Schuhmacher bleibt bei seinen Leisten

Donnerstag, 10. März 2016 / Nr. 58
Zuger Gemeinden
Neue Zuger Zeitung
25
Schuhmacher bleibt bei seinen Leisten
OBERÄGERI Mary und Paul
Rogenmoser führen seit 25
Jahren die Schuhmacherei im
Dorf. Begonnen hat alles
ziemlich stürmisch.
CARMEN DESAX
[email protected]
Eine Kundin steht in der Metzgerei
Villiger in Unterägeri und erklärt den
Grund für ihren Besuch: «Ich verbinde
den Besuch bei meinem Schuhmacher
in Oberägeri.» Solche und ähnliche
Szenen spielen sich im Ägerital immer
wieder ab. Der Ortskundige muss auch
gar nicht lange nachfragen, von welchem
Schuhmacher die Dame spricht. Denn
im Ägerital weiss man schliesslich, wer
gemeint ist: Er ist die Schuhmode/
Schuhmacherei Rogenmoser.
Erfolg kommt nicht von selbst
Seit nunmehr genau 25 Jahren führen
Mary und Paul Rogenmoser ihr Geschäft
mitten in Oberägeri – dem Lädälisterben
zum Trotz. «Wir bieten Qualität und
Stabilität und sind mit Leidenschaft
dabei», erklärt Paul Rogenmoser sein
Rezept. «Bei uns wissen die Kunden,
was sie vom Produkt haben» – das sei
das A und O. Besonders wichtig sei zu­
dem die persönliche Beratung, so Paul
Rogenmoser. Er wurde im Laufe der
Jahre zum «Schueni». Unter diesem
Namen kennt ihn das ganze Dorf. Doch
der Erfolg kam nicht von selber, dahin­
ter steckt viel Arbeit und eine grosse
Portion Mut. Dass Mary und Paul Ro­
genmoser gemeinsam ein Schuhgeschäft
eröffnen würden, hätten die beiden ein
paar Jahre vorher nicht geahnt.
Der gelernte Zimmermann sah sich
nach einem Sport­ und Arbeitsunfall zu
einem Berufswechsel gezwungen – und
blieb dem Handwerk treu. Er absolvier­
te die Ausbildung zum Schuhmacher­
meister mit Kleinorthopädie.
Seine Frau Mary zog mit. «Der alte
Schuhmacher im Dorf war eigentlich
schon pensioniert, aber begeistert von
unserer Idee und wollte uns den Laden
gleich übergeben», erklärt Mary Rogen­
moser. Als gelernte Papeteristin und
damals im Bürojob tätig, hatte sie immer
schon Freude an Schuhen und Mode.
Seit 25 Jahren ein
eingespieltes
Team: Mary und
Paul Rogenmoser
in ihrem Laden
Schuhmode/
Schuhmacherei
Rogenmoser.
Bild Maria Schmid
«So bildete ich mich zur Schuhfachfrau
weiter», erklärt Mary Rogenmoser wei­
ter. Doch das Fachwissen bekam sie vor
allem von Paul.
In letzter Minute neues Ladenlokal
Die Eröffnung des Ladens war tur­
bulent. Denn die Flyer waren bereits
gedruckt und die Anzeige im Amtsblatt
geschaltet. Eigentlich wollten sie direkt
das bestehende Schuhmachergeschäft
übernehmen. Die beiden hatten sich
im Vornherein aber auch nach anderen
Lokalen umgesehen und ein Auge auf
das damals leer stehende Lokal an der
Hauptstrasse 3 geworfen. «Kurz vor der
Eröffnung hat uns der Vermieter an­
gerufen und gefragt, ob wir noch Inte­
resse hätten», erinnert sich Mary Ro­
genmoser. Kurz entschlossen haben die
beiden Jungunternehmer zugesagt und
sofort mit der Umplanung begonnen.
In nur zwei Wochen wurde der Lebens­
mittelladen umgebaut und das Schuh­
geschäft realisiert. Das habe nur dank
der Hilfe vieler Kollegen und der ein­
heimischen Handwerker geklappt. «Oft
waren wir fast rund um die Uhr im
Einsatz.» Am 9. März 1991 war es
schliesslich soweit: Mary und Paul Ro­
genmoser verkauften zum ersten Mal
Schuhe in ihrem eigenen Geschäft. Und
das tun sie heute immer noch mit viel
Freude.
macher und repariert jeden Schuh»,
schwärmt sie von ihrem Mann. Ihre
Leidenschaft hingegen ist der Einkauf:
«Diese spannende Tätigkeit ist immer
wieder eine grosse Herausforderung, um
Qualität, Passform und Mode gerecht
zu werden.» Schlussendlich brauche
man aber neben der Erfahrung auch
einfach ein «Gspüri», wie es Mary Ro­
genmoser nennt, um den Kunden immer
wieder eine bequeme und auch einzig­
artige Kollektion zu präsentieren.
Mit Leib und Seele Schuhmacher
Und wie geht es weiter? «Wir werden
noch lange in unserem Laden stehen»,
ist sich Mary Rogenmoser sicher.
«Schuhmacher sind in der Regel alte
Männer, dem entspreche ich jetzt immer
mehr», ergänzt ihr Mann schmunzelnd.
Ein Ende ist nicht in Sicht.
Dabei sind die Aufgaben klar aufge­
teilt: Mary Rogenmoser kümmert sich
auch um den Schuheinkauf, die Deko­
ration und die Büroarbeit. Paul Rogen­
moser ist vor allem in der Werkstatt
tätig. «Er ist mit Leib und Seele Schuh­
Jubiläumsfeierlichkeiten
Am kommenden Freitag und Samstag
wird das Jubiläum im Laden und mit
den Kunden zelebriert. «Wir freuen uns,
den Kunden mit einem Überraschungs­
geschenk Danke zu sagen und mit einem
‹Gläsli› auf weitere 25 Jahre anstossen
zu können», so Mary Rogenmoser. Sel­
ber werden die beiden nicht gross zum
Feiern kommen. «Am Montag beginnt
schon wieder der Einkauf für die Herbst­
und Wintersaison», freut sich Rogen­
moser jetzt schon. Die eingangs er­
wähnte, elegante Dame aus Zug wird
dann den Weg nach Oberägeri bestimmt
auch finden.
HINWEIS
Am Freitag, 11. März, von 8.30 bis 12 Uhr und
13.30 bis 18 Uhr und am Samstag, 12. März, von
9 bis 15 Uhr wird bei Schuhmode/Schuhmacherei
Rogenmoser das Jubiläum mit Rabatt und einem
Geschenk gefeiert.
Freiamt
Auto prallt gegen
einen Baum
BETTWIL red. Ein 77­jähriger Mann
fuhr mit einem Kia von Bettwil in
Richtung Buttwil. Am Dienstag,
8. März, um 11.20 Uhr kam der Klein­
wagen im Gebiet «Brandholz» in einer
leichten Linkskurve von der Strasse
ab und prallte gegen einen Baum.
Bei der heftigen Frontalkollision
erlitt der 77­Jährige schwere Ver­
letzungen sowie tiefe Schnittwunden
an Armen und Beinen. Eine Ambu­
lanz brachte den Verletzten ins Kan­
tonsspital Aarau. Der Kia erlitt Total­
schaden. Die Unfallursache ist noch
unklar. Zwar herrschten abseits der
Strasse winterliche Verhältnisse. Die
Fahrbahn war laut der Mitteilung
der Kantonspolizei Aargau normal
befahrbar.
Zur Stärkung des
Selbstwertgefühls
MURI red. Die Landfrauen und Bäue­
rinnen Bezirk Muri laden zu einem
Vortrag im Alterswohnheim St. Martin.
Am Donnerstag, 17. März, um 19.30
Uhr spricht Karin Huwyler über die
Stärkung des Selbstwertgefühls bei
Kindern. Auch Nichtmitglieder sind
willkommen, schreiben die Land­
frauen und Bäuerinnen. Anmeldungen
nimmt Susanne Müller unter 056
664 12 75 bis 14. März entgegen. Der
Eintritt kostet für Nichtmitglieder 20
Franken und für Mitglieder 15 Franken.
Den täglichen Bedarf bieten Läden im Dorf
SINS Der Gewerbeverein Sins
präsentiert sich regelmässig
mit attraktiven Veranstaltungen. Ein neuer Präsident
übernimmt nun das Ruder.
«Lueg zerscht do», lautet der Slogan
des Gewerbevereins Sins und Umge­
bung. «Es geht uns darum, der Bevöl­
kerung aufzuzeigen, wie viel vom täg­
lichen Bedarf im Dorf selbst eingekauft
werden kann und wie viele gute Hand­
werker wir haben», betont Guido Wal­
dispühl. In seiner elfjährigen Amtszeit
als Präsident des Gewerbevereins Sins
hat der 53­jährige Betreiber der Gärt­
nerei Waldispühl viel für den Gewerbe­
verein bewirkt. An der gestrigen Gene­
ralversammlung übergab er sein Amt
an Nachfolger Peter Wolfisberg, der ein
Gartenbauunternehmen in Sins führt.
«Der Wechsel ist jetzt gut, alles ist sauber
aufgegleist», so Waldispühl. Der neue
Präsident wird von einem siebenköpfi­
gen Vorstandsteam unterstützt.
Herausforderung Umfahrung
Auch Peter Wolfisberg ist seit vielen
Jahren Mitglied des Gewerbevereins. Im
Unterschied zu seinem Amtsvorgänger,
der seine Gärtnerei in dritter Generation
führt, hat der 49­Jährige sein Unter­
nehmen vor 16 Jahren selbst gegründet.
Der gebürtige Sinser ist verheiratet und
hat drei Kinder. Seine Absicht ist es, das
Werk seines Vorgängers im gleichen Sinn
weiterzuführen. «Das Gewerbe in Sins
lebt. Guido Waldispühl hat viele schöne
Projekte ins Leben gerufen, die ich
takte zu knüpfen.» Darüber hinaus en­
gagiert sich der Verein für die Jugend,
fördert das Lehrstellen­ und Schnupper­
lehrstellenangebot und veranstaltet ein­
mal jährlich ein Podiumsgespräch für
Schulabgänger und Interessierte. Eben­
falls ausgebaut hat Guido Waldispühl
den «Gewerblerhöck», eine regelmässi­
ge Veranstaltung für die Vereinsmitglie­
der mit Firmenbesichtigungen und ge­
sellschaftlichem Austausch. Der Verein
ist gut vernetzt mit der Gemeindebe­
hörde und mit benachbarten Gewerbe­
vereinen.
Grossprojekt Siga
Guido Waldispühl (links) übergibt seinem Nachfolger und
Berufskollegen Peter Wolfisberg symbolisch einen Pickel.
Bild Cornelia Bisch
gerne weiterführen werde. Vielleicht
kommen auch neue hinzu.» Eine gros­
se Herausforderung für das Sinser Ge­
werbe werde künftig die Südwestum­
fahrung darstellen, ist er überzeugt. «Für
die Ladenbesitzer an der Hauptstrasse
könnte dies Umsatzeinbussen bedeuten,
weil der Durchgangsverkehr sich we­
sentlich reduziert.» Andererseits sei die
Verkehrsentlastung sicher auch ein Vor­
teil für alle.
Viele Projekte verwirklicht
Als Guido Waldispühl das Präsidium
übernahm, war der Vereinsalltag noch
nicht so vielfältig wie heute. «Das Eier­
suchen an Ostern für die Kinder und
Familien hat bereits eine 30­jährige
Tradition», erzählt er. «Auch der Ausflug
mit den Pensionierten findet schon seit
langer Zeit einmal jährlich statt.» Ge­
meinsam mit seinen Vorstandskollegen
hat er den Anlass «Sins im Advent» ins
Leben gerufen, der jeweils am ersten
Adventswochenende stattfindet und
2015 bereits sein 15­Jahr­Jubiläum fei­
erte (wir berichteten). An diesem Anlass
schmückt der Verein mit Unterstützung
der Gemeinde das Dorf festlich, und die
Geschäfte und Unternehmer präsentie­
ren sich während zweier Tage der Be­
völkerung. «Das ist ein Dankeschön an
unsere Kunden und sicher auch eine
gute Möglichkeit für Neuzuzüger, Kon­
Als eines der wichtigsten und span­
nendsten Projekte, die er während sei­
ner Amtszeit mit aufgebaut und betreut
hat, ist die alle fünf Jahre stattfindende
Sinser Gewerbeausstellung Siga. «Das
war für uns alle Neuland und eine gros­
se Herausforderung», so Waldispühl.
Umso grösser auch die Freude über den
Erfolg der Ausstellung, die jedes Mal
umfangreicher und attraktiver wird.
«Wir haben auch hervorragende Gastro­
nomen in unserem Verein, die sich sehr
für die Siga engagieren.» Ausserdem
rühmt der abtretende Präsident seine
Vorstandskollegen: «Es sind gute Leute,
die mir immer viel Arbeit abgenommen
haben. Das war das A und O fürs Ge­
lingen der Projekte.» Vor allem wegen
der persönlichen Kontakte bedauert er
seinen Austritt aus dem Vorstand. «Die
Kameradschaft und die gegenseitige
Unterstützung habe ich immer sehr
geschätzt.» Guido Waldispühl wird je­
doch Vereinsmitglied bleiben und sich
auch weiterhin engagieren.
CORNELIA BISCH
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