Das Dokumentationszentrum ehemaliger Hannoverscher Bahnhof

Das Dokumentationszentrum ehemaliger Hannoverscher Bahnhof am
Lohsepark nimmt Gestalt an
Wo heute der Lohsepark als größte Parkfläche der HafenCity sich der Fertigstellung nähert, standen einst Teile des Hannoverschen
Bahnhofs. Von hier aus wurden nach neueren, im Rahmen der Parkplanung durchgeführten, historischen Untersuchungen zwischen
1940 und 1945 mindestens 7.692 Juden, Sinti und Roma in 20 Transporten aus Hamburg nach Ausschwitz, Belzec, Lodz, Minsk und
Theresienstadt deportiert.
Als Ort des Gedenkens an dieses dunkle Kapitel der Hamburger Stadtgeschichte wird im und am Lohsepark der Gedenkort
"Denk.mal Hannoverscher Bahnhof" entstehen, der aus drei Elementen entwickelt wird: Dazu gehören der zentrale Gedenkort des
unter Denkmalschutz stehenden Relikts des Bahnsteigs 2 im östlichen Anschluss an den Park, des Weiteren die sogenannte "Fuge",
die durch den Park entlang des historischen Gleisverlaufs bis hin zum Bahnsteig führt, sowie das Dokumentationszentrum, das in
direkter visueller Beziehung zum historischen Gedenkort, auf der Westseite des Parks an der Straße Steinschanze entsteht.
Für das Gebäude am Westrand des Lohseparks, in das das Dokumentations-zentrum einziehen wird, hatte das Sondervermögen
Stadt und Hafen (HafenCity Hamburg GmbH) im Sommer 2015 ein geeignetes Grundstück gekauft. Dort ist ein siebengeschossiger
Neubau mit einer Geschossfläche von ca. 6.100 qm BGF vorgesehen, mit einer Fläche von ca. 700 qm im Erdgeschoss für die
Ausstellung und Veranstaltungsräume. Kernelement ist eine dauerhafte Ausstellung zum Schicksal der deportierten Norddeutschen
und Hamburger Bürger, angelehnt an die von Dr. Linde Apel konzipierte temporäre Dokumentation "In den Tod geschickt", die in
kleiner Form seit September 2013 im Infopavillon Hannoverscher Bahnhof zu sehen ist. Für die neuen und endgültigen
Räumlichkeiten wird die Ausstellung überarbeitet und erweitert werden, betrieben wird sie dann unter der Leitung der
KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Der Architekturwettbewerb stellte hohe Anforderungen an die Teilnehmer. Es war ein zeitloses, starkes Gebäude zu entwerfen, das
eine doppelte Funktion erfüllt und dabei gut funktioniert: Im Erdgeschoss ein dauerhafter attraktiver Ausstellungs- und
Veranstaltungsort, der sich von den publikumswirksamen Nutzungen der Umgebung abhebt sowie ein Bürogebäude mit einer
Fassade, die mit den Ausstellungsflächen sehr gut harmoniert.
Der gesamte Planungsprozess für den Gedenkort im Park und das Dokumentationszentrum wurde neben politischen Vertretern
Hamburgs und der Kulturbehörde von der Jüdischen Gemeinde, der Roma und Cinti Union, dem Landesverband der Sinti und dem
Auschwitz-Komitee, dem Museum für Hamburgische Geschichte, dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden, der
Landeszentrale für Politische Bildung sowie der KZ-Gedenkstätte Neuengamme begleitet.
Neun Architekturbüros hatten sich der herausfordernden Aufgabe gestellt. Das Preisgericht unter Vorsitz des Hamburger Architekten
Prof. Volkwin Marg hat unter Mitwirkung von politischen Vertretern und freien Architekten folgendes Ergebnis beschlossen:
1. Preis
Wandel Lorch Architekten, Frankfurt/Saarbrücken
2. Preis und 3. Preis sowie eine Anerkennung
Das Preisgericht hat zudem das Büro Winking Froh Architekten aus Hamburg mit dem 2. Preis und das Büro Renner Hainke Wirth
Architekten in Zusammenarbeit mit Kirsch Bremer Artandarchitecture (beide Hamburg) mit dem 3. Preis ausgezeichnet. Max Dudler,
Architekt, aus Berlin errang eine Anerkennung.
Der Siegerentwurf von Wandel Lorch Architekten überzeugte laut Preisgericht "durch ein ruhiges und unprätentiöses Bürogebäude,
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Stand: 23.04.2016
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dessen Erdgeschoss mit dem Dokumentationszentrum sich zwar farblich und in der Gliederung seiner Öffnungen vom kubischen
Gesamtbau unterscheidet, aber den gleichen Ernst des Gesamtgebäudes hat." Das Preisgericht würdigt die "Einfachheit und Klarheit
des Entwurfes, der die Doppelfunktion des Hauses erkennbar spiegelt, ohne sie übermäßig zu interpretieren". Durch die ausgeprägte
Erdgeschossausgestaltung findet eine Kommunikation vom Gebäude zum Gedenkort und andersrum statt.
Prof. Barbara Kisseler, Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg
"Die Deportationen vom Hannoverschen Bahnhof sind ein dunkles Kapitel der Hamburger Stadtgeschichte. Wir wollen für die
Überlebenden und Angehörigen einen Ort schaffen, an dem sie gedenken können - und einen Ort, an dem der Opfer gedacht wird.
Es ist unsere Verantwortung, kommenden Generationen einen Ort der Auseinandersetzung mit unserer Geschichte zu bieten. Mit
dem Dokumentationszentrum am Lohsepark schaffen wir diese Ergänzung zum künftigen Gedenkort im Lohsepark, der am
authentischen Ort an die Deportation von 7.692 Hamburger Juden, Roma und Sinti in die Vernichtungslager Ost- und Mitteleuropas
erinnert. Im Dokumentationszentrum werden neben den bis heute unvorstellbaren Gräueltaten der Verfolgung und Deportation die
Schicksale der verfolgten Juden, Roma und Sinti gezeigt."
Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH
"Mit dem hervorragenden Architekturentwurf von Wandel Lorch Architekten für das geplante Dokumentationszentrum am Lohsepark
wird der Dreiklang des neu entstehenden und wohl bedeutendsten Gedenkorts zur Deportation in Hamburg endgültig definiert.
Während die Fuge im Park bereits im Sommer 2016 fertig gestellt wird und der zentrale Gedenkort am ehemaligen Bahnsteig 2017
folgt, kann jetzt umgehend die Planung für das Haus des Dokumentationszentrums beginnen."
Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
"Ein zurückhaltendes aber dennoch ungewöhnliches Haus, das die Ernsthaftigkeit der Erdgeschossnutzung mit dem
Dokumentationszentrum ebenso widerspiegelt wie die Kunst, mit einer guten Fassadentektonik interessante Architektur in der
HafenCity umzusetzen."
Prof. Wolfgang Lorch, Wandel Lorch Architekten
"Der Hannoversche Bahnhof als authentischer Ort ist verloren. Im Lohsepark verweisen Gleisrelikte, eine Gedenktafel und die Namen
der Deportierten auf die historischen Ereignisse. In dem neuen Haus an der Ecke Steinschanze und Lohsepark wird ein
Dokumentations- und Lernort entstehen, der die Bedeutung des Ortes als Schnittstelle zwischen Hamburg und den Lagern, die
Synonym für den Holocaust sind, erfahrbar macht."
Wandel Lorch Architekten ist ein renommiertes Büro für Architektur und Stadtplanung. Es wird durch Prof. Andrea Wandel und Prof.
Wolfgang Lorch geführt. Zu ihren Bauten gehören die neue Dresdner Synagoge, die 2002 mit dem World Architecture Award für das
beste Gebäude Europas ausgezeichnet wurde und das Jüdische Zentrum München, das den Deutschen Städtebaupreis 2008 und
den Deutschen Architekturpreis 2011 erhielt sowie das unweit des Plangebiets in der HafenCity liegende 2012 fertiggestellte
Ökumenische Forum, das ebenfalls mit verschiedenen Auszeichnungen versehen wurde.
Pressekontakte:
André Stark
stv. Pressesprecher
HafenCity Hamburg GmbH
Tel: 040 / 37 47 26 21
eMail: [email protected]
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Enno Isermann
Pressesprecher
Kulturbehörde und Projekt Elbphilharmonie
Tel: 040 / 428 24 207
eMail: [email protected]
Aktuelle Informationen auch unter www.hafencity.com
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