Erfahrungsbericht University of Minnesota, USA Zeitraum: 31.08.2015 - 27.11.2015 Als ich in der zehnten Klasse auf dem Gymnasium war, stellte sich meinen Mitschülern und mir die Frage, ob wir ein Auslandsjahr absolvierten sollten. Mir gefiel die Vorstellung für ein Jahr ein anderes Land kennenzulernen. Ich war bis dahin noch nicht sehr weit gereist und interessierte mich sehr für andere Kulturen und Mentalitäten, insbesondere die USA. Leider war es mir damals aus finanziellen Gründen nicht möglich für ein Jahr an einem Austauschprogramm teilzunehmen. Einige Jahre später begann ich mein Zahnmedizinstudium an der Universität Greifswald nach einer Ausbildung zur Zahntechnikerin. Ich erfuhr schnell, dass in Greifswald Studentenaustausche von der Zahnmedizinfakultät angeboten werden. Im neunten Semester würde es möglich sein für ein Semester in Frankreich, England, Kroatien, Finnland oder den USA zu studieren. Im Januar 2015 habe ich mich für als Austauschstudent für das Wintersemester 2015/16 beworben. Die University of Minnesota war im Folgenden mein erster Wunsch. Minnesota liegt im mittleren Westen und im Norden der USA. Der Staat grenzt an Canada, Wisconsin, North und South Dakota, sowie Iowa an. Nach einer formlosen Email an den zuständigen Ansprechpartner für Auslandssemester in der Zahnmedizin, Professor Dr. Splieth, hatte ich mich auch schon offiziell für Minnesota beworben. Es waren insgesamt 4 Bewerbungen, jeweils eine für die Universitäten in Newcastle und Zagreb und zwei für die University of Minnesota. Zu unserem Glück wurden alle Bewerber angenommen und konnten ihre jeweilige Wunschuniversität für ein Semester besuchen. Die zweite Studentin, die sich für die University of Minnesota beworben hatte, ist meine Kommilitonin und „Stuhlpartnerin“, mit der ich zusammen Pati0enten in Greifswald behandle. Wir kannten uns also schon vor dem Auslandssemester und konnten uns bei vielen organisatorischen Dingen absprechen, bzw. unsere Erfahrungen austauschen. So buchten wir auch zusammen den Flug von Deutschland nach Minneapolis. Nach unserer Annahme bekamen wir circa zwei Wochen später die erste E-Mail aus Minneapolis. Dort konnten wir die ersten wichtigen Informationen lesen, wie zum Beispiel, wann das Semester beginnen und wo unser Appartement liegen sollte. Wir hatten Glück, da die Dental School in Minneapolis für ihre Austauschstudenten eine Wohnung in unmittelbarer Nähe des Campus stellt. Somit mussten wir uns nicht um eine Wohnung für drei Monate bemühen, was sich als schwierig herausgestellt hätte, da die meisten Wohnungen für mindestens sechs Monate vermietet werden. Wir erfuhren, dass das Semester Ende August begann und an Thanksgiving Ende November 2015 endet. Dies ist also um einiges kürzer als an den anderen europäischen Universitäten. Des Weiteren schrieb uns unsere amerikanische Kontaktperson, dass sie uns bald Formulare zum Beantragen des Visums und Informationen zu den Gesundheit- und Impfrichtlinien schicken würde. Für ein dreimonatiges Auslandssemester in den USA brauch man ein F1 oder ein J1 Visum. Ersteres ist leichter zu erhalten, da das J1 Visum eher für Studenten geeignet ist, die länger als ein Semester in den USA bleiben wollen. Diese haben die Erlaubnis einem gering bezahlten Nebenverdienst in den USA nachzugehen. Das Beantragen des F1-Visums war mit viel Arbeit verbunden, so brauchten wir einen Nachweis unserer Eltern, dass sie die Möglichkeit haben uns im Notfall finanziell unterstützen zu können. Neben weiteren kleineren Auskünften und einem formlosen Motivationsschrieben erhielten wir von der Universität unser I-20 Formular, mit welchem wir uns erst für ein Visum bewerben konnten. Nach einem nervenaufreibendem Online-Bewerbungsformular der amerikanischen Botschaft erhielten wir die Möglichkeit einen Termin für ein Interview auszumachen. Ich entschied mich zur Botschaft in Berlin zu gehen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich ca. 220 Euro für Gebühren ausgegeben. Die Zusicherung das Visum zu erhalten bekommt man erst im Interview. Wenige Wochen vor meinem Flug erhielt ich meinen Reisepass, den ich in der Botschaft mit meinem F1-Visum einreichte. Nun habe ich mich um die Impfungen gekümmert, die die University of Minnesota von ihrem medizinischen Personal verlangt. So musste ich, für deutsche Standards ungewöhnlich, einen Tuberkulosetest und einen Windpockennachweis erbringen. Nach einem elf-stündigen Flug erreichten wir MSP- den Flughafen in Minneapolis. Eine der amerikanischen Zahnmedizinstudentin erklärte sich bereit uns am Flughafen abzuholen. Durch ein Foto, welches wir ihr vorher per E-Mail geschickt hatten, konnte sie uns direkt erkennen und wir machten unsere erste Bekanntschaft mit einer Kommilitonin. Sie brachte uns zu unserem Appartement, wo wir den dritten Austauschstudenten für dieses Semester aus Dänemark kennenlernten. Die Studentin, die sie abholte bot uns an noch am gleichen Abend zu einem Lebensmittelladen zu fahren. Wir waren sehr erstaunt über die ungewöhnlich hohen Lebensmittelpreise. An unserem ersten Termin in der Zahnklinik lernten wir unsere amerikanische Kontaktperson kennen. Sie gab uns die Formulare für die Krankenversicherung der Universität, für die wir 300 Euro pro Monat erhielten. Außerdem gab sie uns eine Führung durch die Zahnklinik und machte uns mit unseren Gruppenleitern bekannt. Alle Studenten der zahnmedizinischen Fakultät sind in sogenannte „Color Groups“ eingeteilt, in welcher ca. fünfzig Studenten aller vier Studienjahre vertreten sind. Pro Color Group sind zwei bis drei Kursassistenten und eine Kursschwester in der Zahnklinik anwesend, welche die Studenten des dritten und vierten Studienjahres, die im Gegensatz zu den Studenten des ersten und zweiten Studienjahres Patienten behandeln, unterstützen. In den USA war ich offiziell ein Student des vierten und damit finalen Studienjahrs. Dadurch gingen meine Behandlungszeiten von 9.00 Uhr morgens bis 16.00 Uhr nachmittags. Morgens fanden zudem Vorlesungen für das dritte Studienjahr statt, an denen wir teilnehmen konnten. Wir hatten die Möglichkeit in jedem zahnmedizinischen Fachbereich tätig zu sein, das heißt Konservierende Zahnmedizin (Kons), Prothetik, Parodontologie, Kieferorthopädie, Oralchirurgie, Kinderzahnheilkunde und zahnmedizinische Radiologie. Ich fällte die Entscheidung mich auf Kons, Prothetik, Parodontologie und zahnmedizinische Radiologie zu konzentrieren. Die meisten Patienten, die ich behandelte, benötigten Füllungen und Zahnreinigungen. Besonders haben mir Füllungen im ästhetischem Bereich gefallen Als Konsequenz daraus möchte ich mich nach meinem Abschluss mehr auf die ästhetische Zahnmedizin konzentrieren. Meine Kommilitonen, besonders auch die für meine Color Group zuständige Sprechstundenhilfe halfen mir Patienten zu finden, so dass ich gut ausgelastet war. In den ersten Wochen war es für mich noch eine Herausforderung mit Patienten auf Englisch zu sprechen. Gerade die Aufklärung zu Diagnosen oder Behandlungsabläufe fielen mir zunächst noch schwer. Meine Patienten waren jedoch sehr geduldig und verständnisvoll. Meine Kommilitonen und Kursassistenten waren sehr bemüht mir das amerikanische Behandlungssystem nahe zu bringen. Nach etwa einem Monat konnte ich bereits sehr eigenständig arbeiten und war nur noch selten auf Hilfe angewiesen. Grundsätzlich waren die meisten Patienten, Kommilitonen und Mitarbeiter der Zahnklinik, die ich kennenlernte, sehr an Deutschland und der deutschen Zahnmedizin interessiert, sodass ich eine Präsentation über dieses Thema vor meiner Color Group hielt. Für die Koordinatoren des Austauschprogrammes war es sehr wichtig, dass wir neben der Zahnmedizin auch die Möglichkeit haben, Land und Leute kennenzulernen. So war es uns freigestellt sogenannte „Personal Days“ zu nehmen um im Land zu verreisen. Wir nutzten diese Möglichkeit aus und reisten nach Chicago, den Rocky Mountains in Colorado, nach Kalifornien, aber auch nach Duluth (Minnesota) und dem Lake Superior. Ich persönlich hatte eine herausragende Zeit in den USA und an der University of Minnesota. Ich habe viele tolle Persönlichkeiten kennengelernt, die ich hoffentlich eines Tages in Deutschland oder in den USA wiedersehen werde. Das Arbeiten in der Zahnklinik hat mir sehr viel Spaß gemacht. Viele Behandlungen, Materialien und Gerätschaften habe ich kennenlernen können, die wir in Deutschland nicht verwenden. Diese Reise hat meinen zahnmedizinischen und persönlichen Horizont erweitert. In den USA sagt man über die Menschen in Minnesota, sie wären „Minnesota Nice“. Es bedeutet, dass die Menschen in diesem nördlich gelegenen Bundesstaat eher unterkühlt und abweisend wirken. Ich konnte dieses Vorurteil nicht bestätigen. Die Menschen dort waren stets freundlich und hilfsbereit. Kurzum wurden meine Erwartungen an dieses Auslandssemester deutlich übertroffen. Zukünftigen Austauschstudenten würde ich raten nicht zu spät mit den Vorbereitungen zu beginnen, wie zum Beispiel für das Visum oder die benötigten Impfungen, da es oft etwas dauern kann bis man zum Beispiel einen Termin in der Botschaft bekommt. Außerdem sollte genug Geld eingeplant werden, da Lebensmittel, aber auch Freizeitaktivitäten sehr teuer werden können, besonders wenn man noch ein wenig verreisen will. Ich würde raten mindestens 5000-6000 Euro einzuplanen, etwas mehr wenn der Wechselkurs zum Dollar entsprechend ungünstig ist. Allen Unentschlossenen kann ich nur raten unbedingt ein Auslandssemester zu machen. Es ist eine unglaubliche Erfahrung und man wird in seinem Arbeitsleben selten die Möglichkeit haben sich lange und relativ unbeschwert in einem anderen Land aufzuhalten. Minnehaha Falls in der Nähe von Minneapolis Erstes Footballspiel des College Teams der University of Minnesota in der Saison 2015/2016. Gophers vs. TCA (Trinity Christian Academy in Texas)
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