Andreas Buro - Netzwerk Friedenskooperative

Andreas Buro
1928 – 2016
„Wie bei kaum jemand anderem spiegelten sich in seinem engagierten Leben die
Geschichte wie das heutige Wirken der außerparlamentarischen sozialen Bewegungen
der Bundesrepublik ...“
Inhalt:
Presseschau
PM Netzwerk Friedenskooperative und Komitee für Grundrechte
Würdigung Andreas Buro, Martin Singe, Volker Böge,
Komitee für Grundrechte
Dialogkreis
IPPNW trauert um wichtigen friedenspolitischen Mitstreiter
Renken Brahms (EKD) Friedensbewegung trauert um
Politikwissenschaftler Buro
aixpaix.de trauert um Prof. Dr. Andreas Buro
Die Linke, „Seine Stimme für Frieden, Demokratie und
Bürgerrechte wird uns fehlen“
BSV, „Andreas Buro verstorben“
Pax Christi Limburg, „Wir trauern um einen langjährigen Freund
der pax christi-Bewegung im Bistum Limburg“
ForumZFD, „Ein prägender Friedensforscher und Friedensaktivist
attac, „Wir trauern um Andreas Buro“
Versöhnungsbund, „Zum Tode von Andreas Buro“
Kurd-Akad. Netzwerk kurdischer AkademikerInnen e. V. „Wir
trauern um Prof. Dr. Andreas Buro“
Biographie in Stichpunkten
Redebeiträge der Trauerfeier:
 Roland Roth, Komitee für Grundrechte / Sozialistische Büro
 Susanne Grabenhorst, IPPNW/ Kooperation für den Frieden
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Seite: 2
Seite: 3
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Seite: 4-5
Seite: 6
Seite: 7
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Seite: 8-9
Seite 10
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Seite: 11
Seite: 12
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Seite: 13
Seite: 14
Seite: 15
Seite: 16
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Seite: 17
Seite: 18-20
Seite: 21-25
Seite: 26-XX
Stand: 09.02.16
Quelle: http://www.friedenskooperative.de/Andreas_Buro.pdf
Netzwerk Friedenskooperative, Römerstr. 88, 53111 Bonn, Tel.: 0228/ 692904, Fax: 0228/ 692906,
eMail: [email protected], http://www.friedenskooperative.de
Spendenkonto: Förderverein Frieden e.V., GLS Bank, IBAN: DE89 4306 0967 4041 8604 00
Presseschau:
19.01.
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n-tv: „Vater der Ostermärsche ist tot“ - http://www.n-tv.de/politik/Vater-derOstermaersche-ist-tot-article16804991.html
Welt, „Friedensaktivist Andreas Buro gestorben„ http://www.welt.de/regionales/hessen/article151208780/Friedensaktivist-Andreas-Burogestorben.html
Neues Deutschland: „Friedensforscher Andreas Buro gestorben“ - http://www.neuesdeutschland.de/artikel/998634.friedensforscher-andreas-buro-gestorben.html
Hessenschau (Hess. Rundfunk) „Politikwissenschaftler Andreas Buro gestorben“ http://hessenschau.de/gesellschaft/friedensforscher-andreas-buro-gestorben,andreasburo-100.html
focus-online, „Friedensaktivist Andreas Buro gestorben“ http://www.focus.de/regional/hessen/gesellschaft-friedensaktivist-andreas-burogestorben_id_5223193.html
epd, „Friedensforscher und Ostermarsch-Mitbegründer Andreas Buro gestorben“ http://www.evangelische-friedensarbeit.de/artikel/2016/friedensforscher-undostermarsch-mitbegruender-andreas-buro-gestorben
FR, „Friedensaktivist Andreas Buro gestorben“ - http://www.fr-online.de/rheinmain/friedensaktivist-andreas-buro-gestorben,1472796,33559940.html
21.01.
 taz, „Ein streitbarer Pazifist“ - http://www.taz.de/!5267065/
 fnp, „Der Kämpfer für Weltfrieden ist tot“ - http://www.fnp.de/rhein-main/Der-Kaempferfuer-Weltfrieden-ist-tot;art801,1810313
 Neues Deutschland, „Optimismus des Handelns“ - https://www.neuesdeutschland.de/artikel/998843.optimismus-des-handelns.html
 jW, „Andreas Buro gestorben“ - https://www.jungewelt.de/2016/01-21/049.php
 hr2 kultur, „Am Tisch mit Andreas Buro, "Friedensaktivist"- http://www.hronline.de/website/radio/hr2/index.jsp?
rubrik=53581&key=standard_document_58884712
 epd, „Friedensbewegung trauert um Politikwissenschaftler Buro“ http://www.epd.de/zentralredaktion/epd-zentralredaktion/friedensbewegung-trauert-umpolitikwissenschaftler-buro
 sonnenseite.com (Franz Alt), Friedensforscher Andreas Buro - Vater der Ostermärsche ist
gestorben -´http://www.sonnenseite.com/de/politik/trauer-um-andreas-buro.html
22.01.
 Freitag, „Theorie und Praxis des Friedens“ (von Thomas Leif) https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/theorie-und-praxis-des-friedens
29.01.
 Junge Welt, „Nicht nur diskutieren, handeln!“ - https://www.jungewelt.de/2016/0129/042.php
Stand: 30.1.16, 10 Uhr
Köln/Bonn, 19.01.16:
Trauer um Andreas Buro
Prof. Dr. Andreas Buro, Friedensforscher und jahrzehntelanger Vordenker der deutschen
Friedensbewegung, ist am Dienstag, dem 19.1.2016, im Alter von 87 Jahren nach kurzer, schwerer
Krankheit in seinem Haus in Grävenwiesbach im Taunus im Kreise seiner Familie friedlich
eingeschlafen und verstorben.
Andreas Buro gehörte zu den Mitbegründern der Ostermärsche der 1960er Jahre und blieb bis wenige
Tage vor seinem Tode friedenspolitisch aktiv. Er war Mitbegründer und bis zuletzt friedenspolitischer
Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie. Große Verdienste erwarb er sich in der
Entwicklung der Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB) als realistische Alternative zu militärischem
Vorgehen. Seit dem Jahr 2006 gab er in Zusammenarbeit mit der Kooperation für den Frieden, einem
Zusammenschluss von mehr als 50 Organisationen der deutschen Friedensbewegung, die MonitoringDossiers heraus, in denen ausdifferenzierte Vorschläge zur zivilen Konfliktbearbeitung in bestimmten
internationalen Konflikten ausgearbeitet sind.
Andreas Buro wurde für seine friedenspolitische Arbeit 2008 mit dem Aachener und 2013 mit dem
Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet.
In seinem letzten Kommentar, der am 24.12.2015 im Aachener Friedensmagazin aixpaix.de unter der
Überschrift „Friedenslogik, die die Kriegslogik infrage stellt“ erschien, formulierte er sein
optimistisches Vermächtnis:
„Mir fällt der Vers aus Brechts ‚Lied von der Moldau‘ ein: ‚Das Große bleibt groß nicht und klein nicht
das Kleine ...‘ Vielleicht sind wir in einer solchen Situation. In vielen Teilen der Welt bilden sich
Widerstandsgruppen gegen Krieg und Gewalt, Ausbildungsstätten für Zivile Konfliktbearbeitung
entstehen und Ausgebildete werden bereits in Konflikten erfolgreich eingesetzt. Das Bemühen ist oft
schwierig – Brechts Wort! Manche Kontrahenten, die nicht mehr siegen können, lassen sich auf
Verhandlungen ein und lernen, wie erfolgreich Zivile Konfliktbearbeitung sein kann. Soziale
Bewegungen auf anderen Arbeitsfeldern lernen voneinander, dass zivile Konfliktbearbeitung auch für
sie hilfreich ist. Erstaunlicherweise schleichen sich auch nicht selten bei Militärs Zweifel ein, ob ihr Tun
noch sinnvoll sei. Viele sprechen von Friedenslogik, die die Kriegslogik infrage stellt. Ein großer
Prozess des Umdenkens und der Umorientierung ist im Gange, vielfältig, spannend, Mut fordernd und
Ausdauer. Toll! ‚Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.‘ Hier findet Sinnsuche ihre
Aufgaben. Großartig dabei zu sein!“ (vollständiger Text: http://aixpaix.de/autoren/buro/friedenslogik20151224.html)
Wir trauern um einen großartigen Wegbegleiter, der es zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte, Frieden
zu fördern und Krieg zu überwinden, der die friedvollen Möglichkeiten sah und ergriff und der
herrschenden Machtpolitik die Stirn bot.
Köln/Bonn, 19.01.16
gez.
- Martin Singe und Elke Steven,
(Komitee für Grundrechte und Demokratie)
- Kristian Golla (Netzwerk Friedenskooperative)
Komitee für Grundrechte
und Demokratie
Aquinostr. 7-11
50670 Köln
Telefon: 0221 / 97269 -30
Fax: 0221 / 97269 -31
[email protected]
www.grundrechtekomitee.de
Grundrechtekomitee trauert um Andreas Buro
Andreas Buro ist am 19. Januar 2016 im Alter von 87 Jahren an einem schweren Krebsleiden verstorben. Seine
Freundinnen und Freunde aus dem Grundrechtekomitee und der Friedensbewegung trauern um einen einzigartigen Menschen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie, seinen Liebsten und Vertrauten.
Andreas Buro, geboren 1928 in Berlin, war 1980 Mitbegründer des Grundrechtekomitees. Bis 1994 war er dessen
Sprecher und zusammen mit Klaus Vack als Geschäftsführender Vorstand aktiv. Seit 1994 bis zu seinem Tode
wirkte er für das Grundrechtekomitee als friedenspolitischer Sprecher. Auf ungezählten Kundgebungen,
Demonstrationen, Tagungen und Kongressen sprach er engagiert über seine Friedensutopien, die er realpolitisch
zu fundieren verstand. Der Friedensforscher, Friedensaktivist und Mitbegründer der Ostermärsche war seit Ende
der 1950er Jahre friedenspolitisch engagiert, zuerst in der „Internationale der Kriegsdienstgegner“ und bei
„Kampf dem Atomtod“. 1965-1969 war er Sprecher des Zentralen Ostermarschausschusses. Seitdem wirkte er
zugleich in vielen internationalen friedenspolitischen Zusammenhängen.
Für das Grundrechtekomitee arbeitete er in den 1980er Jahren im Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung mit, der die Großdemonstrationen in Bonn Anfang der 1980er Jahre gegen den „Nachrüstungsbeschluss“ der NATO organisiert hatte. In den 1990er und 2000er Jahren wendete er sich immer wieder gegen die
neuen Interventionskriege der NATO, an denen sich die Bundesrepublik seit dem Krieg gegen Jugoslawien
beteiligt. Den Propagandisten der sogenannten humanitären Intervention setzte er die Argumente der zivilen
Konfliktbearbeitung entgegen und entlarvte die kriegsverniedlichenden Verschleierungen, die die Regierung dem
neuen militärischen Interventionismus umzuhängen versucht.
Sein Vermächtnis lautet auch aktuell: „Terror kann man nicht mit Krieg bekämpfen. Krieg ist Terror.“ 2008 wurde
ihm der Aachener Friedenspreis verliehen. 2013 erhielt er den Göttinger Friedenspreis. 2011 veröffent-lichte
Andreas Buro seine Autobiographie „Gewaltlos gegen Krieg. Lebenserinnerungen eines streitbaren Pazifisten“. In
Memoriam zitieren wir einen Auszug aus seinem Gedicht am Ende dieses Buches (S. 318):
Eines Tages werden
Stimme und Wort
meine Hörer nicht mehr erreichen.
Wie sollen dann meine Friedensgedanken
noch wirken?
Wird Frühling sich immer wieder
strahlend eröffnen,
wenn ich nicht mehr bin,
oder hat Apokalypse
die Blütenträume zertreten?
Einmal ist es das letzte Mal.
Was bohrt dieser Satz
so tief in mir?
(Zum Lebenslauf vgl. anhängende „Kurzbiographie Andreas Buro“ und Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Buro)
Ein bedeutender Schwerpunkt seiner Friedensarbeit lag in den letzten Jahren in der Erforschung und Beschreibung von zivilen Strategien zur Prävention und Deeskalation von Konflikten. In der Dossier-Reihe des
„Monitoring-Projektes“ hat Andreas Buro alternative politische Konfliktlösungen ausgearbeitet, u.a. zum
Afghanistan-Krieg, zum Iran-Konflikt, zum türkisch-kurdischen und zum Israel-Palästina-Konflikt, und zuletzt
auch zum Krieg in Syrien und den Anforderungen an eine umfassende Friedenslösung in Nah-Mittel-Ost.
Mit diesem Arbeitsschwerpunkt blieb Andreas Buro seiner seit Jahrzehnten in Friedensforschung und Friedensbewegung verfolgten Linie treu, die Analyse und Kritik der herrschenden Gewalt- und Kriegszustände mit dem
Aufzeigen von gewaltfreien zivilen Alternativen zu verbinden. Das rührt aus seiner Überzeugung, dass man die
Menschen für die Sache des Friedens und des Pazifismus nur gewinnen kann, wenn glaubwürdig und nachvollziehbar dargelegt wird, wie denn ohne Rückgriff auf Waffen und Militär die vielfältigen Konflikte unserer Zeit
bearbeitet und einer Lösung zugeführt werden können.
Er war ein kluger Stratege und Taktiker, der sich auf die Notwendigkeit einstellte, den Weg nur Schritt für Schritt
gehen zu können. Um die Vielen auf dem Weg mitzunehmen, war die geduldige Organisierung sozialer,
emanzipativer Lernprozesse ein weiteres durchgehendes Thema im politischen und akademischen Leben von
Andreas Buro. Letzteres konzentrierte sich auf die Universität Frankfurt, wo er seit Anfang der 70er Jahre wirkte
– als Lehrbeauftragter, Privatdozent und Professor, mit Schwerpunkten bei Internationalen Beziehungen,
Entwicklungspolitik, europäischer Integration, Friedensforschung und sozialen Bewegungen.
Andreas Buro hat in seinem Leben so viele Wellen der sozialen Bewegungen miterlebt, dass ihm Euphorie und
Resignation gleichermaßen fern lagen. Vielmehr folgte er dem Diktum Gramscis vom Pessimismus des Wissens
und dem Optimismus des Handelns. Das hat ihn seit seinem Engagement in der Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK) und in der Kampagne „Kampf dem Atomtod“ in den 50er Jahren bis heute vorangetrieben.
Ostermarschbewegung, außerparlamentarische Opposition gegen Notstandsgesetze und Vietnamkrieg, Kampagne
für Demokratie und Abrüstung, Mitgründung des Sozialistischen Büros und der Zeitschrift „links“ waren weitere
Stationen auf dem Weg. 1980 dann gehörte er zu den Gründern des Komitees für Grundrechte und Demokratie,
das er seitdem mitgeprägt hat, viele Jahre als Sprecher und im Geschäftsführenden Vorstand, bis zuletzt als
friedenspolitischer Sprecher. In den 1980er Jahren vertrat er das Komitee in der „neuen“ Friedensbewegung, die
seinerzeit eine große Massenbewegung war, die Hunderttausende zu Demon-strationen auf die Straße brachte. Er
war eine der Schlüsselfiguren jener Bewegung, auch damals darauf bedacht, den Protest und Widerstand gegen die
nukleare „Nach“rüstung zu verbinden mit dem Aufzeigen von Alternativen.
Der grenz- und blockübergreifende Charakter dieser Bewegung lag ihm besonders am Herzen. Die internationale
Zusammenarbeit war stets ein Schwerpunkt seiner Aktivitäten, beginnend mit seinem Engagement bei der
Organisierung des Friedensmarsches San Francisco – Moskau 1961 und der Mitbegründung der „International
Confederation for Disarmament and Peace“ und der World Peace Brigades, über die Mitgründung der „Helsinki
Citizens` Assembly“ bis zur Gründung des Dialog-Kreises für türkisch-kurdische Verständigung und für eine
politische Lösung des Kurdenkonflikts im Jahre 1995. Bis zuletzt war Andreas Buro der Mittelpunkt des DialogKreises und Herausgeber seiner „Nützlichen Nachrichten“. Sein internationalistisches Engagement hat ihn im
Lauf der Jahrzehnte in aller Herren Länder geführt; Moskau, Washington, Peking, Istanbul, Tiflis, Paris, Beirut
usw. sind wiederkehrende Stationen seiner politischen Reisetätigkeit. Von den Herrschenden wurde er zumeist
nicht besonders freundlich empfangen, dafür aber erfuhr er von den menschenrechtlich und friedenspolitisch
aktiven Bürgerinnen und Bürgern dieser Länder wegen seiner (kritischen) Solidarität und ruhig-bescheidenen Art,
zuzuhören und Vorschläge zu machen, desto mehr Respekt, Sympathie und Zuneigung. In dem von ihm
herausgegebenen Buch „Geschichten aus der Friedensbewegung“ (Köln 2005) kann man darüber Nachdenkliches, Kurioses, Empörendes und Mutmachendes lesen.
In seinem Buch über die Friedensbewegung „Totgesagte leben länger“ schrieb Andreas Buro: „Sicher ist der Weg
zu einer solidarischen Weltgesellschaft ein unendlicher Weg. Wir werden niemals das Ziel ganz erreichen. Deshalb
wird zu Recht gesagt, der Weg sei das Ziel, will sagen: Auf dem Weg erreichen wir nur Teilziel um Teilziel.
Natürlich verirren wir uns auch, aber wir haben Chancen, zurückzufinden und dann den Weg wiederaufzunehmen. Wäre es nicht ein großartiges und bedeutendes Etappenziel, militärische Gewalt aus dem Arsenal
menschlich-unmenschlicher Instrumente auszuklammern? (…) der Weg, über den wir hier sprechen, (kann) ein
sehr erfülltes, ereignisreiches und sinnvolles Leben bedeuten.“ (Andreas Buro: Totgesagte leben länger – Die
Friedensbewegung. Idstein 1997, S. 204f.). Ein solches Leben hat Andreas Johann Peter Ludwig Buro bis zum
Ende geführt.
Dr. Volker Böge / Martin Singe
Dialog-Kreis: „Die Zeit ist reif für eine politische Lösung
im Konflikt zwischen Türken und Kurden“
Geschäftsstelle: Postfach 903170, D-51124 Köln, Tel: 02203-126 76, Fax: 126 77, [email protected], www.dialogkreis.de

Dialog-Kreis, Postfach 90 31 70, D- 51124 Köln
Am 19. Januar haben wir den Bürgerrechtler, Politikwissenschaftler,
Mentor der deutschen Friedensbewegung Andreas Buro verloren.
Andreas Buro wollte den Kurden gegen die brutale Unterdrückung und Vernichtungspolitik eine Stimme geben und
setzte sich unermüdlich für die Anerkennung der elementaren Rechte der Kurden ein.
Andreas Buro kritisierte stets die in der deutschen Politik herrschende falsche Freundschaft zur Türkei und sagte
schon im Jahre 1995: „Freundschaft zur Türkei kann in dieser historischen Situation nur heißen, ihrer großen
Gesellschaft aus Türken, Kurden, Armeniern, aus Moslems, Christen und vielen anderen Völkern und Religionen
beizustehen, um Gespräche und Verhandlungen für das zukünftige friedliche Zusammenleben endlich beginnen zu
lassen. Helfen wir alle mit, damit die Vernunft siegt, damit die seit Jahrhunderten bestehende Freundschaftsbrücke
zwischen Kurden und Türken nicht weiter zerstört wird, die zivilen Kräfte sich stärken und Frieden, der Wunsch der
großen Mehrheit dieser Völker, Wirklichkeit werden kann“.
Der Dialog-Kreis, der im März 1995 mit dem Aufruf „Krieg in der Türkei – Die Zeit ist reif für eine politische Lösung!“
einen breiten Kreis von etwa 150 prominenten Menschen aus Politik, Kultur und Wissenschaft zusammenbrachte, hat
unter seiner Koordination eine kontinuierliche Friedens- und Vermittlungsarbeit sowie Aufklärungs- und
Öffentlichkeitsarbeit geleistet.
Alles, was der Dialog-Kreis unter seiner Regie und Federführung gemacht und erreicht hat, bildet jedoch nur einen
kleinen Teil seines Aufgabenbereiches. Zu seinem Aufgabenarsenal gehörten nicht nur die Türkei und Kurdistan,
sondern eine Vielzahl weiterer Konflikte.
Prof. Dr. Andreas Buro,

ein Friedensaktivist, der stets versuchte, von Europa nach Asien, von Asien nach Afrika und umgekehrt Brücken
zu bauen,

ein Friedenskämpfer, der versuchte, von Bosnien zum Kosovo, von Afghanistan zum Irak, von Türkei/Kurdistan
zu Israel/Palästina, von der Ukraine zu Syrien eine andere nicht von Waffen und Gewalt diktierte und
gekennzeichnete Politik zu entwickeln,
ein unermüdlicher, energievoller Mensch, der für eine wahre Friedenspolitik der Bundesrepublik seine Stimme
erhob,
ist am 19. Januar 2016 gestorben. Ein volles Leben für Frieden und Versöhnung gegen Gewalt und Zerstörung ist zu
Ende.
Wir sind in tiefer Trauer und vermissen Andreas!
Luise Schatz, Dr. Gisela Penteker, Jürgen Neitzert und Memo Şahin

Köln, den 20. Januar 2016
Bankverbindung: Dialog-Kreis, Sparkasse KölnBonn, IBAN: DE55 3705 0198 0009 1525 39, BIC: COLSDE33
IPPNW trauert um wichtigen friedenspolitischen Mitstreiter
1 von 3
https://www.ippnw.de/startseite/artikel/de/ippnw-trauert-um-wichtigen-...
IPPNW.DE
IPPNW trauert um wichtigen friedenspolitischen Mitstreiter
Andreas Buro ist gestorben
20.01.2016 Prof. Dr. Andreas Buro ist gestern im
Alter von 87 Jahren verstorben. Die IPPNW trauert
um ihr Beiratsmitglied und wichtigen
friedenspolitischen Mitstreiter. Er hat die
gesellschaftlichen Entwicklungen und insbesondere
die Auseinandersetzungen um Militär und Krieg in
den letzten 60 Jahren in Deutschland maßgeblich
mitgestaltet. Unter anderem war er Mitgründer der
Ostermärsche und des Komitees für Grundrechte
und Demokratie sowie des Dialogkreises für eine
politische Lösung der kurdischen Problematik in der
Türkei. Bis Ende der 1950er Jahre engagierte er sich
zudem in der Kampagne "Kampf dem Atomtod"
gegen die Ausrüstung der Bundeswehr mit
Atomwaffen.
"Andreas Buro hat die Kooperation für den Frieden mitgetragen mit seiner immer wieder
verblüffenden Energie, Klarsicht und Kreativität. Als anregender und streitbarer, aber dabei
integrierender Friedensaktivist und Vordenker der Friedensbewegung leistete er
unverzichtbare Beiträge zur Zivilen Konfliktbearbeitung. Wir sind dankbar, dass er noch bei
der IPPNW-Friedenskonferenz im Oktober 2015 dabei sein und sein Motto `Kooperation statt
Konfrontation´ vortragen konnte, das er auch im persönlichen Umgang überzeugend gelebt
hat", erklärt die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst.
Foto: IPPNW-Beiratsmitglied Prof. Dr. Andreas Buro, Foto: IPPNW
... zurück
[Thesen von Andreas Buro auf der IPPNW-Friedenkonferenz am 2. Oktober
2015] ["Deutschlands Verantwortung: Frieden", Vortrag als Audiodatei]
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• famulieren & engarien • Fukushima • Hibakusha • Israel & Palästina • Irak • SaudiArabien • IPPNW-Friedenskongress • famulieren & engagieren
20.01.2016 15:32
Friedensbewegung trauert um Politikwissenschaftler Buro
1 von 2
https://www.evangelisch.de/print/130527
Veröffentlicht auf evangelisch.de (https://www.evangelisch.de)
Startseite > Friedensbewegung trauert um Politikwissenschaftler Buro
Friedensbewegung trauert um Politikwissenschaftler
Buro
[1]
"Der Tod von Andreas Buro ist ein großer Verlust für die Friedensbewegung und die
Zivilgesellschaft", sagte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD), Renke Brahms, am Mittwoch in Bonn. Die Ärzte für die Verhütung des
Atomkrieges (IPPNW) hoben vor allem Buros Eintreten für zivile Konfliktlösungen hervor.
Buro war am Dienstag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grävenwiesbach im Taunus
gestorben. Der Mitinitiator der Ostermärsche Anfang der 60er Jahre gehörte jahrzehntelang
zu den führenden Köpfen der deutschen Friedensbewegung.
Renke Brahms würdigte Buro als einen "langjährigen Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit
und einen wichtigen Mahner für eine friedliche Welt". Vor allem seine wissenschaftliche
Expertise, sein unablässiges Engagement gegen Atomwaffen wie auch die praktische
Friedensarbeit der von ihm mitgegründeten Peace Brigades seien wertvoll und wegweisend
gewesen, erklärte der EKD-Beauftragte.
Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung
Andreas Buro habe die Diskussionen um Militär und Krieg in den vergangenen 60 Jahren in
Deutschland maßgeblich mitgestaltet, betonte IPPNW-Chefin Susanne Grabenhorst. Buro
war Beiratsmitglied von IPPNW. "Als anregender und streitbarer, aber dabei integrierender
Friedensaktivist und Vordenker der Friedensbewegung leistete er unverzichtbare Beiträge zur
zivilen Konfliktbearbeitung", sagte Grabenhorst.
Martin Singe vom Komitee für Grundrechte und Demokratie in Köln, dessen
friedenspolitischer Sprecher Buro war, nannte ihn eine "wichtige Stimme in der aktuellen
sicherheitspolitischen Diskussion". Er habe die zivile Konfliktbearbeitung als klare Alternative
gegen die Interventionskriege der Bundeswehr vertreten und damit Friedenslogik gegen
Kriegslogik gesetzt. Der Herausgeber des Aachener Friedensmagazins "aixpaix.de [2]", Otmar
Steinbicker, würdigte Buro als einen großen Vordenker der Friedensbewegung. Für seine
Verdienste um die Entwicklung der Zivilen Konfliktbearbeitung hatte der Politikwissenschaftler
2008 den Aachener und 2013 den Göttinger Friedenspreis erhalten.
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Artikel
Friedensbewegung trauert um Politikwissenschaftler Buro [1]
Artikel
20.01.2016 17:16
Friedensbewegung trauert um Politikwissenschaftler Buro
2 von 2
https://www.evangelisch.de/print/130527
Evangelische
Alle Artikel [12] Kirche: Militär-Gewalt schafft keinen Frieden
Buro wurde am 15. August 1928 in Berlin geboren. Er studierte erst Forstwirtschaft und dann
Ende der 60er Jahre Politikwissenschaft. An der Goethe-Universität in Frankfurt am Main
wurde er 1980 Professor für internationale Politik. Seine Schwerpunkte legte er zunehmend
auf die Friedens- und Konfliktforschung. Seit 2006 gab Buro gemeinsam mit einem
Zusammenschluss von über 50 Friedensorganisationen Monitoring-Dossiers heraus, in denen
Vorschläge zur zivilen Lösung internationaler Konflikte unterbreitet wurden.
Quellen URL: https://www.evangelisch.de/inhalte/130527/20-01-2016/friedensbewegung-trauertum-politikwissenschaftler-andreas-buro
Links
[1] https://www.evangelisch.de/inhalte/130527/20-01-2016/friedensbewegung-trauert-um-politikwissenschaftlerandreas-buro
[2] http://www.aixpaix.de
[3] https://www.evangelisch.de/inhalte/125845/14-10-2015/evangelische-kirche-militaer-gewalt-schafft-keinenfrieden
[4] https://www.evangelisch.de/inhalte/124336/02-09-2015/afrikanische-fluechtlingsinitiative-mit-aachenerfriedenspreis-geehrt
[5] https://www.evangelisch.de/inhalte/123786/08-08-2015/augsburger-friedensfest-religionsvertreter-rufenzu-toleranz-auf
[6] https://www.evangelisch.de/inhalte/123713/02-08-2015/ekd-friedensbeauftragter-atomwaffen-abschaffen-stattmodernisieren
[7] https://www.evangelisch.de/inhalte/122848/12-07-2015/dalai-lama-bezeichnet-eu-als-internationales-vorbild
[8] https://www.evangelisch.de/inhalte/122439/12-06-2015/friedensgruppen-protestieren-gegen-tag-derbundeswehr
[9] https://www.evangelisch.de/inhalte/121233/26-04-2015/internationale-frauenliga-feiert-100-jaehriges-bestehen
[10] https://www.evangelisch.de/inhalte/121056/17-04-2015/kaessmann-und-wecker-friedensbewegungmuss-wieder-stark-werden
[11] https://www.evangelisch.de/inhalte/120883/05-04-2015/fortsetzung-der-ostermaersche
[12] https://www.evangelisch.de/themen/friedensbewegung
20.01.2016 17:16
aixpaix.de trauert um Prof. Dr. Andreas Buro
1 von 2
http://aixpaix.de/autoren/buro/trauer.html
aixpaix.de > Autoren > aixpaix.de trauert um Prof. Dr. Andreas Buro
Aachen
Aachener Friedensmagazin
aixpaix.de trauert um Prof. Dr. Andreas Buro
Afghanistan
19.01.2016 – Das Aachener
Friedensmagazin aixpaix.de trauert um
seinen prominenten Autor Andreas Buro,
der heute um 13 Uhr im Alter von 87 Jahren
nach kurzer, schwerer Krankheit in seinem
Haus in Grävenwiesbach im Taunus im
Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen
und verstorben ist.
Afrika
Asien
Auslandseinsätze
Atomwa en
Deutschland
Europa
Iran
Israel
Kolumbien
Kosovo
Nahost
NATO
Syrien
Türkei/Kurdistan
Uranmunition
USA
Prof. Dr. Andreas Buro, Friedensforscher
und jahrzehntelanger Vordenker der
deutschen Friedensbewegung, gehörte zu
den Mitbegründern der Ostermärsche der
1960er Jahre und blieb bis wenige Tage vor
seinem Tode friedenspolitisch aktiv. Er war
Mitbegründer und bis zuletzt
friedenspolitischer Sprecher des Komitees
Andreas Buro an seinem letzten Geburtstag am
für Grundrechte und Demokratie. Große
15.08.2015. Foto Otmar Steinbicker
Verdienste erwarb er sich in der
Entwicklung der Zivilen
Konfliktbearbeitung (ZKB) als realistische
Alternative zu militärischem Vorgehen. Seit dem Jahr 2006 gab er in Zusammenarbeit mit
der Kooperation für den Frieden, einem Zusammenschluss von mehr als 50
Organisationen der deutschen Friedensbewegung Monitoring-Dossiers heraus, in denen
ausdifferenzierte Vorschläge zur zivilen Konfliktbearbeitung in bestimmten
internationalen Konflikten ausgearbeitet sind.
Andreas Buro wurde 2008 mit dem Aachener und 2013 mit dem Göttinger Friedenspreis
ausgezeichnet.
Seit 2009 gehörte er zu den Autoren des Aachener Friedensmagazin aixpaix.de. Auf seine
Anregung entstand Anfang 2014 das „Projekt Münchhausen“ der deutschen
Friedensbewegung, das historische und aktuelle Kriegslügen aufdeckte und
dokumentierte. Dieses Projekt, das ihm bis zu seinem Tode sehr am Herzen lag, erscheint
in aixpaix.de. Im Frühjahr 2015 regte er zudem den „Ping-Pong-Dialog“ mit Otmar
Steinbicker, dem Herausgeber von aixpaix.de, zu tagesaktuellen Fragen der
Friedensbewegung an.
In seinem letzten Kommentar, der am 24.12.2015 im Aachener Friedensmagazin
aixpaix.de unter der Überschrift „Friedenslogik, die die Kriegslogik infrage stellt“
erschien, formulierte er sein optimistisches Vermächtnis:
„Mir fällt der Vers aus Brechts ‚Lied von der Moldau‘ ein: ‚Das Große bleibt groß nicht und
klein nicht das Kleine ...‘ Vielleicht sind wir in einer solchen Situation. In vielen Teilen der
Welt bilden sich Widerstandsgruppen gegen Krieg und Gewalt, Ausbildungsstätten für
Zivile Konfliktbearbeitung entstehen und Ausgebildete werden bereits in Konflikten
erfolgreich eingesetzt. Das Bemühen ist oft schwierig – Brechts Wort! Manche
Kontrahenten, die nicht mehr siegen können, lassen sich auf Verhandlungen ein und
lernen, wie erfolgreich Zivile Konfliktbearbeitung sein kann. Soziale Bewegungen auf
anderen Arbeitsfeldern lernen von einander das zivile Konfliktbearbeitung auch für sie
hilfreich sind. Erstaunlicherweise schleichen sich auch nicht selten bei Militärs Zweifel ein,
ob ihr Tun noch sinnvoll sei. Viele sprechen von Friedenslogik, die die Kriegslogik infrage
stellt.
Ein großer Prozess des Umdenkens und der Umorientierung ist im Gange, vielfältig,
spannend, Mut fordernd und Ausdauer. Toll! „Das Große bleibt groß nicht und kleine nicht
das Kleine.“ Hier findet Sinnsuche ihre Aufgaben. Großartig dabei zu sein!“
Andreas Buros letzter Kommentar
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21.01.2016 09:19
DIE LINKE: Seine Stimme für Frieden, Demokratie und Bürgerrechte ...
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20. Januar 2016
Katja Kipping und Bernd Riexinger
Wir trauern um Prof. Dr. Andreas Buro. Mit seinem Tod verliert die Friedensbewegung einen Vordenker. Dieses
Land verliert in beunruhigenden und unfriedlichen Zeiten eine ebenso entschlossene wie geduldige Stimme für
Frieden, Demokratie und Bürgerrechte. Unsere Gedanken sind in diesen Tagen bei seiner Familie und seinen
engsten Vertrauten.
Andreas Buro hat die Friedens- und Bürgerrechtsbewegung in Deutschland über mehr als fünf Jahrzehnte
maßgeblich mitgeprägt: als Mitbegründer der Ostermärsche, der großen Proteste gegen Atomwaffen und den
"Nato-Doppelbeschluss" Anfang der 1980er, als Mitbegründer und jahrelanger Vorstand des Komitees für
Grundrechte und Demokratie, als klare Stimme gegen die Nato-Kriege mit deutscher Beteiligung in Jugoslawien
und Afghanistan.
Sein Vermächtnis bleibt gerade in diesen Monaten, in denen die Bundesregierung neue Soldaten in einen
weiteren Krieg schickt aktuell: "Terror kann man nicht mit Krieg bekämpfen".
Das Ziel einer "solidarischen Weltgesellschaft" (Buro) war für ihn nur zu erreichen, wenn immer mehr Menschen
von konkreten Alternativen zu Krieg und Militär überzeugt werden. Als Friedensforscher hat Buro in den letzten
Jahren zahlreiche solcher Strategien für zivile, demokratische und soziale Lösungen der Kriegsherde im
Nahen-Osten und in Afghanistan mit entwickelt.
Noch vor wenigen Wochen, an Weihnachten des letzten Jahres, äußerte Buro die Hoffnung, dass angesichts der
Gewaltspiralen von Kriegen und Waffenexporten, Terror und weiterem Krieg die "Friedenslogik, die die
Kriegslogik infrage stellt" weltweit stärker wird: "Ein großer Prozess des Umdenkens und der Umorientierung ist
im Gange, vielfältig, spannend, Mut fordernd und Ausdauer. Toll! ‚Das Große bleibt groß nicht und klein nicht
das Kleine.‘ Großartig dabei zu sein!"
Jetzt müssen wir ohne Andreas Buro diesen Weg weiter gehen und gemeinsam daran arbeiten, die Kräfte des
Friedens und der zivilen Konfliktlösung zu stärken und bündeln. Als DIE LINKE wollen wir unseren Beitrag dazu
leisten. Das ist die beste Weise, einem engagierten Pazifisten und Demokraten wie Andreas Buro zu gedenken.
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21.01.2016 09:09
BSV: Andreas Buro verstorben
http://www.soziale-verteidigung.de/news/meldungen/andreas-buro-ver...
Bund für Soziale Verteidigung
Konflikte gewaltfrei austragen • Militär und Rüstung abschaffen
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20.01.2016
Kategorie: Pazifismus und
Miltärkritik, über uns
Andreas Buro verstorben
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Der Friedenforscher und streitbare Pazifist Andreas Buro ist am 19. Januar mittags im Kreise seiner Kinder
und seiner Partnerin Ursula friedlich eingeschlafen.
Wir trauern um einen Freund und Mitstreiter, der Jahrzehnte der Friedensbewegung geprägt hat wie kaum ein
anderer.
Geboren am 15. August 1928 in Berlin, war Andreas, Mit-Initiator der Ostermärsche, Mitbegründer des
Sozialistischen Büros und des Komitees für Grundrechte und Demokratie
<http://www.grundrechtekomitee.de/node/735>, dessen friedenspolitischer Sprecher er bis zu seinem Tode
war, Zeit seines Lebens in unzähligen Initiativen aktiv. Dabei war ihm die Benennung von Alternativen zu
Rüstung und Militär, die Zivile Konfliktbearbeitung, genauso wichtig wie der Kampf gegen Kriege und Gewalt.
Seit dem Jahr 2006 gab er in Zusammenarbeit mit der Kooperation für den Frieden <http://www.koopfrieden.de/sub/das-monitoring-projekt.html> Monitoring-Dossiers heraus, in denen ausdifferenzierte
Vorschläge zur zivilen Konfliktbearbeitung in bestimmten internationalen Konflikten ausgearbeitet sind. Im
Dialog-Kreis <http://www.friedenskooperative.de/dialog/> setzte er sich für eine Aussöhnung zwischen
Türken und Kurden ein; die von ihm initiierte „Münchhausen“-Initiative <http://aixpaix.de/muenchhausen
/muenchhausen.html> veröffentlicht jeden Monat eine ‚Lügengeschichte‘ - Geschichten der großen und
kleinen Kriegslügen, mit denen die Menschen zur Gewalt gegen einander verführt wurden. Für das
Friedensforum <http://www.friedenskooperative.de/> wie für zahlreiche andere Friedenzeitschriften war er
regelmäßiger und geschätzter Autor. Seine biographischen Erinnerungen hat er 2011 veröffentlicht:
„Gewaltlos gegen Krieg: Erinnerungen eines streitbaren Pazifisten“ <http://www.h-net.org/reviews
/showrev.php?id=40875> (Verlag Brandes & Apsel). Beim Bund für Soziale Verteidigung war er 2014 auf
unserer Jahrestagung in Minden, wo auch das Foto aufgenommen wurde. Zuvor hatten wir ihm schon zu
seinem 85. Geburtstag gratulieren <fileadmin/dokumente/bsv/Gedicht_Stephan.docx> können.
Andreas Buro wurde für seine friedenspolitische Arbeit 2008 mit dem Aachener Friedenspreis und 2013 mit
dem Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet.
In seinem letzten Kommentar, der am 24.12.2015 im Aachener Friedensmagazin aixpaix.de
<http://aixpaix.de/autoren/buro/friedenslogik-20151224.html> unter der Überschrift „Friedenslogik, die die
Kriegslogik infrage stellt“ erschien, schrieb er:
„Mir fällt der Vers aus Brechts ‚Lied von der Moldau‘ ein: ‚Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das
Kleine ...‘ Vielleicht sind wir in einer solchen Situation. In vielen Teilen der Welt bilden sich
Widerstandsgruppen gegen Krieg und Gewalt, Ausbildungsstätten für Zivile Konfliktbearbeitung entstehen und
Ausgebildete werden bereits in Konflikten erfolgreich eingesetzt. Das Bemühen ist oft schwierig – Brechts
Wort! Manche Kontrahenten, die nicht mehr siegen können, lassen sich auf Verhandlungen ein und lernen, wie
erfolgreich Zivile Konfliktbearbeitung sein kann. Soziale Bewegungen auf anderen Arbeitsfeldern lernen
voneinander, dass zivile Konfliktbearbeitung auch für sie hilfreich ist. Erstaunlicherweise schleichen sich auch
nicht selten bei Militärs Zweifel ein, ob ihr Tun noch sinnvoll sei. Viele sprechen von Friedenslogik, die die
Kriegslogik infrage stellt. Ein großer Prozess des Umdenkens und der Umorientierung ist im Gange, vielfältig,
spannend, Mut fordernd und Ausdauer. Toll! ‚Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.‘ Hier
findet Sinnsuche ihre Aufgaben. Großartig dabei zu sein!“
Seine FreundInnen haben Andreas versprochen, seine Arbeit fortzusetzen. Andreas Buro können wir nicht
ersetzen, aber das, was er angestoßen hat, werden wir so gut, wie wir es halt können, weiterführen.
Christine Schweitzer für den BSV
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21.01.2016 12:31
Wir trauern um einen langjährigen Freund der pax christi-Bewegung i...
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http://pax-christi.de/publikationen/meldungen/?tx_ttnews[tt_news]=8...
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| Meldungen
20.01.2016
Prof. Dr. Andreas Buro ist am 19. Januar 2016 im 88zigsten Lebensjahr in seinem Haus in Grävenwiesbach nach
kurzer, schwerer Krankheit gestorben.
Andreas Buro bei seinem Vortrag im
Er war uns als Ratgeber,
Friedensforscher und jahrzehntelanger Vordenker
der deutschen Friedensbewegung ein wichtiger Weggefährte.
November 2014 in Idstein
Andreas Buro engagierte
sich bei der Bewegung "Kampf dem Atomtod", war
Mitbegründer der Ostermärsche der 1960er Jahre
und blieb bis wenige Tage vor seinem Tode friedenspolitisch aktiv. Ein besonderes Anliegen war ihm die
Entwicklung der Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB) als
realistische Alternative zu militärischem Eingreifen.
Sein langjähriges friedens- und entwicklungspolitisches Engagement wurde mit einer Reihe Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Aachener und der
Göttinger Friedenspreis.
Viele Mitgliedern der pax christi-Zeitschrift ist er als
Autor wichtiger Beiträge in Erinnerung oder als Berater bei Mitgliederversammlungen sowie als Referent
bei unseren Veranstaltungen. Bei einem seiner letzten Vorträge für die Diözesanstelle meinte er mit
Blick auf das Gedenkjahr 1914-2014: "Das Gedenken
war ungenügend".
und
zum Thema. Das Gedenken an ihn
wird nicht ungenügend sein!
Wir werden ihn sehr vermissen!
➔
21.01.2016 12:39
Ein prägender Friedensforscher und Friedensaktivist | forumZFD
1 von 2
http://www.forumzfd.de/TrauerumAndreasBuro
ForumZFD | Ziviler Friedensdienst
Ein prägender Friedensforscher und Friedensaktivist
Das forumZFD weiß sich in der Trauer um Andreas Buro mit vielen
anderen Menschen und Organisationen der Friedensbewegung
verbunden, die er in seiner langen Vita als Friedensforscher und –aktivist
mit gestärkt und getragen hat. Das forumZFD verliert mit ihm einen
wichtigen Unterstützer der Anfänge des Zivilen Friedensdienstes und ein
treues Mitglied.
Die Spur seines unbeirrbaren Eintretens für gewaltfreie Lösungen findet
sich in allen wichtigen friedenspolitischen und menschenrechtlichen
Initiativen der Bundesrepublik, seitdem er in den 50er Jahren die
„Internationale der Kriegsdienstgegner“ mit organisierte. Er war gemeinsam mit den forumZFD-Gründungsmitgliedern
Helga und Konrad Tempel führend in der daraus hervorgehenden Ostermarsch-Bewegung, im Protest gegen den
Vietnamkrieg und in der Chile-Solidarität der 70er Jahre engagiert. Mit der Gründung des „Sozialistischen Büros“
schuf er gemeinsam mit Klaus Vack eine wirkmächtige Plattform für die undogmatische Linke in Deutschland. Im Jahr
1980 ging daraus wiederum das „Komitee für Grundrechte und Demokratie“ hervor, das Andreas Buro über
anderthalb Jahrzehnte mit leitete, und dessen friedenspolitischer Sprecher er bis zu seinem Tod blieb. Immer war ihm
dabei auch die internationale Vernetzung zum Beispiel in der „Helsinki Citizens‘ Assembly“ (HCA) wichtig, die ihn in
viele Länder der Erde führte.
Schon 1995 organisierte er im Rahmen der HCA den ersten internationalen Kongress zur Idee eines „Zivilen
Friedensdienstes“. Er war einer der Ideengeber in den Vorüberlegungen zu einem Zivilen Friedensdienst in
Deutschland. Die Gründung des forumZFD vor nunmehr 20 Jahren hat er mit getragen und – auch gegen Kritik –
unterstützt. Maßgeblich war für ihn dabei beides: Die illusionslose Beurteilung der politischen Gewaltverhältnisse –
aber auch der klare Blick für machbare nächste Schritte. In seinen zahlreichen Publikationen – zuletzt den Analysen
aktueller Großkonflikte in seinem „Monitor-Projekt“ – hat er solche zivilen Optionen immer wieder überzeugend belegt.
Diese Verbindung von gedanklicher Schärfe mit bodenständigem Realismus, von sachlicher Analyse und
menschlicher Freundlichkeit haben seine Weggefährten stets an ihm bewundert – eine Mitgift seines Lebenswegs
vom ehemaligen Forstwirtschaftler zum Politikprofessor? Zweimal wurde er für sein friedenspolitisches Lebenswerk
ausgezeichnet: 2008 mit dem Aachener und 2013 mit dem Göttinger Friedenspreis.
Weder Illusion noch Resignation – diese Haltung war es auch, mit der er im Herbst 2015 seine Freundinnen und
Freunde von seiner Krebserkrankung informierte. Am 19. Januar ist er nun 87-jährig im Kreis seiner Familie
gestorben.
Wir halten ihn mit seinen eigenen Worten im Gedächtnis: „Sicher ist der Weg zu einer solidarischen Weltgesellschaft
ein unendlicher Weg. Auf diesem Weg erreichen wir nur Teilziel um Teilziel. Wäre es nicht ein großartiges und
bedeutendes Etappenziel, militärische Gewalt aus dem Arsenal menschlich-unmenschlicher Instrumente
auszuklammern?“ Und wie als Summe seines eigenen Lebens: „Der Weg, über den wir hier sprechen, kann ein sehr
erfülltes, ereignisreiches und sinnvolles Lebens bedeuten.“ (Andreas Buro: Totgesagte leben länger – Die
Friedensbewegung, S. 204f.)
BILD: Friedenskooperative
Ansprechpartner:
Oliver Knabe
« Zurück «
22.01.2016 13:51
Detailansicht - Attac Deutschland - www.attac.de
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http://www.attac-netzwerk.de/was-laeuft/neuigkeiten/detailansicht/ne...
21.01.2016 - Wir trauern um Andreas Buro
Wir trauern um Andreas Buro. Andreas war für Attac in Fragen von Krieg und Frieden, Grundrechten und
Demokratie immer ein Partner, der uns inspiriert und mit seiner Erfahrung bereichert hat. Vielen von uns hat
Andreas schon lange vor Attac durch sein Engagement in der Friedensbewegung oder als Mitherausgeber der
Zeitschrift "links" Orientierung in unserer politschen Entwicklung geboten. Andreas Buro hat auch in schwierigen
Zeiten Mut und Hoffnung bewahrt, die Verhältnisse zum Besseren zu wenden. Darin bleibt er uns Vorbild.
/Es ist notwendig, neue Passatwinde zu holen,//
//und in Kauf zu nehmen - manchmal -//
//dass es der Kompass ist, der uns verrückt macht..
Roque Dalton
Weitere Informationen
Version zum Ausdrucken
Seite per E-Mail versenden
Impressum Attac Deutschland attac.de: Infos & Kampagnen - attac-netzwerk.de: Organisation & Service
22.01.2016 13:49
Zum Tode von Andreas Buro | Internationaler Versöhnungsbund
1 von 1
https://www.versoehnungsbund.de/2016-cr-01-22
Zum Tode von Andreas Buro
Gespeichert von Webmaster am So, 24/01/2016 - 19:16
Am 16.11.2015 hatte ich Andreas noch einmal besucht. Er war ein wunderbarer Gastgeber, holte mich am Bahnhof noch selbst mit dem Auto ab,
im Geiste rege und wach - wie ich ihn so viele Jahre immer wieder erlebt habe.
Wir ahnten beide, dass es wohl ein Abschiedsbesuch war und seine schwere Krankheit ihm nicht mehr viel Lebenszeit lassen würde. Er war denno
sondern strahlte inneren Frieden und Gelassenheit aus. Wir sprachen über die aktuellen friedenspolitischen Herausforderungen - und ich staunte
dem aktuellen Stand war.
Nachbarn, die ihn offenbar auch sehr schätzen, brachten ihm während meines Besuchs eine Gemüse-Kiste aus Öko-Anbau vorbei, die er zum ers
blieb für Neues offen bis zuletzt.
Andreas war mir Freund und Mentor, seit wir uns vor drei Jahrzehnten kennen gelernt haben. Viele Text haben wir gemeinsam verfasst, auch ein
"Zivile Konfliktbearbeitung", die Andreas ins Leben gerufen hat.
Seine Bescheidenheit, Freundlichkeit, Herzlichkeit im Umgang miteinander und sein langer Atem trotz vieler friedenspolitischer Rückschläge werd
mir wirken.
Wer sagt, jeder Mensch sei ersetzbar, der irrt bei Andreas und seiner Lebensleistung für Friedensforschung und Friedensbewegung. Wir haben ein
verloren.
In Trauer
Clemens
(https://www.versoehnungsbun
/files/2016-clemens-buro.jpg)
25.01.2016 09:57
Andreas Buro
1 von 3
http://www.kurd-akad.com/de/home/1-aktuelle-nachrichten/251-andrea...
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Fachtagung 2016
...Fachtagung-2016 wird am
30.01.2016 in Essen
stattfinden!!!
Freitag, den 22. Januar 2016 um 12:59 Uhr
Wir trauern um Prof. Dr. Andreas Buro
Am 19. Januar ist der Politikwissenschaftler und
Friedensforscher Prof. Andreas Buro gestorben.
Wir sind in tiefer Trauer um Ihn, einen herausragenden
Wissenschaftler, einzigartigen Friedensaktivist und
großartigen Mentor.
´Wir hatten die Ehre, Herrn Prof. Buro als Redner auf
unserem Gründungskongress begrüßen zu dürfen.
Er hat dort wichtige und zentrale Impulse für unsere
Arbeit gesetzt, die uns stets in unserem Wirken
begleiten werden.
Sein unermüdliches Engagement für den Frieden und
seine Entschlossenheit sind unsere Motivation auf den
Wegen der Hoffnung, die es zu bestreiten gilt.
Wir sprechen seiner Familie und all seinen
Weggefährten und Freunden unser herzliches Beileid
aus.
Vorstand von Kurd-Akad
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Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 22. Januar 2016 um 13:07 Uhr
...Konferenz in Frankfurt a.M.
wird am 27.02.2016
stattfinden!!!
25.01.2016 09:58
Andreas Buro – Biographie in Stichpunkten
Andreas Buro wurde am 15. August 1928 in Berlin geboren. Von 1935 bis 1946 Schule,
abgeschlossen mit dem Abitur. 1944 bis Ende des Zweiten Weltkriegs Luftwaffenhelfer. 1946 bis
1951 erst ein Jahr Waldarbeiter, anschließend Studium der Forstwirtschaft.
1952 bis 1959 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin.
1954: Promotion zum Doktor der Forstwirtschaft in Göttingen.
1955: Heirat mit Eva Diem, 1958 Tod seiner Ehefrau.
Seit Ende der 50er Jahre in Braunschweig engagiert in der pazifistischen Organisation "Internationale der Kriegsdienstgegner" und bei Aktivitäten von "Kampf dem Atomtod".
1959 bis 1962 Leiter der Abteilung für mechanische Technologie am Wilhelm-Klauditz-Institut für
Holzforschung in Braunschweig. Ab 1960 Oberingenieur und Stellvertreter des Institutsdirektors.
Ostern 1960 Mitorganisator des ersten Ostermarsches der Atomwaffengegner, einem viertägigen
Sternmarsch von Braunschweig, Hannover, Hamburg und anderen Orten zum britischen Schießübungsplatz bei Bergen-Hohne. Danach engagiert beim Aufbau der Ostermarsch-Kampagne, u.a.
als Geschäftsführer des Zentralen Ostermarschausschusses und von 1965 bis 1969 als Sprecher der
„Kampagne für Demokratie und Abrüstung“. In diesem Zusammenhang u.a. auch aktiv beteiligt an
der Kampagne „Enteignet Springer!“, in den Protestbewegungen gegen den US-Krieg in Vietnam
und gegen die Okkupation der CSSR durch Warschauer-Pakt-Truppen 1968.
Andreas Buro steckte seit Beginn der 60er Jahre viel Zeit in den Aufbau und die Arbeit internationaler Friedenszusammenhänge. 1961 organisierte er zusammen mit Helga Stolle-Tempel für
Deutschland den San Francisco-Moskau-Marsch, der gerade zum Mauerbau in Berlin eintraf,
vertrat die deutsche Friedensbewegung in der europäischen antinuklearen Konföderation, war
Mitbegründer der „International Confederation for Disarmament“ and Peace, das unabhängige
Gegenstück zum östlichen Weltfriedensrat, um einige Beispiele zu nennen.
1962: Heirat mit Rotraut Froböse. 4 Kinder: Sohn Karl geb. 1962, Sohn Julian geb. 1963, Tochter
Josephine geb. 1964 und Tochter Marie geb. 1968.
1962 bis 1966: Geschäftsführer einer Firma in München, die Fertigungsanlagen für die Holzverwertung bzw. -veredlung im In- und Ausland baute.
Ab 1966 zusätzliches Studium der politischen Wissenschaft an der Universität München, ab 1968
Universität Frankfurt. Daneben freiberufliche Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater.
1968: Fortsetzung des Studiums der politischen Wissenschaft an der Universität Frankfurt.
1969: Mitbegründer des Sozialistischen Büros (SB) und der Zeitschrift 'links' (u.a. mit Wolf-Dieter
Narr, Eva Senghaas und Klaus Vack). Das Sozialistische Büro bemühte sich um eine unabhängige
und undogmatisch-sozialistische Politik und gab viele Impulse für das Entstehen einer breiten
sozialen Basisbewegung. In diesem Zusammenhang u.a. beteiligt am Angela-Davis-Kongress
(1972), in der Chile-Solidarität, am SB-Pfingstkongress gegen Repression (1976), am RussellTribunal über die Situation der Menschenrechte in der BRD (1978/1979).
1970 bis 1988 zuerst Lehrbeauftragter und später Professor an der Johann-Wolfgang-GoetheUniversität in Frankfurt für das Fach Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale
Beziehungen. Habilitationsschrift über das Thema "Entwicklung und Demokratisierung, Eine
Studie über die Bedingungen von Entwicklung und die Rolle von Demokratisierungsprozessen bei
der Überwindung von Unterentwicklung" (1979).
September 1986 Tod der Ehefrau Rotraut Buro.
1988: Ausscheiden aus der universitären beruflichen Tätigkeit.
1980: Mitbegründer des Komitees für Grundrechte und Demokratie (mit Wolf-Dieter Narr und
Klaus Vack). 1987 bis 1994 Sprecher und zusammen mit Klaus Vack Geschäftsführender Vorstand
des Komitees. Darüber hinaus besonderes Engagement in der neuen Friedensbewegung der 80er
Jahre,, Aufbau eines regionalen Friedensnetzes im Usinger Land. Seit 1994 friedenspolitischer
Sprecher des Komitees.
Ab 1980: Vertretung des Grundrechtekomitees im Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung.
Beteiligung und Mitorganisation der Großdemonstrationen und Aktionen Zivilen Ungehorsams
gegen den NATO-„Nachrüstungs“beschluss (Pershing II und Cruise Missiles).
Seit 1980/1990 regelmäßige Veröffentlichung friedenspolitischer Artikel im Jahrbuch des
Grundrechtekomitees und im FriedensForum, der Zeitschrift des Netzwerks Friedenskooperative.
Vielfache Vertretung des Komitees in internationalen Zusammenhängen, u.a. in der Helsinki
Citizen's Assembly (HCA) und Engagement in verschiedenen Arbeitszusammenhängen im Rahmen
des Netzwerks Friedenskooperative, u.a. in den Arbeitsgruppen bzw. Zusammenschlüssen „Out of
area“, „Bundesrepublik ohne Armee“, Trägerkreis Aktion Asylrecht. Diverse friedenspolitische
Vorträge und Publikationen.
1991 Golfkrieg: Vorschlag zur sofortigen Einberufung einer Nahostkonferenz für Sicherheit und
Zusammenarbeit, um die Konflikte der Region umfassend zu behandeln.
1991: Veröffentlichung einer Komitee-Publikation: „Hatte die Friedensbewegung nicht doch recht?
Hintergründe, Fakten und Zusammenhänge zum Golfkrieg“.
1991: Andreas Buro ist Mitinitiator der Friedenskarawane der Helsinki Citizens‘ Assembly durch
die Länder Jugoslawiens.
1992/1993: Vereinsvorsitz in der Flüchtlingshilfsinitiative des Netzwerks Friedenskooperative für
Bosnien „Den Winter überleben“, dann „Den Krieg überleben“.
1993: veröffentlicht das Komitee zum 65. Geburtstag von Andreas Buro das Buch „Politische und
soziale Lernprozesse. Möglichkeiten, Chancen, Probleme“.
1993: zusammen mit Klaus Vack Begründung der Komitee-Initiative „Ferien vom Krieg“, zunächst
als Ferienbegegnungen für Kinder aus Flüchtlingslagern.
1995: Gründung des „Dialog-Kreises“ mit 150 Persönlichkeiten, die mit dem Aufruf „Krieg in der
Türkei - Die Zeit ist reif für eine politische Lösung“ die türkische Kriegspolitik gegen die Kurden
anprangerten. Seitdem bis heute die monatliche Herausgabe der „Nützlichen Nachrichten“ des
Dialog-Kreises (zusammen mit Mehmet Sahin).
1997: Veröffentlichung des Buches "Totgesagte leben länger: Die Friedensbewegung. Von der OstWest-Konfrontation zur zivilen Konfliktbearbeitung".
1999: verschiedenen Stellungnahmen gegen den Krieg gegen Jugoslawien unter Beteiligung der
Bundeswehr, beschlossen von der rot-grünen Regierung unter Schröder/Fischer; Mitinitiator eines
Aufrufes an die beteiligten Bundeswehrsoldaten zur Desertion.
Seit 2000 Freundschaft mit Ursula Emmerich als Lebensgefährtin, die Andreas Buro bei vielen
friedenspolitischen Unternehmungen inhaltlich begleitet und unterstützt.
Seit 2001 Reden auf Kundgebungen und Stellungnahmen gegen den Afghanistan-Krieg, u.a. Rede
bei der Kundgebung am 29.9.2001 vor der Alten Oper, Frankfurt.
2002/2003 Aktionen, Kundgebungen und Stellungnahmen gegen den Irak-Krieg; Redner bei
Kundgebungen der Kampagne „Resist the war“ gegen den Irak-Krieg mit Blockaden vor der USAirbase Frankfurt.
Im Mai 2005 veröffentlicht das Grundrechtekomitee Andreas Buros Sammelband „Geschichten aus
der Friedensbewegung. Persönliches und Politisches.“ (Köln, 240 Seiten)
Seit 2006 Vertretung des Grundrechtekomitees (zusammen mit Martin Singe) in der Kooperation
für den Frieden, einem neuen bundesweiten politischen Zusammenschluss von etwa 60
Friedensorganisationen; seitdem Mitwirkung und -gestaltung der seit 2007 jährlich stattfindenen
Strategiekonferenzen der Kooperation.
2006: Mit einer 10.000er-Auflage erscheint die Startnummer des Monitoring-Projektes zur Zivilen
Konfliktbearbeitung „Das Monitoring-Projekt. Zivile Konfliktbearbeitung, Gewalt- und
Kriegsprävention. Die Alternativen der Friedensbewegung zum militärischen Konfliktaustrag.“
2006: erscheint das erste Dossier I des Monitoring-Projektes zum Iran-Konflikt, 2012 ergänzt um
Dossier Ib zu den Iran-Verhandlungen
Im März 2007 erscheint das Dossier II des Monitoring-Projektes „Der türkisch-kurdische Konflikt“
(Auflage 20.000 Ex.)
15.9.2007: Rede auf der zentralen Abschlusskundgebung der Demonstration gegen den Afghanistan-Krieg in Berlin
Dezember 2007: Veröffentlichung des Dossier III: „Der Israel-Palästina-Konflikt“
1.9.2008: Andreas Buro erhält am Antikriegstag den Aachener Friedenspreis verliehen, vor allem
für seine Bemühungen um zivile Konfliktlösungen und Ausarbeitung konkreter politischer
alternativer Friedenslösungen. (Dossier-Reihe).
2009: Dossier IV „Der Afghanistan-Konflikt“ erscheint.
2011: Veröffentlichung einer 326-seitigen Autobiographie mit dem Titel „Gewaltlos gegen Krieg.
Lebenserinnerungen eines streitbaren Pazifisten“ (Brandes & Apsel).
März 2012: Dossier V: „Syrien zwischen gewaltfreiem Aufstand und Bürgerkrieg“.
Juli 2013: Dossier VI: „Der Mali-Konflikt. Oder: Der Kampf um die Kontrolle von Nord- und
Westafrika“
9.3.2013: Andreas Buro wird mit den Göttinger Friedenspreis für sein „jahrzehntelanges,
außergewöhnliches Wirken für Frieden und die Verwirklichung der Menschenrechte” ausgezeichnet
September 2014: Dossier VII: „Der Ukraine-Konflikt. Kooperation statt Konfrontation“.
2014/2015: vermehrt Vorträge und Artikel zum Ukraine-Konflikt mit Vorschlägen für eine
Brückenfunktion der Ukraine zwischen Ost und West.
September 2015: Krebserkrankung
November 2015: Erklärung des Komitees zum Eintritt der Bundeswehr in den Syrien-Krieg:
„Krieg darf nicht die Antwort auf Terror sein!“
1. Januar 2016: Veröffentlichung „Friedenspolitische Gedanken zum Jahreswechsel 2015/1016
unter dem Leitmotto „Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine“ (Bertolt Brecht)
19. Januar 2016: Andreas Buro stirbt im Kreis seiner Familie und Vertrauten.
Zusammenstellung: Hanne und Klaus Vack (bis 1991); Martin Singe (ab 1992)
Rede für Andreas Buro
Roland Roth (*)
Trauerfeier, Hundstadt, 30.01.2016
-
Es gilt das gesprochen Wort -
Liebe Familie, liebe Ursula,
liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,
wir trauern heute gemeinsam um den Verlust eines ungewöhnlichen und großartigen Menschen.
Andreas Buro war dies nicht nur für seine Nächsten und Freunde, sondern er hat – wie kaum ein
anderer - über fast 60 Jahre hinweg außerparlamentarische Politik in der Bundesrepublik
mitgeprägt. Dies gilt zu allererst für die diversen Friedensbewegungen und – initiativen,
angefangen mit der Sag-Nein!-Bewegung gegen die Wiederaufrüstung und der Internationale der
Kriegsdienstgegner in den 1950er Jahren über die Ostermärsche der 1960er und die sie tragende
Kampagne für Demokratie und Abrüstung bis zur neuen Friedensbewegung, die sich an der
Neutronenbombe und dem Nato-Nachrüstungsbeschluss entzündete, und all die Initiativen, die
bis heute versuchen, diese Impulse zu verstärken. Die Zahl der Netzwerke und
Zusammenschlüsse, in denen Andreas über die Jahre seine Themen, sein Engagement und seine
politische Urteilskraft eingebracht hat, ist kaum zu überschauen – ich erinnere nur an das
Netzwerk Friedenskooperative, den Dialogkreis Türkei-Kurdistan, das Forum Zivile
Konfliktbearbeitung, die Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), die
Helsinki Citizens’s Assembly (HCA) oder das regionale Friedensnetz Usinger Land. Für diese
enorme politische Lebensleistung wurde er u.a. mit dem Aachener und dem Göttinger
Friedenspreis ausgezeichnet – er verdient unseren Respekt und unsere Hochachtung.
Niemand könnte selbst in einer sehr langen Rede diesem vielfältigen Engagement, den damit
verbundenen Freundschaften und den politischen Erfahrungen gerecht werden. Zum Glück hat
Andreas in zahlreichen Veröffentlichungen und vor allem in seiner eindrucksvollen Autobiografie
„Gewaltlos gegen Krieg. Lebenserinnerungen eines streitbaren Pazifisten“ (2011) davon – wenn
auch nur in Ausschnitten - berichtet. Wir werden später gemeinsam Gelegenheit haben, uns über
die mit Andreas verbundenen persönlich-politischen Erfahrungen auszutauschen.
Erlaubt mir – bevor ich auf zwei gemeinsame politische Arbeitszusammenhänge, das
Sozialistische Büro und das Komitee für Grundrechte und Demokratie etwas näher eingehe - zwei
persönliche Vorbemerkungen.
- Ich rede hier anstelle von einigen Freunden, allen voran Klaus Vack und Wolf-Dieter Narr, die
weit mehr als ich dazu berufen wären, an den langjährigen Weggefährten und politischen
Mitstreiter zu erinnern. Leider spielt ihre Gesundheit nicht mehr mit. Ich kann sie nicht ersetzen
wollen.
- Bei der Vorbereitung dieses kleinen Beitrags bekam ich immer wieder feuchte Augen. Zu Beginn
der 1970er Jahre hatte ich mir Andreas Buro, zufällig der gleiche Jahrgang wie mein leiblicher
Vater, zum Wunsch- und Ersatzvater auserkoren. Er hatte mich an der Frankfurter Universität für
die „links“-Redaktion geworben, er förderte mich, schätzte meine Ideen und bald freundeten wir
uns an. Es folgten Besuche in Hundstadt, ich lernte Rotraut und die Kinder kennen. Auf
ausgedehnten Pilzwanderungen und bei gemeinsamen Grillabenden auch bei den Vacks im
Odenwald - oft im Anschluss an Redaktionssitzungen und politische Strategiedebatten – bin ich
nicht nur fachkundig über die heimische Pilzwelt aufgeklärt worden – schließlich war Andreas
auch promovierter Forstwirt -, sondern konnte auch seine freundschaftliche Nähe erleben, die
mich bis heute wärmt.
Was faszinierte mich, der ich damals im Milieu der besetzten Häuser des Frankfurter Westends in
einer vom „Revolutionären Kampf“ geprägten politischen Subkultur lebte, an Andreas so sehr,
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dass er zu meinem Wunschvater wurde? Es waren Haltungen und Eigenschaften, die viele
faszinierten, die Andreas näher kennenlernten: Verlässlichkeit, ein kühler analytischer Verstand,
verständnisvolle Wärme und eine große Bereitschaft, die Motive der nachwachsenden
Generation zu verstehen gepaart mit der Bereitschaft, zentrale Elemente in das eigene
Politikverständnis aufzunehmen. Was bei meinen eigenen Eltern, wie der großen Mehrheit ihrer
Generation, massive Ablehnung und größte Befürchtungen auslöste, fand seine Unterstützung.
Aber Andreas verkörperte gleichzeitig Eigenschaften und Haltungen, die in meiner eigenen
Generation damals eher unpopulär waren – einer politischen Generation, in der Radikalität für
viele zur Pose geworden war, die zur permanenten Selbstüberbietung nötigte. Das dazu
gehörende Sponti-Motto lautete: „Immer radikal, niemals konsequent!“. Andreas stand
stattdessen schon damals für ein konsequentes und dauerhaftes politisches Engagement. Er
signalisierte damit den Jüngeren, dass es zwar darauf ankommt, immer wieder neue zeitgemäße
Formen des politischen Handelns zu erfinden - aber bitte solche politische Formen, die langfristig
gelebt werden können. Dies sei schon deshalb angesagt, weil radikale gesellschaftliche
Veränderungen notwendig sind, um dauerhaft Frieden, Menschenrechten und Demokratie in
einer internationalen Ordnung zu schaffen, in der diese „Rechte und Freiheiten voll verwirklicht
werden können“ – wie es in Artikel 28 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt.
Solche Veränderungen können nicht über Nacht erreicht werden. Das Lob des langen Atems
verknüpft mit der Bereitschaft, organisatorisch immer wieder neue Wege zu gehen, hat ihn zu
einem wichtigen Brückenbauer zwischen den politischen Generationen werden lassen – eine
Funktion, die Andreas, wenn ich es richtig sehe, ein Leben lang wahrgenommen hat.
Worin besteht das Geheimnis seines Durchhaltevermögens und seiner enormen politischen
Produktivität? Wie ist dieses dauerhafte politische Engagement für zentrale Lebensthemen, wie
Frieden und Menschenrechte einerseits, und die Bereitschaft immer neue Gruppen und
Initiativen mitzugründen und zu prägen andererseits miteinander verknüpft? Ein Schlüssel liegt
sicherlich in einem von Andreas für sich selbst und seine politischen Netzwerke immer wieder
reklamiertes Konzept: „soziale und politische Lernprozesse“. Er hat sich und uns immer wieder
die Frage gestellt, wie emanzipatorische gesellschaftliche Lernprozesse unter den jeweiligen
gesellschaftlichen Bedingungen möglich werden können, welche widerständigen Motive
aufzugreifen sind. Dazu braucht es, davon war Andreas überzeugt, immer erneuter Analysen der
gesellschaftlichen Verhältnisse und der Akteure, die auf Veränderungen drängen. Es braucht die
Bereitschaft, nach den jeweils angemessenen politischen Formen zu suchen, die
emanzipatorische Lernprozesse ermöglichen.
Dazu gehört auch, die eigenen Lernprozessen im Blick zu behalten. Andreas hat dies in offener
und gänzlich uneitler Form immer wieder getan. Er nennt sich zum Beispiel selbst einen
„unpolitischen bürgerlichen Pazifisten“, als er Anfang der 60er Jahre dem jungen, von der
Arbeiterbewegung geprägten Klaus Vack zunächst mit tiefem Misstrauen begegnete (im
Geburtstagsbuch für Klaus Vack 1985: 35) bis er zur dann gemeinsamen Grundüberzeugung
gelangte, radikale Gesellschaftsveränderung – in der Tradition der undogmatischen Linken also
„Sozialismus“ – sei nötig, um die menschlichen Möglichkeiten unserer Gesellschaft entfalten zu
können. Im Vorwort seiner politikwissenschaftlichen Habilitationsschrift von 1979 bekennt er
freimütig: „Vietnam war für mich, der ich selbst nicht zuletzt durch den amerikanischen Krieg
gegen das vietnamesische Volk politisiert worden bin, nicht nur ein interessanter Fall. Vietnam
verkörperte für mich, wie für viele andere, die Hoffnung, Unterentwicklung könne trotz einer
inhumanen Kriegführung gegen die sozialrevolutionären Bestrebungen fast eines ganzen Volkes
auf einem humanen emanzipativen Wege überwunden werden“ (1981: 12).
Zum Nachdenken über Lernprozesse gehört es auch, wie z.B. im Falle Vietnams enttäuschte
Hoffnungen zu bearbeiten. Andreas hat sich früh für einen Internationalismus eingesetzt, der
nicht revolutionaristisch und identifikatorisch kurzschließt, sondern sich nur im Austausch über
wechselseitige Anhängigkeiten und Rückwirkungen entwickeln kann. Globales Denken und
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Handeln war für ihn selbstverständlich, lange bevor „Globalisierung“ zur Signatur einer Epoche
wurde. Andreas war nicht nur bis zuletzt der friedenspolitische Sprecher des Komitees, sondern
auch sein „Außenminister“.
Sozialistisches Büro und die Zeitschrift „links“
Bei der Gründung des Sozialistisches Büro und der Zeitschrift „links“ ging es Andreas und den
anderen Initiatorinnen und Initiatoren darum, die politisch-kulturellen Aufbrüche der
Außerparlamentarischen Opposition, die bereits die letzte Phase der Ostermarschbewegung
geprägte hatten, zu bewahren: eine neue politische Kultur, die auf Selbstorganisation und
Selbstveränderung, auf Konsensprinzip statt auf Übermächtigung und Fraktionierung setzte. Als
Beitrag „zur besseren Kommunikation der unabhängigen Linken“ „ohne Monopolanspruch“
(links 0-Nummer 4/1969) setzte das Sozialistische Büro einen Kontrapunkt zu den
neugegründeten proletarischen Parteien und anderen Dogmatisierungen und Radikalisierungen
im Zerfallsprozess der ApO. „links“ trat an gegen „den Konsum revolutionär anmutender
Euphorien“. Auch im Rückblick erscheint das Sozialistische Büro als „Insel der Vernunft“.
Aber die Gründung lebte auch vom Schwung der ApO. Auf die selbstgestellte Frage „Warum
machen wir „links“ – eine sozialistische Zeitung“ in der ersten Ausgabe heißt es: „Anders als noch
vor einigen Jahren ist die Frage nach einer unabhängigen sozialistischen Bewegung heute in der
Bundesrepublik aktuell“. Ihre Entwicklung „kann nur Prozesscharakter haben“. Gefordert war
zudem eine neue, nicht autoritäre Antwort auf die Frage nach der internationalen Kooperation
der Linken“( „links“ 0-Nummer, S. 2).
In dieser Ausgabe begründete Andreas, wieso er die „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“,
die „Ostermarschbewegung“, die er wesentlich mitgeprägt hat, an ihr Ende gekommen sah. Es
handelte sich aus seiner Sicht um wichtige Sammelbewegungen zu einer einzigen Thematik. Mit
deren Ausweitung und Vertiefung war es nicht mehr möglich mit einer Stimme zu sprechen, da
sich ein erhoffter Lern- und Annäherungsprozess der beteiligten Gruppen nicht eingestellt hatte
und die vorhandenen Widersprüche spätestens nach der militärischen Niederschlagung des
„Prager Frühlings“ nicht mehr zu überbrücken waren („Kampagne und was weiter? – „links“-0Nummer, S. 30f.). Dabei gibt er zu Bedenken: „An bestimmten Konzeptionen, die bisher die Arbeit
der Ostermarschbewegung bestimmt und diese Bewegung aus vielen anderen Versuchen der
Vergangenheit positiv herausgehoben haben, wäre freilich festzuhalten: so vor allem an der
Einsicht, dass oppositionelle Aktionen nicht der Bestätigung scheinbarer oder echter eigener
Radikalität, sondern der Ausweitung oppositionellen Bewusstseins und oppositionellen
Engagements zu dienen haben. Oppositionelle werden sich in der Aktion weiterhin auf zwei
vielbelächelte Verhaltensweisen einrichten müssen: auf Frustrationen und auf Kompromisse“ (S.
31).
Was sich bei der Gründung bereits motivisch ankündigt, macht Andreas Buro ein Jahrzehnt
später konzeptionell deutlicher („Verschlungene Pfade. Lernprozesse und Emanzipation“ „links“-Sondernummer Mai 1980, 50-52). Er bekräftigte das Ziel, qualitativ neue gesellschaftliche
Strukturen hervorzubringen. Der Weg dorthin werde durch soziale, emanzipatorische
Massenlernprozesse ermöglicht und die Aufgabe sozialistischer Politik sei es, sie zu fördern und
zu ermöglichen. „Lernprozesse bedeuten, sich einzulassen auf Unbekanntes, Unsicherheit auf sich
zu nehmen und Vertrautes, das bisher Umwelt und Identität konstituierte, fahren zu lassen“.
Solche Lernprozesse seien deshalb keineswegs selbstverständlich, sondern bedürften eines
motivierenden Anlasses. Die Kenntnis dieser Motivation sei der Schlüssel für emanzipatorische
Lernprozesse. Andreas nannte in diesem Zusammen verschiedene Motivquellen, wie z.B.
eine unmittelbare Betroffenheit, die den Anlass für Bürgerinitiativen bieten, die Ausbreitung
postmaterialistischer Werte wie Partizipation und Selbstverwirklichung, aber Verletzungen der
moralischen Identität, der Normen und Werte einer Gesellschaft durch eine Politik, die z.B. den
Völkermord in Vietnam als Verteidigung der Freiheit verkaufte. Nicht zuletzt erinnerte er an die
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Eindämmung durchaus vorhandener gesellschaftlicher Möglichkeiten, die bereits Herbert
Marcuse in den 60er Jahren als „surplus repression“ gegeißelt hatte.
Solche Protestmotive können sich verbrauchen und herrschaftlich umgebogen werden. Um zu
dauerhafter emanzipatorischer Motivation zu gelangen, braucht es deshalb, so Andreas, positive
neue Einbindungen: die „Entfaltung alternativer Lebenszusammenhänge, Projekte und
Umgangsformen“. Es gehe dabei nicht nur um eine abstrakte Gesellschaftsveränderung in der
Zukunft. „Dem einzelnen geht es immer auch und völlig zu recht um seine Selbstverwirklichung.“
Die Übermacht der Verhältnisse, die Deformationen und Kompromisse, die uns allen
aufgezwungen sind, lasse die Idee quasi automatischer Krisenlernprozesse, davon war Andreas
überzeugt, illusionär werden. Lernprozesse können ihre emanzipatorische Orientierung nur
bewahren, wenn sie offen angelegt und durch ständige Kritik analytisch begleitet werden. Die
Lernprozesse seien dabei in sich selbst widersprüchlich. „Ungleichzeitigkeit und
Ungleichmäßigkeit der Lernprozesse waren ... ein bestimmender Bestandteil der
Bewusstseinsänderung in Westdeutschland.“ Dogmatisierung, Majorisierung, schnell enttäuschte
Radikalität bildeten entscheidende Blockaden.
Andreas hat in seinem Lob der politischen Lernprozesse auf Vielfalt, Pluralität und
Selbstbestimmung bestanden und sich schon alleine deshalb gegen jede „Vereinheitlichung“ von
oben zur Wehr gesetzt: „In einer Gesellschaft, deren Veränderung entscheidend von sozialen
Lernprozessen abhängt, können sehr wohl vielfältige und vielgestaltige Organisationsformen
neben- und miteinander arbeiten.“ Gleichzeitig hält Andreas in seinen Analysen an der Idee von
notwendigen „Lernschritten“ fest, wie z.B. die Absage an Gewalt und das Setzen auf ein
basisorientiertes Politikverständnis (in: Parlamentarisches Ritual 1980, 60ff.). Er begrüßt die
ökologische Opposition und die Anti-AKW-Bewegung als „zentrale Ergänzung“ linker
Gesellschaftskritik (ebd., 65). „Hatte die außerparlamentarische Opposition der 60er und 70er
Jahre eine weitreichende Kritik der kapitalistischen Produktionsweise und der bürgerlichen
Gesellschaft geliefert, so scheinen jetzt aus der Ökologiebewegung heraus Ansätze entwickelbar
zu sein, die Antworten auf die Frage nach der Alternative und den Wegen zu ihr in den
gemeinsamen Lernprozess einbringen könnten“ (1980: 71). Hoffnung, aber auch die vielen
Konjunktive sind unüberhörbar.
Als sich das Sozialistische Büro zwischen dem grün-alternativen Parteiprojekt und seinen
sozialistischen Parteigängern allmählich aufrieb, unterstützte er dessen Arbeit noch lange Zeit in
jenen Projekten, wie den Publikationen „links“, „express“ und „Widersprüche, die an der
ursprünglichen Idee des Sozialistischen Büros festgehalten wurde.
Komitee für Grundrechte und Demokratie
„Lernprozesse“ taugt auch als Überschrift für die Gründung des Komitees für Grundrechte und
Demokratie, an der sich Andreas maßgeblich beteiligt hatte und dessen Sprecher er viele Jahre
wurde. Zu dessen Vorgeschichte gehören der Pfingstkongress des Sozialistischen Büros von 1976
und das sich anschließende Russell-Tribunal. Dies wird in der Erklärung zur Gründung eines
Komitees für Grundrechte und Demokratie von 1980 deutlich: „In einem Lande, das dazu neigt,
die Staatssicherheit an die Stelle der Sicherheit aller Bürger zu setzen, muss mehr denn je für
Grundrechte und Demokratie als praktische Rechte für jeden einzelnen geworben und gekämpft
werden.“ (Freiheit + Gleichheit 2, 120)
Politische Ausgangspunkte waren die Gefährdungen der Grund- und Menschenrechte und der
Abbau der Demokratie in einer „zweiten Restaurationsphase“ der Bundesrepublik. Einige der
Stichworte dürften heute vergessen oder selbstverständlich geworden sein: Berufsverbote,
Hochsicherheitstrakte, die Situation in den Gefängnissen, Einschränkungen des
Demonstrationsrechts, ein expansiver Verfassungsschutz und dazu gehörige
Geheimdienstskandale. Jedenfalls ist sich das Komitee in den 35 Jahren seiner Arbeit in diesen
Zielsetzungen treu geblieben. Die Themen haben zwar vielfältige technologische
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Modernisierungen und politische Zuspitzungen erfahren, aber nichts an grundlegender Aktualität
verloren, wenn wir uns die Skandale von NSA bis NSU und solche Diagnosen wie Postdemokratie
oder „monitory democracy“ anschauen.
Gegen den damals erhobenen Vorwurf, es handele sich um eine Gründung „von oben“ hieß es in
einem ersten Gründungsaufruf: „Das Kuratorium (Komitee) kann sich nicht als der
organisatorische Ausdruck einer politischen ‚Bewegung’ verstehen, die sich nun eine
entsprechende Form gibt, sondern unsere Initiative entspringt gerade der Einsicht in den Mangel
an realpolitischer Bewegung im Bereich der Grund- und Menschenrechte ... Es kann sich allein
aus dem Engagement seiner Repräsentanten und aus seinen Aktivitäten legitimieren“ (Freiheit +
Gleichheit 1979, 1, 110).
Wer sich an das Engagement des Komitees - nicht zuletzt von Andreas - in der neuen
Friedensbewegung erinnert, an die Präsenz des Komitees in vielen anderen Protesten vom
Wendland bis zu Occupy, generell an den Versuch Menschenrechtspolitik mit den Mitteln sozialer
Bewegungen zu betreiben und zivilen Ungehorsam in der Bundesrepublik heimisch zu machen,
kann unschwer erkennen, dass hier erneut Elemente früherer Protest- und Bewegungsphasen im
Sinne politischer und sozialer Lernprozesse bewahrt wurden. Neue Initiativen kamen hinzu, wie
z.B. Friedens- und Verständigungsprozesse inmitten von „heißen“ Kriegen wie in Ex-Jugoslawien
(„Ferien vom Krieg“) oder in akuten Konflikten durch die Organisation Begegnungen zwischen
palästinensischen und jüdischen jungen Menschen.
Andreas hat ein großes politisches Freundschafts- und Engagementnetzwerk hinterlassen. Lasst
uns daran arbeiten, so viel wie möglich davon zu erhalten, zeitgemäß weiter zu entwickeln und
junge Leute zu gewinnen. Seine Grundidee, auf soziale und politische Lernprozesse zu setzen, ist
ebenso wenig obsolet, wie sein zentrales Ziel, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Frieden,
Menschenrechte und Demokratie zur ihrer DNA geworden sind. Er hinterlässt uns die Aufgabe,
nach aktuellen emanzipatorischen Lernchancen und politischen Projekten auf der Grundlage
sorgfältiger Analysen zu suchen – auch wenn Frieden, Menschenrechte, Demokratie und
Sozialismus aktuell keine oder nur wenig Konjunktur haben, aber das macht diese Aufgabe umso
dringlicher.
Zitierte Texte
• Anderas Buro 1980: Skizze zum gesellschaftlichen Hintergrund der gegenwärtigen
Parlamentarismus-Debatte. In: Roland Roth (Hrsg): Parlamentarisches Ritual und
politische Alternativen. Frankfurt/NY
• Andreas Buro 1981: Autozentrierte Entwicklung durch Demokratisierung? Lehren aus
Vietnam und anderen Ländern der Dritten Welt. Frankfurt/NY
• Andreas Buro 1985: Den Anderen gewinnen, nicht aber besiegen! In: Komitee für
Grundrechte und Demokratie (Hrsg.): Für und über Klaus Vack. Sensbachtal
• Klaus + Hanne Vack (Hrsg.) 1993: Politische und soziale Lernprozesse. Möglichkeiten,
Chancen, Probleme. Andreas Buro zum 65. Geburtstag gewidmet. Sensbachtal
* Bis 2015 Professor für Politikwissenschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal,
gemeinsames politisches Engagement u.a. im Sozialistischen Büro und im Komitee für
Grundrechte und Demokratie.
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Trauerrede für Andreas Buro, Hundstadt, 30. Januar 2016
Susanne Grabenhorst (IPPNW)
- Es gilt das gesprochene Wort Liebe Freundinnen und Freunde von Andreas,
Ich spreche als Vorsitzende der IPPNW (Ärztinnen für die Verhütung des Atomkriegs) und als
ehemalige Sprecherin der Kooperation für den Frieden.
Wie wir alle bin ich sehr traurig, dass wir uns von Andreas verabschieden müssen.
Ich kenne ihn persönlich seit 2003, also seit 13 Jahren. Ich war damals dabei, mich stärker in
der Friedensbewegung zu engagieren und bin von den Begegnungen mit Andreas und von
seinen Ideen geprägt worden. Ich habe viel von ihm gelernt, konnte ihn immer anrufen und er
hat mir mit seiner freundlichen Art nie das Gefühl vermittelt, ich würde ihn stören oder meine
Fragen seien naiv - obwohl sie es gelegentlich waren. Ich weiß das.
Wenn ich heute spreche, dann aus der Erfahrung dieser 13 Jahre. Eine Gesamtwürdigung des
Lebenswerks dieses großen Mannes kann ich nicht leisten und steht mir nicht zu.
Ich habe Vieles an Andreas bewundert und gern gehabt. Sein umfassendes Wissen und die
Klarheit, mit der er gesellschaftspolitische Zusammenhänge erkannte und einordnete. Seine
ungeheure Kreativität, mit der er Lösungsmöglichkeiten für politische Konflikte fand. Seine
Unerschrockenheit, mit der er sich auch sehr verfahrenen Konstellationen zuwandte und
dafür Lösungsvorschläge formulierte.
Ich empfand ihn als zielstrebig und couragiert, aber er konnte er sich auch zurücknehmen und
ganz in den Dienst der Sache stellen. Er konnte vorne in der ersten Reihe stehen, aber er
brauchte das nicht. Ich habe ihn als ausgesprochen uneitel erlebt. Bisher ist er selber der
einzige, der mir selbstkritisch diesbezüglich widersprochen hat.
Andreas wollte so reden und schreiben, dass es verstanden wird. Charakteristisch für ihn war
die ja dialogische Weiterentwicklung von Ideen, Analysen, Aktionen und die funktioniert eben
nur, wenn das Gegenüber versteht.
Seine Dialogfähigkeit habe ich persönlich vor allem bei der Erarbeitung von Texten erfahren.
Andreas war oft der Initiator und Hauptautor, nahm aber alle Verbesserungsvorschläge und
Kritik sehr ernst, empfand sie nicht als Majestätsbeleidigung, und setzte sie um, soweit es ihm
sinnvoll und machbar erschien. Die letztendliche Verantwortung lag bei ihm und wenn es
schwierige Kontroversen gab, konnte er oftmals durch quasi salomonische Vorschläge
gangbare Wege eröffnen. Er gab uns damit Beispiele für konstruktive Konfliktlösungen
innerhalb der Friedensbewegung.
Mit scheinbar unermüdlicher Energie und Schaffenskraft hat er ungeheuer viel auf die Beine
gestellt. Er hat dabei politisch-strategisch gedacht, über das notwendige schnelle "Reagieren"
hinaus. Zum Beispiel hat er sich seit Jahren intensiv mit Ziviler Konfliktbearbeitung
beschäftigt und die vielen guten Ideen in diesem Feld auf die konkrete Ebene sofort
durchführbarer Maßnahmen heruntergebrochen. Er stellte damit ganz im Sinne von HorstEberhard Richter das Pro neben das Anti: Lösungsvorschläge neben die Kritik am
Bestehenden. Mit seinen Dossiers zur zivilen Konfliktbearbeitung in verschiedenen Regionen
der Welt hat er der Kooperation für den Frieden ein großes Geschenk gemacht.
Aufgrund seiner fachlichen und menschlichen Kompetenzen fand er Akzeptanz in
Friedensforschung, in Politik und in der Bewegung. Ich habe ihn in vielerlei Hinsicht als
Brückenbauer erlebt, der den dringend notwendigen Austausch vermittelte.
Er suchte und sah die Veränderungspotentiale der deutschen und europäischen Politik.
Zuletzt habe ich oft von ihm den Ausdruck "Taubenpolitik" gehört, in Abgrenzung zur Politik
der politischen "Falken". Damit bezog er sich auf die Heterogenität der politisch
Verantwortlichen und warb dafür, auf jene einzuwirken, die nicht-bellizistisch agieren, auch
wenn sie deshalb noch lange nicht pazifistisch sind.
Was möchte ich mir von Andreas für meine politische Arbeit vor allem bewahren?
 Die Verbindung von Analyse, Alternativen und Aktion.
 Die Hinwendung zum PRO, zu den zivilen Alternativen.
 Die Verbindung von großen politischen Ideen mit kleinschrittiger, lokaler Arbeit im
Hintertaunus wie am Niederrhein.
 Das Loslassen und Teilen, um den Generationenwechsel zu ermöglichen.
 Die Hoffnung, dass es gelingen kann, den militärischen Konfliktaustrag
zurückzudrängen, dass wir einer Welt ohne Krieg doch näher kommen können.
Die IPPNW, die ich hier vertrete, hat ihm als ihrem langjährigen Beiratsmitglied sehr viel zu
verdanken. Wir konnten ihn um Texte und Vorträge bitten und erhielten immer etwas, was uns
weiterbrachte, z.B. bei allen Kongressen "Kultur des Friedens", zuletzt im Oktober bei unserer
IPPNW-Friedenskonferenz.
Auch für die Kooperation für den Frieden spreche ich meinen Dank an Andreas aus. Er hat sie
von Anfang an begleitet, beflügelt, angetrieben, freundlich-kritisch beleuchtet. Dieses Projekt,
das versucht, Friedensgruppen zusammenzuführen und Synergien zu suchen, war ihm ein
Anliegen. Am Herzen lag ihm auch das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn, deren
Mitarbeiter Mani Stenner und Kristian Golla ihm sehr nahe gestanden haben.
Vieles über Andreas bewegtes, volles, teilweise tragisches Leben habe ich erst durch das
Lesen seiner Biographie erfahren, zum Beispiel, dass er 1986 wegen einer MutlangenBlockade verurteilt wurde. Aber das passte zu meinem Eindruck eines Menschen, der seine
politischen Überzeugungen authentisch lebte. Ein Mensch, der nicht blauäugig und sicher
nicht immer mit ungetrübtem Optimismus in die Zukunft schaute, der aber bis zuletzt darin
festhielt, dass ein Prozess des Umdenkens und der Umorientierung im Gange sei, und Brechts
Worte zitierte ‚Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine ...‘
Ich habe in Andreas nicht nur einen Gleichgesinnten und Mitstreiter gefunden und jetzt
verloren. Er ist mir ein ganz wertvoller Freund gewesen, den ich sehr vermissen werde.
Er ist im selben Jahr geboren wie meine Mutter. Meine Mutter hat mir viele Geschichten vom
Krieg erzählt. Diese Geschichten waren eine starke Triebkraft für mein Engagement für den
Frieden und meine pazifistische Grundüberzeugung. Es ist wichtig, dass wir einander
Geschichten erzählen, vom Krieg, aber vor allem vom Kampf gegen den Krieg. Es ist wichtig,
dass wir heute einander erzählen, wie es mit Andreas war, was gemeinsam erreicht wurde,
was auch nicht, welche herzerwärmenden Erlebnisse wir geteilt haben. Ich bin überzeugt,
dass es ganz im Sinne von Andreas wäre, wenn wir uns heute Geschichten erzählen über sein
Leben und unsere Begegnungen mit ihm, um damit das Fundament für unser weiteres
Engagement zu stärken!
Er hat sich ja mal gefragt: "Wie sollen dann meine Friedensgedanken noch wirken?"
Lassen wir seine Friedensgedanken hier und jetzt und auch in Zukunft durch uns wirken.
Vielen Dank!