Die Parodie als Kritik

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DIE BEDEUTUNG DER LITERATURKRITIK
IM LITERARISCHEN LEBEN
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Die Parodie als Kritik
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1. Thesen
- Die Parodie ist geeignet, Merkwürdigkeit und Schwächen eines literarischen Textes durch
Nachahmung und Übertreibung auf amüsante Weise bloßzustellen.
- Mit
seiner Fähigkeit,
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Stil und inhaltliche
Elemente der Vorlage zu übernehmen,
führt der
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Parodist den Leser zu der Überzeugung, dass die sprachlichen und inhaltlichen Eigenheiten
des parodierten Werks nicht Ausdruck künstlerischen Vermögens, sondern Spiegel der
Manieriertheit seien.
- Mit seiner Darstellungsform vermittelt der Parodist dem Leser Vergnügen, weil bei der
Lektüre der Parodie die Freude des Wiedererkennens in Spott umschlägt .
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2. Ein Beispieltext als Voraussetzung zum Verständnis der nachfolgenden Parodie von
Friedrich Torberg
Bertolt Brecht: Suche nach dem Neuen und Alten
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"Wenn ihr eure Rollen lest
Forschend, bereit zu staunen
Sucht nach dem Neuen, dem Alten, denn unsere Zeit
Und die Zeit unserer Kinder ist die Zeit der Kämpfe
Des Neuen mit dem Alten
Die List der alten Arbeiterin
Die dem Lehrer sein Wissen abnimmt
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eine zu schwere Hucke, ist neu
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Und muss wie Neues gezeigt werden. Und alt
Ist die Angst der Arbeiter im Krieg
Die Flugblätter mit dem Wissen zu nehmen; es muss
Als Altes gezeigt werden. Aber
Wie das Volk sagt: zur Zeit des Mondwechsels
Hält der junge Mond den alten
Eine Nacht lang im Arme. Das Zögern der Fürchtenden
Zeigt
die neue Zeit an. Immer Copyright www.park-koerner.de
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Setzt das Noch und das Schon.
Die Kämpfe der Klassen
Die Kämpfe zwischen Alt und Neu
Rasen auch im Innern des einzelnen.
Die Bereitschaft des Lehrers zu lehren:
Die der Bruder nicht sieht, der Fremde
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Sieht sie.
Alle Regungen und Handlungen eurer Figuren durchsucht
Nach Neuem und Altem!
Die Hoffnungen der Händlerin Courage
Sind den Kindern tödlich. Aber die Verzweiflung
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Der Stummen über den Krieg
Gehört zum Neuen. Ihre hilflosen Bewegungen
Wenn sie die rettende Trommel aufs Dach schleppt
Die große Helferin, sollen euch
Mit Stolz erfüllen, die Tüchtigkeit
Der Händlerin, die nichts lernt, mit Mitleid.
Lesend eure Rollen
Forschend, bereit zu staunen
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Erfreut euch des Neuen, schämt euch des Alten!
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Aus: Bertolt Brecht, "Schriften zum Theater", Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1967, S. 277 f.
3. Friedrich Torberg: Parodie auf Bertolt Brechts Stück "Der kaukasische Kreidekreis"
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"DER SÄNGER
Hört nun die Geschichte von der Premiere des Kreidekreises,
Des kaukasischen, welche statt
Im Volkstheater fand. Man könnte auch sagen:
Welche
im Volkstheater stattfand.Copyright
Klänge www.park-koerner.de
das aber
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Ebenso originell? Klänge es
Ebenso bedeutend?
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DIE MUSIKER:
Man sagt ja auch nicht: Das Kälbchen verläuft sich. Man sagt:
Es verläuft das Kälbchen sich. Brecht sagt es so.
Und Brecht weiß Bescheid um die Wirkung der Sprache, du Arschloch.
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Auch
dieses sagt er nämlich im Kreidekreis,
dem kaukasischen.
DER SÄNGER:
Den Schreiber Azdak lässt er es sagen, ohne
Zwingenden Anlass. Vielleicht nur
Weil es kräftig und volkhaft wirkt. Damit man wisse:
Kräftig ist das Volk.
Aber nicht davon wollte ich reden. Reden wollte ich
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der Premiere des kaukasischen
Kreidekreises, welche
Siehe oben.
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DIE MUSIKER:
War es eine schöne Premiere?
Ist es ein gutes Stück?
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DER SÄNGER:
Es war eine schöne Premiere.
DIE MUSIKER:
Ist es ein gutes Stück?
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DER SÄNGER:
Es war eine erfolgreiche Premiere.
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DIE MUSIKER:
Ob es ein gutes Stück ist, du besoffene Zwiebel.
DER SÄNGER:
Was heißt hier gut. Schrecklich ist die Verführung zur Güte, sagt Brecht.
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Und er widerstand ihr.
DIE MUSIKER:
Stimmt es wenigstens ideologisch?
DER SÄNGER:
Auch das nicht. Es gehen
Revo- und Konterrevolution und Copyright
Rekontrarevolution
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So durcheinander, dass niemand sich auskennt. Warum, zum Beispiel,
Haben die Panzerreiter, da sie doch Knechte
Der Reaktion sind, den Richter gehenkt? Und warum
Machen sie nicht den Neffen des fetten Fürsten zum Richter, sondern
Den Lumpenproleten Azdak? Warum, wenn wir schon dabei sind,
Wird das Proletariat überhaupt nur durch Lumpen vertreten?
Der Großfürst hingegen, welchen der Azdak
Irrtümlich
und widerwillig gerettet
hat, erweist
sich als Ehrenmann
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Und setzt den Azdak ein zweitesmal ins Richteramt ein.
Darf das so sein? Darf ein Großfürst so anständig sein?
DIE MUSIKER:
Fragen über Fragen.
Wer gibt die Antwort?
Brecht gibt sie nicht.
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DER SÄNGER:
Er gibt jedoch
Dem Theater, was des Theaters ist. Wenn Grusche
Am Seil sich haltend über den Abgrund gelangt,
Atmen die Zuschauer auf. Wenn sie dem Panzerreiter
Eins über den Kopf haut, freuen sie sich. Wenn sie dem Kleinkind
Abgewandt ihre Brust reicht, schmunzelen sie.
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Wenn
jemand Arschloch sagt oder
besoffene Zwiebel, kicheren sie.
Wenn der Azdak den beiden schwerfälligen Alten
Etwas ins Hörrohr brüllt, jauchzen sie. Und wenn am Ende
Ende gut, alles gut ist, identifizieren sie sich
Und glotzen romantisch. Befremdet
Sieht es der auf Verfremdung Gedrillte. Dieses also
Ist das epische Theater? Dieses
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Ist die Erneuerung des Dramas aus dem Geiste des Fortschritts?
Und dieses Spielen ist mutig?
DIE MUSIKER:
Fragen über Fragen.
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Wer gibt die Antwort?
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DER SÄNGER:
Ihr habt nun gehört, was ihr nicht hören wolltet.
Geht und seht selbst,was ihr sehn wollt. Brecht
Die Blockade. Bitte kein Rufzeichen, Setzer.
Rufzeichen gehören zum überalterten Gerümpel
Bürgerlich-emotioneller Anteilnahme. Die Revolution
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Ist das Fragezeichen."
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Aus: Friedrich Torberg, "Der Beifall war endenwollend", Deutscher Taschenbuchverlag, München 1970, dtv 674,
S. 72 ff.
4. Arbeitsaufgaben
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Brechtschen
Sprache werden parodistisch in den
Text Friedrich
Torbergs übernommen?
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- Welche
Elemente der
- Welche Vorwürfe erhebt Torberg gegen das Stück "Der kaukasische Kreidekreis"?
- Welche Vorbehalte gegenüber dem epischen Theater macht Torberg in seiner Theorie
geltend?
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