REINIGEN & VORBEHANDELN J OUR NAL FÜR OBER FL ÄCHEN T ECHNIK Inline-Plasmabehandlung vor dem Lackieren Perfekter Halt und edle Optik Wenn sich Lackiertechniken immer ähnlicher werden, zählt bei der Kaufentscheidung eines hochwertigen Produkts häufig nur noch das Aussehen. Brillante Farben, ausgefallene Lackeffekte und ein kreatives Design bilden die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale. Eine Oberflächenvorbehandlung mit Atmosphärendruckplasma schafft optimale Voraussetzungen für Lackhaftung und Optik. D ie Industrie betreibt mit immer höherem Aufwand die Verbesserung ihrer Lackierprozesse. Entscheidend für das Endergebnis ist neben Material und dem Lack selbst vor allem eine gu- te Vorbehandlung der Oberfläche. Zum einen muss sie feinstgereinigt sein, frei von jeglichen Stäuben und Kontaminationen, zum andern muss die Oberflächenenergie so hoch sein, dass eine vollflächige Benetzung und langzeitstabile Haftung der Beschichtung gewährleistet werden. Es gibt zahlreiche Vorbehandlungsarten, wobei jedoch der Einsatz nass-chemischer, umweltschädigender Substanzen noch immer zu den häufigsten zählt. Doch es geht auch anders: Eine Vorbehandlung mit Atmosphärendruckplasma (AD-Plasma) ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch weit wirtschaftlicher, schneller und sicherer. © Plasmatreat Sauber vorbehandeln mit Plasma Bild 1: Die Automobilindustrie nutzt die Openair-Plasmatechnologie seit über 20 Jahren zur Reinigung, Aktivierung oder auch funktionalen Beschichtung von Bauteilen im Außen- und Innenbereich 102 Die Openair-Plasma-Düsentechnologie von Plasmatreat ist ein solches Verfahren (Bild 1). Bei der weltweit in nahezu allen Industrien angewandten Technik werden allein Druckluft als Prozessgas und elektrische Energie benötigt. Dadurch werden in der Produktion Emissionen von VOC (Volatile Organic Compounds / leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe) von vornherein vermieden. Das hochwirksame Verfahren kommt vor allem bei Materialien wie Kunststoffen, Metallen, Glas und Keramik zum Einsatz. Der Inline-Prozess, der bei wasserlöslichen wie lösemittelhaltigen Lacken gleichermaßen wirksam ist, erfolgt nicht nur in Sekundenschnelle, sondern auch überaus gleichmäßig. Die automatisierte Vorbehandlung geht zeitgleich einher mit einer hundertprozentigen Plasmaüberwachung und Prozessdatenspeicherung. Der gesamte Prozess ist computergesteuert, Vorbehandlungsergebnisse sind genau reproduzierbar. Durch die Entwicklung spezieller Düsen gelang es dem Hersteller zudem, die elektrische Span- JOT 4.2016 REINIGEN & VORBEHANDELN © Plasmatreat J OUR NAL FÜR OBER FL ÄCHEN T ECHNIK Statische Entladung und Reinigung Trotz des hohen Aufwands liegt der durch Überlackieren von Staubpartikeln verursachte Ausschuss in der Produktion oft deutlich über 10 Prozent. © Plasmatreat Bild 2: Mit Atmosphärendruckplasma mikrofein gereinigte, elektrostatisch entladene und simultan aktivierte Kunststoffoberflächen zeigen eine makellose Optik nach der Lackierung nung so abzuleiten, dass mit ihnen der auf die Materialoberfläche auftreffende Plasmastahl praktisch potenzialfrei ist, was auch die sichere Vorbehandlung sensibler Baugruppen und anderer elektronischer Bauteile ermöglicht. Bild 3: Dargestellt ist eine Kunststoffoberfläche, die in Abhängigkeit von Abstand und Geschwindigkeit mit Atmosphärendruckplasma vorbehandelt wurde. Die Oberfläche wird nach der Behandlung polar und die Oberflächenenergie steigt auf >72 mJ/m² bei großem Prozessfenster. Die statische Aufladung der Oberflächen und der geringfügige, aber unakzeptable Rest von Feinstäuben in tiefer angeordneten Bereichen bildet eines der häufigsten Probleme. Dem wirkt eine Behandlung mit AD-Plasma direkt entgegen: Neben der trockenen, mikrofeinen Reinigung und simultanen Aktivierung, erfolgt auch eine elektrostatische Entladung der Oberf läche. Die Entladungswirkung des freien Plasmastrahls bringt dem Anwender einen besonderen Nutzen: in der Luft befindliche Feinstaubpartikel werden von der Oberfläche nicht mehr angezogen, das Lackbild präsentiert sich makellos (Bild 2). Dieser Effekt wird zusätzlich positiv durch die sehr hohe Ausströmungsgeschwindigkeit des Plasmas beeinflusst, wodurch auch lose anhaftende Partikel von der Oberfläche entfernt werden. Bei der Reinigung werden durch das hohe Energieniveau des Plasmas organische Stoffe an der Oberfläche des Materials gezielt in ihrer Struktur aufgebrochen und auch empfindliche Substrate werden von jeglichen Kontaminationen befreit. Eine zusätzliche Vorbehandlung durch manuelles Wischen mit Alkohol, durch Bürsten oder Abwaschen entfällt beim Einsatz dieser Plasmatechnik komplett. © Plasmatreat Plasmaaktivierung Bild 4: AD-Plasma-Behandlung von Aluminiumleisten vor dem Lackieren: Der Reinigungseffekt des rotierenden Plasmastrahls wirkt porentief und legt die im Aluminium bereits vorhandene hohe Oberflächenenergie wieder frei. 104 Ohne die hohe Aktivierung, die beispielsweise ein unpolarer Kunststoff wie ein Polypropylen durch den Plasmaprozess erfährt (Bild 3), gäbe es Benetzungsprobleme, die eine Beschichtung unmöglich machen würden. Dr. Alexander Knospe, Innovationsleiter bei Plasmatreat, erläutert die chemischen Vorgänge: „Bei der Plasmavorbehandlung wird die Oberflächenenergie des Kunststoffes stark erhöht, indem polare Gruppen, wie Hydroxylfunktionen, auf der Oberfläche erzeugt werden. Dadurch wird zum einen die vollflächige Benetzung mit einem gegebenen Lack oder Klebstoff möglich und zum anderen deren kovalente Bindung, das heißt eine sehr stabile Atombindung, an die Oberfläche.“ Die Folge sind homogene Lackverläufe und eine langzeitstabile Haftung von Verklebungen und JOT 4.2016 Beschichtungen auch bei hoher Beanspruchung. Metalle wie Aluminium oder Glas haben von sich aus bereits polare Oberflächen, deren Energie jedoch durch Schichten von Staubablagerungen, Fetten, Ölen oder anderen Kontaminationen im Hinblick auf gute Haftungseigenschaften nicht zur Wirkung kommen kann. Bereits vor Jahren gelang dem Steinhagener Plasmaanlagenbauer ein signifikanter Fortschritt in der Lackiertechnik von Aluminiumbändern. Das Unternehmen ersetzte mit einem 48-Plasmadüsen-System die komplette nasschemische Reinigungsstraße im Vorreinigungsprozess einer neuen Coil-Coating-Anlage bei einem führenden Hersteller von Sonnenschutzsystemen, der Griesser AG, Schweiz. Bei Aluminium ist es der Feinstreinigungseffekt des Plasmas, der porentief schmutzabtragend wirkt und die bereits vorhandene hohe Oberflächenenergie wieder freilegt (Bild 4). Plasmabehandelte Materialien können unmittelbar im Anschluss an ihre Reinigung und Aktivierung weiterverarbeitet werden. Fazit Die Sicherung hoher Qualitätsansprüche an Lackierprozesse beginnt bei der Vorbehandlung der Materialoberfläche. Der Dreifacheffekt des beschriebenen Plasma-Prozesses, bestehend aus Feinstreinigung, elektrostatischer Entladung und gleichzeitiger Aktivierung von Oberflächen, übertrifft herkömmliche Vorbehandlungsverfahren bei Weitem. Unternehmen, die für die Vorbehandlung ihrer lackierten Produkte neue Lösungen suchen, bietet Atmosphärendruckplasma eine besonders effiziente und umweltfreundliche Alternative. Inès A. Melamies PaintExpo: Halle 1, Stand 1328 Kontakt: Plasmatreat GmbH, Steinhagen, Tel. 05204 9960-0 [email protected], www.plasmatreat.de JOT 4.2016
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