Jagdliche Brüche «Brüche» sind ein altes jagdliches Kommunikationsmittel, das ähnlich einer Geheimsprache nur von Eingeweihten verstanden wird. Auch wenn in der heutigen Zeit die modernen Kommunikationsmittel überwiegen, haben Brüche eine Daseinsberechtigung: Es geht nicht nur um Mitteilungen, sondern auch um jagdliches Brauchtum. Natürlich sind Traditionen nicht für alle Ewigkeiten festgelegt, es ist jedoch erlaubt, sich an altem Brauchtum zu erfreuen und dieses zu praktizieren. Brüche sind – der Name weist darauf hin – gebrochene, grüne Äste. Sie dienen der Verständigung, der Markierung oder der Ausschmückung des Brauchtums. Sie werden immer gebrochen und nie geschnitten! Für jagdliche Brüche werden Eichen-, Erlen-, Weisstannen-, Föhren- und Fichtenäste verwendet. In Regionen, in denen diese Baumarten nicht wachsen – z. B. über der Waldgrenze – können auch andere Baum- und Straucharten verwendet werden. Ursprünglich gab es lokale Eigenheiten. So wurde der Schützenbruch (s. unten) in manchen Regionen links, in manch anderen rechts am Hut befestigt. Übersicht über die wichtigsten Brüche 1. Verständigungsbrüche Hauptbruch Armlanger Ast, dessen Rinde oberseitig abgeschabt («befegt») ist. Der Ast liegt am Boden, hängt an einem anderen Ast oder ist sonst wie auffällig drapiert. Er bedeutet «Achtung» und weist auf etwas Wichtiges – etwa auf einen Anschuss (s. unten) – hin. Leitbruch, Folgebruch Etwa halb armlanger, oberseitig befegter Ast. Der Bruch fordert auf, der Spur zu folgen. Die Spitze des Astes zeigt die Richtung an. Warnbruch Ganz befegter Zweig. Zu einem Kreis gebogen und gut sichtbar aufgehängt, warnt er vor einer Gefahr. Es könnte z. B. eine gebrochene Ansitzleitersprosse oder ein nicht sichtbares, tiefes Erdloch sein. Standplatzbruch Armlanger Ast, der im Boden steckt und dessen untere Seitenäste entfernt worden sind. Er markiert bei Gemeinschaftsjagden den Schützenstand. Wartebruch Zwei unbefegte, armlange Zweige werden gekreuzt auf den Boden gelegt. Aufforderung zu warten! Sammelplatzbruch Drei Wartebrüche nebeneinander markieren den Sammelplatz. Warten aufgeben Der Wartende hat sich in Richtung der winkelhalbierten Spitzen der Wartebruch-Zweige entfernt. Anschussbruch Halb armlanger, unbearbeiteter Ast steckt im Boden. Er markiert einen Anschuss. Fährtenbruch (Fluchtrichtung) Unbefegter Ast in Viertelarmlänge liegt beim Anschuss auf dem Boden und ist mit einem kleinen Querbruch geäftert (hinten). Er bezeichnet die Fluchtrichtung des angeschweissten Wildes. Ist das gebrochene Ende angespitzt, zeigt er die Fluchtrichtung eines männlichen Stückes an. Ist der Ast umgedreht, zeigt die gewachsene Spitze des Astes in Fluchtrichtung eines weiblichen Stückes. Ist der Bruch doppelt geäftert, ist die Fluchtrichtung des beschossenen Tieres unbekannt. Bock, Fluchtrichtung nach unten 2. Geiss, Fluchtrichtung nach unten Geiss, Fluchtrichtung unbekannt Strecken- und Schützenbrüche Letzter Bissen Ein Zweig längs im Äser des erlegten Schalenwildes, ehrt dieses. Früher wurde dieser Bruch nur für männliche Stücke verwendet. Heute gilt er für alle Arten von Schalen- und Hochwild. Schützenbruch, Erlegerbruch Ein kleiner Bruch wird dem Schützen als Anerkennung für seien Jagderfolg übergeben. Der Jagdleiter grüsst den Schützen mit «Weidmannsheil» und überreicht ihm den Bruch auf dem Hut oder auf der blanken Klinge. Der Schütze nimmt ihn mit «Weidmannsdank» an sich und steckt ihn an die rechte Hutseite. Inbesitznahmebruch (das verendete Stück wurde gefunden) Ein kleiner Bruch wird auf die linke Seite (Herzseite) des erlegten, männlichen Schalenwildes gelegt. Die gebrochene Spitze zeigt zum Haupt. Bei weiblichen Stücken zeigt die gewachsene Spitze zum Haupt. Wenn eine Nachsuche nötig war, bricht der Erleger des Wildes einen kleinen Teil des Schützenbruches ab und übergibt ihn dem Schweisshundeführer. Dieser steckt den Zweig an die Halsung des «Suchenheil»-Hundes. Letzter Bruch Mit dem letzten Bruch wird ein verstorbener Waidmann zur ewigen Ruhe begleitet. Man wählt dazu einen Weisstannenast und steckt ihn mit der hellen Seite nach aussen links an den Hut. Der Bruch wird dem Verstorbenen mit ins Grab gegeben. 25. Juni 2015
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