Mein Weihnachtsbrief Weihnachten werde ich immer „radikal“ – bzw. fühle ich mich immer etwas fremd in einer Gesellschaft, die ihre eigenen Weihnachts-Gesetze schreibt. Weihnachten ist doch kein Fest des Schenkens, kein Fest der Familie, und auch kein Fest des Friedens! Weihnachten ist doch das Fest der Geburt des Retters! Mein schönstes Weihnachten – Wenn ich noch einmal einen Schulaufsatz zu schreiben hätte, er würde dieses Weihnachten in den 90er Jahren schildern, als ich im Osten des Tschad lebte. Dort, wo ich lebte, war Weihnachten das Fest der religiösen Minderheit. Die wenigen Christen, die dort lebten, waren Soldaten, Krankenpfleger oder Lehrer, die seit Monaten auf ihr Gehalt warteten. Sie waren arm und arm dran: oftmals durch den Staat quasi „strafversetzt“ – freiwillig ging niemand aus dem fruchtbaren Land, der eigenen Familie, des eigenen Clans in die dürre Fremde, deren Nächte im Winter bitterkalt waren und deren sandiger Boden oft nur eine karge Hirse-Ernte erbrachte. Und doch: gerade dort habe ich Weihnachten gefeiert wie niemals vorher oder nachher. Weihnachten pur. Bar jedes Wohlstands- und Romantik-Ballasts. Schon den ganzen Tag haben die Frauen das Essen miteinander vorbereitet: Hühnchen, Zwiebeln, Knoblauch, Öl und Reis , Tee und Zucker auf dem Markt einkaufen. Dann kochen sie gemeinsam das Essen für ungefähr 50 Menschen in ihren großen gusseisernen Töpfen, die sie aufs Gemeindegrundstück gebracht haben. Andere holen Holzkohle und Holz herbei fürs Feuer. Die Männer richten draußen die Bänke her… Gegen 17.00 Uhr beginnt der Gottesdienst: mit vielen kleinen und großen Kindern, stillenden Müttern und Vätern – aber auch etlichen Männern, die ohne Familie im „Norden“ stationiert sind – und uns beiden deutschen Frauen, die wir seit Jahren dort leben. Lieder, eine Predigt – davon weiß ich nichts mehr – keine Kerzen, kein Weihnachtsbaum, kein Schmuck… Wir sitzen wie üblich in diesem Gebäude aus Lehm mit Wellblechdach, auf schmalen Holzbänken. Aber ich erinnere mich lebhaft, weil es eben etwas Besonderes, Weihnachtliches war, an das Zusammensein danach: Wir sitzen an den langen Bänken; Frauen bringen Reis mit wenig Hühnchen und Soße darauf auf großen Tabletts nach draußen… wir sitzen mit sechs bis acht Personen um ein Tablett herum und essen schweigend…. Und genießen das besondere Essen: Reis ist hier im Norden Luxus; Hähnchen – Fleisch! – sowieso! Danach servieren die Frauen den Tee, den wir schlürfend genießen. Längst ist die Nacht gekommen: mit unzähligen Sternen, wir können die Milchstraße mit bloßem Auge sehen. Danach singen. Selbstverständlich ohne Noten oder Gesangbücher. Wir singen auswändig, was wir kennen an Weihnachtsliedern über den Retter der Welt. In allen vertretenen Sprachen, und das sind viele: Französisch, Ngambay, Arabisch, auch Deutsch: „O du fröhliche an“ und „Stille Nacht“. Einige kennen Melodie und französischen Text der Lieder und singen mit … Nach Stunden kehren wir durch die stille kalte Nacht heim, eine Glaubensschwester samt ihrem Esel begleiten wir noch bis nach Hause… wie Maria und Joseph! Mit dieser Erinnerung an „Weihnachten pur“ ein gesegnetes Weihnachten allen, die in diesem Jahr auf meiner Homepage unterwegs waren, an Angeboten in Gemeinde oder Dekanat teilgenommen haben, unterwegs mit Christus und mit anderen. Dass die Freude über Jesus, den Retter, eure und Ihre Herzen erfüllt, wünsche ich von Herzen! Beate Thiessen
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