aber auch mit Fingerspitzengefühl tun. Es ist uns gelungen, den nötigen Kompromiss zu finden und trotz
grossem Konstrukt flexibel und wissenschaftsorientiert zu bleiben.
Wie lange war ein gewisser Kultur­
graben spürbar?
Nicht sehr lange. Da haben auch viele
kleine Dinge geholfen.
Zum Beispiel?
Stichwort Laborkleidung: Man hat
sehr schnell sämtliche Labormitarbeiter mit Novartis-Kitteln ausgerüstet
und damit vermieden, dass sich die
Nicht sehr ausgeprägt. Ich glaube,
beide Firmen haben nebeneinanderher existiert, ohne sich als Konkurrenten aufeinander zu fokussieren.
Würden der FC Basel und der FC
Zürich fusionieren, wäre das vielleicht ein grösseres Problem.
Wir haben von Anfang an grossen
Wert darauf gelegt, diverse Perspektiven im Konzern zu integrieren. Wir
haben hier auf dem Campus rund
100 verschiedene Nationalitäten. Es
war uns ein grosses Anliegen, die
Umgebung international und mit verschiedenen Kulturen anzureichern.
Was
die
Geschlechterdiversität
angeht, sind wir vielleicht noch nicht
dort, wo wir sein möchten. Aber in
Bezug auf die kulturelle Diversität
sind wir sicher eine der fortgeschrittensten Firmen. Da hilft natürlich der
Campus mit.
Novartis ist heute strategisch so stark
fokussiert wie nie zuvor. 2015 wurde der
Portfolio-Umbau offiziell abgeschlossen. Aber der Konzern ist operativ nicht
beschwerdefrei. Warum nicht?
In einer Phase der Volatilität ist es
gut, wenn man sich auf Bereiche
fokussiert, in denen man zu den Weltmarktführern gehört. Das haben wir
gemacht und ich glaube, das ist eine
sehr gute und langfristig richtige
Strategie. Operationell gibt es in jeder
Firma immer wieder Phasen, in
denen gewisse Probleme auftreten.
Die kann man aber kurz- und mittel-
fristig wieder in den Griff kriegen. Ich
bin fest davon überzeugt, dass die
momentane Schwäche bei Alcon im
Laufe des Jahres behoben werden
kann. Ich gehe davon aus, dass wir
operationell spätestens 2017 wieder
die alte Stärke zeigen.
Liegen Wachstumsraten wie vor zehn,
15 Jahren noch drin?
Es ist schon so, dass die Pharmaindustrie keine zweistelligen Wachstumsraten mehr hat wie vor zehn Jahren.
Das wird zum Grossteil beeinflusst
durch die schwache Entwicklung in
Europa und das weniger starke
Wachstum in Schwellenländern.
Nur vorübergehend?
Insgesamt glaube ich, dass die
Schwellenländer weiter wachsen
werden, aber ich bezweifle, dass in
naher Zukunft Wachstumsraten von
20 Prozent möglich sind. Die USA
haben sich immer noch als Wachstumsmotor für die Pharmaindustrie
bestätigt, wobei auch dort, wenn man
das Preisumfeld ansieht, gewisse Herausforderungen entstanden sind. Das
Wachstumspotenzial der Pharmaindustrie liegt im einstelligen Bereich.
Ich nehme an, dass sich das in den
nächsten Jahren nicht ändern wird.
Novartis will in wachstumsstarken Segmenten eine Führungsposition einnehmen. Haben Sie keinen Nachholbedarf
in der Diagnostik?
Nein. Erstens ist Diagnostik kein dramatisch wachsender Markt. Zweitens
muss man differenzieren: Die Standardlabor-Diagnostik ist ein eher
schwieriger Markt. Die Molekulardiagnostik hingegen ist ein Wachstumsbereich, an dem wir durch zahlreiche
Kooperationsprojekte partizipieren.
Wir setzten auch in Zukunft im Diagnostikbereich primär auf Partnerschaften.
Fortsetzung auf Seite 4
Novartis ist das Ergebnis einer der
erfolgreichsten Fusionen der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte. Dass
dies der Fall sein würde, war keineswegs ausgemacht. Zu einem Zeitpunkt,
da in unserem Land solche Zusammenschlüsse eher selten vorfielen –
das bekannteste Beispiel zuvor war die
Fusion der BBC mit der schwedischen
Asea gewesen –, wagten die beiden
Basler Firmen Sandoz und Ciba einen
Schritt, der seinesgleichen suchte: Das
Risiko war immens, der Mut, den es
dazu brauchte, gigantisch. Denn es
handelte sich um zwei alte Konkurrenten, die zu allem Überfluss noch in der
gleichen Stadt residierten, was nachbarschaftliche Animositäten fast
zwangsläufig erzeugt hatte. Wer als
loyaler Angestellter oder Arbeiter etwas
auf sich gehalten hatte, dem wäre es
nie eingefallen, von der einen Firma
zur anderen zu wechseln – es war ein
Tabu. Auch hatten sich zwei Unternehmen angenähert, deren Führungskulturen sich stark unterschieden: hier die
katholisch-hierarchisch anmutende
Sandoz, dort die eher partizipativ,
wenn nicht sozialliberal organisierte
Ciba; es waren ausserdem zwei
Gebilde, die zwar im schweizerischen
Kontext zu den grösseren Gesellschaften gehörten, im globalen Vergleich
aber zählten sie zu den interessanten
Zwergen. Heute gilt Novartis weltweit
als eines der wertvollsten und grössten
Unternehmen der Pharmaindustrie.
Wenn die Basler, wenn die Schweizer
auf etwas stolz sein dürfen, dann auf
diese Leistung. Novartis trägt den
guten Namen ihrer Heimat in die ganze
Welt.
Als Sohn eines ehemaligen ABBManagers, der die Fusion der BBC mit
der Asea in all ihrem Glanz und ihrer
Tragik aus einer gewissen Nähe miterlebt hat, glaube ich zu wissen, wovon
ich rede: Fusionen sehen auf dem
Papier immer grandios aus, doch manche Manager verglühen dabei und ihre
Firmen gehen fast zugrunde: Dass
Fusionen glücken, ist alles andere als
selbstverständlich.
Viele sind für den Aufstieg der
Novartis verantwortlich. Tausende von
inspirierten Forschern, Tausende von
engagierten Mitarbeitern, Hunderte
von treuen Aktionären, unzählige
fähige Manager und Chefs. Von einem
unter diesen vielen hört man nicht
mehr so viel, doch sein Beitrag war
unverzichtbar: Daniel Vasella, der erste
CEO der neuen Firma, hat Grosses
vollbracht. Novartis, Basel, die Schweiz
haben ihm viel zu verdanken.
Es ist Zeit, auch dies wieder einmal
anzuerkennen.
Mit tiefem Respekt und grosser
Begeisterung möchte ich Novartis zu
ihrem Jubiläum gratulieren. Ich hoffe
auf weitere zwanzig, nein: Hunderte
von Jahren glücklicher Unternehmensgeschichte.
Impressum
Novartis –
20 Jahre
Innovation
Eine Verlagsbeilage der Basler
Zeitung.
Chefredaktor: Markus Somm.
Projektleitung: Ruedi Mäder,
Stefanie Kallmann.
Redaktion: Ruedi Mäder,
Martin Hicklin. Mit Initialen gezeichnete
Texte stammen von Novartis:
Goran Mijuk, Satoshi Sugimoto.
Gestaltung: Daniel Schaufelberger.
Korrektorat: Korrektorat-Team BaZ.
Inserate: Basler Zeitung Medien,
Aeschenplatz 7, 4002 Basel,
Tel. 061 639 10 50, Fax: 061 639 10 20.
E-Mail: [email protected]
Druck: DZZ Druckzentrum Zürich AG,
Bubenbergstrasse 1, 8021 Zürich.
Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 4
Novartis – 20 Jahre Innovation
«Innovation ist unsere zentrale Stärke»
tungsrats über Forschung und Entwicklung verstärkt. Aus welcher Erkenntnis
heraus?
Fortsetzung von Seite 3
Welches ist der Königsweg: Fokussierung oder «Big Pharma»?
Innovation ist unsere zentrale Stärke.
Unser ganzer Erfolg hängt davon ab,
dass wir noch innovativer werden müssen. Es gehört zu den Aufgaben des
Verwaltungsrats, die zentralen Funktionen eines innovationsbasierten
Unternehmens zu verstehen. Wir müssen uns Kenntnisse erarbeiten, um die
Konzernleitung «challengen» zu können. Der Verwaltungsrat spielt auch
bei der Strategieentwicklung eine stärkere Rolle als in der Vergangenheit.
Wir haben vor zwei Jahren mit unserer
Portfoliotransformation die Weichen
gestellt. Risikostreuung durch Differenzierung funktioniert auch nur
dann, wenn Sie überall sehr stark sind.
Insofern glaube ich schon, das man
auch in der Pharmaindustrie vermehrt
Fokussierungen sehen wird.
Welches sind Höhepunkte der Forschungs- und Entwicklungsbilanz?
Zunächst die Produkte-Highlights.
Wir haben sehr früh Diovan (Blutdrucksenker) lanciert, später Glivec,
mit dem in der Krebstherapie ein
Durchbruch gelang. Glivec war bahnbrechend für zahlreiche Folgeprodukte in den Jahren danach. Ein weiteres Highlight ist sicher Gilenya, das
erste orale Produkt gegen Multiple
Sklerose. Ich glaube auch, dass
unsere Reorientierung der Forschung
auf einen «Pathway»-getriebenen
Ansatz mit der Schaffung der NIBRInstitute unser Verständnis einer
Krankheit stark geschärft hat in der
Entwicklung neuer Produkte.
Onkologie hat heute bei Novartis einen
wesentlich höheren Stellenwert als vor
20 Jahren. Wohin bewegt sich die Firma?
Wir werden vom Forschungsansatz
her auch in Zukunft relativ breit aufgestellt sein. Sicher zählt die Onkologie zu den Hauptbereichen. Aber
stark sind wir auch in der Immunologie, in der Dermatologie und in der
kardiovaskulären Forschung. Neu
investieren wir auch in die bakterielle, antivirale Forschung, ebenso in
Krankheiten des Bewegungsapparates und in die Neurologie.
Die Kosten für Forschung und Enwicklung steigen, aber die Produktivität hält
nicht Schritt. Führt dies nicht zwangsläufig dazu, dass Sie die Mittel verringern und selektiver einsetzen müssen?
Bleibt es in absehbarer Zukunft bei den
Forschungspfeilern Basel, USA und
Shanghai?
Ich denke schon.
In Shanghai weihen Sie dieses Jahr
einen neuen Campus ein. Wie viele Stellen hat Novartis dort?
In Forschung und Entwicklung rund
300. Insgesamt arbeiten über
1000 Personen auf dem Campus.
Wie gut gelingt es Novartis, in China die
guten Leute zu halten?
Nötige Konsequenz.Jörg Reinhardt erachtet es als notwendig, in Forschung
und Entwicklung noch bewusster Prioritäten zu setzen. Foto Florian Bärtschiger
Man muss sich noch bewusster werden als in der Vergangenheit, wofür
man seine Ausgaben für Forschung
und Entwicklung macht. 2015 war
von der Gesamtzahl der Zulassungen
her das erfolgreichste der letzten
zehn Jahre. Man muss allerdings
auch sehen, dass die erwarteten
Maximalumsätze der Produkte niedriger sind als in der Vergangenheit. Es
ist deshalb notwendig, dass wir in der
Forschung und Entwicklung noch
viel bewusster Prioritäten setzen. Wir
werden auch in Zukunft eine
Mischung haben zwischen Produkten für den breiten Markt – Entresto,
Cosentyx – und stark fokussierten
Produkten für Orphan-Indikationen,
für die man üblicherweise einen
höheren Preis erzielen kann. Diese
Balance muss jede Firma für sich
selbst definieren.
Sehen wir im Bereich der differenzierten
Preisgestaltung noch viel Bewegung?
Ja. Vor Kurzem haben wir uns im Fall
des Medikaments Entresto mit zwei
amerikanischen Versorgern dahin­
gehend geeinigt, dass der Therapie­
erfolg die Vergütung beeinflusst. Auf
diesem neuen Weg wollen wir nun
Erfahrungen sammeln. Ich erwarte,
dass vermehrt solche Übereinkünfte
getroffen werden.
Sie haben die Oberaufsicht des Verwal-
Es stimmt, die Gehälter von führenden Mitarbeitern in China sind mittlerweile auf europäischem Niveau
oder sogar höher …
… tatsächlich höher?
Ja, das ist der Markt, und Talente
müssen Sie überall bezahlen. Aber
die Konkurrenzierung durch lokale
Firmen ist momentan noch bescheiden. Multinationale Firmen haben
eine höhere Reputation und bieten
auch mehr Flexibilität.
Im Pharmamarkt spielen chinesische
Unternehmen noch nicht jene Rolle wie
in anderen Branchen. Weshalb?
Man muss zur Kenntnis nehmen, dass
sich auch die lokale chinesische
Pharma­
industrie entwickelt. Es ist
auch im Interesse des chinesischen
Staates, dass die eigene Industrie Forschung und Entwicklung betreibt.
Das spüren wir am Interesse für Kolla-
wirtschaftspolitischen
Ja. Fragen zur Unternehmenssteuerreform müssen noch geklärt werden.
Auch die Personenfreizügigkeit und
die bilateralen Verträge sind wichtige
Themen für uns. Aber trotzdem
gehört die Schweiz nach wir vor zu
den attraktivsten Standorten in der
Welt. Das gilt auch für uns. Wir haben
hier in den letzten 20 Jahren signifikant in die Infrastruktur investiert.
Wir schätzen den Standort Schweiz
sehr und ich glaube auch, dass sich
das in absehbarer Zukunft nicht
ändern wird.
Sie erwähnten zu Beginn unseres
Gesprächs, vor 20 Jahren hätten sich
Sandoz und Ciba schnell angenähert.
Hat sich in jüngerer Vergangenheit auch
die Beziehung zwischen Novartis und
Roche entkrampft?
Roche und Novartis sind zwei der
führenden Pharmaunternehmen in
der Welt. Sie operieren aus der gleichen Stadt heraus. Es ist nur natürlich, dass die beiden Firmen gelegentlich einen Austausch über wirtschaftspolitische Fragen und den
Standort Schweiz pflegen.
perfekte VerBindunG zWisChen ArChitekten und BAuherrn
die komplexität im hochbau nimmt zu. dazu gesellen sich die notwendigkeit, Bauten immer schneller zu realisieren, ein nachhaltigkeitsanspruch seitens der Gesetzgeber und der Bevölkerung sowie anhaltender kostendruck. sowohl für die aktuelle als auch für die
kommende Architektengeneration sind damit die hauptsächlichen herausforderungen genannt. in seiner rolle als führender partner
hält CArettA WeidMAnn Architekten den rücken frei, damit sich diese auf ihr kerngeschäft, die entwurfs- und die planungsarbeiten,
konzentrieren können. die Art der zusammenarbeit führt für den Bauherrn selbst zu mehr sicherheit in Bezug auf den reibungslosen
Ablauf seines Bauprojektes.
CArettA WeidMAnn: stolzer partner eines
grossen Basler pharmaunternehmens
Sieben Bauten realisierte das inhabergeführte
Unternehmen bereits seit Beginn der Zusammenarbeit. Ein weiterer Bau ist zurzeit in
Planung und wird 2019 übergeben.
Der Effizienz verpflichtet
Wirtschaftlichkeit ist Pflicht: Die knapp kalkulierten heutigen Honorare setzen voraus,
dass die Leistung effizient erbracht werden
kann und der vorgegebene Kostenrahmen
zwingend eingehalten wird. Im Fokus stehen
dabei zielorientiertes, fachkundiges, qualitätsbewusstes, schnelles und damit ökonomisches
Denken und Handeln aller beteiligten Parteien,
wobei die Sicherheit jederzeit gewährleistet
sein muss.
Bauen. erfolgreich. nachhaltig.
Seit über 40 Jahren unterstützt Caretta Weidmann Bauherren und Architekten mit sorgfältiger Planung und effizienter Realisation dabei,
eigene Ideen zu verwirklichen. Das Unternehmen ist mit Büros in Zürich, Basel und
Caretta+Weidmann
Baumanagement AG
Langgrütstrasse 112
CH-8047 Zürich
[email protected]
Phone +41 44 497 61 61
Fax
+41 44 497 61 62
Caretta+Weidmann
Baumanagement AG
Leonhardsgraben 36
CH-4051 Basel
[email protected]
Phone +41 61 322 32 12
Fax
+41 61 322 32 13
Insgesamt durfte Caretta Weidmann im Grossraum Basel bisher 23 Neu- und Umbauten,
Erneuerungen, Erweiterungen, Ersatzneubauten und Sanierungen für Industrie, Gewerbe,
Wohnen und Infrastruktur sowie für das
Bildungs- und Gesundheitswesen ausführen.
Neun Projekte sind zurzeit in Planung und vier
weitere befinden sich in der Bauphase.
Caretta+Weidmann
Baumanagement AG
Champfèr
CH-7500 St.Moritz
[email protected]
Phone +41 81 833 07 30
Fax
+41 81 833 08 30
Kaserne, Basel
Von Gerhard Schwarz
Das positive Image hat in den letzten
Jahren einige Kratzer abbekommen
und vieles ist etwas unsicherer geworden.
Caretta + Weidmann Baumanagement AG
St. Moritz schweizweit tätig und wird von
Mauro Caretta, Rafael Caretta und Frank Kabilka
geführt. Rund 115 Mitarbeitende setzten sich
jeden Tag dafür ein, dass die Zusammenarbeit
der beteiligten Planer und Ausführenden optimal verläuft und das gemeinsame Ziel erreicht
werden kann: das Projekt innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens in der verlangten
Qualität zum vereinbarten Termin umzusetzen.
Wie zukunftsweisend die Fusion von Ciba und Sandoz war,
lässt sich eigentlich erst heute beurteilen
Welches sind die Chancen und Risiken
des Standortes Schweiz?
PublirePortage
Optimalerweise ist CARETTA WEIDMANN von
Beginn an in das Projekt involviert. Dadurch
können sie nicht nur Ideen einbringen, die sich
positiv auf den Bauverlauf auswirken, sondern
auch solche, die zu einem grösseren Handlungsspielraum während des Bauens führen,
falls sich einzelne Wünsche und Bedürfnisse
des Bauherrn erst zu einem späteren Zeitpunkt ergeben sollten.
Früher Ausbau
in Richtung Pharma
borationen. Ich würde mich nicht
wundern, wenn chinesische Unternehmen vom Staat ermutigt würden,
sich auch im Pharmabereich nach
Akquisitionen umzuschauen. Auf der
anderen Seite ist die Marktkapitalisierung attraktiver Firmen in Europa
und den USA so hoch, dass man sich
ein Investment zweimal überlegen
muss. Irgendwann gibt es die erste
Übernahme eines europäischen oder
amerikanischen Pharmaunternehmens durch die Chinesen.
Aufgrund der
Entwicklung?
www.caretta-weidmann.ch
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 5
Breites Engagement.André Wyss, Länderpräsident Schweiz und Leiter Novartis Operations, bei der Lancierung
einer Initiative zur Nachwuchsförderung in der Schweiz.
Der Standort Schweiz
braucht Pflege – und Talente
Novartis ist ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor im Land
Von Ruedi Mäder
Noch ausgeprägter als ihre Vorgängerfirmen Sandoz und Ciba repräsentiert
Novartis eine multinational tätige
Firma. In mehr als 140 Ländern ist das
Unternehmen heute tätig. Rund 98 Prozent des Konzernumsatzes werden ausserhalb der Schweiz erwirtschaftet, von
den insgesamt 123 000 Beschäftigten
mit 144 Nationalitäten arbeiteten Ende
2015 rund 13 000 Personen in der
Schweiz. Rund elf Prozent der Vollzeitstellen entfielen auf die Schweiz.
In neun Kantonen finden sich
Novartis-Standorte. Die Schweizer
Geschäftseinheiten von Alcon, Pharma
und Sandoz sind in Rotkreuz (ZG)
domiziliert. Für rund 2,8 Milliarden
Franken wurden im vergangenen Jahr
in der Schweiz Güter und Dienstleistungen eingekauft; dies entspricht 40 Prozent des gesamten, weltweiten Einkaufsvolumens des Unternehmens. In
Basel befinden sich zahlreiche international arbeitende Einheiten, darunter
der Firmensitz, der Hauptsitz der grössten Division Pharmaceuticals und mit
dem Campus einer der wichtigsten Forschungsstandorte.
«Gefährdetes Erfolgsmodell»
Novartis bekennt sich nach wie vor
dazu, dort zu Hause zu sein, wo sie ihre
historischen Wurzeln hat. Allerdings:
Das «Erfolgsmodell Schweiz» sei
«gefährdet», diagnostiziert André Wyss,
seines
Zeichens
Länderpräsident
Schweiz, Leiter der neu gegründeten
Einheit Novartis Operations und Mitglied der Konzernleitung. Das Verhältnis zur EU sei nach Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative
«ange-
spannt» und die Schweiz müsse unter
internationalem Druck ihr Unternehmenssteuermodell anpassen, sagt Wyss.
Novartis hat bisher rund 2,2 Milliarden
Franken in den Campus in Basel investiert. Aktuell wird die Pharmaproduktion am Standort Stein (AG) für
600 Millionen Franken erweitert. Doch
es brauche auch in Zukunft wirtschaftsfreundliche und stabile politische Rahmenbedingungen, mahnt Wyss. Er plädiert denn auch für eine Stärkung der
Schweizer Innovationsfähigkeit «an
allen Fronten». Gleichzeitig müssten
die Offenheit des Landes gewahrt und
dessen internationale Vernetzung weiter gefestigt werden. Wohlstand und
Wachstum der Schweiz würden nicht
zuletzt vom Zugang zu internationalen
Märkten und Fachkräften abhängen.
Attraktiver Arbeitgeber
Novartis nimmt für sich in Anspruch,
ein attraktiver Arbeitgeber mit einer
überdurchschnittlichen «Retention rate»
(Verbleibquote) zu sein. Auch bezüglich
Mitarbeiterförderung nehme das Unternehmen eine starke Position ein: Rund
80 Prozent der Führungspositionen
wurden in den letzten Jahren durch
interne Beförderungen besetzt. Der
Berufsweg des Schweizer Länderchefs
Wyss kann als exemplarisch bezeichnet
werden. Wyss: «Meine Laufbahn vom
Lehrling zum Konzernleitungsmitglied
wurde durch unser bereichsübergreifendes und kontinuierliches TalentManagement entscheidend gefördert.
Auch die Kultur von Novartis förderte
mein Interesse für neue Bereiche.»
Die Palette an Instrumenten und
Massnahmen zur Personalentwicklung
ist breit. Ein grosses Gewicht liegt auf
der Lehrlingsausbildung. Jedes Jahr
werden in der Schweiz mehr als
300 Lernende in insgesamt elf Lehrberufen ausgebildet. Eine Schweizer Spezialität ist die vor zwei Jahren entwickelte Initiative «Learn for Life». Mit
dieser Initiative werden mehr als 25 Bildungsprojekte gefördert, die der Stärkung von wissenschaftlichen Innovationen dienen sollen. Der Schweizer Länderpräsident Wyss benennt den Haupteffekt: «Mit ‹Learn for Life› können wir
unter anderem hoch qualifizierte
Arbeitskräfte für Novartis begeistern,
zusätzlich profitiert der Bildungs- und
Forschungsstandort Schweiz.»
Ein gewichtiges Thema ist auch bei
Novartis Diversity. Mittlerweile nehmen Frauen weltweit rund einen Drittel
der erweiterten Managementfunktionen im Unternehmen wahr.
Intensives Talent-Management
Talent-Management wird bei Novartis erklärtermassen als strategisch
bedeutsam eingestuft. Divisionenübergreifend und im globalen Rahmen widmen sich rund 140 interne Spezialisten
dem Talent-Management, weitere 30
Personen befassen sich mit der Organisationsentwicklung. Weitere 250 Mitarbeitende konzentrieren sich auf die
sogenannte Talent-Akquisition. Pro Mitarbeitende sind heute durchschnittlich
3,5 Tage für formelle Weiterbildungsaktivitäten reserviert, Tendenz steigend.
Rund 2000 Personen auf der «Executive-Stufe» profitieren jedes Jahr von
speziellen Kaderförderprogrammen.
Zusätzlich nehmen ungefähr 5000 Führungskräfte der ersten Managementstufe jedes Jahr an sogenannten Standard-Leadership-Programmen teil.
Die Anfänge der Pharmaindustrie liegen, wie bei so vielen Erfolgsgeschichten der Schweizer Wirtschaft, im Ausland. Zu einem Entwicklungsschub
führte das französische Patentgesetz
von 1844. Ganze Scharen von erfindungsreichen Chemikern wichen deshalb ins nahe Basel aus, wo es vor allem
in der Seidenbandindustrie Bedarf an
synthetischen Farben gab. Dass die
Schweiz bis 1888 kein Patentrecht
kannte und die schweizerische chemische Industrie auf eigenen Wunsch
sogar bis 1907 davon ausgeschlossen
blieb, gab den Chemiefirmen in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wichtige Impulse.
Früher Vorstoss Richtung Pharma
Doch das Umfeld wurde zunehmend widriger. Die Branche setzte sich
nicht nur protektionistisch zur Wehr,
sie passte sich auch an das schwierige
Umfeld an – und das bedeutete, den
Export durch Produktion in den jeweiligen Märkten zu ersetzen. So beschäftigte die Basler chemische Industrie
1925 bereits mehr als die Hälfte ihrer
Belegschaft im Ausland. Diese frühe
Globalisierung ging einher mit dem
Ausbau des Pharmageschäfts, wo Ciba
und Sandoz bereits ab Ende der Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts mit der
Diversifikation begonnen hatten.
Bereits die zweite Fusion
Bei der Neustrukturierung ihrer
Branche mittels Fusionen waren die
Basler Pharmaunternehmen geradezu
pionierhaft – mit zwei der spektakulärsten Zusammenschlüsse der Schweizer
Wirtschaftsgeschichte.
Schon
die
Fusion von Ciba und Geigy zu CibaGeigy am 20. Oktober 1970 sorgte für
Empörung, die beträchtliche Zeit
anhielt. Noch weit entscheidender
für die Entwicklung der Pharmaindustrie in der Schweiz war aber am
7. März 1996 die Fusion von Ciba (wie
sich Ciba-Geigy ab 1992 nannte) und
Sandoz zu Novartis.
Auch bei diesem Schritt herrschten weitherum grosse Sorgen – vor
allem um den Basler Arbeitsmarkt.
Dass die Börse jubelte, überraschte
nicht, doch entscheidend war, was der
Schritt strategisch bedeutete, nicht
nur für die beiden Firmen, sondern
für die ganze Schweizer Pharmaindustrie. Grossen Anteil an der Erfolgsgeschichte hatte Daniel Vasella, der
durch die Fusion zum Konzernchef
wurde und wenige Jahre später
zusätzlich das Präsidium des Verwaltungsrats übernahm.
Wachstums- und Exportmotor
Die Pharmaindustrie baute in der
Schweiz trotz der Fusionen und des
Strukturwandels Arbeitsplätze auf, teils
sogar durch Verlagerungen aus dem
Ausland. Zwischen den Jahren 1995
und 2015 wuchs die Zahl der direkt
Beschäftigten um jährlich 3,6 Prozent
von 21 000 auf 43 000; mit den Angestellten der Zulieferer arbeiteten 2014
insgesamt rund 172 000 Menschen in
der Schweiz für die Pharmaindustrie.
Und sowohl Novartis als auch Roche,
der zweite Basler Pharmariese, scheinen weiter auf ihr Stammland zu setzen.
Das findet in Basel mit dem Bau des
Novartis Campus und des kürzlich fertiggestellten Roche-Hochhauses einen
weithin sichtbaren Ausdruck und führte
auch am Zugersee zu einem Pharmacluster.
Noch beeindruckender als die Entwicklung der Arbeitsplätze ist jene der
Wertschöpfung und damit der Exporte.
In den vergangenen 20 Jahren wuchs
die Pharmaindustrie zur mit Abstand
wichtigsten Exportbranche der Schweiz
heran. Noch 1990 hatte sie «nur» einen
Anteil von 10 Prozent an den Exporten,
2014 waren es 34 Prozent. Und wertmässig verneunfachten sich die Schweizer Pharmaexporte in diesem Zeitraum
auf mehr als 70 Milliarden Franken.
Im Zentrum der Pharmaforschung
steht heute die Biotechnologie. Die
Schweiz war zwar in deren Anfängen an
der Spitze mit dabei, erkannte zunächst
aber zu wenig, welches Potenzial die
Biotechnologie auf dem Markt und auch
an der Börse hat. Die Erfolge der letzten
Jahre zeigen aber, dass die Schweizer in
der Grundlagenforschung mithielten
und beim Geschäftssinn aufholten. Die
Schweiz bleibt ein wichtiger Forschungsstandort.
Richtiger Entscheid
Ausschlaggebend für die gelungene
Aufholjagd und die Bewahrung des Forschungsstandorts war zweifelsohne die
Entstehung von Novartis aus den Firmen Ciba und Sandoz, die sich dieses
Jahr zum zwanzigsten Mal jährt.
Damals kommentierte ich in der NZZ:
«Die am Donnerstag angekündigte
Fusion von Ciba und Sandoz zur Novartis stellt das bedeutendste industriepolitische Ereignis der jüngeren Wirtschaftsgeschichte der Schweiz dar. Die
Führungskräfte der beiden Unternehmen haben damit den Mut aufgebracht,
zur Erhaltung der weltweiten Konkurrenzfähigkeit ‹ihrer› Konzerne aus eingefahrenen Traditionen auszubrechen,
Besitzstände aufzugeben und Ballast
abzuwerfen. Und sie haben zugleich die
Weitsicht bewiesen, dies aus einer Position der Stärke heraus zu tun.»
Die letzten 20 Jahre stellen dieses
Urteil keineswegs infrage – im Gegenteil.
Gerhard Schwarz gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftsbeobachtern der Schweiz. Ab
1981 war er Mitglied der Wirtschaftsredaktion der Neuen Zürcher Zeitung, ab 1994
deren Leiter, ab 2008 zusätzlich stellvertretender Chefredaktor. Seit 2010 ist er Direktor
des Thinktanks Avenir Suisse in Zürich.
«Basel ist eine weltoffene Stadt»
Erfahrungen des Kanadiers Britton Johnston als «Expat»
Als Britton Johnston 1978 in die damalige Sandoz in Basel eintrat, hätte er
nicht gedacht, dass er seine ganze berufliche Laufbahn am Rheinknie verbringen würde. Geplant war eigentlich nur
ein Aufenthalt von ein paar Jahren.
Inzwischen blickt der Kanadier auf eine
erfolgreiche Karriere bei Novartis
zurück und erachtet die Nordwestschweiz als einen der besten Orte zum
Leben.
«Ich dachte, dass ich mit einem Job
bei Sandoz in der Welt herumkomme,
tatsächlich habe ich meine ganze
Karriere hier in Basel verbracht», lacht
Johnston. Seine Kindheit verbrachte er in
England. Nach einem Chemiestudium an
der Universität Cambridge war er als
Gymnasiallehrer für Mathematik und
Chemie tätig. Schon früh zog es ihn ins
Ausland. Über einen kurzen Abstecher
an eine Privatschule in St.Gallen gelangte
Johnston schliesslich zu Sandoz nach
Basel, wo er sich ausserhalb des Lehrerberufs weiterentwickeln wollte.
Anfänglich war Johnston bei Sandoz in der Entwicklungsabteilung
tätig. Bereits damals war dieser
Bereich stark international besetzt.
Neben Kollegen aus den umliegenden
Nachbarländern gab es beispielsweise
auch zahlreiche hoch qualifizierte
Fachkräfte aus Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei, die als Flüchtlinge in den Westen gekommen waren.
Viele von ihnen machten interessante
Karrieren im Unternehmen.
Gute Erinnerungen an die Fusion
Auch Johnston kann auf eine
erfolgreiche Karriere bei Novartis
zurückblicken. Die vergangenen 25
Jahre war er im Datenmanagement
tätig. Gute Erinnerungen hat er an die
Novartis-Fusion, wo er mit der Zusammenführung von Grossrechnern von
Ciba und Sandoz in ein neues gemeinsames System betraut war. «Wir haben
damals sehr hart gearbeitet, aber die
durch die Fusion ausgelösten positiven
Veränderungen haben dazu beigetragen, verkrustete Strukturen aufzubrechen und etablierte Handlungsweisen
und Prozesse zu überdenken.»
Kontakte über Vereine und Schule
Die Stadt Basel erlebte er von
Anfang an sehr positiv. Über Kontakte
in der Nachbarschaft, durch sein Engagement im damals neu gegründeten
Basler Squash-Club sowie in verschiedenen Chören der Region entstand allmählich ein weiter Freundes- und
Bekanntenkreis. Ein weiterer wichtiger
lokaler Berührungspunkt war die
Schule. Seine anfänglichen Bedenken,
ob das Schweizer Schulsystem für seine
Kinder passe, waren bald zerstreut.
«Die Schweizer Schulen sind gut und
die Eingliederung ist ziemlich einfach,
wenn man rechtzeitig beginnt», sagt der
ehemalige Gymnasiallehrer.
Zugute kam Johnston, dass er sich
von Anfang an bewusst dafür entschieden hatte, Deutsch zu lernen, was ihm
den Zugang zu den Menschen in Basel
sehr erleichterte. Dass nicht jeder
«Expat», der nur für kurze Zeit in der
Schweiz lebt, Deutsch lernt, kann er verstehen. Gesellschaft und Kultur im
Raum Basel seien aber so vielfältig, dass
man hier selbst ohne Deutschkenntnisse gut leben könne. Zudem gebe es
auch zahlreiche von Einheimischen und
Zugewanderten betriebene Organisationen, die dabei behilflich sein können.
«Wichtig ist, dass man den ersten
Schritt macht und Kontakt sucht.
Die Bevölkerung hier ist
sehr aufgeschlossen,
denn Basel ist
eine sehr weltoffene Stadt.» S.S.
Seit 1978
in Basel.
Britton Johnston gelangte
über Umwege
zur Pharmaindustrie.
Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 6
der Schweiz bei und beschäftigt direkt
und indirekt 180 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Fokus auf Pharmaforschung
Von Anfang an prägte der Mut,
unkonventionelle Wege zu gehen, das
Unternehmen, das die Zeichen der Globalisierung und Technisierung der
Wirtschaft früh erkannt hatte: Man
trennte sich von ehemaligen Kernbereichen, stiess in neue Märkte vor und war
sich früh darüber im Klaren, dass die
Forschung nur in einem globalen Netzwerk vorangetrieben werden konnte,
was bereits kurz nach der Fusion zur
Gründung des auf Gentechnik spezialisierten Instituts GNF (Genomics Institute der Novartis Research Foundation)
in Kalifornien führte.
Mit zunehmender Konzentration
auf den rasch wachsenden Gesundheitsbereich wurden 1997 das Chemie-,
später das Agrobusiness und schliesslich das Ernährungsgeschäft ausgelagert – und zwar so, dass neue Firmen
Historische Medienkonferenz.Marc Moret (links), Daniel Vasella und Alex Krauer am 7. März 1996.
entstanden: Clariant bereits vor der
Fusion, Ciba Spezialitätenchemie und
Syngenta nachher. Entgegen dem
damaligen Industrietrend baute Novartis ihre Generikasparte aus und schuf
2003 mit Sandoz dafür eine eigene
Division. Zudem stärkte das Unternehmen mit der Übernahme von Alcon
seine Position im Bereich der Augenheilkunde. 2014 erfolgte mit der Fokussierung auf die drei Kernbereiche Pharmaceuticals, Augenheilkunde und
Generika eine weitere Transformation.
Mit der Gründung der Novartis
Institutes for BioMedical Research
(NIBR) im Jahr 2002 setzte Novartis ein
weiteres starkes Zeichen für die Innovation. Hunderte von Wissenschaftlern
wurden eingestellt und der Hauptsitz
des Instituts in Cambridge, Massachusetts, angesiedelt, in direkter Nachbarschaft zu führenden Forschungs- und
Lehranstalten wie dem Massachusetts
Institute of Technology, der Harvard
Medical School oder dem Massachusetts General Hospital.
Jener Schritt erwies sich als richtig
und gab dem Unternehmen einen weiteren Entwicklungsschub: Mit jährlichen
Ausgaben von bis zu zehn Milliarden
Dollar gehört Novartis heute zu den
grössten Investoren im Forschungsbereich und arbeitet gegenwärtig an über
200 Projekten in der klinischen Entwicklung. Auch bei den Zulassungen für neue
Wirkstoffe gehört Novartis zu den inter-
nationalen Spitzenreitern. Allein zwischen 2007 und 2015 konnten mehr als
40 neue Wirkstoffe im Markt lanciert
werden.
Verstärkte Zusammenarbeit
Auch das 2001 begonnene Campus-Projekt in Basel, das zum Ziel hatte,
Kooperation und Kreativität zu verstärken, sollte die Innovation fördern. Zeitgemässe, weiträumige Labor- und Bürolandschaften wurden entworfen, um
intensive Gruppenarbeiten zu ermöglichen. Auch in die Informationstechnik
wurde gezielt investiert, um die Kommunikation zwischen den nun weltweit
operierenden Teams zu beschleunigen.
Austausch und Transfer von Wissen
werden weiter intensiv vorangetrieben.
Mit den Novartis Business Services
(NBS) wurde 2014 eine divisionsübergreifende Dienstleistungsorganisation
geschaffen, die nicht nur die Kosteneffizienz verbessern, sondern vor allem die
Kooperation zwischen den einzelnen
Geschäftseinheiten stärken soll. Die zu
Beginn des laufenden Jahres erfolgte
Gründung von Novartis Operations,
welche die weltweiten Produktionsaktivitäten, Global Public & Government
Affairs und NBS umfasst, ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Auch die Divisionen vernetzen sich
zunehmend stärker untereinander. Die
Vorreiterrolle, die Sandoz im Bereich
der Biosimilars aufgebaut hat, ist nicht
zuletzt darauf zurückzuführen, dass der
Generikabereich bei diesen schwierig
herzustellenden Arzneimitteln auch auf
das Wissen der Pharmadivision zurückgreifen kann: Diese hat in den Bereichen Onkologie, Herz-Kreislauf- und
Lungen-Erkrankungen eine starke
Marktstellung inne und ist dabei, die
Neurologie sowie die Zell- und Gentherapie auszubauen. Zudem wurde mit
der jüngsten Schaffung der Position des
Global Head Drug Development auch
dafür gesorgt, dass die globalen Entwicklungsanstrengungen des Unternehmens besser koordiniert werden.
Ein nationaler Wirtschaftsmotor
Die Fusion hatte auch weitreichende
Folgen für Basel, das sich durch den
Zusammenschluss von der Chemie- zur
Pharmastadt wandelte und sich seither
zu einem Forschungsstandort mit globaler Ausstrahlung entwickelt hat und
den Vergleich mit Innovationszentren
wie Cambridge (USA) oder Singapur
nicht scheuen muss.
Auch die Schweizer Wirtschaft hat
davon profitiert. Novartis gehört mit
jährlichen Ausfuhren von mehr als
30 Milliarden Franken nicht nur zu den
grössten Exportunternehmen, sondern
generiert auch eine hohe Bruttowertschöpfung und schafft nachhaltig
Arbeitsplätze. Heute trägt die Pharmaindustrie direkt und indirekt rund sieben Prozent zum Bruttoninlandprodukt
Polit-Echo
Johann SchneiderAmmann,
Bundespräsident
Offenheit, Flexibilität und der Fokus auf innovative Lösungen prägen Novartis
Der Zusammenschluss von Sandoz und Ciba setzte neue Kräfte frei
Aufgegleist von Marc Moret
Die Fusion, aufgegleist von SandozVerwaltungsratspräsident Marc Moret,
zusammen mit Ciba-Ehrenpräsident
Louis von Planta, liess Novartis nicht
nur zur weltweiten Nummer 2 im Medikamentengeschäft aufsteigen. Das neue
Unternehmen, das bis 2013 von Daniel
Vasella in der Funktion des CEO (bis
2010) und des Verwaltungsratspräsidenten (ab 1999) geführt werden sollte,
konnte durch den Zusammenschluss
auf einen Schlag jährlich Investitionen
von mehr als zwei Milliarden Franken in
die Forschung und Entwicklung tätigen. «Damit», so erklärten Ciba und
Sandoz am 7. März 1996, dem Tag der
Fusionsankündigung, «wird ein bisher
nicht erreichtes Innovationspotenzial
geschaffen.»
Der Beweis für die Innovations­
fähigkeit folgte stehenden Fusses. Nur
wenige Monate nach der Fusionsankündigung konnte das Unternehmen den
Blutdrucksenker Diovan lancieren. Und
2001 kam der Durchbruch mit Glivec,
das die Krebstherapie revolutionierte
und den Beginn der personalisierten
Medizin einläutete.
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 7
Neue Wege in der Medizin
Wegweisend war der Fokus auf Innovation
Die Fusion von Sandoz und Ciba stellte
nicht nur grössenmässig alle früheren
Firmenzusammenschlüsse der Industriegeschichte in den Schatten. Mit der
Gründung von Novartis wurde vor
allem ein ambitioniertes Ziel verfolgt:
den Fortschritt der pharmazeutischen
Forschung nachhaltig zu beschleunigen
– ein Anspruch, der bis heute eingehalten wurde.
Novartis setzte neue Innovationskräfte frei und führte dabei bewusst die
fortschrittsorientierte Tradition von J.R.
Geigy, Ciba und Sandoz fort, die mehr
als 150 Jahre zuvor den Grundstein zum
industriellen Erfolg Basels gelegt hatten,
indem sie zunächst die Farbstoffchemie
aufbauten und später in den Pharmabereich diversifizierten und früh ein internationales Netzwerk schufen.
Novartis – 20 Jahre Innovation
Humanitäre Tradition fortgesetzt
Mit ebensolchem Engagement hat
sich Novartis stets für die Interessen der
Patienten eingesetzt und dabei mit Nachdruck auch jene Menschen unterstützt,
die keinen Zugang zu einer stabilen
Gesundheitsversorgung haben. Beide
Vorgängergesellschaften hatten zwar
bereits eine lange humanitäre Tradition
gepflegt. Doch Novartis hat auch hier
unkonventionelle Wege eingeschlagen.
Mit der Malaria-Initiative wagte es
Novartis als eines der ersten Unternehmen, den eng gesteckten Rahmen der
Philanthropie zu durchbrechen. Anstatt
Malaria mit beschränkten finanziellen
Mitteln nur in einem begrenzten Gebiet
zu bekämpfen, stellte Novartis 2001 ihr
Malariamedikament zum Selbstkostenpreis zur Verfügung und konnte
dadurch mit Partnern wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Millionen von Patienten erreichen.
Später hat Novartis in Indien mit Arogya Parivar ein soziales Geschäftsmodell
entwickelt, das Patienten in ländlichen
Gebieten Zugang zu einer erschwinglichen Gesundheitsversorgung ermöglicht
und das heute auch in Ländern wie
Kenia, Vietnam und Indonesien verfolgt
wird. Mit Novartis Access wurde im vergangenen Jahr eine Initiative lanciert,
mit der Patienten in Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu Medikamenten für die Behandlung chronischer
Krankheiten erhalten.
Neue Kultur
Die zahlreichen Erfolge in den vergangenen 20 Jahren im Bereich der
Medikamentenforschung sowie der steten Weiterentwicklung beim Medikamentenzugang waren nur möglich, weil
Novartis schon früh alles daransetzte,
eine eigenständige, innovations- und
kooperationsorientierte Kultur zu entwickeln. Novartis – und dies war den Unternehmensgründern bewusst – sollte nicht
den gleichen Fehler wie Ciba-Geigy begehen. Diese war aufgrund einer fehlenden
kohärenten Kultur noch Jahre nach der
Fusion von 1970 durch Grabenkämpfe
zwischen ehemaligen Mitarbeitenden
von Ciba und J.R. Geigy in ihrer Entwicklung eingeschränkt.
Novartis förderte daher gezielt
Werte
wie
Leistungsbereitschaft,
Zusammenarbeit und Qualitätsbewusstsein und setzte alles daran, die
Innovation auf allen Geschäftsfeldern
voranzutreiben. Dabei war die Richtung vom ersten Tag an vorgegeben:
«Im raschen Wandel gut zu sein, reicht
nicht aus», erklärte der Ciba-Chef und
spätere Novartis-Verwaltungsratspräsident Alex Krauer am 7. März 1996.
«Nur die Besten werden es schaffen.
Novartis ist der Ausdruck dieses Willens.» Dies gilt auch heute noch. G.M.
Niveau der Vergütung teilweise von der
erzielten gesundheitlichen Verbesserung für den betreffenden Patienten ab.
Pilotprojekte in China, Russland und
Brasilien haben uns gezeigt, dass dies
ein zukunftsfähiger Weg sein kann.
Erst kürzlich haben wir für unser neues
Medikament gegen Herzinsuffizienz in
den USA mit zwei Versicherern im
Gesundheitswesen einen solchen Vertrag abgeschlossen.
Von Joseph Jimenez
Novartis steht seit der Fusion von
Sandoz und Ciba für Innovation und
Wandlungsfähigkeit. Der Wille, durch
wissenschaftsbasierte Innovationen zu
den Besten zu gehören und die medizinische Praxis zu verändern, ist tief in
unserem unternehmerischen Denken
und Handeln verankert. Mit jährlichen
Aufwendungen von rund 8,6 Milliarden
Franken – rund viermal mehr als noch
vor 20 Jahren – gehören wir heute zu
den weltweit grössten Investoren im
Bereich der Forschung und Entwicklung. Wir verfügen über eine führende
Position bei der Behandlung von Krankheiten wie Krebs, Diabetes und HerzKreislauf-Leiden und nehmen mit Sandoz und Alcon im Bereich der Generika
und Augenheilkunde jeweils einen globalen Spitzenplatz ein.
Auch in Zukunft werden wir alles
daran setzen, die pharmazeutische und
medizinische Innovation zu fördern.
Wir wollen wirkungsvolle Arzneimittel
entwickeln, die den Bedürfnissen einer
rasch wachsenden und älter werdenden Weltbevölkerung entsprechen.
Dabei konzentrieren wir uns auf die
Entwicklung von technologischen, aber
auch gesellschaftlichen Lösungen, die
es uns erlauben, für so viele Patienten
wie möglich einen messbaren gesundheitlichen Nutzen zu erzielen.
Dadurch nehmen wir als führendes globales Gesundheitsunternehmen auch unsere gesellschaftliche
Offen und flexibel.Novartis-Konzernchef Joe Jimenez sieht gute Chancen für
Basel, sich zu einer Stadt des Wissens weiterzuentwickeln.
Verantwortung wahr, den weltweiten
Zugang zum Gesundheitswesen zu
verbessern. Die Gesundheitssysteme
sind heute angesichts der schwierigen
wirtschaftlichen Lage sowie aufgrund
des demografischen Wandels immer
stärker unter Druck. Viele Länder können die rasch wachsenden Aufwendungen, die zu einem Grossteil durch
Pflegekosten verursacht werden, nicht
mehr tragen.
Novartis entwickelt deshalb neue
Preisgestaltungsmodelle, die sich am
Behandlungserfolg der Patienten orientieren. Im Unterschied zur herkömmlichen Praxis wird dabei nicht mehr
einfach die Bereitstellung eines Produkts vergütet. Vielmehr hängt das
Forschungsplatz Basel.Novartis setzt auf neuste Technologien, um Durchbrüche auf den Gebieten Muskel-SkelettErkrankungen, Onkologie, Transplantation und Autoimmunerkrankungen zu erreichen.
Ressourcen für die Forschung
Dass wir heute solche Lösungen
anbieten können, hängt wesentlich von
unserer Fähigkeit ab, unsere finanziellen und personellen Ressourcen gezielt
für die Förderung der Innovation einzusetzen. Denn unser Marktumfeld ist weiterhin durch einen harten internationalen Wettbewerb sowie durch Preis- und
Regulierungsdruck gekennzeichnet. Die
Kosten für die Erforschung und Entwicklung eines Medikaments haben sich
dabei in den letzten zwei Jahrzehnten
im Durchschnitt auf über 1,5 Milliarden
Franken mehr als verdreifacht.
Deshalb arbeiten wir ständig daran,
unsere Kosten- und Arbeitsstruktur so
zu optimieren, dass wir ein Maximum
an Ressourcen gezielt für die Forschung
und Entwicklung einsetzen können.
Die Fokussierung unseres Portfolios auf
drei Divisionen sowie die Schaffung der
globalen Dienstleistungsorganisation
Novartis Business Services wurden
genauso vor diesem Hintergrund getätigt, wie unsere jüngst bekanntgegebene Absicht, die Produktions- und
auch gewisse Elemente der Entwicklungsaktivitäten global zu bündeln.
Gleichzeitig bleiben wir für Veränderungen offen. Wir wenden die jüngsten technologischen Erkenntnisse im
Bereich der Genforschung oder in der
IT an, um bessere Gesundheitslösungen zu erarbeiten. Wir stärken auch die
Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens, um unser Wissen besser auszuschöpfen und in den Dienst der Patienten und unserer Partner im Gesundheitswesen zu stellen. Zudem arbeiten
wir traditionell eng mit führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen.
Diese offene Haltung ist für uns alle
wichtig. Als Ciba und Sandoz 1996
fusionierten, schrieb die Basler Zeitung, dass die Gründung von Novartis
auch eine Chance für Basel sei, sich von
der Chemie- zu einer Pharmastadt zu
wandeln. Dieser Wandel ist geglückt.
Aber die Zeit bleibt nicht stehen. Die
Globalisierung und Digitalisierung verlangen, dass wir uns weiter vernetzen
und unser Know-how ständig vertiefen.
Für Basel ergibt sich dadurch die
Chance, sich heute von einer Pharmastadt in eine Stadt des Wissens weiterzuentwickeln.
Ich bin überzeugt, dass uns dies
gelingen wird. So werden wir auch in
Zukunft zu den Besten gehören.
«Es erfüllt mich mit Stolz, dass sich das
weltweit grösste Pharmaunternehmen zum
Standort Schweiz bekennt. Novartis leistet
einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz. Der Novartis
Campus verkörpert das, was die Schweiz
weltweit auszeichnet: Innovationskraft,
Spitzenforschung und hochqualifizierte
Mitarbeitende. Alles Gute zum Geburtstag.
Alles Gute für eine erfolgreiche Zukunft.»
Christoph Brutschin
Volkswirtschaftsdirektor
Basel-Stadt
«Novartis zählt in Basel zu den bedeutendsten Arbeitgebern und nimmt eine
zentrale Rolle im Bereich Entwicklung
und Innovation ein. Ihre Spitzenforschung
bringt Talente aus aller Welt nach Basel
und macht unsere Region so als
Wirtschaftsstandort bekannter.»
Thomas Weber
Volkswirtschaftsdirektor
Basel-Landschaft
«Der Stellenwert von Novartis für den
Forschungs- und Werkplatz Schweiz ist
bedeutend. Das gilt auch für das Baselbiet
und Schweizerhalle. Dass Novartis grosse
Mittel in ein neues, hochmodernes Laborgebäude im Infrapark investiert hat, ist ein
klares Bekenntnis zum Baselbiet.»
Urs Hofmann
Volkswirtschaftsdirektor
Aargau
«Die Pharmabranche im Fricktal ist ein
Zugpferd mit globaler Ausstrahlung.
Alleine in Stein beschäftigt Novartis
2000 Mitarbeitende, die Produkte werden
in über 150 Länder exportiert. Für den
Aargau ist das gerade im heutigen
wirtschaftlichen Umfeld ein Glücksfall.»
Peter Hegglin
Volkswirtschaftsdirektor
Zug
«Novartis ist ein bedeutender, innovativer
Arbeitgeber und trägt substanziell zum
Wirtschaftswachstum des Kantons Zug
bei. Novartis ist in einem wachsenden
Markt tätig und gut positioniert. Es freut
mich, ein so wichtiges Unternehmen an
unserem Standort zu haben.»
Meilensteine in der 20-jährigen Geschichte von Novartis
Das Chemiegeschäft wird
ausgegliedert und als Ciba
Spezialitätenchemie an
die Börse
gebracht.
Sandoz und Ciba
geben am 7. März ihre
Fusion bekannt.
Alex Krauer wird Verwaltungsratspräsident, Daniel
Vasella CEO. Im Dezember
geben die US-Behörden
grünes Licht zur Fusion.
1996
1997
Novartis reorganisiert ihr Forschungsnetzwerk mit der Gründung der Novartis
Institutes for BioMedical Research (NIBR)
in Cambridge
(Massachusetts/
USA).
Die Lebensmittelund Getränkesparte
wird verkauft. Novartis kündigt ihr Campus-Projekt an: Das Werkareal St. Johann soll vollständig umgestaltet werden.
Alex Krauer tritt als Verwaltungsratspräsident zurück.
CEO Daniel Vasella übernimmt
auch das Präsidium.
Der Integrationsprozess
wird weitgehend abgeschlossen.
Gründung des Novartis
Institute for Functional
Genomics, La Jolla
(Kalifornien/USA).
Novartis und AstraZeneca
gliedern ihre Agrarsparten
aus und bringen diese als
Syngenta an die Börse.
Glivec gegen Leukämie
erhält die Zulassung.
1998
1999
2000
2001
2002
Novartis übernimmt die
Generikafirmen Hexal
und Eon Labs.
Mit dem Kauf der US-Biotechfirma Chiron steigt Novartis
ins Geschäft mit Impfstoffen
und Diagnostika ein.
Eröffnung des
Novartis Institute for
Tropical Diseases in
Singapur.
Beschluss zum Aufbau
eines neuen
Forschungs-Campus
in Shanghai.
Novartis verkauft die
Geschäftseinheiten
Medical Nutrition und
Gerber (Babynahrung).
Jörg Reinhardt
löst Daniel
Vasella als
Verwaltungsratspräsident ab.
Novartis schliesst die
Übernahme von Alcon
ab und bildet die Division
Augenheilkunde.
Start zum Bau einer neuen
Pharmaproduktionsanlage
in Stein (AG).
Joe Jimenez wird
CEO von Novartis.
Vasella bleibt
Verwaltungsratspräsident.
Das Tiergesundheits- und das
Impfstoffgeschäft werden
verkauft, die rezeptfreien Produkte (OTC) werden in ein Joint
Venture ausgelagert.
Novartis kündigt die strategische Fokussierung
auf Pharma, Augenheilkunde und Generika an.
Novartis gründet die
Generika-Division Sandoz.
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Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 8
Novartis – 20 Jahre Innovation
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Innovative Lösungen für ärmere Patienten
Gute Vernetzung ist sehr
wichtig.Das Forscher-Trio
(von links) Sylvain Cottens,
Thomas Pietzonka und
Christian Bruns.
Starker Fokus auf medizinische Bedürfnisse vor Ort
Novartis geht innovative Wege, um
schlecht versorgte Patienten in ärmeren
Ländern künftig noch besser zu erreichen. Um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern, verfolgt das
Unternehmen unterschiedliche Ansätze.
Dazu gehören neue Geschäftsmodelle
sowie die verstärkte Zusammenarbeit
mit Partnern.
Seit der Lancierung der ersten Hilfsprogramme vor über einem halben Jahrhundert hat sich das soziale Engagement von Novartis stark gewandelt.
Während sich die Vorgängerfirmen
anfänglich vor allem auf gemeinnützige
Projekte nach dem traditionellen Muster der humanitären Hilfe konzentrierten, hat Novartis das Konzept stetig weiterentwickelt. Dabei hat das Unternehmen den Fokus konsequent auf die
medizinischen
Bedürfnisse
der
Patienten gelegt.
Übertragung von Lepra stoppen
Eines der ältesten Engagements des
Unternehmens fokussiert auf die Eliminierung von Lepra und die Versorgung
jener, die an dieser Krankheit leiden. Seit
dem Jahr 2000 hat Novartis durch die
Weltgesundheitsorganisation
(WHO)
mehr als 56 Millionen Blisterpackungen
gespendet. Dies entspricht einem Wert
von rund 90 Millionen Dollar. Diese
Initiative trug dazu bei, weltweit über
sechs Millionen Leprapatienten zu
behandeln. Novartis hat ihre Zusicherung gegenüber der WHO bis zum Jahr
2020 erneuert.
Die Novartis Stiftung engagiert sich
seit 30 Jahren im Kampf gegen Lepra. Die
Stiftung konzentriert sich derzeit darauf,
die Infektionsübertragung zu unterbrechen und so das letzte Stück des Wegs bei
der Eliminierung der Krankheit zu bewältigen. Von zentraler Bedeutung ist dabei
das Lepra-Postexpositions-ProphylaxeProgramm (LPEP), das letztes Jahr in
Indien, Indonesien, Myanmar, Nepal,
Tansania und Sri Lanka eingeführt
wurde. «Dabei werden Menschen, die
Kontakt hatten mit kürzlich mit Lepra
diagnostizierten Patienten, untersucht
und gegebenenfalls behandelt. Wer
asymptomatisch ist, erhält eine prophylaktische Therapie. Diese kann das
Risiko einer Erkrankung um mehr als
die Hälfte senken», erklärt Ann Aerts,
Leiterin der Novartis Stiftung.
Zusammenarbeit mit Partnern
Die Novartis Stiftung verfolgt einen
strategischen Ansatz, der sich auf die
projektbezogene Zusammenarbeit mit
globalen und lokalen Partnern konzentriert. Das Ziel ist die Entwicklung skalierbarer und nachhaltiger Gesundheitslösungen. In einer Region in Ghana
implementiert und evaluiert die Stiftung
beispielsweise in Zusammenarbeit mit
verschiedenen Partnern ein innovatives
Modell für das Screening und die
Behandlung von Bluthochdruck. Dieses
Modell soll die Behandlung verbessern,
indem es der Gemeinschaft den Zugang
zu medizinischen Leistungen erleichtert
und es Patienten ermöglicht wird, sich
selbst zu behandeln. Das Screening
begann im Jahr 2015.
Der Kampf gegen Malaria
Ein zentraler Entwicklungsschritt
war der Start der Malaria-Initiative im
Jahr 2001. Mit einem innovativen Distributions- und Preisansatz machte Novartis für Millionen von Patienten in Malaria-endemischen Ländern ihr Medikament Coartem zugänglich. Bisher konnten 750 Millionen Behandlungseinheiten
bereitgestellt werden, rund 300 Millionen davon waren pädiatrische Medikamente. Um möglichst viele Patienten zu
erreichen, verkaufte Novartis das Medikament ohne Gewinn vorwiegend an
den öffentlichen Sektor. Auch wurde
eng mit der WHO und weiteren Partnern zusammengearbeitet, um eine effiziente Arzneimittelversorgung in den
Malariagebieten sicherzustellen. Dieser
neue Ansatz spielte eine zentrale Rolle
bei der Reduktion der durch Malaria
verursachten Todesfälle. Auch hat er zur
Erreichung einiger der MillenniumsEntwicklungsziele der Vereinten Nationen, wie der Verringerung der Kindersterblichkeit, beigetragen. «Der Erfolg
der Initiative hat uns in unserer Überzeugung bestärkt, über die reine
Gemeinnützigkeit hinauszugehen und
den Mut zu haben, über einen unkonventionellen Ansatz möglichst viele
Patienten zu erreichen», sagt Jürgen
Brokatzky-Geiger, globaler Leiter des
Bereichs soziale Verantwortung bei
Novartis.
Sozialprojekt in Indien
Seit der Jahrtausendwende setzte
sich zunehmend die Erkenntnis durch,
dass gemeinnützige Aktivitäten oft nur
eine begrenzte Kapazität und Reichweite
haben.
Gewinnorientierte
Geschäftsmodelle hingegen erwiesen
sich als nachhaltig und daher skalierbar,
auch wenn der Ertrag dabei klein blieb.
Über solche Projekte konnten grössere
Patientenanzahlen erreicht und letztlich
auch Gesundheitssysteme gestärkt werden. Dies trifft auch auf das ArogyaParivar-Programm von Novartis zu, das
den Zugang zu medizinischer Aufklärung und Versorgung in Indiens ländlichen Gebieten verbessert. Seit der Lancierung im Jahr 2007 hat sich dieses
Sozialprojekt zu einem Vorbild für
selbsttragende Sozialunternehmen entwickelt.
In Kenia, Vietnam und Indonesien
wurden dank dem Erfolg von Arogya
Parivar, was auf Hindi «gesunde Familie» bedeutet, ähnliche Projekte in
Angriff genommen. «Arogya Parivar
war ein Wendepunkt, der Novartis
geholfen hat, das Konzept der unternehmerischen Verantwortung weiterzuentwickeln», sagt Brokatzky-Geiger. In
einer aktuellen Harvard-Studie schreibt
Michael Porter über Arogya Parivar,
dass das Projekt gezeigt habe, dass es
besser sei, voranzugehen und neue
Geschäftsmodelle auszuprobieren, als
Beispiel Kenia.Gesundheitspädagogen in ländlichen Gebieten tragen entscheidend zur Sensibilisierung der Bevölkerung und zur Krankheitsbekämpfung bei.
Novartis Access.Besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung in ländlichen
Gebieten Vietnams.
sich auf kleine Pilotprojekte zu
beschränken und abzuwarten, bis diese
perfekt funktionieren.
Das Novum Novartis Access
Genau dies macht Novartis nun auch
mit dem Programm Novartis Access, das
im vergangenen Jahr in der Division
Pharma lanciert wurde und das auf den
bisher gewonnenen Erfahrungen auf-
baut. Ziel des Programms ist es, in Ländern mit niedrigem Einkommensniveau
die Behandlung von chronischen, nicht
übertragbaren Krankheiten erschwinglicher und zugänglicher zu machen.
Mit 28 Millionen Menschen, die
jährlich chronischen Krankheiten zum
Opfer fallen, sind Schwellen- und Entwicklungsländer überdurchschnittlich
stark betroffen. Das sind knapp 75 Pro-
zent der weltweit durch diese Krankheiten verursachten Todesfälle. Novartis
will diese Problematik mit einem neuen
Lösungsansatz angehen. Mit Novartis
Access stellt das Unternehmen betroffenen Regierungen, Nicht-Regierungsorganisationen und anderen Gesundheitsversorgern des öffentlichen Sektors
ein Portfolio von 15 teilweise patentgeschützten Medikamenten gegen chronische Krankheiten zum monatlichen
Preis von einem Dollar pro Behandlung
zur Verfügung. Zudem bemüht sich
Novartis aktiv um Partner. «Wir setzen
auf Partnerschaften, um die verschiedenen Anforderungen des Gesundheitssystems zu berücksichtigen. So muss
das Bewusstsein für chronische Erkrankungen geschärft werden, die Verteilsysteme für Arzneimittel müssen weiter
ausgebaut und das Gesundheitspersonal des jeweiligen Landes muss in der
Diagnose und Behandlung von chronischen Erkrankungen geschult werden.
Kooperationen mit einer Vielzahl externer Partner, von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen über die akademische Welt bis hin zum privaten Sektor sind daher für den Erfolg entscheidend», sagt Harald Nusser, globaler
Leiter Novartis Access.
Die im Rahmen des Programms
angebotenen Medikamente decken ein
breites Spektrum an Erkrankungen wie
Herz-Kreislauf-Krankheiten, Atemwegserkrankungen, Diabetes und Brustkrebs
ab und werden von den zwei NovartisDivisionen Pharma und Sandoz bereitgestellt. Die Medikamente wurden
anhand von drei Kriterien ausgewählt:
Erheblicher Bedarf in der Gesundheitsversorgung, medizinische Relevanz – 13
der 15 Medikamente sind Teil der WHOListe unentbehrlicher Arzneimittel oder
gehören zu einer auf der Liste aufgeführten Wirkstoffklasse – sowie fehlende
lokale Zugangsprogramme.
Start in Kenia und Äthiopien
Mit Kenia und Äthiopien wurden
bereits Vereinbarungen unterzeichnet.
Erste Bestellungen wurden vor Kurzem
ausgeführt. Novartis Access ist so konzipiert, dass die wirtschaftliche Tragfähigkeit langfristig gesichert ist und die
Zielregionen kontinuierlich unterstützt
werden können. Das Unternehmen
plant, das Programm in den kommenden Jahren in etwa 30 Ländern einzuführen. «Unser Ansatz ist ein Novum in
der Branche und wir sind uns sicher,
dass es bei der Umsetzung des Programms eine Menge zu lernen und
nachzusteuern gibt», sagt BrokatzkyGeiger.
Novartis leistet einen wichtigen Beitrag, um in ärmeren Ländern den
Zugang von Patienten zu medizinischer
Versorgung zu verbessern. Entscheidend für den Erfolg ist aber auch das
Engagement der übrigen Partner. Die
Herausforderungen im Gesundheitswesen lassen sich nur durch einen partnerschaftlichen Ansatz aller Beteiligten
bewältigen. S. S.
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«Eine neue Forschungskultur hielt Einzug»
Die Novartis-Forscher Christian Bruns, Sylvain Cottens und Thomas Pietzonka im Interview
Was hat sich durch die NovartisFusion für Sie als Forscher verändert?
Christian Bruns: Novartis war für alle
Mitarbeitenden etwas Neues. Der
Zusammenschluss der beiden Vorgängerfirmen und die sich ergänzende Innovationskraft eröffneten
die Möglichkeit, unsere Forschungsgebiete viel breiter und tiefer zu
bearbeiten.
Sylvain Cottens: Dieser Grössenvorteil zeigt sich beispielsweise dann,
wenn sich ein Medikament für eine
ganz andere Indikation eignet als
ursprünglich geplant. Das war bei
unserem Medikament gegen Multiple Sklerose der Fall. Die Substanz
war ursprünglich gegen die Abstossung von Transplantaten gedacht,
tatsächlich eignet sie sich aber für
Multiple Sklerose. Dank der Grösse
unserer Organisation konnten wir
das Projekt rasch von einer klinischen
Richtung in die andere wechseln.
Thomas Pietzonka: Mit der Fusion
hielt eine neue Forschungskultur
Einzug und unsere Grösse gab uns
«Mich fasziniert
die tägliche
Herausforderung,
das Knobeln im Team.»
Thomas Pietzonka
Die neue Marke von Favoris
für Freelancer und Expats.
gratuliert Novartis zum 20. Jubiläum
die Kraft, in immer neue Technologien für die Medikamentenentwicklung zu investieren. Dies ist auch
heute noch so.
Wie hat sich die Welt der Forschung in
den vergangenen 20 Jahren verändert?
Cottens: Ein wichtiger Meilenstein
war die Sequenzierung des menschlichen Genoms. Das hat unsere
Arbeit wesentlich verändert. Dies
beeinflusste auch Gebiete, wo wir es
nicht erwartet hätten, beispielsweise
in der Naturstoffforschung. Ein weiterer Aspekt sind die Fortschritte in
der Automatisierung und der Informatik. Die Datenmenge, die heute
produziert und analysiert wird, wäre
ohne Informatik nicht mehr zu
bewältigen. Der diesbezügliche Fortschritt in den letzten 20 Jahren ist
unglaublich.
Bruns: Was die Automatisierung
betrifft, können wir heute auf ein
bestimmtes Zielmolekül hin Millionen von Substanzen innert Tagen
oder wenigen Wochen testen. Das
sind Dimensionen, die vor Jahren
noch unvorstellbar waren. Andererseits verfügen wir heute über ein tiefgreifendes Verständnis der molekularen und zellulären Mechanismen
vieler Krankheiten, was neue therapeutische Ansätze ermöglicht.
Pietzonka: Vor 20 Jahren war eines
unserer Hauptprobleme, die richtigen Informationen zu finden. Man
musste hierzu in die Bibliothek
gehen. Heute liegt die Herausforderung vielmehr darin, aus einer riesigen digitalen Datenmenge das
Wesentliche herauszufiltern.
Welche internen Meilensteine haben
Ihre Forschungsarbeit beeinflusst?
Bruns: Ein Meilenstein war für mich
die Gründung unserer Forschungsorganisation Novartis Institutes for
BioMedical Research (NIBR). Damit
setzte Novartis ein starkes Signal für
Forschung und Innovation. Viele
Wissenschaftler wurden eingestellt
und es wurden weltweit neue Institute in direkter Nachbarschaft zu
wichtigen universitären Forschungseinrichtungen errichtet.
Cottens: Für Novartis und Basel sind
die Jahre seit der Fusion eine
äusserst produktive Zeit gewesen.
Wir haben beispielsweise bahnbrechende Medikamente für die Krebstherapie und gegen Autoimmunerkrankungen hervorgebracht. Das
sind innovative Therapien, die für
die Patienten einen grossen Nutzen
haben.
Pietzonka: Ein wichtiger Aspekt war
auch die weltweite Ausdehnung
unserer Forschungsorganisation. Mit
unseren Standorten an der amerikanischen Ost- und Westküste, in Asien
sowie hier in Basel verfügen wir nun
über ein breit aufgestelltes globales
Forschungsnetzwerk. Dies ist ein
entscheidender Faktor, um neue Projekte zu entwickeln und neue Ideen
zu generieren.
Wie sieht die Zusammenarbeit innerhalb dieses globalen Forschungsnetzwerks aus?
Cottens: Aus unserem Wirkstoff-
archiv hier in Basel verschicken wir
beispielsweise täglich Substanzen an
unsere Kollegen an anderen Forschungsstandorten. Wir haben auch
viele gemeinsame Projekte, wo wir
mittels Videokonferenzen und anderer Technologien mit den Kollegen
im Ausland kommunizieren, die an
denselben Projekten arbeiten.
Pietzonka: Ich arbeite mit Kollegen in
Cambridge, Massachusetts, und in
Shanghai zusammen. Kürzlich arbeiteten wir an einem Projekt, bei dem
die Idee an unserem Standort in
Emeryville, in Kalifornien, entstand.
In Cambridge sitzt das jetzige Hauptteam, das an der Biologie arbeitet,
wir in Basel machen die Antikörper
dazu. Das heisst, wir arbeiten fast
über zehn Zeitzonen zusammen.
Bruns: Die kulturelle Vielfalt und
fachliche Diversität solcher Teams
erlaubt es uns, auf sehr unterschiedliche Weise wissenschaftliche Fragestellungen anzugehen und diverse
Lösungsansätze zu verfolgen. Sehr
wichtig ist dabei die Vernetzung
nach aussen. Hier in der Region
arbeiten wir zum Beispiel eng mit
Forschern und Kliniken in Basel,
Strassburg und Freiburg zusammen.
Diese enge Vernetzung mit den
Experten von Universitäten und
Krankenhäusern in der Region
ermöglicht uns unter anderem, eine
patientenzentrierte Forschung zu
betreiben.
Ein wichtiger Meilenstein war der Bau
des Novartis Campus. Wie hat dieser
Ihre Arbeit als Forscher verändert?
Pietzonka: Vor 20 Jahren standen
noch Tankwagen und Güterwagons
auf dem Gelände. Heute ist dies ein
Campus der Begegnung, wo Leute
sich austauschen können.
«Für Novartis und Basel
waren die Jahre nach
der Fusion eine äusserst
produktive Zeit.»
Sylvain Cottens
Cottens: Die wesentliche Veränderung war für uns das Open-SpaceKonzept für die Labors. Früher arbeiteten die Forscher in Räumlichkeiten
für zwei bis drei Personen. Heute
haben wir moderne Laborräumlichkeiten für 15 bis 20 Mitarbeitende.
Das brachte einige Veränderungen
mit sich. Wir teilen heute viel mehr
Geräte. Auch der Austausch untereinander ist viel stärker als früher.
Bruns: Anfänglich gab es natürlich
auch Vorbehalte, aber mittlerweile
schätzen die Mitarbeitenden die vie-
len Möglichkeiten, die sich aus dem
Campus-Konzept ergeben haben.
Man fühlt sich wohl am Forschungsstandort Basel. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der, dass Novartis mit
dem Campus für aussenstehende
Forscher sehr attraktiv ist, sodass wir
«Mit dem Campus
ist Novartis
für aussenstehende
Forscher sehr attraktiv.»
Christian Bruns
Talente einfacher nach Basel anziehen können. Früher war es ungleich
schwieriger, Forscher ausserhalb
Europas nach Basel zu bringen. Das
hat sich grundlegend geändert.
Abgesehen vom attraktiven Arbeitsumfeld: Was treibt Sie jeden Tag als
Forscher an?
Cottens: Was mich motiviert, sind
die Therapien, die wir für die Patienten hervorbringen. Wir alle kennen
Menschen in unserem persönlichen
Umfeld, die von unseren Medikamenten profitieren. Wenn man an
deren Entstehung selber beteiligt
war, so ist das sehr befriedigend.
Bruns: Im Vordergrund unserer Forschungsaktivitäten stehen Erkrankungen und die Möglichkeit, durch
gezielte Forschung auf den Krankheitsverlauf Einfluss zu nehmen. Die
Attraktivität
unserer
Tätigkeit
besteht darin, dass wir multidisziplinär forschen und dass uns eine
grosse Zahl an Experten erlaubt,
sehr komplexe Krankheitsverläufe zu
erforschen.
Pietzonka: Mich fasziniert die tägliche Herausforderung, das Knobeln
im Team. Dank der Grösse von
Novartis haben wir hier die Möglichkeit, mit Experten aus verschiedensten Bereichen disziplinübergreifend
nach neuen Lösungen zu suchen.
Das macht es immer wieder spannend.
Was möchten Sie in Ihrer Forscherkarriere noch erreichen?
Cottens: Mein erstes Projekt in der
Firma war der Alzheimerforschung
gewidmet. In diesem Bereich gab es
leider noch nicht viele Fortschritte.
Für mich wäre ein Traum, den Patienten hier eine Verbesserung bieten
zu können. Mein zweiter Traum
betrifft die Naturstoffforschung, wo
Novartis sehr stark engagiert ist. Wir
nehmen an, dass erst etwa ein Prozent des Potenzials ausgeschöpft ist.
Durch die Fortschritte in der DNSSequenzierung ergibt sich die Möglichkeit, dieses Potenzial wirklich
voll auszuschöpfen. Ich sehe hier
gute Chancen.
Bruns: Bei den Autoimmunerkrankungen, in der Transplantation und
in der Krebsbehandlung gibt es
immer noch sehr grosse Herausforderungen. Die Heilung einer Erkrankung ist die grosse Vision, die man
aber bei vielen Krankheitsverläufen
bisher leider noch nicht erreichen
konnte. Ein grosser Hoffnungsträger
sind in diesem Zusammenhang Zelltherapien, welche beispielsweise in
Typ-1-Diabetes, der Krebstherapie
oder der Organtransplantation ganz
neue Möglichkeiten eröffnen. Ein
weiteres Zukunftsthema ist die
Vision, Alterungsprozesse im Körper
besser zu verstehen und zu beeinflussen, um Krankheiten vorzubeugen.
Pietzonka: Ein Projekt, bei dem ich
sehr hoffe, dass es dereinst Patienten
zugutekommen wird, betrifft ein
Medikament gegen krankheitsbedingten Muskelschwund. Es ist
sehr innovativ und wurde hier entwickelt. Dann gibt es natürlich noch
den Traum, das Geheimnis eines
gesunden, langen und glücklichen
Lebens zu finden. Das ist eigentlich
das Gleiche wie vor 20 Jahren, als
ich angefangen habe. S. S.
Novartis-Forscher
der ersten Stunde
Die drei Wissenschaftler, die in diesem
Interview befragt wurden, arbeiten am
Novartis Institute for BioMedical Research (NIBR) in Basel und waren bereits
zum Zeitpunkt der Fusion (1996) mit
dabei. Christian Bruns leitet die
Substanzentwicklung im Forschungsbereich Autoimmunsysteme, Transplantation und Entzündungen. Thomas
Pietzonka ist verantwortlich für den
Forschungsbereich Biologics in Basel
und führt eine Gruppe in Cambridge
(USA). Sylvain Cottens leitet das Center
for Proteomic Chemistry, das nach
Testsubstanzen sucht, die für die Medikamentenentwicklung geeignet sind.
Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 10
Die Bedeutung von Novartis
für den Forschungsplatz Basel
Von Edwin Constable
Es ist eher unüblich, dass bei einer Firmenfusion beide beteiligte Unternehmen breite Bevölkerungsteile betreffen
und zudem langfristige Auswirkungen
auf die wissenschaftliche Ausrichtung
einer ganzen Region haben. Genau das
ist aber die Folge der vor 20 Jahren
erfolgten Gründung von Novartis. Die
Fokussierung von Novartis auf pharmazeutische Interessen beeinflusste
den nationalen und lokalen Arbeitsmarkt und das wissenschaftliche
Umfeld nachhaltig.
Für die Universität sind die Auswirkungen zwar greifbar, gleichzeitig
aber auch diffuser. Die engste
Zusammen­arbeit erfolgt mit dem
Friedrich-Miescher­-Institut, das
sowohl assoziiertes Institut der Universität als auch ein Teil der Novartis-Forschungsstiftung ist. Die «Novartis Universität Basel Excellence Scholarships
for Life Sciences» unterstützen herausragende junge Forscher bereits früh
und beschleunigen deren wissenschaftlichen Fortschritt. Kürzlich hat
sich die Universität dem «Novartis
Next Generation Scientist Program»
angeschlossen, das die besten jungen
Forscher aus der ganzen Welt nach
Basel bringt, damit sie hier ihre akademischen und industriellen Netzwerke
und Partnerschaften aufbauen können.
Die Interaktionen finden aber nicht
nur auf institutioneller Ebene statt, sie
erstrecken sich auch auf zahlreiche
bilaterale Forschungskooperationen
und -projekte zwischen einzelnen Wissenschaftlern und Forschungsteams.
Besonders wichtige Kooperationen
Fruchtbare Interaktion.Edwin Constable freut sich auf die Fortführung der
Partnerschaft zwischen der Universität Basel und Novartis.
existieren mit dem Schweizerischen
Tropen- und Public Health-Institut
(Swiss TPH) im Rahmen von vernachlässigten Krankheiten und von Malaria.
Über die direkte Forschungsarbeit hinaus profitieren die Universität Basel
und die Region, aber auch Novartis
selbst, von den synergetischen Bezie-
Novartis als Kunde
hungen, die sich aus einer der weltweit
dichtesten Gemeinschaften von Life-­
Sciences-Wissenschaftlern ergeben. Die
Konzentration von industrieller, medizinischer und klinischer Forschungsexpertise und das Ineinandergreifen von
Grundlagenforschung, angewandter
Forschung und transnationaler Forschung in der Nordwestschweiz und im
Life-Sciences-Cluster Basel sind einzigartig und bieten ein fruchtbares und
anregendes Umfeld für Innovation und
Erfindung. Es ist geradeso wahrscheinlich, dass Sie in einem Laden in Basel
eine Diskussion über Wirkstoffhemmer
mitverfolgen können wie eine Diskussion über den Brotpreis.
Meine Erinnerung sagt mir, dass
wir den Begriff Life Sciences erstmals in
den mittleren und späten 1990er-Jahren verwendeten, um die kombinierten
Aktivitäten der verschiedenen Akteure
in Basel zu umschreiben – zur gleichen
Zeit also, zu der Novartis gegründet
wurde. Ein paar der ersten Erwähnungen des Life-Sciences-Clusters fallen in
das Umfeld der Plattform «BioValley
Basel». Die Rolle des «Novartis Venture
Funds» bei der Förderung einer Unternehmer- und Spin-off-Kultur im Unternehmen selbst und in der Region ist
nicht zu unterschätzen.
Es bleibt uns nur noch, Novartis
zum 20. Geburtstag zu gratulieren und
innerhalb des Life-Sciences-Clusters in
den kommenden 20 Jahren den Erfolg
des Unternehmens weiterzuführen. Die
Universität Basel freut sich darauf,
auch in der kommenden Innovationsund Entdeckungsphase ein aktiver
Partner zu sein.
Prof. Edwin Constable ist Vizerektor
Forschung an der Universität Basel
«Mit Novartis verbindet Redtoo eine enge
Partnerschaft. Bereits vor dem Merger
1996 durften wir die IT-Bereiche von Ciba
und Sandoz in Projekten unterstützen.
Nachdem zunächst Dienstleistungen ausschliesslich in der Schweiz gefragt waren,
hat uns die Zusammenarbeit in den letzten
Jahren internationales Wachstum und den
Aufbau von Know-how speziell für die LifeScience-Branche ermöglicht. Beide profitieren: Redtoo von der Bereitschaft der
Novartis, auch mit mittelständischen
Unternehmen Partnerschaften einzugehen,
die langfristige Planung und nachhaltiges
Wachstum ermöglichen. Novartis von der
Nähe, Innovationskraft und Qualität eines
Schweizer Unternehmens, das bereit ist,
sich flexibel auf die Prozesse und Bedürfnisse des globalen Kunden einzustellen.»
Christian Karstedt, Global CEO
Redtoo AG, Reinach
«Novartis ist ein sehr wichtiger und langjähriger Partner. Wir schätzen die Zusammenarbeit sehr und nehmen Novartis als
äusserst fairen, transparenten und loyalen
Geschäftspartner wahr. Eine prosperierende Novartis bietet auch für die academia grosses Entwicklungspotenzial.»
Thomas Marti, Unternehmensleiter
der academia Sprach- und Lernzentrum
Schweiz AG
«Visionen entwerfen und realisieren im Dialog mit Novartis, einer Bauherrin, die an die
Arbeitsumgebung ihrer Mitarbeiter höchste
Ansprüche stellt, ist eine Herausforderung:
Architektur ist mehr als nur Zweckerfüllung, das Geben und Nehmen von Ideen
selbstverständlich, der Diskurs wird international und auf hohem Niveau geführt.
Die Zusammenarbeit mit Novartis an innovativen Forschungsgebäuden hat unseren
Horizont erweitert und unsere Kompetenzen geschärft.»
Daniel Wentzlaff, Nissen Wentzlaff
Architekten BSA SIA, Basel
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Kelly Services gratuliert Novartis
zum Jubiläum, bedankt sich herzlich
für die langjährige Partnerschaft
und das entgegengebrachte Vertrauen
in unsere Personaldienstleistungen.
Kelly Competence Center for Human Resources Basel
Ihr Partner für Personallösungen und Ihre Stellensuche.
[email protected] | 061 270 80 00 | kellyservices.ch
Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 11
Eine neue Arbeitskultur: Der Novartis Campus
Erfolgreicher Wandel vom Industrieareal zum Campus des Wissens
und die Entscheidungsfindung beschleunigen.» Dhaval Patel räumt
jedoch ein, dass diese Veränderungen
anfänglich auf Widerstand stiessen:
«Viele waren gegenüber dieser Idee
skeptisch. Aber die Mehrheit derjenigen, die am meisten Widerstand leisteten, haben das Konzept heute verinnerlicht und würden es nicht mehr anders
wollen. Die Leute fühlen sich in der
Esther Keller
Vor fünfzehn Jahren begann auf dem
ehemaligen Sandoz-Firmenareal im
St. Johann eine neue Ära. Unter der
Federführung des damaligen Verwaltungsratspräsidenten Daniel Vasella
entschied Novartis als erstes Schweizer
Unternehmen, einen Campus zu bauen,
der neue Massstäbe bezüglich Arbeitskultur schaffen sollte. Mit Gesamtinvestitionen von über zwei Milliarden Franken wurde das rund 20 Hektaren grosse
Industrieareal, das bei Projektstart noch
von Lastwagenverkehr und Produktionsanlagen geprägt war, in mehreren
Etappen in ein urbanes Begegnungszentrum umgestaltet. Aus dem Industriestandort, wo Maschinen im Zentrum
standen, wurde ein Campus des Wissens, wo der Mensch die wichtigste Ressource darstellt.
«Es ist gut, dass sich
Biologen mit Chemikern
und anderen Forschern
austauschen können.»
neuen Umgebung wohl. Und die Akzeptanz des Konzepts führte zu einer Veränderung der Arbeitskultur, die in ihrem
Wert unbezahlbar ist.» Für Heinz Ruffner, Senior Investigator bei Novartis,
sind die Vorteile des spontanen Austauschs mit Arbeitskollegen eindeutig:
«Durch die Nähe können wir wichtige
Fragen schneller beantworten und
dadurch Projekte produktiver vorantreiben. Vor allem aber ist es heute gut, dass
Biologen sich mit Chemikern und Forschern aus anderen Bereichen austauschen können. Oft erfährt man Überraschendes und kann neue Ansätze entwickeln, die man dank den modernsten
Geräten sofort umsetzen kann.»
Masterplan von Lampugnani
Den Masterplan zum langfristigen
Bauprojekt erstellte der italienische
Architekt und Städtebauexperte Vittorio
Magnago Lampugnani. 2005 wurde das
erste Bürogebäude eröffnet, das vom
Basler Unternehmen Diener & Diener
Architekten in Zusammenarbeit mit
Helmut Federle und Gerold Wiederin
entworfen worden war. Als erstes
Gebäude auf dem Campus wurde es
über alle Stockwerke hinweg mit modernen Multispace-Räumen ausgestattet,
die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern. Dabei bleiben die Wurzeln
der Firma sichtbar: Die auffällige
Fassade mit Glasscheiben in 29 verschiedenen Farbtönen ist eine Reminiszenz an die historischen Ursprünge der
Novartis in der Farbstoffproduktion des
19. Jahrhunderts.
Seit Beginn des Projekts wurden
17 neue Gebäude eröffnet, gebaut von
verschiedenen Architekten aus der ganzen Welt. Die unterschiedlichen Stile
spiegeln die Vielfalt der Kulturen auf
dem Campus. 7500 Mitarbeitende von
Novartis aus mehr als hundert Nationen
treffen sich hier, um an gemeinsamen
Projekten zu arbeiten. Hinzu kommen
jährlich über hunderttausend externe
Besucher – temporäre Projektmitglieder, Berufskollegen, Studenten oder
Familienmitglieder, um nur einige
Gruppen zu nennen. Der Campus entwickelt sich weiter. Das jüngste Gebäude
auf dem Campus wurde vor wenigen
Monaten eingeweiht, ein 18-stöckiges
Hochhaus der Basler Architekten Herzog & De Meuron an einer Schlüsselposition am Rhein.
Inspiriation für die Forscher
Die Investitionen in den Campus
haben ein grosses Ziel: Es geht nicht
darum, die Bedeutung des weltweit tätigen Konzerns am Hauptsitz repräsentativ zu demonstrieren. Im Fokus steht
eine neue Arbeitskultur. Der Campus
soll den Mitarbeitenden als attraktive
Arbeits­
umgebung dienen. «Mit dem
Investment in den Campus zeigen wir
unsere Wertschätzung gegenüber denjenigen Menschen, die diesen Ort täglich nutzen, unsere Mitarbeitenden und
Besucher», sagt Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt. Wissenschaftliche
Studien zeigen, dass die Arbeitsumgebung im Campus einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat.
Novartis ist als forschendes Unternehmen auf Innovation angewiesen.
Innovation ist die Voraussetzung, um
neue Therapien zu entwickeln. Um dies
auf dem Platz Basel zu ermöglichen,
sind zwei Faktoren unerlässlich: Talentierte Forscher aus der ganzen Welt hierher zu holen und ihnen eine inspirierende, offene Umgebung zu bieten, die
Kommunikation fördert. Menschen aus
unterschiedlichen Kulturen haben
unterschiedliche Bedürfnisse. Auf dem
Campus findet man verschiedene Stile –
sei es bei der Gestaltung der Räumlichkeiten, beim Essensangebot oder bei
den Begegnungszonen. Die Mitarbeitenden sollen sich wohl fühlen, was
auch den Austausch von Ideen fördert.
«Unsere Arbeitskultur, der Mut, der
Innovationsgeist, die Qualität, die wir
von unseren Mitarbeitenden erwarten,
Die Pionierfunktion des Campus
Der Campus hatte auch eine Pionierfunktion. Wissenschaftliche Untersuchungen begleiteten die Entwicklung.
Eine Studie der ETH Zürich beispielsweise zeigte, dass im Vergleich zu klassischen Einzelbüros die Zahl der Kontakte
zwischen den Mitarbeitenden nahezu
um das Dreifache anstieg, wobei sich die
Dauer der Interaktionen halbierte. Die
Leute tauschen sich also häufiger, aber
kürzer aus, wodurch die Effizienz steigt.
Eine Herausforderung bleibt der
Austausch über Stockwerke hinweg.
Während sich die Mitarbeitenden, die
auf derselben Etage tätig sind, häufig
zum Austausch treffen – sei es geplant
oder zufällig –, nehmen die Berührungspunkte rapide ab, sobald jemand seinen
Arbeitsplatz auf einem anderen Stockwerk hat. Die vorgeschlagene Lösung für
dieses Problem war ungewöhnlich, aber
naheliegend: Man begann, für mehrere
Stockwerke nur noch eine Kaffeeküche
einzurichten, wodurch sich die Mitarbeitenden fortan an diesem zentralen Ort
zufällig begegneten. Genau diese zufälligen, spontanen Begegnungen sind es,
die gemäss neusten Erkenntnissen der
Kreativitätsforschung den Nährboden
für neue Ideen bilden. In der Forschung
lebt die Innovation von ungeplanten
Begegnungen mit Menschen, deren
Know-how man schätzt, die aber in einer
anderen wissenschaftlichen Welt als der
eigenen leben. Ergänzt durch Räume,
wohin man sich zurückziehen und intensiv nachdenken kann, bietet diese
Arbeitsumgebung ein Umfeld, wo Neues
entstehen kann.
Katalysator für neue Ideen.In den Umbau des Areals St. Johann wurden bereits über 2,2 Milliarden Franken investiert. spiegeln sich im Campus», sagt Thomas
Bösch, Personalleiter von Novartis
Schweiz. Im Kampf um die besten
Talente auf dem globalen Arbeitsmarkt
ist eine Umgebung wie der Campus
St. Johann ein entscheidendes Argument, damit Fachkräfte die Region Basel
als Lebensmittelpunkt wählen.
Nicht nur Büroarbeitsplätze wurden
in den vergangenen Jahren innovativ
gestaltet, sondern auch Laborräume.
2010 nahmen Wissenschaftler im
Gebäude des englischen Architekten
David Chipperfield ihre Forschungstä-
tigkeit in neu gestalteten Open-SpaceLabors auf. Im Gegensatz zu früheren
Konzepten, wo Laborräumlichkeiten
zumeist mit Einzelarbeitsplätzen gestaltet wurden, arbeiten die Forscher hier in
einem grossen, offenen Raum mit einem
Minimum an Trennwänden zusammen.
Biologen und Chemiker, die bisher
räumlich getrennt waren, kommen einander näher, um gemeinsam Lösungen
zu finden und neue Therapien zu entwickeln. 2015 wurde ein weiteres Laborgebäude eröffnet, ebenfalls mit Fokus
auf die Interaktion der Forscher. Unter-
schiedlich gestaltete Räume sollen verschiedene Formen von Begegnungen
fördern.
Kommunikation und Teamgeist
Dhaval Patel, Leiter der Novartis
Institutes for BioMedical Research
(NIBR) Basel, erklärt: «Unser Ziel war
es, eine Umgebung zu schaffen, welche
die einzelnen Mitarbeitenden aus ihren
geschlossenen Büros und Labors holt
und sie dadurch zu offener Kommunikation und Teamgeist anregt. Wir möchten
so weitere Innovationen ermöglichen
Übertragung auf Drittstandorte
Nach erfolgreicher Pilotphase auf
dem Campus in Basel entschied die
Novartis-Geschäftsleitung, das Konzept
auf andere Forschungsstandorte wie
East Hanover, Shanghai und Cambridge
(USA) zu übertragen. Alle Standorte
sind mit speziellen Räumen ausgestattet, die es zulassen, mittels Videokonferenzen über Zeit- und Ortsgrenzen hinweg auf eine authentische Art zu kommunizieren. Arbeitnehmende fordern
zunehmend eine flexible und individuelle Umgebung, die ihnen eine Verbindung von Arbeit und Freizeit ermöglicht. Sei es ein kurzer Besuch im
Fitnessstudio oder ein erholsamer Spaziergang, um neue Energie zu tanken:
Die Ansprüche an den Arbeitgeber sind
gestiegen und werden mit zunehmendem Einfluss der Generation der «Digital Natives» weiter steigen. Es gilt, diese
Entwicklungen zu antizipieren. Deshalb
wird Novartis weiterhin in ein attraktives Umfeld investieren, um Innovationen und damit die Entwicklung neuer
Medikamente zu ermöglichen.
Esther Keller ist freischaffende Autorin.
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 12
Ein Gipfel in Europas Forschungslandschaft
Das von Novartis getragene Friedrich-Miescher-Institut FMI kann sich sehen lassen
Von Martin Hicklin
Es gehört zu den herausragenden Gipfeln in Europas Forschungslandschaft
und kann sich auch im internationalen
Wettbewerb unter seinesgleichen vorne
behaupten. Das Basler Friedrich-Miescher-Institut FMI bringt als biomedizinische Forschungsstätte denn auch einiges an kritischer Masse mit sich: Mit
beachtlichen 350 Köpfen im Team und
insgesamt 24 Forschungsgruppen sucht
das nach dem Basler Entdecker der
Nukleinsäuren, Friedrich Miescher
(1844 bis 1895), benannte Institut an
der Maulbeerstrasse in aller Freiheit
nach den Regeln, denen das Leben im
Molekularen gehorcht. Mit neuen revolutionären Techniken spürt man diesen
Themen auf originelle Weise nach.
Denn je mehr man grundlegend über
das Leben weiss, desto eher finden sich
Wege zu neuen Anwendungen in der
Medizin.
Das FMI mag zwar in der lokalen
Öffentlichkeit nicht so bekannt sein,
wie es seinem Rang nach verdient, aber
das kann sich noch ändern. Denn das
Institut – so sagt Susan Gasser, seit 2004
Direktorin des FMI – ist sehr gut aufgestellt. «Alle bei uns sind gewillt, mit
neuen Ideen eine starke Wirkung zu
erzielen. Der Enthusiasmus ist gross
und wir sind jung; das Alter der Gruppenleiter und -leiterinnen liegt im
Durchschnitt in den Vierzigern und alle
haben viel erreicht, aber noch grosse
Zukunft vor sich.» Letzteres gilt erst
recht für die rund 200 Doktoranden
und Doktorandinnen (2015: 90) sowie
Postdocs (114), die von der Basler Uni
und aus aller Welt für meist vier Jahre in
die FMI-Labors kommen und hier in stimulierendem Umfeld ihre Projekte ver-
folgen. Schon bei der Gründung des
Instituts im April 1970 durch die beiden
damals noch eigenständigen Basler Firmen Ciba und Geigy war als Stiftungszweck festgehalten worden: Das FMI
solle jungen Leuten die Möglichkeit bieten, sich an Forschung zu beteiligen.
Das ist 46 Jahre später mehr denn je der
Fall. Das FMI kündet heute noch von
diesen heroischen Anfängen, als in der
Chemiestadt Basel mit der Gründung
von Biozentrum, FMI und Roches Basel
Institut für Immunologie die Life
Sciences heraufzudämmern begannen.
Drei Forschungsfelder
Die Verfügbarkeit neuer Technologien öffnet neue Fenster und der Generationenwechsel erlaubte Weichenstellungen. 19 der heute 24 Positionen von
Gruppenleitern und -leiterinnen sind in
der Ära Gasser neu besetzt worden. Seit
2004 verfolgt man am FMI neu, welche
Faktoren bestimmen, wie und wann
eine in einem Gen geschriebene Anleitung gelesen und in Aktion gesetzt wird.
Nachdem 2001 das erste vollständige
Genom eines Menschen entziffert worden war, hatte sich rasch gezeigt, dass
es noch zusätzliche Akteure gibt, die je
nach Umständen steuern können, wie
und ob ein Gen aktiv werden kann.
Diese «Epigenetik» hat sich als enorm
weitreichend entpuppt und verspricht
manche Phänomene zu klären. So weiss
man heute, dass die Umwelt «epigenetisch» auf ein Lebewesen Einfluss nehmen kann und solche Muster auch vererbbar sein können.
Ein zweites sprudelndes Forschungsfeld bietet das Zusammenspiel
von Nerven und Organen, zum Beispiel
Muskeln. Heute können dank neuen
Techniken die neuronalen Schaltkreise
direkt bei Aktion und Wirkung beobachtet werden. Neurobiologie, die sich
natürlich auch mit dem Gehirn befasst,
ist ein zukunftsträchtiges Feld, in dem
das FMI mit anderen weltweit engagierten Forschungszentren führend ist.
Das dritte Thema, in dem sich das FMI
massiv engagiert, ist der Umgang mit
grossen Datenmengen biologischer Art.
«Wir wollen ergründen, wie sich ganze
Systeme verhalten und was für das
Schicksal einer Zelle bestimmend ist»,
erklärt Susan Gasser.
Das Thema Biosysteme und Bioinformatik beschäftigt zentral auch
die Nachbarn im ETH-Departement
für Biosysteme und Bioengeneering
D-BSSE und die Novartis-Forschung
sowieso. Klar, dass man sich mit beiden
austauscht.
Grosser Wert wird auf die Entwicklung von Technologieplattformen,
Werkzeugen der Zukunft gelegt. «Wir
wollen mit unserem Know-how immer
auch diese Technologien mit entwickeln und forschend an der Spitze sein»,
setzt die FMI-Direktorin als Ziel.
Dreidimensionale Bilder
Enge Zusammenarbeit wird mit einem
weiteren benachbarten Partner der Universität Basel gepflegt. Es ist das Center
for Cellular Imaging and NanoAnalytics
(C-Cina). Im einst vom Biozentrumsprofessor Andreas Engel angestossenen und heute von seinem Nachfolger Henning Stahlberg geleiteten
C-Cina stehen modernste Elektronenmikroskope. Mittels verschiedener
Techniken lassen sich hier dreidimensionale Bilder von Molekülen über Zellen bis hin zu Gewebestrukturen wie
ganzen Nervenzell-Verbänden aufnehmen. Das war bisher nicht möglich.
wären nicht möglich, würde das FMI als
eigenständige Stiftung nicht von der
Novartis grosszügig mitfinanziert. «Wir
haben ein sehr gutes Verhältnis mit der
Novartis-Forschung und alles, was wir
allenfalls entdecken, kann von Novartis
genutzt werden.»
Heute werden stolze 30 Prozent des
Forschungsetats durch eingeworbene
Drittmittel gedeckt. Der hohe Prozentsatz ist Beweis dafür, dass das FMI im
Wettbewerb um Mittel sehr gut dasteht.
Novartis wolle allerdings nicht, dass das
FMI seine Forschungsthemen nur so
wählt, dass mehr Geld eingeworben werden kann. «Das ist auch nicht der Fall»,
sagt Susan Gasser, «aber im Wettbewerb
mitzumachen, hält uns auf Trab.»
So präsentiert sich das FMI sehr gut
im rasch voran strebenden Feld der LifeSciences-Forschung, wo man in der
Medizin mehr und mehr in Krankheitsmodellen zu denken beginnt und
die Aufklärung von Wirkungspfaden
immer wichtiger und – überhaupt erst
möglich wird.
Stimulierendes Umfeld.Susan Gasser ist seit dem Jahr 2004 Direktorin
des Friedrich-Miescher-Instituts (FMI).
Begeistert schildert Susan Gasser die
Möglichkeiten. «Aufgrund dieser Erfahrungen hat sich Novartis entschlossen,
ebenfalls in diese Methoden zu investieren», freut sie sich.
Die Forschungsarbeit der 24 Gruppen und der Aufbau und die Weiterentwicklung kostspieliger Plattformen
Bald nahe beim Novartis Campus
Das FMI liegt in den Rankings als
guter Arbeitsplatz für Postdocs weltweit
vorne. Scharen von Talenten bewerben
sich, um von den aussergewöhnlich
guten Rahmenbedingungen zu profitieren. «Wir haben eben für eine ausgeschriebene Position Gruppenleiter 250
Bewerbungen erhalten», seufzt und
freut sich zugleich Susan Gasser. In
etwa zwei Jahren wird auch das FMI
das Rosentalareal verlassen und in ein
frisch renoviertes Laborhochhaus am
Rande des Campus umziehen. «Dann
sind wir ganz nahe bei Novartis und
Universität. Das wird uns alle beflügeln.»
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Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 13
Ein leistungsstarker Wirtschaftsmotor
Die schweizerische Pharmabranche fährt (wieder) mit hoher Tourenzahl
Von Ruedi Mäder
Basel.Sie ist ungleich dynamischer als
gross, und sie ist von hohem Gewicht,
für Basel wie für die ganze Schweiz. So
lautet der Befund, wenn man die einheimische pharmazeutische Industrie
auf ihre (volks-)wirtschaftliche Bedeutung hin untersucht. Die jüngsten
Daten, welche verfügbar sind, wurden
vom Forschungsinstitut BAK Basel Economics in Kooperation mit Polynomics
erhoben, Auftraggeber war der Branchenverband Interpharma.
Stichwort Grösse: Mit 41 800
Beschäftigten (zirka 40 000 Vollzeitstellen) stellte die Pharmaindustrie im Jahr
2014 weniger als ein Prozent (0,8 Prozent) aller Arbeitsplätze. Darob sollte
aber nicht übersehen werden, dass die
Industrie im längerfristigen Vergleich
markant zulegen konnte. Zu Beginn der
1980er-Jahre wurden erst rund 22 800
Pharma-Beschäftigte ausgewiesen. In
den frühen 1990er-Jahren kam es zu
einem markanten Strukturwandel, dem
jedoch ab 1995 eine überdurchschnittliche Zunahme folgte. Dies trotz Finanzund Eurokrise in den Jahren 2007/2008
beziehungsweise 2011/2012. Die
Entwicklung der Mitarbeiter im grossen
Bild: Seit 1980 resultierte in der
Gesamtwirtschaft ein durchschnittliches jährliches Beschäftigungswachstum von 1,1 Prozent, in der Pharmaindustrie hingegen beträgt der Vergleichswert 1,8 Prozent.
Gewichtige Wertschöpfung
Stichwort
Wertschöpfungsdynamik: Von 1996 bis 2014 stieg die reale
Wertschöpfung der Pharmaindustrie im
Jahresdurchschnitt um 9,4 Prozent auf
gut 25 Milliarden Franken – trotz ver-
stärktem politischem Druck auf die
Medikamentenpreise. Die 25 Milliarden
Franken entsprechen einem Anteil an
der Gesamtwirtschaft von vier Prozent.
Rechnet man die indirekte Wertschöpfung von 19,5 Milliarden Franken
hinzu, so resultiert ein Wert von 45 Milliarden Franken. Die Verfasser der
jüngsten Studie haben nämlich errechnet, dass pro Franken Wertschöpfung in
der Pharmaindustrie zusätzlich in
anderen Branchen, wie den Zulieferern
eine Wertschöpfung von 80 Rappen
erfolgt. Die genannten 45 Milliarden
Franken entsprechen folglich sieben
Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in der Schweiz. Die Kurve der
Wertschöpfung zeigt seit 2012 zudem
wieder nach oben, nachdem sie 2011
wegen der damaligen Frankenaufwertung noch gesunken war.
Das reale Bruttoinlandprodukt stieg
zwischen 2000 und 2014 jährlich um
durchschnittlich 1,8 Prozent. Die Phar­
ma­industrie trug rund einen Sechstel
dieses Wachstums bei. Die Pharma­
industrie war der entscheidende Treiber der Schweizer Industrie seit dem
Jahr 2000.
Hohe Arbeitsplatzproduktivität
Die Pharmaindustrie kann zwei weitere Topmarken für sich in Anspruch
nehmen: bezüglich Ausfuhren und
Arbeitsplatzproduktivität. Die PharmaAusfuhren im Jahr 2014 von insgesamt
71 Milliarden Franken entsprechen gut
einem Drittel (34,5 Prozent) sämtlicher
Schweizer Exporte. Die Arbeitsplatzproduktivität war mit 627 000 Franken
viermal so hoch wie der Durchschnitt
der einheimischen Wirtschaft – und
übrigens mehr als doppelt so hoch wie
bei den Banken.
DIE PHARMAINDUSTRIE ALS WIRTSCHAFTSTREIBER
10%
Durchschnittliches reales Wertschöpfungswachstum 2000 bis 2014
Novartis – 20 Jahre Innovation
Erläuterung: Die Kreisfläche illustriert den Anteil
am Wirtschaftswachstum pro Jahr in Prozentpunkten
Pharma
8%
0,4
0,1
6%
Handel
Uhren
4%
Bau
ICT
Business
Services
2%
Öffentlicher
Sektor
Konsumgüter
Finanzsektor
0%
Investitionsgüter
Gastgewerbe
–2%
0%
5%
10%
Anteil an der Gesamtwirtschaft 2014
15%
20%
Schlüsselbranche Pharma.Das Wertschöpfungswachstum 2000 bis 2014 betrug rund neun Prozent.
Welche Faktoren beeinflussen das
Wachstumspotenzial der Pharmaindustrie stark? Einerseits sind das neben
dem Wechselkurs der Zugang zum
Arbeitsmarkt und die Regulierungsfrage. Andererseits die demografische
Entwicklung, das Wachstum der Mittelschicht in den «Emerging Markets» und
auch die Zunahme der chronischen
Erkrankungen. Zu den Treibern zählen
nicht zuletzt auch die Investitionen in
Forschung und Entwicklung. Dieser
Umstand schlägt sich auch in der Qualifikation des Personals deutlich nieder.
So weist die pharmazeutische Industrie
überdurchschnittlich viele Beschäftigte
mit einer tertiären Ausbildung – höhere
Fachbildung oder Hochschulbildung –
auf. Knapp 50 Prozent beträgt diese
Quote, während es in der Gesamtwirtschaft rund 35 Prozent und in der
Industrie weniger als 30 Prozent sind.
Die globale Ausrichtung vieler Unternehmen und die fehlenden inländischen Arbeitskräfte haben zur Folge,
dass die Mitarbeiterstruktur im
gesamtschweizerischen
Vergleich
einen überdurchschnittlich hohen
Anteil an internationalen Beschäftigten
aufweist.
Laut der jüngsten Studie von BAK
Basel Economics und Polynomics
betrug der Anteil der ausländischen
Mitarbeitenden in den Zentralen der
drei Unternehmen Actelion, Novartis
und Roche im Jahr 2010 gut 60 Prozent. Bis zum Jahr 2014 erhöhte sich
diese Quote weiter und übertraf die
Marke von 65 Prozent. Zum Vergleich:
Der Anteil der Ausländer an den
Erwerbstätigen lag 2014 gemäss Bundesamt für Statistik bei 22 Prozent.
Die Branche nimmt überdurchschnittliche Erhöhungen der Lohnsummen für sich in Anspruch. 2014 wurde
ein durchschnittlicher Stundenlohn von
75 Franken angegeben, 47 Franken sind
es in der Gesamtwirtschaft.
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| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 13
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Novartis – 20 Jahre Innovation
| Dienstag, 23. Februar 2016 | Seite 14
Pharma im Jahr 2036
Wie sieht die Zukunft der Medizin
und der pharmazeutischen Forschung aus?
Gewagte These.Zukunftsforscher Georges T. Roos glaubt, der Aspekt Gesundheit werde sich in den kommenden 20 Jahren grundlegend wandeln.
Von Georges T. Roos
Am Anfang muss das Eingeständnis stehen: Die Zukunft ist ungewiss – ungewisser denn je, und Prognosen sind daher ein
gewagtes Unterfangen. Zwischen heute
und 2036 wird vieles passieren, wovon
wir gegenwärtig nicht den Hauch einer
Ahnung haben. Trotzdem wage ich eine
These: Gesundheit gehört zu jenen Aspekten des Lebens, die 2036 fundamental
verschieden sein werden von heute. Ich
zähle Gesundheit neben der nächsten
digitalen Revolution und den tief greifenden demografischen Veränderungen zu
den disruptiven Zukünften. Damit meine
ich: Diese Aspekte des Lebens würden für
einen Zeitreisenden nicht wiederzuerkennen sein.
Was Transhumanisten wollen
Ray Kurzweil gilt als Technovisionär
und ist heute Director of Engineering bei
Google. Im viel zitierten Buch «The Age of
Spiritual Machines» entwirft Kurzweil die
Entwicklung der Informationstechnologie
bis zum Zeitpunkt, da intelligente Maschinen eigenständig noch intelligentere
Maschinen hervorbringen werden – die
Singularität. Weniger bekannt ist, dass
Ray Kurzweil täglich 150 bis 200 Ergänzungstabletten zu sich nimmt. Er hofft,
damit Lebenszeit zu gewinnen, bis die
Technologie in der Lage sein wird, das
Bewusstsein eines einzelnen Menschen zu
digitalisieren. Kurzweil ist ein Transhumanist. Transhumanisten wollen die Evolution in die eigenen Hände nehmen: Mittels Pharmakologie und Implantaten,
Gen-Engineering und Hirnstimulationen
soll der Mensch besser werden als von der
Natur aus geworden. Die letalen Krankheiten sollen eliminiert werden. Wenn der
Tod trotzdem nicht ganz abzuschaffen
sein würde, so soll zumindest in der digitalen Welt das eigene Bewusstsein weiterleben. Man mag sie als Spinner abtun –
was sie in ihren Extrempositionen wohl
auch sind. Tatsache ist, dass es bereits für
knapp die Hälfte des menschlichen Organismus künstliche Ersatzteile gibt. Selbst
künstliches Blut gibt es, wie die TV-Dokumentation «The Incredible Bionic Man»
des Smithsonian Channel dokumentiert,
in der all diese Ersatzteile zu einem künstanzeige
lichen Wesen zusammengesetzt wurden.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einige
dieser Ersatzteile besser sein werden als
das biologische Original. Für die Gesellschaft der Zukunft wird dies eine Herausforderung darstellen: Soll ich auf das bessere, künstliche Organ umstellen? Oder
doch nicht? Erst, wenn das Original
abbaut, oder bereits vorher? Für manche
mag das noch absurd klingen. Ich wage
aber zu postulieren, dass Kurzweil und
Co. Frühsignale eines neuen Gesundheitsparadigmas darstellen.
Wie wir leistungsfähiger werden
Was die Gesellschaft unter Gesundheit versteht, unterliegt einem Wandel.
Lange Zeit genügte es, nicht krank zu sein,
um als gesund zu gelten. Das damalige
wegleitende Paradigma dürfen wir mit
«Reparaturmedizin» bezeichnen, weil
unter seinen Vorzeichen beim Vorliegen
einer Krankheit alles unternommen wird,
um diese zu heilen. War die Krankheit
aber einmal geheilt, verschwand das
Thema Gesundheit im Hintergrundrauschen und genoss wenig Aufmerksamkeit.
In den letzten Jahrzehnten hat sich dieses
Paradigma überholt. Es genügt nun nicht
mehr, frei von Krankheiten zu sein. Immer
stärker wurde zum Leitgedanken, wie die
eigene Gesundheit aktiv gefördert werden
kann. Wer sich nicht mit Sport, gesunder
Ernährung und regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen um die eigene Gesundheitsförderung bemüht, ist heute unter
Rechtfertigungsdruck. Dasselbe gilt für
Unternehmen: Es reicht nicht mehr, wenn
sie sich um den Gesundheitsschutz der
Belegschaft kümmern, etwa mit Schutzgittern um gefährliche Maschinen herum
oder durch spezielle Schutzkleidung für
die Mitarbeitenden. Auch von Unternehmen wird heute erwartet, dass sie aktiver
Partner in der Gesundheitsförderung
ihrer Mitarbeiter sind. Neben der Pharmaindustrie bedienen viele weitere Branchen
die Erwartungen des neuen Paradigmas,
das ich als Gesundheitskultur bezeichnen
möchte. Auch die Lebensmittelbranche
und selbstredend die Fitness- und Wellnessbranche leisten ihren Teil dazu.
So weit die Gegenwart. Das Paradigma der nächsten 20 Jahre ist am besten
mit «Human Performance Enhancement»
beschrieben. Viele Frühsignale weisen
darauf hin, dass sich künftig Gesundheit
um die Frage drehen wird, wie wir leistungsfähiger werden – physisch, psychisch und mental. Ein Frühsignal ist zum
Beispiel die immer beliebtere Selbstvermessung durch mobile Apps. Ein mit etlichen Sensoren bestücktes Armband oder
Daten-T-Shirt, ein «smartes» Pflaster oder
gar subkutan angelegte Mikrochips mit
Sensoren zählen Schritte, messen Stress,
zeigen den Blutdruck oder Blutzuckerwerte an. Die Daten gelangen via Smartphone zur Auswertung durch zugrunde
liegende Algorithmen. Der User erhält in
Echtzeit den aktuellen Gesundheitszustand angezeigt. Zu den ersten Anwendern dieser Selbstvermessung gehören
neben den Techno-Freaks Sportler und
Hochrisikopatienten. All diese Apps werden aber bald auch «gewöhnliche»
Gesunde nutzen, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Ein weiteres Frühsignal
erkenne ich in der wachsenden Bereitschaft gerade jüngerer Menschen, mit
Energydrinks, Drogen und Medikamenten ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.
Während physisches Doping im Sport
gesellschaftlich verpönt wird, ist die
Akzeptanz des sexuellen und psychischen
Dopings bereits weit fortgeschritten.
Immer mehr kommt nun das mentale
Doping in Mode: Eine Studie der Universitäten Zürich und Basel weist aus, dass
bereits jeder siebte Studierende einmal
Neuro-Enhancer eingenommen hat, um
Prüfungen besser bestehen zu können.
Ohne hier abschliessend alle Hinweise auf
das kommende Paradigma aufzählen zu
können, füge ich noch ein weiteres Früh­
signal an: Die Verdoppelung der medizinisch unterstützten Fortpflanzung in der
Schweiz zwischen 2002 und 2014. Meist
unterziehen sich Paare mit unerfülltem
Kinderwunsch dieser Prozedur. Mehr und
mehr wird die medizinisch unterstützte
Fortpflanzung aber auch nachgefragt, um
die biologische Uhr auszuschalten. Kinder
ja – aber so, dass sie in die Karriereplanung passen.
Big Data und die Pandora-Büchse
Dieser Paradigmenwechsel kennzeichnet natürlich einen Wertewandel in
Bezug auf Gesundheit und Natürlichkeit.
Möglich gemacht wird er allerdings zu
grossen Teilen durch den phänomenalen
Fortschritt in den Life Sciences wie Biologie, Bioinformatik und Gentechnologie.
Des Weiteren treiben ihn disruptive
Informationstechnologien an. Das Stichwort dazu lautet Konvergenz: Verschiedene Wissenschaftssphären verschmelzen und heben die medizinischen Möglichkeiten in eine neue Dimension.
Nehmen wir den Faden der neuen Medizinzukunft am Beispiel des menschlichen
Erbguts auf: Nur gerade noch 1000 Dollar kostet die Sequenzierung des Genoms
eines Menschen. Noch gleicht das Ergebnis einem Wörterbuch ohne Definitionen:
Was die schätzungsweise 25 000 Gene
wirklich tun, wissen wir in den meisten
Fällen noch nicht. Aber was werden wir
entdecken, wenn wir das Erbgut von Millionen von Menschen vergleichen können, sie mit deren Krankheitsakten
abgleichen, dazu viele Daten zu den
Lebensstilen beifügen und wir eine Technologie haben, um aus all diesen Daten
sinnvolle Hypothesen zu generieren?
Wenn wir so weit sind, und das dürfte
nicht mehr lange dauern, dann werden
wir einen Sprung in der Welt der Medizin
erleben. Die für die Verarbeitung solch riesiger Datenmengen erforderliche Technologie ist am Horizont zu erkennen. Die
einen reden von Big Data, die anderen von
Cognitive Computing. Meiner Meinung
nach ist es erst jetzt angebracht, von
künstlicher Intelligenz zu reden. Wenn
wir hierfür auch ein Frühsignal benennen
wollen, so lautet es Watson. Watson ist der
Name der künstlichen Intelligenz von
IBM. IBM hat sie in einer spektakulären
Show 2011 präsentiert, in der TV-Quiz-­
Show «Jeopardy!», in der es darum geht,
Wissensfragen zu beantworten. Watson
besiegte zwei in dieser Disziplin erfolgreiche Mitspieler. Das Faszinierende an Watson war die Dreiheit von «versteht natürliche Sprache», «bildet selbst Hypothesen
und überprüft diese anschliessend» und
«lernt eigenständig dazu».
In der Zwischenzeit ist Watson vom
Spiel zur Arbeit übergegangen. IBM hat
eine spezielle Abteilung gegründet,
2000 Ingenieure darauf angesetzt und
diverse Pilotprojekte gestartet. Etliche
davon betreffen die Medizin. So hilft Wat-
son beispielsweise bei der Diagnose und
Behandlung von Hautkrebs. Watson soll
zudem helfen, die sehr teure und langwierige Entwicklung neuer Medikamente
massiv zu beschleunigen.
Auf den Nenner gebracht, sind Daten
der wichtigste Treiber, der die Zukunft der
Gesundheitsbranche disruptiv macht. Die
Genomik erzeugt riesige Datenmengen.
Ebenso die mobilen Selbstvermessungsanwendungen. Daten, die, intelligent
kombiniert, neue Einsichten über das
Zusammenspiel von Lebensgewohnheiten, Krankheiten und Leistungsveränderungen dokumentieren werden. Wir werden ein mächtiges Instrument in die Hand
bekommen, das die Wirksamkeit von
Medikamenten belegen wird. Es wird
Medikamente geben, die auf bestimmte
Genotypen zugeschnitten sein werden –
die sogenannte personalisierte Medizin.
Überdies könnte künstliche Intelligenz
Wirkstoffe entdecken, die bisher unerkannt sind.
Die zentrale Rolle der Daten und
Datenverarbeitung wird die Pharmabranche in einer Weise herausfordern, wie sie
andere Branchen bereits heute erleben:
Facebook ist das grösste Medium der
Welt, produziert aber selbst keine Inhalte.
Airbnb ist das grösste Beherbergungsunternehmen, besitzt selbst aber keine einzige Liegenschaft. Uber ist das grösste
Taxiunternehmen der Welt, hält aber
weder eigene Fahrzeuge noch Chauffeure.
Alibaba ist der wertvollste Detailhändler,
hat selbst aber keine Läden. Ähnlich
könnte es auch in der Pharmaindustrie bis
2036 zu und her gehen: IT-Unternehmen
werden zu den wichtigsten Mitspielern
gehören, obwohl sie weder Patienten
noch Spitäler noch Forschungslabore
haben. Sie werden aber über das Gold von
morgen verfügen: die Daten.
Georges T. Roos ist unabhängiger
Zukunftsforscher. Er war Mitglied der
Geschäftsleitung des Gottlieb Duttweiler Instituts, bis er 2000 das Zukunftsinstitut ROOS Trends & Futures gegründet hat. Roos ist spezialisiert auf
Megatrends des gesellschaftlichen
Wandels. Mehr Informationen finden
Sie auf: www.kultinno.ch.