Handout Theoriethema: Männliche Sozialisation

Bernd Faschingleitner, 0748265
BE3 – Geschlechtersensibles Leiten in Sportgruppen, Teams und Organisationen
LV – Leiter: Mag. Manfred Brandfellner
Handout
Theoriethema: Männliche Sozialisation
Was ist ein Mann (eine Frau)? Biologische Festlegung oder eine Soziale Konstruktion?
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Radikalkonstruktivistischer Ansatz leugnet die genetische Veranlagung der Geschlechterdifferenz
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Populärwissenschaftliche Veröffentlichungen versuchen diese Veranlagungen zu plausibilisieren
Die historisch-gesellschaftliche Ausganslage
Hegemoniale Männlichkeit: Diese Theorie beruht auf den Glauben an die Existenz eines kulturell normativen Ideals
männlichen Verhaltens. Männer werden von der Gesellschaft dazu ermutigt diese Art von Männlichkeit zu verkörpern. H.M. ist
durch die Tendenz gekennzeichnet, dass Männer Frauen und andere Männer dominieren sich aber auch anderen Männern
unterordnen.
Diesen hegemoniale Typ Männlichkeit verkörpern eine gewisse Gruppe dominanter und einflussreicher Männer (Global
Players) und dient der Masse der Männer als identifikationsfindendes Orientierungsmuster obwohl sie real nicht über diese
Dominanz verfügen können.
Hegemoniale Maskulinität ist der Kern des männlichen Habitus und ist zudem der Maßstab, der an das Handeln eines Mannes
von anderen Männern (und oft auch Frauen) herangetragen wird.
Entgrenzung der Männlichkeit: Männer definieren sich oft sehr stark über ihren Beruf. Der „digitale“ (ortlose, sozial entbettete)
Kapitalismus setzt die Gleichheit der Geschlechter voraus vor dem Kapital sind Männer und Frauen als Humanressourcen
gleich. Der „abstract worker“ ist die neue Sozialform. Diese Figur muss ihre sozialen Bindungen und ihre
Geschlechtszugehörigkeit in der Privatheit zurücklassen. Immer mehr verschwinden der lebenslang gültige Beruf,
Normalarbeitsverhältnisse und soziale Absicherung. Damit gefährdet der D.K. also das gesellschaftliche Männlichkeitsbild und
treibt auf der anderen Seite „ männliche symbolisierte Prinzipien“ der Externalisierung (Wachstums ohne Bedenken,
Beschleunigung ohne Innehalten) weiter voran. Männlichkeit wird gleichzeitig zurückgewiesen und neu aufgefordert.
Männliche Sozialisation
Sozialisation ist das Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen in der Auseinandersetzung mit der naturhaften wie mit der
sozialen Umwelt und darin mit sich selbst.
Geschlecht ist eine soziale Konstruktion, wie eine biophysische Entwicklungskonstellation und genauso eine leib-seelische
Empfindung. Alle drei Dimensionen gehen ineinander über.
Aufwachsen von Jungen:
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Bindung-/Ablösungsverhältnis zur der Mutter zwischen 3-6 Jahren frühkindliche suche nach männlicher
Geschlechtsidentität. In dieser Zeit erkennt er, dass er körperlich nicht der Mutter sondern dem Vater (oder anderen
Männlichen Bezugspersonen) gleicht
Männliche Alltagsidentifikationsfigur ist wichtig, nur meist zu wenig vorhanden Männer sind oft nicht nur Räumlich
(Beruf) sondern auch Mental abwesend. Der Vater zeigt innerhalb der Familie von der starken Seite. Schwächen
(z.B.: Ausgesetzt-sein und Verletzungen im Beruf) werden von den Jungen kaum wahrgenommen
Das „starke“ Männerbild wird vor allem durch die Medien noch verfestigt omnipotentes Männerbild
Dies führt zur Idolisierung des Mannseins und zur Abwertung des Gefühlsmäßig, Schwachen, „Weiblichen“
Umwegidentifikation: Nicht - Nicht Mann Identifikation Distanzierung, Negation und Abwertung von den sichtbaren
weiblichen und damit nicht männlichen Geschlechtsmerkmalen und Ausdrucksformen. durch frühkindliche
Symbiose mit der Mutter erworbene eigene weibliche Verinnerlichung wird abgewehrt Abspaltung von Gefühlen
Wenn der Vater früh in die familiale Beziehung zum Kind mit Gefühl und Zuwendung eintritt und sich den Jungen nicht nur in
Stärken sondern auch in Schwächen öffnet entwickelt sich später eine produktive Distanz zur Mutter. Geborgenheit kann bei
Mutter und Vater erlebt werden. Dies verhilft dem Jungen dazu, dass er zu sich selbst kommen kann, das er die Mutter nicht
abwerten muss, weil er von ihr abhängig ist und er das Männliche idolisieren muss, weil der Vater für ihn über Gefühle nicht
erreichbar ist.
Jugend als zweite Chance:
Alte Konflikte aus der Kindheit wie die Ablösung von den Eltern brechen erneut auf. Sie können neu verhandelt werden und
zwar nicht mehr nur innerhalb der Familie.
In der Adoleszenz wird die männlich-dominierte Peergroup ein zunehmend wichtiger Bezugspunkt für Jungen. Die Jungen
machen sich selbst auf den Weg ihre männliche Identität zu finden. Das aus der Kindheit überhöhte Männerbild (stark,
dominant und cool zu sein), sowie die bereits verinnerlichte Abwertung des Weiblichen werden in der männlichen Clique zum
kollektiven Bezugspunkt von Männlichkeit. Ein ganzheitlicher Bezug zu ihrem inneren Selbst (Emotionen und Bedürfnisse)
kann wiederum nicht hergestellt werden. Oft werden Gefühle wie Angst, Scham etc. von Jungen auf „fremde“ und
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„schwächere“ Menschen projiziert was sich vor allem im Sexismus, Rassismus, und der rigiden Abwertung von Homosexualität
(Homosexualitätstabu) äußert.
Fehlende Autonomie:
Im laufe der Sozialisation lernen die Jungen menschliche Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit und Scham zu unterdrücken und
abzuwerten und haben deshalb nur einen schwachen Selbstbezug (sind nicht Autonom). Sie nehmen ihre inneren Gefühle als
Feinde der männlichen Geschlechterrolle wahr. Es gelingt ihnen deshalb oft nicht, eine ganzheitliche Autonomie aufzubauen in
der alle „menschlichen“ Gefühle und Bedürfnisse erlebt und gelebt werden können. Den „Frust“ über den verwehrten Zugang
zur Autonomie bewältigen Jungen in dem sie auffallen, provozieren, abwerten, Gewalt anwenden, Potenz und Macht
demonstrieren und werden so nicht als Opfer ihrer Sozialisation wahrgenommen, sondern als Täter bestraft.
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Praxisthema: Hospitation in der Kitesurf - Szene
Frauenanteil:
Pkra (Professional Kiteboard Riders Asociation) ca. 15 % der je teilgenommenen Sportler/innen
sind weiblich
Auch sonst sehr geringer Frauenanteil.
Wird versucht dies zu ändern spezielle Girl-camps ausschließlich Kitesurferinnen
Spezielles Frauenmaterial spezielle Funktion und „weibliches“ Design
Kitesurf - Szene:
Männerdominierte Szene Ähnlichkeiten zur männlichen Peergroup in der Adoleszenz
Als männlich geltende Attribute wie Mut und Risikobereitschaf sind sehr wichtig!
Beispiele:
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Neuentwicklungen, wie vor einigen Jahren der Bowkite (= eine moderne Kitekonstruktion die
mehr Sicherheit bietet gegenüber herkömmlichen Kites) wurden zu beginn und teils noch
immer als „schwul“ bezeichnet
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Niedriger Kiteloop (ein spezielles Manöver) ohne Power gilt als „Pussyloops“
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Wer bei Kaltem Wetter z.B.: Schuhe, Handschuhe und/oder Haube trägt kann schon mal als
„Weichei“ bezeichnet werden
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Gewisse Stylerichtungen gelten als besonders „cool“ bzw. wird dieses Image gezielt
aufgebaut. Besonders die Stilerichtung Wakestyle will sich dieses „coole“ Image auf die
Fahnen heften. Speziell Marken die vom Wakeboardsektor kommen und feste Bindungen für
Kiteboards anbieten treiben das voran. Der Imageaufbau geht soweit, daß andere Form des
Kitens als „gay“ bezeichnet wird. Der Zielmarkt sind vor allem Junge Männer um die 20.
Bsp.:
Als in einem Kitesurfforum ein Mitglied, das bekanntlich engen Kontakt zu einer
Wakestylemarke hat, verlautbarte, dass er von der Berichterstattung über ein Kitesurfivent
Erektionsprobleme bekommt, und er von einem anderen Mitglied gefragt wird warum,
antwortet dieser: „weil das was gezeigt wird einseitig tobys "ich steck mir mein board
werweisswohin-action" ist und die schon vom zuschauen schwul macht... obwohl durchaus
auch freestyle vom feinesten geboten wurde, aber das wird nicht gezeigt“