1601 SEITE 38 MONTAG, 29. FEBRUAR 2016 REGENSBURGER UMLAND RL_SPE1 MITTELBAYERISCHE ZEITUNG Bäume irrtümlich umgesägt NATUR Anlieger sorgten auf Staatsgrund für Kahlschlag. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON MICHAEL JAUMANN, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● NEUTRAUBLING. Eine schriftliche Anfrage der SPD an die Stadt brachte es jetzt an den Tag: Die Eigentümer des Beherbergungsbetriebs Boardinghouse ließen an der Staatsstraße Bäume umschneiden, die ihnen nicht gehörten. Auf die Anfrage der SPD teilte die Stadt mit, dass es sich bei dem Grundstück nicht um städtisches Eigentum handle, aber auch nicht um Privatbesitz. „Wir mischen uns da nicht ein“, wehrte Bürgermeister Heinz Kiechle weitere Aktivitäten seitens der Stadt ab. Allerdings habe die Stadt das Staatliche Bauamt über den Vorgang informiert. Dies bestätigte Bauoberrat Manfred Rieger vom Staatlichen Bauamt auf Anfrage unserer Zeitung. Drei am Rande von Parkplätzen des „Boardinghouse“ auf der dem Freistaat gehörenden Grünfläche zur Staatsstraße hin seien ohne Wissen des Bauamts abgeschnitten worden. Die Eigentümer hätte sich beim Bauamt entschuldigt, nachdem ihnen der Irrtum klar geworden sei. Da es sich bei den Bäumen aber um „wilden Anflug“ handle, sei kein Schaden entstanden, eine Ersatzpflanzung werde nicht verlangt. Flo (Simon Weiskopf) und Anne (Sonja Elisabeth Martens) zeigen, wie Drogensucht die persönlichen Bindungen zerstört. Mit Theater gegen Cannabis und Co. SUCHT Der „Weimarer Kul- tur-Express“ gastierte in Neutraubling. Er zeigte eindrucksvoll, wie Drogen das Leben zerstören. „Echt krass“, sagten die Schüler. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON KERSTIN HAFNER, MZ ● Knapp daneben, aber nicht auf Privatgrund standen die Bäume. Foto: jn ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● KURZ NOTIERT Kurs in Arabisch NEUTRAUBLING. Die VHS Regensburger Land bietet ab 2. März um 15.30 Uhr in Neutraubling einen besonderen Arabisch-Kurs an. Er richte sich an alle, die beruflich oder privat mit arabisch sprechenden Menschen zu tun haben und sich verständigen möchten; Informationen und Anmeldung unter Tel. (0 94 01) 52 55-0. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Spanisch für den Urlaub NEUTRAUBLING. Eine gute Vorbereitung für alle, die gerne Urlaub in Spanien machen! In diesem Kurs der VHS Regensburger Land ab 2. März um 18 Uhr in Neutraubling lernen die Teilnehmer die wichtigsten Redewendungen für alle typischen Urlaubssituationen; Informationen und Anmeldung unter E-Mail: [email protected]. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Laufkurs für Einsteiger NEUTRAUBLING. Lust „Laufen“ zu lernen? Am Donnerstag, den 17. März gibt es beim TSV die Gelegenheit einzusteigen. Zehn Kurseinheiten Lauftraining (abwechselnd Laufen/Gehen) zu je einer Stunde, jeweils donnerstags. Kurs 1: 9.30 Uhr, Kurs 2: 18 Uhr; Treffpunkt ist am TSV-Sportpark Neutraubling. Teilnahmegebühr 25 Euro. Info und Anmeldung telefonisch unter (0 94 01) 8 92 96 oder per E-Mail: [email protected] Für den Einsteigerkurs ist eine Mitgliedschaft im TSV nicht zwingend erforderlich. Foto: Kerstin Hafner ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● NEUTRAUBLING. Hilft Theater gegen Drogen? Das Gymnasium Neutraubling probiert es, denn der Kampf gegen Cannabis und Co. braucht viele Ideen. Denn obwohl Schüler im Unterricht aufgeklärt werden, auf welche Weise unterschiedliche Halluzinogene abhängig machen, verhallen Ratschläge manchmal ungehört. Angesichts der aktuellen Debatte um die Legalisierung von Cannabis warnen Behörden zwar vor der Verharmlosung dieser potenziellen Einstiegsdroge. Aber zu viel Lernstoff muss in die jungen Köpfe, zu beschäftigt sind die Kids mit dem Erwachsenwerden, als dass sie den Warnungen genügend Aufmerksamkeit schenken. Zu oft werden so abends beim Ausgehen in dunklen Ecken kleine Tütchen oder Pillen vertickt. „Wir machen das hier, um alle, die Nein zu Drogen sagen, in ihrer Auffassung zu bestärken“, betonte Schauspieler Simon Weiskopf vor Schülern des Gymnasiums Neutraubling in der voll besetzten Turnhalle, wo der „Weimarer Kultur-Express“ Katrin Heinkes Stück „Drogen – von Gras zu Crystal“ auf die Bühne brachte. Es gibt kein Happy End Der Weimarer Kultur-Express ist eine Freie Theatergruppe mit etwa einem Dutzend Ensemble-Mitgliedern, die in unterschiedlicher Zusammensetzung durch die Republik touren, um mit verschiedenen präventiven Stücken ausschließlich vor Schulklassen aufzutreten. Mal geht es um Alkohol, mal um Mobbing, mal um die Gefahr von Social Media-Sucht … aber immer dreht sich eine exemplarische Geschichte um Teenager, die den Halt verlieren. Dabei sind die Autoren nicht zimperlich, lassen ihre Storys durchaus auch ganz böse enden. Nach Wutausbrüchen, körperlicher Gewalt, seelischer Pein und Selbstzerfleischung Die Droge Crystal Meth ist eine der gefährlichsten Drogen überhaupt. Die „ParFoto: dpa tydroge“ ruiniert schnell Körper und Geist. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● JUGENDLICHE BERATEN GLEICHALTRIGE ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Tabak: Wie der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung zeigt, wurde im Jahr 2015 bei den 12- bis 17-Jährigen zwar weniger Tabak konsumiert (demnach rauchen nur noch zehn Prozent der Jugendlichen Zigaretten). ➤ Crystal Meth: Sorge dagegen bereiten die immer früheren Erfahrungen von Teenagern mit Gras oder härteren Drogen. Aufgrund des deutlichen Anstiegs der Probleme mit Crystal Meth hat Bayern das Vorgehen gegen diese gefährliche Droge verstärkt. ➤ Prävention: Beim Projekt „mindzone“ etwa wenden sich Jugendliche direkt in Clubs und auf Partys an Gleichaltrige, um sie über Drogenmissbrauch aufzuklären. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● fährlich eingeschätzt ... krass!“ Ihm selber sei noch nie was angeboten worden, aber natürlich bekomme man schon mit, was da so zirkuliere, in der Stadt genauso wie auf dem Lande. Hannah (14) war ebenfalls beeindruckt: „Es wurde ja auch gezeigt, was sonst hinter verschlossenen Türen passiert, der Entzug, die Zitteranfälle, die Wutausbrüche. Das sieht man ja normalerweise nicht.“ Ihre Mitschülerin gleichen Namens, Hannah (15), bestätigte: „Es ist eindrucksvoller, wenn man die Sucht verkörpert sieht. Ganz anders, als wenn man im Unterricht davon hört.“ Katharina war dagegen nicht überrascht: „Ich habe schon ein Referat über Crystal gehalten und ich finde es gut, dass die Truppe mit dem Stück tourt. Auch weil die Schauspieler (die beide in Berlin leben) ja gesagt haben, dass schon einige Leute aus ihrem Freundeskreis durch Drogen ums Leben gekommen sind oder noch mit schweren Psychosen kämpfen.“ Einstieg im Teenageralter Der Kampf gegen die Droge „Crystal“ ist zunehmend im Fokus von Polizei Foto: dpa und Behörden. ➤ Beratung: Seit 2014 gibt es für die Region eine anonyme Crystal-BeratungsHotline (0941) 569 58 29 01 für Angehörige und Betroffene. (lkh) ● wartet man vergeblich auf ein Happy End. Auch im Stück „Von Gras zu Crystal“ kostet sein Drogenkonsum den Hauptakteur Florian das Leben. Dabei fängt alles so vermeintlich harmlos an ... ein paar Joints auf einer Party, eine Shisha für zuhause … man will ja cool sein und was ausprobieren. Flos Freundin Anne macht mit, weil sie – wie sie später im Stück verzweifelt erklärt – „nicht immer die brave, langweilige, normale Anne“ sein will … und um Flo zu imponieren. Und dann beginnt sich die Spirale zu drehen. Flo nimmt Crystal Meth. Was zu ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Beginn wie ein argloses Ausprobieren scheint, zerstört nach und nach ihre Beziehung und Flos Leben. Kontrollverlust, Leugnung, Aggression, Verheimlichung – es geht immer weiter abwärts. Aus dem einstigen Spaß wird gefährlicher Ernst. Es beginnt ein kraftaufreibender Kampf gegen die Droge, den Flo verliert. Bis zuletzt hat er geglaubt, die Sache im Griff zu haben. „Die Attacken waren stark gespielt“, schilderte Gymnasiast Markus (15) nach dem Stück seine Eindrücke. „Ich hätte Crystal Meth nicht so ge- „Immer mehr Jugendliche konsumieren Cannabis“, steht auf der Homepage der Theatergruppe als Antriebsfeder für ihr Engagement zu lesen: „In deutschen Städten hat laut Statistik jeder zweite Teenager schon einmal gekifft. Das Einstiegsalter liegt zwischen 14 und 15 Jahren. Jüngste Forschungen belegen, dass Cannabis doch eine Einstiegsdroge ist. Der Wirkstoff THC macht sehr wohl anfälliger für harte Drogen.“ Vor allem für das sich noch entwickelnde Gehirn von Teenagern könne das verhängnisvolle Folgen haben. Und eine dieser harten Drogen sei eben das drastisch wirksame, billige und leicht zu bekommende Crystal Meth. „Der hohe Wirkstoffgehalt und das starke Abhängigkeitspotenzial machen Crystal zu einer der gefährlichsten Drogen überhaupt“, warnten Schauspieler Simon Weiskopf und seine Partnerin Sonja Elisabeth Martens nach dem Stück die lauschenden Schüler. „Obwohl die physischen und psychischen Folgen des Konsums alarmierend sind, ist die rasante Ausbreitung der Droge kaum zu stoppen. Eine Geschichte wie diese hier, die wir gerade gespielt haben, passiert genau so täglich, überall in Deutschland.“
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