Taliban steinigen junge Frau

Afghanistan
Taliban steinigen junge Frau
02. November 2015 / AFP PHOTO/RADIO FREE EUROPE/ RADIO LIBERTY
Steinigung in Afghanistan: "Das ist der erste Vorfall in dieser Gegend,
aber es wird nicht der letzte sein"
In Afghanistan ist eine junge Frau wegen Ehebruchs gesteinigt worden. Ein Video, das im Internet kursiert, zeigt die Tötung. Die Frau sitzt in einem Erdloch,
Männer bewerfen sie mit Steinen, sie wimmert vor Schmerzen.
Bei dem Opfer soll es sich um die 19-jährige Rochsahana handeln. Über die Motive für ihre Ermordung gibt es widersprüchliche Angaben. Ein Behördenvertreter sagte, sie sei bestraft worden, weil sie vorehelichen Sex mit ihrem Verlobten hatte. Die Gouverneurin der Provinz Ghor, Seema Dschojenda, sagte hingegen, Rochsahana sei von ihrer Familie gegen ihren Willen mit einem Mann
verheiratet worden, dann aber mit einem anderen Mann "durchgebrannt". Er
soll ausgepeitscht worden sein.
Die Gouverneurin machte die Taliban für die Tat verantwortlich. Sie forderte die
Regierung in Kabul zum Einschreiten auf. "Das ist der erste Vorfall in dieser
Gegend, aber es wird nicht der letzte sein", sagte die Politikerin. Frauen hätten
"Probleme im ganzen Land, vor allem in Ghor".
In den ländlichen Gebieten Afghanistans werden die Taliban häufig gebeten,
Recht zu sprechen, weil die Bürger staatliche Gerichte als korrupt und nicht
verlässlich betrachten. In den Gebieten, die von den Islamisten beherrscht
werden, kommen öffentliche Auspeitschungen und Steinigungen regelmäßig
vor.
Doch auch staatliche Gerichte sprechen drakonische Urteile. In Ghor wurden
Ende August ein Mann und eine Frau ausgepeitscht, weil sie außerehelichen
Sex gehabt haben sollen. Damals rechtfertigte Gouverneurin Dschojenda die
Bestrafung. "Afghanistan ist ein islamisches Land, und Ghor ist eine afghanische Provinz. Und wir können nicht ignorieren, was die Gesetze des Islam und
unsere Verfassung vorschreiben", sagte die Politikerin.
2013 hatte sogar die afghanische Regierung die Wiedereinführung der Steinigung ins Spiel gebracht, nahm den Vorschlag aber nach internationalen Protesten zurück. Frauenrechtlerinnen äußerten sich äußerst besorgt.
Trotzdem will die Bundesregierung afghanische Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückschicken. "Wir sind uns mit der afghanischen Regierung einig, dass
die Jugend Afghanistans und die Mittelschichtsfamilien in ihrem Land verbleiben
sollen und dort das Land aufbauen", hatte Innenminister Thomas de Maizière
angekündigt.
Die Regierung in Kabul hat zugestimmt, alle aus Deutschland abgeschobenen
Bürger wieder aufzunehmen. In diesem Jahr haben rund 120.000 Afghanen ihre Heimat verlassen.