Kettenhof Aktuell Februar 2016 Chinas Wirtschaft und sinkende Ölpreise belasten Aktienmärkte Steigende Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen im Energiebereich Markttechnik sendet Warnsignale Reduktion der Aktienquote Krisen sind auch Chancen Markttechnische Warnsignale Schlechte Wirtschaftszahlen aus China und weiter sinkende Ölpreisnotierungen haben als Vorboten einer möglichen globalen Rezession den Börsen einen miserablen Jahresauftakt beschert. Obwohl die Vorlaufindikatoren noch keine harte Landung für die chinesische Wirtschaft signalisieren, sind die Probleme im Reich der Mitte nicht zu unterschätzen. Neben Überkapazitäten kämpft China mit einer wachsenden Kapitalflucht, welche die Devisenreserven bereits arg in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Abwertung der chinesischen Währung belastet dabei nachfrageseitig die Ölpreise neben dem anhaltenden Überangebot zusätzlich, weil China der weltweit grösste Ölimporteur ist. Der Ausverkauf an den Rohstoffmärkten wiederum schürt Ängste vor grösseren Kreditausfällen. Die nachstehende Grafik zeigt die Ölkrise aus Sicht der Kreditderivate. Der Anstieg der Kreditausfallversicherungsprämien signalisiert dabei stark steigende Ausfallwahrscheinlichkeiten sowohl im High Yield (HY) als auch im Investment Grade (IG) Bereich des Energiesektors. Damit werden wieder Erinnerungen an die Finanzkrise wach, als nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers eine Kreditklemme die globale Wirtschaft bedrohte. Quelle: Bloomberg Die entscheidende Frage im aktuellen Umfeld lautet deshalb, ob es die Zentralbanken einmal mehr richten werden oder wir an die Grenzen der geldpolitischen Möglichkeiten gestossen sind. Weil Kreditkrisen immer auch Vertrauenskrisen sind, wird das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Notenbanken für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten von zentraler Bedeutung sein. Vor dem Hintergrund der schwierigen fundamentalen Lage scheint der längerfristige globale Aufwärtstrend gedreht zu haben. Die nachtstehende Grafik bringt gleich drei markttechnische Warnsignale zum Ausdruck. Erstens befindet sich der aktuelle Kurs des Weltaktienmarktindex unterhalb der 200-Tage-Linie, was als negative Trendindikation zu interpretieren ist. Zweitens hat der kürzere 50-Tage-Durchschnitt den längeren 200-Tage-Durchschnitt von oben nach unten durchkreuzt. Eine solche Konstellation deutet auf eine mittelfristige Trendumkehr hin. Drittens verlaufen beide gleitenden Durchschnitte mittlerweile abwärtsgerichtet. Insofern verliert die Entwicklung an den globalen Aktienmärkten deutlich an Schwung bzw. Momentum. Insgesamt mahnt das Verdikt des Marktes bezüglich Aktienanlagen bis auf weiteres zur Vorsicht. Quelle: Bloomberg Anlagestrategie Neben China und den Ölpreisen gibt derzeit auch die rückläufige Entwicklung bei den Gewinnschätzungen und den ausgewiesenen Gewinnen der Unternehmen Anlass zur Sorge. Darüber hinaus erwartet der Markt in diesem Jahr zwischenzeitlich keine Zinserhöhung in den USA mehr, was darauf hin deutet, dass sich auch die konjunkturelle Entwicklung in den Industrieländern abzuschwächen beginnt. Wir nehmen die Warnsignale ernst und möchten in der aktuellen Lage insbesondere nicht die Augen vor dem Verdikt des Marktes verschliessen. Deshalb haben wir die Aktienquote um mehrere Prozentpunkte reduziert. Auf einen stärkeren Abbau von Aktien verzichten wir infolge der laufenden Dividendensaison vorläufig. Im derzeitigen Negativzinsumfeld stellen Dividenden nämlich eine der noch wenig verbliebenen direkten und gleichzeitig signifikanten Einnahmequellen für Anleger dar. Die partielle Absicherung der Aktienquote beabsichtigen wir bei Gelegenheit zu erhöhen. Empfehlungen In einem schwierigen Marktumfeld sind gute Empfehlungen natürlich rar. Trotzdem denken wir, dass in jeder Krise auch Chancen stecken. In stark fallenden Märkten ergeben sich insbesondere bei Gegenbewegungen und unter Berücksichtigung eines angemessenen Risikoeinsatzes interessante anlagetaktische Varianten. In diesem Zusammenhang haben wir kürzlich eine grössere Position in den stark unter Druck geratenen Valoren von Siemens erworben. Die kurz nach Kauf fällig gewordenen Dividendeneinnahmen haben wir dabei für den Kauf einer Put-Option auf den Titel verwendet, um bei einer allfälligen Beschleunigung des Abwärtstrends den Verlust zu limitieren. In der Zwischenzeit haben wir das kombinierte Engagement in Aktie und Option liquidiert und konnten innert Monatsfrist trotz widriger Börsenverhältnisse noch einen Gewinn realisieren. Sollten die Turbulenzen an den Aktienmärkten anhalten, werden wir im Verlauf der diesjährigen Dividendensaison das beschriebene anlagetaktische Vorgehen auch für andere unter übermässigen Abgabedruck geratene Blue-Chip-Aktien in Betracht ziehen. [email protected] T + 41 61 275 95 55 S.E.&O.
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