Das christliche Vaterprinzip

Das christliche Vaterprinzip
Vater – Nomen est Omen
Nomen est Omen = der Name ist die Bedeutung! Der Name Vater will sagen, dass er nicht für sich
selbst, sondern für seine Kinder da ist. Mit dieser Grunddefinition ist das Wesen Gottes beschrieben.
Zugleich aber ist damit auch das Wesen der Kinder Gottes beschrieben. Die Hingabe Gottes an seine
Kinder macht die Kinder zu seinen Kindern, also zu solchen, die sich wiederrum hingeben für andere.
Damit sind die Kinder in gleicher Weise mit dem Vater verbunden, wie sie mit dem Mitmenschen
verbunden. Wenn Jesus Gott seinen Vater nennt, ist damit zugleich gesagt, dass er sein Sohn ist.
Von dieser Vater – Sohn – Beziehung muss man ausgehen, will man Jesus verstehen.
Gott als Vater im Alten Testament
Die Klage der Propheten des Alten Testaments ist, dass sich Israel von seinem Vater abwendet und
damit in sein Unglück läuft. Das heißt, ohne seinen Vater fällt Israel zurück ins Chaos, aus dem
heraus es berufen wurde, Gottes Volk zu sein. Ägypten steht für das Chaos.
Insgesamt kommt der Begriff Vater für Gott im Alten Testament selten vor. Der ersten Nennung
Gottes als Vater begegnen wir im Namen Abel (1. Mose 4,2). Der Name Abel bedeutet >Vater ist
Gott<. >Ab< steht für Abba, gleich Vater und >El< steht für Gottheit, Elohim. Der Name Abel will also
sagen, Gott ist Vater. Abel wurde draußen vor dem Paradies von seinem Bruder Kain erschlagen. Den
Namen Kain übersetzt die Bibel (1. Mose 4,1), nach den Worten Evas, mit: „Gott hat einen
Menschen geschenkt“. Kain war, nach der Bibel, der erste von einer Frau geborene Mensch. Damit ist
er der erste in Sünde, in der Trennung von Gott, geborene Mensch. Kain und Abel stehen für die teils
ungläubige und teils gläubige Menschheit. Abel erlitt von seinem Bruder Kain dasselbe Schicksal wie
Jesus, der gekreuzigt wurde.
Damit spannt sich ein doppelter Bogen über die
Menschheitsgeschichte, der Kainsbogen der Vaterferne und der Abelbogen der Vaternähe.
Bei Abraham wird das Thema Vater erneut aufgegriffen. Gott selbst gibt ihm letztlich den Namen
Abraham und nennt ihn Vater vieler Völker (1. Mose 16,5). Gott überträgt damit seinen eigenen
Namen und damit auch sein Wesen auf einen Menschen. Bald aber verblasste in Israel der Name
Vater für Gott. Die Propheten Israels gebrauchten ihn, um dem Volk seine Gottesferne vorzuhalten
(5.Mose 32,5). Die Propheten weissagten eine messianische Zeit, in der Israel seinen Gott als Vater
wieder annehmen werde (2. Samuel 7,14).
Gott als Vater im Neuen Testament
Diese Zeit hat sich mit dem Kommen Jesu, als Sohn Gottes und Messias, erfüllt. Und doch ist diese
messianische Zeit eine ganz andere geworden, als sie vom Volk Israel erwartet wurde. Israel
erwartete von der messianischen Zeit, eine Zeit der Rache Gottes an den Völkern, die Israel
unterdrückten. Dabei hätte der Messias nur die äußeren Verhältnisse geändert, nicht aber die
Herzen der Menschen. Jesus definierte den Begriff messianische Zeit ganz neu. Er ist der Messias
der zuerst die Herzen erneuert, und über die Herzen die Verhältnisse ändert. Der Messias Jesus
vermittelte dem Volke Israel Gott als Vater, damit Israel väterlich handle nach dem Vater-Prinzip.
Damit ist der Messias Jesus genau das Gegenteil von dem, was die Juden erwartet haben. Darum
haben sie ihn der Gotteslästerung bezichtigt und gekreuzigt.
Das Volk Gottes ist seit Jesus nicht mehr das Israel nach dem Fleisch, sondern das Israel nach dem
Geist. Der sollte, nach Jesu Worten, zum Volk Gottes gehören, der den Willen seines Vaters tut, also
väterlich handelt (Matth. 12,50; 1. Kor. 10,18).
Das Verhältnis Jesu zu seinem Vater wird durch die absolute Unterordnung bestimmt. Man darf hier
von Homogenität sprechen. Jesus verzichtet total auf einen eigenen Willen. Sein Wille ist Gottes
Wille, und Gottes Wille ist die Erhebung der Schöpfung aus dem Chaos. Darum ist auch alles, was
Jesus als Sohn Gottes tut, Erhebung aus dem Chaos. Das Chaos ist die Sünde, die Trennung von Gott.
Chaos ist die Zerstörung. Aus der Masse der Zerstörung formt Gott seine Schöpfung. Das Volk Gottes
ist neu geboren aus dem Geiste des Vaters, aus dem Geiste der Hingabe für andere.
Das Vater-Prinzip ist Neugestaltung aus dem Chaos. Jesus heilt einen Kranken in dem dieser zuerst an
Jesus glaubt, also Jesus als Gottes Sohn angenommen hat. Jesus muss zuerst Raum bekommen im
Herzen des Kranken, damit er ihn aus seiner Krankheit herausführen kann. Heilung ist zuerst
Erneuerung des Geistes, Hingabe an den Vater. Jesus steigt hinab in die Krankheit und ordnet den
Kranken neu und macht ihn gesund. Jesus verhält sich genauso wie sein Vater bei der Erschaffung der
Welt. Jesus überträgt das Handeln seines Vaters auf den Kranken, ja auf den Toten.
Jesus überträgt alle Bereiche des Lebens auf das Handlungsprinzip seines Vaters. In allen Bereichen
soll der Starke den Schwachen tragen. Das ist die Überwindung des Chaos. Das ist die Neuschöpfung
im Kleinen und Alltäglichen. Dieses Tragen wird möglich, weil der Sohn vom Vater getragen wird.
Damit bekommt das gesamte Leben den > Vater – Sohn – Charakter<. Ein jeder trägt, weil er
getragen wird. Jenen, die sich diesem System anschließen, hat sich der Himmel aufgetan. Jeder der
mitträgt an Gottes Tragen ist ein Kind Gottes und steht damit diametral dem Weltkind entgegen, das
die Verhältnisse ändern will ohne das Herz zu verändern.
Jesus ließ sich töten in dem Wissen, dass sein Vater aus dem Tode Leben schafft und er auferstehen
wird. Genauso sicher war Jesus, dass seine Feinde am Ende in den Tod laufen werden. Dies ist
eingetreten mit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr.
Jesus fasst seine Lehre in dem Satz zusammen in Sätzen wie (Matth. 10,39): „Wer sein Leben
gefunden hat (in dieser Welt), der wird es verlieren; wer es aber verliert um meinetwillen, der wird
es finden (in der Ewigkeit), oder (Matth. 26,52): „Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert
umkommen.“
Jesus weiß, dass nicht alle Menschen dem Vater-Prinzip beitreten werden. Er spricht (Johannes 17,
6.9): „Ich habe deinen Namen (Vater) den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben
hast….Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast.“ Dies
bedeutet, dass nicht alle Menschen Jünger Jesu und damit Gottes Kinder werden und an der
Auferstehung Jesu teilhaben werden. An der Auferstehung nimmt Teil der, der ein Kind Gottes
geworden ist. Zugleiich warnt Jesus davor, ihn Herrn zu nennen und nicht zu tun was er gesagt hat.
Jesus will keine Lippenbekenntnisse solange noch der alte Geist des Fleisches im Herzen ist. Jesus
sagt (Matth. 7, 21): „Es werden nicht alle, die zu mir sagen Herr, Herr, in das Himmelreich kommen,
sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“.
Das Schlachten auf dieser Welt endet dort wo die Menschen das Vater – Prinzip Jesu annehmen und
damit aufhören, die Verhältnisse ändern zu wollen, ohne dass sich das Herz verändert. Nomen est
Omen! Der Vater der Menschheit sagt: „Ich bin für dich da!“