1 Altwarp zwischen 1938 und 1945 (Einleitung) Das Fischerdorf

Altwarp zwischen 1938 und 1945 (Einleitung)
Das Fischerdorf Altwarp am Stettiner Haff hatte bereits eine
lange Geschichte, bevor diese Idylle „hart am Wasser" zu Beginn
des Jahres 1938 von der Wehrmacht entdeckt und letztendlich
zum Truppenübungsplatz des Heeres auserkoren wurde. Seit der
Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert fanden Sommerfrischler
und Kunstsinnige diesen Ort weit ab vom Großstadtgetriebe als
Gegenstück zwischen immer hektischer werdenden Verkehr verbunden mit deutlich wahrnehmender Luftverschmutzung und unerträglich erscheinender Geräuschbelästigung, gerade richtig zum
Durchatmen und Entspannen. Das Dorf wird Luft-, Kur- und Erholungsort und für die Altwarper, und der aufkommende Tourismus wird neben Fischfang und Schifffahrt zur neuen Einnahmequelle. Die Verbindungswege über Wasser sind die sichersten.
Reisedampfer aus Stettin und Fährschiffe bringen die Sommergäste, meist aus Berlin kommend, aus der gegenüber liegenden
Kleinstadt Neuwarp herüber. Die Wege in die Kreisstadt Ueckermünde und nach Luckow sind zu sandig für größere Touristenströme. So bleibt die Anzahl der Sommergäste bescheiden und
ein Spaziergang zum Trendel mit Badespaß im flachen Wasser
könnte schon der Höhepunkt des Aufenthaltes gewesen sein. Mit
dem Machtantritt der Nationalsozialisten wird auch Altwarp
durchgeschüttelt. Nicht nur in den Gastwirtschaften kommt es zu
Flügelkämpfen. Die jahrelangen Auseinandersetzungen seit der
Weimarer Republik sind auf ihrem Höhepunkt, um sich aber bald
zu glätten. Auch Altwarp hat seinen Ortsgruppenführer und ein
Teil der Dorfelite tritt in die NSDAP ein. Die Sommergäste kommen wie gewohnt und es könnte so friedlich weiter gehen, wenn
da nicht die Nationalsozialisten immer mehr ihr wahres Gesicht
zeigten. Die Kriegsvorbereitungen werden ab 1935 immer offensichtlicher. Aus der Reichswehr formiert sich die Wehrmacht
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neu. Zu den beiden Waffengattungen Heer und Marine kam die
Luftwaffe hinzu. Aber was hatte das mit dem stillen Fischerdorf
Altwarp zu tun? Die Küstenlandschaft mit weitem unbewohntem
Hinterland wurde insbesondere für die Flakartillerie interessant.
Altwarp sollte Flak- Schießplatz werden. Die Aufstellung der
Flakartillerie war in Deutschland laut Versailler Vertrag von 1919
verboten und erfolgte im Rahmen des Heeres zunächst geheim.
Mit Beginn der offenen Aufrüstung wurde die Flakartillerie 1934,
beginnend aus dem Verband des Heeres gelöst und ab dem 1. Juni
1935 endgültig in die Luftwaffe überführt. Damit war die Luftwaffe für die Luftabwehr zuständig und verfügte auch über FlaSchulen und Ausbildungsplätze. Die in diesen Einheiten tätigen
Angehörigen der Reichswehr/Heer wurden meistens von der
Luftwaffe übernommen. Es sollte sich aber bald herausstellen,
dass auch im Heer für die Truppenluftabwehr zwingend eigene
Fla-Einheiten (Fliegerabwehreinheiten) aufgestellt und entsprechend ausgebildet werden mussten. Hier griff das Heer auf die
Maschinengewehrbataillone zurück und stellte ab 1935 für Sonderaufgaben neun MG-Bataillone auf. Weitere folgten 1937 und
1938. Sie waren der Ausrichtung nach Fla-MG-Bataillone. Die
Heeresführung war zu dieser Zeit bestrebt, nicht nur jedem Korps,
sondern jeder Division ein solches Bataillon zuzuteilen. Durch
die Abgabe der Heeres-Flakabteilungen an die Lufwaffe war das
Heer hier in großen Nöten und so unter anderem gezwungen, eigene Flak- Schießplätze zu errichten, um die MG-Schützen auf
die 2 cm Flak 30 und auf die 1939 neu eingeführte 2 cm Flak 38
umzuschulen.
Bei der Suche eines geeigneten Übungsplatzes im Ostseeraum
kam die dafür zuständige 4. Abteilung des Generalstabes im
Oberkommando des Heeres auf die Halbinsel im Stettiner Haff,
die sie für das Scharf- und Übungsschießen und zur Errichtung
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der entsprechenden Einrichtungen für gut befand. Für die Aufstellung der Kommandantur des Flak-Schießplatzes, der in der
Folge zu einem Truppenübungsplatz mit infanteristischer Ausbildung wurde, war ab 1938 das Generalkommando des 11. Armeekorps im Wehrkreis II Stettin verantwortlich. So führten die
Kriegsvorbereitungen im Januar 1938 zur zweiten Entdeckungswelle des Ortes Altwarp mit seiner landschaftlich schönen Lage
am Wasser, nachdem die ersten „Entdecker", die erholungssuchenden Großstädter, Altwarp nun nicht mehr betreten durften.
Die Halbinsel wurde militärisches Sperrgebiet.
In einer Chronologie wird der Versuch unternommen, die wesentlichen Ereignisse und Zusammenhänge bei der Errichtung des
Truppenübungsplatzes Altwarp mit seinen Folgen für die Einwohner darzustellen. In Form einer Spurensuche und Rekonstruktion sollen die Dorfstruktur Altwarps um 1938 vor Übernahme
durch die Wehrmacht, die Anlage der neu entstandenen Siedlung
Altstadt nördlich Neuwarps und die Lage der Einrichtungen des
Übungsplatzes veranschaulicht werden. Hier wurde aufgrund fehlender Dokumente auf die Erinnerungen von Zeitzeugen zurückgegriffen. Oft ließen sich erst dadurch die Reste baulicher Einrichtungen deuten und einordnen. Dieser Überblick kann aus genannten Gründen nicht vollständig und umfassend sein und ist als
ein Beitrag zur Dorfgeschichte Altwarps zu verstehen.
Sommer 1938. Altwarp verabschiedet sich von der zivilen Welt.
Ein idyllisches Fischerdorf am Stettiner Haff, mit jährlich mehr
als fünfhundert Feriengästen wird Sperrgebiet. Der Schicksalsweg von Ortschaften, die ins Visier der Militärs geraten, ist oft
dem Untergang geweiht. Die Geschichte deutscher Truppenübungsplätze seit der Kaiserzeit ist immer mit dem Auslöschen
von Orten auf der Landkarte verbunden gewesen. Erinnert sei an
die Colbitz-Letzlinger-, Döberitzer – und Zossener Heide. Nicht
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weit von Altwarp entfernt befindet sich der Truppenübungsplatz
Jägerbrück, benannt nach dem Dorf, das in den 1950er Jahren
verschwinden musste. Altwarp hatte sein eigenes unverwechselbares Schicksal. Viele reetgedeckte Fachwerkhäuser wurden Opfer militärischer Übungen und Baumaßnahmen der Wehrmacht.
In die stattlichen Villen und Kapitänshäuser quartierten sich die
Herren von Kommandantur, Standort- und Gutsverwaltung und
besonderer militärischer Einheiten ein. Die nur kurze Lebensdauer des Truppenübungsplatzes führte aber dazu, dass Altwarp
in seiner wesentlichen Dorfstruktur erhalten blieb.
Abbildung 1: Die Villa Grohe wurde Kommandantur, das darunter liegende Wohnhaus in der Seestraße nahm das Offizierskasino auf.
Ein besonderer Schicksalsschlag war die im Zuge der Entstehung des militärischen Sperrgebietes erfolgte Umsiedlung der
Altwarper Bevölkerung in die umliegenden Ortschaften. Den
Schwerpunkt bildete Neuwarp (Nowe Warpno, Polen) auf der
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gegenüber liegenden Uferseite und Altstadt (Podgrodzie), eine
Siedlung nördlich von Neuwarp, die eigens für die Fischer neu
errichtet wurde.
Altstadt 1939 bis 1946
Ein Blick vom Altwarper Hafen zur anderen Uferseite verrät
keine Besonderheiten. Schilfgürtel und bläulich schimmernder
Wald sind zu sehen. Wie müssen sich die Altwarper Fischer gefühlt haben, als sie wussten, dass sie ihren Ort verlassen sollen,
um ihn einzutauschen gegen eine Neubausiedlung. Aus einem
windgeschützten Hafen jetzt offen ausgeliefert dem harten NordOst-Wind.
Oder war die andere Uferseite sogar der Heimatverlust? Immerhin waren die neuen Häuser mit Nebengebäude auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet.
Abbildung 2:Fotoausschnitt von Altstadt; So sah die Fischersiedlung aus.
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Strom- und Wasserversorgung waren auf dem neusten Stand. Zur
Küchenausstattung gehörte ein Elektroherd. Der Weg in die Stadt
war jetzt näher. Eine Badeanstalt und viel Wald gab es auch hier.
Der Fischhandel ging ohnehin über Neuwarp. Man hatte weitere
soziale Einrichtungen und eine feste Straße in die Stadt versprochen. Aber man war eben kein Neuwarper sondern ein Altwarper.
Die erzwungene Umsiedlung ist nach außen ein Vorgang, dahinter stehen viele Einzelschicksale. Die Fischer sind mit der Anlage
des Hafens nicht zufrieden und der Schießbetrieb auf der anderen
Seite schränkt ihre Fanggründe ein. Man richtet sich ein. Fischer
sind Härte gewöhnt! In der Siedlung gibt es den Kaufmannsladen
Schütz, Bäcker Löhn, Fischhändler Tuchscherer und die Ausflugsgasstätte Goets am Kirchhaken.
Abbildung 3: Ehemalige Slipebene des Altstädter Fischerhafens, der damals neu
entstand. Gegenüber, in der Ferne, liegt Altwarp. Der Hafen war direkt den scharfen Westwinden ausgesetzt.
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Die Kinder nehmen die neue Umgebung schnell an. Der große
Obstgarten von Bauer Menzel wird einer der vielen Erkundungsorte. Weniger gut in Erinnerung blieb der Wiesen- und
Waldweg zur Schule in die Stadt, je nach Wetterlage. Für ein
Kind war das noch eine große Entfernung. Ab 1943 sieht man
immer häufiger feindliche Flugzeuge. Sie fliegen in Staffeln
Richtung Stettin und Pölitz. Langsam gewöhnt man sich dran,
auch wenn sie die Boten des nahenden Krieges sind. In der Nacht
vom 16. zum 17.8.1944 schlagen die Bomben britischer Flugzeuge auch in die Häuser von Altstadt ein. Ein Notabwurf oder
wurde das Ziel durch unbedachten Lichtschein vorgegeben? Es
fallen Brand- und Minenbomben. Vier Menschen müssen sterben, darunter die vierjährige Elli Ramm. Beerdigt werden sie auf
dem neuen Friedhof, den es schon lange nicht mehr gibt. Nichts
erinnert heute an diese Kriegsopfer. Im April 1945 trifft auch in
Altstadt die sowjetische Armee mit ihren langen Stangen ein, auf
der Suche nach vergrabenen Gegenständen. Wer bis dahin noch
nicht Richtung Westen geflüchtet ist, muss bleiben. Erst unter
russischer dann unter polnischer Verwaltung, ab Oktober 1946 ist
man jetzt in einem anderen Staat. Die Grenze zwischen dem nunmehr polnischen Nowo Warpno und Altwarp läst sich nicht mehr
einfach überwinden. Es kommt zu einigen dramatischen und tödlich endenden Übergriffen. Ab Februar 1946 beginnen die ersten
Ausweisungen. Ist eine schriftliche Aufforderung an der Tür
muss es auch schon schnell gehen. Wer nicht bis zur Aufforderung warten will, wählt die gefährliche Flucht über das Haff. In
einer Nacht im April 1946 will man einer bevorstehenden Ausweisung zuvor kommen. Von Steinort geht es mit 12 Personen in
einer kleinen Ruderjolle über das Half nach Altwarp. Nach der
zweiten Umsiedlung wohnen die Altwarper wieder in Altwarp,
wenn auch nicht in „ihren" Häusern. Diese waren jetzt nicht mehr
ihr Eigentum. Die einen zogen gleich weiter Richtung Westen,
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andere richteten sich in den neuen Eigentumsverhältnissen ein.
Nur langsam fanden so alte und neue Altwarper auf ihrem idyllischen Flecken zueinander und werden hoffentlich das Dorf noch
lange als zivile Gemeinde erhalten.
So ist und bleibt die achtjährige Altstadter Geschichte ein Teil der
Altwarper Geschichte
Tr. Üb. Pl. Altwarp - Gedanken zu Entstehung und Geschichte
In der Struktur des Wehrkreises II, II. Armeekorps in Stettin (Tessin, Stahl )‚ wird ab 1938/39 Altwarp als Truppenübungsplatz erfasst. Eine englische Übersicht (Internet) nennt zusätzlich eine
Truppenluftschutzschule in Planung/Verlegung vom Militärstandort Döberitz, Wehrkreis III nach Altwarp und Neumann erweitert den Tr.Üb.Pl. Altwarp zu einem Versuchsplatz und nimmt
die Truppenluftschutzschule als gegeben hin (Quelle: Tessin oder
Unbekannt, das ist nicht ganz deutlich). Tatsächlich werden bei
Stahl (Heeresleitung 1939) neben den drei wichtigen Tr.Üb.Pl.
Altwarp, Groß Born und Hammerstein , die dem II. Korps direkt
unterstellt waren, eine im Bereich des Korps befindliche Truppenluftschutzschule in Altwarp mit den Kommandeur Major von
der Mosel genannt.
Für eine Truppenluftschutzschule in Altwarp gibt es außer diesen
Literaturangaben nur vage Hinweise. Es ist zu vermuten, dass die
Verlegung der Truppenluft-Schutzschule Döberitz geplant war
aber infolge des 1939 beginnenden Krieges nicht mehr vollständig realisiert wurde. Die Bezeichnung Truppenluftschutzschule
ist auch verschwommen angesichts der bisherigen Literaturerhebungen.
So tauchen immer wieder folgende militärische Bezeichnungen für
den Zeitraum 1938 -1945 auf:
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• Truppenluftschutzschule Stettin-Altdamm
• Truppenluftschutzschule Döberitz
• Infanterieschule Döberitz
• Truppenluftschutzschule Greifswald
• Fliegerabwehrschule der Infanterie Greifswald
• Truppenluftschutzschule Potsdam
• Truppenluftschutzschule Altwarp
• Schießschule und Messschule/Infanterie-Schule Altwarp
Ein Schwerpunkt der Flugabwehrausbildung ab 1933 war unter
anderem der Standort Döberitz mit dem dort stationierten Flugabwehrkommando. In Döberitz fanden bereits während des Ersten Weltkrieges Maschinengewehr-Kurse und später FlakleiterLehrgänge im Rahmen einer Fla-Schule statt. 1934 spricht man
von einer Flugabwehrschule „Elsgrund - Wustrow" und von FlakLehrgängen in Döberitz-Elsgrund. Mit dem Ende der Olympischen Spiele 1936 zieht in das Olympische Dorf bei Elsgrund die
Infanterie-Schule und die Fla-Schule ein, offensichtlich der Infanterie-Schule des Heeres untergeordnet. Fla (Flugabwehr)- und
Truppenluftabwehr werden immer wieder gleichwertig erläutert.
Es kann davon ausgegangen werden, dass innerhalb der Infanterieschule Döberitz (1938/39) eine Truppenluftschutzschule existierte. Dafür spricht, dass im August 1938 Major von der Mosel,
bisher lnfanterie-Schule Döberitz, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandanten des Tr.Üb.Pl. Altwarp beauftragt
wurde (BAK 33/1). Da Major von der Mosel laut Heereseinteilung 1939 zu dieser Zeit gleichzeitig Kommandeur der Truppenluftschutzschule Altwarp war, ist hier recht deutlich der Zusammenhang von der Einrichtung eines Flak-Schießplatzes des Heeres in Altwarp mit gleichzeitiger Verlegung einer Truppenluftschutzschule von Döberitz nach Altwarp zu erkennen, ohne dass
hier etwas zum gesamtorganisatorischen Ablauf der Verlegung
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der Einrichtungen einer solchen Schule gesagt werden kann. In
Verbindung von Truppenluftschutzschule, Flak-Schießplatz und
Tr.Üb.Pl. war eine umfassende Umschulung und Ausbildung der
neu zu bildenden Heeres-Flugabwehreinheiten angestrebt und
wurde letztendlich auch realisiert. Aus biografischen Angaben
einzelner Wehrmachtsangehöriger (Rittcrkreuzträger) ist zu
schließen, dass in Altwarp so genannte Umschulungslehrgänge
für Angehörige der Heeres-MG-Bataillone auf die 2 cm Flugabwehrkanone 30 und 38 und der dazugehörenden Geräte wie z. B.
Kommandogerät, Zielentfernungsgerät, Horch- und Scheinwerferanlagen erfolgten und im Verlaufe des II. Weltkrieges insbesondere die unteren Dienstgrade neben der Flak-Schulung auch
ihre infanteristische Grundausbildung erhielten.
Abbildung 4: Wehrmachtslager in Altwarp. Vermutlich hinter der Schule gelegen.
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Der von Neumann erwähnte Versuchsplatz wurden gewöhnlich
durch besondere Einheiten (z. B. Heereswaffenamt) und Truppen,
die diese Versuche mit neu zu erprobender Kriegstechnik und
Ausrüstung durchführten, genutzt. Zeitzeugen berichten von Versuchsschießen mit neuer Munition und Erprobung von Panzertechnik in Altwarp. Dafür war der Tr.Üb.Pl. Altwarp im Allgemeinen geeignet. Das berührt aber nicht die gesondert ausgewiesenen Versuchsplätze
der Wehrmacht, die
entsprechend der Waffenarten mit speziellen
Einrichtungen und Anlagen ausgestattet waren.
Bisher sind in der allgemein zugänglichen
Literatur keine näheren Abbildung 5:Bau für die Frischwasserversorgung
Angaben zur Entste- der Lager, am Eingang Altwarps.
hung des Tr.Üb.Pl. Altwarp zu finden. Der Ort
hatte vor 1938 keine
militärische Bedeutung.
Nach 1945 waren ab
April/Mai zunächst in
den
hinterlassenen
Wehrmachts- und Gefangeneneinrichtungen
sowjetische Militärein6: Ehemaliges Pumpenhaus für Abwäsheiten untergebracht, Abbildung
ser. Die Klüranlage befand sich nördlich Altspäter bis zur Beseiti- warps. Einige Klärbecken sind noch vorhanden.
gung der Baracken um
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1948 ein Krankenrevier,
eine Quarantänestation
und Wohnunterkünfte.
Einige feste Gebäude
stehen heute noch und
wurden endgültig als
Wohnhäuser umgebaut.
Dabei sind kurioserweise die sogenannten
Toilettenhäuser
und
Pumpstationen zu erwähnen. In den 1950er
Jahren entwickelten sich
Altwarp und Umgebung
zu, einen größeren
NVA-Standort unterschiedlicher Einheiten,
die von der Bundeswehr
übernommen und in der
Folge aufgelöst wurden.
Abbildung 7: Die Neuapostolische Kirche, ein ehemaliger Wehrmachtsbau, der nichr abgerissen
wurde.
Darauf wird näher in der
Militärchronik des Krei- Abbildung 8: Mauerreste der Klärbecken der Abwasseranlage des Lagers. Wegen Unfallgefahr wurses Ueckermünde und in den alle Gruben und Kanäle verschüttet, um Unfälder Chronik Altwarp len vorzubeugen.
eingegangen. Mit der
Entstehung des Tr.Üb.Pl. Altwarp war die Besonderheit verbunden, dass das idyllisch gelegene Dorf Altwarp und seine interessante Historie aufgelöst, die Bevölkerung umgesiedelt und ein
heereseigener Gutsbezirk entstand, der auf Grund seiner relativ
kurzen Dauer nicht zum Auslöschen der alten Dorfstruktur führte.
Mit dem Kriegsende April/Mai 1945 erfolgte mit dem Abzug der
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Wehrmacht wieder eine Besiedlung durch Rückkehrer, Vertriebene und Flüchtlinge, ohne dass die Altwarper das Glück hatten,
wieder in ihre, an das Deutsche Reich verkauften Häuser unterzukommen.
Ein besonderer Umstand war, dass einige Altwarper während der
Wehrmachtszeit in ihren Häusern bleiben
durften, da sie als Zivilbedienstete der Wehrmacht arbeiteten bzw.
im Rahmen ihres Unternehmens Versorgungsaufgaben übernahmen.
Das führte dazu, dass
Altwarp nie ein hermetisch abgeschlossener Abbildung 9: Die Baracke war der ehemalige
Militärbereich
war. Scheibenhof. Hier wurden zerschossenen Luftsäcke
genäht oder neue angefertigt, jetzt Bikerclub..
Hinzu kam, dass täglich
von Neuwarp und weiteren umliegenden Ortschaften Arbeiter
und Angestellte nach Altwarp strebten, um hier in den verschiedensten Bereichen der Standortverwaltung, Heeres-Neubauleitung, Heeres-Försterei und privater Baubetriebe (Kruper, Köhler, Lenz) tätig zu sein. Aus dieser Wehrmachtszeit haben sich
Geschichten erhalten, die nicht selten eine Vermischung von Legende und Wahrheit darstellen. Das zu differenzieren bzw. den
Wahrheitsgehalt zu überprüfen, ist oft gar nicht mehr möglich.
Anmerkungen — Geschichte am Rande
Die Sanddünen von Altwarp werden wohl ewig die Vorstellung
aufkommen lassen, dass hier die „Rommel-Truppe'' geübt, aufgestellt und eingekleidet wurde, bevor sie nach Nordafrika ging.
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Wahrheit oder Legende? Auch vom wesentlich größeren
Tr.Üb.Pl. Groß Born in Hinterpommern wird berichtet, dass hier
„Rommels Afrikakorps im Sand von Groß Born gedrillt wurde".
Die Frage endgültig zu beantworten, ist wahrscheinlich nicht
möglich, denn die Beziehungen zwischen Afrika-Korps und Altwarp ist immer herstellbar. Bevor Major Briel seine Hühnerfarm
in Altwarp hatte, war er mit seinem Fla-Bataillon 606, der 90.
Inf.-Div unterstellt. Im Deutschen Afrika-Korps (DAK) war er
höchst erfolgreich und verdiente sich damit das Ritterkreuz. Mit
dem Abschuss von 62 britischen Flugzeugen hatte er die oft entscheidende Feuerkraft der Flak-Waffe selbst kennen gelernt und
wusste um die dringend benötigten Fla-Bataillone.
Briefe aus Nordafrika an eine Altwarper Familie, geschrieben von
hier Ausgebildeten, können das so bezeugen wie die vor Lampedusa Gekenterten, die in Altwarp wieder neu aufgestellt wurden.
Lampedusa, eine italienische Insel vor Tunesien, lag auf dem
Abbildung 10: Flakpanzer, entstanden aus dem Kampfwagen I. der zu Kriegsbeginn
bereits veraltet war. Eine 2 cm Kanoe wurde auf das Pz.- Fahrgestell montiert und
verlieh so der Flakwaffe eine enorme Mobilität..
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Transportweg per Schiff von Neapel nach Nordafrika. Trotz ausgelegter Minensperren versenkten britische Schiffe der 8. U-Flottille immer wieder im Raum Lampedusa „feindliche Schiffe".
Heute streben Flüchtlinge aus Afrika mit Schiffen nach Lampedusa auf dem Weg nach Europa und werden nicht selten Opfer
des Mittelmeeres.
Abbildung 11: Sicher war die Freizeitgestaltung sehr eingeschränkt. Selbst ein einfaches Kinderspiel, „Topfschlagen“, löste bei Erwachsenen Freude aus.
Auf dem Tr.Üb.Pl. Altwarp sind nach Erinnerungen von Zeitzeugen die Militärärzte Dr. Winter und Dr. Sydow eingesetzt gewesen. Ist vielleicht dieser Dr. Sydow identisch mit dem im Sommer
1942 in der 21. Panzer-Div. im DAK praktizierenden Arzt?
Insbesondere im Sommer 1942 wurden erfahrene Kommandeure
der Heeres-Flak nach Afrika versetzt, weil man sie dort unbedingt
benötigte. Wichtige Fla-Bataillone im Einsatz in Afrika waren:
Fla-Bataillon 606, 609, 617, MG-Btl. 2 und 8. Als ein wichtiger
Aufstellungsort in Regiments- und Divisionsgröße wird der
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Tr.Üb.Pl. Grafenwöhr genannt, bevor der Bahntransport Richtung Italien führte.
Wesentlich gesicherter ist wohl die Internet-Information (Spielberger/König) über das im Mai 1942 in Altwarp aufgestellte FlaBataillon (mot) 614, das mit im Auftrag des Heereswaffenamtes
umgebauten Panzer/Kampfwagen 1 zum Flakpanzer 1 ausgerüstet wurde. Nach Tessin erfolgte die Aufstellung des Bataillons am
Abbildung 12: Seltenes Foto eines Vierlings-23 mm Flakgeschützes, aufgenommen
in Altwarp.
5.5.1941 durch WK II mit 3 Kompanien, die im Januar 1943 in
Stalingrad vernichtet wurden.
Die Heimatstube Altwarp verfügt über eine Ansichtskartensammlung mit Altwarpmotiven, u. a. eine Karte mit wertvollen militärischen Erkenntnissen. Die Karte ist mit einem Poststempel: Altwarp - 13.1.1942 - Ueckermünde, und gleichzeitig mit dem Briefstempel des 3. Fla. Ers. Btl. (mot) 48 versehen. Der Schreiber sendet „schöne Grüße vom Truppenübungsplatz Altwarp" und teilt
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mit, dass es bald wieder zurück nach Zabern geht. Es ist davon
auszugehen, dass dieses Fla-Ersatz-Bataillon 48 in Altwarp seine
Flak-Schießausbildung erhielt. Nach Tessin einige Daten zum
Bataillon:
Fla. Ers. Btl. (mot.) 48
5.6.1941 in Hagenau/ Elsaß aufgestellt (Wk VIII/V) aus der am
15.12.1939 gebildeten Fla. Ers. Kp. 48, vorher Ers. Kp. MG-Btl.
48. Am 1.10.1942 erfolgt eine Teilung in Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon und die Verlegung nach Schlesien mit anschließendem Einsatz an der Ostfront.
Das war auch der typische Weg der Heeres-Fla-Einheiten nach
der Ausbildung an den Flugabwehrkanonen — die anschließende
Eingliederungen in die Heeres-Divisionen mit folgendem Kriegseinsatz.
Die Einheiten kamen zur Ausbildung aus allen Regionen
Deutschlands und wurden nach rein militärischen Gesichtspunkten neu zusammengestellt. Entsprechend des Kriegsverlaufes
werden zunächst Ost/Westfront, Afrika und ab 1941 schwerpunktmüßig die Ostfront die Standorte der Fla-Einheiten gewesen
sein. Ein Weg, der letztendlich zur Aufreibung, Zerschlagung,
Kapitulation oder Vernichtung führte.
Mit dem Ende des Krieges wurde Altwarp selbst nicht zum
Kampfgebiet. Anzumerken wäre aber in diesem Zusammenhang, dass sich im Raum Altwarp in Folge des Rückzuges militärische Einheiten zeitweise einquartierten, da sich das offensichtlich durch die großzügig angelegten Wehrmachts-Holzbarackenlager anbot. So sollen sich nach Angaben von Zeitzeugen
Truppen der Wlassow-Armee und der 28. SS-Freiwilligen-Pz.
Gren.-Div. „Wallonien" in Altwarp aufgehalten haben. Sie
spielten im März und April 1945 noch eine Rolle bei der Verteidigung Stettins, bevor sie weiter in westliche Richtung zogen.
Mit der Geschichte des Tr. Üb. Pl. Altwarp ist auch das schwere
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Los der Kriegsgefangenen verbunden, die auf dem Wehrmachtsgelände westlich der Ortslage in Baracken untergebracht
waren. Die Angaben zu den Lagern der französischen und belgischen Kriegsgefangenen sind ebenso dürftig wie die der ab
1941 eintreffenden sowjetischen Kriegsgefangenen.
Sie waren in einer extra eingezäunten Baracke auf dem Standort
des heutigen Ehrenfriedhofs untergebracht. Die Arbeits- und Lebensbedingungen müssen nach den Schilderungen der Zeitzeugen
äußerst menschenunwürdig gewesen sein.
Davon zeugen die Einzelschilderungen wie auch das Massensterben auf Grund einer Typhusepidemie im Winterhalbjahr 1942/43.
Konkrete Zahlen und Zeiträume sowie Namen der Kriegsgefangenen liegen von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht vor. Eine
Abbildung 13: Sowjetischer Ehrenfriedhof in Altwarp.
angebliche Namensliste der in Altwarp gestorbenen Gefangenen
sei verloren gegangen.
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Der Zweck der Einrichtung dieser Lager war, so wird mehrfach
bestätigt, dass die Gefangenen an den Bauarbeiten zur Errichtung
der Wehrmachtsanlagen eingesetzt waren. Zusätzlich mussten sie
in den verschiedensten Versorgungs- Einrichtungen Hilfsarbeiten
verrichten, wo den belgischen und französischen Gefangenen
eine relative Bewegungsfreiheit zugestanden hatte. Das entsprach
den allgemeinen Umständen ähnlicher Lager in Deutschland.
Aufschluss über den organisatorischen Ablauf beim Einsatz
Kriegsgefangener in der Industrie und Wehrmacht geben Mattiello und Vogt in ihrer Abhandlung über deutsche Kriegsgefangeneneinrichtungen, indem sie schreiben, dass Kriegsgefangene
oft in so genannte Bau- und Arbeitsbataillone (RAU) zusammen
gefasst und kompaniemnäßig in der Industrie, im Bergbau und in
kriegswichtigen Produktionszweigen eingesetzt waren. Angeschlossen wurden sie dem nächst gelegenen Stalag. Konkret ist
am 3.1.1941 in Neubrandenburg das Kriegsgefangenenbau- und
Arbeitsbataillon 22 (Kurzbezeichnung: Kr. Gef. Bau- und Arb.Btl. 22) aufgestellt worden. Als Einsatzgebiete werden genannt
Bremen, Altwarp und Neubrandenburg mit einer Stärke von maximal 1200 Franzosen. Neben Wehrmacht, Zivilangestellten und
Restbevölkerung mit eingeschränktem Schulbesuch war laut Telefonbuch Bezirk Stettin 1941 auch ein Arbeitslager der Deutschen Arbeitsfront (DAV) dem Ort Altwarp angeschlossen. Es
soll sich hinter dem heutigen Ehrenfriedhof befunden haben. Im
Lager stand eine größere saalähnliche Baracke, wo allabendlich
Unterhaltungsveranstaltungen stattfanden, die von den Wehrmachtsangehörigen und den Arbeitern besucht wurden. Im Rahmen der Wehrmachtsbetreuung sollen neben Film- und Theaterveranstaltungen auch Aufführungen des Berliner Varietés „Wintergarten" stattgefunden haben. Die Erinnerungen gehen bis zu
Auftritten von Zarah Leander.
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Dagegen wird der Auftritt des Ritterkreuzträgers und Kommandanten des U-105 Korvettenkapitän Georg Friedrich Karl
Schewe, geboren am 24.1 1.1909 in Ueckermünde, eher wahrscheinlich sein.
Nicht zuletzt wird auch Altwarp eine geheimnisvolle Verbindung
zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde nachgesagt, die bisher
nicht belegt ist. Im Historisch-Technischen Informationszentrum
Museum Peenemünde liegen dazu keine Kenntnisse vor, was aber
nicht bedeutet, dass es sie nicht gegeben hat. Die Waffenerprobung und Produktion am Standort Peenemünde war nur über eine
weit gefächerte Zulieferindustrie möglich, die bis heute nicht
vollständig erforscht ist. Hinweise auf eine Zünderproduktion in
den großen Steingebäuden vor der Ortslage Altwarp sind aber kritisch zu bewerten, da bestimmte Voraussetzungen an diese recht
hochwertigen Einrichtungen zu stellen sind. Dagegen spricht aber
nicht, dass bestimmte Teile durchaus auch hier in Altwarp hergestellt wurden. Das bedarf aber noch einer Konkretisierung. Kaum
weiter erhellt werden wohl tragische Ereignisse in der scheinbar
friedlichen Atmosphäre um Altwarp, wie tödliche Unfälle und
Suizide, die sich aber im Gedächtnis der Älteren eingebrannt haben.
Truppenübungsplatz der Wehrmacht Altwarp
Chronologie
5.1. 1938
Mitteilung des Oberpräsidenten Stettin an Landrat Ueckermünde
und andere Behörden über die Errichtung eines Schießplatzes für
2 cm Flak durch OKH mit der Bitte um Stellungnahme, da am
14.1.1938 die erste Beratung in Berlin geplant sei. Aus dem Inhalt:
„Nach Mitteilung des OKH hat sich die Notwendigkeit ergeben,
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einen besonderen Schießplatz zum Scharfschießen an der pommerschen Küste einzurichten. Der Platz soll eine Mindestgrundfläche von 3 x 3 km haben und geländemäßig für die Anlage eines
Landeplatzes geeignet sein. Zusätzlicher Sicherungsstreifen von
je 1 km."
Quelle: Landesarchiv Greifswald (LAG) Rep 66 Landratsamt
Ueck 377
7.1.1938
Antwort des Landkreises Ueckermünde: „Gegen die beabsichtigte Planung an sich werden Bedenken nicht erhoben." Es werden Überlegungen über eine mögliche vorgesehene Fläche zwischen Warsin und Altwarp und erste Planungen angestellt.
Quelle:
28.1.1938
Beratung und Vorortbegehung zum Schießplatz und Flugplatz
zwischen Warsin und Altwarp, anwesend OSL Reimann, Major
Mosel, beide Kriegsministerium, ein Major des Reichsluftfahrtministeriums, Landrat Daniel, Kreisbauinspekteur Hildebrandt,
Kulturbautechniker Wepner und der Bürgermeister von Vogelsang.
Es wurde festgestellt und festgelegt:
1) Festlegung der Grenzen praktisch die gesamte Halbinsel
2) Der Flugplatz wird nördlich von Altwarp errichtet
3) Verlegung der Schiffahrtslinie Ueckermünde - Stettin weiter nördlich durch das Sicherheitsbedürfnis des Schießplatzes
4) Beeinträchtigung der Fahrten der Schleppkähne der Ziegeleien bei
Vogelsang, da Einführung von erweiterten Gefahrenzonen während der Schießzeit (1.4. - 1.10. von 6 - 18 Uhr)
5) Verbreiterung der Straße von Vogelsang nach Warsin
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6) Planung einer Südstraße von Warsin nach Altwarp
7) Weiterführung der Eisenbahnlinie Ueckerrmünde - Bellin - Vogelsang - Warsin, immer am Haff entlang, ab Warsin zu militärischen
Zwecken bis zur Nordspitze und etwa in Höhe Forsthaus Warsin
Abzweigung zu der Stelle, wo später das Lager errichtet werden
soll. Die militärische Eisenbahnstrecke ist auch zum Schießen vom
fahrenden Eisenbahnzug vorgesehen.
Diese Festlegungen sollen als Vorschlag in Berlin den vorgesetzten Dienststellen unterbreitet werden. Des weiteren ist vorgesehen, Unterkünfte für 1500 — 2000 Mann, Werkstätten und Flugzeugschuppen zu errichten. Der Schießsektor soll seitlich 5,5 km
mit zusätzlich 1 km Sicherungsstreifen betragen.
Zur Absicherung der Gefahrenbereiche zu Wasser werden Kontrollboote der Wehrmacht eingesetzt.
Die Einrichtungen des Platzes sind in der Ortslage Altwarp vorgesehen, dazu wird die Gemeinde Altwarp verschwinden. Es ist
auch eine infanteristische Ausbildung geplant.
11.2.1938
Schreiben des OKH, 4. Abteilung des Generalstabes zur Einrichtung des 2 cm Schießplatzes (2 cm Flak des Heeres) in Altwarp.
Wesentlicher Inhalt.
Durch Major Mißfelder, Reichsluflfahrtministerium, OSL, Reimann, OKH, Major von der Mosel, Infanterie-Schule, werden folgende Schwerpunkte vorgeschlagen:
 3 Feuerstellen (Schießstellen) für 2 cm Schul- und Gefechtsschießen,
 pro Feuerstelle 4 — 12 Geschütze,
 Schlepperflieger,
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Flugplatz nord/nordwestlich von Altwarp mit Rollfeld 1000
x 1000 m,
Schul- und Gefechtsschießen vom fahrenden Zug, sowohl 2
cm, MG und Gewehr,
in der Ortslage Altwarp das Lager der Schießschule und
Meßschule,
gegen Zielflugzeuge im freien Flug ohne Scharfschießen,
Anlage eines Schulschießstandes.
Quelle: LAG, Rep 66/377
1.4.1938
Abschließende Beratung der führenden Stellen in Stettin mit weiterer Präzisierung:
3 Feuerstellungen:
- Süd = Nähe Dorf Warsin
- Mittel = Försterei Warsin (war realisiert)
- Nord = am Trendel
Schießzeiten Sommer 6 - 18 und Winter 9 -14 Uhr,
Planung einer 2 cm Flak- und Truppenluftschutzschule,
Schulschießstand am Moritzberg,
Flugstützpunkt nordwestlich Altwarp.
Straßenführung Nord mit militärstrategischer Bedeutung, Süd als
Wirtschaftsstraße. Eisenbahn mit Haftlinie bis Trendel und ein
Abzweig zum Lager, Lager besteht aus Gebäude Lehreinheit, bestehend aus eine Komp. 2 cm Flak 200 Mann, gemischte Komp.
200 Mann und Meßabteilung 30 Mann, Kommandantur, Kommandostab, Wirtschaftsgebäude und Kasernen für zwei Bataillone. Beginn der Platzgrenze am Ortsrand von Warsin. Es folgen
Überlegungen zur Umsiedlung, Rohstoff- und Materialanlieferung, Einstellung von Arbeitskräften und terminlicher Fertigstellungen.
Quelle: LAG, Rep 66/377
23
Wahrscheinlich
wurde nur eine
Feuerstellen,
nördlich
der
Försterei Warsin
(Mittel) errichtet.
Für die anderen
Nähe
Warsin
(Süd) und am
Trendel (Nord)
fehlen jegliche
Hinweise.
Die
14:Munitionsfund in der ehemaligen NVAgesamte Fläche Abbildung
Dienststelle während Holzfällerarbeiten, die eindeutig der
der Feuerstelle 23 mm Flak zugeordnet werden konnte.
Mittel wurde planiert und der Untergrund mit Packlager verfestigt, teilweise gepflastert. Das läßt auf eine Nutzung motorisierter Flak schließen.
Das dieser Platz zum Scharfschießen benutzt wurde zeigen aufgefundene Geschosse und Fotos. Der Schußsektor von 55 Grad
zeigte in Richtung Nord (Haffseite).
Etwa 800m nordöstlich sind Reste fester Steinbauten vorhanden.
Dort könnte infanteristische Ausbildung (Schießen mit Schützenwaffen) durchgeführt worden sein. Die Ruinen lassen auf Gerätelager schließen. Laut Zeugenaussagen wurden die dortigen
Schießbahnen noch von der Kasernierten Volkspolizei (Vorläufer
Volksarmee) 1953 genutzt. Geschossen wurde in nördliche Richtung zum Haff.
24
Der geplante Schulschießstand am Moritzberg wurde nicht begonnen. Auch das geplante Flugfeld von 1000m x 1000m wurde
nicht vollendet. Als Schleppflugzeuge wurden Flugzeuge der
Baumuster W 34 und He 51eingesetzt.
Abbildung 15:Schießstelle an der alten Försterei Warsin; Parallel zum Haffufer
sind mehrere Flakgeschütze in Stellung gegangen. Werkzeuge und Zubehör sind
neben den Geschützen abgelegt. Im Vordergrund steht ein Entfernungsmesser (mit
einer 1m-Basis). Diese diente zur Entfernugsmessung anfliegender Flugzeuge.
Die Zieldarstellung wurde auf den Flakschießplätzen von Teilen
aus den zivilen „Luftdienstkommandos“ übernommen. Da noch
kein Flugfeld existierte erfolgten Start und Landung im geschütztem Neuwarper See. Die genannten Flugzeuge konnten zu Wasserflugzeugen umgebaut werden.
23.8.1938
Die Reichsumsiedlungsgesellschaft m.b.H., Berlin W 8, Behrenstrraße 51/52, Geschäftsführer Ministerialdirektor Lauenstein,
25
Zweigstelle Ueckermünde, Leiter Dr. Simon (Gesell.) stellt an die
Reichsstelle für Unisiedlung einen Antrag auf Einleitung des
Siedlungsverfahrens Altwarp, hier handelt es sich um die Reichsumsiedlungssache Neuwarp-Altstadt mit einem Gemeindevermögen von ca. 800.000,-RM, später Erhöhung des Liquidationsvermögens durch Auflösung der Gemeinde Altwarp auf 816.434,50
RM, Bearbeiter Reg. Rat Dr. Gries, Kulturamtsvorsteher, Stettin.
Quelle:LAG Rep. 66/254
5.9.1938
Mitteilung Kulturamt Stettin an Landrat Ueckermünde:
Die Gesell. beabsichtigt, in Kürze zur Umsiedlung von Fischern
von Altwarp nach Neuwarp ca. 150 ha Fläche in Neuwarp zu erwerben und hat die Erteilung der Ansiedlungsgenehmigung beantragt.
Quelle:
23.9.1938
Bericht Dr. Gries zum Ergebnis geführter Verhandlungen:
Die Unterbringung der Witwen erfolgt im Altersheim Neuwarp
Nr. 18, Haus Kadow, hier herrschen katastrophale Zustände in
seiner Wohnung, so dass keine Entschädigungssumme in Betracht kommt.
3 Familien werden in Odermünde untergebracht. Die weitere Umsiedlung wird durch Kauf von Wohnungen am freien Markt begleitet. Ausstellung von Bescheinigungen, dass die Aussiedlung
im Landesinteresse notwendig ist.
Quelle LAG, Rep66/254
26
25.9.1938
Bericht Dr. Gries:
Als Räumungstermin wird der 1.4.1939 angeordnet, eine Abstimmung erfolgt zwischen Landrat, Reichsnährstand, Oberfischmeister und Wasserbauverwaltung. Es wird eine Wiederherstellung
ähnlicher Lebensverhältnisse wie in Altwarp angestrebt. Mit 22
Fischern wurden bereits gültige Verhandlungen geführt. Die
Siedlungsfläche ist der zu Neuwarp gehörende Stadtwald in einer
Entfernung von 3,4 km von Neuwarp (Altstadt). Es sind folgende
Einrichtungen geplant:
51 Wohnhäuser mit 70 Feuerstellen, darunter Fischergehöfte und
Einzelhöfe für Fischereiarbeiter, 1 Gastwirtschaft, 1 Fischhändler, 1 Bäcker, 1 Hafen, Gärten, Straßen und Wege sowie der Neubau einer Schule. Sämtliche Höfe sollen elektrischen Anschluss
und eine gemeinschaftliche Wasserversorgung erhalten.
Quelle: LAG, Rep 66/254
20.10.1938
Vermerk Landrat Ueckermünde:
Es gibt Probleme bei der Umsiedlung, so z.B. sind die Fragen
offen, wie die Unterstützungsempfänger untergebracht werden,
wie der geplante Neubau einer neunklassigen Schule umgesetzt
wird und wie eine Beschleunigung des Siedlungsbaus trotz Rohstoff- und Arbeitskräftemangel erfolgen kann.
Quelle: LAG, Rep 66/254
7. 11.1938
Schreiben des Landrates Ueckermünde:
Es wird festgestellt, dass die Fertigstellung am 1.4.1939 fraglich
ist. Die Straßen wollte ursprünglich die Wehrmacht bauen, hatte
die Aufträge aber an Privatfirmen weitergegeben. Dadurch sind
Zeitverzögerungen entstanden, weil zunächst laut Erlass des
27
OKW das Rollfeld/Flugplatz so schnell wie möglich fertig werden soll. Auch der Siedlungsbau in Altstadt (Firma Kruper) geht
sehr langsam voran, so dass auch Unterbringungen in Ziegenort
notwendig sind. Die Wehrnacht will unbedingt am 1.4. 1939 in
Altwarp einziehen.
Die Unterbringung der Truppe muss einstweilen in die vorhandenen Gebäude erfolgen. Ziel soll aber die Errichtung von Baracken
wegen der Disziplin der Truppe bleiben. Chef der Heeresstandortverwaltung Altwarp nach Zeitzeugenaussagen Hauptman
Rathmann.
Kommandeur Tr.Ub.Pl. Altwarp und gleichzeitig Chef der Truppenluftschutzschule des OKH Altwarp, Major von der Mosel.
Sein Nachfolger wird OSL Hauschulz.
Quelle: LAG, Rep 66/254
4.1.1939
Besprechung über die genaue Einrichtung des Fischereihafens
Altstadt mit dem Oberfischmeister und dem Hafenbauamt Swinemünde. Ziel der Fertigstellung von Bollwerk, Mole, Befeuerung,
Wassertiefe und Eisschutz soll der 15.8.1939 sein.
Quelle: LAG, Rep 66/254
17.1.1939
Mitteilung des Bürgermeisters Ueckermünde an Landrat, dass ein
Antrag an die Deutsche Reichsbahn, Reichsbahndirektion Stettin
gestellt wurde, mit der Zielsetzung, dass die geplante Anschluss
Bahnstrecke Ueckermünde - Altwarp neben den militärischen
Zwecken auch für den zivilen Personen- und Güterverkehr bedeutsam und entwicklungsfördernd sei und deshalb die Einrichtung von Haltepunkten in Bellin und Vogelsang vorgeschlagen
wird.
Quelle: LAG, Rep 66/377
28
16.3.1939
Der Landrat: „Die Aussiedlung der Einwohner von Altwarp ist
weiter vorwärts geschritten, die Fischersiedlung Neuwarp-Altstadt ist noch nicht fertiggestellt, geplant ist sie bis September
1939. Ein Problem sind immer wieder die Unterstützungs-empfänger. Sie werden zum Teil in Ducherow und UeckermündeBornkamp untergebracht. Der Pfarrer Buchholz, Neuwarp ist per
18.2.1939 bevollmächtigt, die umgesiedelte Gemeinde Altwarp,
die rein rechtlich weiterbesteht, zu vertreten an ihrem neuen
Standort Altstadt.
Quelle: LAG, Rep 66/254
15.5.1939
Vereinbarung zwischen Gesell. und Landrat Ueckermünde über
die Verantwortlichkeit des Reiches beim Bau des Hafens Neuwarp/Altstadt, Baufirma ist Lenz & Co aus Stettin. Die Wasserversorgungsanlage wird ausgeschrieben.
Quelle: LAG, Rep 66/254
17.5.1939
Bericht des Kulturamtes Stettin zum Stand der Umsiedlung: Der
Straßen- und Grabenbau ist völlig unzureichend. Durch das
Schießgebiet werden den Altwarper Fischern umfangreiche
Fangplätze fortgenommen, sie müssen große Umwege machen
und der Fischtransport zu den Händlern und zur Siedlung ist sehr
schlecht. Es herrscht eine große Unzufriedenheit unter den Fischern. Quelle: LAG, Rep 66/254
August 1939
„Die neue Fischersiedlung in Neuwarp wird 50 Häuser umfassen,
von denen weit über die Hälfte schon gerichtet sind. Sie weisen
29
geräumige Wohnungen auf und sind an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Später soll eine Betonstraße die Verbindung mit der Straße Albrechtsdorf - Neuwarp herstellen."
Quelle: Die Technik im Ostseeraum, 8/1939
10.10.1939
Oberstleutnant Kurt Hauschutz wird Kommandeur des Flak-Umschul-Lehrgangs Altwarp, kurzzeitig wieder ins OKH abkommandiert und ab Mai 1940 gleichzeitig Kommandeur der Truppen-Luftschutzschule Döberitz und Kommandant des Tr. Üb.
Platzes Altwarp. 1.1.1941 Oberst. Ab 5.5.1941 Kommandeur des
IR 475 ...30.8.1944 an der Flugabwehrschule der Inf. In Greifswald, 1.10 44 Kommandeur, 1. 12. 44 Generalmajor und ab
18.4.1945 Stadtkommandant von Stralsund, Gefangenschaft, Lager und 26.6.47 Entlassung. Am 24.12. 1975 in Giessen verstorben.
Herbst 1939 Bewertung des Verkaufswertes des Waldes der Gemeinde Altwarp auf der Grundlage des im Sommer 1939 durchgeführten Bewertungsverfahrens des Heeresforstaufsichtsamtes
(Forstmeister Grosscurth). Wert: 879.098 RM.
Quelle: Internetrecherche
21.1.1939
Der Landrat:
Auch im November 1939 noch Probleme mit dein Wegebau, der
für die Fischer wichtig ist. Die Anlage des Hafens ist auf Grund
der Wetterlage ungünstig, im Gegensatz zu Altwarp. Es ist zum
Schutz gegen Eis und Wind aus Westen der Bau einer Mole erforderlich. Die Verbindung zur Chaussee Neuwarp-Albrechtsdorf
muss unbedingt als Betonstraße ausgebaut werden, da größere
Fischtransporte mit LKW vorgesehen sind.
Quelle: LAG, Rep 66/254
30
Februar 1940
Es erfolgt eine Erweiterung auf 86 Feuerstellen, 52 Wohnhäuser
sind in Planung bzw. in Bau. In Planung und Bau: Schulneubau,
Betsaal, Wegebau, Wasserversorgung und Abwasserbehandlung,
Hafenanlage, Gleisverbindung zum Haff, Leichenhalle, Feuerlöscheinrichtungen, Jugendheim (HJ-Heim), Sportanlagen und das
elektrische Ortsnetz.
Quelle: LAG, Rep 66/254
2.4.1940
Wegearbeiten von Neuwarp nach Altstadt und die Wege A bis E
in Altstadt gehen voran, teils Beton und Ziegelschotter als Belag.
Quelle: LAG, Rep 66/254
30 11.1940
Verfügung des Landrates über die Auflösung der Gemeinde Altwarps und die Bildung eines heereseigenen Gutsbezirkes. Das
Gebiet schließt auch einen erheblichen Teil des früheren Forstes
Vogelsang mit ein.
Quelle: LAG, Rep 66/377, 66/310
1941
In Altwarp befinden sich laut Tel.-Buch ein Gemeinschaftslager
der DAF, sowie ein Offiziersheim und eine Kantine der Wehrmacht
Quelle: Tel.-Buch 1941 Reg. Bezirk Stettin
31.3.1941
Übergabeverhandlung in Altwarp, anwesend Standesbeamter
Bürgermeister Kienaß, Oberzahlmeister Ehlers von Heeresstandortverwaltung Altwarp, sowie der Angestellte Well der Verwaltung und Kreisinspektor Dinse, Ueckermünde. Es erfolgt die
Übergabe der Standesamtsgeschäfte. Quelle: LAG, Rep 66/310
31
1.4.1941
Inkrafttreten der Anordnung über die Auflösung der Gemeinde
Altwarp und Neubildung eines selbständigen Gutsbezirkes, unterzeichnet vom Oberpräsidenten der Provinz Pommern Schwede
– Coburg. Amt des Bürgermeisters ist beendet, Übernahme durch
Gutsvorsteher Oberzahlmeister Ehlers.
Quelle: LAG, Rep 66/377, 66/310
1.5.1941
Auf dem Tr. Üb. Pl. Altwarp wird das Fla-Btl. (mot) 614 mit drei
Kompanien durch WK II Stettin aufgestellt. Es untersteht 1942
der 6. Armee und wird in Stalingrad im Januar 1943 vernichtet.
Eine Besonderheit des Btls war der Flakpanzer 1, eine auf dem
Panzer Kampfwagen 1, Ausführung A aufgebaute 2 cm Fla 38,
die in den Stoewer-Werken Stettin vorgenommen wurde.
Quelle: Internet, Tessin
10.6.1941
Bürgermeister Neuwarp:
Es gibt immer noch Probleme mit der Befestigung des Weges
zwischen Fischereisiedlung und Haff mit der Bitte, dass sich der
Landrat bei der Gesell. einsetzen soll, dass die Firma Lenz & Co.
aus Stettin diese Arbeiten übernehmen soll.
Quelle: LAG, Rep 66/254
10.10.1941
Der Hafen ist immer noch nicht fertig und die Betonarbeiten für
die Verbindungsstraße zur Chaussee sind noch nicht ausgeführt.
Quelle: LAG, Rep 66/254
5.12.1941
Die Umsiedlung einzelner Familien ist weiterhin problematisch,
entweder die Wohnungen sind zu klein oder die Familien zu groß,
32
es wurden keine entsprechenden Wohnungen gefunden, die Familien zu arm, es wohnt nur noch die Witwe im Haus oder die
Trennung vom Mitfischer ist ein Problem. Es sind noch viele Bürger, die nicht Gefolgschaftsmitglieder der Wehrmacht sind, in
Altwarp wohnhaft und müssen noch umgesiedelt werden, es stehen dafür mehrere Orte im Kreis Ueckermünde zur Verfügung.
Quelle: LAG, Rep 66/222
April 1942
Laut Rangliste Heer ist Oberst von der Mosel (seit 1.9.1944 Rangliste Heer Generalmajor) Kommandeur der Fla-Schule der Infanterie und des TrÜbPI. Altwarps.
14.4.1942
Nachdem Probleme mit der Finanzierung des Unterhalts des Hafens aufgetreten sind, wird vorgeschlagen, dass der Erlös von
933.068 RM aus der Übereignung der Gemeinde Altwarp auf Anordnung des Oberpräsidenten in Stettin zur Verteilung als Beihilfe für einzelne Planungen in Altstadt wie Hafen, Wege, Schule,
Fürsorge u.a. Entschädigungen verwendet werden.
Quelle: LAG, Rep 66/254
25.9.1942
Kommandierung Major Georg Karl Briel an die Truppenluftschutzschule Greifswald, ab 1.1.43 Kommandeur Lehrgruppe
Quelle: Die Ritterkreuzträger der dt. Wehrmacht
1.11.1942
Übernahme des Hafens durch die Gemeinde Neuwarp trotz weiterer Baumaßnahmen, In der Vereinbarung zwischen Neuwarp
(Kienaß), Kreis Ueckermünde (Dr. Becker) und Reichsumsiedlungsgesellschaft (Dr. Simon) verpflichtet sich die Umsiedlungs-
33
gesell. zur Fertigung des Hafenschutzes, Ausbaggerung des Hafens und der Fahrrinne und zur Befestigung des Hafenplatzes und
der Stege.
Quelle: LAG, Rep 66/254, 66/309
Dezember 1942
Es sind immer noch nicht alle Bürger umgesiedelt, genannt werden die Familien Freudenfeldt, Bamberg, Fredenhagen, Gech,
Schultz, Lehmann, Schnallenberg, Hamm, Wollert, Spiegel,
Berndt, Rasch u.a.
Quelle: LAG, Rep 66/222
Winter 1942/43
In einem Lager sowjetischer Kriegsgefangener bricht eine Typhusepidemie aus, infolge der 200 Menschen sterben.
Quelle: (Inf J. Hardfield Nordkurier, April 1995)
April 1995
Im Raum Altwarp waren Kriegsgefangenenlager für sowjetische
Soldaten, Belgier und Franzosen eingerichtet, die z. T. auf dem
Gutshof der Wehrmacht arbeiteten.
(Stadtarchiv Ueckermünde Angaben zu Lager K 28, 29 und 30)
Quelle:
30.8.1943
OSL Briel Kommandeur derFliegerabwehrschule der Infanterie
in Rudolf Greifswald. Briel soll nach Petershagen auf dem
Übungsplatz Petershagen „Altwarp" eine große Hühnerfarm unterhalten haben.
Quelle: „Gewissen in Aufruhr", S. 38
34
17.8.1944
Bombenangriff auf Stettin, u.a. fallen auch auf Altstadt Bomben.
Zeitzeugen und Mehrere Todesopfer: Betty und Elli Ramm, Anna
und August
Quelle: Sterberegister Lieckfeldt, Ev. Zentralarchiv Berlin.
April 1945
Kampflose Übernahme durch sowjetische Truppen von Altwarpund Neuwarp. Standort Kampf-Kommandant Altwarp (Kampfgruppe Paul)
Quelle: Zeitzeugen, Tessin
Juni 1945
„Die Leute wollen wieder in ihre alten Wohnungen zurück ....."
Quelle: LAG, Rep 66/222
15.11.1945
Im großen ehemaligen Wehrmachtslager, welches nach April/Mai 1945 als Umsiedlerlager für ca. 2500 Menschen genutzt
wird, übernimmt Dr. Helmut Rathert, geb. 1888, vorher prakt.
Arzt in Krankenhaus Stettin, seit Kriegsende in Ueckermünde
sesshaft, die ärztliche Betreuung. Es sind Entlausungs- und
Duschanstalt sowie ein Krankenrevier eingerichtet. Seine Betreuung endet auf Grund eines schweren Motorradunfalls im Dezember 1946. Das Lager wird am 28.2.1947 aufgelöst.
Quelle: Dr. Freitag 100 Jahre Krankenhaus Ueckermunde
35
Spurensuche
Straßen, Dämme und Steingebäude sowie viele Verbindungswege in und um Altwarp erscheinen heute selbstverständlich, gehen aber auf Baumaßnahmen zur Errichtung des Truppenübungsplatzes zurück. So wurde nicht nur ein Betonwegenetz westlich
der Ortslage Altwarps gebaut, auch Nord- und Südstraße mit Anbindung nach Warsin und sogar ein Bahndamm gehörten zum
Tr.Üb.Pl. dazu.
Der
ehemalige
Tr.Üb.Pl. Altwarp
ist noch heute
durch Grenzsteine
der Wehrmacht mit
der Bezeichnung
WH (WehrmachtHeer) in der Ortslage Warsin und im
Bereich
der
Südstraße markiert. Abbildung 16: Parallel der Straße Vogelsang - Altwarp
Einige Betonreste (Siedlung), dort wo der Radweg verläuft, sollte das Bahnentlang gehen. Es sollte das Schießen vom fahrenverraten den Stand- gleis
den Zud geübt werden.
ort einstiger Gebäude. Aber nicht immer erschließt sich sofort die frühere Funktion. In diesem nördlich des Warsiner Forsthauses gelegenen Bereiches, direkt parallel zur Straße war eine der drei Feuerstellen.
Die weiteren zwei wurden wohl nicht in Betrieb genommen.
Interessant ist es, dass anfang der 1950er Jahre Flak-Einheiten der
KVP/ NVA von dieser Stelle auch mit kleinkalibrigen Waffen (3
cm- Flak) schossen. Der Schießbetrieb wurde haffseitig mit
Sperrbooten abgesichert. War die Sicherheit hergestellt, kamen
die Flugzeuge mit ihren Schleppsäcken als Übungsziel angeflogen. Für die zerschossenen Säcke beim Scharfschießen gab es
36
eine Nähstube (Scheibenhof) in Altwarp, wo die Säcke wieder
geflickt wurden.
In der Nähe des Haffufers stehen noch einige Ruinenreste. Dort
wurde wahrscheinlich die infanteristische Schießausbildung der
Flaksoldaten durchgeführt. Nach Augenzeugenberichten nutzte
die KVP / NVA auch noch diese Anlagen, wenn auch die Steinbaracken zur Materialgewinnung von der Bevölkerung schon abgetragen worden waren. Von hier wurde mit Schützenwaffen in
Richtung Haff geschossen.
Die genauen Standorte der einzelnen
Gebäude muss noch
rekonstruiert werden. Altwarp hatte
mehrere Lager wie
Wehrmachtslager,
Kriegsgefangenenlager,
Gemeinschaftslager
der
Deutschen ArbeitsAbbildung 17: Gebäudereste im Wald in der Nähe des
front (DAF) und ver- Trendels. Von hier erfolgten wahrscheinlich Schießschiedene Bezeich- übungen mit Schützenwaffen in Richtung Haff.
nungen wie Nordlager/Südlager und A-Lager/B-Lager werden genannt. Sie lassen
sich aber nicht immer genau zuordnen. Am Ende des Betonweges, der nördlich Altwarps an das Ostufer führt, ragen mehr unscheinbar aus dem Wasser und Schilf einige Holzstümpfe heraus.
Hier stand einst die Seebrücke von Altwarp. Sie könnte heute eine
Attraktion sein. Nachdem hier die beweglichen Güter Richtung
Osten verfrachtet wurden, habe man auch diese stabil wirkende
Brücke abgebaut. Sie war eigentlich als Anlegeort der zwei Wasserflugzeuge vom Typ Junkers W 34, die als Schleppflugzeuge
37
dienten, vorgesehen, stellte sich aber angeblich als Fehlplanung
heraus, wegen der dort herrschenden ungünstigen Winde.
Es lassen sich noch weitere Relikte aus dieser Zeit ausmachen.
Einige sollen noch aufgeführt werden, die in letzter Zeit noch ermittelt werden konnten
Abbildung 15: Die ehemalige Seebrücke.
38
Abbildung19 (1-4): Die gebrochene Betonsäule könnte der Mast einer Seilzuganlage
gewesen sein, mit deren Hilfe man Flugmodelle für Zielübungen über mehrere hunderte Meter bewegte. Drei um den Mast angeordnete Widerlager mit Ösen dienten zur
Abspannung des Mastes.Etwa 1000 m entfernt stand ein weiterer Mast und ein Fundament für eine Seilzugwinde, mit deren Hilfe ein Zugseil über diese Entfernung bewegt
wurde.
Quer durch den Waldkomplex in Richtunf Altwarp findet man bereits Schneisen vor,
die ein Gleisbett aufnehmen sollten. Unmengen von Erde wurden von den Kriegsgefangenen bewegt, um in Dorfnähe einen Damm zu schütten und die trassierte Bahnstrecke vorzubereiten.
Entwicklung 2cm Flak 0/38 im Deutschen Reich
1928 war die Entwicklung eines eigenen 2-cm-Maschinengewehrs bei der Firma Rheinmetall bereits in die Wege geleitet,
Auftraggeber Kriegsmarine. Zur Einführung kam die Waffe als
2-cm-Fliegerabwehr-Maschinengewehr C/30. Unter der Bezeichnung 2-cm-Fliegerabwehr-Maschinengewehr 30 ist sie 1931 vom
Heer erprobt worden. Dabei zeigte die Lafettierung erhebliche
Mängel. Bis 1933 wurde das Geschütz in wesentlichen Teilen
verbessert und stand ab 1934 als 2-cm-Fliegerabwehrkanone 30
auf dem einachsigen Sonderanhänger 51 zur Verfügung.
39
Bedarfsträger war die im Aufbau begriffene Luftwaffe, die auch
die Luftabwehr als ihre ureigenste Aufgabe verstand. In diesem
Rahmen wurde das 2-cmFliegerabwehr-Maschinengewehr 30, später 2-cmFliegerabwehrkanone 30,
bei den leichten Flakbatterien (2 cm), leichten Flakzügen (2 cm) und den leichten Flakergänzungszügen
(2cm) sowie in den leichten
Flaktrupps (2 cm) der schweren Flakbatterien eingesetzt. Ihre
Aufgabe war die Abwehr von Tiefangriffsflugzeugen in Höhen
bis 2000 m.
Beim Heer traf man die Waffe vorerst nur als 2-cm- Kampfwagen-Maschinengewehr 30 an. Erst in der zweiten Hälfte der 30er
Jahre kam man beim Heer zu der Erkenntnis, dass vor allem die
motorisierten und gepanzerten Verbände, ebenso die Panzerabwehrtruppe über eigene, unmittelbar auf dem Schlachtfeld zur
Wirkung kommende Waffen zur Bekämpfung von Tiefangriffsflugzeugen verfügen mussten. Es wurde mit dem Aufbau der ersten Heeresflakformationen begonnen. Bei Ausbruch des Zweiten
Weltkrieges hatten die Divisionen der 1. Welle in ihren Panzerabwehrabteilungen eine 3. bzw. 4. (Fla-Mg-Kompanie, die mit 2cm-Fliegerabwehrkanonen bewaffnet waren. Während des Feldzuges in Polen, im September 1939, kamen die ersten Heeres-FlaBataillone (mot.) mit 2-cm-Fliegerabwehrkanonen auf Selbstfahrlaffette zum Einsatz.
Diese Truppen erreichten bis zum Mai 1940 die Stärke von sechs
Bataillonen. Damit verbunden war die Bereitstellung von Fliegerabwehrgeschützen für das Heer. Die Erprobung der 2-cm-Fliegerabwehrkanone ist 1936 bis 1939 während des Bürgerkrieges in
40
Spanien erfolgt. Positiv bewertete die Truppe die hohe Beweglichkeit auf dem Sonderanhänger 51 hinter dem (Kfz. 81) gefahrenen Geschützes.
Zu hoch war das Gewicht in Feuerstellung. Weiterhin wurde ein
Schutzschild gefordert. Die Weiterentwicklung der 2-cm-Fliegerabwehrkanone 30 ist schon Anfang der 30er Jahre angeregt worden. Schwerpunkte der neuen militärischen Forderungen waren
die Verminderung des Gewichtes in Feuerstellung, die Erhöhung
der Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse von 900 m/s auf bis
zu 1500 m/s und die Verdopplung der Feuergeschwindigkeit. Es
ging vor allem darum, innerhalb kürzester Zeit ein Maximum an
Geschoss- bzw. Sprengstoffmasse ins Ziel zu bringen.
Die Arbeiten an der Waffe wurden 1938 abgeschlossen. Das Gewicht in Feuerstellung - ursprünglich 463 kg - betrug nun nur
noch 405 kg. Die theoretische Feuergeschwindigkeit stieg von
280 Schuss/min (32,2 kg Geschossmasse) auf 450 Schuss/min
(51,75 kg Geschossmasse).
Beibehalten werden musste für den Rückstoßlader mit Zentralverriegelung die Munition, die wie bei der 2-cm-Fliegerabwehrkanone 30 aus 20-Schuss-Ansteckmagazinen zugeführt wurde.
Eine Erhöhung der Anfangsgeschwindigkeit ließ sich damit allerdings nicht erreichen.
Das Geschütz wurde gemäß einer Verordnung des Reichsministeriums der Luftfahrt, des Oberbefehlshabers der Luftwaffe und
des Inspekteurs der Flakartillerie vom 5. Januar 1939 unter der
Bezeichnung 2-cm-Fliegerabwehr-kanone 38 eingeführt.
41
Als Abart der 2-cm-Fliegerabwehrkanone 38 kam Ende 1940 die
Vierlings Fliegerabwehrkanone 38
heraus. Auch diese Waffe wurde in
Altwarp nachgewiesen.
Munition. Wichtigste Munitionsart
der 2-cm-Fliegerab-wehrkanonen 30
und 38 zur Luftzielbekämpfung war
die 1937 offiziell eingeführte 2-cmSprenggranatpatrone L-Spur mit dem
Kopfzünder AZ 5045 (Anfangsgeschwindigkeit 900 m/s). Sie und ihre
Abarten, zu denen auch verschiedene
Brandspreng-Granatpatronen gehörten, dienten zur Abwehr von Tiefangriffsflugzeugen in Höhen bis 2000 m
(Selbstzerleger über die Leuchtspur
nach 5 Sekunden auf 2200 m). Außerdem wurde diese Munition im Erdkampf gegen ungepanzerte Ziele eingesetzt. Für die Ausbildung gab es
weitere Munitionsarten. Dazu gehörte
die 2-cm- Sprenggranatpatrone Üb
mit Zünderersatzstück, die 2- cm
Exerzierpatrone und die 2-cm-Platzpatrone.
Granatpatrone der 2 cm- Flak.
Diese Übungsgeschosse wurden in
großen Mengen noch nach dem
Kriege gefunden.
42
Quellen:
Waffenarsenal Sonderband S-68 „Die 2-cm Flugzeugabwehrkanonen 30 und 38“, Wolfgang Fleischer, PODZUN-PALLASVERLAG 61 200 Wölfersheim-Berstadt
- Neumann, Oberst a. D. ,,Soldaten in Mecklenburg-Vorpommern 1600 bis 2()()()'', 1999, 2. Auflage 2002
- Schnase, Marita ,.Chronik Altwarp'', Hrg. Genieinde Altwarp
2003
- Stahl, Friedrich, Generalleutnant a. D. (Hrg.), ,,Heeresleitung
1939, Stand 3.1.39,(Friedensheer), Podzun-Pallas-Verlag
Friedberg
- Tessin, Georg, „Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS, 1939 - 1945", Bd. 16 Teil I 1996, Stationierungen WK I-Vl,
- Mattiello, Dr. G., Mailand und Vogt, Wolfgang, Koblenz,
,,Deutsche Kriegsgefangenen- und Internierteneinrichtungen
1939-|945", Handbuch und Katalog, Eigenverlag 1987, Voigt
Wolfgang
- Alman, Karl, ,,Ritterkreuzträger des Afrikakorps", Erich Pabel
Verlag Rastatt, 1975
- Dierich, Wolfgang, ,,Die Verbände der Luftwaffe 1935-1945",
1976
- Renz, Otto Wilhelm von, General der Flak-Artillerie a. D.,
,,Deutsche Flug-Abwehr im 20. Jahrhundert, Frankfur~M.
1960
- Westermann, Edward B. "FIak. German Anti-aircraft Defenses 1914-1945”, (Univercrsity Press of Kansas 2001)
- Feiler, Edelgard und Klaus, ,,Die verbotene Halbinsel
Wustrow, Flakschule, Militärbasis, Spionagevorposten“,
Christoph Links Verlag, Berlin 2004
- Petershagen, Rudolf, ,,Gewissen in Aufruhr'', Verlag der Nation Berlin, 1962
43
Freitag, Dr. Johannes, „100 Jahre Krankenhaus Ueckermünde"
Telefonbuch Regierungsbezirk Stettin 1941
Technik im Ostseeraum, Hefi 8/1939
Ritterkreuzträger der Wehrmacht
Rangliste des deutschen Heeres
,,Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtführung 1939-1945", hrg. von Kurt Mehner, Biblio-Verlag Osnabrück 1985
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Archive u. a. Sammlungen
Bundesarchiv Koblenz, RH 33/1
Landesarchiv Greiswald, Rep 66 Landratsamt Ueckermünde
Heimatstube Altwarp
Evangelisches Zentralarchiv Berlin
Zeitzeugen
Viele Zeitzeugen bleiben ungenannt. Ein besonderer Dank geht an
folgende Personen, die mit ihren Erinnerungen und ihrem Wissen
wesentlich zu dieser Schrift beigetragen haben: Marianne Ottenstein
(Hamburg), Horst Knaack (Hage), Doris Zielke, Iris Stoffregen,
Ernst Rickmann, Hartmann Neumann, Dörte Brandt (alle Altwarp),
und nicht zu vergessen, die drei Damen der Heimatstube Altwarp
Hannelore Rohloff, Renate Pfeiffer und Hannelore Hohmann.
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