Die Tierhaltungstage 2015 – eine Rückschau Die Tierhaltungstage

Die Tierhaltungstage 2015 – eine Rückschau
Die Tierhaltungstage haben sich in den vergangenen Jahren als Weiterbildungsschwerpunkt
für Nutztierhalter etabliert, auch 2015 wurde in der ersten Dezemberwoche eine viertägige
Veranstaltungsreihe abgehalten. Drei Tage wurden den Hauptproduktionsrichtungen Rinder,
Schweine und Geflügel gewidmet, am vierten Tag wurde das Thema Farmwildhaltung
behandelt. Diese Veranstaltungen wurden auch als Weiterbildungsmaßnahmen im Rahmen
der Tiergesundheitsdienstteilnahme angerechnet. Das Interesse an diesen Fachtagen war
auch heuer wieder sehr groß, an die 300 Teilnehmer nutzten dieses Bildungsangebot.
Termine und Orte der Tierhaltungstage im Überblick:
1. Dezember – Rinder, Güssing, Landwirtschaftliche Fachschule
2. Dezember – Schweine, Draßmarkt, Gasthaus Janits
3. Dezember – Geflügel, Marz, Gasthaus Müllner
4. Dezember – Farmwild, St. Michael, Gasthaus Freislinger-Kulovits
Auftaktveranstaltung in der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing
Die Tierhaltungstage wurden mit dem Fachtag für die Rinderhalter am 1. Dezember 2015 in
der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing eingeleitet. Frau Landesrätin Verena Dunst
und Herr Präsident Ök.-Rat Franz Stefan Hautzinger eröffneten die Tierhaltungstage und
nahmen in ihren Eröffnungsreden Bezug auf aktuelle agrarische Themen und betonten auch
die Wichtigkeit der laufenden beruflichen Weiterbildung. Der Tierhaltungstag Rinder befasste
sich mit dem Thema der Produktionsoptimierung durch Effizienzsteigerung, welches von Ing.
Häusler vorgestellt wurde. Ein weiterer Schwerpunkt war die Biosicherheit, vorgetragen von
Dr. Walter Peinhopf, einem praktizierenden Tierarzt aus der Steiermark. Weiters stellten sich
vier rinderhaltende Betriebe vor und gaben Einblick in ihre Betriebsorganisation.
Effizienz in der Rinderhaltung
Ing. Johann Häusler von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ging in seinen Ausführungen
auf Fragestellungen zur Effizienzsteigerung in der Rinderhaltung ein. Als Schlussfolgerung
ergibt sich, dass Effizienzparameter und auch die Nachhaltigkeit der Produktion an
Bedeutung gewinnen werden. Langfristig müssen unsere Milchkühe fitter und langlebiger
werden. Je teurer das Kraftfutter ist, umso effizienter muss es eingesetzt werden, auch die
Grundfutterqualität ist in diesem Zusammenhang sehr bedeutend. Die vorhandenen
Ressourcen müssen effizient und schonend genutzt werden. Die Genetik ist an das
Produktionssystem anzupassen.
In der Mutterkuhhaltung gilt, dass die Betriebe in Bezug auf die Flächeneffizienz optimiert
werden müssen. Es ist eine Zwischenkalbezeit von unter 365 Tagen anzupeilen, längere
Zwischenkalbezeiten erhöhen den Flächenbedarf und reduzieren die Fleischproduktion pro
Flächeneinheit. Die Betriebe müssen ihre Stärken herausfinden und sich darauf
konzentrieren, eine stärkere Spezialisierung ist sinnvoll.
Praktiker berichten
Vier Betriebe stellten ihre Betriebsorganisation dem interessierten Publikum vor, dabei gaben
die Milchviehbetriebe Marth aus Moschendorf und Koch aus Markt Allhau, sowie die
Mutterkuhbetriebe Herbst aus Krobothek und Pfeiffer aus Wörtherberg praktische Tipps aus
ihrer Erfahrung in der Rinderhaltung. Jeder Betrieb hat für sich klare Ziele festgelegt und
darauf basierend seine Stärken in der Rinderhaltung realisiert.
Sicherung der Tiergesundheit in der Schweinehaltung
Der Tierhaltungstag für Schweinehalter in Draßmarkt war von Fragestellungen rund um die
Tiergesundheit bestimmt. VR Dr. Roman Jandrinits gab einen Bericht zur aktuellen Lage der
Tiergesundheit in der Schweinehaltungspraxis. Mag. Roland Schlegl, Intervet GesmbH
berichtete über die richtige Anwendung von Impfstoffen; Dr. Claudine Mramor über die
Programme und Dienstleistungen des TGD Burgenland. Ing. Robert Krapf vom Gut Streitdorf
erklärte den Praxisnutzen der neuen elektronischen Ohrmarke und Ing. Eduard Zentner von
der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zeigte Mängel und Potentiale des Stallklimas auf. Mag.
Bettina Wöchtl von der Vet.Med.Uni in Wien stellte das Thema Biosicherheit ausführlich dar,
dazu nachfolgende Kurzfassung.
Biosecurity in der Nutztierhaltung
Das Thema Biosicherheit ist in allen Nutztiersparten zu beachten, ist es doch die Grundlage
für die Aufrechterhaltung der Produktionsgrundlagen im Betrieb. Die Begriffe „Biosecurity“
bzw.
„Biosicherheit“
beschreiben
Maßnahmen,
die
die Einschleppung
von
Krankheitserregern in den Betrieb, bzw. die Verschleppung zwischen Produktionseinheiten
verhindern. Ziel ist es, einen möglichst hohen Gesundheitsstatus zu erhalten, was dem Wohl
und der Leistungsfähigkeit der Tiere entgegenkommt und die Notwendigkeit von
Medikamenteneinsatz reduziert. Dabei ist die Zusammenarbeit des Tierhalters mit dem
bestandsbetreuenden Tierarzt wichtig, um hier Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
Krankheitsübertragungswege sind vielfältig. Das Risiko der Krankheitsübertragung durch
Kontakt mit infizierten Tieren ist sehr hoch, daher gilt es, gesunde Tiere aus möglichst
wenigen Herkünften zuzukaufen. Aktuell ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass in
der Schweinehaltung der Kontakt von Hausschweinen zu Wildschweinen unbedingt zu
unterbinden ist. Dies ist vor allem in der Freilandhaltung zu beachten. Die Verschleppung
von Krankheiten durch den Menschen ist durch jeden unnötigen Personenverkehr in den
Betrieben bzw. Stallanlagen zu unterbinden. Bei der Stallbetretung ist auf die Bereitstellung
sauberer Kleidung zu achten, optimal wäre auch die Errichtung einer Hygieneschleuse. Auch
andere Tierarten können Krankheitserreger übertragen, die gemeinsame Haltung mehrerer
Tierarten ist daher zu vermeiden, eine Vogelabwehr und Schadnagerbekämpfung darf nicht
übersehen werden. In der Schweinehaltung sind alle jagdlichen Betätigungen strikt von der
betrieblichen Tätigkeit zu trennen. Auch innerhalb eines Betriebes gilt es, zwischen den
Produktions- und Altersgruppen die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden. Auch die
Wichtigkeit der Desinfektionsmaßnahmen ist hier zu nennen.
Entwicklungen in der Geflügelhaltung
Im Kreis der Geflügelhalter wurden in Marz aktuelle Entwicklungen in der Geflügelwirtschaft
vorgestellt. Es wurde das Projekt Tierwohl in Deutschland von Herrn Joachim Holz, Firma
Kartzfehn dargestellt; Geflügelfachtierärztin Dr. Bärbel Mägdefrau-Pollan zeigte neue
Herausforderungen in der Putenmast aus veterinärfachlicher Sicht auf. Über die richtige
Interpretation von Schlachtbefunden im Zusammenhang mit der Herdengesundheit
berichtete Dr. Beatrice Grafl von der Vet.Med.Uni Wien. Über Alternativen in der
biologischen Geflügelhaltung und deren Marktchancen informierte Herr Karl Fink von der
Firma Lugitsch sehr umfassend.
Farmwildhalter tagten in St. Michael
Um als Farmwildhalter wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist die Wildfleischvermarktung mit
höchster Wertschöpfung unabdingbar. Der Geschäftsführer des Landesverbandes
landwirtschaftlicher Wildproduzenten Oberösterreich/Salzburg, Ing. Andreas Hager
beleuchtete im Hauptreferat Aspekte zur erfolgreichen Farmwildhaltung, auch Fragen zur
Wildfleischvermarktung standen auf seiner Themenliste. Weiters bestimmten
Tiergesundheitsthemen das Fachprogramm, wobei VR Dr. Charlotte Klement die
Gehegeführung aus tierärztlicher Sicht durchleuchtete und Dr. Claudine Mramor das
Angebot des TGD Burgenland für Farmwildhalter aufzeigte. Dieser Fachtag wurde mit einer
Exkursion zu zwei farmwildhaltenden Betrieben abgerundet. Die Familie Kroboth in
Krottendorf stellte ihren Verarbeitungs – und Verkaufsraum vor, Herr Poandl in Gamischdorf
gab Einblick in sein Gehegemanagement.
Für wen eignet sich die Farmwildhaltung
Die Farmwildhaltung ist eine interessante Alternative für Betriebe mit Grünlandausstattung
und flexiblen Arbeitszeiten und Interesse an der Direktvermarktung. Um mit Farmwild
erfolgreich zu sein, müssen die vorhandenen Flächen optimal genutzt werden und die
Erzeugung muss fachkundig und professionell erfolgen. Als wichtige Organisation zur
Förderung der Farmwildhaltung im Burgenland fungiert der Burgenländische
Wildtierzuchtverein unter Leitung von Obfrau VR Dr. Charlotte Klement. Im Rahmen der
Veranstaltung wurden auch die Leistungen des Vereines aufgezeigt. Der Verein möchte alle
noch nicht organisierten Farmwildhalter zur Mitgliedschaft einladen.
Unterstützung der Tierhaltungstage
Das Team der Tierzuchtabteilung bedankt sich bei allen, die zum Gelingen der
Tierhaltungstage beigetragen haben, dabei besonders dem Land Burgenland für die
Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen im Rahmen der agrarischen Weiterbildung. Die
erfolgreiche Umsetzung der Tierhaltungstage wird aber auch durch die Unterstützung
verschiedener am Nutztiersektor tätiger Organisationen ermöglicht. Dazu sei an dieser Stelle
allen Sponsoren, die die Tierhaltungstage 2015 unterstützt haben, herzlich gedankt. Im
Einzelnen sind folgende Sponsoren zu erwähnen:
Garant Tiernahrung GmbH
MSD Tiergesundheit
Lugitsch GmbH
Pöttelsdorfer Putenspezialitäten GmbH
Resümee
Die Tierhaltungstage 2015 konnten wieder ein umfangreiches Fachprogramm an die
Teilnehmer vermitteln, die Fachtage wurden sehr zahlreich besucht. Die Organisatoren
hoffen mit den Veranstaltungsinhalten einen Input für die betriebliche Weiterentwicklung
gegeben zu haben. Für Interessenten, die sich mit detaillierten Fragestellungen intensiver
auseinandersetzen wollen, steht die Burgenländische Landwirtschaftskammer mit ihrem
Beratungsangebot zur Verfügung. Die Beratungsprodukte der Abteilung Tierzucht sind auf
der Homepage der Bgld. Landwirtschaftskammer www.lk-bgld.at ersichtlich. Zu speziellen
Fragen
zur
Tiergesundheit
gibt
der
Tiergesundheitsdienst
Burgenland
www.burgenland.at/tgd Auskunft.
DI Franz Vuk