forsch 2/2015 - Universität Bonn

Juni 2015
2
forsch
Bonner Universitäts-Nachrichten
Hier kommt
der neue Rektor
Sportliche Uni
Roboter übernehmen
gefährliche Jobs
Jagd auf
winzige Partikel
Virtuelles Treffen
mit Edward Snowden
Fit für die Museen
des 21. Jahrhunderts
Konzeption/Design: Gute Botschafter GmbH, www.gute-botschafter.de
Exzellente Ideen
sind es wert
dass sich viele engagieren
Ulrich Wickert, Journalist und Buchautor
Fördern Sie Menschen und Ideen an der
Universität Bonn mit einer zweckgebundenen Finanzoder Sachspende an die Bonner Universitätsstiftung.
So stiften Sie Zukunft – für Bonn.
Die Bonner Universitätsstiftung fördert
Forschungsprojekte und Nachwuchskräfte
an der Universität Bonn.
www.stiftung.uni-bonn.de
Rheinische
Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn
Bonner
UniversitätsStiftung
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie sich schon mal gefragt, wer hinter den Cartoons in der „forsch“ steckt? Denis Metz
lebt und arbeitet, wo andere Urlaub machen, nämlich auf der Nordseeinsel Baltrum. Damit kein Neid
aufkommt: Der Strand scheint als Arbeitsplatz nur bedingt geeignet. Wer das Alter ego von Herrn
Schnabulak mal in seinem „natürlichen Lebensraum“ sehen will: http://bit.ly/schnabulakfilm
Ob am Meer, in den Bergen oder einfach zu Hause: Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer –
vergessen Sie die Uni nicht, aber lassen Sie auch mal die Seele baumeln!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redaktionsteam
forsch 2-3/2014 universitätbonn
Foto: Wolfgang Bialek
Sommerzeit ist für viele auch Fahrradzeit, und da trifft es sich, dass die AOK und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC wieder zur bundesweiten Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“
aufrufen, die bis zum 31. August 2015 läuft. Teilnehmer sollen an mindestens 20 Tagen mit dem
Rad zur Arbeit fahren – auch Teilstücke kombiniert mit Bus und Bahn zählen. Auch unser neuer
Rektor Prof. Michael Hoch wird demnächst öfters „hoch zu Ross“ unterwegs sein. Sein neues
Dienstfahrrad macht ihm Freude, wie man auf unserem Titelbild sieht. Die universitären Radler
haben jetzt also einen exponierten „Vorreiter“. Für unser Titelfoto hat Professor Hoch auch mal
kurz den obligatorischen Fahrradhelm abgelegt, damit man ihn besser erkennen kann, aufgenommen hat ihn Volker Lannert.
1
INHA LT
Inhaltforsch2-3/2015
5 Amtswechsel:
Foto: Cyrill Stachniss
Trotz nachdenklicher Worte bei der feierlichen Rektoratsübergabe kamen
Emotionen nicht zu kurz: (v.r.n.l.) Rektor Prof. Dr. Michael Hoch, sein
Vorgänger Prof. Dr. Jürgen Fohrmann und der Vorsitzende des Hochschulrats
Prof. Dr. Dieter Engels.
10 Roboter:
Foto: Volker Lannert
Ein autonomes Fahrzeug erkundet
Katakomben unter Rom und gibt Einblick
in eine vergessene Welt.
Hochschule
5
Feierliche Rektoratsübergabe:
Mit nun fünf Prorektoren ist das
neue Rektorat komplett
8
Haushalt: Studenten protestieren
gegen „Uni-Sparen“
9
Auf dem richtigen Weg: Uni Bonn
als familiengerechte Hochschule
Forschen
2
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5 Fragen an… den theoretischen
Physiker Prof. Dr. Ulf-G. Meißner
14
Uni Bonn bei der EXPO:
Die Milchwirtschaft der Zukunft
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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17
18
Fußballtor oder Geldgewinn?
Das Gehirn verarbeitet sportliche
und monetäre Erfolge ähnlich
Jagd auf winzige Partikel:
Lebensmittelchemiker dringen in
Nanowelten vor
Im Bernstein konserviert: ältester
Beleg für Brutpflege bei Insekten
Lernen und Lehren
24 Zwischen Uni, Training und Wettkampf:
Studierende Spitzensportler an der
Universität Bonn
26 Nordamerikastudien: 25 Jahre
Methodenvielfalt als Pflichtprogramm
27 Hinter den Kulissen: Die Zentrale
Studienberatung auf Achse
28 Solidarität: Bonner Studierende
leisten Nepal-Hilfe
29 Mathe-Leidenschaft: Vom regionalen
Erfolg zum Bundessieg bei „Jugend
forscht“
20 EU-gefördert: Ein Roboter für
Katastrophensituationen
22 Virtuelles Treffen:
Informatiker im Gespräch mit
Whistleblower Edward Snowden
23 Neues Promotionskolleg:
Brücke zwischen Immunsystem und
neurologischen Erkrankungen
Weite Welt
31 Gefühlt wie ein Wikinger: Bonner
Student ist heute Professor in Norwegen
32 Hilfe zur Selbsthilfe: Engagement
bei „Studieren ohne Grenzen“
INHA LT
38 Sportlicher UniNachwuchs:
Animation: Schommer
Zu den neuen Angeboten im Hochschulsport gehören Eltern-Kind-Turnen
und Hallenklettern für Kinder von
Mitarbeitern und Studierenden.
40 Ein „bönnsches“ Juwel wird aufpoliert:
Universitätsgesellschaft und private Investoren machen die Vision eines
repräsentativen Haupteingangs zum Botanischen Garten wahr.
Kultur
33 Bonn University Press: Seit zehn
Jahren Bücher in Fakultätsfarben
34 Schönheit und Technik:
Von Uhrmachern gebaute Rechenmaschinen im Arithmeum
35 Neuer Masterstudiengang:
„Museums-Studien“ eröffnen Chancen
Service
Menschen
41 Prominent in Korea:
Ein Absolvent zeigt als Medienstar,
wie die Deutschen ticken
42 Künstlerische Wahlfamilie:
Eugenia Fabrizi brachte drei
Nationen-Theater nach Bonn
43 Geschätzte Marke:
555. Absolventin mit „Master of
Drug Regulatory Affairs“
44 Ausgezeichneter Nachwuchs
37 Alles Absprache und „Chemie“:
Erste Partnerschaften im Projekt
„Wohnen für Hilfe“ ermutigen
46 „Umbau“ bei laufendem Betrieb:
Dezernat Liegenschaften erhält Preis
für neue Struktur
39 Individuell bis an die Grenze:
UniFit Box als neues Angebot im
Hochschulsport
47 Meldungen – Vorgestellt
Foto: Ulrike Eva Klopp
52 Last but not least:
Der Techniker Ralf Broch ist Sprecher
der Freiwilligen Feuerwehr Bonn
forsch 2-3/2015 universitätbonn
3
Foto: Volker Lannert
HOCHS CHULE
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forsch 1/2015 universitätbonn
HOCHS CHULE
„Wir sind Teil eines Ganzen“
Nachdenkliche Worte bei der feierlichen Rektoratsübergabe
Im Rahmen einer akademischen Feier hat Rektor Prof. Dr. Jürgen
Fohrmann (61) sein Amt an seinen Nachfolger, den Entwicklungsbiologen
Prof. Dr. Michael Hoch (53) übergeben, der als 143. Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn eingeführt wurde.
Die Amtsübergabe erfolgte in der
voll besetzten Aula nach traditionellem
Ritus: Prof. Hoch sprach den lateinischen Amtseid und nahm von seinem
Vorgänger die historische Amtskette in
Empfang. Aber bis es soweit war, galt
es Rückschau zu halten, zu loben und
zu danken. Der Hochschulratsvorsitzende Prof. Dr. Dieter Engels, Kanzler
Dr. Reinhardt Lutz und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch wandten sich
mit Grußworten an die Festversammlung. Und für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte der Jazzchor der Universität Bonn.
Prof. Engels dankte dem scheidenden Rektor für die Verdienste, die er
sich in seiner sechsjährigen Amtszeit
erworben hat: „Ihr Engagement war
beispielgebend. Sie waren der ideale
Repräsentant dieser Universität, weil
Sie einerseits ein exzellenter Wissenschaftler sind, andererseits aber auch
über die administrative und die soziale
Kompetenz verfügen, die notwendig
sind, um eine solch große und bedeutende Institution wie die Bonner Universität führen zu können.“
„Wind für weitere Höhenflüge“
Die internationale Suche nach einem würdigen Nachfolger endete
schließlich fast an ihrem Ausgangspunkt: „Wir mussten nicht in die Ferne
schweifen, weil der optimale Kandidat
so nah war: Michael Hoch ist ein exzellenter Wissenschaftler, der seit gut
anderthalb Jahrzehnten an der Bonner
Universität wirkt, die Universität und
ihre Eigenheiten genau kennt.“ Schon
allein seine wissenschaftliche Reputation und Erfahrung in Wissenschaftsorganisation und -management habe
ihn qualifiziert. Besonders beeindruckt
hätten aber auch seine Vorschläge, Natur- und Geisteswissenschaften zu vernetzen und hierdurch neue Forschungsfelder zu erschließen und neue
Studiengänge zu konzipieren. Prof.
Engels sagte: “Die Art und Weise, mit
der Prof. Hoch um Unterstützung hierfür wirbt, hoch engagiert, mit Schwung
und Begeisterung, die ansteckend wirken, stimmt optimistisch, dass die Universität auch künftig viel Wind unter
ihren Flügeln für weitere Höhenflüge
haben wird.“
Kanzler Dr. Lutz brachte Rektor
Fohrmanns Amtsverständnis auf eine
griffige Formel: „Kämpfen, Aufräumen, Priorisieren, Bewahren und Revitalisieren.“ Er berichtete von gemeinsam gefochtenen Schlachten und
bewältigten Herausforderungen, von
Zumutungen und dem Erhalt als richtig erkannter Werte. Sein Resümee:
„Sie haben der Universität Bonn gut
getan“, gab er dem scheidenden Rektor
mit auf dem Weg, der nun wieder als
Wissenschaftler in die Forschung und
Lehre zurückkehren wird.
Die Universität –
ein komplexes Wurzelwerk
Der so Gelobte verabschiedete
sich mit einem nachdenklichen Bericht
aus dem Amt, das er seit 2009 bekleidet und sich gegen eine erneute Kandidatur entschieden hatte. In seinem Bericht verglich Prof. Fohrmann den
„Großbau Universität“ mit einem Rhizom, einem komplex verzweigten
Wurzelwerk, dessen Mittelpunkt
schwer auszumachen sei: „Als Rektorat haben wir uns zur Aufgabe gemacht, Wirkungen in diesem Rhizom
und Wirkungen dieses Rhizoms zu ermöglichen.“ Dies sei oft, aber nicht
immer gelungen. Universitäten seien
eben Gebilde, in denen gegenläufige
Prinzipien wirksam seien. „Es hat ein
eigentlich nie beendetes Wechselspiel
zwischen zentralen und dezentralen
Aufgaben, zwischen Regulierung und
Deregulierung gegeben“, sagte Prof.
Fohrmann. Bei aller Differenzierung
und Optimierung von Strukturen gehe
es immer auch um die Begegnung zwischen Menschen und Räume des Formellen wie Informellen. „Ein Credo
dieses Rektorats war, die Räume des
Informellen zu bewahren. Es war unser
Anliegen, eher auf die formale Ermöglichung von Entwicklung als auf eine
inhaltliche Steuerung zu setzen. Und
meine Aufgabe als Rektor habe ich in
einer Politik der ordnenden, unterstützenden und anregenden Moderation
gesehen.“
Persönlichkeiten prägen
das Profil
Prof. Hoch sagte nach seiner Einführung, es mache ihn stolz, die Universität mit ihrer fast 200-jährigen
Geschichte in den nächsten sechs Jahren führen zu dürfen. Trotz unzureichender Grundfinanzierung und unter
neuen politischen Rahmenbedingungen soll die akademische Freiheit erhalten bleiben und Grundlagenforschung auf höchstem Niveau betrieben werden.
„Die Stärke unserer Universität,
die zu den besten in Deutschland und
weltweit zählt, beruht nicht zuletzt auf
herausragenden Forscherpersönlichkeiten, die die Universität prägen und
den Fächern ihr Profil verleihen. Um
unsere herausgehobene Position auch
in Zukunft zu halten, müssen wir uns
kontinuierlich wandeln und adaptieren“, erklärte der neue Rektor. Er rief
dazu auf, zusätzlich zur Förderung einzelner Fachdisziplinen übergreifende
Querschnittsthemen mit breiter gesellschaftlicher Relevanz zu definieren,
die sich an den großen Herausforderungen der Menschheit orientieren und
bei denen von den Kultur- und Geistesbis zu den Naturwissenschaftlern alle
zusammenarbeiten können.
Rektor Prof. Hoch rief die Universitätsangehörigen dazu auf, die gesamte Universität in den Blick zu nehmen:
„Das Bewusstsein, dass wir Teil eines
Ganzen sind, möchte ich bei allen Angehörigen der Universität erzeugen.
Die „Universitas“ ist schließlich die
Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden, Professoren, Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiter aus Technik und Verwaltung
– ein großes Team, in das jeder seine
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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HOCHS CHULE
4Rektoratsübergabe
in bis zur Galerie
Foto: Volker Lannert
voll besetzter Aula
Stärken einbringt, und das in seiner
Gesamtheit stärker ist als die Summe
seiner Teile.“
Auch die Vernetzung mit lokalen
außeruniversitären Partnern, den Hochschulen der Region und internationalen
Partneruniversitäten auszubauen und zu
intensivieren, kündigte Prof. Hoch an.
„Dies wird auch sehr hilfreich für eine
nächste Runde der Exzellenzinitiative
ab 2017 sein“, betonte er. Wichtig sei
ihm dabei auch die Unterstützung der
Bonner Akteure in Forschung, Wissenschaftsförderung, Politik, Wirtschaft, Medien, Verbänden und der
Bundesstadt Bonn. „Ich freue mich
schon darauf, mit Ihnen zusammen
unser 200-jähriges Jubiläum im Jahr
2018 zu begehen“, sagte der neue
Rektor und bedankte sich bei seinem
Vorgänger und dessen Rektoratsteam
für ihre Arbeit.
DR. ANDREAS ARCHUT
Alle Reden der Rektoratsübergabe
gibt es im Newsblog der Universität:
http://www.aktuell.
uni-bonn.de/
amtsuebergabe
Hintergründe zur Rektoratsübergabe
Zeremoniell: Wie bei der Eröffnung des akademischen
Jahres zieht das alte Rektorat mit dem zukünftigen
Rektor in die Aula ein. Vorweg gehen zwei „Pedelle“
(Pedelle waren früher Universitätsdiener) mit den
beiden Zeptern der Universität. Sie stammen aus der
alten Universität Duisburg und wurden nach deren
Schließung von den Preußen der neugegründeten
Bonner Universität übergeben.
Kleidung: Die Prorektoren und der scheidende Rektor
tragen die Professorentalare ihrer Fakultäten. Die
Grundfarbe schwarz ist mit Einlagen in Fakultätsfarbe
abgesetzt. Rektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann trägt das
Dunkelblau der Philosophischen Fakultät, der neue
Rektor Prof. Dr. Michael Hoch bereits den roten,
goldbestickten Radmantel der Rektoren, Kanzler Dr.
Reinhardt Lutz eine schwarze Richterrobe.
Amtseid: Der scheidende Rektor nimmt gemäß der
Grundordnung seinem Nachfolger den Amtseid ab und
übergibt diesem die Amtskette.
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forsch 2-3/2015 universitätbonn
Die Amtsinsignie stammt aus dem Jahr 1853 und
wurde extra für die Feier noch einmal auf Hochglanz
poliert.
Der lateinische Amtseid in deutscher Übersetzung:
Ich .... gelobe als künftiger Rektor der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität vor dieser öffentlichen Versammlung der gesamten Universität sowie
ihrer Freunde und Förderer feierlich und schwöre
gemäß der Eidesformel, dass ich die Rechte und
Privilegien dieser Universität als oberster Hüter
sowohl der akademischen Freiheit als auch der
Grundordnung der Universität mit Entschlossenheit
und Umsicht verteidigen werde, dass ich bei der
Wahrnehmung der akademischen Angelegenheiten
das wahre Interesse der Lehrenden, der Lernenden
und der Mitarbeiter gerecht und unparteiisch
schützen werde und dass ich für die Pflege und
Förderung der Wissenschaften in den sieben
Fakultäten mit Gerechtigkeit sorgen werde.
So wahr mir Gott helfe.
HOCHS CHULE
Fachliche Breite und Vielfalt der Fächerkulturen
Rektorat startet mit fünfköpfiger Prorektoren-Riege
Eine Woche nachdem der Hochschulrat die von Rektor Prof. Dr. Michael Hoch vorgeschlagenen fünf Persönlichkeiten – drei Männer und zwei
Frauen – gewählt hatte, stellten sich
die Designierten in einer Sondersitzung dem Senat vor. Dieser bestätigte
im Anschluss mit großer Mehrheit die
Wahl des Hochschulrats, die damit
Gültigkeit erlangte.
Die Robotik-Expertin Prof. Dr. Maren Bennewitz (41) ist neue Prorektorin
für Informationstechnologie und Wissenstransfer und bearbeitet damit ein
Ressort, das neu geschaffen worden ist
Prof. Dr. Maren
Bennewitz
(Jahrgang 1973) ist
Professorin (W2)
für Humanoide Roboter. Die gebürtige
Bonnerin studierte
in Bonn Informatik
und wurde danach in Freiburg promoviert und setzte dort ihre wissenschaftliche Laufbahn fort. 2014 wurde sie an
das Institut für Informatik der Universität Bonn berufen. Von 2008 bis 2014
war sie Gleichstellungsbeauftragte der
Technischen Fakultät der Universität
Freiburg und dort von 2011 bis 2014
auch Stellvertreterin der zentralen
Gleichstellungsbeauftragten. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Prof. Dr. Stephan
Conermann
(geb. 1964 in Kiel)
ist Professor (C4)
für Islamwissenschaft. Er hat in
Kiel und Poznan/
Polen Geschichte
und orientalische
Philologie studiert. Nach der Promotion und Habilitation in Kiel folgte er
2003 einem Ruf an die Universität
Bonn. Prof. Dr. Conermann war unter
anderem Mitglied des Senats der Uni-
und die gestiegene Bedeutung dieses
Bereichs für die Universität dokumentiert. Der Islamwissenschaftler Prof. Dr.
Stephan Conermann (50) wird als Prorektor für Internationales die weltweite
Vernetzung der Universität pflegen und
ausbauen helfen. Als Prorektorin für
Studium und Lehre tritt die Professorin
für Umwelt- und Ressourcenökonomik
Prof. Dr. Karin Holm-Müller (57) an.
Ökonom Prof. Dr. Klaus Sandmann
(53) ist künftig als Prorektor für Hochschulplanung und -entwicklung tätig.
Das Ressort Forschung und Innovation
hat Prorektor Prof. Dr. Andreas Zimmer
(55) übernommen.
versität und Prodekan für Forschung
der Philosophischen Fakultät. Er ist
Direktor des Instituts für Orient- und
Asienwissenschaften und Sprecher der
Kollegforschergruppe 1362. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Prof. Dr. Karin
Holm-Müller
(geb. 1957 in
Eckernförde)
ist
Professorin (C3)
für Umwelt- und
Ressourcenökonomik. Sie hat Volkswirtschaftslehre in Tübingen, Grenoble und Berlin studiert. Nach der
Promotion in Berlin und Habilitation
in Hagen erhielt sie 1999 ihren Ruf
nach Bonn. Heute ist sie Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik
und berät seit 2008 die Bundesregierung im Sachverständigenrat für Umweltfragen, dessen stellvertretende
Vorsitzende sie seit 2012 ist. Sie ist
verheiratet und hat ein Kind.
Prof. Dr. Klaus Sandmann
(geb. 1961 in Aachen) ist Professor
(C4) für Finanzmarktökonomie. Nach
dem Abitur an der Deutschen Schule
Paris studierte er Mathematik mit Nebenfach Informatik in Saarbrücken.
„Das Rektoratsteam zeichnet sich
besonders durch seine fachliche Breite
aus“, sagte der Vorsitzende des Hochschulrats, Prof. Dr. Dieter Engels. Er
begrüßte außerdem, dass es dem Rektor
gelungen ist, zwei Wissenschaftlerinnen für sein Team zu gewinnen. Der
Vorsitzende des Senats, Prof. Dr. Torsten Pietsch, sagte: „Im neuen Rektorat
sind alle großen Fakultäten unserer Universität und damit die verschiedenen
Fächerkulturen vertreten.“ Rektor Hoch
erklärte: „Unser Rektoratsteam besteht
aus Persönlichkeiten, die einschlägige
Erfahrungen in ihren jeweiligen Ressortbereichen vorweisen und weitere
Qualifikationen für die Mitarbeit im
Rektorat mitbringen. So sind wir gut
aufgestellt für die großen Herausforderungen, die vor der Universität liegen.“
Nach der Promotion und Habilitation
in Bonn wurde er
Professor (C4) in
Mainz. 2002 folgte
der Ruf nach Bonn.
Prof. Dr. Sandmann
war 2009 bis 2010
Prodekan und 2010 bis 2014 Dekan
der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät sowie 2012 bis 2014
Sprecher der Fakultätskonferenz. Er ist
verheiratet und hat drei Kinder.
Prof. Dr. Andreas
Zimmer
(geb. 1959 in Solingen) ist Direktor des Instituts für
Molekulare Psychiatrie. Nach dem
Biologiestudium
und Promotion in Gießen war Zimmer
1991 bis 2000 Gruppenleiter am National Institute of Mental Health in Bethesda/USA. Es folgten Professuren
in Bonn und Bielefeld. 2006 erging
der Ruf als Professor (W3) für Molekulare Psychiatrie in Bonn. Prof. Dr.
Zimmer engagiert sich in der akademischen Selbstverwaltung, in Drittmittelprojekten sowie wissenschaftlichen Gremien und Netzwerken. Er ist
verheiratet und hat zwei Kinder.
Alle Fotos: Barbara Frommann bis auf Maren Bennewitz: privat
Hochschulrat und Senat der Universität Bonn haben mit der Wahl und
Bestätigung von zwei Prorektorinnen und drei Prorektoren das neue
Rektorat vervollständigt. Die Prorektoren sind nebenamtlich tätig und
bilden gemeinsam mit dem Rektor und dem Kanzler das Rektorat.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
7
HOCHS CHULE
Mit dem Hubschrauber zur Uni
Foto: Volker Lannert
Am Morgen der feierlichen Rektoratsübergabe gab es eine besondere
Überraschung für den scheidenden
Rektor: Wie gewohnt hatte Fahrerin
Alexandra Inglese ihn und seine Frau
Hedwig Pompe zu Hause in Hennef
abgeholt, jedoch endete die Autofahrt
schon kurze Zeit später auf einem
Feld. Dort stand nämlich ein Helikopter bereit, der die drei Passagiere in
spektakulärer Weise und mit Schlenkern über das Siebengebirge und den
Campus Poppelsdorf zur Hofgartenwiese brachte. Der unverhoffte Flug
zur Arbeit war ein Geschenk von Alexandra Inglese, die ihn ein halbes Jahr
unter höchster Geheimhaltung organisiert hatte. Auslöser war der Umstand, dass die Fahrt von Bonn nach
Hennef und zurück oft durch Staus
verzögert wurde. „Jetzt müsste man
einen Hubschrauber haben!“ war da
ein oft vernommener Stoßseufzer.
Studenten protestieren gegen „Uni-Sparen“
Derzeit keine Alternative zur Haushaltskonsolidierung
Foto
: Co
lour
box
Die Hiobsbotschaft kam noch im alten Jahr: Die
Universität Bonn muss kurzfristig ein Haushaltsdefizit von acht Millionen Euro bekämpfen, hatte das
Rektorat mitgeteilt (forsch berichtete). Das
Rektorat hat mit den Fakultäten zwischenzeitlich ein
Bündel von Maßnahmen verabredet. Dagegen regt
sich derzeit Protest.
8
Von den Sparbeschlüssen sind
neben den Fakultäten auch die
Univerwaltung
und andere zentrale Bereiche
betroffen. Insgesamt ist ein
Mix an Maßnahmen vorgesehen: Ein Teil
der gestiegenen
Kosten wird linear auf alle Bereiche der Universität verteilt, der Rest
kommt durch verschiedene Maßnahmen zustande, darunter das so genannte „Einfrieren“ von Stellen, die
reaktiviert werden können, wenn es
forsch 2-3/2015 universitätbonn
die Finanzsituation wieder zulässt.
Bereits seit geraumer Zeit erwirtschaftet die Universität Einsparungen
durch „Stellenbesetzungssperren“,
also dadurch, dass freiwerdende Stellen erst nach einer gewissen Zeit neu
besetzt werden.
Derzeit drücken Bonner Studierende mit verschiedenen Aktivitäten
ihren Unmut über die Sparzwänge
aus. Sie beklagen unter anderem öffentlich den Verlust von 17 Professuren, deren „Einfrieren“ das Rektorat
zur Teilfinanzierung des Defizits im
Herbst 2014 empfohlen hatte. Allerdings wurden bewusst nur entsprechende Sparsummen festgelegt, die
die vier großen Fakultäten (Mathematisch-Naturwissenschaftliche,
Philosophische, Rechts- und Staatswissenschaftliche und Landwirtschaftliche Fakultät) aufbringen müssen, und keine konkreten Professuren
bestimmt. Die Diskussion über die
Umsetzung muss in den Fachbereichen stattfinden.
An den anstehenden Sparmaßnahmen führt derzeit kein Weg vorbei,
denn solange das Land NordrheinWestfalen an der jährlichen Grundfinanzierung der Universitäten nichts
ändert, muss gespart werden. Leider
hat auch der eigentlich glückliche
Umstand, dass der Bund den Länderanteil am BAföG übernimmt – was
280 Millionen Euro jährlich für NRW
ausmacht – daran nichts geändert.
Trotz des ausdrücklichen Aufforderung der Bundesbildungsministerin,
die Länder mögen das gesparte Geld
in ihre Hochschulen investieren, fließt
der Geldsegen in NRW an den Hochschulen vorbei. DR. ANDREAS ARCHUT
Weitere Informationen:
http://bit.ly/sparen-faq
HOCHS CHULE
„Manchmal ist es ein Spagat“
Die Uni hilft ihren Angehörigen, Studium, Beruf und Familie zu vereinbaren
Wissenschaft, Studium, Beruf und Familie miteinander in Einklang zu
bringen, ist nicht immer einfach und erfordert manchmal sogar akrobatische Fähigkeiten. Die Universität Bonn unterstützt ihre Angehörigen dabei
seit Jahren nach Kräften. Das gelingt ihr immer besser, haben externe
Gutachter jetzt bestätigt.
Gegenstand der Erstprüfung war
es, wie es die Universität ermöglicht,
ihr selbst gestecktes Ziel zu erreichen.
Im Zuge des Zertifizierungsprozesses
waren zahlreiche neue Maßnahmen
auf den Weg gebracht worden, darunter Angebote für Beschäftigte mit Pflegeverantwortung auszuweiten. Nicht
wenige so familiär besonders Geforderte erziehen gleichzeitig Kinder und
kümmern sich zusätzlich noch um ältere Angehörige. „Manchmal ist es für
die Betroffenen ein Spagat“, sagt Dezernentin Chris Müller von Baczko,
„aber im Gespräch mit dem Arbeitgeber lassen sich in vielen Fällen flexible
individuelle Lösungen finden.“ Eine
Schlüsselrolle komme dabei den Führungskräften zu. Sie werden deshalb
für Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vermehrt sensibilisiert.
Darüber hinaus hat die Universität
Bonn die Kinderbetreuung ausgebaut.
Gab es 2010 noch 126 Plätze – davon
49 für „U3“, also Kinder unter drei
Jahren –, waren es Anfang 2015 schon
166 und 69.
Per Mailverteiler informiert das
Team des Familienbüros zu den Themen „Pflege von Angehörigen“ und
„Kinderbetreuung“, die Anmeldeadresse findet man auf der Homepage des
Büros. Dort gibt es auch nützliche Links
FORSCH
und Veranstaltungstipps.
6Nicht nur Eltern und
kleine Kinder finden
an der Universität Bonn
Unterstützung: „Familie“
meint alle Generationen
und schließt Pflegeverant-
wortung ein.
Kontakt:
Familienbüro der Universität Bonn,
Telefon: 0228/73-6565 / 73-7273,
E-Mail: familienbü[email protected];
Internet: www.familienbüro.uni-bonn.de
Montage/Fotos: Colourbox/Dr. Thomas Mauersberg
Mit dem Ziel, Beschäftigten und
Angehörigen beratend und hilfreich
zur Seite zu stehen, wurde Anfang
2012 im Personaldezernat der Universitätsverwaltung das Familienbüro eingerichtet. Das Familienbüro
berät individuell, vertraulich und bedarfsorientiert zu Fragen rund um
Mutterschutz und Elternzeit, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen
und Fördermöglichkeiten rund um
diese Themenkreise. Dies gelingt offenbar mit Erfolg, denn die familienbewusste Personalpolitik der Universität Bonn überzeugte auch die
externen Gutachter der Agentur berufundfamilie gGmbH. Sie verlieh
ihr erneut das Prädikat „familiengerechte Hochschule“. Das Grundzertifikat war im Dezember 2011 ausgestellt worden.
Für die Verwaltung der Zielvereinbarung und das Umsetzen der neu entwickelten Maßnahmen sorgt seit 2012
das Familienbüro. Hier beraten Xenia
Lehr, Sandra Thielen und Sabine Paffenholz zu allen Fragen rund um Familie und Beruf. Sie vermitteln auch Betreuung für den Nachwuchs. Xenia
Lehr erklärt: „Dank einer Kooperation
mit einem externen Anbieter können
wir das im Notfall auch extrem kurzfristig leisten, etwa wenn es plötzlich
einen Krankheitsfall in der Familie
gibt, oder eine berufliche Verpflichtung
die familiären Pläne durchkreuzt.“ Für
die Jüngsten gibt es in der Uni Stillund Wickelmöglichkeiten, und das Familienbüro hilft außerdem bei der Suche nach Ferienbetreuungsangeboten
innerhalb der Stadt Bonn.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
9
Foto: Cyrill Stachniss
FORS CHEN
Im Labyrinth der römischen Katakomben
Forscher haben einen einzigartigen Roboter entwickelt
5Bei der Erkundung
von Katakomben in Rom.
In den flachen Nischen
wurden früher Tote
bestattet.
Wenn es für Menschen zu gefährlich wird, kommen Roboter zum Zug.
Wissenschaftler der Photogrammetrie haben mit Forscherkollegen ein
autonomes Fahrzeug entwickelt, das selbstständig in völliger Finsternis Jahrhunderte alte Katakomben unter der ewigen Stadt Rom
erkundet.
Mit einem leichten Ruckeln bewegt sich das Kettenfahrzeug langsam
durch die Dunkelheit. Ein Scheinwerfer an der Front des Roboters offenbart
einen schmalen Streifen, der die Gänge in den römischen Priscilla-Katakomben erhellt – ein kleiner Einblick
in eine weitgehend vergessene Welt.
Während dieser Fahrt zeichnen mehrere Kameras die Umgebung auf, der
Rechner an Bord des Roboters erstellt
aus diesen Daten ein dreidimensionales Modell des Irrgartens unter der
ewigen Stadt.
Das Labyrinth ist sehr alt: Im
zweiten Jahrhundert nach Christus
übernahmen die Christen den Brauch,
ihre Toten in Katakomben zu bestatten.
Später wurden die unterirdischen Gänge erheblich ausgebaut und viele Märtyrer darin beigesetzt. Mit dem Einfall
der Germanen im fünften Jahrhundert
begann der Niedergang des Tunnelsystems. Später ließen Päpste die Reliqui-
10
forsch 2-3/2015 universitätbonn
en der Märtyrer aus den Katakomben
in die Kirchen Roms bringen. Erst in
der Neuzeit begann die systematische
Erforschung des komplizierten Systems aus Gängen, die nun mit modernster Technologie vorangetrieben
wird.
Ein für Menschen gefährlicher Job
Seit dem Start im Jahr 2013 koordiniert Prof. Stachniss das EU-geförderte ROVINA-Projekt – zunächst an
der Universität Freiburg und nach seinem Wechsel wenige Monate später
von der Universität Bonn aus. Wissenschaftler der RWTH Aachen, der Katholischen Universität Leuven, der
Universität Rom, der Firma Algorithmica und des International Council on
Monuments and Sites (ICOMOS) arbeiten in dem ungewöhnlichen archäologischen Kartierungsprojekt mit.
Weltweit führend in
„intelligenter Exploration“
„Es ist für Menschen nicht ungeDen geländegängigen Roboterprofährlich, diese Katakomben zu betreten“, sagt Prof. Dr. Cyrill Stachniss, totypen, der vollautomatisch das verLeiter der Photogrammetrie der Uni- wirrende Gangsystem erkundet, entversität Bonn. Die Gänge sind zum wicktelte die italienische IT-Firma
Teil einsturzgefährdet. Außerdem rei- Algorithmica zusammen mit den Forchert sich in den tiefer gelegenen Kata- schern. „ROVINA arbeitet mit sehr hokomben das radioaktive Edelgas Ra- her Zuverlässigkeit und Präzision“, sagt
don an, das bei längeren Aufenthalten Prof. Stachniss. Sein Team entwickelt
Menschen gefährlich werden kann. die Algorithmen, mit deren Hilfe sich
Insgesamt sind die Katakomben also der Roboter orientiert und die 3D-Moeher unwirtlich, aber ein ideales Ein- delle erstellt. Das Team der Uni Bonn
satzgebiet für den Roboter, der stell- ist weltweit führend in solchen „intellivertretend den gefährlichen Job der genten Explorationen“, wie der Wissenschaftler ausführt.
Erkundung übernimmt.
FORS CHEN
Um sich nicht zu verirren, fährt
das Kettenfahrzeug Schleifen: Die
Software ist so programmiert, dass
der Roboter in regelmäßigen Abständen zu einem bekannten Punkt zurückkehrt. ROVINA verfügt über
eine Datenbank mit allen bislang vom
Roboter in den Katakomben angefertigten Karten. „Durch einen Abgleich
der aktuellen Route mit dieser Datenbank erkennt der Roboter, ob er an
einer bestimmten Stelle schon einmal
gewesen ist“, erläutert Prof. Stachniss.
„Von dort aus begibt er sich erneut ins
Unbekannte.“
Hohe Zuverlässigkeit trotz
günstiger Sensorik
Foto: Johannes Seiler
Die Kartierung in Form von
Schleifen ist das Geheimnis der hohen
Zuverlässigkeit des fahrbaren Kamerasystems, das hauptsächlich kostengünstige Sensorik nutzt. Mit jedem
zurückgelegten Meter ergeben sich
kleine Fehler in den Koordinaten, die
sich im Verlauf längerer Strecken zu
größeren Fehlern anhäufen. Indem der
Roboter zu bekannten Punkten zurückkehrt, lassen sich diese Abweichungen
wieder herausrechnen. „Der Roboter
nutzt das Hintergrundwissen aus den
Karten, um sich besser zu orientieren“,
berichtet der Wissenschaftler.
förderte Roboterprojekt bereits jetzt
ein Erfolg: „Archäologische Ziele und
Fortschritte in der Entwicklung autonomer Roboter gehen hier Hand in
Hand.“ Der Informatiker hat inzwi-
schen zahlreiche Anfragen von Wissenschaftlern erhalten, die den Roboter zum Beispiel auch zum Erkunden
von Maya-Tempeln nutzen möchten.
JOHANNES SEILER
5Das Team von
Prof. Stachniss mit
Roboter „ROVINA“
(von links): Mathias Hans,
Olga Vysotska,
Taigo Bonanni und
Cyrill Stachniss
3In der römischen
Priscilla-Katakombe
Sollte das Kettenfahrzeug trotzdem in den Katakomben die Orientierung verlieren, könnte es anhand der
Datenbank wie mit dem Faden der Ariadne in der griechischen Mythologie
den Weg aus dem Labyrinth zurückfinden. „Doch bisher ist das noch nicht
vorgekommen“, schmunzelt der Wissenschaftler.
Anhand der Roboterkarten wollen
Archäologen den Ist-Zustand der Katakomben erfassen und Erhaltungsmaßnahmen planen. Aus Sicht von Prof.
Stachniss werden die digitalen 3D-Modelle absehbar auch ein touristisches
Highlight: „Ähnlich wie bei Google
Street View lässt sich mit dem geplanten Katakomben-View vom heimischen Rechner aus die Welt unter der
ewigen Stadt erkunden.“
Für den Wissenschaftler ist das von
der EU mit rund 3,5 Millionen Euro ge-
Foto: Algorithmica
EU-Förderung von
3,5 Millionen Euro
Link zum youtube-Video:
https://www.youtube.
comwatch?v=
k9NAvTFDIvA
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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FORS CHEN
Millionenförderung für Forscher
Gleich drei Wissenschaftler erhalten ERC Grants
der University of Massachusetts Medical School (USA) erhielt er im Jahr
2008 eine Professur für Klinische Biochemie. Seit 2014 ist er Direktor des
Instituts für Molekulare Medizin des
Universitätsklinikums Bonn. Bereits
2009 hat Prof. Hornung einen ERC
Starting Grant eingeworben.
Foto: Barbara Frommann
Foto: Barbara Frommann-Czernik
Die Europäische Union fördert die Physikerin Prof. Dr. Corinna Kollath,
den Immunologen Prof. Dr. Veit Hornung und den Ökonomen Prof. Dr.
Stephan Lauermann mit ERC Grants.
5Prof. Dr. Corinna Kollath
vom Helmholtz-Institut für
Strahlen- und Kernphysik
54Prof. Dr. Stephan
Foto: Dr. Dr. Sandra Pütz/UKB
Lauermann vom Institut für
Makroökonomik und
Ökonometrie
4Prof. Dr. Veit Hornung
vom Institut für Molekulare
Medizin
Prof. Dr. Corinna Kollath vom
Helmholtz-Institut für Strahlen- und
Kernphysik der Universität Bonn wird
in den nächsten fünf Jahren vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem Consolidator Grant in Höhe von
rund 1,5 Millionen Euro gefördert. In
ihrem Projekt untersucht sie lichtinduzierte Phasenübergänge. „Bei solchen
Übergängen werden Quantenmaterialien mit einem Laser bestimmter Wellenlänge bestrahlt und angeregt“, berichtet
Prof. Kollath.
Durch diese Anregung können Materialien neue Zustände annehmen, die
sich in ihren Eigenschaften stark von
den vorherigen unterscheiden. Die Wissenschaftlerin möchte zum Beispiel untersuchen, wie ein normal leitendes Material durch solch eine Anregung in
einen unkonventionellen supraleitenden
Zustand gebracht werden kann.
Corinna Kollath wurde am 21. April 1976 in Stirling (Großbritannien) geboren. Nach dem Studium der Physik in
12
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Köln sowie der Mathematik und Physik
in Glasgow promovierte sie an der
RWTH Aachen. Nach Forschungsaufenthalten in der Schweiz und in Frankreich nahm sie 2013 einen Ruf an die
Universität Bonn an.
Forscher schalten Gene des
angeborenen Immunsystems ab
Prof. Dr. Veit Hornung vom Institut
für Molekulare Medizin des Universitätsklinikums Bonn wird ebenfalls vom
ERC mit einem Consolidator Grant gefördert. Die Höhe beträgt rund 1,9 Millionen Euro. Im Projekt „Genetic Dissection of innate immune sensing and
signaling” (GENESIS) untersucht der
Wissenschaftler, wie das Immunsystem
zwischen „fremd“ und „eigen” unterscheidet.
Seine Forschergruppe hat eine
Technologie etabliert, mit der sich einzelne für das Immunsystem wichtige
Gene spezifisch und in großem Maßstab
abschalten lassen. Weil dann bestimmte
Funktionen ausfallen, können die Wissenschaftler nachvollziehen, für welche
Prozesse ein bestimmtes Gen zuständig
ist. „Wie bei einer mechanischen Uhr
nehmen wir ein bestimmtes Rädchen
heraus und schauen, was dann passiert“,
beschreibt Prof. Hornung.
Veit Hornung, am 15. April 1976 in
München geboren, studierte Medizin an
der Ludwig-Maximilians-Universität
München, wo er auch promovierte.
Nach einem Forschungsaufenthalt an
Einflussmöglichkeiten auf Wahlen
Einen Starting Grant des ERC erhält der Ökonom Prof. Dr. Stephan Lauermann. Er wird in den nächsten fünf
Jahren mit 616.000 Euro gefördert. Der
Wissenschaftler untersucht mit Methoden der volkswirtschaftlichen Spieltheorie Einflussmöglichkeiten auf Wahlen,
wie zum Beispiel Aktionärsabstimmungen.
Wahlen sind das Fundament demokratischer Entscheidungen. „Das Management hat bei Aktionärsversammlungen aber häufig erhebliche Einflussmöglichkeiten, den Ausgang von Wahlen zu beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Stephan Lauermann vom Institut für Mikroökonomik und der Bonn Graduate
School of Economics (BGSE). So könne
das Management zum Beispiel die Wahlen abbrechen, bevor ein Vorschlag abgelehnt wird, und zu einem günstigeren
Zeitpunkt wiederholen. Eine weitere
Möglichkeit sei, gezielt einflussreiche
Anteilseigner mit für diesen Zweck strategisch aufbereiteten Informationen zu
versorgen, damit diese zustimmen.
Der Ökonom studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn
und promovierte an der BGSE. Im Austauschprogramm der Graduiertenschule
kam er an die University of California
in Berkeley (USA). Außerdem war er
Gastwissenschaftler an der Northwestern University und Professor an der
University of Michigan und in Yale.
ERC-Grants fördern Spitzenforscher
Die ERC Starting Grants richten
sich an junge Forscher, die eine Forschungsgruppe aufbauen wollen. Mit
den Consolidator Grants soll die nächste Generation von Spitzenforschern etaJOHANNES SEILER
bliert werden.
FORS CHEN
5 Fragen an...
Als theoretischer Physiker erforschen
Sie unter anderem die Grundfrage
der Menschheit nach der Entstehung
des Lebens. Wie gehen Sie diese Frage an und wie nah sind Sie einer Antwort?
Es geht um die Frage, unter welchen Bedingungen die Elemente entstehen, die das Leben ausmachen –
zum Beispiel der Kohlenstoff. Mit
Simulationen an Supercomputern haben wir untersucht, wie eng die Grenzen für die Bedingungen sind, unter
denen diese lebenswichtigen chemischen Elemente entstehen können.
Nach unseren Ergebnissen dürfen sich
die Ausgangsbedingungen, genauer
gesagt gewisse fundamentale Parameter der Physik, nur in einer Spanne
von wenigen Prozent bewegen, damit
wir die Elemente Wasserstoff, Sauerstoff oder Kohlenstoff im richtigen Mischungsverhältnis erhalten. Der Grat
zur Entstehung des Lebens ist also nur
sehr schmal.
Ist Ihrer Einschätzung nach das Leben auf der Erde einzigartig oder gibt
es anderswo im Universum auch
noch Lebewesen?
Rein statistisch gesehen gibt es so
viele Galaxien und Planeten, dass es
auch außerhalb der Erde Leben geben
muss. Ob diese Lebewesen sauerstoffund kohlenstoffbasiert sind – wie überwiegend auf der Erde – oder ob es sich
zum Beispiel um Schwefelbakterien
handelt – wie in den Tiefen unserer
Ozeane – ist dahingestellt. Die Frage
ist nur, ob wir in irgendeiner Form mit
diesem außerirdischen Leben in Verbindung treten können – vermutlich ist
dafür die Entfernung zu groß oder wir
leben zur falschen Zeit, um von diesen
Lebewesen etwas mitzubekommen.
Sie beschäftigen sich vor allem mit
der sogenannten starken Wechselwirkung, die die Atomkerne zusammenhält. Warum ist diese Wechselwirkung so wichtig?
Es gibt insgesamt vier wichtige
Kräfte: Erstens die Gravitation, die
dafür sorgt, dass sich die Erde um die
Sonne bewegt. Zweitens die elektromagnetische Wechselwirkung, zum
Foto: Volker Lannert
…den theoretischen Physiker Prof. Dr. Ulf-G. Meißner
Beispiel das Licht. Drittens die schwache Wechselwirkung in Form des radioaktiven Zerfalls von Elementen.
Viertens die starke Wechselwirkung,
die die Atomkerne zusammenhält.
Ohne diese Kraft würden wir nicht
existieren können, weil die starke
Wechselwirkung verhindert, dass sich
die Protonen, die ja geladen sind, in
den Atomkernen abstoßen. Eine zentrale Aufgabe unserer Forschung ist,
neue Methoden zu entwickeln, mit denen wir solche komplexen Vielteilchensysteme behandeln können. Da haben
wir einige Fortschritte gemacht, zum
Beispiel in der Berechnung, wie aus
der Verschmelzung von Heliumkernen
im heißen Inneren schwerer Sterne
Kohlenstoff als Grundlage des Lebens
entsteht.
Sie sind Dekan der MathematischNaturwissenschaftlichen
Fakultät
der Universität Bonn, Direktor am
Institute for Advanced Simulation sowie am Institut für Kernphysik des
Forschungszentrums Jülich, Sprecher und Co-Sprecher von Sonderforschungsbereichen – das sind nur
einige Ihrer Funktionen. Wie bekom-
men Sie all das zeitlich unter einen
Hut?
Ganz wichtig ist es, delegieren
können. Ich habe überall Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen, auf die ich mich
verlassen kann. Außerdem darf man
sich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten,
sondern sollte die großen Dinge im
Auge behalten. Nützlich ist auch eine
gewisse Disziplin, mit der man etwas
zu Ende bringt, bevor man etwas Neues beginnt. Wenn das alles zusammen
nicht gelingt, könnte man in jeder
Funktion Tag und Nacht verbringen,
ohne zum Ziel zu kommen.
5Prof. Dr. Ulf-G. Meißner
vom Helmholtz-Institut
für Strahlen- und Kernphysik
Wie finden Sie Ausgleich zu Ihrer
überwiegend sitzenden Arbeit?
Früher habe ich sehr viel Sport
gemacht und intensiv Karate betrieben.
Aber für Letzteres müsste ich täglich
trainieren, wofür mir die Zeit fehlt. Zum
Ausgleich gehe ich regelmäßig laufen
und versuche, mit meinen Mitarbeitern
einmal wöchentlich Fußball zu spielen.
Wenn sich die seltene Gelegenheit ergibt,
dann gehe ich außerdem sehr gerne
im Meer schwimmen – am liebsten möglichst weit hinaus, wo man den Grund
JOHANNES SEILER
nicht mehr sieht.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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FORS CHEN
Uni Bonn bei der EXPO
Forscher stellen Milchwirtschaft der Zukunft vor
Bei der Weltausstellung EXPO in Mailand sind auch Exponate der Universität Bonn zu sehen. Das Zentrum für Integrierte Milchwirtschaftliche
Forschung (CIDRe) ist Forschungspartner der ARGE Deutscher Pavillon.
4Außenansicht des
Tiere, die Herzfrequenz, die Wiederkauaktivität sowie die aufgenommene
Futter- und Wassermenge automatisch
und leiten sie an ein Computerterminal
zur Auswertung weiter.
Deutschen Pavillons bei
der EXPO 2015 in Mailand:
Grafik: Schmidhuber/Milla & Partner
Unten sind die aus der
Fassade herausragenden
Container zu sehen. Darin
wird auch der Beitrag des
Zentrums für Integrierte
Milchwirtschaftliche
Forschung (CIDRe) der
Universität Bonn präsentiert.
Unter dem Motto „Feeding the
Planet, Energy for Life“ stellen 144
Nationen und drei internationale Organisationen bis 31. Oktober ihre
Beiträge vor. Anhand der von den
Wissenschaftlern der Uni Bonn zur
Verfügung gestellten Exponate wird
im Deutschen Pavillon unter anderem gezeigt, wie eine ausgewogene
und nachhaltige Milchwirtschaft der
Zukunft aussehen kann.
Der Forschungscontainer im Themenbereich Lebensmittel vermittelt einen Eindruck, was das interdisziplinäre
Wissenschaftlerteam der Universität
Bonn in ihrem Hightech-Stall der Zukunft erforscht. Besucher sehen das abstrahierte Abbild einer Kuh, das mit
zahlreichen Sensoren ausgestattet ist,
wie sie auch die Forscher in ihrem Projekt verwenden. Die Messfühler erfassen zum Beispiel die Bewegungen der
„Wenn ein Bauer nur vier Kühe im
Stall versorgen muss, kennt er jede einzeln und kann zum Beispiel anhand
von Verhaltensänderungen frühzeitig
feststellen, wenn mit einem Tier etwas
nicht in Ordnung ist“, sagt CIDReTierärztin Dr. Susanne Plattes. Bei vielen Kühen sei das nicht mehr möglich
– dann wachen die Sensoren über das
Wohl der Tiere. Zufriedene und gesunde Kühe geben auch bessere Milch,
sind die Forscher überzeugt.
JOHANNES SEILER
Internet:
Zum Projekt der Uni Bonn:
www.CIDRe.uni-bonn.de
Zum deutschen Pavillon:
www.expo2015-germany.de
Zur Expo:
http://en.expo2015.org
Theologisch up-to-date
Wissenschaftler beantworten aktuelle Fragen
6Prof. Dr. Cornelia
Richter (links)
und Katharina Opalka
Mit einer neuen Internet-Seite wollen zwei evangelische Theologinnen
Pfarrern, Lehrern, Ehrenamtlichen und Journalisten dabei helfen, auf Höhe
der Forschung zu bleiben.
vom Institut für
Hermeneutik der
Evangelisch-Theologischen
Fakultät haben
die „theologischen
Foto: Barbara Frommann
Updates“ initiiert.
Auf die Beine gestellt haben das
neue Online-Angebot Prof. Dr. Cornelia Richter vom Institut für Hermeneutik und ihre Wissenschaftliche
Mitarbeiterin Katharina Opalka. „Es
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forsch 2-3/2015 universitätbonn
zeigt sich, dass sich nach dem Examen so mancher Teil des Gelernten
leider relativ rasch in eingefahrene
Praxisformulierungen hinein verengt“, erläutert Prof. Richter. Andere
Dinge bleiben zwar sehr präsent, aber
oft auf dem Stand der Zeit, in der man
studiert hat. „Dabei hat sich in den
vergangenen Jahren in der Theologie
unglaublich viel getan.“ Das betrifft
etwa Bibeltexte: Die Forschung hat
sie mit vielfältigen Überlieferungen
verglichen und festgestellt, dass sie
aus völlig anderen Zeiten stammen als
angenommen – und daher auch anders
verstanden werden müssen.
Das Prinzip ist einfach: Wer eine
Frage hat, kann sie – auch anonym –
in eine Suchmaske eintragen und abschicken. Nach einer gewissen Bearbeitungszeit erscheint an gleicher
Stelle die Expertenantwort. Schon in
der Testphase ging es um gewichtige
Probleme. Darf man beim Abendmahl
die Einsetzungsworte ändern? Was
heißt es, wenn das Dogma sagt, Gott
sei eine „Person“? Ist ein christlicher
Segen auch für Tiere oder gar Maschinen denkbar?
Prof. Richter betont, dass sich die
Universität Bonn mit dem Projekt
nicht zur „theologischen Entscheidungsinstanz“ aufschwingen will.
„Die Beiträge sind von unserer Position gefärbt und sie sind – eben ganz im
Sinne aktueller Forschung – jeweils
WOLFGANG PICHLER
zeitbedingt.“
Internet:
www.theol-updates.uni-bonn.de
FORS CHEN
Fußballtor oder Geldgewinn?
Das Gehirn verarbeitet sportliche und monetäre Erfolge ähnlich
3Am Magnetresonanztomografen: Prof. Dr.
Bernd Weber (links) und
Alexander Niklas Häusler
vom Center for Economics
Foto: Volker Lannert
and Neuroscience
Zwei Spieler einer Mannschaft befinden sich kurz vor dem gegnerischen
Tor – der Angreifer muss eine wichtige Entscheidung treffen: Den Ball
besser zum Teamkollegen spielen oder lieber sofort schießen?
Was bei solchen Spielverläufen
und beim Erzielen eines Tores im Gehirn passiert, ähnelt sehr stark den Vorgängen und dem Belohnungsablauf bei
Geld-Gewinnspielen. Das haben Forscher vom Center for Economics and
Neuroscience (CENs) der Universität
Bonn mit ihren Kollegen vom Uniklinikum Bonn und dem Life&Brain
Zentrum herausgefunden.
Als Vorstudie zeigten die Forscher
insgesamt 377 deutschen Fußballspielern 200 verschiedene Fotos, auf denen
solche Szenen vor dem gegnerischen
Tor dargestellt waren. Die Spieler sollten einschätzen, ob sie in der jeweiligen Situation den Ball abgeben oder
selbst auf das Tor zielen würden. „Auf
diese Weise erhielten wir statistisch abgesicherte Daten zur Frage, in welchen
Situationen erfahrungsgemäß die Torchancen eher beim Passen oder beim
Schießen höher sind“, sagt Prof. Dr.
Bernd Weber vom CENs.
Fußballspieler im MRT
Anschließend wurde von insgesamt 33 männlichen Fußballspielern
im Magnetresonanztomografen (MRT)
die Hirnaktivität gemessen, während
sie über Videobrillen Bilder von Situationen am Tor eingeblendet bekamen.
Per Knopfdruck konnten sie mitteilen,
ob sie den Ball zum Mitspieler passen
oder lieber selbst das Tor anvisieren
würden.
„Zwei Phasen des Experimentes
sind für uns besonders interessant.
Einmal, welche Prozesse im Gehirn
bei der Entscheidung zum Passspiel
oder Schießen ablaufen und darüber
hinaus, welche Hirnareale bei dem
Erzielen eines Tores oder dem Verschießen aktiv sind“, sagt Erstautor
Alexander Niklas Häusler, Doktorand
von Prof. Weber und selbst aktiver
Hobby-Fußballer.
Belohnungsnetzwerk aktiviert
Ticken die Sportler bei Fußballspielen besonders oder arbeitet das
Gehirn in alltäglichen Situation ganz
ähnlich? Um diese Frage zu beantworten, führten die Wissenschaftler
mit denselben Fußballspielern einen
Standardtest in Form eines Gewinn-
spiels durch: Wiederum im MRT
mussten die Teilnehmer erraten, in
welchem von bis zu vier eingeblendeten Kästchen ein gefüllter Kreis
versteckt war. Tippten sie auf das
richtige Kästchen, bekamen sie einen
Geldgewinn.
Überraschend war, dass sowohl
bei Fußballentscheidungen als auch
bei monetären Gewinnspielen die
gleichen Regionen des Belohnungsnetzwerks im Gehirn angesprochen
wurden: Aus Studien mit Geldgewinnen ist bekannt, dass das so genannte
ventrale Striatum und der ventromediale präfrontale Cortex hier entscheidende Rollen spielen. Ersteres ist dafür zuständig, die Erfolgsaussichten
zum Beispiel für das Toreschießen
oder den Geldgewinn zu berechnen.
Letzteres taxiert die erwartete Belohnung, wenn die Handlung von Erfolg
gekrönt wird. Aus vielen Untersuchungen wissen die Forscher, dass die
Regionen immer dann besonders aktiv sind, wenn das Ereignis die vorher
gehegten Erwartungen unerwartet
JOHANNES SEILER
übertrifft.
Podcast zum Thema:
https://youtu.be/
Hu8UWi-KiZY
forsch 2-3/2015 universitätbonn
15
FORS CHEN
Foto: guentermanaus, fotolia.com
Bewahrung der Tropenwälder
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REGULIERUNG IM
19. JAHRHUNDERT
Wenn eine Wirtschaftsbranche nicht
die politisch gewollte Entwicklung
nimmt, werden Rufe nach Regulierung laut. Die weltweite Bankenkrise
etwa zog zahlreiche staatliche Eingriffe nach sich: Rettungspakete, Mindesteigenkapital, Bad Banks. Solche
Regulierungen der öffentlichen Hand
untersuchten Geschichtswissenschaftler der Universität Bonn mit einem
internationalen Forscherteam aus
historischer, juristischer und ökonomischer Perspektive. Zum Abschluss
des vom BMBF mit einer Million Euro
geförderten Großprojektes legen die
Wissenschaftler ihre Ergebnisse vor:
Viele Probleme und Lösungsansätze
der Regulierung haben sich seit fast
200 Jahren kaum verändert.
„Forderungen nach Regulierung beziehen sich häufig auf eine härtere,
strengere oder schärfere Regulierung,
der Anspruch der besseren Regulierung ist dagegen weit seltener“, sagt
Privatdozent Dr. Boris Gehlen von der
Abteilung Verfassungs-, Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte. Der Historiker
koordinierte das interdisziplinäre Verbundprojekt „Gestaltung der Freiheit –
forsch 2-3/2015 universitätbonn
der Ahndung von Verstößen zusammenarbeiten. Das hat ein internationales Forscherteam unter Federführung des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) in den Bundesstaaten der brasilianischen Amazo-
Regulierung von Wirtschaft zwischen
Schnitt rund 7,6 Jahre früher als
historischer Prägung und Normie- Krankenhauspatienten ohne einen
rung.“ Von der Universität Bonn haben solchen Suchthintergrund.
es Prof. Dr. Günther Schulz vom Insti- Das haben Wissenschaftler der Klinik
tut für Geschichtswissenschaft und und Poliklinik für Psychiatrie und PsyProf. Dr. Mathias Schmoeckel vom chotherapie des UniversitätskliniInstitut für Rechtsgeschichte zusam- kums Bonn mit britischen Kollegen
men mit dem Völkerrechtler Prof. Dr. anhand von Patientendaten von sieFrank Schorkopf (Universität Göttin- ben Allgemeinkrankenhäuser in Mangen) und dem Ökonomen Prof. Dr. Al- chester (England) herausgefunden.
brecht Ritschl (London School of Eco- „Mit der Alkoholsucht sind sowohl psynomics) beantragt.
chische Probleme als auch erhebliche
Informationen im Internet:
körperliche Beeinträchtigungen der
www.regulierungsgeschichte.de
Gesundheit verbunden“, sagt Dr. Dieter Schoepf. Insgesamt 27 körperliche Krankheiten traten gehäuft bei
Patienten mit Alkoholsucht auf: etwa
der Leber, der Bauchspeicheldrüse,
der Atemwege, des Magen-DarmTraktes und des Nervensystems.
Es handelt sich dabei um eine Langzeitbeobachtung: Die Daten erstrecken sich über einen Zeitraum von
12,5 Jahren. „Im Beobachtungszeitraum starb etwa jeder fünfte Patient
mit Alkoholsucht in einem der KranALKOHOLSTUDIE
Die Sterblichkeit von Patienten mit kenhäuser, während es bei der KontAlkoholsucht in Allgemeinkranken- rollgruppe nur jeder zwölfte Patient
häusern ist um ein Vielfaches höher war“, fasst Prof. Dr. Reinhard Heun
als bei Behandelten ohne Alkoholab- vom Royal Derby Hospital das Ergebhängigkeit. Außerdem sterben sie im nis zusammen.
Foto: michaklootwijk, fotolia.com
kompakt
Was haben Regenwaldschutz und
Tempokontrollen gemeinsam? Beides hängt vor allem davon ab, wie
präsent die Polizei vor Ort ist, wie
konsequent bestraft wird und wie gut
die Strafverfolgungsbehörden bei
nasregion herausgefunden. Demnach setzen die Behörden in den
brasilianischen Bundesstaaten Mato
Grosso und Pará die Schutzbestrebungen besonders effektiv um. „Die
Staatsanwaltschaft in diesen Staaten hat den Druck stark erhöht: Sie
führt schwarze Listen über Agrarbetriebe, die gegen die Schutzbestimmungen verstoßen“, sagt Juniorprofessor Dr. Jan Börner vom ZEF. „Zum
Beispiel Großhändler dürfen dann
bei diesen Betrieben keine Waren
mehr abnehmen.“
Außerdem sei es wichtig, dass die
Strafe der Tat auf den Fuß folgt. Brasilien hat deshalb ein effektives Satellitenüberwachungssystem aufgebaut,
mit dem sich illegale Abholzungen
nachweisen lassen. Börner: „Mit dem
Schutz vor Abholzung verhält es sich
im Prinzip genauso wie mit Geschwindigkeitsbeschränkungen im Straßenverkehr: Je höher die Strafen und je
häufiger die Kontrollen, desto größer
ist das Abschreckungspotenzial.“
FORS CHEN
Jagd auf winzige Partikel
Lebensmittelchemiker dringen in Nanowelten vor
In ein Glas Orangensaft werden
einige Silbernanopartikel gekippt und
mit destilliertem Wasser vermischt:
Was sich wie das Rezept für einen
etwas unkonventionellen Sommercocktail anhört, dient der Wissenschaft. Prof. Dr. Klaus Günther aus
der Lebensmittelchemie und seine
Mitarbeiter haben diese Mixtur angerührt, um ein neuartiges und hochmodernes Analysegerät zu testen – das
„Single Particle ICP-MS“. Mit Erfolg: Problemlos wiesen sie die winzigen Partikel im Orangensaft nach.
positive Eigenschaften verfügen: So
lässt sich zum Beispiel mit Hilfe
von Siliziumdioxid-Nanopartikeln das
Fließverhalten von Ketchup optimieren. „Je nachdem wie groß die Partikel
sind, ist das Tomatenprodukt zäh- oder
dünnflüssiger“, weiß der Chemiker.
Winzige Silberkörnchen befinden sich
auf Lebensmittelverpackungen: Sie
bekämpfen Mikroben, die sonst Nahrungsmittel schneller verderben würden. Titandioxid-Partikel kommen in
Sonnencreme zum Einsatz, weil sie die
gefährliche UV-Strahlung streuen.
Mit dem neuartigen Analysesystem
dringen die Wissenschaftler der Universität Bonn in den Zwergenkosmos der
Nanowelten vor. Selbst diese nur wenige Millionstel Millimeter (Nanometer)
winzigen Körnchen lassen sich auf direktem Weg mit dem „ICP-MS“ analysieren. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar kommt im Durchmesser auf
etwa 80.000 Nanometer.
Weil für viele Substanzen auf der
Nanoskala nicht bekannt ist, wie sie
sich auf Mensch und Umwelt auswirken, hat die EU-Gesetzgebung in einer neuen Verordnung festgelegt, dass
ihr Gehalt auf Lebensmittelverpackungen angegeben werden muss.
„Die Vielfalt der Nanopartikel ist sehr
groß – und sie sind besonders reaktiv,
weil sie über eine sehr große Oberfläche verfügen“, berichtet Prof. Günther. Ein Gedankenmodell: Wenn man
einen Apfel in immer dünnere Scheiben schneidet und die Schnitze nebeneinander ausbreitet, landet man
schließlich bei einer Fläche von einem Fußballplatz. Je kleiner der Partikel, desto größer ist seine Oberfläche,
an der chemische Reaktionen ablaufen können.
Prof. Günther zeigt stolz auf die
Neuanschaffung: „Mit diesem Gerät
können wir erstmals direkt ohne weitere Probenvorbereitung die chemischen Eigenschaften und die Größe
von Nanopartikeln bestimmen.“ Der
Chemiker sitzt vor dem elegant geschwungenen Gerät mit der weiß-grünen Haube. Eine kleine Pumpe dreht
sich, die verschiedene Probenlösungen ansaugt. Neben der Bestimmung
von Nanopartikeln kann die Apparatur auch bis zu 70 verschiedene chemische Elemente gleichzeitig messen
und in Kombination mit chromatographischen Methoden zusätzlich deren
organische Bindungsformen bestimmen, erklärt der Professor. Als Lebensmittelchemiker interessiert sich
der Wissenschaftler natürlich insbesondere dafür, welche der Minikörnchen in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen.
Die winzigen Partikel sind in vielen Produkten enthalten, weil sie über
Stimmen die Verpackungsinformationen?
Prof. Günther hat vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Projektmittel eingeworben, mit denen das 250.000
Euro teure Gerät finanziert wurde.
Seine Arbeitsgruppe untersucht in
diesem Projekt Nahrungsergänzungsmittel. Stimmen die Analysenergebnisse mit den angegebenen Elementgehalten auf den Verpackungen
überein? So wird zum Beispiel Selen
Nahrungsergänzungsmitteln
zugesetzt, weil der menschliche Körper
Foto: Johannes Seiler
Nanopartikel sind nur wenige Millionstel Millimeter winzige Körnchen.
Sie kommen zum Beispiel in Sonnencreme, Ketchup und Verpackungen
vor. Die Lebensmittelchemiker der Uni Bonn verfügen nun über ein neuartiges Analysegerät, mit dem sich diese Winzlinge aufspüren lassen.
auf dieses Spurenelement angewiesen
ist. „Aber ein Zuviel an Selen kann
auch sehr schädlich sein“, berichtet
Prof. Günther.
5Ein Nanopartikel
besteht häufig nur aus
wenigen Atomen:
Prof. Dr. Klaus Günther
mit einem selbstgebauten
Ähnliche Untersuchungen macht
der Chemiker auch für Lebensmittel.
Die nächsten Jahre will er geeignete
Methoden entwickeln, wie sich mit
dem neuen Analysegerät die unterschiedlichsten in der Nahrung enthaltenen Winzlinge am besten nachweisen lassen. Solche Erkenntnisse
nutzen dann auch die Untersuchungsämter für ihre Analysen zum Verbraucherschutz.
Modell eines winzigen
Silberkörnchens
Kürzlich hat der Wissenschaftler
sogar einen einzigen Nanopartikel
nachgewiesen. Über dieses Ergebnis
berichtete er kurze Zeit später in seiner Vorlesung und ließ die Studierenden damit äußert zeitnah am wissenschaftlichen Fortschritt teilnehmen.
„Mit dem neuen ICP-MS dringen wir
in völlig neue Welten vor. Von diesem
wissenschaftlichen Leuchtturm profitieren damit auch unsere Studierenden“, sagt Prof. Günther stolz. Und
die werden nun ebenfalls direkt an
dem neuen Gerät im analytisch-chemischen Praktikum ausgebildet.
JOHANNES SEILER
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FORS CHEN
Bernstein konserviert frühe Brutpflege
Ältester Beleg von fürsorgendem Verhalten bei Insekten
4Wathondara kotejai:
Dass die weibliche Schildlaus im
Bernstein erhalten wurde, sei ein sehr
seltenes Ereignis, führt Privatdozent
und Mitautor Dr. Torsten Wappler vom
Steinmann-Institut aus. Normalerweise würden hauptsächlich männliche
Schildläuse vom Baumharz eingeschlossen, etwa wenn sie sich am
Stamm oder den Ästen von Bäumen
aufhalten. Im vorliegenden Fall ist
wahrscheinlich Harz von einem Zweig
auf ein Blatt getropft, das die weibliche
Schildlaus samt Kokon, Eiern und
Nymphen umschlossen hat.
Foto: Dr. Bo Wang
Die weibliche Röhrenschildlaus (Ortheziidae)
trägt einen aus Wachsplatten gebildeten
Eisack an
der Bauchseite.
4Heute lebender
Vertreter der Röhrenschildläuse (Ortheziidae).
Die Wachsplatten auf
der Rückenseite des
Tieres sind deutlich
zu sehen.
Foto: Dr. Jacek Szwedo
Anschließend fossilierte das Harz.
Was in solchen Fällen übrig bleibt, ist
meist lediglich die Hohlform im Bernstein, während sich das Insekt im Inneren des Brockens zersetzt. Die Wissenschaftler schneiden und polieren den
Bernstein so lange, bis nur eine dünne
Schicht zum eingeschlossenen Insekt
verbleibt. Wie durch ein Fenster können die Forscher dann unter dem Mikroskop dreidimensionale hochaufgelöste Aufnahmen von dem Zeugen aus
der Vergangenheit aufnehmen.
Wissenschaftler der Universität Bonn haben mit Kollegen aus China,
Großbritannien und Polen den ältesten Beleg für Brutpflege bei Insekten
beschrieben: Es handelt sich dabei um eine Schildlaus, die als Fossil in
Bernstein eingeschlossen ist. Der rund 100 Millionen Jahre alte Beleg ist
ein „Schnappschuss“ aus der Erdgeschichte.
In dem bräunlich schimmernden
Bernstein ist das nur wenige Millimeter kleine weibliche Insekt mit der
wächsernen Haube deutlich zu erkennen. Die Wachsumhüllung schützt sowohl die Schildlaus als auch ihre rund
60 Eier vor Räubern und Austrocknung. Das Weibchen verfügt im Gegensatz zu den männlichen Schildläusen weder über Flügel noch einen
Chitinpanzer. Mit seinem weichen
Körper ist es darauf spezialisiert, an
Blättern zu saugen und für die Nachkommenschaft zu sorgen.
„Fossilien von den empfindlichen
weiblichen Schildläusen sind extrem
selten“, sagt der chinesische Paläontologe Dr. Bo Wang, der als Stipendiat der
Alexander von Humboldt-Stiftung am
Steinmann-Institut forscht. „Einzigartig
18
forsch 2-3/2015 universitätbonn
ist das Alter des Fundes: Ein solch alter
Beleg für Brutpflege bei Insekten wurde
bislang noch nicht gefunden.“ Neben
dem Insekt, seinen Eiern und der
Wachsschicht sind auch sechs Jungtiere
überliefert.
Buddhistische Göttin als
Namensgeberin
Dr. Wang nutzte seine guten Kontakte zu Sammlern im Norden Myanmars, um an den außerordentlich seltenen Bernsteinbrocken heranzukommen. Das internationale Wissenschaftlerteam gab der etwa 100 Millionen Jahre alten Schildlaus den Namen Wathondara kotejai – nach der
buddhistischen Erdgöttin Wathondara
und dem polnischen Insektenkundler
Jan Koteja.
Brutpflege steigert
die Überlebenschancen
„Mit der Brutpflege steigern die
Schildläuse die Überlebenschancen ihrer Nachkommen“, sagt Dr. Wappler.
Erst wenn die jungen Schildläuse weit
genug entwickelt sind, schlüpfen sie aus
der schützenden Wachsschicht und suchen sich erneut eine Pflanze, um den
zucker- und energiereichen Saft zu saugen. Auch heute verbreitete Schildläuse
verfügen über einen Wachskokon.
Aus dem Vergleich von modernen
Schildlausarten mit dem Bernsteinfund schließt der Paläontologe, dass
die Lebensweise und das Reproduktionsverhalten dieser Insekten bereits
vor rund 100 Millionen Jahren ganz
ähnlich war wie die der heutigen Formen. „Einschlüsse in Bernsteinen sind
eine einzigartige Gelegenheit, in das
Leben der Vergangenheit zu blicken“,
erläutert Dr. Wappler. Der Bernsteinfund mit Wathondara kotejai sei einmalig, sind die Wissenschaftler überJOHANNES SEILER
zeugt.
FORS CHEN
derprojekt „EINEWELT ohne Hunger“ in den nächsten drei Jahren investieren. Die „Grünen Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ werden mit rund
100 Millionen Euro gefördert. Ziel
ist es, die Einkommen kleinbäuerlicher Betriebe, die Verarbeitungswirtschaft und die regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln durch
Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu steigern.
„Innovation muss in Zukunft die
Welt ernähren, denn mehr Land und
Wasser kann nicht eingesetzt werden“, betont Prof. Joachim von
Braun, Direktor am ZEF und Initiator der Begleitforschung. Es müssten komplexe Modelle und Analysen
entwickelt und herangezogen werden, um neue Ideen und Erfindungen zur Ernährung der Weltbevölkerung erfassen und testen zu können.
Foto: Johannes Seiler
5Die Einkommen
Unterhaltung. „Ernste Probleme kleinbäuerlicher
SCHUSSELIGE QDOTS
FACEBOOK-ETIKETTE IN GHANA
Große Herausforderungen nimmt
Akumaa Mama Zimbi ist eine schil- werden von ihnen meist mit witzig Betriebe in Afrika,
man am besten gemeinsam in Angriff. lernde Figur. Das Markenzeichen der gemeinten Bemerkungen kommen- wie hier in NordIn einem Team kann jedes Mitglied
ghanaischen Frauenrechtlerin, TV- tiert, die aber auch unter die Gürtel- Ghana, sollen
seine individuellen Stärken einbrin- und Radiomoderatorin, Schauspiele- linie gehen“, sagt die Linguistik-Stu- durch Innovationen
gen – zum Nutzen aller Beteiligten. rin und Beziehungsexpertin sind bun- dentin.
steigen.
Ungewöhnlich ist, dass Hampel beGanz ähnlich ist es in der Welt der
te Tücher, die sich auf ihrem Kopf zu
Quanten. Quantendots (qDots) sind
einem Turban emportürmen. Mit bür- reits als Studentin publiziert – im
zwar unschlagbar schnell, wenn es
gerlichem Namen heißt sie Dr. Joyce „Journal of Politeness Research“. Zweitum die Verarbeitung von Quantenin- Akumaa Dongotey-Padi. Auf großen gutachter Prof. Dr. Klaus P. Schneider
formationen geht. Leider vergessen
Zuspruch stößt ihr Facebook-Auftritt. freut sich darüber: „Es ist unser Anlie- 6In Ghana gilt
sie das Ergebnis dieser Berechnung
Wer in Ghana Probleme mit Partner- gen, den Studierenden frühzeitig ge- „Mama Zimbi“ als
aber ebenso rasch wieder – zu rasch, schaft, einer gescheiterten Ehe oder nuine Forschung zu ermöglichen.“
eine Instanz.
um in einem Quantencomputer wirk- sonstigen Lebenskrisen hat, wendet
lich nützlich zu sein.
sich vertrauensvoll an Mama Zimbi –
Geladene Atome, Ionen genannt, ha- öffentlich, versteht sich.
ben dagegen ein exzellentes Gedächt- Elisabeth Hampel, Studentin im
nis: Sie können Quanteninformatio- Masterstudiengang „Applied Lingunen für viele Minuten speichern. Zum
istics“ am Institut für Anglistik, Ameschnellen Rechnen eignen sie sich
rikanistik und Keltologie hat rund
bisher allerdings weniger, da die in- 400 Kommentare auf Mama Zimbis
ternen Prozesse vergleichsweise
Facebook-Fanseite analysiert. Im
langsam ablaufen. Physiker der Uni- Mittelpunkt stand, wie es in den Posversitäten Bonn und Cambridge um
tings um die Höflichkeit bestellt ist.
Prof. Dr. Michael Köhl haben daher „Obwohl in Ghana das traditionelle
beide Bausteine, qDots und Ionen, Rollenverständnis von Mann und
zur Teamarbeit verdonnert. Experten
Frau weit verbreitet ist, gibt es keine
sprechen auch von einem Hybrid-Sys- typisch männlichen oder weiblichen
tem, weil es zwei komplett unter- Kommentare“, stellt Hampel fest.
schiedliche Quantensysteme mitein- Tendenziell würden Frauen in ihren
ander kombiniert. Damit sind die
Kommentaren jedoch eher gut geForscher auf dem Weg zum Quanten- meinte Ratschläge geben und den
computer einen wichtigen Schritt vor- Höflichkeitsnormen folgen. Männer
angekommen.
sehen das Forum dagegen eher als
kompakt
Die Nahrungsmittelproduktion kann
nur mit der wachsenden Weltbevölkerung Schritt halten, wenn neue
Ideen und Entwicklungen für einen
effizienteren Umgang mit knappen
Ressourcen sorgen. Deshalb fördert
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) „Grüne Innovationszentren“. Das Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität
Bonn (ZEF) wird diese Zentren zusammen mit afrikanischen und indischen Partnern wissenschaftlich begleiten. Es wird mit insgesamt etwa
6,6 Millionen Euro gefördert.
Rund 800 Millionen Menschen weltweit leiden immer noch unter Hunger, dabei wird so viel Nahrung produziert wie noch nie. Die neue
Initiative soll Abhilfe schaffen: Insgesamt eine Milliarde Euro jährlich
möchte das Ministerium in das Son-
Foto: ZEF/Uni Bonn
ZEF begleitet „Grüne Innovationszentren“
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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Foto: RWTH Aachen
FORS CHEN
Ein Roboter für Katastrophensituationen
EU fördert „Centauro“ mit mehr als vier Millionen Euro
5Designstudie des
Centauro-Roboters
Wenn es für Menschen zu gefährlich wird, sollen Roboter ihren Job
erledigen. Um eine solche Maschine zu entwickeln, haben Forscher der
Universität Bonn Fördermittel in Millionenhöhe eingeworben.
Die Europäische Union fördert
das Projekt „Centauro“ in den nächsten vier Jahren mit rund 4,1 Millionen
Euro. Der Roboter erinnert in der Tat
an einen Zentaur: Kopf, Oberkörper
und Arme sehen einem Menschen
sehr ähnlich, darunter befindet sich
eine Art Pferderumpf. Mit ihren vier
Beinen soll sich die Maschine auch in
Schuttflächen und auf sonst sehr unzugänglichem Terrain fortbewegen
können.
„Überall, wo es in Katastrophensituationen für Menschen zu gefährlich
ist, soll der Centauro-Roboter Einsatzkräfte unterstützen“, sagt Koordinator
Prof. Dr. Sven Behnke, Leiter des Instituts für Informatik VI und der Arbeitsgruppe Autonome Intelligente
Systeme.
Gute handwerkliche Fähigkeiten
Hinsichtlich seiner Größe und seiner handwerklichen Fähigkeiten soll
Centauro dem Menschen in nichts
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forsch 2-3/2015 universitätbonn
nachstehen: Zum Beispiel für die Entnahme von Proben, für die Reparatur
defekter Anlagen oder für die Bergung
wichtiger Gegenstände soll der Roboter ganz normale Werkzeuge gebrauchen können. Geplant ist, dass die
Steuerung durch Personen erfolgt, die
sich außerhalb der Gefahrenzone befinden. Mit Hilfe geballter Computertechnik soll die Person, welche die
Maschine lenkt, in die Einsatzumgebung vor Ort versetzt werden: Über
eine Datenbrille sind in Echtzeit Bilder
und Töne von der Katastrophenstelle
zu sehen und zu hören.
Mit einem Ganzkörperanzug, einem so genannten Exoskelett, werden
nach den Plänen zum Beispiel die
Armbewegungen des Menschen beim
Geräteeinsatz eins zu eins auf den Roboter übertragen. Wenn also die Bedienungsperson im Kontrollraum eine
Bewegung zum Lösen einer Schraube
ausführt, tut dies gleichzeitig auch
Centauro. Umgekehrt können über
dieses Exoskelett Kräfte übertragen
werden. Der Mensch „fühlt“ dann zum
Beispiel genauso, wie fest eine verrostete Schraube sitzt, wie der sich vor Ort
damit abmühende Roboter.
Komplexe Bewegungsabläufe
„Eine große Herausforderung ist
es, detaillierte Modelle der Einsatzumgebung aus den Messungen der Robotersensoren zu erstellen“, sagt Prof.
Behnke. Außerdem sei angesichts der
zahlreichen Robotergelenke die Generierung komplexer Bewegungsabläufe
in Echtzeit schwierig. Nicht zuletzt
müsse erforscht werden, wie Mensch
und Roboter effizient im Team zusammenarbeiten.
Die Forschergruppe der Universität Bonn, die bereits bei zahlreichen
Fußball- und Serviceroboter-Weltmeisterschaften gesiegt hat, stellt ihre
Erfahrungen vor allem für die Entwicklung der selbständigen Fortbewegung und der Fingerfertigkeit von
Centauro zur Verfügung. An dem Vorhaben sind sieben weitere Projektpartner aus Deutschland, Italien und
Schweden beteiligt.
JOHANNES SEILER
FORS CHEN
Die Vermessung der Milchstraße
Grafik: Ana Bonaca/Yale University
nördlichen Sternenhimmels angefertigt
mit Daten des Sloan
Digital Sky Surveys
Helmholtz-Institut für Strahlen- und
Kernphysik der Universität Bonn. Mit
den neuesten Daten des Sloan Digital Sky Surveys konnte der Palomar5-Sternstrom nun so genau vermessen werden, dass die Forscher
regelmäßige Dichteschwankungen
entdecken konnten. Diese wurden
2010 von Küpper mithilfe von numerischen Simulationen vorhergesagt,
als dieser seine Promotion an der
Uni Bonn anfertigte.
Die Forscher erzeugten mehrere Millionen Modelle des Palomar-5-Stroms
mithilfe eines Supercomputers und
verglichen sie mit den Beobachtungen
am Himmel. Mit ihrer neuen Waage
erreichten sie eine Präzision von bisher unerreichten 20 Prozent und bestimmten damit das Gewicht der
Milchstraße in Sternen und Gas innerhalb eines Radius von 60.000 Lichtjahren: Es entspricht 210 Milliarden
Mal dem Gewicht der Sonne.
KRANKHEITSÜBERTRÄGER
Wissenschaftler der Universitäten
Bonn und Leipzig sowie des MaxPlanck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen haben einen Ansatzpunkt für ein neuartiges
Insektizid entdeckt. Damit könnten
sich möglicherweise auch Überträger etwa von Malaria und DengueFieber in Schach halten lassen, die
durch die Erwärmung des Weltklimas immer weiter auf dem Vormarsch sind.
Insekten verfügen über ein Außenske- „Wir haben herausgefunden, dass das
lett aus Chitin, das vor mechanischen sogenannte Obstructor-A dabei eine
Einflüssen bewahrt und dafür sorgt, Schlüsselfunktion einnimmt“, berichtet Erstautorin Yanina-Yasmin Pesch,
dass unter anderem giftige Stoffe und
Bakterien nicht eindringen können. Doktorandin am LIMES-Institut. Das
Die Hautzellen unter dem Außenske- Protein Obstructor-A bindet und ordlett sondern ein Sekret ab, das diese net Chitin, sodass es den SchutzpanSchutzschicht produziert. „Bislang zer stabilisieren kann. Blockierten die
Forscher in den Taufliegen das Obstwar noch nicht verstanden, welche
Auf- und Abbauprozesse dafür sorgen, ructor-A, konnte der schützende Chitinpanzer nicht korrekt ausgebildet
dass diese schützende Schicht ihre
Funktion erhält“, sagt Privatdozent werden. „Die Tiere starben bereits im
Dr. Matthias Behr, der langjährig am Larvenstadium“, sagt Pesch. Die WisLIMES-Institut der Universität Bonn senschaftler gehen davon aus, dass
arbeitete und vor kurzem nach Leip- dieser „Schalter“ bei allen Insekten
vorkommt.
zig gewechselt ist.
5Drosophila-
Fliegen: Fehlt den
Tieren Obstructor-A,
sterben sie bereits
im Larvenstadium
ab.
kompakt
LEBENSMITTELAMPEL
Sollen Lebensmittel mit Ampelsymbolen zur verständlicheren Information über gesundheitsrelevante Inhaltsstoffe ausgezeichnet werden? Diese
Frage ist nach wie vor umstritten.
Wissenschaftler haben Probanden im
Hirnscanner bei ihren Kaufentscheidungen beobachtet.
„Die Ampelauszeichnung scheint die
Untersuchungsteilnehmer dazu zu
befähigen, ungesunden Lebensmitteln besser zu widerstehen im Vergleich zu den herkömmlichen Angaben über Gramm- und Prozentwerte
der jeweiligen Inhaltsstoffe“, berichtet Prof. Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENs). Die
Farben Rot, Gelb und Grün auf den
Lebensmittelpackungen wirkten wie
ein Verstärker, verdeutlicht Laura
Enax vom CENs. „Rot“ symbolisiert
zum Beispiel einen hohen Anteil an
Fetten, Zucker oder Salz, „Grün“ dagegen einen geringen. Gelb nimmt
wie an der Verkehrsampel eine Mittelposition ein. Insgesamt 35 erwachsene Probanden nahmen an der Untersuchung am Life & Brain Center teil.
3Eine Karte des
Foto: Yanina-Yasmin Pesch/Uni Bonn
Die meisten Menschen kennen ihr
Körpergewicht exakt bis aufs Kilo
und selbst das Gewicht des Kölner
Doms kann man auf wenige Prozent
genau bestimmen. Wenn es jedoch
um die Masse der Milchstraße geht,
versagten bisher alle Messmethoden. Jetzt hat ein internationales Forscherteam eine Methode entwickelt,
die einer Präzisionswaage für unsere
Galaxie gleicht.
Das Team unter Federführung des
deutschen Astronomen Dr. Andreas
Küpper von der Columbia University
in New York (USA) machte sich
Sternströme von Kugelsternhaufen
zunutze. Diese Sternenströme weisen eine höhere Dichte als ihre Umgebung auf und stechen ähnlich wie
ein Kondensstreifen am Wolkenhimmel deutlich heraus.
„Ähnlich wie vor 200 Jahren Friedrich Wilhelm Argelander die Astronomie mit seiner ‚Bonner Durchmusterung’ revolutioniert hat, eröffnen uns
moderne Surveys völlig neue Möglichkeiten, unser Universum zu verstehen“, sagt Prof. Pavel Kroupa vom
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Foto: sonjanovak, fotolia.com
FORS CHEN
Virtuelles Treffen mit Edward Snowden
Ein Informatiker im Gespräch mit dem Whistleblower
Computern riesige
Datenmengen übertragen.
4Edward Snowden
spricht durch einen
Telepräsenzroboter am
Center for Information
Technology Policy an der
Universität Princeton.
Wie verschaffen sich Geheimdienste Zugang zu verschlüsselten OnlineDokumenten? In einem persönlichem Treffen diskutierte ein kleiner
Expertenkreis diese Frage an der renommierten Princeton University.
Das Besondere an dem Treffen war, dass Edward Snowden über eine
Video-Live-Schaltung aus seinem russischen Exil an dem Meeting
teilnahm. Mit von der Partie war Prof. Dr. Matthew Smith, IT-Sicherheitsexperte an der Universität Bonn.
Türen an dem rund vierstündigen Gespräch am Center for Information Technology Policy an der Universität Princeton teilnehmen. Prof. Smith war der
einzige Repräsentant aus Deutschland.
Der ehemalige Geheimagent Edward Snowden, der vor zwei Jahren
die Überwachungspraktiken durch die
US-amerikanischen Geheimdienste
an die Öffentlichkeit brachte, konnte
bei dem Treffen nicht physisch anwesend sein: Die USA fahnden weiterhin
mit Haftbefehl nach ihm. Der Telepräsenzroboter „Snobot“ übernahm stellvertretend für den gesuchten Whistleblower die Kommunikation. Von seinem russischen Exil aus steuerte
Snowden den Roboter, der mit Kamera, Bildschirm, Mikrophon und Lautsprecher ausgestattet war.
Die Einladung an den international
renommierten Wissenschaftler für ITSicherheit kam per E-Mail. „Ich dachte
schon, es sei eine der üblichen Einladungen zu irgendeinem Workshop.
Gerade wollte ich dankend absagen –
dann las ich, dass es um ein Gespräch
mit Edward Snowden geht“, berichtet
Prof. Smith. Ihm war sofort klar, dass
er bei dem Treffen Anfang Mai dabei
sein wollte.
„Es war ganz erstaunlich, wie virtuell präsent Edward bei dem ungewöhnlichen Treffen war und wie lebhaft die Diskussion verlief“, berichtet
Prof. Dr. Matthew Smith vom Institut
für Informatik 4 der Universität Bonn.
Ergriff ein Gesprächsteilnehmer das
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Foto: Matthew Smith
5Weltweit werden
Tag für Tag zwischen
Wort, konnte „Snobot“ sich zu ihm
wenden. Snowden war über die LiveSchaltung auf dem Bildschirm des Roboters zu sehen und sprach die Anwesenden direkt an, als bewege er sich
tatsächlich durch den Raum. Eine kleine Geste, die das Gespräch deutlich
menschlicher machte.
Nur ein knappes Dutzend der führenden IT-Sicherheits- und Verschlüsselungsexperten, ein Journalist und ein
Jurist durften hinter verschlossenen
Die Einladung fast abgesagt
Um einen offenen Diskurs zu fördern, fand das Gespräch unter dem
„Chattam House rule“ statt: Es darf über
das gesprochen werden, was gesagt
wurde – nicht jedoch darüber, wer was
gesagt hat. Der IT-Experte nahm aus
dem Gespräch zahlreiche Erkenntnisse
mit an die Universität Bonn, die er in einer aktuellen Sonderstunde seiner Vorlesung „Usable Security and Privacy“
auch an die Studierenden weitergab.
FORS CHEN
Held oder Verräter?
Über die Frage, ob Edward Snowden ein Held oder Verräter ist, wird in
letzter Zeit viel diskutiert. „Mein Eindruck ist, dass in der Tech-Gemeinde
die meisten ihn eher als Held wahrnehmen. Dies zeichnet sich besonders im
Ost-/Westküsten-Vergleich in den Vereinigten Staaten ab. Amerikaner an der
Westküste, wo sich auch das Silicon
Valley befindet, scheinen ihn häufiger
als Held zu sehen. Hingegen Washington DC nahe Ostküstler sehen ihn häufiger deutlich zwiespältiger“, schildert
Prof. Smith. Persönlich zolle er Snowden großen Respekt: „Edward hat sehr
viel riskiert, um auf die Massenüberwachung durch Geheimdienste aufmerksam zu machen. Als Preis dafür
wird er kein normales Leben mehr führen können.“ Trotz des großen Drucks
bleibe der Whistleblower seinen Prinzipien treu, wirke sehr besonnen und
interessiert.
zen auch in Deutschland an: „Es muss
viel mehr in die Erforschung und Ausstattung der defensiven IT-Sicherheit
investiert werden. IT ist mit jedem Aspekt unseres Lebens verwoben. Ich
halte es für fahrlässig, dass Geheimdienste unsere Infrastrukturen bewusst
unsicher machen, um spionieren zu
können. In meiner Einschätzung haben
wir dadurch mehr zu verlieren als zu
gewinnen. Wir verlassen uns viel zu
sehr darauf, das schon nichts Schlimmes passieren wird.“
6Prof. Dr. Matthew
JOHANNES SEILER
Prof. Smith sieht die Ereignisse
der letzten Jahre differenziert: „Ich
weiß, dass die Geheimdienste nicht in
böser Absicht handeln. Die Mitarbeiter
wollen in erster Linie ihre Nationen sicherer machen. Allerdings sind gute
Absichten kein Garant für ein gutes
Auskommen.“ Es ist wichtig darüber
zu diskutieren, welche Grenzen es bei
der Überwachung geben muss. Nach
dem Gespräch mit Edward Snowden
spricht der Informatiker Konsequen-
Smith vom Institut für
Informatik 4
Zur Person:
Matthew Smith, am 9. August
1978 in Lahn-Gießen geboren, ist
seit 2013 Prof. für Usable
Security and Privacy an der
Universität Bonn. Er studierte
Technische Informatik in Siegen
und promovierte in Marburg. Prof.
Smith befasst sich insbesondere
mit den menschlichen Aspekten
von IT-Sicherheitssystemen.
Foto: privat
Die wichtigste Botschaft: Es gibt
zwar keine sicheren Systeme – aber
Verschlüsselung hilft. GPG mit einem
1024 bit Schlüssel scheint nicht etwas
zu sein, was die National Security
Agency (NSA) über Kryptanalysis
bricht. In solchen Fällen greift die NSA
auf die Tailored Access Operation
(TOA) Abteilung zurück, die sich direkt Zugriff auf Zielgeräte verschafft.
„Smartphones und Laptops werden gehackt und die vertraulichen Daten einfach heruntergeladen“, fasst Prof.
Smith ein Resultat des Treffens zusammen. Allerdings ist dies für Geheimdienste aufwändiger und erschwert somit die Massenüberwachung.
Neues Promotionskolleg NeuroImmunology
Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert das Vorhaben mit 750.000 Euro
Bis zu 30 Stipendiaten erhalten die
Gelegenheit, in einer Doktorarbeit intensiv solche Forschungsfragen zu bearbeiten. Das neue Kolleg startete am 1.
Juni und wird von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit 750.000 Euro gefördert. „In der Wissenschaft wird zunehmend erkannt, dass immunologische
Prozesse für neurologische Erkrankungen von großer Bedeutung sind: Das
gilt für Multiple Sklerose genauso wie
für Hirntumore, Alzheimer und Epilepsien“, sagt Prof. Dr. med. Albert Becker
vom Institut für Neuropathologie, der
zusammen mit Prof. Dr. med. Michael
Hölzel vom Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie das
Promotionskolleg koordiniert.
wollen wir die Ausbildung junger Wissenschaftler in dieser Disziplin stärken,
die wir so dringend benötigen, um diese
Forschung weiter voranzutreiben.“ Die
ersten Stipendiaten nehmen nun ihre
wissenschaftliche Ausbildung auf. Mit
dem Else Kröner-Fresenius-Promotionskolleg arbeiten hochkarätige Einrichtungen wie der Sonderforschungsbereich „Synaptic Micronetworks in
Health & Disease“ und das Exzellenzcluster „ImmunoSensation“ zusammen.
Diese Partner sorgen für spannende
Themenfelder an der Front der Forschung, modernste Infrastruktur und
eine sehr gute Betreuung durch international ausgewiesene Arbeitsgruppen.
„Wir stehen auf der Schwelle zu
völlig neuartigen Therapien“, sagt Prof.
Hölzel. „Mit dem Promotionskolleg
Informationen im Internet:
www.bonnni.de
www.ekfs.de/de/start.html
JOHANNES SEILER
Foto: Katharina Wislsperger/UKB
Das Immunsystem ist an zahlreichen neurologischen Erkrankungen – wie
Alzheimer, Hirntumoren und Epilepsien – beteiligt. Solche Zusammenhänge sollen im neuen Promotionskolleg ‚NeuroImmunology’ an der Medizinischen Fakultät untersucht werden.
5Prof. Dr. med. Michael Hölzel (links) und Prof. Dr. med. Albert Becker
(rechts) mit den ersten Stipendiaten des neuen Promotionskollegs
NeuroImmunology
forsch 2-3/2015 universitätbonn
23
LERN EN UND LEHRE N
Perspektive: Olympische Spiele
Studierende Spitzensportler an der Uni Bonn
6Die Rennradlerin Mieke
Kröger (l.), der Fechter
Dominik Schoppa und
die Hochspringerin
Alexandra Plaza sind auf
sportlichem Erfolgskurs –
zu ihrem Alltag gehören
aber auch Lehrveranstal-
„Viva sua Paixão – Lebe deine
Leidenschaft“ ist Motto der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de
Janeiro. Schneller, sprungkräftiger,
treffsicherer zu sein als andere, hat für
Studierende ihren Preis: Der Spagat
zwischen Uni und Spitzensport fordert in der Tat Leidenschaft, aber auch
Organisationstalent. Die Sporttasche
unter der Hörsaalbank fürs Training
nach der Vorlesung ist nicht immer
eine Option.
Spitzensportler an der Uni Bonn für einen Fototermin zusammen zu
holen, ist gar nicht so einfach: Unter ihnen sind erfolgreiche Teilnehmer
an Welt-, Europa- und Deutschen Meisterschaften in offenen und Juniorenklassen – und irgendwer ist immer zu einem Wettbewerb unterwegs
oder im Trainingslager. Derzeit hat die Universität sogar Hoffnungsträger
für die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 unter ihren
Studierenden. Wie schaffen sie den Spagat zwischen Studium und
Karriere im Spitzensport?
tungen und Prüfungen.
Wer ist überhaupt Spitzensportler?
„Angehörige eines Bundeskaders“, erklärt Sandra Schramm, Leiterin der
Zentralen Studienberatung und Ansprechpartnerin. „Eine Verpflichtung,
sich bei uns zu melden, besteht natürlich nicht.“ Sie vermittelt, wenn studierende Spitzensportler eine flexiblere
Studienplanung oder Urlaubssemester
zur Vorbereitung auf Wettkämpfe und
Meisterschaften brauchen. „Aber bei
uns gilt nicht das amerikanische System ‚Sport geht vor‘: Hier müssen Studienleistungen erbracht und Module
nachgeholt werden – nur Form und
Zeit sind verhandelbar.“
Blut, Schweiß und Tränen?
Foto: Volker Lannert
Verletzt waren die jungen Athleten
unabhängig von der Sportart alle schon
mal. Aber wie steht es generell mit
„Blut, Schweiß und Tränen“: Gelten
die eher Training und Wettkampf oder
den Mehrfachbelastungen im Alltag?
Das ist unterschiedlich. Einig sind sie
sich: Auf der Strecke bleibt der Kontakt mit anderen Studierenden. Nach
Vorlesung oder Seminar wird trainiert, und oft hat man keine Zeit.
„Wenn ich Einladungen immer absagen muss, kommen irgendwann keine
mehr“, fasst Dominik Schoppa zusammen, mit 19 Jahren der Jüngste in
der Runde.
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forsch 2-3/2015 universitätbonn
Sonst kommt der Fechter im zweiten Semester English Studies und Medienwissenschaft bisher ganz gut zurecht: „Das Studium gehe ich gelassener und ruhiger an als den Sport.
Man hofft jedes Semester, dass wichtige Kurse zeitlich günstig verfügbar
sind.“ Bei den Dozenten erlebt er un-
LERN EN UND LEHRE N
terschiedliche Toleranz, manche würden überraschend nett auf Abmeldungsmails antworten und nach einem
Wettkampf nachfragen. Oder er kam
doch noch in ein Tutorium. Das Fechten hat er schon mit neun Jahren begonnen, er ist im Junioren-Bundeskader, mehrfacher Deutscher Meister und
war Dritter bei der Junioren-Europameisterschaft. Er trainiert im Bonner
Sportpark Nord: Für den Weg zur
Olympiade muss er die Aufnahme in
die Aktiven-Mannschaft schaffen, die
auf den Weltcups antritt.
Das haben die Älteren wie Florettfechterin Franziska Schmitz bereits
geschafft. Sie ist U23 Vize-Europameisterin und Weltcup-Teilnehmerin.
Für ihr Studium der Humanmedizin im
sechsten Semester wurde sie zur Pendlerin. Das sei anstrengend, aber sie ist
zufrieden: „In Bonn lebe ich und bin
während der Vorlesungszeit ein bis
zwei intensive Tage an der Uni, an drei
bis vier Tagen in Tauberbischofsheim
beim Bundestrainer.“ Aber auch die
Unitage sind keine Sport-Auszeit,
dann trainiert sie vor Ort und an den
Wochenenden in Köln am Olympiastützpunkt. Mehr Stress erlebe sie im
Studium: Selbst, wenn alles ins kleinste Detail vorausgeplant und organisiert
ist, kämen immer wieder wichtige Termine dazwischen. Sie wünscht sich
eine offizielle Regelung, die auch Medizinern ermöglicht, Fehltermine
durch andere Leistungen auszugleichen. „Mein Studium strecke ich notgedrungen. In den vergangenen Semesterferien habe ich meine Famulatur
in einer Praxis in Tauberbischofsheim
absolviert, um nebenbei beim Bundestrainer trainieren zu können“, erzählt
sie. „Ich hatte überlegt, nach dem Physikum nach Würzburg zu wechseln,
also näher dran. Aber in Bonn habe ich
an der Universität, über den Olympiastützpunkt, den Verein und die Sportstiftung NRW mehr Unterstützer gefunden.“
Das Rennrad von Mieke Kröger
trägt noch die Startnummer 144 – am
Wochenende war die Juniorenweltmeisterin und zweifache Europameisterin bei einem Wettbewerb in den Niederlanden. „Zur Zeit sieht es gut aus:
Die Hälfte der Qualifikation für Olympia ist geschafft“, sagt sie. Ihr Stand-
Foto: Ulrike Eva Klopp
Unitage sind keine Sport-Auszeit
ortvorteil: Sie trainiert in und um
Bonn, das wertvolle Rad steht unter
ihrem eigens gebauten Hochbett.
„Trotzdem wird es im Alltag dann und
wann schwierig.“ Jetzt im zweiten Semester Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften will sie die Uni öfter
von innen sehen als im ersten und
Klausuren schreiben. Auch wenn sie
schon mal zu hören bekam, entweder
wolle sie studieren oder Rad fahren,
durfte sie zum Beispiel nicht nur alle
14 Tage, sondern in jede wöchentliche
Gruppe einer Übung gehen. „Hier wurde ich sehr gut aufgenommen und es
wird sich gut um mich gekümmert.“
Die Hochspringerin Alexandra
Plaza haben viele Bonner schon mal
gesehen: als großformatiges „Perspektivteam Rio“-Bild auf einem Bus. Die
Leichtathletin überspringt mit 1,88
Meter locker ihre eigene Scheitelhöhe.
Im Psychologie-Studium hat sie bisher
eher entspannte Erfahrungen mit der
Doppelbelastung gemacht und sieht
sich unkompliziert unterstützt. So
konnte sie zum Beispiel eine Klausur
mündlich statt schriftlich ablegen und
empfand das wie auch die Prüferin als
eher angenehm.
Matthias Sandten konzentriert
sich auf gleich mehrere Sportarten und
mag besonders die Vielfalt am Modernen Fünfkampf: Schwimmen, Laufen,
Reiten, Fechten, Schießen. Er trainiert
zwar in Bonn, sein „Heimatverein“ ist
der SSF Bonn e.V. Aber beim ersten
Fototreffen war er in Paris, kurz darauf mailte er aus Ungarn vom Weltcup. Der zweifache Deutsche Meister
wünscht sich einen flexibleren Prüfungstermin. Aber sonst bewältigt er
sein Studium der Rechtswissenschaft
im dritten Semester, indem er selbständig den Vorlesungsstoff nacharbeitet. „Das gelingt mir meist gut“,
sagt er. „Durchhänger gibt es vor allem, wenn nach einem langen Trainingstag die Augen schneller zufallen
als ich die Bücher aufschlagen kann.“
5Die Fechterin
Franziska Schmitz
kommt gerade aus
Shanghai und musste
sich dort nur der
amtierenden Olympiasiegerin geschlagen
geben. Fünfkämpfer
Matthias Sandten ist
schon wieder auf dem
Sprung – diesmal zu
einer Trainingseinheit
im Schwimmen.
Auch für die Uni ist es ein besonderes Erlebnis, wenn aus ihren Reihen
Sieger kommen. Wenn darüber die
Studiendauer notgedrungen etwas lang
geraten ist: Hochleistungssportler müssen zielstrebig, konzentriert und belastbar sein – Unternehmen wissen das.
Gute Perspektiven also auch für den
ULRIKE EVA KLOPP
Beruf.
Um die duale Karriere von Spitzensportlern – Mitgliedern in einem Bundeskader – zu fördern, hat die Uni sich mit starken Kooperationspartnern
zusammengeschlossen: dem Olympiastützpunkt Rheinland, dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband, den Schwimm- und Sportfreunden Bonn e.V., und die Akkreditierung als „Partnerhochschule des
Spitzensports“ des Deutschen Olympischen Sportbundes ist beantragt.
Informationen: www.spitzensport.uni-bonn.de
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LERN EN UND LEHRE N
Methodenvielfalt als Pflichtprogramm
Foto: Sabine Sielke
25 Jahre Nordamerikastudien an der Uni Bonn
5„Field Trip“ nach
New York: Das Nord-
amerikastudienprogramm
Das transdisziplinäre Nordamerikastudienprogramm wurde vor 25 Jahren schungsorientiert, wir sind national
wie international bestens vernetzt und
an der Universität Bonn gegründet. Mit der Leiterin Prof. Dr. Sabine
pflegen engen Kontakt mit unseren
Sielke sprach Johannes Seiler.
Foto: Volker Lannert
geht auch auf Exkursion.
5Prof. Dr. Sabine Sielke
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Die Nordamerikastudien praktizieren nicht nur Entsetzen, sondern auch vieden Dialog zwischen den Disziplinen. le virulente Fragen provoziert. In dieWarum?
ser Veranstaltungsreihe mit 19 BeiträEs gibt keine wissenschaftliche gen aus Kultur- und SozialwissenschafProblemstellung, die aus der Perspek- ten haben wir diesen Fragen und den
tive einer Fachdisziplin allein unter- Folgen und Hintergründen der Ereigsucht werden kann. Dies gilt insbeson- nisse nachgespürt und intensiv mit eidere für so weitreichende Ereignisse nem breiten Publikum diskutiert. Darwie zum Beispiel die wiederkehrenden aus entstand 2002 eine der ersten
Finanzkrisen in den USA. Aber auch deutschen wissenschaftlichen Buchkulturelle Ereignisse wie die Publikati- publikationen zu 9/11; 2013 folgte
on eines einflussreichen Romans ha- „Beyond 9/11“, das zeigt, wie der Terben vielfältige politische, soziale und roranschlag unseren Blick auf kultuökonomische Effekte, die nur in ihren relle, soziale, politische und ökonomiWechselwirkungen verständlich wer- sche Prozesse verändert hat.
den. Die American Studies waren seit
ihren Anfängen in den 1930er Jahren Wie hat sich der Studiengang im Lauf
eine interdisziplinäre Wissenschaft, der Jahre entwickelt?
und mein Vorgänger Lothar HönnigDie „Regionalwissenschaften Nordhausen hat 1990 die Möglichkeit zu amerika“ starteten 1990 mit etwa 35
einer solchen fach- und fakultätsüber- Studierenden; später wurden pro Jahr
greifenden Kooperation an der Uni- circa einhundert Magisterstudierende
versität Bonn geschaffen.
zugelassen. Seit 2007 bieten wir den
Masterstudiengang „North American
Sie kamen im September 2001 als Studies“ an. Bislang haben die NordNachfolgerin von Herrn Professor amerikastudien der Universität Bonn
Hönnighausen an die Universität etwa 1.000 Absolventinnen und AbsolBonn, kurz bevor die Terroranschlä- venten hervorgebracht.
ge in den USA weltweit Schlagzeilen
machten. Wie haben Sie auf dieses Was sind die besonderen Stärken des
Ereignis reagiert?
Masterprogramms?
Ich habe sofort eine Ringvorlesung
Unser interdisziplinärer Studienorganisiert, denn die Anschläge haben gang ist englischsprachig und for-
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Alumni. Methodenreflexion in Forschung und Lehre ist uns eine Selbstverständlichkeit. Unsere Studierenden
beschäftigen sich mit Fragestellungen,
die komplexe Wechselwirkungen von
Kultur, Politik, Ökonomie, Geschichte
sowie Sozial- und Rechtssystem beleuchten. In Forschungsprojekten über
Phänomene der Populärkultur, Fragen
von Migration und Ethnizität oder die
Bedeutung der Medien im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf
lernen sie multiperspektivisches Arbeiten, das vielerorts gefragt ist.
Wie international ist das Programm
aufgestellt?
Von den aktuell 99 eingeschriebenen Studierenden kommen 22 aus dem
Ausland, unter anderem aus China, Russland, dem Iran, Griechenland und den
USA. Wir alle profitieren von dieser
Internationalität.
In welchen Branchen finden die
Absolventen einen Arbeitsplatz?
Unsere Alumni arbeiten in den Medien, in Kulturinstitutionen, in internationalen Organisationen und globalen Wirtschaftsunternehmen und natürlich auch
in der Wissenschaft.
Internet:
www.nas.uni-bonn.de
LERN EN UND LEHRE N
Die Zentrale Studienberatung auf Achse
Hinter den Kulissen von Info-Veranstaltungen
Das Team der Zentralen Studienberatung (ZSB) ist Ansprechpartner für
alle Fragen rund ums Studium vor Ort. Wenn die Uni Bonn sich künftigen
Studierenden bei Messen und Informationstagen präsentiert, spielt es im
wahrsten Sinn des Wortes eine „tragende Rolle“: Dann ist neben der
Organisation auch selbst Anpacken gefragt.
Heute ist Aufbau in den Messehallen Köln-Deutz. Im Hof steht der blaue
7,5-Tonner der Fahrbereitschaft, die
Transportschlange aus dem Keller
reißt nicht ab: Regale und Säulenständer für Infomaterial, Technik, Bildwände bis Kartons voller Kleinigkeiten. Damit nichts kippt, muss klug
gestaut werden. Dabei unterstützt seit
Jahren das Serviceteam die ZSB tatkräftig, vor Ort setzen die Uni-Elektriker den Stand ins richtige Licht. Am
Freitag ist reiner Messetag, am Samstag Schichtwechsel der Berater und am
späten Nachmittag Abbau.
Schon am Montag wird für die vier
„Bonner Hochschultage“ die nächste,
wenn auch nicht so umfangreiche Fuhre eingepackt – gut, dass im Hauptgebäude Veranstaltungstechnik ständig
vorhanden ist. Zusammen mit dem Dezernat Internationales, Dozenten und
Beratern aus den Fakultäten sowie
dem Bonner Zentrum für Lehrerbil-
An G8 angepasste Hochschultage
ab Herbst
Die Bonner Hochschultage tragen
seit 2008 zur passgenauen Studienwahl bei. Seitdem hat sich jedoch die
Situation an den Schulen verändert:
„G8 lässt den Schülern wenig Zeit, in
einer Klausurphase und mitten in der
Woche zu kommen, für verschiedene
Fächer sogar mehr als einmal. Besonders betroffen sind diejenigen, die
nicht direkt aus Bonn sind“, erklärt
ZSB-Leiterin Sandra Schramm. „Deshalb haben wir an den Schulen eine
Umfrage gemacht und bieten im November an zwei Samstagen noch einmal Hochschultage nach einem neuem Konzept an mit ausreichend
Gelegenheit, sich über mehrere Studienfächer zu informieren. Ab 2016
werden die Hochschultage dann immer samstags und im November stattfinden.“ Für die Fächer selbst bedeuten solche Präsentationstage ebenfalls
Aufwand und einen großen Einsatz,
der sich jedoch lohnt: Gut informiert
ein Studium zu beginnen, stärkt die
Motivation und hilft, „Ersti“-Frust zu
ULRIKE EVA KLOPP
vermeiden.
3Noch ist längst nicht
alles im Transporter für
die „Einstieg“-Messe:
ZSB, Serviceteam und
Fahrbereitschaft arbeiten
Hand in Hand.
Weitere Termine 2015
25. Juni: Abi in der Tasche? Kurz vor Bewerbungsschluss für das Wintersemester ist Langer Abend der
Studienberatung
14. November: Bonner Hochschultag der Geistes-,
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften rund ums
Hauptgebäude
Foto: Ulrike Eva Klopp
„Gibt es noch ,forsch‘ zum Auslegen?“ Dr. Cornelia Pfleiderer, die im
Team für Messeaktivitäten zuständig
ist, hat eine umfangreiche Checkliste.
Gleich zwei große Ereignisse stehen bevor – und zwar direkt hintereinander:
Die Uni Bonn präsentiert sich bei der
Messe „Einstieg“ für Studium und Berufsausbildung in Köln-Deutz, im Anschluss finden die Bonner Hochschultage statt. „Da hat sich viel geändert“, sagt
Dr. Pfleiderer, seit 1981 Mitarbeiterin
der ZSB. „Früher haben wir Interessenten ausschließlich bei uns im Büro beraten. Dass wir stark nach außen gehen
und neue Publikationen wie den Studienkompass herausgeben, hat sich in den
letzten fünf bis zehn Jahren entwickelt.“
dung organisiert die ZSB ein vielfältiges Programm für den Blick in Studium und Wissenschaft. Zu den
Besuchern gehören Olga Geringer und
Elif Aytav, Freundinnen aus Köln. Sie
machen erst nächstes Jahr Abitur, wollen sich aber frühzeitig für die Bewerbung in ihren Wunschfächern schlau
machen. Eine Mutter sitzt ganz hinten,
sie hat ihre Tochter für den Blick ins
Jurastudium von der niederländischen
Grenze nach Bonn gefahren.
21. November: Bonner Hochschultag der Naturwissenschaften und Medizin in Poppelsdorf
Infos unter: www.zsb.uni-bonn.de/infoveranstaltungen
forsch 2-3/2015 universitätbonn
27
LERN EN UND LEHRE N
Bonner Studenten leisten Nepal-Hilfe
Geographen sind Teil eines weltweiten Kartierungsprojekts
4Auch Bonner Geo-
im achten Semester, startete einen
Aufruf auf der Homepage des Geographischen Instituts und rasch meldeten sich etliche Studierende, die
mitmachen wollten.
graphie-Studierende sind
Teil des Humanitarian
OpenStreetMap-Projekts
(v.l.): Andreas Graf,
Thomas Bette, Mirko Hoy
Die Arbeit kann von zuhause aus
erledigt werden, Treffen dienen dazu,
sich gegenseitig kennenzulernen.
Die Freiwilligen nehmen sich jeweils
bestimmte Ausschnitte der Satellitenaufnahmen für die Bearbeitung
vor: Welche Gebäude, Straßen und
Brücken sind zerstört? Welche Routen sind noch befahrbar? „Man kann
auch aus der Ferne und ohne finanzielle Mittel als Student wertvolle Hilfe leisten“, sagt Szigeti. „Es ist wunIn einem internationalen Freiwilligenprojekt zur Unterstützung der
derbar, Teil eines weltweiten Projekts
Erdbebenopfer in Nepal arbeiten auch Geographie-Studenten der
zu sein, an dem viele Studenten verUniversität Bonn mit. Sie erfassen die Schäden der Katastrophe anhand
öffentlich zugänglicher Satellitenbilder, um die besten Wege für Hilfsliefe- schiedener Hochschulen und weitere
Freiwillige beteiligt sind – und eine
rungen zu finden und zur Wiedererschließung der Region beizutragen.
großartige Gelegenheit für GeograNach dem Erdbeben hatte das Materials aufgerufen. Prof. Dr. Klaus phie-Studierende, die Inhalte ihres
„Humanitarian OpenStreetMap Team“ Greve wies in seinem Projektseminar Studiums mit einer so wichtigen
Satellitenbilder von Nepal zur Verfü- „Open Data“ auf dieses Non-Profit- Aufgabe zu verbinden.“
JOHANNES SEILER
gung gestellt und zur Auswertung des Projekt hin. Martin Szigeti, Student
Foto: GIUB/Friederike Pauk
und Martin Szigeti.
Foto: Stefanie Gastrow
Kochen und Musik für die Spendenbox
5„A Song for Nepal“ bei der
Eröffnung der Auslandsstudienmesse
28
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal haben auch Studierende des Programms „Agricultural Sciences and Resource Management in the Tropics and
Subtropics“ (ARTS) Angehörige und Freunde verloren. Trauer und Betroffenheit über die Katastrophe in ihrem Heimatland haben sie zusammen mit
Kommilitonen direkt in Aktionen umgesetzt.
Bei einem Vortreffen am Tag nach dem Beben hatte es noch viele Tränen
gegeben. Aber die Aussicht, mit gespendetem Geld Organisationen zu unterstützen, die vor allem in den ländlichen Regionen des Erdbebengebiets
tätig sind und so Not zu lindern, löste manche Anspannung. Mittel zum
Zweck: Kochen. So türmten sich schnell Berge von Momos (Teigtaschen)
und anderen nepalesischen Köstlichkeiten auf einem Stand vor dem
Hauptgebäude und die Spendenbox füllte sich zusehens. Ebenso bei
„Rhein in Flammen“: Dort mussten viele Besucher auf dem Weg ans Ufer
am ARTS-Stand vorbei – übermüdete, aber zufriedene Gesichter bei den
Akteuren. Und sofort ging die Planung für Folgeaktionen weiter, zum Beispiel bei der Auslandsstudienmesse in traditioneller Kleidung und natürlich wieder mit Spendenbox. Inzwischen sind über 7.000 Euro zusammen.
Zwei Studierende können sich unterstützt vom DAAD vor Ort überzeugen,
dass die Hilfe der Bonner ankommt.
Wer noch helfen möchte:
Verein zur Förderung von ARTS, Sparkasse Köln/ Bonn,
IBAN: DE78 3705 0198 1981 0085 74 / BIC: COLSDE33XXX,
Stichwort: Nepal Relief Fund
LERN EN UND LEHRE N
Mathestudent „denkt“ in 16 Dimensionen
Von „Jugend forscht“ regional in der Uni-Aula zum Bundessieg
Drei Dimensionen sind dem jungen Mathematiker Nils Waßmuth nicht
genug: Mit seiner Arbeit zu den sogenannten Sedenionen – das sind
16-dimensionale hyperkomplexe Zahlen – qualifizierte der Student sich
bei „Jugend forscht“ in der Sparte Mathematik/Informatik nicht nur für
das Bundesfinale. Er gewann es auch.
Nächste Laienfrage: Und wofür ist
das gut? Bei anderen Wettbewerbsbeiträgen wie dem Verletzungsgefahren mindernden „weichen“ Industrieroboter, einem Chemielabor im
Kreditkartenformat oder Software, die
zur Stundenplangestaltung dient, liegt
das eher auf der Hand. „Zur Vorberei-
Beim von der Uni Bonn ausgerichteten Regionalwettbewerb „Jugend
forscht / Schüler experimentieren“ Anfang des Jahres gehörte Nils Waßmuth
Mathematik ist nicht nur Studienfach, sondern wie Judo und Unternehmungen mit Freunden auch Nils Waßmuths Hobby. Von Sedenionen hat er
nun allerdings vorerst genug: „Damit
habe ich mich zwei Jahre lang beschäftigt. Vielleicht komme ich mal darauf
zurück“, sagt er. „Jetzt darf es mal was
anderes sein – das Studium bringt mich
auf neue Ideen!“
6Wisch, weg und
nochmal: Um Ideen
auszuprobieren, mag Nils
Waßmuth große Formate
wie die klassische Tafel,
ein Flipchart – oder für’s
Foto eine Fensterscheibe.
ULRIKE EVA KLOPP
Eva Klo
pp
„Ich habe eine kompakte Bilinearform hergeleitet. Im Prinzip geht es um
die mehrfache Erweiterung ganz normaler Zahlen, bei jeder Erweiterung
verdoppelt man die Zahlen. Dabei werden erstaunliche Symmetrien erkennbar, die dreidimensional visualisierbar
sind“, vereinfacht Nils Waßmuth und
merkt: Im Kopf von Laien bildet sich
immer noch ein Fragezeichen.
tung auf das Bundesfinale gehörte nun
herauszufinden, was der Nutzen meiner Arbeit sein könnte“, sagt Nils Waßmuth. Eventuell im Bereich der Quantencomputer? Auch seine Präsentation
hat er nochmal verbessert: nicht mehr
handschriftlich, in größerem Format –
und auch ein hartnäckiger Rechtschreibfehler ist weg. Bisher war sein
Thema, für das er sich schon vor dem
Abi in Details der Zahlentheorie deutlich jenseits des Schulstoffes eingearbeitet hat, einfach Freude an Herausforderungen: „Schulmathe ist nur ein
Tropfen im Meer der Mathematik“,
sagt er und lacht.
Foto: U
lrike
„Zurück zu den Wurzeln. Die primitiven Nullteiler der Sedenionen“
heißt Nils Waßmuths Arbeit. Die fachkundigen Juroren sowohl im Regional-,
Landes- und nun sogar dem Bundeswettbewerb Jugend forscht zu überzeugen, ist dem Mathematikstudenten im
zweiten Semester bravourös gelungen:
Er habe Zusammenhänge wunderbar
anschaulich dargestellt. Aber auch Interessierte mit wenig Ahnung von Mathe
fragen, was er da eigentlich macht – Familie, Freunde oder auch Standnachbarn bei den Präsentationen.
zu den ältesten Teilnehmern, die jüngsten waren sieben Jahre. „Das ist sehr
früh – aber auf jeden Fall eine gute
Übung, ein Thema auszuarbeiten und
in Messeatmosphäre zu präsentieren“,
findet er. Hätte er selbst sich vorstellen
können, schon früher teilzunehmen?
Wettbewerbserfahrung sammelte er
zuvor bei Mathe-Olympiaden auf
Schul- und Landesebene und ist heute
als Dozent bei deren Akademien aktiv.
„Ja, aber da fiel mir noch kein passendes Thema ein.“
50Jahre
2015
Der Wettbewerb Jugend forscht feiert in
diesem Jahr 50. Jubiläum. Die Universität
Bonn ist nach wie vor die einzige Hochschule
in Nordrhein-Westfalen, die sich auf diesem
Feld als Pate engagiert, sie richtet in ihrer
Aula als „Messehalle“ den Regionalwettbewerb aus.
Informationen im Internet:
www.jugend-forscht.uni-bonn.de
forsch 2-3/2015 universitätbonn
29
W E I TE W E LT
„Spezialeffekte“ eines Auslandsaufenthalts
Praktikum im Ausland schon etwas
Beherztheit. Auf Platz zwei kam
„Grenzen überschreiten – der Mut Effekt“ von Lisa Krimphove, auf Platz
drei „Together you can ride to the
world‘s end“ von Puya Etessami
Pour. Diese und alle anderen Bilder
waren bei der diesjährigen Auslandsstudienmesse „mitWIRKUNG international“ zu sehen. Wer die Fotoausstellung verpasst hat, findet sie
zusammen mit Informationen zu einem Auslandsaufenthalt unter:
www.auslandsstudien-messe.
uni-bonn.de/fotowettbewerb
BLOG:
TEILCHENPHYSIKSHOW IN ITALIEN
Initiiert von Prof. Herbi Dreiner stellen Bonner Studierende seit mittlerweile 13 Jahren einen Publikumsmagneten auf die Beine: die Physikshow. Traditionsgemäß entwerfen
Erstsemester mit Unterstützung der
Älteren das Konzept für die nächste
Show, unterstützt von Michael Kortmann. Nach „Gastspielen“ außerhalb
Deutschlands war die Teilchenphysikshow im Frühjahr auch in Italien und
zeigte bei vier Auftritten in Padua und
Triest unterhaltsam die komplizierte
Welt dieser Wissenschaft. Die Studierenden Julia Hampel, Jana SchüllerRuhl und Timo Heepenstrick waren
dabei und berichten in einer mehrteiligen Folge im Newsblog, was Auftritte auf fremden Bühnen so spannend
macht und warum es mittlerweile
niemanden mehr wundert, wenn zwei
Transporter bis unters Dach mit Experimenten gefüllt sind.
www.aktuell.uni-bonn.de/
physikshow-1
LEHRWERK FÜR INTERNATIONALE
STUDIERENDE
Warum bemüht sich ein Bonner
Doktorand der Geographie um ein
Deutschlehrbuch für Ingenieure? Weil
es bisher offenbar niemand getan hat.
Stefan Kurzmann stieß in Kasachstan
auf diese Lücke.
5Siegerfoto: Mit ERASMUS auf
Norwegens berühmtem „Preikestolen“
4Immer wieder neues Programm auf
neuen Bühnen: die Teilchenphysikshow
30
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Foto: Physikshow Uni Bonn
Foto: Eva Winkens
Foto: Ulrike Eva Klopp
Das Besondere, eine spezielle Wirkung eines Auslandsaufenthalts in
Szene zu setzen war Aufgabe bei
dem Fotowettbewerb „Special effects
of my stay abroad“, ausgerufen vom
Dezernat Internationales. Das Siegerfoto ohne Titel nahm Eva Winkens
bei einem ERASMUS-Austausch in
Norwegen auf. Sich auf dem berühmten Preikestolen – dem „Predigtstuhl“ in Südnorwegen – bis an
die Kante zu wagen oder gar die Beine über 600 m Tiefe baumeln zu lassen, braucht wie der Blick über den
Tellerrand bei einem Studium oder
Im Zuge seiner Dissertation zu
Deutschlernern brachte der Promovend ein Lehrbuch für MINT-Fächer,
speziell für Ingenieure, mit auf den
Weg. Mit seiner Idee gewann er zwei
erfahrene Lektoren des Deutschen
Akademischen Austauschdienstes
(DAAD) als Autoren sowie das Interesse des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und des Verlags Springer
Vieweg. Als Projektkoordinator kümmert Kurzmann sich auch um das
Marketing und erhielt erfreute Reaktionen von Deutschlektoren aus verschiedenen Ländern: In Indien und
Indonesien begrüßt man das neue
Lehrmaterial für das Pflichtpraktikum dortiger Studenten ebenso wie
für Studierende in Vietnam, China
oder Brasilien.
W E I TE W E LT
Wie ein Wikinger auf Entdeckungsreise
Bonner Student ist heute Professor in Norwegen
Ein Auslandsstudium bringt immer etwas – und manchmal findet man
dabei sogar eine neue Heimat. Michael Schulte zum Beispiel lebt, lehrt
und forscht heute im südnorwegischen Kristiansand an der Universität
Agder.
Zurück in Bonn unterrichtete
Schulte als Tutor Isländisch. Auch als
er gemeinsam mit seinem Professor
ein Buch von Gunnar Gunnarsson in
dieser Sprache las, hatte der Student
einen Vorsprung. „Ein entspannter
Rollentausch“, meint er. Sowieso sei
Dr. Heinrich Beck für ihn genau der
Richtige gewesen, ein Professor der
alten Schule, ruhig und gründlich. Und
er schickte ihn zur Vorbereitung der
Habilitation nach Norwegen.
„Michael Schulte hat seine Chance
ergriffen – die Norweger aber auch“,
kommentiert Lehrer und Doktorvater
Beck heute. Er rechne seinem Absolventen hoch an, dass er offensichtlich
den rechten Ton gefunden habe, denn
Norwegen sei seit der Besetzung durch
die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg
für Deutsche zunächst ein schwieriges
Pflaster gewesen. „Nur mit einem früheren Kollegen und Nachbarn bin ich
noch am letzten gemeinsamen Abend
in Sachen Vergangenheitsbewältigung
aneinander geraten“, sagt Michael
Schulte. „Sonst gelten Deutsche heute
als fleißig und zuverlässig, und ich erlebe hier in Südnorwegen freundlichen
Respekt.“
Flache Hierarchien: „Du kannst
kommen!“
Kristiansand – die „norwegische
Riviera“ zwischen Meer, Schären,
Strand und Bergen – weckt Urlaubsträume. Die Universität ist eine der
großen des Landes und Bonner ERASMUS-Partner. Hierher kam Michael
Schulte 1998 zunächst als DAADLektor für Germanistik. „Der Dekan
dort hielt ähnlich wie Prof. Beck in
Bonn seine Hand über mich“, erzählt
er. „In den Jahren, die ich als PostdocStipendiat in Agder und danach Professor an der Hochschule im westnorwegischen Volda war, hat er eine auf
mich zugeschnittene Stelle geschaffen.
Dann meldete er sich: ‚Es ist so weit –
Du kannst kommen!‘“
Schultes E-Mail-Signatur zeigt:
Norweger sind lässig mit akademischen
Titeln. Dabei ist er nicht nur Lehrstuhlinhaber an der Universität in Kristiansand, 2014 erhielt er auch den höchsten
Forschungspreis in Norwegen, den
Fridtjof Nansen-Preis der Akademie der
Wissenschaften in Oslo. Einen Namen
machte er sich besonders als Erforscher
der Runen und ihres Alphabets, dem
„Futhark“: altgermanischen Schriftzeichen und jüngeren der Wikingerzeit, auf
großen Steinblöcken ebenso wie auf
Holzstäben und Amuletten geritzt und
gemeißelt.
53In Stein gemeißelt
wie hier Runen von etwa
350 - 500 n. Chr. auf dem
Hoggarvik-Stein aus
Arbeit im „Hjemmekontor“
Mit der forsch-Redaktion telefoniert Michael Schulte im „Hjemmekontor“, seinem Büro zu Hause. Hier
bereitet er Veranstaltungen vor und
fügt seiner langen Publikationsliste zusammen mit einer großen Arbeitsgruppe eine neue hinzu: die mehrbändige
„Norsk Språkhistorie“ zur norwegischen Sprachgeschichte. Dabei verbindet er Sprachräume: „Als ich mich in
Bonn bei Dozenten mit dem Wunsch
vorstellte, Skandinavistik und Indologie zu studieren, hörte ich: Vergessen
Sie das, so viele Sprachen kann man
doch gar nicht schaffen.“ Auch wenn
das Studium ein bisschen länger dauerte: Er konnte – und ist heute im norwegischen Radio in einer Sendung zum
Indogermanischen und frühen Urnordischen zu hören.
Südnorwegen und auf
dem Bildschirm: Runen
Fotos: Jan Arve Olsen
In Michael Schultes Bonner Jahrgang war es noch nicht so üblich wie
heute, eine Zeit im Ausland zu verbringen. Skandinavisten gingen zwar in den
Norden. „Aber als ich nach dem Grundstudium der Historischen Sprachwissenschaft an die Uni Reykjavik kam,
war Island noch etwas Exotisches“, sagt
der heute 51-Jährige und lacht: „Wir
waren dort nur drei Deutsche und fühlten uns ein bisschen wie Wikinger – wir
eroberten Neuland.“
speziell der Wikingerzeit
sind das Forschungsgebiet von Prof. Michael
Schulte in Norwegen.
Als Gruß an den Rhein mailt der
Alumnus ein Video: Polarlichter, aufgenommen und vertont von seiner
Frau Ragnhild S. Nilsen. Die Sängerin
und Komponistin, Video- und Performance-Künstlerin hat sich ihrer Heimat ebenso verschrieben wie ihr deutscher Mann dem Norden. So klingt der
Beginn seiner Lehrveranstaltungen
„Hallo, heute beschäftigen wir uns
mit…“ ganz selbstverständlich so:
„Hei, i dag tar vi for oss…“ Und das
Ende „Vi ses neste gang!“ Wir sehen
uns in der nächsten Stunde!
ULRIKE EVA KLOPP
Über den Tellerrand
schauen? Bonner
Partneruniversitäten
und Programme
weltweit:
www.uni-bonn.de/
internationales
forsch 2-3/2015 universitätbonn
31
Foto: Ulrike Eva Klopp
W E I TE W E LT
5Christine Schuy (l.) und
Meike Fernbach von der
Bonner Lokalgruppe.
„Studieren ohne Grenzen“
unterstützt Stipendiaten
Was passiert mit universitärer Bildung in von Krisen und Krieg geprägten
Regionen – wie kann man helfen? Die bundesweite Initiative „Etudes Sans
Frontières – Studieren ohne Grenzen Deutschland e.V.“ hat auch an der
Bonner Uni seit fünf Jahren eine Lokalgruppe. Derzeit unterstützt sie vor
allem Studierende an der Universität Herat in Afghanistan.
in Afghanistan, der
Demokratischen Republik
Kongo, Tschetschenien
und Sri Lanka.
Christine Schuy ist Doktorandin in
der Neurobiologie und koordiniert die
Bonner Lokalgruppe. „Dass es an der
Uni Bonn auch ‚Studieren Ohne Grenzen‘, kurz SOG, gibt, war ein dicker
Pluspunkt für den Wechsel von Konstanz hierher“, sagt sie. „Aber im vergangenen Jahr haben wir ziemlich
ackern müssen, um die Lokalgruppe
wieder hochzufahren – wie bei allen
Studierenden-Initiativen herrscht Fluktuation.“ Derzeit bilden neun ehrenamtliche Mitglieder aus Fächern von
Asienwissenschaften über Medizin bis
Politik den „harten Kern“, zusammen
mit den Lokalgruppen Konstanz und
Stuttgart arbeiten sie vor allem im Afghanistan Projekt. Dieses Engagement
wird übrigens für das Zertifikat Internationale Kompetenz des Dezernats
Internationales angerechnet.
Kooperationspartner sind die staatliche Universität in Herat und die
Nichtregierungsorganisation „Help –
Hilfe zur Selbsthilfe e.V.“. Die Sicherheitslage in Herat ist für Afghanistan verhältnismäßig stabil, ein
geregelter Hochschulalltag möglich.
Die Stipendiaten werden vor Ort gefördert, denn neben ihrer persönlichen Bildung sollten Bewerber nicht
nur Ideen für den Wiederaufbau ihres
Landes haben, sondern auch eine
konkrete Vorstellung für ihren eige-
32
forsch 2-3/2015 universitätbonn
nen Beitrag dazu. Monatlich erhalten
sie bis zum Abschluss ihres Studiums etwa 5.300 Afghani (75 Euro).
Das klingt wenig – aber dieser Betrag ermöglicht es manchen, überhaupt eine Universität zu besuchen.
Außer Ansprechpartnern vor Ort haben alle Stipendiaten persönliche Betreuer in Deutschland.
Skype-Kontakt trotz Zeitverschiebung und Stromausfall
Die ersten Stipendiaten haben inzwischen ihren Abschluss und unterstützen andere: Ein Absolvent unterrichtet nun zum Beispiel an seiner Uni
Englisch. Seine Bonner Betreuerin und
er treffen sich weiterhin per Skype –
mit Blick auf die Zeitverschiebung zu
verabredeten Terminen, in Herat aus
dem Internetcafé und manchmal unterbrochen durch Stromausfälle. Meike
Fernbach wird nun zum ersten Mal
selbst Betreuerin eines Stipendiaten
und hat den Kontakt der beiden mit Interesse verfolgt. Sie kam schon als Studienanfängerin zu SOG, angeregt
durch afghanische Literatur. „Meine
erste Aktion war der Länderabend im
Internationalen Club“, erzählt sie.
„Das war spannend mit sehr vielen
Gästen, die Deutsche Welle war dort
und sogar afghanische Medien haben
berichtet.“
Der Mitgliedsbeitrag für die studentische Solidarität ohne Grenzen beträgt zwölf Euro pro Jahr – etwa so
viel wie eine Pizza mit Getränk kostet.
Förderung als Hochschulgruppe und
Spenden ergänzen den zentralen
„Topf“, der im vergangenen Jahr einen
besonderen Zuschuss für das Afghanistan-Projekt erhielt: 4.000 Euro Preisgeld im Wettbewerb ECHT GUT!
Baden-Württemberg. „Der bundesweite
Verein ist ein Riesenvorteil, sonst hätten
wir nicht so viel Material, um auf
unsere Sache aufmerksam zu machen“,
sagen die Bonnerinnen und zeigen
Flyer, Visitenkarten und Banner. Und
damit das Rad nicht immer neu erfunden wird, sind die Lokalgruppen vernetzt und die Koordinatoren treffen sich
einmal im Jahr.
„Wir könnten noch mehr machen.
Aber wir sind Studenten – Laien, die
auf beiden Seiten eine ganz andere Kultur verstehen und viel organisieren müssen“, sagt Christine Schuy. Deshalb
freut sich das Team über Verstärkung,
gerne auch bei Homepage-Pflege, Layout, zu rechtlichen Fragen und für eine
neue Stipendiaten-Auswahlrunde. „Man
muss Phantasie für Aktionen entwickeln und sich trauen, zu fragen: Oft
bekommt man mehr Unterstützung als
erwartet. Und prominente Gesichter für
die Sache zu gewinnen, wäre toll!“
ULRIKE EVA KLOPP
Infos: www.studieren-ohne-grenzen.
org/lokalgruppen/bonn;
Kontakt: [email protected]
K U LT U R
Unter eigener Flagge in die Welt
Zehn Jahre „Bonn University Press“:
Bücher in Fakultätsfarben
Ein eigener Universitätsverlag? Mit dem Gedanken hatte sich die Universität Bonn schon in den 1990er Jahren beschäftigt. Dazu kam es zwar nicht.
Aber Anfang 2005 unterschrieb der damalige Rektor Matthias Winiger
einen Kooperationsvertrag mit V&R unipress und begründete damit eine
mittlerweile zehnjährige Zusammenarbeit. Jährlich etwa 20 Bände
erscheinen heute unter „Bonn University Press“.
Da kam die Initiative von V&R
unipress wie gerufen: Die Tochter des
Verlages Vandenhoek & Ruprecht bietet deutschsprachigen Universitäten
die Dienstleistung an, für sie als Universitätsverlag aufzutreten. Die Bonner Bücher werden seitdem in Göttingen bei V&R unipress verlegt, aber
ihre Herkunft ist durch das Logo
„Bonn University Press“ deutlich
sichtbar. Und die farbliche Gestaltung
ist von den seit 1853 festgelegten Farben für die Bonner Fakultäten abgeleitet: Die Bücher zeigen sich im Dunkelblau der Philosophen, im Violett der
Theologen, im hellen Rot der Mediziner oder im Grün der Landwirtschaft.
Weit über 50.000 Seiten
Insgesamt 166 Bücher wurden in
den letzten zehn Jahren verlegt – umgerechnet ca. 52.500 Seiten. Die letzten über 100 Titel sind auch als e-book
verfügbar. Inzwischen liegt die Zahl
der Neuerscheinungen konstant bei ca.
20 Bänden pro Jahr, von denen die
meisten aus den klassischen Buchwissenschaften kommen.
Über die Qualität wacht unter Leitung des Anglisten Prof. Dr. Uwe Baumann ein wissenschaftlicher Beirat,
der aus Vertretern aller Fakultäten, der
Universitäts- und Landesbibliothek
Bonn und des Universitätsarchivs besteht. Er akkreditiert entweder ein einzelnes Buch, das dem Verlag angeboten wird, oder aber eine ganze Reihe,
für deren Bände die Herausgeber verantwortlich sind. 18 Schriftenreihen
sind so zusammen gekommen. Einzelne wie die „Mamluk Studies“ haben
weit über Deutschland hinaus Aufmerksamkeit erregt. Neben Sammelbänden von Tagungen, Dissertationen
und Habilitationen gibt es Themenbände von einzelnen Autoren oder kleinen
Autorengruppen.
Eine Reihe gilt der Universität
selbst: die „Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte“. In bisher sechs Bänden breitet sie
die Geschichte der Universität, ihrer
Professoren und ihrer Studierenden
aus. Ansonsten befassen sich die Bücher mit den unterschiedlichsten Themen der modernen Forschung. So tragen alle Fakultäten zu Bonn University
Press bei. Nur eine Farbe fehlt noch:
„Angesichts der gründlichen Aufarbeitung ihrer Geschichte mit Blick auf die
200-Jahr-Feier der Universität im Jahr
2018 wird auch das Hellblau der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen
Fakultät sicher bald dabei sein“, ist
Universitätsarchivar Dr. Thomas Becker zuversichtlich.
FORSCH
Kontakt: Prof. Dr. Uwe Baumann,
Tel. 0228/73-7623,
E-Mail: [email protected]
4Normalerweise stehen diese Bände
„Bonn University Press“ in Fakultätsfarben
gut geordnet in den Regalen des
Universitätsarchivs – und der Stapel misst
nicht mal ein Drittel der bisherigen Bände.
Foto: Ulrike Eva Klopp
In den angelsächsischen Ländern
ist ein eigener Verlag eine fast selbstverständliche Einrichtung an Universitäten. An deutschen hat es selten einmal einen gegeben. Auch in Bonn
wurde vor gut zehn Jahren auf Anregung eines Verlags die Möglichkeit
geprüft, Bücher von Bonner Wissenschaftlern sozusagen „unter eigener
Flagge“ in die Welt zu schicken. Aber
auch hier zeigte sich, dass ein eigener
Wissenschaftsverlag keine Chance
hatte: Die Personalkosten wären viel
zu hoch.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
33
K U LT U R
Uhrmacher und Rechenmaschinen
Schönheit und Technik in Perfektion: Ausstellung im Arithmeum
Heutige Rechenmaschinen sind rein funktional oder einfach ein Programm sehen. Ab 2017 ist es dann in Göteborg in einem eigenen Raum des
im PC, eine App im Mobiltelefon. Ihre Vorläufer dagegen waren wahre
Kunstwerke. Das Arithmeum zeigt bis Oktober in einer Sonderausstellung Stadtmuseums zu besichtigen.
einzigartige mathematische Geräte von Uhrmachern des 18. und 19.
Ebenfalls Meisterwerke der MeJahrhunderts.
Foto: Arithmeum
Besonders schöne Beispiele nun
erstmals gemeinsam zeigen zu können, ermöglichten das Science Museum London, das Göteborg Stadsmuseum und das Musée Historique
Strasbourg. Sie stellten für die Ausstellung Stücke ebenso zur Verfügung
wie drei private Sammler. Das Gros
kommt aus dem eigenen Bestand
des Arithmeums.
5Die Sauter-Rechenmaschine aus dem
Stadtmuseum Göteborg
gehört zu den Glanzstücken der Ausstellung.
Blaise Pascal und Gottfried Wilhelm Leibniz waren faszinierende Erfinder, doch zum Bau von Rechenmaschinen fehlte ihnen das technische
Know-how. So wandten sie sich mit
ihren Ideen an Uhrmacher, die technische Wunderwerke auf der Höhe der
Zeit anfertigten. Bald wurden Uhrmacher selbst zu Erfindern, denen Ausführung und Ästhetik ihrer Rechenmaschinen ebenso wichtig wie die
Funktion waren.
„Nur wer ihre Kunst kennt,
versteht die Stadt Köln.
Denn vor allem ihre Kunst
hat sie zu einer Metropole
der Kultur gemacht.“
Dessen Leiterin Prof.
Dr. Ina Prinz hat die Präsentation von langer Hand
geplant – die Vorlaufzeit
für solche Leihgaben beträgt in der Regel Jahre.
Mit etwas Glück kann sie
nun tatsächlich jedes einzelne
Wunschstück präsentieren. „Die Maschine von Johann Jakob Sauter aus
Göteborg hatten wir durch Zufall gefunden und konnten sie nach Bonn
ausleihen“, erzählt sie. Zuvor wurde
sie vom Restaurator des Arithmeums
Ingo Laubach und Prof. Prinz in Göteborg für einen Nachbau vermessen
und im Gegenzug restauriert – 2.500
Einzelteile wurden hierzu in minutiöser Arbeit unter dem Mikroskop vorsichtig gereinigt. Nun ist das Original
funktionierend und glänzend erstmals
seit seinem Bau in Deutschland zu
chanik sind die Rechenmaschinen
von Anton Braun, Philipp Matthäus
Hahn und Johann Christoph Schuster
aus dem 18. Jahrhundert: Jedes einzelne Bauteil erfüllt nicht nur seine
Funktion, sondern ist bis ins kleinste
Detail schön gestaltet – sogar im Inneren. An originalen Uhren können
Besucher nachvollziehen, welche
Techniken der Uhrmacherei die Rechenmaschinenmechanik beflügelten
und wie ihre Ästhetik auch Rechenmaschinen prägte.
Im 19. Jahrhundert wurden Uhrmacher selbst zu Erfindern wie zum
Beispiel Jean-Baptiste Schwilgué, der
Konstrukteur der größten bekannten
astronomischen Uhr im Straßburger
Münster. „Ohne ihr kreatives Potential und ihre Freude am Rechnen hätten
sich die Vorläufer des Computers über
einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren nicht so entwickelt und wären niemals so schön geworden“, sagt Prof.
ULRIKE EVA KLOPP
Prinz.
Arithmeum,
Lennéstraße 2/Ecke Hofgarten.
Informationen, Öffnungszeiten und
Führungen:
www.arithmeum.uni-bonn.de
Videopodcast auf YouTube:
https://goo.gl/MmLs6B
Udo Mainzer
Kleine illustrierte
Kunstgeschichte der Stadt Köln
176 Seiten, mit zahlreichen
farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-7616-2888-1
ca. 19,95 Euro
Verlag
Im Buchhandel oder unter www.bachem.de/verlag erhältlich.
34
forsch 2-3/2015 universitätbonn
K U LT U R
Fit für die Museen
des 21. Jahrhunderts
Foto: Ulrike Eva Klopp
Neuer Masterstudiengang
Museums-Studien eröffnet Chancen
Museen und Ausstellungshäuser stehen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
vor neuen Herausforderungen und Aufgaben. An kaum einer anderen
deutschen Universität gibt es so viele eigene Museen und Sammlungen
wie an der Uni Bonn – und das in einer der dichtesten Museumslandschaften Deutschlands: Ein geeigneter Ort für den neuen, weiterbildenden
Masterstudiengang „Museums-Studien“. Er ist in Akkreditierung, der
Start ist für das Wintersemester 2015/16 geplant.
„Heute wird alles ökonomisiert“,
sagt der Sammlungsbeauftragte der
Universität Bonn Dr. Thomas Becker.
„Deshalb muss die kulturpolitische Rolle von marktunabhängigen musealen
Strukturen gefördert werden.“ Ein Modell können universitäre Museen sein,
und so hat er sich für die Idee von Rektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann engagiert: die Einrichtung des neuen Masterstudiengangs Museums-Studien.
Denn kaum eine andere deutsche
Universität hat so viele eigene Museen
und Sammlungen wie die in Bonn. Zu
ihren zwölf Museen kommt als assoziierte Einrichtung das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig,
außerdem bestehen über 30 wissenschaftliche Sammlungen in unterschiedlichem Ausmaß. Alle gemeinsam decken Kunst, Kulturwissenschaften, Technik, Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin ab: ein
„Dialog der Disziplinen“ mit geballter
theoretischer Kompetenz und breiter
Praxis in ganz verschiedenen Museumstypen.
Hinzu kommt eine Vielzahl von
Museen unterschiedlicher Größe und in
unterschiedlicher Trägerschaft in der
Region Köln/Bonn. Kooperationen bestehen von der Bundeskunsthalle über
die Museen des Landschaftsverbands
Rheinland bis zu städtischen Einrichtungen. Leiter und Mitarbeiter von renommierten Museen unterstützen den
Studiengang durch Lehraufträge ebenso
wie Fachleute aus Wirtschaft und Verwaltung. Studiengangsleiterin ist die
Altamerikanistin Prof. Dr. Karoline Noack, die Koordinatorin Jennifer Schmitz
promoviert über die Museen und
Sammlungen der Universität Bonn.
Gedacht ist „Museums-Studien“
– angesiedelt an der Philosophischen
Fakultät – für Personen mit abgeschlossenem Studium und ersten Berufserfahrungen im Museumsbereich,
die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten
ausbauen wollen. Neben den traditionellen Kernaufgaben „Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln“
beschäftigen sich die künftigen Wissenschaftler, Kuratoren oder Leitungen an Museen mit aktuellen Herausforderungen in Management und
Öffentlichkeitsarbeit sowie Finanzierungswegen über Marketing und
Fundraising. Besucherforschung und
Konzepte für unterschiedliche Zielgruppen stehen ebenso im Fokus wie
die Erkenntnis, dass Objekte oder
Präsentationen in unterschiedlichen
kulturellen oder gesellschaftlichen
Kontexten Unterschiedliches bedeuten oder unterschiedlich verstanden
ULRIKE EVA KLOPP
werden.
Eine Informationsveranstaltung findet
am 30. Juni um 18 Uhr im Universitätsmuseum Bonn statt.
Bewerbungen für den kostenpflichtigen Studiengang „Museums-Studien“
können bis zum 15. Juli eingereicht
werden.
Informationen und Kontakt:
www.museumsstudien.uni-bonn.de/
5Jennifer Schmitz
koordiniert den neuen
Studiengang.
Sie war schon als Studentin
in der AltamerikaSammlung aktiv und
promoviert nun über die
Museen und Sammlungen
der Uni Bonn.
Der neue Studiengang
im Videopodcast:
uni-bonn.tv
auf YouTube
forsch 2-3/2015 universitätbonn
35
STECKONSUNI
*
INDETÄSCH
FORS CHEN
[ ʃtɛk ɔns unɪ ɪn də tɛʃ ]
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Foto: „Stocard in Hosentasche“ von Stocard (CC BY 2.0)
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forsch 1/2015 universitätbonn
25
S E RV I C E
Alles Absprache und „Chemie“
Erste Partnerschaften im Projekt „Wohnen für Hilfe“ ermutigen
voll auch das Steuer ihres Autos. Zu
deren Aufgaben gehören neben Einkaufen kleine Hilfen im Haushalt:
Hochdrehen von Jalousien, Ausräumen der Spülmaschine, Wäschekorb
tragen, Pflanzen eintopfen. Eben, was
die ansonsten fitte Vermieterin gesundheitlich nicht mehr gut schafft. „Das
sprechen wir immer flexibel ab, und
wir arbeiten sehr gut zusammen“, sagen beide fast gleichzeitig und lachen.
Sie haben sich versprochen, sollte sich
eine von ihnen mal mit etwas unwohl
fühlen, wird darüber geredet.
„Wohnen für Hilfe“ heißt eine Idee, die in anderen Universitätsstädten
schon erfolgreich läuft: Senioren, Familien, Alleinerziehende oder
Menschen mit Behinderungen stellen Studierenden Wohnraum zur
Verfügung und erhalten im Gegenzug abgesprochene Hilfeleistungen.
Das kann von „einfach da sein“ über Mithilfe in Haus und Garten bis zur
Kinderbetreuung reichen. forsch hat eine der ersten Bonner Wohnpartnerschaften besucht.
Individuelle Absprachen –
professionell begleitet
Ganz ähnliche Erfahrungen machen eine andere Seniorin und eine
Mathematikstudentin mit noch größerem Altersunterschied: Auch sie sind
zufrieden mit ihrer Wohnpartnerschaft,
sagen beide und erzählen am Telefon
von ihrem Alltag.
3Cäcilie Zachariae und
Anita Lueke (l.) fühlen sich
durch ihre Wohnpartnerschaft bereichert. Beim
gemeinsamen Blick in die
Foto: Ulrike Eva Klopp
Zeitung sorgt die Schlag-
Seniorinnen und junge Frauen haben derzeit die Nase vorn darin, sich
auf etwas Neues und einen anderen
Menschen einzulassen: zum Beispiel
Cäcilie Zachariae. Ihre ganze Familie
in drei Generationen hat an der Uni
Bonn studiert, sie selbst Chemie und
Biologie. Nun gibt sie einer Studentin
der Rechtswissenschaften ein Zuhause
auf Zeit. Zwischen Anita Lueke und
ihr liegen mehr als 50 Lebensjahre,
aber sie mochten sich von Anfang an
und haben sehr schnell entschieden:
Wir machen das!
Ein Aushang im Juridicum und ein
Tipp der Tochter brachte die beiden zusammen. Dass die Tochter ihrer Vermieterin auch beim Kennenlernen dabei war, fand Anita Lueke nicht nur
verständlich, sondern nett und angenehm. Platz ist in der Wohnung in Godesberg genug, sie hat ein großes Zimmer mit Blick ins Grüne für sich und
die nötige Ruhe zum Lernen. In Bonn
will sie ihr Studium so zügig wie möglich abschließen, Freunde und Familie
sind in Köln.
Auf ihre aufmerksamen Nachbarn
kann sich Cäcilie Zachariae weiterhin
verlassen, aber nun eine junge Mitbewohnerin zu haben, freut sie besonders. Es klingt richtig stolz, wenn sie
sagt: „Anita sieht vieles von selbst,
ohne dass ich etwas sage. Für ihr nicht
einfaches Studienfach bewundere ich
sie. Und sie hat mit ihrer tollen Frisur
schon Aufmerksamkeit erregt.“ Die
Studentin erwidert das Kompliment:
„Ich bin begeistert von meiner Vermieterin. Sie ist eine echte Bereicherung:
sehr offen, hat viel erlebt und wir haben uns viel zu erzählen.“
Die beiden finden immer neuen
Gesprächsstoff, gehen manchmal gemeinsam einkaufen oder machen einen
Ausflug zusammen – Cäcilie Zachariae überlässt Anita Lueke vertrauens-
Das hört Lilian Brandt gerne: Sie
ist die Koordinatorin von „Wohnen für
Hilfe“ und wurde vom Allgemeinen
Studierendenausschuss für diese vielfältige und mit Fingerspitzengefühl
anzugehende Aufgabe engagiert. „Das
Projekt überhaupt bekannt zu machen,
hat seine Zeit gedauert“, sagt sie. Manche hätten Interesse, neben Fragen
aber auch Bedenken. Für den Abgleich
ist Lilian Brandt da: Sie schaut sich
Wohnangebote selbst an und fährt dabei mit Bus und Bahn, um die Wegezeit einschätzen zu können. Sie bringt
nur Menschen zusammen, bei denen
die Erwartungen passen und begleitet
ihr Kennenlernen. „Bei Interesse arbeiten wir gemeinsam einen Vertrag aus,
der individuell Angebot und Gegenleistung festhält. Und ich bleibe weiterhin ansprechbar. Alles andere ist
Vertrauen – und das hängt davon ab,
ob die ‚Chemie‘ zwischen den BeteiULRIKE EVA KLOPP
ligten stimmt.“
zeile „Lohnt sich das
Büffeln?“ für neuen
Gesprächsstoff zwischen
der Jurastudentin und ihrer
Vermieterin.
Auskunft gibt Lilian Brandt gerne
per Telefon 0228/73-7036,
Mobil: 0151-5143 3701 oder
E-Mail: [email protected].
Netzwerk bundesweit:
www.wohnenfuerhilfe.info/
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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S E RV I C E
Der Nachwuchs geht
die Wände hoch
Neu im Hochschulsport:
Eltern-Kind-Turnen und Hallenklettern
Die „Uni-Familie“ im Hochschulsport hat Zuwachs bekommen. Zwei neue
Angebote in Kooperation mit den Schwimmsportfreunden (SSF) Bonn sind
speziell für die Kinder von Mitarbeitern und Studierenden gedacht:
Turnen für Anderthalb- bis Dreijährige mit Mama oder Papa und Klettern
für die „Großen“ zwischen sieben und elf Jahren.
Vor der Tür stehen Kinderbuggys,
in der Turnhalle wird gesungen und gehopst: „Theo ist fit – wie ein Turnschuh
– und alle machen mit!“ Dann sind
schnell alle Stationen der Bewegungslandschaft besetzt, es gibt etwas zum
Klettern, Kriechen, Balancieren und
Schaukeln. Dr. Nadine Schulze-Kaysers hilft ihrem kleinen Noah, die Beinchen in die Holzringe zu stecken und
gibt Schwung. „Ein tolles Angebot“
freut sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin über diesen Kurs in der
Karlschule mit Übungsleitern vom SSF.
Er liege nicht nur günstig am späteren
Nachmittag, sondern auch nah an ihrem
Wohnviertel. Und sie hofft, dass es den
Kletterkurs noch gibt, wenn Noah alt
genug ist.
Beim Klettern heißt es nicht nur,
hoch hinaus zu kommen, sondern sich
als Partner gegenseitig zu sichern: Die
achtjährige Karolina, Tochter einer
Doktorandin, und ihre junge Kollegin
vom SSF führen das schon ganz souverän vor. Angefangen vom perfekten Sitz
des Gurtes bis zum eigenständigen Sichern und geschicktem Fallen lernen
die jungen Kletterer zwischen sieben
und elf Jahren das Handwerk von der
Pike auf. Übungsleiterin Anna Zocha
vom SSF bringt es ihnen in zwei Kursen
an der Kletterwand in Halle 5 des Hochschulsports bei. Nicht nur die Kinder
selbst haben Spaß daran: Ein Papa freut
sich beim Abholen, dass Spaß am Klettern offenbar genetisch sei – dann könne man später gemeinsam in die Berge.
Die Idee zu diesen Kursen entstand
durch eine Fortbildungsveranstaltung
des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands zum Thema familienfreundliche Angebote im Hochschulsport. Der SSF ist bereits Partner der
Universität – das Familienbüro der Uni
macht gerne mit und fördert beide Kurse durch einen Zuschuss zur TeilnahmeULRIKE EVA KLOPP
gebühr.
Im Wintersemester geht’s weiter.
Informationen: www. sport.uni-bonn.de
Nun auch
Online: der „Pausenexpress“
Neues
Carsharing-Angebot
Der
Carsharing-Anbieter
diewir
Universität
Bonn sind eine
In der
letzten Ausgabe dercambio
forsch und
hatten
den „Pausenexpress“
Kooperation
eingegangen.
vorgestellt: Zwei
Trainerinnen führen für ein Pilotprojekt der Kampagne
Studierende
und Mitarbeiter
der Universität
Bonn
fahren
dabei
„Healthy Campus
Bonn“ Mitarbeiterteams
wie
ganze
Hörsäle
mitzu
einem
Sonderpreis.
Studierenden
durch eine kurze, aber wirkungsvolle Gymnastikpause.
Sie bezahlen nur, wenn sie auch fahren, es fallen weder eine AnmelNun gibt es den Pausenexpress auch online und für alle von uni-bonn.tv :
degebühr noch monatliche Grundgebühren an. Bislang wurden drei
Rebekka Lenz und Vera Schellewald vom Hochschulsport sind auch hier
Stationen auf dem Gelände der Universität eingerichtet:
aktiv. Eine erklärt, eine zeigt, wie es geht – für diese Übungen braucht
am Juridicum in der Südstadt, neben dem LIMES-Institut in Poppelsman keine Hilfsmittel außer einem Tisch oder Stuhl, auf den man ein
dorf und am Meteorologischen Institut in Endenich.
Bein stellen kann.
5Geschickt bis unter
Karolina beim Klettern
schon genau wohin mit
Händen und Füßen.
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forsch 2-3/2015 universitätbonn
Foto: Ulrike Eva Klopp
die Hallendecke:
Gut gesichert weiß
Ausprobieren:
https://youtu.be/aJ_oDJtWfE8
Informationen über die Kampagne:
Weitere
Informationen:
www.healthy
–campus.de
http://bit.ly/cambioUniBonn
S E RV I C E
Sich mal richtig auspowern
Ausgeklügeltes Intensivtraining in der UniFit Box
Alles geben – jeder bis an die
eigene Grenze. Das ist das Motto
bei einem neuen Angebot im
Hochschulsport. „forsch“ war beim
Training in der neuen UniFit Box zu
Besuch.
Um das zu erreichen, werden verschiedene Trainingsmethoden und Geräte angewandt: zum Beispiel Medizinbälle, Hanteln sowie das eigene
Körpergewicht. Für jeden Teilnehmer
sind die Übungen individuell abgestimmt. Es wird in kurzen Intervallen
mit forderndem Schwierigkeitsgrad
trainiert, das sei am effektivsten. „Wir
beginnen mit dem Aufwärmen, darauf
folgen mehrere Variationen von Krafttraining und am Ende machen wir immer ein hochintensives Workout,“ sagt
Benedict Thiesen. Im Fortgeschrittenenprogramm werden außerdem Bewegungen aus dem Turnen und dem
olympischen Gewichtheben integriert.
Für die zweite Phase des einstündigen Trainings, das zweimal pro Woche stattfindet, hat Marvin Lampe eine
Langhantel mit Gewichten bestückt.
Beim Kreuzheben hebt er die große
Hantel mit Bedacht aus den Beinen
und der Hüfte bis auf Oberschenkelhöhe, lässt sie langsam wieder ab und
macht einige Wiederholungen, während der Trainer auf seine Körperhaltung achtet. „Bisher war ich recht unsportlich“, erzählt Marvin Lampe, „bis
ich mich vor sechs Wochen entschieden habe, endlich mal anzufangen. In
der UniFit Box habe ich mich auch
gleich wohl gefühlt. Kraft- und Inten-
Foto: Daniel Schriek
Mit Klimmzügen und Seilspringen
machen sich die Kursteilnehmer in der
UniFit Box schon warm: In einem mit
Matten ausgelegten Raum, überall stehen Gewichte, in der Mitte ein großes
Gerüst mit Langhanteln und Turnringen. Die UniFit Box im Bootshaus in
Beuel ist seit diesem Semester Bestandteil des Unisports und steht für
ein ausgeklügeltes Trainingsprogramm, erklärt Benedict Thiesen: „Mit
unserem Konzept zielen wir darauf ab,
Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und
Koordinationsfähigkeit gleichzeitig
auszubauen.“
sivtraining sind zwar sehr fordernd,
aber nie zu anstrengend.“
Durch die Übungen werden die
Muskeln angeregt, so dass die Sportler
über die Wochen kräftiger werden. Die
Mischung spricht alle Muskelgruppen
an, die festgelegten Bewegungsabläufe
trainieren Koordination und Gleichgewicht.
Sehr fordernd – aber nicht zu
anstrengend
Inzwischen ist es Zeit für die dritte
Phase, Benedict Thiesen erklärt den
Ablauf: „Heute machen wir Burpees –
Sprünge aus der Liegestützposition
heraus. Ihr macht also einen Liegestütz, geht mit den Beinen in eine hockende Position, macht einen Sprung
mit den Händen über den Kopf und
dann wieder über eine Kniebeuge zurück in die Liegestützposition.“ Den
Bewegungsablauf üben alle vorab einige Male, nach einer kurzen Pause geht
es dann los: Der Trainer schaltet laute
Rockmusik und einen Timer ein, der
immer 60 Sekunden hochzählt. Darin
liegt der Clou: „Die machen jetzt in der
ersten Minute einen Burpee, in der
zweiten Minute zwei und so weiter.
Wer wirklich gar nicht mehr weiter
kann, darf aufhören.“
5Aus dem Liegestütz
in die Senkrechte:
Im Hochintensivtraining
gehen die Sportler mit
solchen Sprüngen bis an
In den ersten Minuten sieht das
noch recht einfach aus: Ein Paar Burpees, dann eine relativ lange Pause.
Aber mit zunehmender Zahl der Liegestützsprünge wird die Pause immer
kürzer, die Anstrengung ist den Sportlern nun anzusehen. In der 15. Minute
haben die meisten bereits aufgehört,
sie feuern die verbleibenden zwei nun
an: „Weiter so! Komm, noch einen
Satz!“ Die Pausen nur noch wenige Sekunden lang, dann gelingt es auch dem
letzten einfach nicht mehr, sich vom
Boden hochzudrücken. Katinka Clasen hat bis zum Schluss durchgehalten,
trotz der Anstrengung in ihrem Grenzbereich lächelt sie: „Ich liebe es, mich
nach der Uni hier richtig auszupowern.
Das ist ein guter Ausgleich für mich
und das Training ist sehr effektiv, das
macht einfach Spaß.“ Auch Benedict
Thiesen ist mit den Teilnehmern zufrieden: „Die haben heute alles gegeben, jeder so viel er konnte. Genau das
wollte ich erreichen.“ DANIEL SCHRIEK
ihre Grenzen.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
39
M E N S C HE N
Ein „bönnsches“ Juwel wird aufpoliert
Animation: Schommer
Die Remise wird zum Haupteingang des Botanischen Gartens
5Der Umbau der
„Remise“ hat
begonnen, im Mai
2016 soll sie aussehen wie auf dieser
Animation. Das Café
liegt auf der
Alumni & Freunde
Gartenseite.
40
rants steht schon fest: „nees“, in Erinnerung an den Botaniker und Naturphilosophen Christian Gottfried Daniel Nees
von Esenbeck. Er hatte von 1819 bis
1830 den Botanischen Garten der UniEs ist ihr bisher öffentlichkeitswirk- versität als dessen erster Direktor aufgesamstes Projekt: Die UGB hat die Remi- baut. Täglich ab 9 Uhr wird es im „nees“
se von der Universität gemietet, ihr Vor- Speisen und Getränke zum Vor-Ort-Verstandsvorsitzender Michael Kranz sagt zehr und zum Mitnehmen geben. Das
dazu: „Wir sind stolz, dass sich uns die Angebot soll für Studierende, Bürger
Gelegenheit bietet, dieses Juwel des und Gäste aus aller Welt attraktiv sein.
Campus Poppelsdorf zugänglich zu
machen.“ Dafür hat sie sich mit einer
Rechts und links des TordurchBonner Investorengemeinschaft zusam- gangs ist Raum für insgesamt 150 Sitzmengetan, als „bönnsches“ Projekt be- plätze, weitere stehen in den Außenbesonders gerne vertreten von Rechtsan- reichen vor der Remise und auf der
walt Dirk Vianden, der schon seine Gartenterrasse zur Verfügung. Im linken
Studienzeit in dieser Stadt und an dieser Teil können Tagungen und Seminare
Uni verbrachte. Für die Neugestaltung durchgeführt werden. Außerdem wird
und den Umbau sorgen der Bonner hier ein Museumsshop des Botanischen
Architekt Karl-Heinz Schommer und Gartens eingerichtet. Die Bauherren
seine Tochter Laura Schommer-Wol- hoffen, die neue Remise Ende Mai
stein. Und das mit Respekt vor dem Vor- 2016 eröffnen zu können – und die ershandenen: Die Versorgungseinrichtun- ten Besucher warten schon darauf, statt
gen der Gastronomie sowie die Toiletten des Tors im Zaun den repräsentativen
werden im Tiefgeschoss unter der Remi- neuen Eingang zu nutzen und im „nees“
ULRIKE EVA KLOPP
se und ihrer großzügigen Terrasse auf zu entspannen.
der Gartenseite „unsichtbar“ gemacht.
Die Gastronomie wollen die Investoren Infos zur Universitätsgesellschaft Bonn
selbst betreiben. Der Name des Restau- und Kontakt: www.ugb.uni-bonn.de
Belebt und beliebt ist der Rasen-Vorplatz am Poppelsdorfer Schloss
im Sommer immer. Etwas trostlos wirkte dort nur die „Remise“.
Nun hat ihr Leerstand ein Ende: Sie wird zum Haupteingang der Botanischen Gärten mit Gastronomie und Veranstaltungsräumen.
Bisher war der Haupteingang zu
den Botanischen Gärten am Poppelsdorfer Schloss – für viele der
schönste Ort in Bonn – einfach ein
Tor im Zaun. Dabei war ein passendes
Gebäude für einen ausgesprochen repräsentativen Zugang längst da. Die
Universitätsgesellschaft Bonn (UGB)
und eine private Investorengemeinschaft machen die schon lange bestehende Vision nun wahr: Die „Remise“
wird umgebaut.
Ihre Fassade ist zwar in historisierendem Stil gestaltet, das Gebäude
selbst aber kein Denkmal. Es entstand
in den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Zuge des Wiederaufbaus des Poppelsdorfer Schlosses.
Bis 2012 diente es als Tierhaus für die
Zoologie, unter anderem waren hier
Giftschlangen untergebracht. Die Umgestaltung insgesamt muss jedoch mit
der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt werden.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
M E N S C HE N
Medien-Promi in Südkorea
Absolvent als „Sonderbotschafter“: So ticken die Deutschen
Der Bonner Absolvent Daniel
Lindemann wird in Südkorea auf der
Straße erkannt, um gemeinsame
Fotos und Autogramme gebeten.
Bekannt geworden ist er durch eine
TV-Serie, in der zwölf junge Leute
über alle möglichen Themen
sprechen und dabei ihre Heimatländer rund um den Globus repräsentieren. Dabei ist er ein diplomatischer Sympathieträger, der kein
Blatt vor den Mund nimmt.
Immer montagabends ist Daniel
Lindemann im Fernsehen: Bei der
Talkshow „Außergewöhnliches Gipfeltreffen“ spricht er in fließendem
Koreanisch über Unterschiede und
Gemeinsamkeiten von Kulturen, Aktuelles aus Politik und Gesellschaft.
Die zwölf Teilnehmer kommen von
allen Kontinenten, keiner ist koreanischer Muttersprachler. Die ungewöhnliche „Boygroup“ hat viele Fans
und ist inzwischen gut befreundet,
ihre Themen bewegen sich zwischen
locker und ernst. „Wir alle lieben Korea, nehmen aber kein Blatt vor den
Mund. Wir diskutieren, manchmal
streiten wir auch“, sagt Lindemann.
Er selbst bringt dabei nahe, wie
seine Landsleute „ticken“. Der 29-Jährige sieht sich nicht als typischen Deutschen, aber im Ausland entwickele
man schon einen gewissen Patriotismus. „Die schwierigsten Themen waren wohl Hochbegabten-Erziehung
sowie Lüge und Wahrheit“, erzählt er.
„Das lustigste war Pubertät und Midlife-Crisis, weil wir uns gegenseitig
Geständnisse gemacht haben.“ Inzwischen kennen Millionen Koreaner Daniel Lindemann, auf Instagram hat er
260.000 Follower. Als beliebteste Sendung im Kabelfernsehen erreicht die
Talkshow Zuschauer von Mädchenklassen bis zu Angehörigen des Militärs: „Einmal sprach mich im Kino ein
Soldat in Uniform darauf an.“
Als Jugendlicher lernte Daniel
Lindemann den traditionellen Volkssport Taekwondo, die koreanische
Sprache studierte er am Institut für
Orient- und Asienwissenschaften.
Über das Austauschprogramm der Uni
Bonn kam er 2008 an die Korea University in Seoul und kehrte zu einem
Masterprogramm dorthin zurück. Auf
ihn aufmerksam wurden die TV-Produzenten wohl, weil Lindemann einen
Koreanisch-Sprachwettbewerb für Ausländer gewann. Anfang 2014 erhielt er
eine Einladung zum Casting für die
Talkrunde: Er stellte sich vor und bekam am selben Tag die Zusage. Auf
dem Podium sitzen ausschließlich junge Männer, Vorgänger war eine reine
Frauenrunde. „Wir müssen uns viel
vorbereiten und brauchen gutes Allgemeinwissen“, sagt er. „Anfangs war es
schwierig, das richtige Timing zu finden: Ich wollte niemandem das Wort
abschneiden, aber natürlich meine Beiträge leisten.“
Gekommen, um zu bleiben?
Derzeit lebt Daniel Lindemann
von der TV-Aktivität mit festen Sendungen, hält Vorträge in Unternehmen
und Universitäten, schreibt Zeitungsartikel. In seinen Kolumnen spricht er
beispielsweise über „Zivilcourage“:
Am 1. März 1919 hatten sich mehrere
Tausend Koreaner friedlich gegen die
koloniale Unterdrückung durch die Japaner gestellt, er verglich dies mit den
Geschwistern Scholl und der „Weißen
Rose“ während des Zweiten Weltkrie-
ges. Aber er erzählt auch, warum er in
Korea so gerne in die Berge geht: Sie
sind von Seoul aus schnell erreichbar
und Wandern ist eins der beliebtesten
und billigsten Freizeitvergnügen. Er
macht Foto-Shootings, Interviews,
Werbung und moderierte kürzlich ein
Konzert der Wiener Sängerknaben.
5Screenshot aus der
Talkrunde: Hier spricht
Daniel Lindemann in
fließendem Koreanisch
beim Thema demographischer Wandel über
Ü 60-Kriminelle.
„Ich habe mich hier sehr eingelebt
und werde wohl erstmal so weiter machen“, sagt Lindemann. Er mag die
vielfältige Landschaft und die ausgeprägten Jahreszeiten. „Und die Menschen: Die meisten sind sehr freundlich, teilen gern und man ist niemals
einsam, weil alles zusammen gemacht
und jeder so akzeptiert wird, wie er ist.
Die Koreaner sind sehr emotional – sie
werden nicht umsonst die Italiener des
Ostens genannt.“
Zu einigen ehemaligen Mitstudenten hat Daniel Lindemann noch
Kontakt, viele von ihnen sind ebenfalls in Korea. „Momentan schaffe
ich es meist nicht mehr als einmal
pro Jahr nach Deutschland, so sind
andere Kontakte etwas abgebrochen.
Aber natürlich vermisse ich auch
Deutschland, speziell Bonn – und
Abende mit Fußball und Freunden
im Hofgarten.“
ULRIKE EVA KLOPP
forsch 2-3/2015 universitätbonn
41
M E N S C HE N
Künstlerische Wahlfamilie
Alumna Eugenia Fabrizi brachte drei Nationen-Theater nach Bonn
Fotos: Ulrike Eva Klopp
Eugenia Fabrizi war schon im Magisterstudium als Regisseurin und
Schauspielerin an der Uni aktiv. Nun holte sie eine neue drei-NationenTheatergruppe zur Uraufführung in ihre Studienstadt: Anlass war die
Bonner Theaternacht.
5Jenny Fabrizi bei der
Bonner Theaternacht:
In „Der Fremde oder der
Gegenspieler“ brachte sie
als Hitler die Entwicklung
einer Persönlichkeit auf
die Bühne des „Kult 41“
42
Die Verwandlung ist verblüffend.
Im ersten Akt sitzt Eugenia – Jenny
– Fabrizi noch am Steuerpult und
sorgt für deutsche Obertitel zu dem
Stück in italienischer Sprache. Im
zweiten verschwindet die kleine Frau
mit den braunen Locken in die Maske und steht im dritten Akt als Hitler
auf der Bühne. „Anfangs war es
schwierig, sich in diese Rolle hineinzudenken“, sagt sie. „Aber seit ich
Probeaufnahmen gesehen hatte, war
ich beruhigter. Und dass ich als Frau
sie spiele, zeigt die Zerrissenheit
zwischen Chaplin und Monster noch
deutlicher.“ Zentrales Thema ist die
Angst vor dem Fremden, aktueller
könnte das Stück also nicht sein. Das
Bonner Publikum feierte „XENO ovvero L’Antagonista – Der Fremde
oder der Gegenspieler“ bei der Premiere und gleich drei Aufführungen
hintereinander in der Bonner Theaternacht. Dafür geprobt hatte das Ensemble auch in Rom und Paris, denn
es heißt nicht umsonst „German Italian French Theater“, kurz G.I.F.T.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
„Meinen ersten Auftritt hatte ich bei
unserer Abi-Vorführung in der Schule
in einem Ionesco-Stück“, erzählt Jenny
Fabrizi, in Deutschland geborene Italienerin. Zur Regisseurin wurde sie bei der
Theatergruppe im Internationalen Club
ihrer Uni. Das Besondere daran waren
die ganz unterschiedlichen Kulturen
und die sprachliche Förderung über
Theaterspielen: „Nicht, dass man keine
Fehler mehr macht, aber man baut
Hemmungen ab. Anfangs haben wir
immer improvisiert und dabei gesehen:
Es gibt für alles verschiedene Lösungen. Manche haben mich selbst überrascht – zum Beispiel wie die Studenten
ihre Erfahrungen als Neuankömmlinge
in Deutschland zu Stücken verarbeitet
haben.“
„Rampensau“ mit Lampenfieber
Als 2008 der Theater-Profi Marcus
Brien den Lehrauftrag erhielt, ein Ensemble an der Uni Bonn aufzubauen,
bewarb sich Jenny Fabrizi erfolgreich
um einen der zehn Plätze. Im ersten
Stück von „S.U.B.-Kultur“ war die
Studentin der Philosophie, Neueren
Deutschen Literatur und Italienisch
Schauspielerin, ab dem zweiten Produktionsassistentin, manchmal gleichzeitig. Über sechs gemeinsame Stücke
wurden die beiden zum eingespielten
Team und die Ehemaligen untereinander halten Kontakt. Auch wenn Jenny
Fabrizi bei der Theaternacht keine
Chance hatte, ihre ehemalige UniTheatergruppe zu sehen: Sie standen
zeitgleich auf Bonner Bühnen.
Ist die 37-Jährige eher „Rampensau“ oder hat sie Lampenfieber? „Beides! Als Regisseurin bin ich bis zuletzt
am Organisieren und beruhige die
Schauspieler, dann kann ich gut abgeben. Als Schauspielerin frage ich mich
jedesmal: Warum tust Du dir das jetzt
an? Aber wenn ich erstmal auf der
Bühne bin…“ Idealismus braucht das
G.I.F.T.-Team in jedem Fall: Fördergelder sind nicht einfach zu bekommen,
Erlöse aus Eintritt nicht kalkulierbar
und überhaupt ist das gemeinsame Theater ein aufwändiges Engagement. Die
Reisen zwischen den Probeorten bezahlen die sechs selbst, ebenso Requisiten und Kostüme. „Aber wir sind uns
einig: Wir ziehen das durch!“
M E N S C HE N
Im Hauptjob ist Eugenia Fabrizi
heute Privatdozentin an der Internationalen Uni Bad Honnef. Außerdem hilft
sie als „Ihre Römerin vor Ort“ mit einem maßgeschneiderten Programm
Schulklassen, Studenten, Clubs oder
Familien, Italien zu erobern. In ihrem
Partnerhotel hat sie während des Auslandstudiums in Rom an der Rezeption
gejobbt, seitdem gehört sie dort zur Familie. Auch mit dem G.I.F.T.-Ensemble
wohnte sie bei Proben für das neue
Stück dort, in Paris nutzten sie das klei-
ne Appartement der Freundin eines der
Schauspieler: „Die WG unserer künstlerischen Wahlfamilie hat überraschend
gut geklappt.“
Die Gründer des dreisprachigen
Ensembles hatten sich bei einem
ERASMUS-Studium in Italien vor über
zehn Jahren kennen gelernt. Alle sind
nach dem Abschluss im Theaterbereich
aktiv – und so entstand die Idee, G.I.F.T.
ins Leben zu rufen und weitere Akteure
dazuzuholen. Luca Paglia aus Rom hat
das erste gemeinsame Stück geschrieben. „Er hat es mir geschickt, was ich
dazu meine – ohne zu sagen, dass er der
Autor ist.“ Jenny Fabrizi war begeistert,
beide führen nun gemeinsam Regie. Ihr
früherer Dozent in der Romanistik,
Prof. Dr. Paul Geyer, saß in der Theaternacht in der ersten Reihe. „Ein beeindruckendes Lebenszeichen“ meinte er
– vielleicht wird diese deutschitalienisch-französische Produktion ja
zum Stoff eines Seminars?
ULRIKE EVA KLOPP
Zur geschätzten „Marke” geworden
Abschluss Master of Drug Regulatory Affairs rentiert sich
Mit dem berufsbegleitenden Studiengang „Master of Drug Regulatory
Affairs“ – Arzneimittelzulassung – bieten die Deutsche Gesellschaft für Regulatorische Angelegenheiten und die
Universität Bonn seit 1999 eine akademische Weiterbildung an. Seitdem wurden über 800 Studentinnen und Studenten zugelassen, gut 94 Prozent von
ihnen schließen mit dem Mastertitel ab.
arbeit schreiben und für Prüfungen lernen – das erfordert Disziplin. Aber
solche Initiative zu zeigen, hat sich
beruflich gelohnt.“ Der Vorsitzende
des Prüfungsausschusses, Prof. Burkhard Sträter, gratulierte persönlich.
Auch die anderen aus der gesamten
Bundesrepublik angereisten Absolventen nutzten die Verleihung der Masterurkunden gern, um ihre ehemaligen
Kommilitonen wiederzutreffen: Während des berufsbegleitenden und interdisziplinären Studiengangs entstehen
Freundschaften und persönliche Netzwerke für die zukünftige Arbeit auf
dem Gebiet der Arzneimittelzulassung.
Foto: Volker Lannert
Die Absolventen kamen aus der ganzen Bundesrepublik und sogar
aus Wien und den USA nach Bonn, um ihre Abschlussurkunden im
Studiengang „Master of Drug Regulatory Affairs“ entgegen zu
nehmen. Die zwei- bis dreijährige Weiterbildung in der Arzneimittelzulassung ist für viele nicht einfach in ihren Berufs- und Familienalltag zu integrieren, schafft aber ein großes Netzwerk und macht sich
beruflich bezahlt.
als 85 Lehrbeauftragte aus deutschen
Die 555. Urkunde ging an die Abund europäischen Zulassungs-Behörsolventin Heike Fell. Sie hat ihre sehr
den, aus der Pharmaindustrie sowie
gute Masterarbeit während der
von universitärer Seite sorgen mit ihSchwangerschaft mit ihrem dritten
rem praktischen Erfahrungsschatz für
Kind geschrieben. Die kleine Johanna
hohe Qualität dieser Weiterbildung
kam nur drei Wochen nach Abgabe der
auf einem breiten Gebiet. Inhaltlich
Arbeit auf die Welt – und im Kindergeht es praxisnah um chemische,
wagen mit zur Urkundenverleihung. Mehr als 85 Lehrbeauftragte
pharmazeutische, toxikologische und
Familie Fell wohnt bei Heidelberg, sorgen für breites Wissen
klinische Inhalte einer Zulassungsdoalso nicht gerade um die Ecke. „Ich
kumentation und deren Bewertung,
Beste Absolventin aus dem Jahr um Informationswesen, Arzneimithabe meine Präsenzmodule auf zwei
Jahre gestreckt und bin im Schnitt ein- 2014 ist Dr. Katja Jennißen mit der Ge- telentwicklung, Qualitätssicherung
mal im Monat nach Bonn gekommen: samtnote von 1,0. Außerdem wurden und -management, Pharmarecht in
Freitagmorgens um halb sechs los, zehn herausragende Masterarbeiten Europa und in wichtigen Gebieten auSamstagnachmittag zurück“, erzählt aus den letzten 13 Monaten mit dem ßerhalb Europas sowie um ZulasULRIKE EVA KLOPP
die Absolventin. „Gewohnt habe ich Studienpreis der Deutschen Gesell- sungsstrategien.
im Hotel wie auch andere Kommilito- schaft für Regulatory Affairs (DGRA)
nen, so dass wir morgens zusammen ausgezeichnet, jeweils dotiert mit Bewerbungsschluss ist immer Mitte
Juni. Informationen: www.dgra.de
frühstücken konnten.“ Geschafft hat 1.000 Euro.
und bei Barbara Röcher,
sie das alles neben ihrer Teilzeitarbeit
Der akademische Grad „M.D.R.A.“ Geschäftsführerin DGRA e.V.,
durch Unterstützung ihres Mannes.
„Denn neben den Präsenzmodulen ist in den letzten 16 Jahren zur ge- Adenauerallee 15, 53111 Bonn,
muss man zu jedem Modul eine Haus- schätzten „Marke“ geworden. Mehr Tel.: 0228-368 2646
5Familienzuwachs
Johanna, Masterarbeit
und „Schnapszahl“ auf
einen Streich: Heike Fell
ist die 555. Absolventin
des Masterstudiengangs.
Der Vorsitzende des
Prüfungsausschusses
Prof. Burkhard Sträter
gratuliert.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
43
M E N S C HE N
Ausgezeichneter Nachwuchs
Promotionspreis der Stiftung für
Physik & Astronomie
Den Promotionspreis 2015 der unter dem Dach der Bürgerstiftung Bonn
angesiedelten Stiftung für Physik & Astronomie in Bonn 2015 teilen sich Dr.
Fabian Schneider und Dr. Thomas
Schwindt.
Fabian Schneider untersuchte für
seine Dissertation „Statistical Analyses
of Massive Stars and Stellar Populations“ Sterne, die mit mehr als der zehnfachen Masse der Sonne eine Schlüsselrolle im Universum spielen. Er
kombinierte neuartige statistische Methoden und modernste theoretische Modelle mit detaillierten Beobachtungsdaten. Dabei konnte er zum Beispiel
zeigen, dass die bisher angenommene
maximale Geburtsmasse von Sternen
nicht bei 150, sondern im Bereich 200500 Sonnenmassen liegt, wodurch sich
einige der kürzlich entdeckten Hypernovae erklären lassen.
Thomas Schwindt studierte für seine Arbeit „Evidence for Higgs Boson
Decays to τ+ τ- Final States with ATLAS“
Das Alumni-Netzwerk verbindet
weltweit derzeitige wie ehemalige
Angehörige der Uni Bonn – virtuell
bis hin zu Treffen in Lokal- und
Fachgruppen.
Kollisionen von Protonen bei höchsten
Energien am CERN Large Hadron Collider. Er entdeckte den Zerfall des 2012
entdeckten Higgs-Bosons in Fermionen
– Teilchen, aus denen die Welt aufgebaut
ist. Dazu suchte er mit dem ATLASExperiment nach Zerfällen in sogenannte „Tau“-Teilchen, die aus einem
viele Milliarden mal größeren Untergrund von Reaktionen nachgewiesen
werden müssen. Erst die nun beobachteten Zerfälle bestätigen die fundamentale Eigenschaft des Higgs-Teilchens,
für den Mechanismus zur Erzeugung
der Masse von Bosonen und von Fermionen verantwortlich zu sein.
Georges Giralt-Dissertationspreis
für Informatiker
44
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Paul Clemen-Preis für
Kunsthistorikerin
Vanessa Krohn M.A. wurde für
Jörg-Dieter Stückler hat beim Eu- ihre Dissertation mit dem Paul Cleropean Robotics Forum in Wien den men-Preis des Landschaftsverbands
Georges Giralt-Dissertationspreis für Rheinland ausgezeichnet, anteilig doseine Dissertation „Efficient Dense Re- tiert mit 5.000 Euro. Thema ihrer von
gistration, Segmentation, and Modeling Prof. Dr. Georg Satzinger betreuten
Methods for RGB-D Environment Per- Arbeit ist „Pietas Bavarica am Rhein.
ception“ erhalten. Darin leistete er we- Die kirchliche Bau- und Ausstatsentliche Beiträge zur effizienten Mo- tungstätigkeit im Erzbistum Köln unter den Wittelsbacher Kurfürsten,
insbesondere Joseph Clemens und
Clemens August von Bayern (reg.
1688 – 1761)“. Der Namenspatron
dieses Preises für junge Kunsthistoriker, die zu Werken und Fragen der
Kunst im Rheinland arbeiten, war
Denkmalpfleger und Geschichtsschreiber, Lehrer und Schöpfer des
Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn.
Du fehlst!
Informationen und kostenlos
Mitglied werden:
www.alumni.uni-bonn.de
dellierung von Umgebungen und
Objekten mit RGB-D-Kameras. Die
entwickelten Methoden waren eine
wesentliche Grundlage für die Erfolge
der Bonner Serviceroboter in RoboCup@Home-Wettbewerben. Stückler
konnte sich gegen 43 Mitbewerber
durchsetzen und hat nun die Möglichkeit, seine Dissertation in den Springer
Tracts in Advanced Robotics (STAR)
zu veröffentlichen. Der Preis wird
jährlich von euRobotics aisbl vergeben, einem Verein aus europäischen
Forschungsorganisationen und Firmen
im Bereich der Robotik.
Wolfgang-Ratjen-Preis
für Kunsthistoriker
Christoph Orth M.A., Kunsthistorisches Institut, wurde für seine Masterarbeit „Giovanni Maria Morandi (16221717) als Zeichner“ mit dem diesjährigen Wolfgang-Ratjen-Preis ausgezeichnet. Die Arbeit wurde von Prof. Dr.
Georg Satzinger betreut. Der mit einem Preisgeld und einem Stipendium
dotierte internationale Nachwuchsförderpreis zeichnet herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der
graphischen Künste aus und wird vom
Zentralinstitut für Kunstgeschichte in
München vergeben. Der Name der seit
1995 vergebenen Auszeichnung erinnert an Dr. Wolfgang Ratjen (1943-
M E N S C HE N
1997) und würdigt dessen Verdienste
als Mäzen und als bedeutender Sammler von Handzeichnungen.
rechtliche Dissertation ging ebenfalls
an Dr. Gregor Ischebeck.
BONFOR-Preisträger
Preise für junge Juristen
Gerlach (Institut für Rekonstruktive
Neurobiologie), Dr. med. Lino Teichmann (Medizinische Klinik und Poliklinik III) und Dr. rer. nat. Beatrix
Schumak, Institut für Medizinische
Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie.
Beim BONFOR-Symposium 2015
Bei der Feierlichen Promotion der wurden erneut Preise in unterschiedliRechts- und Staatswissenschaftlichen chen Förderinstrumenten vergeben.
Fakultät wurden herausragende Leis- Ein SciMed-Promotionsstipendium
Nachwuchspreis für Demographie
tungen ausgezeichnet.
ging als erste Preisträgerinnen an
Clara Monaca, tätig am Institut
Dr. Gregor Ischebeck erhielt den cand. med. Sofia Köster und cand.
Promotionspreis des Rechtswissen- med. Philipp Makowka, beide Insti- für Patientensicherheit, wurde für ihre
schaftlichen Fachbereichs, Johannes tut für Physiologie I. Als zweite Preis- Arbeiten zur Gesundheitsversorgung
Richter den Examenspreis des Rechts- träger wurden cand. med. Benjamin in ländlich geprägten Regionen ausgewissenschaftlichen Fachbereichs aus Gollasch, Institut für Humangenetik zeichnet. Sie erhielt den Nachwuchsder Hand von Dekan Prof. Dr. Rainer und cand. med. Inga Hemmerling, preis für Demographie, verliehen von
Hüttemann.
Institut für Klinische Chemie und Kli- der Allianz in Zusammenarbeit mit der
Der Telekom-Preis, übergeben durch nische Pharmakologie, ausgezeichnet. Deutschen Gesellschaft für DemograDr. Thomas Kremer von der Telekom Ein Gerok-Stipendium erhielten Dr. phie e.V. Er soll junge Wissenschaftler
AG, ging an Dr. Ralph von Olshausen med. Jennifer Landsberg, Klinik und ermutigen, zum Thema zu forschen
auf dem ersten Platz, Dr. Martin Poliklinik für Dermatologie und und damit die Weichen für die Zukunft
Blaschczok auf dem zweiten und Dr. Allergologie, und Dr. med. Martin ihrer eigenen Generation zu stellen.
Fazit der Preisträgerin: Verbessern
Gianna Velte auf dem dritten Platz.
Braun vom Institut für Pathologie.
Dr. Anika Kleinbrahm erhielt den Nachwuchsgruppenpreise gingen auf lässt sich die Versorgung nur durch inEimer Heuschmid Mehle-Preis für die dem ersten Platz an Dr. rer. nat. Linda tensive Zusammenarbeit in den Kombeste strafrechtliche Dissertation. Der Sarah Hoffmann (Institut für Phar- munen, Akteure im Gesundheitswesen,
erstmalig verliehene Redeker Stif- makologie und Toxikologie), des wei- politische Entscheidungsträger und
tungs-Preis für die beste öffentlich- teren an Dr. rer. nat. Bettina Linnartz- engagierte Bürger eingeschlossen.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
45
Foto: Volker Lannert
M E N S C HE N
„Umbau“ bei laufendem Betrieb
Dezernat Liegenschaften: Preis für beispielhaft neue Struktur
5„Wegen Umbau
geöffnet.“ Insgesamt über
200 Angehörige in vielen
Einsatzbereichen hat das
Dezernat Liegenschaften.
Während es sich umfassend
umstrukturierte, lief das
Tagesgeschäft weiter.
Mit gut der Hälfte aller Angehörigen der Universitätsverwaltung ist Dezernat 4/ Liegenschaften das größte:
Mehr als 200 Mitarbeiter sorgen hier
unter Leitung der stellvertretenden
Kanzlerin Kristina Friske dafür, dass
die gesamte Infrastruktur mit 370 Gebäuden und etwa 20.000 technischen
Anlagen funktioniert und optimal genutzt werden kann. Die Palette reicht
von Bau und Betriebstechnik, Hausmeisterdiensten, Grünflächenpflege
und Transporten, Arbeits-, Umweltund Strahlenschutz, Laborservice,
Druckerei und Hauspost bis zu Raumvergabe, Veranstaltungsservice und
Sicherheit.
Gebäude- und Anlagentechnik werden immer komplexer und die gesetzlichen Anforderungen an die Betreiberverantwortung steigen stetig. Dabei
durchgängig optimale Bedingungen für
Forschung und Lehre sicher zu stellen,
ist eine besondere Herausforderung an
die Teams im Facility-Management.
Allerdings fehlte hierfür ein angemes-
46
andererseits offen für weitere Optimierung. Aufbau- und Ablauf-Organisation sind nun konkurrenzfähig zum freien Markt. Und von der Uni genutzte
Immobilien werden konsequent über
einen gesamten Lebenszyklus betrachtet. Das heißt, über Planung, Errichtung oder Anmietung, Betrieb und
Aufgabe werden für die Universität
senes, dezernatsumspannendes Steue- relevante Kosten in eine Gesamtschau
rungsinstrument.
einbezogen. Ein angemessenes Controlling deckt auf, wo es Potentiale zur
Modell für andere Hochschulen
Optimierung gibt.
Der „Umbau“ im Dezernat Liegenschaften war umfassend, dauerte
zehn Jahre – und musste im laufenden Tagesgeschäft bewältigt werden.
Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt: Das Ergebnis der Modernisierung sind verbesserte Prozesse und Transparenz, eine deutlich
bessere Zusammenarbeit mit den Nutzern und damit eine höhere
Zufriedenheit auf beiden Seiten. Das Dezernat erhielt dafür nun sogar
den Anwenderpreis der Fachzeitschrift „Facility-Manager“, eine
bundesweit begehrte Auszeichnung.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Dezernentin Kristina Friske fasst
Dabei sollte die Motivation der
das aufwändige Projekt knapp zusam- Mitarbeiter nicht leiden, sondern steimen: „Klarheit über Ziele und Selbst- gen. „Uns war wichtig, vor allem die
verständnis schaffen, Prozesse genau Mitarbeiter in die Neugestaltung aktiv
betrachten – und einen langen Atem einzubinden“, sagt Kristina Friske.
bei der Umsetzung haben.“ Seit 2005 „Deshalb haben wir Hintergründe und
entwickelt und realisiert, praktiziert Ziele der Umstrukturierung auf allen
die Universität Bonn heute ein mo- Ebenen des Dezernates transparent gedernes und umfassendes Verständnis macht. Befürchtungen wie steigende
von Facility-Management, für die Bürokratisierung konnten wir im UmJury des „Facility Manager“ ein Mo- setzungsprozess abbauen.“
dell für andere Universitäten und
Hochschulen.
Eine neue Struktur und umfassende EDV-Einführung sind dann erfolgEin dezernatsinternes Team um reich, wenn sie sich im Alltagsgeschäft
Stefan Müller, Leiter der Kaufmänni- bewähren, also eine hohe Akzeptanz
schen Liegenschaftsbetreuung, hat sie- erfahren. Das geht nur, wenn alle an
ben Eckpfeiler als Schlüssel zum Er- einem Strang ziehen. Deshalb teilt die
folg gesetzt, unter anderem die Dezernentin die Anerkennung durch
Selbstverpflichtung zu standardisier- den Preis gerne: „Er ist Verdienst aller
ten und transparenten Arbeitsabläufen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter un– einerseits in Regelwerken festgelegt, seres Dezernates.“ ULRIKE EVA KLOPP
M E N S C HE N
Meldungen
Senat
Medizinische Fakultät
Prof. Dr. Torsten Pietsch, Direktor
des Instituts für Neuropathologie, ist
neuer Vorsitzender des Senats. Er trat
die Nachfolge von Prof. Dr. Nicolas
Wernert an.
Prof. Dr. Nicolas Wernert, Institut für Pathologie, wurde zum hauptberuflichen Dekan der Medizinischen
Fakultät gewählt (Nachfolge von
Prof. Dr. Max P. Baur).
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van
Aken ist neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates am Universitätsklinikum
Bonn. Der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Münster wurde zum
Nachfolger von Dr. Wolfgang Riedel
gewählt, der zwei Amtsperioden lang
in dieser Funktion tätig war.
Dr. Jan Felix Drexler, Research
Associate am Department of Viroscience, Rotterdam/Niederlande, ist seit
Februar bis Ende Januar 2020 als Universitätsprofessor W2 für Virologie
mit Schwerpunkt neuartige Viren tätig.
Prof. Dr. Ulrich Gembruch, Direktor der Klinik für Geburtshilfe und
Pränatale Medizin, erhielt den Preis
der Fritz Acker-Stiftung 2015. Damit
verbunden ist eine Zuwendung von
5.000 Euro, mit der die Stiftung medizinische Forschung zum Nutzen der
Allgemeinheit fördert.
Die Arbeitsgruppe um Prof.
Achim Hörauf, Direktor des Instituts
für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, erhielt
den Memento Forschungspreis 2015,
verliehen von Ärzte ohne Grenzen,
der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, Brot für die Welt und
der BUKO Pharma-Kampagne. Die
Arbeitsgruppe entwickelte ein innovatives und wirksames Therapiekonzept gegen die lymphatische Filariose, eine vernachlässigte Wurmerkrankung, das auch der Elephantiasis
vorbeugt.
Darüber hinaus wurden die Arbeitsgruppen um Prof. Dr. Achim
Hörauf und Prof. Dr. Gabriele König, Pharmazeutische Biologie, mit
dem Innovationspreis 2015 der Deutschen BioRegionen für die Entwicklung der Therapie gegen die lymphatische Filariose ausgezeichnet. Betreut
und zum Patent angemeldet wurde die
Erfindung von der Patentvermarktungsgesellschaft PROvendis.
Juniorprofessor Dr. Benjamin
Odermatt, Anatomisches Institut,
Katholisch-Theologische Fakultät
Prof. Dr. Reinhold Boschki, Seminar für Religionspädagogik, Religiöse Erwachsenenbildung und Homiletik, ist mit Ablauf des März als
Universitätsprofessor W3 ausgeschieden, um dem Ruf an die Universität
Tübingen zu folgen.
Prof. Dr. Karl-Heinz Menke, Seminar für Dogmatik und Theologische Propädeutik, tritt mit Ablauf des
Juli in den Ruhestand.
Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
Dr. Michael Beurskens, Professurvertreter an der Universität Düsseldorf, wurde mit Wirkung vom 1.
April für die Dauer von drei Jahren
zum Universitätsprofessor W2 für
Zivilrecht am Institut für Deutsches
und Internationales Zivilprozessrecht sowie Konfliktmanagement ernannt.
Prof. Dr. Lorenz Götte, Universität Lausanne/Schweiz, wurde zum
Universitätsprofessor W3 für Angewandte Mikroökonomik ernannt.
Juniorprofessor Dr. Eugen Kovac, Institut für Angewandte Mikroökonomik, ist ausgeschieden, um dem
Ruf an die Universität Duisburg-Essen zu folgen.
Prof. Dr. Gernot Müller, Institut
für Makroökonomik und Ökonometrie, ist ausgeschieden, um dem Ruf an
die Universität Tübingen zu folgen.
Dr. Michael Vogt, Juniorprofessor an der Universität Konstanz,
wurde zum Universitätsprofessor
W2 für Ökonometrie am Institut für
Finanzmarktökonomie und Statistik
ernannt.
Dr. Benno Zabel, Universität
Leipzig, wurde mit Wirkung vom 1.
April für die Dauer von drei Jahren
zum Universitätsprofessor W2 für
Strafrecht ernannt.
wurde mit Wirkung vom 1. Februar
für die Dauer von drei Jahren zum Juniorprofessor W1 für Anatomie ernannt (zweite Anstellungsphase).
Prof. Dr. Rudolf Hermann Reich,
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie,
tritt mit Ablauf des Juli in den Ruhestand.
Priv.-Doz. Dr. Tanja Schneider,
Universitätsklinikum Bonn, wurde
zur Universitätsprofessorin W2 für
Pharmazeutische Mikrobiologie ernannt.
Prof. Dr. Heinz Schott, Medizinhistorisches Institut, wurde über den
Ruhestand hinaus bis zum 30. September mit der Vertretung der eigenen
Professur beauftragt.
Prof. Dr. Armin Welz, Direktor
der Klinik für Herzchirurgie, ist neuer
Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). In den letzten beiden
Print bleibt, digital kommt – für PC und Mac, als App für Ihr
Smartphone und Tablet in allen Stores und unter www.ng-fh.de
neu!
dietz-verlag.de
forsch 2-3/2015 universitätbonn
47
M E N S C HE N
Jahren war er bereits erster Vizepräsident und wird der Gesellschaft bis Februar 2017 vorsitzen. Die DGTHG
vertritt die Interessen der in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgen im Dialog mit Politik,
Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Philosophische Fakultät
Prof. Dr. Dominik Geppert,
Neuere und Neueste Geschichte,
wurde für das Akademische Jahr
2016/17 zum Gerda Henkel-Professor bestimmt. Außerdem wurde er
durch die Nordrhein-Westfälische
Akademie der Wissenschaften und
der Künste zum ordentlichen Mitglied in die Klasse für Geisteswissenschaften gewählt. Die Akademie
vereint führende Forscher des Landes und ist Heimat von 14 wissenschaftlichen Forschungsvorhaben.
Professurvertreterin Dr. Britta
Hartmann wurde zur Universitätsprofessorin W2 für Filmwissenschaft
und Audio-visuelle Medienkulturen
ernannt (Nachfolge Prof. Dr. Keitz).
Prof. Dr. Karin Leonhard, Kunsthistorisches Institut, ist Ende März
ausgeschieden, um dem Ruf an die
Universität Konstanz zu folgen.
Dr. Anja Leue, Institut für Psychologie, ist mit Ablauf des Februar
als Juniorprofessorin W1 ausgeschieden, um dem Ruf an die Universität
zu Kiel zu folgen.
Prof. Dr. Christine Schirrmacher, Islamwissenschaft, wurde von
Bundesinnenminister Thomas de
Maizière für vier Jahre zum Mitglied
des zwölfköpfigen Wissenschaftlichen Beirates der Bundeszentrale für
politische Bildung berufen. Sie wird
dort vor allem ihre Expertise in den
Bereichen Islamismus, Extremismus
und Radikalisierung von Jugendlichen einbringen. Seit rund 15 Jahren
ist sie Gastdozentin an der Akademie
Auswärtiger Dienst des Auswärtigen
Amtes Berlin und unterrichtet bei Sicherheitsbehörden auf Landes- und
Bundesebene.
Landwirtschaftliche Fakultät
Die Juniorprofessur von Dr. Michael Frei, Institut für Nutzpflanzenwissenschaft und Ressourcenschutz/
Pflanzenernährung, wurde bis zum
30. Januar 2018 verlängert.
Dr. Ralf Nolten, Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik, erhielt die Landwirtschaftsmedaille Taiwans, verliehen durch den
taiwanesischen Landwirtschaftsminister. Dr. Nolten ist erst der vierte
Ausländer, der diese selten vergebene Auszeichnung erhielt. Er engagiert sich seit über zwei Jahrzehnten
in der Deutsch-Taiwanesischen Gesellschaft für Sozialökonomie e.V.
und ist seit 2004 deren stellvertretender Vorsitzender.
apl. Prof. Dr. Heinrich Wilhelm
Scherer, Institut für Nutzpflanzenwissenschaft und Ressourcenschutz/
Pflanzenernährung, tritt mit Ablauf
des Juli in den Ruhestand.
Zentrum für Entwicklungsforschung
Priv.-Doz. Dr. Anna-Katharina
Hornidge, Vertreterin von Prof. Dr.
Solvay Gerke-Evers, wurde zur
Universitätsprofessorin für das Fach
„Politischer und Struktureller Wandel“ ernannt.
Institut für Wissenschaft
und Ethik
Dr. Bert Heinrichs, Deutsches Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE), wurde zum Universitätsprofessor W2 für Ethik und
Angewandte Ethik ernannt und gleichzeitig an das Forschungszentrum Jülich
beurlaubt.
Forum für Internationale
Wissenschaft
Prof. Dr. Tobias Werron, Universität Luzern, wurde mit Wirkung vom
1. März für die Dauer von fünf Jahren
zum Universitätsprofessor W2 für
Wissenschaftsforschung und Politik
ernannt.
Käte Hamburger-Kolleg
„Recht als Kultur“
Benjamin Stöß erhielt den CIVIS
Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa in der Kategorie Webangebote. Gemeinsam mit
seinem Kollegen Dietmar Telser wurde er für das aufwändige Multimediaprojekt „Der Zaun“ ausgezeichnet,
das ein Bild der Außengrenzen Europas zeichnet und Flüchtlinge entlang
der europäischen „Festung“ begleitet.
(www.der-zaun.net)
Bonn-Aachen International Center
for Information Technology (B-IT)
Prof. Dr. Joachim von zur Gathen
tritt mit Ablauf des Juli in den Ruhestand.
Hochschulrechenzentrum (HRZ)
Dr. Rainer Bockholt, Direktor des
HRZ, gehört bis Dezember 2017 dem
dreizehnköpfigen Verwaltungsrat des
Deutsche Forschungsnetz (DFN)Vereins an und wurde von diesem –
ebenfalls für drei Jahre – auch in den
dreiköpfigen Vorstand gewählt. Das
von der Wissenschaft organisierte
Kommunikationsnetz für Wissenschaft und Forschung verbindet
Hochschulen und Forschungseinrichtungen und ist in den europäischen
und weltweiten Verbund der Forschungs- und Wissenschaftsnetze integriert.
Wir machen Druck!
Jahresbericht, Festschrift, Skript oder Visitenkarte?
Wir beraten, drucken und liefern.
Kontakt: Peter Braun, Telefon: 0228/73-5103
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48
forsch 2-3/2015 universitätbonn
M E N S C HE N
Verstorben
Dr. Winfried Hamm ist am 13.
Februar im Alter von 74 Jahren verstorben. Der Altphilologe kam 1976
als Griechischlehrer an die Katholisch-Theologische Fakultät, leitete
das Prüfungsamt für ihren Diplomstudiengang und betreute eine wachsende
Anzahl ausländischer Promovenden.
Apl. Prof. Dr. Heinz Hoberg, Organische Chemie, ist am 27. März im
90. Lebensjahr verstorben. Vom MaxPlanck-Institut in Mülheim/Ruhr
kommend verstärkte er seit 1978 das
Bonner Kollegium.
Prof. Dr. Peter Nickel, Pharmazeutisches Institut, ist am 3. April im
82. Lebensjahr verstorben. Er kam
1983 aus Berlin an die Universität
Bonn und war bis zu seiner Emeritierung 1999 vor allem im Gebiet der
Tropenkrankheiten tätig.
Prof. Dr. Horst Seebass ist am 12.
April im 81. Lebensjahr verstorben.
Er gehörte der Evangelisch-Theologischen Fakultät seit 1989 als Professor
und Lehrstuhlinhaber für Altes Testa-
ment an und war von 1994 bis 1996
deren Dekan.
Prof. Dr. Justus Müller Hofstede
ist am 27. April wenige Tage vor Vollendung seines 86. Lebensjahres verstorben. Er vertrat das Fach Kunstgeschichte, speziell niederländische
Malerei, und war u.a. Herausgeber
der „Bonner Studien zur Kunstgeschichte“.
Prof. Dr. Winfried Lenders ist am
1. Mai im Alter von 72 Jahren verstorben. Er war einer der Pioniere der
Computerlinguistik in Deutschland,
lehrte von 1974 bis 2007 am Institut
für Kommunikationsforschung und
Phonetik und engagierte sich in der
akademischen Selbstverwaltung.
Prof. Dr.-Ing. Walter Seele ist am
13. Mai im 91. Lebensjahr verstorben.
Er wurde 1975 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Bodenordnung und
Bodenwirtschaft am damaligen Institut
für Städtebau, Bodenordnung und Kulturtechnik berufen, dessen Direktor er
bis zu seiner Emeritierung 1989 war.
Prof. Dr. Dr. h. c. Günther Steffen
ist am 14. Mai im Alter von 90 Jahren
verstorben. Er war langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte
Landwirtschaftliche Betriebslehre sowie Dekan seiner Fakultät.
Zu Gast über die Alexander von
Humboldt-Stiftung
Humboldt-Preisträger Prof. Tom
Ziegler, University of Calgary/Kanada, ist am 27. März im Alter von 69
Jahren völlig unerwartet in Bonn verstorben. Der international herausragende Theoretische Chemiker kam seit
2012 einmal pro Jahr für etwa zwei
Monate hierher, um am Mulliken Center for Theoretical Chemistry zu forschen und zu lehren.
Agatha O. Akpeokhai, Federal
University of Technology, Minna/
Nigeria, im Rahmen des Internationalen Klimaschutzstipendien-Programms
bei Prof. Dr. Gunter Menz, Geographisches Institut;
Dr. Mohammad Bozlur Rahmann, Ministry of Fisheries and
Livestock, Tejgaon/Bangladesh, als
Vorgestellt
Philosophische
scherkolleg „Medienkulturen der
Computersimulation“ an der Leuphana-Universität Lüneburg.
Fakultät
Prof. Dr.
Lorenz Götte
Foto: privat
Prof. Dr. Jens
Schröter (Jg. 1970)
wurde zum W3Professor für Medienkulturwissenschaft ernannt. Studium an der RuhrUniversität Bochum, Promotion an
der Universität/GHS Essen. 2008 Habilitation an der Universität Siegen
(„3D. Geschichte, Theorie und Medienästhetik des technisch-transplanen Bildes“, ausgezeichnet mit Übersetzungspreis des Börsenvereins des
deutschen Buchhandels). Seit 2008
Professor W2 für multimediale Systeme an der Universität Siegen, ab
2012 ebendort DFG-Graduiertenkolleg „Locating Media“. 2014 „John
von Neumann-Fellowship“ an der
Universität Szeged, Gastprofessor an
der Guangdong International University in Guangzhou, VR China. WS
2014/15 Senior Fellow am DFG-For-
Rechts- und Staatswissenschaftliche
Foto: privat
Fakultät
Prof. Dr. Lorenz
Götte (Jg. 1973)
wurde zum W3-Professor für Angewandte Mikroökonomie ernannt. Nach
seinem Studium an der Universität Zürich und Post-Docs an verschiedenen
Universitäten war er als Senior Economist an der Federal Reserve Bank of
Boston tätig. Im Jahr 2009 nahm er einen Ruf an die Universität Lausanne an.
In seiner Forschung beschäftigt sich
Lorenz Götte mit Anwendungen der
Verhaltensökonomie. Er ist Research
Fellow am Center for Economic Policy
Research (CEPR), London, und am
Institut für die Zukunft der Arbeit
(IZA), Bonn.
Prof. Dr.
Michael Vogt
Foto: Universität Konstanz
Prof. Dr.
Jens Schröter
Rechts- und Staatswissenschaftliche
Fakultät
Juniorprofessor Dr.
Michael Vogt (Jg.
1979) wurde zum W2-Professor für
Ökonometrie ernannt. Er studierte
Philosophie, Mathematik und Volkswirtschaftslehre an der Universität
Heidelberg und promovierte an der
Universität Mannheim mit einer Arbeit zur nichtparametrischen Statistik.
Nach seiner Dissertation arbeitete er
als PostDoc an der Universität Cambridge und war danach Juniorprofessor an der Universität Konstanz. Sein
Forschungsgebiet ist die mathematische Statistik und theoretische Ökonometrie. Insbesondere entwickelt er
semi- und nichtparametrische Schätzmethoden, die sich auf Fragestellungen im Wirtschafts- und Finanzbereich anwenden lassen.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
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M E N S C HE N
Georg Forster-Forschungsstipendiat
bei Prof. Dr. Karl Schellander, Institut
für Tierwissenschaften/Tierzucht und
-haltung;
Dr. Dilnoza Duturaeva, Uzbekistan Academy of Sciences, Tashkent,
als Georg Forster-Forschungsstipendiatin bei Prof. Dr. Ralph Kauz, Abteilung für Sinologie;
Dr. Jie Jiang, Georgia State University, Atlanta/USA, als Forschungsstipendiatin bei Prof. Dr. Christa Müller, Pharmazeutische Chemie I;
Dr. Aleksandra Nikiforova, Russian Academy of Sciences, Moscow/
Russische Föderation, als Forschungs-
stipendiatin bei Priv.-Doz. Dr. Heinzgerd Brakmann, Liturgiewissenschaft
und Ostkirchenkunde/KatholischTheologische Fakultät;
Prof. Pratyush Shankar, Center
for Environmental Planning and
Technology University, Ahmedabad/
Indien, als Forschungsstipendiat bei
Prof. Dr. Julia Hegewald, Abt. Asiatische und Islamische Kunstgeschichte;
Dr. Philip Shushkov, Yale University, New Haven/USA, als Forschungsstipendiat bei Prof. Dr. Stefan
Grimme, Theoretische Chemie/Mulliken Center;
Dr. Jayagopi Surendar, University of Madras, Indien, als Forschungsstipendiat bei Prof. Dr. Achim Hörauf
am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie;
Prof. Danial Tataru, University
of California Berkeley/USA als Humboldt-Forschungspreisträger bei Prof.
Dr. Herbert Koch am Mathematischen
Institut
Dr. Akio Oishi, Universität Kyoto, Japan, im Rahmen eines zweijährigen Forschungsstipendiums bei Prof.
Dr. Frank Holz an der UniversitätsAugenklinik Bonn.
Erzählen Sie mal…
Rheinische Lehre für den Arbeitsalltag
Foto: Agnes Schmidt
Ilse Anna Schwegmann – kurz Ilna – ist seit über 40 Jahren an der
Uni Bonn. Ihre Dienststellen wechselten und waren vielseitig, heute
ist sie Sekretärin der Fachgruppe und der Prüfungsämter Chemie.
Aber ein Erlebnis hat sie nie vergessen:
„In meinen Anfangsjahren bekamen wir ein Schreiben vom Leiter
des damaligen Gartenamtes der Universität, das beantwortet werden
musste. Irrtümlich hatte ich es zerrissen und musste es nun nochmals anfordern. Also hieß es Farbe beim Absender bekennen, das war mir schon
sehr peinlich. Der Ur-Bonner sagte
zu mir so in etwa: „Jo – dann schick‘
ich dat noch ens. Äwer dann muss de
demmnächs besser oppasse.“ (Für
nicht-Rheinländer: Ja – dann schicke
ich das noch mal. Aber dann musst
Du/müssen Sie demnächst besser
aufpassen.) Damit war die Sache erledigt. Und mir ist so was nie mehr
passiert.“
Die muss man gesehen haben!
Hier finden Sie die Seiten der Museen und Sammlungen mit Ausstellungen
und aktuellen Aktionen sowie zum YouTube-Kanal mit Videos aus den
Präsentationen sowie zu der Reihe „Aktuelles Objekt“:
www.museen.uni-bonn.de
50
forsch 2-3/2015 universitätbonn
M E N S C HE N
Bilderrätsel:
Wozu gehört dieser Fotoausschnitt?
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir jeweils zwei Eintrittskarten für
das WOKI in der Oxfordstraße, die Bonner Kinemathek mit Spielorten in der
Brotfabrik Beuel und dem Rheinischen Landesmuseum sowie eine Vorstellung aus der Reihe „NeunMalKlug“ im Endenicher Haus der Springmaus.
Wir bedanken uns herzlich bei den drei Spendern, die der Uni über Veranstaltungskooperationen verbunden sind.
Lösungen bitte bis zum 31. August per E-Mail an: [email protected]
Aus Technik und Verwaltung
Neuer Kanzler der Hochschule
Pforzheim
Christina Graf, Außenlabore
AGE-CKA, am 2. Mai
Bernd Welter, stellvertretender
Finanzdezernent und Leiter der
Haushaltsabteilung, wurde von den
Gremien der Hochschule Pforzheim
zum neuen Kanzler gewählt. In
dieser Funktion wird er ab September
den Bereich Wirtschaft und Personal
verantworten und die Hochschulverwaltung leiten.
Annette Schneider, Nutzpflanzenwissenschaft und Ressourcenschutz,
am 14. Mai
25. Dienstjubiläum
Henning Riebeling, Organischer
Landbau, am 1. April
Walter Ockenfels, Physikalisches
Institut, am 2. April
Wolfgang Klein, Verwaltung/Abt. 4.1,
am 15. April
Heiko Goertz-Ort, AGE Frankenforst, am 17. April
Thomas Ehrich, Botanische Gärten,
am 17. April
Thomas Fuchs, Informatik III,
am 30. April
IMPRESSUM
Dr. Alice Rabeler, Universitäts- und
Landesbibliothek, am 31. Mai
Ralf Stobbe, Verwaltung/Abt. 4.5,
am 1. Juni
Claudia Kamper, Verwaltung,
Abteilung 3.1, am 8. Juni
Elisabeth Gullmann, Studentensekretariat, am 8. Juni
Martina Stephan, Verwaltung/
Abt. 6.1, am 8. Juni
Monika Polsakiewicz, Zelluläre und
Molekulare Botanik/Molekulare
Evolution, am 11. Juni
40. Dienstjubiläum
Rosemarie Hoffmann, Dekanat
Landwirtschaftliche Fakultät,
am 12. April
Abschied in den Ruhestand
Renate Valentino-Müller, Psychologisches Institut, am 30. April
Christine Schröder-Diederich,
Schwerbehindertenvertretung/HRZ,
am 31. Mai
Wolfgang Bosse, Pharmazeutische
Chemie, am 31. Mai
Josef Chmielewski, Botanische
Gärten, am 31. Mai
Regine Gille, Zentrale Studienberatung, am 31. Mai
Heinz Hennes, Universitätsverwaltung/Abt. 4.1, am 31. Mai
Christa Müller, IMBIO, am 31. Mai
Hermann-Josef Müller, Nutzpflanzenwissenschaft und Ressourcenschutz,
am 31. Mai
Elisabeth Schmitt, Argelander-Institut
für Astronomie, am 30. Juni
Stefan Zöldi, Geographisches Institut,
am 30. Juni
forsch/Bonner Universitäts-Nachrichten
herausgegeben im Auftrag
des Rektorats der
Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn
vom Dezernat
Hochschulkommunikation
Leiter:
Dr. Andreas Archut (verantwortlich)
Poppelsdorfer Allee 49, 53115 Bonn
Telefon 0228/73-7647
Fax
0228/73-7451
E-Mail
[email protected]
Redaktion
Ulrike Eva Klopp unter Mitarbeit von:
Dr. Andreas Archut, Johannes Seiler
Layout
Wolfgang Bialek
Titel
Volker Lannert
forsch online und Archiv
www.forsch.uni-bonn.de
Umsetzung: Triantafillia Keranidou
Druck & Anzeigenverwaltung
Köllen Druck+Verlag
Ernst-Robert-Curtius-Str. 14
53117 Bonn-Buschdorf
Tel.: 0228/98982-0
Fax: 0228/98982-22
E-Mail: [email protected]
Auflage: 15.000
Für Mitglieder der Universitätsgesellschaft Bonn – Freunde, Förderer,
Alumni e.V. ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.
forsch 2-3/2015 universitätbonn
51
M E N S C HE N
Last but not least
Ralf Broch gehört zur Abt. 4.3 „Die dafür sorgt, dass alles läuft“.
Früher für Heizung/Sanitär ist der Techniker heute unter anderem für
Kompressoren und Löschanlagen zuständig. Noch länger als in der Uni
ist er in der Freiwilligen Feuerwehr, nämlich über 35 Jahre. Nun wurde
er zum Sprecher aller ehrenamtlichen Bonner Feuerwehrleute gewählt
und vertritt für sechs Jahre ihre Belange.
„Wenn ich groß bin, werde ich Feuerwehrmann.“ Wie war das bei Ihnen?
Ein bisschen anders: Ein Klassenkamerad und ich hatten Langeweile
und haben nachgefragt, warum es bei
uns in Röttgen keine Jugendfeuerwehr
gibt wie in Bonn. Das war der Anstoß,
und so bin ich seit 1979 aktiv. Erst
als normaler Feuerwehrmann, dann
Gruppen- und Einheitsführer und jetzt
als Sprecher. Mehr geht nicht. (lacht)
Wann sind Sie in Bereitschaft?
365 Tage im Jahr – 24 Stunden pro
Tag. Wenn etwas passiert, werde ich
per Alarmempfänger oder Handy informiert. Theoretisch kann ich hier bei
der Arbeit dann alles stehen und liegen
lassen, das regelt das Feuerschutzund Hilfeleistungsgesetz NRW. Aber
ich überlege jedes Mal, ob ich bei einem Einsatz unbedingt dabei sein
muss: Bei „kleinem“ Alarm wie dem
brennenden Mülleimer nicht. Aber bei
einem Wohnungsbrand oder der
höchsten Stufe unbedingt – das ist
Stadtalarm, da rücken alle aus. Auch
mehrtägige Einsätze außerhalb von
Bonn gibt es, so wie beim Schneechaos
im Münsterland. Oder ich bin mal zu
Übungen und Schulungen weg.
Was machen Sie am Einsatzort?
Derzeit brauche ich keinen Helm
und Schutzanzug, sondern bin in der
Sonderfunktion „IuK“ meiner Einheit
– Information und Kommunikation –
und koordiniere in einem Container die
Einsätze.
Wann wurde es mal richtig schwierig?
Bei Brandstiftungen in der Schulaula in Ückesdorf und im Wohngebiet
Europaring. Besonders belastend ist,
einen Unfalltoten aus dem Auto zu
schneiden oder in ihrem Stall verbrannte Tiere zu sehen. Ich bin inzwischen erfahren im Verarbeiten. Aber
wenn ich merke, jemand von meinen
Leuten braucht Hilfe, reden wir ganz
in Ruhe und holen uns auch Unterstützung.
Wann kam ein Alarm mal wirklich
unpassend?
Wenn ich bei der Arbeit an etwas
war, was sich nicht so schnell delegieren ließ. Privat beim ersten gemeinsamen Weihnachten mit meiner Frau –
da war ich wegen einer Hochwasserkatastrophe mit dem Boot unterwegs,
statt mit ihr zu feiern.
Mit wem reden Sie als Sprecher worüber?
Ich bin Bindeglied zwischen dem
Amtsleiter und allen Freiwilligen.
Die Bonner Berufsfeuerwehr hat drei
Feuerwachen: in Bonn-Nord, Beuel
und Friesdorf. Für uns 18 freiwillige
Löscheinheiten – personell sind wir
einschließlich Jugendfeuerwehr mit
über 900 Frauen und Männern weit
in der Überzahl gegen etwa 300 Berufsfeuerwehrleute – gilt in Bonn als
kreisfreier Stadt die Vorschrift, dass
wir einen eigenen Sprecher haben.
Da geht es um Fahrzeuge, Ausstattung und Personalien. Außerdem bin
ich in allen Kommissionen, auch einer Gruppe für spezielle Einsätze
oder Beteiligung am Katastrophenschutztag. Zusätzlich haben wir 31
Freiwilligen-Sprecher in NRW uns
vernetzt.
Erinnern Sie sich an einen bestimmten Fehlalarm?
Ich habe selbst mal einen ausgelöst – da hatte ich vergessen, im Juridicum eine Sprinkleranlage wieder
auf Normalstart einzustellen und die
Berufsfeuerwehr stand vor der Tür.
Die Rechnung bekam dann die Technische Abteilung…. Aber das war einmal in 30 Jahren.
Was sagt Ihre Familie zu diesem dauerhaften „Standby-Modus“?
Meine Kinder – 18 und 20 – sind
selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Meine Frau lebt damit und unterstützt
mich beim Administrativen. An der
Uni sind übrigens außer mir etliche
andere „Freiwillige“, auch hier bei
uns im Katzenburgweg 13.
4Den Alarmempfänger
hat Ralf Broch immer
bei sich. Helm und
zum Koordinieren von
Einsätzen der Freiwilligen
Feuerwehr nicht, statt
Uni-Shirt trägt er dabei
das der Stadt Bonn.
52
Foto: Ulrike Eva Klopp
Schutzanzug braucht er
forsch 2-3/2015 universitätbonn
Warum tut man sich das an?
Kameradschaft – Technik – Helfen!
In beliebiger Reihenfolge.
ULRIKE EVA KLOPP
© Yuri Arcurs-Fotolia.com
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