Frischer Wind im kleinen Drescher

Landtechnik
TOP AGRAR
FAHR­
BERICHT
Frischer Wind im
kleinen Drescher
E
New Holland legt die
TC-Serie neu auf.
­Interessante Details und
das Gebläse seiner großen
­Brüder stecken jetzt in
dem beliebten „Bauern­
drescher“.
in Zwischenfazit steht für uns
schon nach wenigen Metern im
Weizen fest: New Holland hat seinen TC-Mähdrescher deutlich aufgewertet, ohne dass die Maschine dabei
ihren Charme als angenehm kleiner
und kompakter Drescher verliert.
Das soll auch das neue Blechkleid unterstreichen, das beim TC auch noch
wirklich aus Blech ist. Der Mähdrescher
kommt im New Holland-typischen Design jetzt ein ganzes Stück stylischer
daher, unterscheidet sich aber dennoch
weiter – und gewollt – von den größe-
ren  CX-Modellen mit den großen geschwungenen Plastikhauben.
Verbesserte 5-Schüttler:Insgesamt
drei neue TC-Modelle gibt es künftig,
alle scheiden das Restkorn mit fünf
Schüttlern ab. Der kleinste Drescher der
Serie, der TC 5050 mit vier Schüttlern,
bleibt unverändert und ohne die Updates als Einstiegsmodell im Programm.
Bei den Motoren greift New Holland
auf seine bekannten, konzerneigenen
6,8-l-NEF-Triebwerke von FPT zurück.
Im kleinsten 5-Schüttler-Modell, dem
Neuauflage: Fast 50 000 TC-Modelle hat New Holland seit der Markteinführung des Mähdreschers 1992 in die Welt geschickt.
116
top agrar 9/2013
Übersicht: Die neuen TC-Mähdrescher
Modell
Anzahl Maximale
Schüttler Leistung
Motor und Kraftstoff
Korntankvolumen
TC5060
5
175 PS
6,8 l, mechanische Regelung,
Tier 3, 300 l Diesel
5 200 l
TC5070
5
227 PS
6,8 l, Common Rail, Tier 4a
400 l Diesel/70 l AdBlue
6 400 l
TC5080
5
258 PS
6,8 l, Common Rail, Tier 4a
400 l Diesel/70 l AdBlue
6 400 l
TC 5060 mit 175 PS Maximalleistung ist
die Einspritzung weiterhin mechanisch
geregelt. Die beiden größeren Drescher
TC 5070 und TC 5080 erreichen mit
elektronischer Common-Rail-Einspritzung maximal 227 bzw. 258 PS und erfüllen mit SCR-Technologie die neuere
Abgasstufe Tier 4 a. Dafür haben die
beiden Drescher neben 400 l Diesel ca.
70 l AdBlue an Bord, die für drei bis vier
Dieselfüllungen reichen sollen.
Bis zu 10 % Kraftstoff soll die neue
Motorentechnologie laut New Holland
einsparen, vor allem, weil die Abgasrückführung wegfällt und die Abgase
jetzt nicht mehr gekühlt werden müssen. Nach unserem Kurzeinsatz konnten wir den Spritverbrauch allerdings
nicht mitbewerten.
Zur Baureihe
gehört auch
noch der
4-Schüttler
TC 5050, den
New Holland
ohne Update
weiter im
Programm
führt.
Einen Bildschirm sucht man auf der
Armlehne allerdings vergebens. Im
TC-Drescher werden sämtliche Einstellungen und Informationen jetzt im IntelliView II-Bildschirm im A-Holm angezeigt. Wir finden, eine für diese
Klasse akzeptable Lösung, zumal die
Displays gut sichtbar im Blick des Fahrers liegen und alle wichtigen Ernteparameter anzeigen.
Gut zu sehen ist übrigens auch das
Erntegut im Korntank. Das Sichtfenster
ist schön groß und lässt sich zum Reinigen aufklappen – so soll’s sein! Ablage-
fächer sind dagegen etwas Mangelware,
dafür ist die (optionale) Kühlbox unter
dem Beifahrersitz schön geräumig.
Im rechten Kabinenhimmel befinden  sich die Klimaanlagen-Bedienung
(Kli­ma Standard, Heizung Option), ein
sehr gutes Bedienpaneel für sechs Arbeitsscheinwerfer (plus zwei Zusatzscheinwerfer) sowie das Radio, das auf
Wunsch auch eine Bluetooth-Freisprechfunktion hat. Außen im Dach gibt es einen Handlauf zum Scheibenreinigen.
Die Aufstiegsleiter schwenkt jetzt vor
den Vorderreifen. Das ist gut, allerdings
könnte New Holland der Leiter auch auf
der linken Seite einen zusätzlichen
Handlauf spendieren, der fehlte uns.
Variabel füttern:Mit dem neuen
Schnellkuppler lassen sich auch die Varifeed-Schneidwerke an die TC-Drescher koppeln. Die variablen Vorsätze
mit dem um 575 mm verstellbaren Messertisch gibt es für diese Klasse mit Arbeitsbreiten von 4,87 bis 6,10 m. Somit
können jetzt auch TC-Fahrer schneller
von Getreide auf Raps umbauen.
Mehr Platz, deutlich leiser:Als wirk-
lich gelungen können wir dafür die
neue Kabine bewerten. Sie bietet die
gleiche Breite und die gleiche Beinfreiheit wie die der CX 8000- und CR-Drescher, lediglich der Rückraum hinter
dem Fahrersitz fehlt beim TC. Im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen ist
die Kabine so um stolze 27 % gewachsen
und bietet 23 % mehr Scheibenfläche.
Das fällt richtig auf, denn auch große
Fahrer (und Beifahrer) können sich nun
in der vergrößerten Kommandozentrale
bequem ausbreiten.
Auch den Geräuschpegel konnte New
Holland mit der neuen Mähdrescherkabine reduzieren. Die TC-Kabine ruht
auf vier Schwinggummis, die zusammen
mit verbesserten Isolationsmaterialien
in der Bodenmatte und der Innenverkleidung die Lärmbelastung unter Volllast auf angenehme 74 dB(A) dämpfen.
Die komplette Maschinenbedienung
ist in die rechte Armlehne gewandert.
Den CommandGrip-Multifunktions‑­
Fahrhebel kennen und schätzen New
Holland-Fahrer bereits von den Traktoren der neueren T-Serien sowie dem
CX 5000/6000. Im Fahrhebel sind sämtliche Schneidwerks- sowie Abtankfunktionen integriert – im Vergleich
zum alten TC-Joystick ein echter
Quantensprung!
Bis zu 6 400 l fasst
der vergrößerte
Korntank der
TC-Drescher jetzt.
Mit dem Hebel lässt
sich der Tankdeckel
leicht aufstellen.
Die Motorplattform
ist aufgeräumt und
gut zugänglich.
Rechts, direkt über
der Aufstiegsleiter
sitzen AdBlue- und
Dieseltank.
top agrar 9/2013
117
Landtechnik
Bild links:
Aufgeräumt, hell
und leise: In der
neuen TC-Kabine
gibt es reichlich
Platz für einen
Drescher dieser
Leistungsklasse.
Fotos: Küper
Bild rechts:
Alles im Griff:
Auf dem Multifunktions-Hebel
liegen jetzt alle
Funktionen für
das Schneidwerk
und das Abtanken.
Die Haspelsynchronisation ist ebenfalls neu im TC, sie passt die Haspeldrehzahl automatisch der Vorfahrtgeschwindigkeit an. Am Schrägförderer
kann man zwischen zwei Antriebssträngen wählen: In der Standardausführung
treibt eine 30 kW-Zapfwelle den Vorsatz
an, auf Wunsch gibt es einen doppelten
Antrieb mit 50 kW-Zapfwelle und größeren Riemenscheiben (Maispflücker).
Ein stärkerer elektrischer Reversiermotor dreht den Schrägförderer bei Verstopfung zurück.
Die Geometrien der Organe vom
Schrägförderer bis zum Strohhäcksler
sind weitestgehend bekannt – hier gibt
es auch keinen Grund in dieser Klasse
etwas zu ändern. Weiterhin optional ist
der Zentrifugalabscheider als dritte
Trommel in den TC-Mähdreschern.
Der Dreschkorb ist jetzt elektrisch von
der Armlehne aus verstellbar – das ist
prima und löst den Verstellhebel aus
dem Vorgängermodell ab.
Reinigen je nach Lage:Vor allem Land-
wirte mit Hanglagen können sich über
die neue Reinigung freuen: Denn die
TC-Drescher sind jetzt serienmäßig mit
dem bekannten OptiFan-Gebläse der
CX- und CR-Maschinen ausgestattet.
Das Gebläse gleicht den Einfluss der
Hang­
längsneigung auf den Durchsatz
aus. Dazu stellt man die Gebläsedrehzahl in der Ebene ein, das System passt
die Drehzahl automatisch an, wenn der
Drescher bergauf oder bergab fährt. Der
118
top agrar 9/2013
an die Neigung angepasste Wind vermeidet ein Überblasen bei Bergauffahrt und
einen Materialstau bei Talfahrt.
Das OptiFan-Gebläse gibt es in Verbindung mit dem SmartSieve-System.
Diese Technik sorgt für den Seitenausgleich am Hang. Die Siebe passen dabei
den Wurfwinkel des Ernteguts der jeweiligen Seitenneigung an. Bis zu 25 %
Seitenhang kann der Siebkasten so ausgleichen. Auf Wunsch lassen sich die
Siebe aus der Kabine heraus elektrisch
verstellen.
Schnell gelesen
• New Holland hat seinen
5-Schüttler-Mähdreschern
der TC-Baureihe ein umfangreiches Update verpasst.
• Neben dem neuen Design
verbessern viele Details vor
allem den Komfort der kompakten Maschinen.
• Das Gebläse und der Sieb-
kasten machen die Maschinen am Hang leistungsfähiger.
• Die neue Kabine dürfte in die-
ser Leistungsklasse sicherlich
Maßstäbe in Sachen Bedienung und Komfort setzen.
• Komfort und Leistung ma-
chen die neuen TC-Mähdrescher rund 10 % teurer.
Ebenfalls Sonderausstattung ist ein
Feuchtigkeitsmesser. Die gereinigte
Ware passiert im Kornelevator einen
Sensor, der über die Leitfähigkeit die
Feuchte des Korns bestimmt. Der Sensor übermittelt die Feuchtewerte in
Echtzeit an den Monitor in der Kabine.
Für Kunden, die eine Online-Überwachung ihrer Maschine wünschen, sind
die neuen TC-Drescher übrigens auch
mit dem Telematics-System von New
Holland vorgerüstet.
Großer Tank, feiner Häcksler:Um gut
400 l haben die Ingenieure den Korntank der beiden großen TC-Modelle
vergrößert. Wir finden, in dieser Klasse
geht auch die deutlich günstigere
Unten­entleerung vollkommen in Ordnung. Immerhin sind 6 400 l Korntank­
inhalt in knapp 90 Sekunden entleert –
das sind 72 l/sec.
Für pfluglos wirtschaftende Betriebe,
die ihr Stroh häckseln, erzeugt das DualCut-System feines Häckselgut. Der
Häcksler arbeitet dazu mit einem Spezialrechen, der das Stroh etwas festhält
und entzerrt, sodass die Messer das
Stroh noch kleiner häckseln können.
Durch elektrisch verstellbare Leitbleche
(Option) lässt sich der Häcksler außerdem jederzeit der Strohmenge anpassen
und der Fahrer kann Windeinflüsse ausgleichen.
Die Hinterachse lenkt mit einer verstärkten Lenkhydraulik. Über dem linken Hinterrad hat New Holland die
Werkzeugkiste positioniert. Um an das
Werkzeug zu gelangen, muss man allerdings jedesmal die große Seitenklappe
öffnen – hier hätten wir ein separates
Staufach wie bei den großen Dreschern
etwas praxisgerechter gefunden. Über
dieses kleine Manko hilft dafür der
praktische Handwaschbehälter hinweg,
der sich ebenfalls hinter der Seitenklappe befindet.
Komfort kostet:Gespannt waren wir
Alles in der Armlehne: Die rechte Seitenkonsole fällt beim neuen TC weg. In der
A-Säule informiert der IntelliView-Monitor über alle Maschinenparameter.
natürlich auch auf die Preissteigerung
im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen. Und ja, erwartungsgemäß ist der
neue TC teurer geworden. Mit gut 10 %
mehr stehen die neuen TC-Drescher in
der New Holland-Preisliste.
Wir finden, für das, was der Mähdrescher jetzt bietet, geht diese Preissteigerung durchaus in Ordnung. Denn:
Komfort und Fahrerzufriedenheit kann
man beim Dreschen (auch in der „Bauernklasse“) gar nicht hoch genug bewerten. Wenn der Drescherfahrer motiviert
ist und lange leistungsfähig bleibt, kann
er den Mehrpreis mit dem TC sicherlich
wieder herausdreschen.
Jan-Martin Küper
top agrar 9/2013
119