Der Biographie-Newsletter Urs Lenzlinger Der Doppelboden als Lebenswerk BR) Wer kennt es nicht: Ab drei Geräten hat man den Salat – den Kabelsalat. Einer, der früh Abhilfe schafft, ist Urs Lenzlinger-Welter (*1932). Mit seinem Doppelboden verbannt er die Kabel in den Untergrund und sorgt für Ordnung in den Schweizer Grossraumbüros. FAKT 1 Zu Beginn des IT-Zeitalters füllen Lochkartenmaschinen und erste Computer noch ganze Räume. Eine Herausforderung ist nicht nur die Bedienung der Ungetüme, sondern auch die Bewältigung des Kabelgewirrs, das visuell stört und sich als Stolpergefahr erweist. 1960 kommt die «Bull Lochkartenmaschinen AG» auf Urs Lenzlinger zu. Sie sucht für die Versorgung ihrer Kabel im Boden eine flexible Lösung. Lenzlinger hat die zündende Idee und legt den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Doppelbodens. FAKT 2 Urs Lenzliger führt das traditionsreiche Ustermer Bauunternehmen Lenzlinger zwischen 1967 und 1999 in vierter Generation, das seit 1967 Lenzlinger Söhne AG heisst. 1862 von Joseph Lenzlinger als einfachen Zimmereibetrieb im stark industrialisierten Niederuster gegründet, erweitert der Betrieb in den folgenden Generationen sukzessive sein Tätigkeitsgebiet. Lenzlinger baut Chalets in Uster und Umgebung, produziert Telefonstangen, stellt mobile Schiessanlagen her, errichtet Festzelte und fabriziert Parkett. Speziell dabei ist: Lenzliner erfindet sich über die Jahrzehnte immer wieder neu, bleibt aber dem angestammten Ausbaugewerbe stets treu. FAKT 3 Geboren wird Urs Lenzlinger als Sohn von Max Lenzlinger-Bracher. Er wächst in dem vom Vater erbauten Chalet in Niederuster auf. Sport, Bergtouren und die Arbeit mit Holz werden im Hause Lenzlinger gross geschrieben. 1945 erlebt der 13-jährige Urs, wie ein Brand die Lenzlinger-Parkettfabrik komplett zerstört und der Vater aufhören will. «Da ist mir zum ersten Mal der Gedanke gekommen: Du musst selber Unternehmer werden.» FAKT 4 Ab 1950 erlebt auch Uster einen Bauboom. Die ehemals stolzen Fabriken der blühenden Textilindustrie am Aabach verschwinden Stück für Stück. Das industrielle Herz im Zürcher Oberland entwickelte sich zur Agglomerations- und Wohnstadt mit guter Verkehrsanbindung. Urs Lenzlinger erkennt das Potential für die Branche und stellt den etwas in die Jahre gekommenen Familienbetrieb finanziell und organisatorisch neu auf. Konsequent trennt er sich von nicht mehr profitablen Zweigen der industriellen Fertigung sowie von der Zimmerei und fokussiert sich auf das Ausbaugewerbe. So positioniert er die Firma als schweizweit tätigen Anbieter. FAKT 5 Urs Lenzlingers wegweisende Leistung ist die Konstruktion des Doppelbodens. Die sich herausbildende Dienstleistungsgesellschaft in der Schweiz braucht Büroflächen, Personal Computer und Stromkabel. Das Prinzip des Doppelbodens ist in den USA erfunden worden. Für die Schweiz nimmt Lenzlinger die innovative Idee erstmals auf und gehört in Europa zu den ersten Unternehmen, die solche Böden ab den 1970er-Jahren seriell produzieren und selber installieren. FAKT 6 Beim Doppelboden handelt es sich um eine Bodenkonstruktion aus modularen Komponenten mit stets zugänglichem Hohlraum, in dem Elektro-, Telefon- und Dataleitungen sowie die gesamte Haustechnik flexibel und sicher versorgt werden können. Mit dieser Innovation trägt Urs Lenzlinger dazu bei, dass sich der PC im Grossraumbüro verbreiten kann. Die Anfänge sind allerdings bescheiden: Die ersten Modelle werden noch in Handarbeit in der Schreinereiwerkstatt von Lenzlinger hergestellt. Doch die Produktion und Installation der Doppelböden werden zunehmend perfektioniert. So erweitert sich der Lenzlinger-Kundenkreis und reicht fast bis zum Schah von Persien: Kurz vor dem Einbau wird dieser aber gestürzt. Deshalb werden die Doppelböden nie installiert, doch das Geld ist dank einer peinlich genauen Abwicklung des Zahlungsvorgangs durch Urs Lenzlinger gerettet. FAKT 7 Urs Lenzlingers Innovation zahlt sich langfristig aus: Lenzlinger Söhne AG wird im Bereich der Element-Doppelböden Marktführerin in der Schweiz. Für die heutigen Inhaberinnen Karin und Annette Lenzlinger aus der fünften Generation ist klar, dass der Doppelboden auch in der Zeit von Wireless und moderner Haustechnik notwendig bleibt: Denn aus den grossen wenigen Geräten von damals sind eine Vielzahl von mobilen Kleingeräten geworden. Und diese sind nach wie vor auf den Strom als Lebenselixier einer vernetzten Gesellschaft angewiesen. Thema in zwei Wochen: Rolf Hiltl Die Renaissance der Biographie. Festhalten, was wichtig ist. Fakten sammeln. Zeitzeugen befragen. Archive auswerten. Leistungen einordnen und Zusammenhänge herstellen: die Essenz eines Lebens. Möchten Sie mehr wissen über Ars Biographica? Kennen Sie jemanden, der Leser werden möchte? Kontaktieren Sie mich gern: Bernhard Ruetz [email protected] oder Telefon 052 212 17 20 Copyright © Ars Biographica Postadresse: Ars Biographica, Obermühlestrasse 5, 8400 Winterthur www.arsbiographica.ch Wenn Sie keine weiteren Newsletter mehr erhalten möchten, klicken Sie einfach auf folgenden Link: unsubscribe from this list
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