Isabell Zacherts Vermächtnis - Deutsche Kinderkrebsstiftung

Kölnische Rundschau - Isabell Zacherts Vermächtnis
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Bonn - 27.04.2015
HÖRBUCH
Isabell Zacherts Vermächtnis
Von Dieter Brockschnieder
Vor 20 Jahren wurde die Isabell-Zachert-Stiftung
gegründet. Zum 20-jährigen Bestehen ist jetzt das
Tagebuch der Gründerin Isabell Zachert als Hörbuch
erschienen. Das letzte Kapitel hat Christel Zachert
selbst gesprochen.
Christel Zachert mit dem Hörbuch, das zum
20-jährigen Bestehen der Isabell-ZachertStiftung erschienen ist.
Foto: Brockschnieder
Sie hatte „den unbedingten Willen zu leben“, aber fürchtete
sich nicht vor dem Tod. Und der griff zu, als sie gerade 16
Jahre alt wurde. Isabell Zachert starb 1982 im Bonner
Johanniter-Krankenhaus an einem äußerst aggressiven
Bindegewebstumor, der im November 1981 erkannt worden
war. Ihr Tod zerstörte damals Hoffnungen in ihrer Familie,
gab aber vielen anderen Kranken Mut und Zuversicht.
Die Geschichte: In ihren letzten Monaten schrieb Isabell ein Tagebuch, das ihre Mutter Christel
Zachert zum zehnten Todestag der Tochter 1992 für nahe Angehörige und Freunde mit einem
begleitenden Text zu einem privaten Buch zusammenstellte. 20 Exemplare gab es davon, jedes
einzeln gebunden – und eines erhielt durch Zufall der Verleger Gustav Lübbe.
„Das müssen wir veröffentlichen“, sagte er der Mutter. Die setzte sich nach Rücksprache mit
ihrem Mann, dem späteren Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA), Hans-Ludwig Zachert,
und den beiden Söhnen hin und schrieb in zehn Tagen das Buch: „Wir treffen uns wieder in
meinem Paradies“, ein Bestseller, weltweit veröffentlicht in 30 Sprachen.
Aus den Erlösen gründete Christel Zachert 1995 die Isabell-Zachert-Stiftung. Zum 20-jährigen
Bestehen ist jetzt im ABOD Verlag der Bestseller als Hörbuch erschienen. Das letzte Kapitel hat
Christel Zachert selbst gesprochen.
Es ist ein neuer Anhang der Druckausgabe, den sie für die CD geschrieben hat. Darin erzählt sie
der Tochter, was sich seit deren Tod in der Behandlung und Betreuung Krebskranker geändert hat.
Als die Eltern damals, Anfang der 1980er Jahre, das Mädchen im Krankenhaus besuchten, „haben
wir auf Balkonliegen die Nacht verbracht“. Heute gibt es Elternhäuser, etwa das vom Förderkreis
Tumor- und Leukämiekranker Kinder in der Joachimstraße in der Bonner Südstadt. Von hier ist es
nicht weit zur Uni-Kinderklinik in der Adenauerallee. Den Krebsstationen sind mittlerweile
psychologische Dienste angegliedert – damals unbekannt.
„Die Beziehung zum Sterben hat sich in den vergangenen 30 Jahren geändert“, sagt Christel
Zachert. Hospize sind da, Ärzte und Pfleger sprechen über würdiges Sterben, verabreichen bei
Bedarf auch Opiate, um den schwerst Kranken das Leiden zu erleichtern. Damals hat sich strafbar
gemacht, wer zur Morphiumspritze griff.
Auch ihr und Isabells Buch, davon ist die heute 75-Jährige überzeugt, hat zum Umdenken über
das einstige Tabuthema Krebs beigetragen.
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Eine Frage, Frau Zachert, ist das Buch auch eine Trauerarbeit? „Heute nicht mehr“, antwortet sie.
„Man kann das Schicksal nur ertragen, wenn man es annimmt und Trauer und Schmerz in positive
Energie verwandelt.“ Sie ist sicher: „Die Kraft der Botschaft liegt in Isabells Tagebuch“.
Und diese Kraft wirkt weiter. 1,4 Millionen Euro beträgt das Kapital der unter dem Dach der
Deutschen Kinderkrebs-Stiftung (Bonn) wirkenden Isabell-Zachert-Stiftung. Mehr als 3500
Spender und Sponsoren haben zu dieser Summe beigetragen.
Das Geld verwendet der Vorstand, dem neben Frau Zachert der Anwalt Lutz Hennemann von der
Kinderkrebsstiftung auch Isabells behandelnder Arzt Professor Dr. Walter Möbius, heute ein
bekannter Buchautor („Der Krankenflüsterer“) angehören, unter anderem für das
Waldpiratencamp in Heidelberg.
In dieser erlebnispädagogischen Einrichtung können sich Tumorkranke Kinder und ihre
Geschwister erholen. Bis Dezember 2014 unterstützte die Stiftung das Camp mit rund 660 000
Euro; damit konnten dort 45 Kinder zehn Tage Urlaub machen. In diesem Jahr werden zwei
Camps mit 120 000 Euro finanziert, freut sich Christel Zachert, die jedes Mal nach Heidelberg
fährt, um mit den Kindern zu sein.
2007 bestieg sie, damals 67 Jahre alt, den Kilimandscharo und hisste auf dem Gipfel die Fahne
des Waldpiratencamps. In diesem Jahr geht sie mit der Internationen Polizei-Vereinigung (IPA) auf
eine 400 Kilometer lange Radtour durchs Münsterland. Sponsoren werden um Geld für jeden
gefahrenen Kilometer gebeten.
„Ich versuche anderen zu helfen, damit sie eine Chance haben“, begründet die ehemalige
Finanzberaterin ihr unermüdliches Tun für die Stiftung. So schreibt sie zurzeit 1500 Stifter
persönlich an, weist auf das Hörbuch hin und legt eine Karte mit dem Motiv eines Engels hinter
Glas bei, den Isabell einst für die Eltern zum Weihnachtsfest geschaffen hat. Und sie packt noch
ein buntes Armband mit dem Motto des Waldpiratencamps dazu „Eines werde ich nie tun:
aufgeben“. Es ist auch ihr Lebensmotto geworden.
www.isabell-zachert-stiftung.de
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