Tartakowerismen - Berliner Schachverband

Tartakowerismen
In den 1920er Jahren war Savielly (Xaver) Tartakower (1887-1956) einer der weltbesten
Schachspieler. Mit seinem Werk Die hypermoderne Schachpartie hat er die Entwicklung
der Schachtheorie nachhaltig beeinflußt. Berühmt geworden ist er aber vor allem durch
seine Aphorismen, die auch heute noch als geflügelte Worte gerne zitiert werden. Er
geizte nicht mit ihnen. Sie sind so prägnant, daß sie als Tartakowerismen bezeichnet
werden.
• Der vorletzte Fehler gewinnt.
• Ich mache Fehler, also existiere ich.
• Fehler können und dürfen nur starke Spieler machen.
• Die Fehler sind da, sie warten nur darauf, gemacht zu werden.
• Schach ist Kampf, hauptsächlich gegen die eigenen Fehler.
• Die Tragödie der Fehler ist die Tragödie der Leidenschaften.
• Eine ganze Partie kann auf einen bestimmten Fehler zugeschnitten sein.
• Die Schachpartie ist gewöhnlich ein Märchen aus Tausendundeinem Fehler.
• Eine Schachpartie wird nur durch Fehler entschieden: durch eigene oder gegnerische.
• Die Existenz des Schachspiels wird allein durch die Existenz von Fehlern gerechtfertigt.
• Im Schach gibt es nur einen Fehler - die Überschätzung des Gegners. Alles andere ist
entweder Unglück oder Schwäche.
• Man lernt im Schach nur durch Fehler. Im Fehler steckt immer etwas Richtiges. Die
Fehlzüge sind oft sehr schwer zu finden.
• Der zweitbeste Zug ist oft der einzig richtige.
• Es ist stets besser, die Steine des Gegners zu opfern.
• Opfer sind nur möglich, wenn der Gegner einen Fehler gemacht hat.
• Der Taktiker muß wissen, was er zu tun hat, wenn es etwas zu tun gibt; der Stratege
muß wissen, was er zu tun hat, wenn es nichts zu tun gibt.
• Moralische Siege zählen nicht.
• Es gibt ruhmvolle Niederlagen und verpatzte Siege.
• Durch Aufgeben hat noch niemand eine Partie gewonnen.
• Nur ein wirklich starker Spieler weiß, wie schwach er spielt.
• Zum Siege gelangt man nicht, wenn man gut, sondern nur wenn man besser spielt.
• Schachgesetze sind dazu da, um überholt zu werden.
• Die unerbitterlichsten Regeln im Schach sind die Ausnahmen.
• Ein Isolani verdüstert die Stimmung auf dem ganzen Schachbrett.
• Jede Eröffnung ist gut genug, um gespielt zu werden, wenn ihr Ruf nur schlecht genug
ist.
• Schrecklich, man spielt nicht mehr Schach, man spielt Varianten.
• Eine Drohung ist stärker als ihre Ausführung.
• Bekanntlich ist die Drohung stärker als ihre Ausführung. Eine indirekte Drohung stärker
als eine direkte, unmittelbare. Kann man sich also der Ansicht verschließen, daß
überhaupt keine Drohung die stärkste Drohung sei?!
• Zum Schachspiel - diesem Berechnungsspiel par excellence! - gehört Glück und Glück
und noch einmal Glück!
• Ich liebe das Schachspiel, weil es so unlogisch ist.
• Der beste Zug im Schach, wie im Leben, ist stets - der gemachte.
• Um ja nicht auf Verlust zu stehen, verliert mancher die Partie.
• Das Verhindern eines Figurenverlustes hat schon viele Spieler die Partie gekostet.
• Jede Schuld rächt sich am Schachbrett.
• Jeder Schachspieler sollte ein Hobby haben.
• Wer Schach spielt, glaubt an die Menschheit.
• Arme Menschen! Wie gleicht ihr in allen euren Unternehmungen dem Schachspieler,
der die Partie hätte gewinnen können...