Aufschrei aus Idomeni und Thessaloniki/Griechenland am 1.7.2015 Der Bürgermeister von Polykastro hatte am Montag, den 29.5. zu einem Gespräch eingeladen: Polizei, Feuerwehr, Gesundheitszentren, Bürgermeister der umliegenden Orte, VertreterInnen von NGOs und unabhängige Engagierte. Unser Resultat: Ein Aufschrei von allen Seiten angesichts einer explodierenden Sitaution. In der Präfektur halten sich mehrere Tausende Flüchtlinge auf ohne jede Versorgung und ohne jeden Schutz. Von den seit Januar in GR eingetroffenen mehr als 48.000 registrierten Flüchtlingen versucht ein Großteil weiterzukommen nach Norden. Eine wichtige Passage liegt bei Idomeni an den Bahnschienen nach Skopje. Bisher wurden von den Bürgern und Bürgerinnen keinerlei Vorfälle von Seiten der Flüchtlinge gemeldet. Im Gegenteil, es wird von einer Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung berichtet, die Essen kocht, die Wasser bereit stellt, die andere Hilfestellungen gibt. Aber die Gefahr von Feuer im Hochsommer, Ansteckung, von Müllverschmutzung, von Zerstörung der Ernten durch die Karawanen und anderes beschäftigt die Kommunen. Die mangelnde Ausstattung der Gesundheitszentren mit Materialien, das Fehlen eines Krankenwagens beschäftigt das Gesundheitszentrum. Das Unwesen und die Überfälle zahlreicher Banden und Schleuser, oftmals unter den Augen der mazedon. Beamten, gefährden zudem die Gesundheit und das Leben der Flüchtlinge. Anschließend fuhren wir mit 2 Autos an die Grenze. Schon auf dem Weg dorthin, ca 15km, begegneten wir ständig Gruppen von Flüchtlingen, hin zur Grenze oder auch zurück von der Grenze. Dort angekommen erwarteten uns unzählige Gruppen, gelagert unter Bäumen, gelagert auf dem Feld, manche standen stumm herum. Die einzige "Ausstattung" war eine Wasserleitung der Ärzte ohne Grenzen, die ständig lief. Wie viel mochten es sein? 600, 700, 800 Menschen? Und wie viele noch jenseits unseres Blickes im Gebüsch, etwas weiter entfernt von diesem Übergang.....wie viele auf dem Weg Thessaloniki-Idomeni? Auf der anderen Seite 4 Autos der Grenzpolizei von FYROM und ca 15 Grenzbeamte schwer bewaffnet, mit Maschinengewehr und schwarzen Schutzwesten, Pharaos Militär. Auf unserer Seite ein buntes Nomadenvolk, unbewaffnet und mit leichtem Gepäck, mit vielen Kindern, Schwangeren, Behinderten, Alten, erschöpfte Seelen, erwartungsvolle Gesichter, die meisten aus Syrien, aus Afrika: Somalia, Eritrea, Kongo, Mauretanien........wir wurden freundlich empfangen, schnell war unsere kleine Gruppe aufgeteilt in Gespräche mit ihnen. „…aus Chios kommen wir, aus Athen, zufuß von Thessaloniki, warum lässt man uns nicht weiterziehen, seit 5 Tagen hat man die Grenze von FYROM aus dicht gemacht, es gibt doch ein staatliches Gesetz, dass wir in 72 Stunden das Land FYROM durchqueren dürfen...wann kommt ein Doktor..mein Kind hat Fieber.......meine Füße schmerzen...ich habe keine saubere Kleidung für die Kinder...was sollen wir machen...bitte sprecht ihr mit den Soldaten, sie sollen uns ziehen lassen“. Wir informierten über das Asylrecht in Griechenland, über ihre Rechte.....sie winkten alle ab, was sollen wir in Griechenland, es gibt zu wenig Asylstellen, tagelang muss man warten, bis man einen Antrag stellen kann...es gibt rein gar nichts hier für uns.....wir wollen weg.....ich habe Verwandte in Deutschland, Schweden..... Während ich heute morgen diese Zeilen schreibe, erreicht mich die Nachricht, dass ca 1500 Menschen an der Grenze seit gestern Abend im Regen stehen, ohne ein Dach über dem Kopf....unfassbare Zustände, unmenschliche Bedingungen....einige Solidaritätsgruppen waren hingefahren und hatten trockene Kleider gebracht, 200 Portionen Essen, und einige Hilfsmittel... Frauen aus Kilkis, die seit Monaten für die Flüchtlinge kochen, richteten viele Mahlzeiten her...die Solidarität der Bevölkerung, die groß ist, kommt an ihre Grenzen. Heute überreden Freiwillige die Vielen am Bahnhof Thessaloniki, nicht weiter zu reisen, die Grenze ist geschlossen, es gibt kein Weiterkommen. Wie viel werden in den nächsten Tagen kommen, während die Menschen in Griechenland selbst in größter Unruhe sind angesichts der politischen Entwicklungen? Auf diese massenhafte Ankunft von Flüchtigen ist das Land in keiner Weise vorbereitet und nicht in der Lage, diese auch nur annähernd zu bewältigen. MEHR ALS 48.000 REGISTRIERTE NEUZUGÄNGE SEIT BEGINN DES JAHRES BIS ENDE MAI (IN 6 MONATEN SO DIE OFFIZIELLEN ZAHLEN DES UNHCR) ALLEIN IM KRISENGESCHÜTTELTEN HEISSEN GRIECHENLAND, AUF FREIEN FELDERN, IN WÄLDERN, IN HÄFEN UND AUF STRÄNDEN, SOLIDARISCH AUFGENOMMEN VON WEITEN TEILEN DER BEVÖLKERUNG.....WO SIND SIE? WO SIND DIE NICHT REGISTRIERTEN? WAS MACHEN SIE ? WIE VIELE SIND NICHT MEHR AM LEBEN? WER IN "EUROPA" FRAGT NACH IHNEN? EUROPA MUSS GEMEINSAM DIE VERANTWORTUNG FÜR DIE FLÜCHTLINGSSTRÖME IN GRIECHENLAND TRAGEN. Wir wollen zusammen mit anderen Ehrenamtlichen einen Raum für Notfälle mieten mit Duschen und Betten und eine schon bestehende Solidaritätsküche in Thessaloniki und eine in Idomeni mit Grundnahrungsmitteln unterstützen. Bitte helfen sie uns dabei! Dorothee Vakalis, Pfrin i.R. Burkhart Sellin, Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit Tsopela 4 54621 Thessaloniki Tel: 0030 6942516220 ___________________________________________________________________________ Zusatz GAW in Westfalen: Wir bitten um Spenden auf unser Konto Konto - Hauptgruppe Kontonummer: 210 101 101 4 KD-Bank eG BLZ 350 601 90 BIC: GENODED1DKD IBAN: DE63 3506 0190 2101 0110 14 Stichwort: Griechenland – Flüchtlinge Wegen der Lage in Griechenland (Finanzkrise, Bankenkrise …) werden wir Wege finden, um das gespendete Geld an Ort und Stelle zu bringen (weitere Infos folgen).
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