Vision Flussperlmuschel

Newsletter 2014
Vision
Flussperlmuschel
Nachzuchterfolge 2011–2014
Überwinterung und Biomonitoring 2013–2014
Ausbringung der neuen Hälterungssysteme
Probelauf Jungmuschelrinnen
Einzugsgebietskartierung 2014
Internationale Tagungen
Öffentlichkeitsarbeit
Kommende Meilensteine
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Newsletter 2014
Vision Flussperlmuschel
Inhalt:
Nachzuchterfolge 2011–2014
Überwinterung und Biomonitoring 2013–2014
Ausbringung der neuen Hälterungssysteme
Probelauf Jungmuschelrinnen
Einzugsgebietskartierung 2014
Internationale Tagungen
Öffentlichkeitsarbeit
Kommende Meilensteine
Kontakt:
Mag. Stefan Guttmann
Amt der Oö. Landesregierung
Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung
Abteilung Naturschutz; Bahnhofplatz 1, 4021 Linz
________________________________________________________
Das Projekt wird finanziert von der Abteilung Naturschutz des Amtes der Oö. Landesregierung,
dem Büro Landesrat Haimbuchner und der Europäischen Union.
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Nachzuchterfolge 2011 – 2014
In der ersten Projektphase des Artenschutzprojektes „Vision Flussperlmuschel“ konnten in
den Jahren 2011 bis 2013 große Erfolge in der Jungmuschelnachzucht verzeichnet
werden. Insgesamt wurden in einem vorgezogenen Modul am Gießenbach und in der
2011 errichteten Muschelzuchtanlage in Kefermarkt bis ins Jahr 2013 mehr als 22.500
Jungmuscheln geerntet. Diese Zahl wurde zum Auftakt der zweiten Projektphase, im Jahr
2014, mit mehr als 40.000 geernteten Jungmuscheln übertroffen (Abb. 1). Die exakten
Erntezahlen der jeweiligen Projektjahre sind in Tab. 1 aufgelistet.
Abb. 1: Anzahl geernteter Individuen je Erntejahr.
Tab. 1: Jährlicher Ernteerfolg juveniler Flussperlmuscheln.
Projektjahr
2010/11
Projektjahr
2011/12
2012/13
2013/14
2014/15
Projektjahr
2011/12
2012/13
2013/14
2014/15
Anzahl der zur Jungmuschelernte
verwendeten Bachforellen
20
Anzahl der zur Jungmuschelernte
verwendeten Bachforellen
ca. 20
4
26
bis dato 78
Anzahl der zur Jungmuschelernte
verwendeten Bachforellen
ca. 20
20
26
bis dato 60
Anzahl der geernteten Gießenbach-Jungmuscheln
658
Anzahl der geernteten Naarn-Jungmuscheln
2.319
2.190
21.257
Ernte erfolgt im Juni/Juli 2015
Anzahl der geernteten Aist-Jungmuscheln
17.554
18.982
Ernte erfolgt im Juni/Juli 2015
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Der stetig steigende Ernteerfolg ist ein Beweis für die laufende Optimierung des
Ernteprozesses in der Muschelzuchtanlage in Kefermarkt. Leider erweist sich das zweite
Stadium in der Flussperlmuschelzucht als wesentlich schwieriger als das Gewinnen der
Jungtiere – in den ersten Monaten nach der Ernte der juvenilen Muscheln müssen jährlich
hohe Sterberaten verzeichnet werden. So wurde leider auch die Euphorie über das sehr
gute Ernteergebnis im Jahr 2014 durch ein plötzlich eintretendes Massensterben der
jungen Flussperlmuscheln getrübt. Ein Vergleich der Überlebensraten in den jeweiligen
Kohorten zeigt, dass in allen Erntejahren die Individuenanzahlen vor allem in den ersten
Lebensmonaten, also in der Phase, in der die Tiere in Plastikschälchen in Klimaschränken
gehalten werden, dezimiert werden. Im nächsten Erntejahr gilt deshalb genau diese Phase
als Angriffspunkt für sämtliche Verbesserungen in der Flussperlmuschelnachzucht, um
den jährlichen Zuchterfolg auch langfristig zu maximieren. Die geplanten Neuerungen in
der Muschelaufzucht werden im Kapitel „Ausbringung der neuen Hälterungssysteme“
sowie „Probelauf Fließrinnen“ vorgestellt.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein vitaler Jungmuschelbestand von rund 630 Individuen
aus der ersten Projektphase zu verzeichnen. Es handelt sich hierbei um 141
nachgezüchtete Jungmuscheln des Gießenbach-Stammes, 310 Muscheln des NaarnStammes sowie 183 Jungmuscheln des Aist-Stammes (Abb. 2).
Von den über 40.000 geernteten Individuen des ersten Jahres der zweiten
Projektphase haben bis Dezember höchstens 450 Jungmuscheln überlebt. Diese
wurden aufgrund der hohen und nicht zu reduzierenden Mortalitätsrate im Labor als
„Notfallmaßnahme“ in Lochkäfige (Abb. 3) umgesiedelt und im Gießenbach ausgebracht.
Eine ehestmögliche Kontrolle dieser Käfige wird die tatsächliche Individuenanzahl
darlegen – auf Grund der schlechten Kondition der Tiere zum Ausbringungszeitpunkt
muss im schlimmsten Fall mit einem Totalausfall gerechnet werden.
Abb. 2: Aktuelle Anzahl juveniler Flussperlmuscheln je Erntejahr.
(Stand: Dezember 2014)
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Meilensteine des oberösterreichischen Artenschutzprojektes „Vision Flussperlmuscheln“ in Hinblick auf die Nachzuchterfolge.
Aktueller Stand: 141 Jungmuscheln
des Gießenbach-Muschelstammes
Aktueller Stand: 310 Jungmuscheln
des Naarn-Muschelstammes
Aktueller Stand: 183
Jungmuscheln des AistMuschelstammes
Aktueller Stand: höchstens
450 Jungmuscheln des
Aist- und des NaarnMuschelstammes
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kk
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Überwinterung und Biomonitoring
2013–2014
Um die Eignung vorausgewählter Gewässerabschnitte im Aist- und Naarn-System für eine
allfällige Wiederansiedelung von Flussperlmuscheln zu überprüfen, wurde bereits in der
ersten Projektphase von „Vision Flussperlmuschel“ eine Bioindikation mit nachgezüchteten
Jungmuscheln durchgeführt. Hierfür wurden Lochplatten verwendet (Abb. 3), also speziell
angefertigte Plastikboxen zur sicheren Hälterung der Jungmuscheln. Diese Boxen wurden
in der fließenden Welle in den ausgewählten Gewässerabschnitten positioniert. Jeweils
am Ende der Biomonitoring-Durchgänge wurden die Überlebens- und Wachstumsraten
der Jungmuscheln bestimmt.
In den ersten Jahren des Projektes wurde mit dieser Methode die grundsätzliche Eignung
verschiedener Gewässer im Aist- bzw. Naarn-Gewässersystem getestet. Es konnten
daher alle bisher gewonnenen Jungmuscheln das letzte Jahr über mit Aussicht auf hohe
Überlebensraten in der freien Welle ausgewählter, nachweislich gut geeigneter Bäche
exponiert werden.
Abb. 3: Lochplatten für das Biomonitoring mit Jungmuscheln.
Neben dem Gießenbach, dessen gute Eignung als Aufzuchtgewässer für juvenile
Flussperlmuscheln unter anderem durch einen Ringversuch der TU München (DENIC et al.
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2014) bestätigt wurde, wurde auch der Käfermühlbach als Aufzuchtbach herangezogen –
hier wurde in den vergangenen Jahren die dritthöchste Überlebensrate beim Biomonitoring
festgestellt. Ungefähr die Hälfte der Individuen des Aist-2013er Muschelstammes wurde in
der Flanitz in Lochplatten gehältert.
Die Ergebnisse des letzten Biomonitorings sind in Tab. 2 dargestellt. Anhand dieser
Zahlen wird ein positiver Zusammenhang zwischen den Überlebensraten und dem Alter
der Jungmuscheln deutlich. Die geringsten Überlebensraten wurden bei den jüngsten, die
höchsten bei den ältesten Muscheln festgestellt. Das mit Abstand schlechteste Ergebnis
des Biomonitorings musste bei den Aist-Muscheln des Jahres 2013 in der Flanitz
diagnostiziert werden. Da bei Tieren gleicher Abstammung bei einer Hälterung im
Gießenbach eine mehr als dreimal so hohe Überlebensrate erzielt wurde (siehe rot
gedruckte Zahlen in Tab. 2), weist dieses Ergebnis auf eine mögliche schlechtere Eignung
der Flanitz als Aufzuchtgewässer hin.
Tab. 2: Biomonitoring-Ergebnisse 2013-2014.
Biomonitoring
Standort
(Gewässer)
Muschelstamm
Flanitz
Aist 2013
Gießenbach
Aist 2013
Kontrolldatum
urspr.
aktuelle
Individuen- Individuenanzahl
anzahl
Überlebensrate [%]
15.04.2014
26.08.2014
561
52
9,3
28.10.2013
27./28.8.2014
423
131
31,0
Naarn 2012
3./4.10.2013
27./28.8.2014
217
180
82,9
Gießenbach 2011
3./4.10.2013
27./28.8.2014
83
78
94,0
Okt. 2013
Aug. 2014
723
389
53,8
3./4.10.2013
05.12.2014
236
130
55,1
3./4.10.2013
29.08.2014
64
63
98,4
Okt. 2013 Aug./Dez. 2014
300
193
64,3
1584
634
42,47
Insgesamt
Käfermühlbach Naarn 2012
Gießenbach 2011
Insgesamt
alle Gewässer
Ausbringungsdatum
alle Stämme
Am 6. November 2014 wurden die im Jahr 2011 geernteten Jungmuscheln aus dem
Gießenbach im Zuge ihrer Umsiedelung in die neuen Hälterungssysteme (siehe Kapitel
„Ausbringung der neuen Hälterungssysteme“) vermessen. Erwähnenswert ist, dass die
mittlere Länge der im Gießenbach gehälterten Individuen fast eineinhalb Mal so groß wie
die der im Käfermühlbach ausgebrachten Tiere war (Abb. 4). Dies kann einerseits ein
weiterer Hinweis auf die optimale Eignung des Gießenbach-Wassers für die Aufzucht
juveniler Flussperlmuscheln sein, andererseits könnte dieses Ergebnis darauf hindeuten,
dass Jungmuscheln ideal an die Bedingungen ihrer Herkunftsgewässer angepasst sind
und daher dort die höchsten Wachstumsraten erreichen. Die bevorstehende Vermessung
der Naarn-Muscheln aus dem Jahr 2012, welche derzeit ebenfalls teils im Gießenbach
und teils im Käfermühlbach ausgebracht sind, wird weitere Informationen dazu bringen.
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Abb. 4: Vergleich der Körperlänge von dreijährigen
Muscheln. Herkunftsgewässer: Gießenbach. Ausbringungsgewässer: Gießenbach und Käfermühlbach.
In Abb. 5 sind dreijährige Jungmuscheln aus dem Gießenbach und zweijährige
Jungmuscheln des Naarn-Stammes abgebildet.
Abb. 5: Juvenile Flussperlmuscheln. Links: dreijährige Jungmuscheln aus dem
Gießenbach, rechts: zweijährige Jungmuscheln des Naarn-Stammes.
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Ausbringung der neuen Hälterungssysteme
Da die größten nachgezüchteten Jungmuscheln, wie in Abb. 4 ersichtlich, bereits eine
Körperlänge von sechs bis sieben Millimetern aufweisen und somit die Hälterung in den
Lochkäfigen aus Platzgründen allmählich an ihre Grenzen gelangt, wurden zu Beginn der
zweiten Projektphase neue Hälterungssysteme entwickelt (Abb. 6). Die Jungmuscheln aus
dem Erntejahr 2011 sowie die Hälfte der 2012 geernteten Individuen wurden im November
und Dezember 2014 in Holzkäfige nach ELENDER (mündl. Mitteilung) und Muschelsilos
nach BARNHART (2007) übersiedelt. Die genaue Individuenanzahl pro Hälterungssystem
und die derzeitigen Ausbringungsgewässer sind Tab. 3 zu entnehmen.
Abb. 6: Neue Hälterungssysteme für juvenile Flussperlmuscheln. Links: Holzkäfig, rechts: Muschelsilo (oben:
Prototyp Muschelsilo, unten: Muschelsilo im Gewässer positioniert).
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Tab. 3: Aufteilung der neuen Hälterungssysteme (Stand Dezember 2014).
Einbringungsgewässer Einbringungsdatum
Gießenbach
Käfermühlbach
06.11.2014
05.12.2014
Hälterungssystem
Muschelstamm
Individuenanzahl
Holzkäfig
Gb2011
78
Muschelsilo
Gb2011
31
Muschelsilo
Gb2011
32
Holzkäfig
Naarn2012
48
Muschelsilo
Naarn2012
42
Muschelsilo
Naarn2012
40
Nach dem Vorbild von ELENDER (mündl. Mitteilung) sollen in der kommenden Erntesaison
zusätzlich zur bisher praktizierten Vorgehensweise Jungmuscheln auch direkt nach deren
Gewinnung in solche Holzkäfige eingebracht und in verschiedenen Gewässern des Aistbeziehungsweise des Naarn-Systems großgezogen werden. Sobald die Muscheln eine
Körpergröße von ca. 1 mm erreicht haben, sollen sie außerdem teilweise bereits im ersten
Lebensjahr in Muschelsilos übersiedelt werden.
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Probelauf Jungmuschelrinnen
Die im Jahr 2014 installierten Fließrinnen für Jungmuscheln (Abb. 7) stellen einen weiteren
Fortschritt in der oberösterreichischen Flussperlmuschelnachzucht dar. Da dieses System
zur Aufzucht von Flussperlmuscheln in Frankreich seit einigen Jahren sehr erfolgreich
angewandt wird (DURY et al. 2013), soll im nächsten Jahr auch ein Teil der in Kefermarkt
gewonnenen Jungmuscheln direkt nach der Ernte in solche Rinnen übersiedelt werden.
Im Sommer 2014 wurden verschiedene Pump- und Filtersysteme getestet, es wurden
verschiedene chemische Wasserparameter in den Rinnen überwacht und ein
Biomonitoring mit juvenilen Muscheln betrieben, um das bestmögliche Fließrinnensystem
zu ermitteln.
Weiters wurden bereits im August 2014 2.559 der heuer geernteten Jungmuscheln aus
der Naarn sowie 2.123 Individuen des Aist-Stamms in Fließrinnen übersiedelt. Da diese
Individuen jedoch bereits bei ihrer Umsiedelung aus den Plastikschälchen einen sehr
schlechten Gesundheitszustand aufwiesen und bei einer späteren Kontrolle der Rinnen
keine lebenden Individuen mehr vorgefunden werden konnten, musste der Betrieb der
Fließrinnen für das Projektjahr 2014 beendet werden.
Abb. 7: Fließrinnen für juvenile Flussperlmuscheln. Die Netzkonstruktionen dienten zur
Hälterung der Individuen während des Biomonitorings in den Rinnen.
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Einzugsgebietskartierung 2014
Auch in der zweiten Projektphase sollen verschiedene für die Flussperlmuschel relevante
Gewässer in Oberösterreich kartiert werden. Das Hauptziel dieser detaillierten
Kartierungen besteht darin, potentielle Wiederansiedelungs-Habitate sowie geeignete
Gewässerabschnitte für die Aufzucht zu finden. Ein besonderer Fokus wird dabei unter
anderem
auf
die
Detektion
von
Sedimenteintragspfaden
sowie
anderer
muschelschädlicher Einflusse gelegt. Anhand eines umfassenden Kartierungsbogens
werden neben hydrologischen, morphologischen und ökologischen Parametern zum
Beispiel auch die Sedimentzusammensetzung, die Umlandnutzung und das damit
verbundene Erosionsrisiko sowie das Vorhandensein von Querbauwerken aufgenommen.
Im Herbst 2014 wurde die Schwarze Aist, die in der zweiten Projektphase als zusätzliches
Projektgewässer ausgewählt wurde, untersucht. Obwohl die umfassende Auswertung der
Kartierungsergebnisse erst im nächsten Jahr durchgeführt wird, stehen zum heutigen
Zeitpunkt bereits mögliche Wiederansiedelungsbereiche im Gewässer fest. Ein Beispiel für
einen solchen Abschnitt ist in Abb. 8 zu sehen. Im Zuge der Kartierung wurde auch ein
detailliertes Bild vom Hauptproblem der Schwarzen Aist, nämlich von der teilweise extrem
hohen Sandbelastung, gewonnen (Abb. 9 und 10).
Abb. 8: Mögliches Wiederansiedelungs-Habitat in der
Schwarzen Aist.
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Abb. 9: Sandbelastung Schwarze Aist. Links: Waldstrecke unterhalb der Mäanderstrecke nördlich von Schöneben,
rechts: Wiesenstrecke in der Mäanderstrecke nördlich von Schöneben.
Abb. 10: Karte zur Sandbelastung in der Schwarzen Aist.
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Internationale Tagungen
Um ständig im Austausch mit möglichst vielen Flussperlmuschel-Experten und immer am
aktuellen Wissenstand hinsichtlich Nachzucht zu sein, werden von den Mitarbeitern des
Technischen Büros für Gewässerökologie internationale Kontakte auf diversen
Kongressen und Tagungen gepflegt.
Birgit Lerchegger besuchte im März 2014 die alljährlich stattfindende MuschelschutzTagung in Freising (Deutschland), die heuer dem Thema „Muschelschutz im
Spannungsfeld zwischen Gewässernutzung und Klimawandel – Herausforderungen in der
Naturschutzpraxis“ gewidmet war.
Christian Scheder nahm im Mai 2014 an einer Tagung zum Thema „Wiederherstellung von
Flussperlmuschel-Populationen“ in Rovaniemi (Finnland) teil. Neben der Vorstellung von
angewandten Renaturierungs- und Nachzuchtprojekten aus ganz Europa standen die
unterschiedlichen Problemkreise, die in den teilnehmenden Ländern für den Rückgang der
Flussperlmuschel sorgen, im Fokus. Christian Scheder hielt im Zuge der Veranstaltung
einen Vortrag zur Habitatmodellierung für Flussperlmuscheln mit dem Titel „Habitat
modelling for the freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera) – A preliminary
study in Austrian watercourses as an initial point for an international project“. Teil der
Veranstaltung war auch eine Exkursion zu einem intakten Flussperlmuschel-Gewässer mit
hohem Jungmuschelanteil und gutem Wirtsfischbestand.
Vortrag von Christian Scheder bei der Flussperlmuschel-Tagung in Finnland.
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Vom 23. – 27. Juni 2014 fand in Trondheim (Norwegen) das „10th International
Symposium on Ecohydraulics“ statt, eine internationale Zusammenkunft von
Wissenschaftlern, die sich mit Computersimulation und -modellierung beschäftigen.
Unsere Arbeitsgruppe erhielt die Gelegenheit, ein Poster als Beitrag zur Konferenz zu
präsentieren. Christoph Hauer (Universität für Bodenkultur) und Clemens Gumpinger
besuchten die Konferenz zu diesem Zweck. Neben dem sehr wichtigen und interessanten
fachlichen Austausch konnten weitere Arbeitsgruppen für die Idee eines internationalen
Projektes begeistert werden. Nach der Tagung in Finnland ein weiterer wichtiger Schritt
zur Interessenabstimmung auf dem Weg zur Konzeptionierung eines internationalen
Projektes.
Poster von Clemens Gumpinger bei der Ecohydraulics-Tagung in Norwegen.
Daniela Gstöttenmayr, die neue Mitarbeiterin des Technischen Büros für
Gewässerökologie, besuchte im November 2014 eine Flussperlmuschel-Konferenz in
Brest (Frankreich). Die vier Themenschwerpunkte der Konferenz waren der Status und
Schutz der Flussperlmuschel in Europa, die Biologie und Zucht von Flussperlmuscheln,
Ökotoxikologie und Einzugsgebietsmanagement in Flussperlmuschel-Gewässern. Daniela
Gsöttenmayr stellte in ihrem Vortrag, „Conservation of Freshwater Pearl Mussels
(Margaritifera margaritifera L.) in Austria – Advances in a controlled rearing system”, die
Vorgehensweise sowie die Ergebnisse der Muschelnachzucht von 2011 bis 2014 in
Österreich vor.
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Vortrag von Daniela Gstöttenmayr bei der Flussperlmuschel-Tagung in Frankreich.
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Öffentlichkeitsarbeit
Neben der Teilnahme an internationalen Fachtagungen zum Thema Flussperlmuschel
wurden weitere Aktivitäten im Modul „Öffentlichkeitsarbeit“ durchgeführt.
Teilnahme an weiteren Fachveranstaltungen:
Birgit Lerchegger und Clemens Gumpinger hielten am Tag der offenen Tür im BiologieZentrum des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz unter dem Motto „James Bond im
Ökopark“ Vorträge zum Thema Flussperlmuschel und stellten im Zuge ihrer Präsentationen
auch das Projekt „Vision Flussperlmuschel“ vor.
Vortrag von Birgit Lerchegger im Landesmuseum in Linz.
Vortrag von Clemens Gumpinger im Landesmuseum in Linz.
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Exkursion aus und nach Tschechien:
Am 1. Oktober 2014 empfing Christian Scheder tschechische Kollegen des ŠumavaNationalparks in Kefermarkt. Die Delegation besichtigte die Muschelzuchtanlage sowie die
Flanitz und wurde genauestens über das oberösterreichische Zuchtsystem informiert. Am
17. Dezember fand ein Gegenbesuch statt. Clemens Gumpinger und Christian Scheder
besichtigten bei einer Exkursion in Tschechien die Blanice, eines der bedeutendsten
Muschelgewässer Südböhmens, und diskutierten mit den Kollegen mögliche
Verbesserungen an diesem Gewässer sowie eine mögliche Muschelzucht im Gebiet.
Wissenschaftliche Beiträge 2011–2014:
Das Technische Büro für Gewässerökologie konnte seit Beginn des Projektes „Vision
Flussperlmuschel“ sechs wissenschaftliche Beiträge in renommierten Fachzeitschriften
veröffentlichen:
SCHEDER C., C. GUMPINGER & D. CSAR (2011): Application of a five-stage field key
for the larval development of the freshwater pearl mussel (Margaritifera
margaritifera Linné, 1758) under different temperature conditions – A tool for the
approximation of the optimum time for host fish infection in captive breeding. Ferrantia 64, 13-22.
JUNG M., C. SCHEDER, C. GUMPINGER & J. W ARINGER (2013): Habitat traits,
population structure and host specificity of the freshwater pearl mussel Margaritifera
margaritifera in the Waldaist River (Upper Austria). – Biologia, 68/5, 922 – 931.
SCHEDER C., B. LERCHEGGER, P. FLÖDL, D. CSAR, C. GUMPINGER & C. HAUER (2014):
River bed stability versus clogged interstitial: Depth-dependent accumulation of
substances in freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera L.) habitats in
Austrian streams as a function of hydromorphological parameters. – Limnologica,
DOI:10.1016/j.limno.2014.08.003.
DENIC M., J-E. TAEUBERT, M. LANGE, F. THIELEN, C. SCHEDER, C. GUMPINGER, J. GEIST
(2014): Influence of stock origin and environmental conditions on the survival and
growth of juvenile freshwater pearl mussels (Margaritifera margaritifera) in a crossexposure experiment. Hydrobiologia, DOI:.10.1016/j.limno.2014.07.005.
SCHEDER C., B. LERCHEGGER, M. JUNG, D. CSAR, C. GUMPINGER (2014): Practical
experience in the rearing of freshwater pearl mussels (Margaritifera margaritifera):
advantages of a work-saving infection approach, survival, and growth of early life
stages. – Hydrobiologia, 735/1, 203–212.
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GUMPINGER, C., C. HAUER, P. FLÖDL & C. SCHEDER (2014): Habitat modelling for the
freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera) – The complex problem of
changing scales. – 10th ISE 2014, Trondheim.
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Kommende Meilensteine
November 2014 – Mai 2015
Hälterung der infizierten Fische in den Fischbecken der
Nachzuchtanlage und im Überwinterungsteich;
Überwinterung der bisher gewonnenen Jungmuscheln
in Buddensiek-Platten, Holzkisten und Muschelsilos im
Gießenbach und im Käfermühlbach.
Dezember 2014 – Februar 2015: Ausbringung verschiedener Dauermesssonden in
ausgewählten Gewässern zur Messung von
flussperlmuschel-relevanten Parametern.
Jänner – Mai 2015:
Einzugsgebietskartierungen im Käfermühlbach, in der
Flanitz und im Gießenbach.
ab Juni 2015:
Gewinnung weiterer Jungmuscheln aus dem Naarnund Aist-System;
Inbetriebnahme der Jungmuschelrinnen sowie der
neuen Hälterungssysteme.
Wir freuen uns sehr über den bisherigen Verlauf des Projekts und hoffen, auch in Zukunft
über erfreuliche Neuigkeiten berichten zu dürfen!
Das blattfisch-Flussperlmuschel-Team
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Vision Flussperlmuschel - Newsletter
Literatur
BARNHART M.C., T.B. FOBIAN, D.W. W HITES & C.G. INGERSOLL (2007): Mussel silos:
Bernoulli flow devices for caging juvenile mussels in rivers. – Fifth Biennial
Symposium of the Freshwater Mollusc Conservation Society, Little Rock, AR.
DENIC M., J-E. TAEUBERT, M. LANGE, F. THIELEN, C. SCHEDER, C. GUMPINGER, J. GEIST
(2014): Influence of stock origin and environmental conditions on the survival and
growth of juvenile freshwater pearl mussels (Margaritifera margaritifera) in a crossexposure experiment. Hydrobiologia, DOI:.10.1016/j.limno.2014.07.005.
DURY P., P.-Y. PASCO & M. CAPOULADE (2013): Rearing and reinforcing Freshwater Pearl
Mussel of the Armorican Massif. Programme LIFE+ NAT FR 000583 / 1st
September 2010 - 31st August 2016, Poster-Präsentation bei der Internationalen
Konferenz “Improving the environment for the freshwater pearl mussel” in
Kefermarkt, Österreich.
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Biotopkartierung Oberösterreich
Amt der Oö. Landesregierung
Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche
und ländliche Entwicklung
Abteilung Naturschutz
Bahnhofplatz 1, 4021 Linz
Tel. (+43 732) 7720-11871
E-Mail: [email protected]
www.land-oberoesterreich.gv.at
IMPRESSUM:
Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Oö. Landesregierung, Direktion für
Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Naturschutz • Bahnhofplatz 1, 4021
Linz • Redaktion: Daniela Csar, Christian Scheder & Clemens Gumpinger • Technisches Büro für
Gewässerökologie blattfisch •Fotos: blattfisch • Grafische Gestaltung: blattfisch • Herstellung:
Eigenvervielfältigung • November 2011 •