Führen mit dem Budget / 24. Sept. 2015

Ratgeber
Führen mit dem Budget
Mit dem Herbst kommt für KMU die Zeit, ihre Budgetierung
anzupacken. In der Praxis zeigen sich enorme Unterschiede.
Einmal erstellt, landet das Budget bei manchen Firmen für die
nächsten elf Monate in der Schublade. Andere kontrollieren und
steuern damit ihr Geschäft und ihre Liquidität rund ums Jahr.
Michèle Hefti-Charbon
Ob Einmannbetrieb, Familienfirma oder mittelständisches Unternehmen mit Millionenumsätzen –
wer seinen Erfolg nicht dem Zufall
überlassen und im Markt langfristig bestehen will, kommt um vorausschauende Planung nicht herum. Das Budget ist das Herzstück
dieser Planung. Sein Ziel: die Tätigkeit des Unternehmens für die
nächsten 12 Monate (und länger)
so zu planen, dass Einnahmen und
Ausgaben im Gleichgewicht sind.
Nun liegt es aber in der Natur der
Dinge, dass sich die geschäftliche
Wirklichkeit nicht immer an die
Prognosen hält. Pech, wenn man
das erst 12 oder 15 Monate später
merkt, beim Vergleich zwischen
dem ursprünglichen Budget und
dem mittlerweile abgeschlossenen
Geschäftsjahr! Besser fahren da Betriebe, die ihr Budget von Anfang
an als Kontroll- und Steuerungsinstrument ausrichten.
Periodengerecht planen
Nicht in jedem Unternehmen fallen Einnahmen und Ausgaben kontinuierlich übers Jahr verteilt an. Je
nachdem zeigt sich ein ganz eigener Kurvenverlauf. Das kann saisonale oder branchenspezifische
Gründe haben oder mit dem Geschäftsmodell zusammenhängen.
Ein Bergrestaurant im Skigebiet
muss den Grossteil seines Umsat-
Zur Person
Michèle HeftiCharbon ist eidg.
dipl. Treuhandexpertin und
Vorstandmitglied
von
TREUHAND|SUISSE,
Sektion Zürich.
zes in den Wintermonaten machen,
ein auf Badeferien spezialisiertes
Reisebüro ist auf gute Umsätze in
den Sommermonaten angewiesen.
Bei einer Gärtnerei wiederum fällt
der Hauptumsatz bis Ende Frühling
an, und bei einem Uhrenhersteller
konzentriert sich das Hauptgeschäft
auf die Messe Baselworld und das
Weihnachtsgeschäft. Ideal ist, wenn
diese Schwankungen schon bei der
Budgetierung berücksichtigt sind.
Ob man die Prognosen bezüglich
Einnahmen und Ausgaben dabei
auf Halbjahres- oder Quartalsperspektive verfeinert, hängt vom einzelnen Betrieb ab. Faustregel: Je
unregelmässiger sich Einnahmen
und Ausgaben auf das Jahr verteilen, desto feiner sollten die Perioden gewählt werden.
Laufender Vergleich
Das Budget ist das Herzstück einer vorausschauenden Planung.
Ob lineare oder periodengerechte
Budgetierung, entscheidend ist in
einem nächsten Schritt die Frage,
welche Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten die Unternehmensführung daraus im Jahresverlauf
ziehen kann. Als ebenso einfaches
wie probates Mittel empfiehlt sich
der Soll-Ist-Vergleich. Er zeigt auf,
wie sich Prognose und tatsächliche
Entwicklung zum Zeitpunkt x gegenüberstehen. Bei den Posten mit
Abweichungen gilt es, die Gründe zu analysieren. Längst nicht jeder Unterschied muss alarmierend
sein. Manchmal ist der Grund dahinter ganz banal. Eine gebündelte Materialbestellung zum Beispiel,
die in einer bestimmten Periode aus
dem Rahmen fällt, auf 12 Monate
betrachtet aber völlig budgetkonform ist. Spannend wird es dort, wo
sich kein so simpler Grund finden
lässt. Resultiert zum Beispiel ein
tieferer Reingewinn, kommen Fragen auf: Ist der Umsatz rückgängig,
sind die Materialkosten höher oder
ist der Personalaufwand höher als
budgetiert? Tut sich hier eine Schere zwischen der budgetierten und
der tatsächlichen Geschäftsentwicklung auf? Was steht dahinter?
Wird der Geschäftsverlauf laufend
überprüft, können Abweichungen
zeitnah erkannt und geklärt werden. Erfolgt dies erst beim Jahresabschluss, wird es sehr viel schwieriger und umständlicher. Deshalb
empfiehlt es sich, den Zufall (kein
Budget) durch den Irrtum (BudgetAbweichung) zu ersetzen.
Liquidität planen
Periodengerechte
Budgetierung
schafft auch eine wichtige Voraussetzung, um den Geldfluss zu steuern. Das ist alles andere als nebensächlich. Ein Laden zum Beispiel,
der 30 Prozent seines Jahresumsatzes mit dem Weihnachtsgeschäft im
Dezember macht, muss diese Ware
in der Regel bezahlen, bevor der
entsprechende Umsatz in die Kasse
kommt. Auch die Löhne für die Festwww.kgv.ch – 24. September – 9/2015
Bild: artem_ka – fotolia.com
angestellten fallen kontinuierlich an.
Hier hilft die Kombination von periodengerechter Budgetierung und
Liquiditätsplanung, unangenehme
oder gar existenzgefährdende Engpässe zu vermeiden.
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Info
Projekte transparent
budgetieren
Periodengerechte Budgetierung und
wiederkehrender Soll-Ist-Vergleich
verschaffen der Firmenführung im
geschäftlichen Courant normal gute
Steuerungs- und Kontrollmöglichkeiten. Noch grösser ist ihr Wert, wenn
ein Betrieb ein neues Projekt anpackt
– das mit aussergewöhnlichen Ausgaben verbunden ist. Denn bekanntlich
entwickelt sich nicht jedes Projekt so
reibungslos, wie man das im Zeitpunkt der Budgetierung vorhersieht.
Wer erst bei der Endabrechnung realisiert, wie stark die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind, ist zu spät dran, um
noch Gegensteuer zu geben.
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