FORUM Gesundheit OKTOBER 2015 „KLEINE“ MEDIZIN KEINE HELDEN! HAUSMITTEL Ein Plädoyer für Zivilcourage Oft besser als Medikamente Bild: SHUTTERSTOCK Eine Erfolgsgeschichte Das Gesundheitsmagazin der Salzburger Gebietskrankenkasse GKK_15 FG-4-Titel.indd 1 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 1 23.09.15 24.09.15 13:48 14:22 S. 28 S. 4 S. 33 4/2015 3 EDITORIAL & IMPRESSUM 22 MEDIZIN & GESUNDHEIT Wie ausgewechselt_Die Zeit des Wechsels muss für Frauen nicht nur Unangenehmes bringen. 4 MEDIZIN & GESUNDHEIT Die „kleine“ Medizin_Die moderne Kinderheilkunde ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. 24 SOZIAL & INTERNATIONAL 8 NATUR & MENSCH Meer aus Plastik_Plastikmüll gefährdet Meereslebewesen und letztlich den Menschen. 25 MEDIZIN & GESUNDHEIT „Stille“ Gefahr_Einer von 2.000 Österreichern leidet an einem sogenannten Keratokonus. 10 ÜBUNGEN & TIPPS Omega-3-Fettsäuren 26 ESSEN & TRINKEN Kartoffel: tolle Karriere … 11 SPORT & FREIZEIT Gut Blatt!_Das Spiel mit den Karten fasziniert über alle Altersgrenzen hinweg. 28 MEDIZIN & GESUNDHEIT Simpel, sanft, sicher_Oft helfen bewährte Hausmittel genauso gut wie Pillen aus der Apotheke. 13 KURZ & BÜNDIG 31 KURZ & BÜNDIG 14 PSYCHE & SEELE Keine Helden!_Ein Plädoyer für Zivilcourage, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. 33 FAMILIE & GESELLSCHAFT Erziehen heißt handeln_Der beschwerliche Weg zu mehr Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau. NACHRICHTEN DER SALZBURGER GEBIETSKRANKENKASSE 34 MEDIZIN & GESUNDHEIT Schmerzen im Nacken_Die Ursachen sind vielfältig, oft spielt auch die Psyche eine wichtige Rolle. 17 Kostensicherheit bei Flugrettungen 35 CARTOON & VORSCHAU Uli Stein FORUM Gesundheit 18 Ärztliche Versorgung in Salzburg 20 Hausmittel für Erwachsene 21 Adipositas-Reha für Kinder JULI 2015 KRAFTWERK MUSKEL Fit durch Bewegung 2 FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 2 24.09.15 14:22 BILDER: 3 x SHUTTERSTOCK / ELISABETH GREBE / MAURITIUS IMAGES / ILLUSTRATION: CONNY KRAUS Inhalt EDITORIAL ANDREAS HUSS OBMANN DER SGKK S. 14 S. 14 G’sundheit Liebe Leserin, lieber Leser! S. 26 Abos! grati BILDER: 3 x SHUTTERSTOCK / ELISABETH GREBE / MAURITIUS IMAGES / ILLUSTRATION: CONNY KRAUS Wenn Sie noch nicht Abonnent sind, sichern Sie sich jetzt die kostenlose Zusendung jeder Ausgabe von FORUM Gesundheit: www.sgkk.at/abo, per E-Mail an [email protected] oder mit dem Abo-Kupon auf Seite 13 IMPRESSUM: Medieneigentümer: Salzburger Gebietskrankenkasse, Engelbert-Weiß-Weg 10, 5021 Salzburg, www.sgkk.at/Impressum, Telefon 0 66 2 - 88 89-0, DVR 0024015, E-Mail: [email protected], www.sgkk.at Herausgeber: Albert Maringer, Gruberstraße 77, 4021 Linz. Chefredakteur: Heinz Macher. Redaktionsteam: Mag. Lisa Ahammer, Birgit Baumann, MMag. Birgit KoxederHessenberger, Heinz Macher, Tobias Müller, Dr. Regina Sailer, Cornelia Schobesberger, Klaus Stecher, Monika Unegg, Mag. Kornelia Wernitznig, Mag. Robert Zauchinger. Redaktionssekretariat: Sylvia Koll. Produktionsleitung: Cornelia Bouchal. Layout: Cornelia Bouchal, Ursula Macher. Innenteil: Redaktion: Mag. Hans-Peter Lacher. Gestaltung und Layout: Agentur Die fliegenden Fische. Druck: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m. b. H., Anastasius-Grün-Straße 6, 4020 Linz. 24. Jahrgang, 4. Ausgabe – Oktober 2015 Auflage: 56.000 Exemplare. Anzeigenverwaltung: Salzburger Gebietskrankenkasse. Offenlegung (§ 25 Mediengesetz): Magazin zur Förderung gesundheitsorientierten Lebens mit sozial- und gesundheitspolitischer Berichterstattung und Informationen zur Sozialversicherung. Spezielle Informationen über die SGKK erscheinen in der ständigen Beilage „Gesundheit AKTUELL“. Der Herausgeber zeichnet nicht verantwortlich für Einschaltungen, die mit dem Hinweis „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet sind. Dort beworbene Artikel können auch außerhalb des Leistungsspektrums der sozialen Krankenversicherung liegen. Tee, fiebersenkende Wickel oder Inhalationen haben eines gemeinsam: Es sind altbewährte Hausmittel, die leicht anzuwenden sind und bei kleineren Beschwerden gut und sanft helfen. Gleichzeitig steigern sie die Verantwortung für den eigenen Körper. Die Salzburger Gebietskrankenkasse startet deshalb diesen Herbst gemeinsam mit der Apothekerkammer die Initiative „Hausmittel“. In Veranstaltungen werden Hausmittel erklärt und praktisch vorgezeigt. Eine Broschüre – mit 64 Seiten eigentlich fast ein Buch – enthält für 15 Krankheitsbereiche insgesamt 75 Vorschläge für sanfte Hausmittel. Uns geht es mit der Initiative „Hausmittel“ um eine Förderung des Bewusstseins, was Menschen selbst für ihre Gesundheit tun können. Es geht aber auch um eine Unterstützung des Heilungsprozesses bei Menschen mit Beschwerden. In diesen Fällen sind nicht immer die Angebote des medizinischen Systems die einzig mögliche Alternative. Oft kann mit einfachen Hausmitteln geholfen werden, und zwar ohne Nebenwirkungen. Natürlich ersetzen Hausmittel nicht den Arzt, aber sie stellen eine wichtige Ergänzung dar. Wir wollen unsere Versicherten nicht nur medizinisch bestmöglich versorgen, sondern auch beim Gesundbleiben unterstützen. Unser Hausmittelprojekt bietet beides: Tipps zur Stärkung der physischen und psychischen Gesundheit und einfache und praktische Tricks, um kleine Beschwerden schneller heilen zu lassen. Wir hoffen, dass viele Salzburgerinnen und Salzburger sich unsere Informationen holen! Ich wünsche Ihnen einen sonnigen und gesunden Herbst! Ihr Andreas Huss [email protected] FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 3 3 24.09.15 14:22 MEDIZIN & GESUNDHEIT „Kleine“ Medizin Kinder sind anders – auch in medizinischer Hinsicht. Eine spezialisierte Kindermedizin ist wichtiger Begleiter auf dem Weg in ein gesundes Erwachsenenalter. „Kleine“ Medizin – große Leistungen. 4 Neonatologie (Frühgeborenenmedizin), Kinderkardiologie, Onkologie, Neuropädiatrie (Medizin für das kindliche Nervensystem), Pulmologie (Lungenheilkunde) und Endokrinologie (Hormonmedizin) bis hin zur Psychosomatik. Diese Notwendigkeit hin zur Spezialisierung zeigt sich auch in der österreichischen Spitalslandschaft. Einzelne Häuser sind auf bestimmte Schwerpunkte ausgerichtet und bringen oft Spitzenleistungen, wenn es um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geht. Ein Zentrum für kindliche Tumorerkrankungen von internationalem Rang bilden etwa die onkologischen Stationen des St. Anna Kinderspitals in Wien. Bei der erfolgreichen Behandlung von Kinderkrebs ist Österreich noch vor der Schweiz und Norwegen europäischer Spitzenreiter. Ein weiteres Beispiel ist das Kinder-Herz-Zentrum in Linz, wo Kinder und Jugendliche mit Herzfehlern betreut und sogar Ungeborene operiert werden. Das Zentrum ist neben einer Klinik in den USA das weltweit zweitgrößte, das Eingriffe an Herzen von Föten vornimmt. Das Universitätsklinikum Salzburg wiederum ist ganz vorne, wenn es um die Behandlung von „Frühchen“ oder um die Betreuung von seltenen Stoffwechselerkrankungen geht. Beachtliche Fortschritte Die fortschreitende Spezialisierung ist in der Kinder- und Jugendheilkunde auch deshalb notwendig, weil das Wissen in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten enorm angewachsen ist. Das zeigt sich etwa in der Neugeborenenheilkunde (Neonatologie), die sich laut Professor Sperl in den vergangenen Jahren revolutionär verändert hat. Hier hat eine intensive Zuwendung die früher BILDER: SHUTTERSTOCK / BUENOS DIAS >> Die kleinen Körper der Kinder reagieren völlig anders auf die Medikamente. >> Für die Medizin sind Kinder nicht einfach „kleine Erwachsene“, sondern haben ganz spezielle Bedürfnisse. „Solange sie sich entwickeln, ist ihr Körper nicht mit dem eines Erwachsenen vergleichbar“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Der kindliche Stoffwechsel, das Immunsystem und die Organfunktionen unterscheiden sich grundlegend von denen eines ausgewachsenen Menschen. Das erfordert eine andere Herangehensweise bei der Diagnose und Therapie von Erkrankungen, was wiederum viel Spezialwissen voraussetzt. So sind zum Beispiel Blutwerte bei einem Kind abhängig vom Lebensalter ganz anders als bei einem Erwachsenen einzustufen. Auch die (seltenen) Krebserkrankungen bei Kindern verlaufen meist völlig anders als im Erwachsenenalter. Kleine Patienten benötigen auch dann eine andere Aufmerksamkeit, wenn es etwa um eine Narkose, um eine Röntgenaufnahme oder um künstliche Ernährung geht. Insgesamt reagiert der kindliche Organismus viel empfindlicher als der eines Erwachsenen. Zudem gibt es neben den klassischen Kinderkrankheiten viele Erkrankungen und Störungen, die nur im Kindesalter auftreten. Um dem kindlichen Organismus vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen in all seiner Vielfalt gerecht zu werden, braucht es daher nicht nur eine auf seine Bedürfnisse abgestimmte Kinder- und Jugendheilkunde. Auch innerhalb der Kinderheilkunde ist eine weitere Spezialisierung sinnvoll. Kinderärzte können sich daher innerhalb ihres breit gefächerten Fachs in vielen Schwerpunkten weiterbilden: Die Palette reicht von der FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 4 24.09.15 14:22 BILDER: SHUTTERSTOCK / BUENOS DIAS Die Spezialisierung in der Kinderheilkunde zeigt sich auch in der Spitalslandschaft. Bei der Behandlung von Kinderkrebs nimmt Österreich einen Spitzenplatz ein. 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 5 24.09.15 14:22 MEDIZIN & GESUNDHEIT Statt „Maschinenmedizin“ viel Zuwendung: Die Überlebensrate der Frühgeborenen ist deutlich gestiegen. Kinder stehe im Mittelpunkt. Mit dieser Sichtweise hat die Kinder- und Jugendheilkunde innerhalb von wenigen Jahrzehnten einen revolutionären Wandel durchgemacht. Doch abseits aller Fortschritte ist noch sehr viel zu tun. Einen eklatanten Mangel gibt es zum Beispiel bei der Kin- Spitalstore verschlossen In Österreichs Spitälern werden jährlich etwa 20.000 Kinder operiert. Etwa jedes zweite Kind muss irgendwann vor dem Erwachsenwerden ins Krankenhaus. Dabei kann es auf die Begleitung seiner Eltern zählen. In den Anfangszeiten der Kindermedizin im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert blieben die Spitalstore für Eltern verschlossen, der Zugang zum kranken Kind verwehrt. Noch vor wenigen Jahren waren die Besuchszeiten streng reglementiert. Eine Vorgangsweise, die heute völlig undenkbar ist. „Wir sehen neben dem Kind immer auch die Familie als unsere Klientel“, erklärt Primar Wolfgang Sperl. Nicht die Anpassung der Kinder an den Klinikalltag, sondern die Anpassung des Klinikalltags an die Bedürfnisse der 6 „Die Aufgaben der Kinderund Jungendheilkunde werden immer umfangreicher und spezialisierter. Der medizinische Fortschritt eröffnet Kinderärzten heute ganz neue Möglichkeiten.“ Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der-Reha. „Hier sollten in Österreich endlich die Kinder- und Jugendrehabilitationszentren entstehen, die im Gesundheitsplan bereits vorgesehen sind mit insgesamt rund 280 Betten“, fordert Dr. Wolfgang Sperl, der auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde ist. Die krebskranken Kinder und deren Familien müssten noch immer ins Ausland ausweichen. Doch hier sei ebenso wie bei der Palliativversorgung durch ambulante Versorgungskonzepte und Kinder-Hospiz-Pläne zumindest ein Anfang und ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ein bereits umgesetzter Fortschritt ist die neue Kinderneurorehabilitationsstation (kurz: reKiZ) am Salzburger Universitätsklinikum. Sie ist in ihrer Art einzigartig in Österreich, mit einer Tür-an-Tür-Versorgungsebene mit Intensivstation und Operationssaal. reKiZ dient der frühen Rehabilitation von Kindern, die schwere Verletzungen des Gehirns und des Nervensystems erlitten haben. Versorgungslücken ortet Professor Sperl auch bei der Nachsorge beziehungsweise Nachbetreuung chronisch kranker oder schwerbehinderter Kinder im Elternhaus und vor allem in der Schule. Eine gute Nachbetreuung dieser kleinen Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sei gesetzlich nach wie vor nicht gut geregelt. Viel Arbeit wartet Bei speziell für Kinder getesteten Arzneien wartet ebenfalls noch viel Arbeit auf die Wissenschaft. Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“. Ihr Stoffwechsel arbeitet ab dem Kleinkindalter schneller als der eines Erwachsenen und ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Kleine Körper reagieren daher anders auf Medikamente. Und diese Unterschiede sind umso größer, je jünger die Patienten sind. Doch für viele Arzneimittel gibt es keine Studien zur optimalen Dosierung FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 6 24.09.15 14:22 BILDER: SHUTTERSTOCK / MAURITIUS IMAGES übliche „Maschinenmedizin“ ersetzt – mit der Folge, dass die Überlebensrate der „Frühchen“ ansteigt. Die Fortschritte bei der Erforschung von Erkrankungen bei Kindern zeigen sich am Beispiel der Leukämie. Während diese Erkrankung vor einigen Jahrzehnten noch so etwas wie ein Todesurteil war, werden heute rund 85 Prozent der Kinder mit Leukämie dauerhaft geheilt. Ein weiterer Beleg für die Entwicklung der Pädiatrie ist die cystische Fibrose (früher auch Mukoviszidose genannt), die häufigste unter den seltenen Erkrankungen bei Kindern. Während früher CF-Patienten meist schon im Kindesalter starben, werden heute im allgemeinen Neugeborenenscreening die betroffenen Kinder frühzeitig entdeckt. Etwa die Hälfte der österreichischen CF-Patienten befindet sich nun bei meist guter Lebensqualität bereits im Erwachsenenalter. Beachtliche Fortschritte gab es zum Beispiel auch bei der Bekämpfung des plötzlichen Kindstods. Hier kam es zu einer Reduktion der Sterbefälle um mehr als zwei Drittel, was Österreich heute europaweit zu einem Vorreiter macht. MEDIZIN & GESUNDHEIT und zu möglichen Nebenwirkungen bei Kindern. Dieses Unwissen rührt daher, dass Kinder früher bei der klinischen Prüfung von Arzneimitteln ausgeschlossen wurden. Doch auch hier ist einiges in Bewegung geraten, seit 2007 die EU eine Kinderarzneimittelverordnung in Kraft gesetzt hat. Sie schreibt bei Neuzulassung eines Medikaments die Vorlage von Studiendaten für Kinder vor. Das hat dazu geführt, dass die Pharmafirmen heute vermehrt forschen und kindertaugliche Medikamente sowie Dosierungen entwickeln. Forschungsnetzwerk In Österreich wurde vor einigen Jahren mit „O.K.ids“ ein eigenes Kinderforschungsnetzwerk gegründet, um auch hierzulande Studien an Kindern bei größter Sorgfalt zu fördern. Erst dann, wenn Wirkstoffe gut im Tierversuch und an Erwachsenen getestet sind, werden Kinder damit behandelt. In der Krebstherapie profitieren davon etwa kleine Patienten, die nicht auf Standardmedikamente ansprechen. Erste Erfolge durch speziell für Kinder zugelassene Medikamente gibt es bereits. Weitere Durchbrüche erhofft man sich demnächst bei Arzneien gegen die sogenannten seltenen Krankheiten. Bei Tumormedikamenten sind österreichische Wissenschaftler im internationalen Vergleich ebenfalls auf einem guten Weg. Dr. Regina Sailer << BILDER: SHUTTERSTOCK / MAURITIUS IMAGES In Österreich rauchen deutlich mehr Jugendliche als im EU-Durchschnitt. Wie gesund sind Österreichs Kinder? Die Frage, wie es um die Gesundheit der österreichischen Kinder steht, lässt sich nicht so einfach beantworten. Der „Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich 2015“ bemängelt das Fehlen „solider und aussagekräftiger Daten“ über den Gesundheitsstatus dieser Altersgruppe. Die wichtigsten Problemfelder sind dennoch bekannt: etwa die vielen rauchenden und trinkenden Jugendlichen, deren Zahl weit über dem EU-Durchschnitt liegt. Auch die kindliche Adipositas und damit verbundene Erkrankungen wie etwa Diabetes sind nach Wolfgang Sperls Erfahrungen eine immer größere Herausforderung für die Kinder- und Jungendheilkunde. Jedes fünfte österreichische Kind unter sechs Jahren ist mittlerweile übergewichtig oder sogar fettleibig – Tendenz steigend! Eine Zunahme gibt es auch bei den psychosomatischen Erkrankungen und hier vor allem bei den Essstörungen und bei der Schulverweigerung. Durch die zunehmende Impfmüdigkeit treten zudem klassische Kinderkrankheiten wie Masern oder Keuchhusten wieder vermehrt auf. „Die Impfrate bei Masern liegt derzeit in manchen Regionen nur mehr bei 60 anstatt wie früher bei über 85 Prozent, und das bedeutet, dass bei uns jederzeit eine Masernepidemie ausbrechen könnte“, warnt Professor Sperl. Wer immunisiert ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern indirekt auch Babys unter einem Jahr, die noch nicht geimpft sind. Viele „Frühchen“ Ein weiterer Trend ist die hierzulande steigende Zahl der Frühgeburten als Begleiterscheinung von Mehrlingsschwangerschaften nach künstlicher Befruchtung. Österreich weise im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine hohe Rate an frühgeborenen Kindern auf, bemängelt die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit in ihrem Jahresbericht. Hier liegt unser Land deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Eine bedenkliche Entwicklung: Frühgeborene sind die größte Kinderpatientengruppe in Österreich und auch im weiteren Verlauf ihres Lebens kann ihre frühe Geburt zu chronischen Gesundheitsproblemen führen. Kinderärzte fordern daher immer wieder, dass in Österreich wie in weiten Teilen Europas bei der In-vitro-Fertilisation nur mehr ein Embryo eingesetzt werden darf. Derzeit sind mehrere Embryonen erlaubt. Sorgen bereiten auch Kinder mit Migrationshintergrund und hier vor allem jene aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Laut einem aktuellen Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit ist es etwa mit der Zahngesundheit dieser Kinder überdurchschnittlich schlecht bestellt. Ihr Risiko, das Säuglingsalter nicht zu überleben, ist deutlich höher. Ebenso die Wahrscheinlichkeit, an einer der sogenannten seltenen Erkrankungen zu leiden. Diese schweren Krankheiten, die eine aufwendige Behandlung und Betreuung erfordern, zeigen sich meist schon bei der Geburt oder im frühen Kindesalter. Frühe Förderung Um all diesen Problemen rechtzeitig zu begegnen, setzen Kinderärzte und soziale Einrichtungen verstärkt auf Aufklärung, Gesundheitsförderung und Prävention. So versuchen etwa Kindergärten, mit dem Präventionsprojekt „SALTO“ schon kleine Kinder zu gesünderem Essen und mehr Bewegung zu motivieren. Im Kampf um die frühzeitige Verhinderung von Kindswohlgefährdung wurde außerdem kürzlich der Nationale Aktionsplan mit dem Projekt „Frühe Hilfen“ gestartet. Mit einer Fülle von Maßnahmen will man damit nach dem erfolgreichen Vorbild anderer EU-Länder schon in den ersten Lebensjahren zu einem gesünderen Leben hinführen. Auffällige und hilfebedürftige Kinder beziehungsweise Familien sollen möglichst schon im ersten Lebensjahr entdeckt und unterstützt werden. Die Strategien dafür lehrt unter anderem ein neuer Lehrgang der Universität Salzburg („Early Life Care“). Vor allem sollen sich dank „Frühe Hilfen“ Berufsgruppen wie etwa Pädagogen, Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Hebammen oder Sozialarbeiter stärker vernetzen und besser zusammenarbeiten – gemäß dem afrikanischen Sprichwort „Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind glücklich aufwachsen zu lassen“! FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 7 7 24.09.15 14:22 Meer aus Plastik >> Oder? Mitnichten. Jener Plastikmüll, der auf den Ozeanen treibt, könnte eines Tages auch auf unseren Tellern landen. Rund 70 Prozent unseres Planeten sind mit Wasser bedeckt, es gibt also jede Menge Platz für Plastik. Rund 13 Millionen Tonnen gelangen jedes Jahr dorthin. „Seit Jahrzehnten treibt im Nordpazifik ein Müllstrudel, der mittlerweile so groß wie Zentraleuropa ist“, sagt Stephan Lutter, Meeresökologe, Zoologe und Biochemiker, der für den World Wide Fund for Nature (WWF) arbeitet. Auch in der Nordsee, in den Gewässern nahe Asien und Afrika ist jede Menge Plastikmüll zu finden. Er kommt nicht nur durch Kreuzfahrtschiffe dorthin, sondern auch durch 8 „Jeder kann dazu beitragen, dass weniger Plastik verwendet wird. Besonders den Gebrauch von Plastiktüten sollte man vermeiden, da diese sich nur sehr langsam abbauen.“ Stephan Lutter Meeresökologe, Zoologe und Biochemiker, WWF Deutschland, Berlin nicht fachgerechte Entsorgung von Müll in Häfen. Vordergründig ist es „billiger“, den Abfall ins Meer zu werfen, er geht dort ja praktischerweise unter und ist nicht mehr zu sehen. Doch auch der Normalverbraucher trägt zum Dilemma bei. Denn der meiste Müll kommt vom Land. Plastik wird dort achtlos weggeworfen oder nicht korrekt entsorgt. Dann wird es über Flüsse ins Meer befördert. „Durch die Strömungen im Meer wird der ganze Müll dann verteilt“, sagt Lutter, „sodass sich irgendwann eine Plastiksülze von einem halben Meter Dicke auf dem Wasser bildet.“ Das schaut nicht nur äußerst unschön aus, sondern hat auch fatale Folgen. Unzählige FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 8 24.09.15 14:22 BILDER: 5 x SHUTTERSTOCK / MAURITIUS IMAGES / ERWIN ZWART_THE OCEAN CLEANUP Plastikmüll, der im Meer schwimmt – davon hat man vielleicht schon gehört. Aber der ist doch weit weg und hat mit den Österreichern, deren Land nicht einmal einen Zugang zum Meer hat, wenig zu tun. NATUR & MENSCH Jute statt Plastik BILDER: 5 x SHUTTERSTOCK / MAURITIUS IMAGES / ERWIN ZWART_THE OCEAN CLEANUP >> Plastikmüll gefährdet nicht nur die Tierwelt. Er kommt auch zurück auf unsere Teller. Fische, Vögel und Meeressäuger verenden qualvoll, weil sie unverdauliche Plastikteile in die Mägen bekommen. Größere Lebewesen, wie Delfine, verheddern sich in „herrenlosen“ Netzen. Ein großes Problem ist zudem die lange Haltbarkeit des Materials, das in die Tiere und auch in die Tiefe gelangt. Denn an der Oberfläche schwimmt ja sozusagen nur die Spitze des Plastikberges. Jede Menge davon ist auch in der Tiefe vorhanden. Bis zur Zerstörung von Plastik können bis zu 400 Jahre vergehen. Davor zerfällt es durch die Wirkung des Salzwassers und Sonneneinstrahlung bloß in immer kleinere Partikel. Diese geraten in den Körper von Meerestieren und letztendlich, wenn diese bei uns auf den Teller kommen, auch in den menschlichen Organismus. Plastik enthält jedoch Giftstoffe wie Flammschutzmittel und Weichmacher. Sie können krebserregend sein, das Immunsystem des Menschen schwächen und zu Unfruchtbarkeit führen. Und so hat der viele Plastikmüll im Meer auch mit uns Österreichern, die zwar gerne am Meer Urlaub machen, an- 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 9 sonsten aber davon nicht so viel mitbekommen, einiges zu tun. Zum Wohle der Fische Könnte man im Meer doch einfach mal aufräumen und das ganze Plastik einsammeln … Der erst 20-jährige Niederländer Boyan Slat beschäftigt sich bereits seit Jahren mit diesem Gedanken. Aus seiner Sicht ist eines klar: Mit Booten und Netzen dem ganzen Müll nachzujagen, bringt nichts. Es wäre zu teuer und würde viel zu lange dauern. Sein Ansatz ist ein anderer. Ihm schwebt eine Art Riesenstaubsauger vor, der den Müll aus dem Wasser fischt. Er denkt an kilometerlange Barrieren, an denen der Müll – der durch die Strömung angetrieben wird – hängen bleibt. Um Meerestiere zu verschonen, will Slat keine Netze verwenden, sondern die Barrieren trichterförmig anbringen, sodass sich Tiere wieder befreien können. An der Spitze soll nur der Müll übrig bleiben, der dann zum Recyceln an Land gebracht wird. „Ocean Cleanup“ nennt er sein Projekt, für das er derzeit per Crowdfunding finanzielle Mittel sucht. In zehn Jahren könnte damit rund die Hälfte des Mülls entfernt werden, sagt er. Kritiker hingegen verweisen auf jenes Plastik, das tiefer im Meer schwimmt und der Staubsauger nicht erfassen würde. Die Universität Delft aber hat seinem Projekt die Auszeichnung für „Best Technical Design“ verliehen. Birgit Baumann << Das „Ocean Cleanup“-Projekt des jungen Niederländers Boyan Slat sorgt für Aufsehen. Jute statt Plastik – so lautete ein Slogan der Umweltbewegung in den achtziger Jahren. Angesichts der riesigen Müllberge im Meer erinnern sich wieder mehr Menschen daran. Jeder Einzelne von uns kann mit ein paar einfachen Maßnahmen mithelfen, dass die Plastikberge – nicht nur im Meer – kleiner werden: i Wer zum Einkaufen mehrere Stoffbeutel mitnimmt, muss Obst und Gemüse nicht in Plastiksackerl geben. Das Gleiche gilt für die Wurst- und Käsetheke. Man spart sich die Plastikfolie, wenn man einen eigenen Behälter mitbringt. i Die Wasserflasche aus Plastik kann durch eine Flasche aus Edelstahl oder bruchsicherem Glas ersetzt werden. Auch wer sich unterwegs Mahlzeiten für das Büro mitnehmen möchte, sollte diese nicht in die angebotenen Plastikbehälter füllen lassen, sondern schon ein eigenes Behältnis mitbringen. Auch der Coffee-to-go kann in einen wiederverwendbaren Becher gefüllt werden. i Die viel genutzten Plastikdosen, die fast in jedem Haushalt eingesetzt werden, um Essen im Kühlschrank aufzubewahren, kann man durch Glasbehälter ersetzen. Dann sieht man auch gleich, was sich in der Dose befindet. i Beim Kauf von Kinderspielzeug lieber zur Holz- als zur Plastikvariante greifen. FORUM Gesundheit 4/2015 9 24.09.15 14:23 ÜBUNGEN & TIPPS Einfach gesund Die folgenden Übungen zur Stabilisation sollen nur in Form von kleinen Bewegungen ausgeführt werden. Ziel dieser Koordinationsübungen sind eine Lockerung der Muskulatur und eine Förderung der Durchblutung. >> Wichtig: Die Übungen müssen schmerzfrei durchgeführt werden können. Lockerung … … und Stabilisation U C IP T H P Herzschwäche Ursache – Diagnose – Therapie 2 Prim. Dr. Johann Altenberger, Mag.Wolfgang Bauer ILLUSTRATIONEN: CONNY KRAUS / BILDER: SHUTTERSTOCK / OJO IMAGES_REX FEATURES_ PICTUREDESK 1 Omega-3-Fettsäuren sind gut für die Augen, das Herz und sollen auch vorbeugend gegen Demenz wirken. Diese langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren kommen vor allem in Kaltwasserfischen wie Hering und Makrele, aber auch in Leinsamen-, Rapsund Sojaöl vor. Der Nutzen von Fischölkapseln ist hingegen umstritten. Eine US-Studie des National Institutes of Health hat gerade gezeigt, dass das Nahrungsergänzungsmittel keine positive Wirkung entfaltet. B >> So geht‘s: > Ausgangsposition ist aktives Stehen oder Sitzen. > Mit der Nasenspitze einen 8er schreiben, ohne dass sich die Brustwirbelsäule oder der Schultergürtel mitbewegt. > Den 8er nach einer Zeit in die entgegengesetzte Richtung schreiben. Fisch ist besser Die Herzinsuffizienz, also eine herabgesetzte Leistungsfähigkeit des Herzens, betrifft viele Menschen. Umfassendes Wissen darüber ist von großer Bedeutung für den Behandlungserfolg. Der Ratgeber basiert auf neuesten medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen und zeigt leicht verständlich, wie Herzschwäche entsteht, diagnostiziert und behandelt wird. Wesentlich ist die aktive Beteiligung der Patienten. Dem ist im Buch breiter Raum gewidmet. 160 Seiten, 14,90 € Verlagshaus der Ärzte, Wien >> So geht‘s: > Ausgangsposition ist aktives Stehen oder Sitzen. > Den Kopf spielerisch nach vorne und hinten gleiten lassen. > Auch dabei sollen sich Brustwirbelsäule und Schultergürtel nicht mitbewegen. 10 FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 10 24.09.15 14:23 SPORT & FREIZEIT Gut Blatt! ILLUSTRATIONEN: CONNY KRAUS / BILDER: SHUTTERSTOCK / OJO IMAGES_REX FEATURES_ PICTUREDESK Die Alten spielen im Club, die Jungen zu Hause oder im Internet: Kartenspiele wie Skat, Bridge und Tarock sind nicht unterzukriegen. Der „Krieg im Kleinen“ fasziniert über alle Altersgrenzen hinweg. Dazu kommt die soziale Komponente. >> Wer macht bei einer Pokerrunde mit? Ich bin der Dealer.“ Louise hat bereits die Karten gemischt und wartet auf ihre Mitspieler. Um den Esstisch versammelt sich die halbe Familie: Opa, Mama, Papa, Schwester und eben Louise. Gespielt wird „Texas Hold‘em“. Mit einem Pokerface spielt sie Runde um Runde, kennt sich aus mit Flush, Straight und Full House und weiß, was All-in bedeutet. Beeindruckend, denn Louise ist erst acht Jahre alt. Gelernt hat sie Pokern von ihrem Vater, ihr Wissen hat sie ihrem Opa weitergegeben. Es macht allen Spaß: Großvater und Enkelin spielen jetzt lieber Poker statt Uno und Rommé. Szenenwechsel: Wolfgang Riegler sitzt mit seinen Freunden im Café Rat- haus in Wien und wünscht: „Gut Blatt!“ Der 49-Jährige ist seit seiner Kindheit begeisterter Kartenspieler, spielte früher Tarock und Preferance, bis er 2003 eine alte Diskette mit Skat gefunden und sich das Spiel so selbst beigebracht hat. Kurz darauf ist er dem einzigen Skatclub in Wien beigetreten, seit 2008 leitet er den Wiener Skatclub und seit heuer ist er auch Vorsitzender des Österreichischen Skatverbandes. Szenenwechsel: In einer denkmalgeschützten Wohnung im 1. Bezirk in Wien, die 1913 von Adolf Loos gestaltet wurde, befindet sich der Bridgeclub Wien mit ungefähr 370 Mitgliedern. An 364 Tagen im Jahr wird auf 500 Quadratmetern Bridge gespielt, der älteste Spieler war 102 Jahre alt, erzählt der stellvertretende Vereinsobmann Michael Gstöttner. Er selber hat das „Schach unter den Kartenspielen“ als Kind gelernt, aber erst in der Pension hat er genug Zeit, sich dem ausführlich zu widmen. Ursprung in Asien Drei Generationen, drei verschiedene Spiele. Und das ist nur ein kleiner Auszug – jeden Abend sitzen Millionen Menschen beisammen und halten bunte Kartonstückchen in der Hand. Trotz TV, trotz Computer, trotz Videospielen. Aber meist ohne zu wissen, welche Vergangenheit das Spiel mit den Karten eigentlich hat. Oder woher es überhaupt kommt. Fakt ist: Niemand weiß es genau, FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 11 11 24.09.15 14:23 SPORT & FREIZEIT Deutschland, 1535 Wien, 1600 >> Richard Strauss liebte neben der Musik auch die Skat-Karten. England, 1699 Frankreich, 1920 Krieg im Kleinen Wenn der Ursprung einer Sache mysteriös ist und vermutlich doch nicht in Europa liegt, dann bleiben meist nur drei Möglichkeiten: der Himmel, die Hölle oder Asien. Fix ist nix. Bekannt ist nur, dass sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Spielkarten rasch ausgebreitet haben, wobei die frühesten Spielkarten nicht die Farben Kreuz, Pik, Herz und Karo hatten, sondern andere Zeichen. Und fix ist auch: 1378 wurden in Regensburg an der Donau und Konstanz am Bodensee Kartenspiele bereits verboten! Ein Verbot setzte aber voraus, dass etwas schon populär war, und vor allem die Kirche hatte Angst, dass die Leute durch das Kartenspielen vom Kirchgang oder von der Arbeit abgehalten oder überhaupt die Familien in den Ruin getrieben wurden – man spielte ja fast nur um Geld. Faszinierend eigentlich auch, wie sich Spielkarten im 14. Jahrhundert ausgebreitet haben – 150 Jahre vor der Entdeckung Amerikas. Die Karten erzählten Geschichten, sie waren quasi die ersten Bilderbücher. Richtige Bücher gab es zu der Zeit nur handschriftlich und die waren so selten wie teuer. Aber die Spielkarten waren nicht unterzukriegen. Waren sie früher Zeitvertreib der einfachen Leute im Wirtshaus, Glücksspiel der Unterwelt, finden heute Kartenspiele auch in den sogenannten besseren Kreisen großen Anklang. Altersschnitt durchaus jenseits der 50, aber die Jungen entde12 cken die Spiele online. Für den mittlerweile pensionierten, aber nach wie vor sehr engagierten Wiener Soziologen Prof. Dr. Roland Girtler sind Kartenspiele ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und: „Der Mensch ist ein Wesen, das Symbole schafft und Symbole braucht. Karten sind Symbole in Reinkultur.“ Auch der gesellschaftliche Aspekt sei für viele Kartenspieler wichtig. Gleichzeitig spricht „Kartenspiele sind wie ein Krieg im Kleinen. Es geht um Gewinnen und um den Drang zu siegen. Zusätzlich haben KartenRunden eine wichtige soziale Funktion.“ Ao. Univ.-Prof. i. R. Dr. Roland Girtler Soziologe, Wien Girtler von einem „Krieg im Kleinen“: „Mit dem Kartenspielen ist etwas Kämpferisches verbunden. Der Mensch liebt kleine Kriege. Man will mit Tricks den anderen reinlegen, man will siegen“, so Girtler. „Jemanden schlagen“ ist nur ein sprachlicher Ausdruck dafür. Abgesehen von dem Kämpferischen, dem Siegen-Wollen, haben Kartenspiele auch einen sozialen Aspekt. Man findet Kontakt zu anderen, findet Anerkennung, wenn man siegt (oder zumindest gut spielt), und ist nicht an soziale Grenzen gebunden. Michael Gstöttner vom Bridgeclub Wien nennt abgesehen von der sozialen Funktion („Es kommen viele alleinstehende Damen und Herren“) noch einen nicht unwesentlichen Vorteil des Kartenspiels: „Es ist ein wunderbares Mittel gegen Alzheimer.“ Gespielt wird im Bridgeclub nämlich jedes Mal in Turnier-Form und das heißt dreieinhalb Stunden Konzentration! Der gibt sich übrigens auch Frau Girtler gerne hin. Einmal in der Woche trifft sie ihre Freundinnen zum Bridge. Promis und Karten Konzentration, Merkfähigkeit, Intelligenz, Übung – Kartenspiele fordern viel und fördern viel. Und sie kommen in Märchen, Filmen, Opern vor und werden von Prominenten gerne gespielt: Der deutsche Schauspieler Heiner Lauterbach etwa lehrt in einem Online-Kurs Skat. Und schon Richard Strauss war begeisterter Skatspieler, wie der zweifache österreichische Staatsmeister Wolfgang Riegler erzählt. Strauss hat Skat sogar in den zweiten Akt der Oper „Intermezzo“ eingebaut. Wenn die achtjährige Louise dann groß genug ist, kann sie sich Filme wie „Cincinnati Kid“ anschauen (den Lieblingsfilm des Soziologen Roland Girtler übrigens), einen US-amerikanischen Streifen aus den 1960er Jahren über einen alternden Poker-Profi, der von einem jungen herausgefordert wird. Wer gewinnt? Den Film unbedingt anschauen – und dann selbst zu den Karten greifen. Mag. Lisa Ahammer << FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 12 24.09.15 14:23 BILDER: 5 x PICTUREDESK / 2 x SHUTTERSTOCK / ILLUSTRATION: SHUTTERSTOCK und jeder, der sich damit beschäftigt hat, hat vor allem versucht, den Ursprung des Kartenspielens ins eigene Land zu verlegen – England, Frankreich, Deutschland, Spanien. KURZ & BÜNDIG Musik hilft bei OP Mit Musik geht alles leichter – auch ein chirurgischer Eingriff im Spital. Das zeigt nun eine Studie britischer Wissenschaftler, die kürzlich im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Die Forscher der Londoner Queen-Mary-Universität haben den Effekt von Musik vor, während und nach Operationen genauer unter die Lupe genommen und dafür die Daten von knapp 7.000 Patientinnen und Patienten herangezogen. Das Ergebnis: Beruhigende Musikstücke mindern den Bedarf an Schmerzmitteln deutlich und helfen gegen postoperative Stress- beziehungsweise Angstzustände. Selbst bei Patienten unter Vollnarkose zeigte die akustische Untermalung einen positiven postoperativen Effekt. Die Aufenthaltsdauer im Spital konnte durch die Beschallung nicht reduziert werden. Antibiotika aus der Kastanie In den Blättern der Edelkastanie stecken Inhaltsstoffe mit einem vielversprechenden medizinischen Potenzial. In einer Studie der Universität von Atlanta konnte gezeigt werden, dass ein Extrakt aus den Blättern der Esskastanie die krankmachenden Bakterien Staphylococcus aureus unschädlich machen kann. Und anders als herkömmliche Antibiotika löst es dabei keine Resistenzen aus. In der westlichen Welt nimmt Asthma bei Kindern immer weiter zu. Von australischen Wissenschaftlern der Universität von Clayton wurde nun die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft als ein möglicher Auslöser für kindliches Asthma entdeckt. Nimmt die Schwangere ballaststoffreiche Kost zu sich, ist ihr Kind später unempfindlicher gegenüber Reizen, die Asthma auslösen. Die Forscher konnten diesen Zusammenhang nicht nur in Tierversuchen mit Mäusen, sondern auch in Testreihen mit schwangeren Frauen nachweisen. Offenbar spielt dabei eine Substanz eine Rolle, die von der Darmflora produziert und über das Blut auf den Fötus übertragen wird. Dass die Darmflora für die menschliche Gesundheit eine entscheidende Rolle spielt, zeigt sich in den letzten Jahren immer deutlicher. A BILDER: 5 x PICTUREDESK / 2 x SHUTTERSTOCK / ILLUSTRATION: SHUTTERSTOCK Asthma wird „vererbt“ BO -K O UP N p Schicken Sie mir bitte FORUM Gesundheit in Zukunft gratis zu! Bitte in Blockbuchstaben ausfüllen! Name: ............................................................................................................................................................................................................................ Straße/Nr.: .................................................................................................................................................................................................................. PLZ/Ort: ....................................................................................................................................................................................................................... An Redaktion „FORUM Gesundheit“ c/o Salzburger Gebietskrankenkasse, Engelbert-Weiß-Weg 10, 5020 Salzburg Abo-Bestellung und Adressänderung auch über www.sgkk.at Die Daten werden EDV-mäßig erfasst und verarbeitet. Ausgabe_4_2015. 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 13 24.09.15 14:23 Keine Helden! „Ausbrüche massiver Gewalt sind zum Glück Einzelfälle. Viele Situationen lassen sich durch ein paar deutliche Worte couragierter Zeugen auflösen.“ Ralf Bongartz Konflikttrainer und Autor, Unkel am Rhein 14 >> In der Münchner Schnellbahn schützt der Manager Dominik Brunner einige Kinder vor dem Angriff von zwei jungen Burschen. Auf dem Bahnsteig treten die beiden den Helfer zu Tode. Die Lehramtsstudentin Tuğçe Albayrak kommt in Offenbach in einem Schnellrestaurant einigen Mädchen zu Hilfe, die im Toilettenbereich von Burschen belästigt werden. Auf dem Parkplatz vor dem Fastfood-Laden bekommt sie von einem der Angreifer einen Schlag gegen den Kopf, stürzt unglücklich und stirbt im Spital an den Kopfverletzungen. Beide haben ihren Mut zur Zivilcourage mit ihrem Leben bezahlt. Soll man sich besser nicht einmischen, wenn man Zeuge von Anpöbe- lungen oder manifester Gewalt wird? Ralf Bongartz, Ex-Kriminalist und Konflikttrainer: „Wenn schon geschlagen wird oder Waffen im Spiel sind, muss man von einer direkten Intervention abraten. Aber auch dann bleiben Möglichkeiten zu helfen. Zumindest kann man genau beobachten, um später eine gute Zeugenaussage abgeben zu können. Und wenn es geht, natürlich einen Notruf abzusetzen.“ Niemand muss den Helden spielen. Das ist meist ohnehin kontraproduktiv. Ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, kann man versuchen, die Täter aus dem Konzept zu bringen. Etwa mit Fragen. Schon ein lautes „Hallo, was ist da los, was machen Sie da?“ kann den Täter ablenken und signalisiert ihm, dass er mit FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 14 24.09.15 14:23 ILLUSTRATIONEN: CONNY KRAUS Wenn zwei sich streiten – mischt sich der Dritte möglichst nicht ein. Falsch, sagt der deutsche Konflikt-Experte Ralf Bongartz. Er plädiert für mehr Zivilcourage, aber: Man soll keinesfalls den Helden spielen und auch einige andere Dinge berücksichtigen. PSYCHE & SEELE Gegenwind von dritter Seite zu rechnen hat. Ralf Bongartz, der seine Erfahrung und sein Fachwissen im Buch „Nutze deine Angst – Wie wir in Gewaltsituationen richtig reagieren“ weitergegeben hat: „Im Kern geht es darum, dem Täter die Sache so unbequem wie möglich zu machen.“ Zum Beispiel, indem man andere Zeugen ebenfalls dazu bringt einzuschreiten. Bongartz: „Wenn es geht, sollte man ein strategisches Team bilden. Dazu kann man andere direkt auffordern, in der Art: Hallo, Sie mit dem roten Anorak, rufen Sie bitte die Polizei! Und Sie da. Kommen Sie her und helfen Sie mir!“ ILLUSTRATIONEN: CONNY KRAUS Blockade überwinden Damit unterläuft man das Phänomen, dass einem Gewaltopfer weniger entschlossen geholfen wird, je mehr Zeugen es gibt. Bongartz: „Ist nur ein Zeuge da, wird er zu 80 Prozent helfen, bei zwei Zeugen liegt die Bereitschaft nur mehr bei 50 Prozent. Bei 38 Zeugen fühlt sich niemand mehr persönlich verantwortlich. Mit dem Ergebnis, dass niemand hilft.“ Es geht also darum, dass jemand den Mut dazu aufbringt und dann andere zum Mitmachen auffordert. Dazu müssen Blockademechanismen überwunden werden, welche die meisten Menschen in solchen Situationen hemmen. Bongartz: „Viele überschätzen die konkrete physische Gefahr und unterschätzen ihren eigenen Einfluss. Ausbrüche massiver Gewalt sind zum Glück Einzelfälle. Viele Situationen lassen sich durch ein paar deutliche Worte couragierter Zeugen auflösen.“ Für die Bewältigung eines aggressiven Konflikts ist es eine Grundvoraussetzung, dass man die Stimmung nicht selbst noch aufheizt. Der Rat des Konflikt-Experten Ralf Bongartz: „Man soll selbst so neutral wie möglich vorgehen. Einerseits gießt man damit nicht auch noch Öl ins Feuer. Andererseits lässt man dem Angreifer damit Möglichkeiten, sein Gesicht halbwegs zu wahren und sich zurückzuziehen.“ Beispiele für neutrale Anreden wären etwa: „Was hat Ihnen denn die Frau getan, dass Sie so aggressiv auf sie reagieren?“ oder „Warum sind Sie denn so schlecht aufgelegt und lassen den Jungen nicht in Ruhe?“ Ganz wichtig: Man sollte alles vermeiden, was den Tätern einen Rückzug erschweren könnte. Wenn man ganz cool ist und starke Nerven hat, kann man auch die Strategie „verrückt spielen“ versuchen: etwa laut wirres Zeug reden, wild gestikulieren und mit nicht Anwesenden reden. Ralf Bongartz: „Das stiftet Verwirrung, lenkt die Täter ab und bringt sie aus dem Konzept. Die Methode muss man aber konsequent durchziehen. Das erfordert schon einiges an Mut.“ Er selbst bevorzuge das laute und aggressive Telefonieren mit einem nicht existierenden Gegenüber. Was haben Tuğçe Albayrak und Dominik Brunner denn falsch gemacht? Nicht viel, aber Entscheidendes. Ralf Bongartz: „Dominik Brunner hat erst alles richtig gemacht. Er hat die Kinder geschützt und einen Notruf abgesetzt. Die Situation war eigentlich schon entschärft. Doch als die Täter auf dem Bahnsteig flüchten wollten, hat er sich ihnen in den Weg gestellt und einen von ihnen geschlagen.“ Auch bei Tuğçe Albayrak war die Sache eigentlich schon beendet und die Burschen sind weggegangen. Die junge Dame hat ihnen allerdings noch eine Beleidigung nachgerufen – und ein Täter ist zu ihr zurückgekommen. Heinz Macher << Tipps zur Zivilcourage 1. Selbst tätig werden: Signalisieren Sie mit Ihrer Körpersprache, dass sie nicht Opfer werden wollen – ohne aber zu provozieren. 2. Neutral einmischen: Bleiben Sie sachlich und reden Sie Täter per Sie an. 3. Alarm schlagen: Rufen Sie die Polizei, drücken Sie den Alarmknopf. 4. Empörung zeigen: Zeigen Sie lautstark, dass Ihnen eine Aktion nicht gefällt – auch aus sicherer Entfernung. 5. Taktische Teams bilden: Animieren Sie andere Zeugen zum Mitmachen. Sprechen Sie diese direkt an. 6. Blockade lösen: Wer sich der von Angst verursachten Blockade bewusst ist, kann sie leichter lösen. 7. Verrückt spielen: Damit können Sie Verwirrung stiften und die Täter ablenken. >> Man hilft schon, wenn man genau beobachtet und einen Notruf absetzt. 15 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 15 24.09.15 14:23 UNENTGELTLICHE EINSCHALTUNG A Unbezahlbar und doch kostenlos! FREIWILLIGEN-NETZWERKE SALZBURG Weitere he mtlic ehrena r sind Betreue ch herzli men! willkom ♥ Ich denk dran, Frau Hirschbichler (links) und Ihre Betreuerin Frau Wagner genießen das gemeinsame wöchentliche Spazierengehen, Plaudern und Einkaufen. weil ein Knoten in der Brust früh erkannt werden sollte. Rund 60 Seniorinnen und Senioren werden aktuell von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Diakonie Salzburg im Rahmen des Projektes „Freiwilligen-Netzwerke“ betreut. Das Angebot stellt eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden hauptamtlichen Strukturen dar und wirkt im Kern als „Prävention der Vereinsamung“. BEZAHLTE ANZEIGE Die Betreuerinnen und Betreuer besuchen Ihre „Schützlinge“ im Rahmen ihres Besuchsdienstes einmal pro Woche: sie schenken Zeit, Aufmerksamkeit und auch tatkräftige Hilfe. Den Interessen und Vorlieben der betreuten Personen wird dabei viel Raum geboten. Frau Hirschbichler etwa, eine rüstige Dame, geht mit Ihrer „Es geht um den ,Wohlfühlfaktor’ sowohl für die Senioren als auch die Betreuer. Es wird sehr genau darauf geachtet, dass die Personen gut zusammen passen.“ 16 60281_Kummer_192x270.indd 1 FORUM Gesundheit 4/2015 GKK_15 FG-3-S17-21+32_DU.indd 6 GKK_15 FG-4-S16-21.indd 1 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 16 Betreuerin, Frau Wagner, leidenschaftlich gerne einkaufen und spazieren. Die beiden plaudern angeregt und besuchen auch regelmäßig gemeinsam das Grab von Herrn Hirschbichler. Einer anderen Dame, schon fast 100 Jahre alt und an den Augen erkrankt, wird von ihrer Betreuerin wöchentlich aus der Literatur vorgelesen, die sie so liebt. Ein Pensionist geht mit seinem Begleiter Radfahren und kann damit seinem Bewegungsdrang nachkommen. Wünsche und Bedürfnisse. Danach wird die richtige Betreuungsperson ausgewählt. Die Koordinatorinnen begleiten ihre freiwilligen Helfer laufend und lassen sie mit Dr. Christa Kummer ihrer Aufgabe nicht alleine: sie werden umfassend geschult und betreut, bei Bedarf wird eine Supervision kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird von der Stadt Salzburg finanziert und wächst stetig, alleine im Jahr 2014 konnten bereits über 3.700 ehrenamtliche Stunden geleistet werden. für ab 4F0rauen alle 2 Jahre www .frueh -er k ennen Information & Auskunft .at erhalten Sie bei Koordinatorin Gabriele Huber unter 0664 8273381 bzw. [email protected]. Es geht um den „Wohlfühlfaktor“ sowohl die Senioren als auch die Betreuer. Denkenfür auch Sie an die Mammografie. Denn Früherkennung kann die Heilungschancen Es wird sehr genau darauf geachtet, von Brustkrebs wesentlich erhöhen. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt, informieren Sie dass die Personen gut zusammen passen. > WEBTIPP: sich bei der Serviceline 0800 500 181 (Mo - Fr 8.00 - 18.00) oder auf www.frueh-erkennen.at Dazu werden die Senioren vorab von den www.diakoniewerk-salzburg.at Koordinatorinnen der Freiwilligen-Netzwerke besucht und befragt über ihreund wurde mit führenden österreichischen Ärztinnen und Ärzten erarbeitet. Das Programm orientiert sich an internationalen Empfehlungen 24.08.15 15:31 23.06.15 13:05 23.09.15 24.09.15 15:29 14:23 GKK_ – Salzburger Gebietskrankenkasse Aktuell A K T U E L L E I N F O R M A T IForum O N E NGesundheit DER SALZBURGER GEBIETSKRANKENKASSE OKTOBER 2015 AKTUELL KOSTENSICHERHEIT BEI FLUGRETTUNGEN Bild: shutterstock Notarztprotokoll: Dieser Index dient zur Beurteilung des Schweregrades einer Erkrankung bzw. Verletzung und damit der medizinischen Notwenigkeit eines Flugrettungstransportes. Eine neue, bundesweite Regelung zwischen Sozialversicherung und Flugrettungsbetreibern bietet seit Juli Sicherheit im Ernstfall durch klare Vereinbarungen hinsichtlich der Kostenübernahme. Da die Krankenkassen im Bereich Flugrettung keinen Auftrag zur „Sachleistungsversorgung“ (Flugrettung auf e-card) haben, leisten Sie für Ihre Versicherten – unter bestimmten Voraussetzungen – einen Zuschuss zu den entstandenen Transportkosten. Neu ist, dass die Betroffenen nun keine Rechnung mehr von den Flugrettungsbetreibern erhalten. Davon ausgenommen sind Unfälle in Ausübung von Sport und Touristik, also klassische Freizeitunfälle. Über die Einsätze in Salzburg entscheidet die Leitstelle des Roten Kreuzes nach einem standardisierten Abfrageschema. Flugrettungseinsätze finden vor allem bei schweren Verletzungen bzw. akuten Erkrankungen mit Lebensgefahr statt. Die Kostenübernahme erfolgt laut GERHARD HUBER, SPRECHER DER INTERESSENSVERTRETUNG NOTARZTHUBSCHRAUBER (IG NAH) „Die getroffene Vereinbarung ist eine patientenfreundliche und soziale Lösung, ganz im Sinne der Patienten.“ 15:29 GKK_15 FG-4-S16-21.indd 2 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 17 Kann in bestimmten Fällen nicht genau eingeschätzt werden, ob ein Hubschrauber gebraucht, aber zur Sicherheit angefordert wird, schafft eine neu eingerichtete Schlichtungsstelle finanzielle Entlastung sowohl für Patienten als auch Flugbetriebe. Ausgenommen aus diesen Regelungen sind wie erwähnt Freizeit- und Sportunfälle. Zur finanziellen Absicherung rät die SGKK deshalb zum Abschluss einer privaten Versicherung, wie sie etwa der Alpenverein, die Naturfreunde oder auch Automobilclubs anbieten. < > WEBTIPP: www.sgkk.at INFOCORNER In Salzburg gab es bereits seit 2012 eine vertragliche Regelung. Der seit 1. Juli gültige Vertrag zwischen Sozialversicherung und den Flugrettungsbetreibern sichert nun auch bundesweit die rasche medizinische Versorgung ab und die Versicherten erhalten mehr Kostensicherheit. 23.09.15 24.09.15 15:29 14:23 18 Forum Gesundheit – Salzburger Gebietskrankenkasse Aktuell OKTOBER 2015 Ärztliche Versorgung in Salzburg AUSBAU DER ANGEBOTE AUF SEHR HOHEM NIVEAU Aktuell sind bei der SGKK 629 Stellen für Vertragsärzte aller Fachrichtungen verfügbar. Entgegen der öffentlichen Meinung sprechen die Fakten gegen einen „Ärztemangel“: die Zahl der Vertragsärztinnen und -ärzte steigt kontinuierlich. Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten „Arztdichten“ weltweit. Die Zahl der berufsausübenden Ärzte ist seit 1960 von rund 11.000 auf über 42.000 gestiegen (+ 376 %). Die Zahl der Ärzte pro 100.000 Einwohner ist im selben Zeitraum von 159 auf 497 gestiegen (+ 312 %; beide Werte ohne Zahnbehandler). Die Zahl der Ärztinnen und -ärzte, die mit der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) einen Vertrag haben, steigt ebenfalls. Aktuell sind 629 Stellen für Vertragsärzte aller Fachrichtungen (Haus-, Fach- und Zahnärzte) verfügbar. Weitere Vertragsarztstellen werden noch heuer ausgeschrieben: Zwei Gefäßchirurgen (Stadt und Pongau), zwei Kinder- und Jugendpsychiater (Stadt und Innergebirg) sowie sechs Spezialisten für Physikalische Medizin (je drei in Salzburg und Innergebirg). NEUE, ZUKUNFTSFÄHIGE MODELLE All diesen Zahlen liegt ein Ziel zu Grunde: die bestmögliche Versorgung der Versicherten. Bereits mit der Vereinbarung 2013 – 15 zwischen der SGKK und der Salzburger Ärztekammer wurden neue gesprächsmedizinische Leistungen eingeführt, bestehende ausgeweitet sowie Visitenhonorare erhöht. Damit wurde einem zentralen Wunsch vieler Versicherter Rechnung getragen, um beim Arzt mehr Zeit für Gespräche zu haben. Zusätzlich entlasten neue fachärztliche Untersuchungsmethoden die Krankenanstalten. Die Schaffung von Teilgruppenpraxen ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten, sich eine Kassenstelle zu teilen: Eine Maßnahme, die vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Ziel hat. Ergänzend dazu wurde die GKK_15 FG-4-S16-21.indd 3 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 18 Einrichtung von normalen Gruppenpraxen von zwei oder mehr Ärztinnen bzw. Ärzten attraktiver gestaltet. Sie können sich eine Kassenstelle teilen und so auch längere Öffnungszeiten anbieten. Konkrete Unterstützung bekommen auch Mediziner, die Zweitordinationen in entlegenen Regionen betreiben, um dort die Versorgung zu garantieren. STATUS? UMGESETZT! Ein weiteres Beispiel für bereits realisierte Projekte zur Absicherung der ärztlichen Versorgung bei gleichzeitigem Ausbau des Angebotes für die Patienten ist das 2014 eröffnete „Hausarzt-Notdienstzentrum“ in Salzburg-Schallmoos. Es erfreut sich seither regen Zulaufs. Hier ordinieren Vertrags-Hausärzte in den Abendstunden und an den Wochenenden und bieten auch Hausbesuche an. Die SGKK unterstützt das Projekt jährlich mit rund € 600.000,–. Ein weiteres, bereits laufendes Projekt ist jenes der „HausarztLehrpraxis“. Hier können angehende Ärztinnen und Ärzte während ihrer Ausbildung eine Hausarzt-Ordination kennen lernen und mitarbeiten. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich danach ein Engagement in einer Hausarzt-Praxis gut vorstellen bzw. schlagen diesen Weg auch tatsächlich ein. Auch dieses Projekt wird von der SGKK – freiwillig – finanziell unterstützt. WEITERE PILOTPROJEKTE AUF DEN WEG BRINGEN In Salzburg gehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren rund 70 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Pension. Deshalb arbeiten die Experten von SGKK und Salzburger Ärztekammer intensiv an weiteren Gegenmaßnahmen. Nötig sind neue Versorgungsangebote, geplant ist die möglichst rasche Realisierung von weiteren Pilotprojekten. Eine Idee für neue, flexible Versorgungsstrukturen sind die so genannten „Primärversorgungszentren und -netzwerke“. Diese werden gerade auf Landes- und Bundesebene verhandelt. Die Zentren mit interdisziplinären Teams werden ebenfalls helfen, die Ambulanzen schrittweise zu entlasten und mehr Service sowie längere Öffnungszeiten für die Patienten anbieten zu können. 23.09.15 24.09.15 15:29 14:23 GKK_ OKTOBER 2015 Forum Gesundheit – Salzburger Gebietskrankenkasse Aktuell 19 DATEN & FAKTEN DIE ÄRZTLICHE VERSORGUNG IN SALZBURG > Im Jänner 2014 gab es insgesamt 1.286 niedergelassene Vertrags- und Wahlärzte in Salzburg (ohne Spitalsärzte). > Mit 1. Juli 2015 verzeichnete die SGKK 629 Vertragsstellen für Haus- und Fachärzte. Davon waren nur 13 Stellen unbesetzt (4 Hausärzte, 3 Fachärzte, 6 Zahnärzte): 98 Prozent aller Stellen waren besetzt und für unsere Versicherten zugänglich! Bild: shutterstock > Ebenfalls mit 1. Juli waren 239 der 243 Vertragsstellen für Hausärzte besetzt. 70 Ärztinnen haben zu diesem Zeitpunkt einen Vertrag sowie 169 Männer: Der Frauenanteil beträgt rund 29 Prozent – Tendenz steigend. > Alleine 2014 wurden 23 Vertragsarztstellen der SGKK neu besetzt – davon 15 Stellen im Bereich der Hausärzte. In den ersten beiden Quartalen 2015 konnten bereits 21 Stellen vergeben werden, es bewarben sich durchschnittlich 6 Ärzte pro Stelle. > Das Alter der neuen SGKK-Vertragspartner betrug 2014 durchschnittlich 42,8 Jahre. Fachärztinnen und -ärzte sind etwas älter, wenn Sie eine Ordination gründen bzw. übernehmen. Dies ist auf die längere Ausbildungsdauer zurückzuführen. ANDREAS HUSS, SGKK-OBMANN „Der Ausbau von haus- und fachärztlichen Leistungen und die Sicherung der Versorgung am Land sind zwei zentrale Ziele der SGKK. Dafür gehen wir auch gerne neue Wege. Für uns stehen strukturelle Verbesserungen und wenn nötig auch Anpassungen im Vordergrund – zum Wohle der Patienten und unserer Beitragszahler.“ 15:29 GKK_15 FG-4-S16-21.indd 4 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 19 > Die Honorare für SGKK-Hausärzte stiegen seit 2013 um 10 Prozent. Die Honorare aller niedergelassenen Ärzte stiegen unter Einrechnung aller neuen Kassenleistungen um rund 11 Prozent. Mehrkosten für die SGKK: rund 23 Millionen Euro. > Bei der Versorgung mit Psychotherapien liegt Salzburg unter den Bundesländern seit Jahren an erster Stelle. Trotzdem wird das Angebot sukzessive erweitert, weil der Bedarf da ist. Oder das Beispiel Kindergesundheit: Die Bereiche Ergotherapie und Logopädie wurden ausgebaut, mit 1. Juli wurden die Gratis-Zahnspange und Zuschüsse für die Mundhygiene von Kindern und Jugendlichen eingeführt. 23.09.15 24.09.15 15:29 14:23 20 Forum Gesundheit – Salzburger Gebietskrankenkasse Aktuell OKTOBER 2015 Tipps und Tricks für Ihre Gesundheit HAUSMITTEL FÜR ERWACHSENE ORTE UND TERMINE (AUSWAHL): > > > > > Mehr Infos zu allen Terminen: Tel: 0662 872691 [email protected] www.salzburgerbildungswerk.at HAUSM FÜR ER ITTEL WACHS ENE TIPPS Tee, fiebersenkende Wickel oder Inhalationen haben eines gemeinsam: Es sind altbewährte Hausmittel, die leicht anzuwenden sind und bei kleineren Beschwerden gut und sanft helfen. Gleichzeitig steigern sie die Verantwortung für die eigene Gesundheit. UND T RICK S FÜR IHRE GESUN WEBTIPP: www.sgkk.at – hier finden Sie auch alle Veranstaltungen im Herbst! IN KOOP ERATION GKK_ 15 Haus mittel-Erwa MIT: chsen e_DU.indd 1 10:18 Es gilt allerdings: Hausmittel sind nur dann Heilmittel, wenn man sie gezielt anwendet und ihre Wirkung kennt. Dazu gehören die richtige Zubereitung und die genaue Dosierung. Hausmittel können eine sinnvolle Alternative sein, wenn eine Erkrankung nicht chronisch oder schwer ist. VERANSTALTUNGEN ZUM THEMA In unseren Veranstaltungen in Kooperation mit dem Salzburger Bildungswerk lernen Sie die praktische Anwendung von Hausmitteln kennen. < MAG. KORNELIA SEIWALD, PRÄSIDENTIN DER SALZBURGER APOTHEKERKAMMER „Die Salzburger Apothekerkammer unterstützt das Projekt „Hausmittel für Erwachsene“ sehr gerne. Richtig angewandte Hausmittel fördern schonend Heilungsprozesse und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper.“ GKK_15 FG-4-S16-21.indd 5 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 20 > Broschüre kostenlos bestellen: SGKK – Öffentlichkeitsarbeit Tel. 0662 8889-1053 [email protected] DHEIT 27.08.15 Jeder von uns kennt das: Es beginnt mit einem leichten Kratzen oder Schmerzen im Hals, dann folgen Husten, Schnupfen, Kopfweh und Heiserkeit. Zur Heilung oder Linderung kleiner Beschwerden braucht es nicht immer gleich die „chemische Keule“. Der menschliche Organismus reagiert auf sanfte Mittel meist sehr positiv. Hausmittel sind kein Ersatz für die Möglichkeiten der modernen Medizin. Aber sie fördern zum Beispiel bei Erkältungen, grippalen Infekten und ähnlichen „Wehwechen“ den Heilungsprozess. Pfarrwerfen, 15. Oktober, 19.30 Uhr Zederhaus, 22. Oktober, 19.30 Uhr Seeham, 2. November, 19.30 Uhr Salzburg, 12. November, 14 Uhr HERBST TIPPS Ein heißes Fußbad oder das Trinken von Lindenblütentee sind die besten Mittel, um eine drohende Erkältung zu verhindern. Aufsteigendes Fußbad: die Wassertemperatur wird langsam erhöht, die Unterschenkel 5 – 15 Minuten in heißem Wasser baden. REGINA JUNGMAYR, GESUNDHEITSPÄDAGOGIN „Ich freue mich mit der SGKK, das altbewährte Wissen um Hausmittel für alle Salzburgerinnen und Salzburger zur Verfügung stellen zu dürfen. Vor allem die umfangreiche Broschüre wird sicher viele begeisterte Anwender finden.“ 23.09.15 24.09.15 15:29 14:23 GKK_ Forum Gesundheit – Salzburger Gebietskrankenkasse Aktuell OKTOBER 2015 ABNEHMEN BEI ÜBERGEWICHTIGEN KINDERN PROJEKT SGKK fördert Projekt in Berchtesgaden Einseitige Ernährung, kaum Bewegung und viel Zeit vor dem Fernsehen haben Michaela (13) dick werden lassen. Die schulische Leistung leidet, sie steht unter Stress. Sie wiegt 87 kg, als ihr Arzt die Notbremse zieht. Er überweist sie zu einer vierwöchigen, spezialisierten Rehabilitation für Kinder im benachbarten Berchtesgaden. Michaela wird in der Betreuung zu einem gesünderen, bewegteren Leben motiviert. Am Anfang sind Sport und Bewegung zwar ungewohnt für sie, aber die ersten Erfolge stellen sich schnell ein: Sie wird fitter, die Muskulatur wird kräftiger, das gesunde Essen tut ihr gut. Vor allem starke Muskeln erhöhen den Grundumsatz an Kalorien und lassen die Kilos purzeln. Dazu lernen die Kids alles Wesentliche über gesunde Ernährung und ein vernünftiges Essverhalten. Der altersadäquate 15:29 GKK_15 FG-4-S16-21.indd 6 150405_SGKK_s1-21_PK2.indd 21 Unterricht und Erfolge in der Gruppe bestärken die Kinder auf ihrem Weg in ein gesünderes Leben. Dauerhaft ein normales Gewicht kann allerdings nur langfristig erreicht werden: Die Bausteine für eine grundlegende Lebensstiländerungen werden in Berchtesgaden nachhaltig vermittelt. Die SGKK fördert daher das Projekt und überweist seine Versicherten. < 21 GESUNDHEIT & MIGRANTEN Mit den „Gesundheitslotsen“ gezielt zur richtigen Versorgung – Die „Salzburger Gesundheitslotsinnen und -lotsen“ organisieren Informationsangebote für Menschen mit Migrationshintergrund. Dadurch wird die Chancengleichheit im Gesundheitssystem verbessert und die Gesundheitskompetenz gefördert: Oftmals haben Zuwanderer Probleme damit, sich in dem für sie neuen Gesundheitssystem zurechtzufinden. Es besteht ein erhöhter Orientierungs- und Beratungsbedarf. Aus diesem Grund ist das Projekt „Salus - Salzburger Gesundheitslotsen“ ins Leben gerufen worden. Es wird von der Gesellschaft „Frau & Arbeit“ umgesetzt. Das Programm richtet sich an Frauen und Männer mit Migrationshintergrund, die in insgesamt 14 Modulen systematisches Wissen über das heimische Gesundheitssystem erwerben. > Kontakt und Information: „Frau & Arbeit“ Ursula Liebing Tel. 0662 880723-17 [email protected] Ich höre auf mein Herz. Aber wie steht’s eigentlich um meine Ohren? GIZ-INFOABEND Jetzt gratis Hörvermögen GIZ-INFOABEND: testen und die winzigsten COPD & RAUCHER BERATUNGEN Hörgeräte 27. Mai 2015, 15 – 17 Uhr entdecken! > Kontakt & Information: Christophorusschulen Berchtesgaden (CJD) Tel. +49 8652 6000 www.cjd-berchtesgaden.de SGKK – Chefärztlicher Dienst Tel. 0662 8889-0 [email protected] www.sgkk.at Gesundheits-Informations-Zentrum (GIZ) der SGKK, Engelbert-Weiß-Weg 10, 5020 Salzburg, Tel: 0662 8889-8800, [email protected], www.sgkk.at/giz Kassendirektverrechnung NEUROTH – 6x in Salzburg • Info-Tel 00800 8001 8001 23.09.15 24.09.15 15:29 14:23 Wie ausgewechselt >> Der Großteil der Frauen hat die sogenannte natürliche Menopause – aus dem Altgriechischen für „Monat“ und „Ende“, also die letzte Regel – zwischen dem 48. und dem 55. Lebensjahr. Während der Volksmund die Zeit davor und danach als Wechsel(jahre) bezeichnet, sprechen Experten vom Klimakterium. Was im weiblichen Körper, der in den Wechsel kommt, vor sich geht, erklärt Primar Dr. Thomas Puchner, Leiter der gynäkologischen Abteilung und der Wechselambulanz am Krankenhaus Schärding: „Wenn die Eierstockfunktion erlischt, werden auch immer weniger Hormone wie Östrogen, Gelbkörperhormon und Testosteron produziert.“ Östrogen wird in den 22 „Der Wechsel fällt auch in eine Phase, in der er eine Chance für einen Neubeginn sein kann.“ Prim. Dr. Thomas Puchner Leiter der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Krankenhaus Schärding Eierstöcken gebildet und ist zuständig für die Menstruation. Wird es nun weniger gebildet, werden auch die Blutungen seltener, bis sie schließlich ganz ausbleiben und die Frau nicht mehr schwanger werden kann. Um festzustellen, ob eine Frau im Wechsel ist, kann zwar der Hormonstatus bestimmt werden, allerdings: „Eine Untersuchung durchzuführen, nur um festzustellen, ob der Wechsel eingesetzt hat, ist nicht sinnvoll. Wohl aber, sobald Beschwerden auftreten“, schränkt der Primar ein. Das führt uns zu den – oft gefürchteten – hormonell bedingten Nebenwirkungen des Wechsels. „Rund 60 Prozent der betroffenen Frauen spüren zwar FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 22 24.09.15 14:25 BILDER: 3 x SHUTTERSTOCK, MAURITIUS IMAGES Rund um den 50. Geburtstag ist es für die meisten Frauen so weit: Sie wechseln buchstäblich in einen neuen Lebensabschnitt – manche schaffen den Übergang problemlos, andere leiden unter seinen Begleiterscheinungen. MEDIZIN & GESUNDHEIT >> Statt weniger essen sollte frau anders essen – etwa mehr Obst und Gemüse und weniger Kohlenhydrate. Veränderungen, finden sie aber nicht störend. Etwa 15 Prozent tun etwas dagegen und der Rest hat überhaupt keine Beschwerden. Das sind hauptsächlich Frauen, die sich sehr viel körperlich bewegen oder sehr engagiert sind“, berichtet Dr. Puchner aus der Praxis. BILDER: 3 x SHUTTERSTOCK, MAURITIUS IMAGES Hitzewallungen Die Rangliste der Beschwerden führen Hitzewallungen an, gefolgt von Herzklopfen und Schlafstörungen. Typisch für „Wechselgeplagte“ ist, dass sie problemlos einschlafen, aber dann mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen. Auf den Plätzen vier und fünf der Nebenwirkungs-Hitliste stehen Gelenksbeschwerden und Trockenheit, also weniger Wasser im Körper. „Dadurch können sich etwa Muskeln verändern und Bindegewebsstrukturen der Haut an Elastizität verlieren“, so der Spezialist. Gerade noch himmelhoch jauchzend, zwei Sekunden später zu Tode betrübt. Wider Erwarten „zählen Stimmungsschwankungen nicht zu den fünf häufigsten Symptomen des Wechsels, sind aber für die Mitmenschen am augenscheinlichsten“. Wie lange der Wechsel samt Beschwerden dauert, ist von Frau zu Frau verschieden. Dr. Puchner: „Manche haben auch mit 70 Jahren noch Schweißausbrüche.“ Extrem störende Beschwerden müssen nicht sofort mit einer Hormonersatztherapie bekämpft werden. „Es bieten sich auch pflanzliche Produkte wie Rotklee oder die Pflanzenstoffe Isoflavone an, die rund zwei Monate eingenommen werden sollten. Hat sich der Zustand dann nicht gebessert, kann ein Hormonstatus durchgeführt werden“, erklärt der Gynäkologe. „Anschließend werden jene Hormone, die schuld an den Beschwerden sind, ersetzt.“ Nachteil: „Dieses Gebiet ist zwar mittlerweile sehr gut erforscht, Hormone, die über einen längeren Zeitraum in Form von Tabletten eingenommen werden, steigern aber das Brustkrebsrisiko“, warnt Dr. Puchner. Er empfiehlt, viel Sport zu betreiben und den Lebensstil zu ändern. Leider kann auch Gewichtszunahme Begleiterscheinung des Klimakteriums sein. „Dann weniger zu essen, ist keine gute Idee. Denn wenn man immer hungrig ist, geht es einem auch nicht besser“, so der Mediziner. Die Lösung: anders essen – etwa mehr Obst und Gemüse und weniger Kohlenhydrate. Grundsätzlich sollten alle Frauen in den Wechseljahren eine Gynäkologiepraxis aufsuchen. Schließlich können auch Krankheiten auftreten, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Unter anderem können sich Cholesterin und Blutfette zum Nachteil verändern. Das wiederum kann zu Herz- infarkt oder Schlaganfall führen. Durch das fehlende Östrogen verliert der Körper an Knochenmasse. Das muss kein Problem sein. Verliert man aber zu viel, droht Osteoporose. Deshalb sollte im Verdachtsfall unbedingt eine Knochendichtemessung durchgeführt werden. Dr. Puchner: „Nur so können schon heute Maßnahmen getroffen werden, damit die Krankheit morgen nicht zu großen Problemen führt.“ Neu definieren Außerdem kann durch eine Untersuchung festgestellt werden, ob es sich bei vermehrtem Schwitzen oder Herzklopfen wirklich um Wechsel-Beschwerden und nicht um eine Schilddrüsenerkrankung handelt. Primar Puchner: „Auch Frauen, die etwa ein halbes Jahr nach der letzten Regel plötzlich wieder Blutungen haben, sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, um den Grund dafür abzuklären.“ Zum Schluss kommt nun die gute Nachricht: Obwohl „Klimakterium“ übersetzt „kritische, gefährliche Epoche“ bedeutet, kann der neue Lebensabschnitt auch Vorteile haben. „So wie sich mit der ersten Regel das Leben einer Frau umstellt, kann auch die letzte Regel eine Veränderung sein. Meistens ist der Wechsel ja auch die Zeit, in der die Kinder erwachsen sind und das Haus verlassen haben und Frauen wieder Zeit für sich und ihren Partner haben. Man ist noch jung genug, kann sich als Paar neu definieren, auf Reisen gehen oder sich ein neues Hobby suchen. Kurz gesagt, kann der Wechsel auch positiv gesehen werden“, so Dr. Puchner. Cornelia Schobesberger << Statt einer Hormonersatztherapie bieten sich pflanzliche Präparate aus Rotklee an. FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 23 23 24.09.15 14:25 SOZIAL & INTERNATIONAL Deutschland Gefängnis bei Bestechung In Deutschland müssen Ärzte, Apotheker und andere Vertreter von Heilberufen künftig mit bis zu drei, in besonders schweren Fällen sogar bis zu fünf Jahren Gefängnis rechnen, wenn sie sich bestechen lassen. Die Änderung des Strafgesetzbuchs soll ab Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten. Nach den neuen Regelungen macht sich auch strafbar, wer andere Dienstleister im Gesundheitswesen besticht, um an Aufträge zu kommen. Das gilt auch etwa für Krankenpfleger, Physio- und Psychotherapeuten. Bundesjustizminister Heiko Maas begründet die Initiative der deutschen Bundesregierung: „Korruption im Gesundheitswesen untergräbt das Vertrauen von Patienten in die Integrität heilberuflicher Entscheidungen.“ Auch beeinträchtige sie den Wettbewerb und verteuere medizinische Leistungen. Patienten hätten ein Recht darauf, die für sie beste Versor Versorgung zu erhalten „und nicht diejenige, welche dem Behandler am meisten einbringt“. Slowenien Schuldenerlass In Slowenien werden den ärmsten Bürgern des Landes die Privatschulden erlassen. Rund 100.000 Slowenen kommen in den Genuss des Schuldenschnitts. Das Projekt wurde vom slowenischen Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales initiiert, um für den sozial schwächsten Teil der Bevölkerung die Folgen der Wirtschaftskrise abzumildern. Das slowenische Parlament hat vor der Sommerpause ein Gesetz verabschiedet, das die Kriterien für den Schuldenerlass regelt. UNENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Ein Gesundheitsförderungsprogramm für mehr Spaß am Leben FREIWILLIGEN-NETZWERKE SALZBURG Dazu zählen Menschen mit erhöhten Blutzucker-, Blutdruck- und Cholesterinwerten, Übergewicht, psychischem Stress oder Bewegungsmangel. WIE FUNKTIONIEREN DIE GRUPPEN? Die gut gelaunte Lebensstilgruppe aus Anthering. In den Lebensstilgruppen von AVOS und SGKK erhalten Sie gezielte Anleitungen, wie Sie Ihren Lebensstil ändern können. Die Gruppen sind in allen Gemeinden möglich und offen für Personen mit erhöhtem Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen ab dem 30. Lebensjahr. > Kleingruppen (max. 14 Personen) > Treffen 2 x wöchentlich über 3 Monate > Arbeit an den Bereichen Bewegung und Ernährung > Vorträge zu Stressmanagement und Entspannung > Einkaufsschulung und Kochnachmittage > Gruppenbetreuung Avos-Lebensstil-PR-192x132.indd 1 24 FORUM Gesundheit 4/2015 Rund 60 Seniorinnen und Senioren werden aktuell von 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 24 lichen Mitarbeitern der Diakonie Salzburg den ehrenamt € 150,– pro Person – die SGKK übernimmt € 100,– von ihren Versicherten, wenn Sie mindestens 80 Prozent der Veranstaltungen absolviert haben. < > Machen Sie den ersten Schritt und melden Sie sich an – Sie sind herzlich eingeladen! Weitere he mtlic ehrena KONTAKT & r sind BetreueANMELDUNG herzlich ! men willkom ♥ AVOS – Gesellschaft für Vorsorgemedizin Simone Sommerauer Tel. 0662 887588 [email protected] BILDER: 3 x SHUTTERSTOCK „LEBENSSTILGRUPPEN“ IN SALZBURGS GEMEINDEN Unbezahlbar und doch kostenlos! KOSTEN Frau Hirschbichler (links) und Ihre Betreuerin Frau Wagner 24.09.15 11:28 genießen das gemeinsame wöchentliche Spazierengehen, Plaudern und Einkaufen. Wünsche und Bedürfnisse. Danach wird die richtige Betreuungsperson ausgewählt. 24.09.15 14:25 MEDIZIN & GESUNDHEIT „Stille“ Gefahr Etwa einer von 2.000 Österreichern leidet an einem sogenannten irregulären Astigmatismus, der durch eine unregelmäßige Vorwölbung der Hornhaut hervorgerufen wird – dem Keratokonus. >> Bis zur richtigen Diagnose kann viel Zeit verstreichen. Das erschwerte „Scharfstellen“ des Auges löst zunächst etwa Kopfschmerzen aus. Wenn bei Brillenträgern schon nach kurzer Zeit neuerlich starke – einseitige – Sehkorrekturen erforderlich werden, können das erste Hinweise auf eine Keratokonus-Erkrankung sein. Manchmal deutet auch häufiges Augenreiben darauf hin. Stress als Faktor „Über die Ursachen des Keratokonus wird noch geforscht. Es gibt erst wenig gesicherte Erkenntnisse“, so Christian Tomschi, erster Oberarzt an der Abteilung für Augenheilkunde und Orbitachirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten. In rund sechs bis acht Prozent der Fälle treten Häufungen in der Verwandtschaft auf. Wichtiger scheint aber eine Kombination aus Vererbung, Umwelt- und individuellen Faktoren zu sein. Stress oder Überanstrengung können die Krankheit aktivieren oder eine schubweise Verschlechterung auslösen. Beim Keratokonus, der sich in starker Kurzsichtigkeit äußert, gibt es eine „stil- BILDER: 3 x SHUTTERSTOCK „Keratokonus kann in 80 Prozent der Fälle mit Brillen oder speziellen, maßgeschneiderten Kontaktlinsen korrigiert werden.“ OA Dr. Christian Tomschi Abteilung für Augenheilkunde und Orbitachirurgie, Universitätsklinikum St. Pölten le“ und eine „progressive“ Form. Beide Formen sind dadurch charakterisiert, dass sich die Hornhaut kegelförmig vorwölbt und im Zentrum zunehmend dünner wird. Tomschi: „Die Lichtbrechung ist nicht mehr regelmäßig, es kommt zu stark verzerrten Abbildungen im Auge, zu Doppelkonturen und schlechter Sicht in der Dämmerung.“ Eine Heilung ist nicht möglich, wohl aber eine Korrektur, die das Sehbild verbessert. Der Unterschied zwischen der stillen und der progressiven Form liegt in der Geschwindigkeit des Fortschreitens der Erkrankung. Die stille Form heißt auch so, weil sie den Betroffenen oft gar nicht bewusst wird. Sie kommen lange Zeit mit einer Brillenkorrektur oder mit Kontaktlinsen aus. Die stille Form kann sich auch stabilisieren. Die progressive Form schreitet schneller voran und wird häufiger erkannt, obwohl sie insgesamt nur rund zehn Prozent der Keratokonus-Fälle ausmacht. Die Patienten benötigen eine Therapie, die bis zu operativen Eingriffen führen kann. „Keratokonus wird in 80 Prozent der Fälle mit Brillen, weichen und harten Kontaktlinsen oder sogenannten Sklerallinsen korrigiert, die auch einen unregelmäßigen Astigmatismus gut ausgleichen können“, so Christian Tomschi. Erst wenn – bei etwa jedem fünften Keratokonus-Patienten – die konservativen Therapien nicht ausreichen, kommen verschiedene Operationsmethoden zum Einsatz, bis hin zum Verpflanzen einer Spenderhornhaut. Beim Verfahren des Corneal Cross-linking (CCL) wird die Hornhaut durch UV-Bestrahlung unter Anwendung eines lichtsensiblen Arzneistoffes stabilisiert. Dann kann zwar ein Fortschreiten der Krankheit verhindert werden, doch das optische Problem ist damit nicht gelöst. In der Regel müssen weitere Eingriffe folgen. Das modernste Verfahren ist das Einsetzen eines sogenannten MyoRings. Dabei wird das Auge selbst gar nicht geöffnet, sondern nur eine Tasche in die Hornhaut geschnitten, in die der Ring hineingeschoben wird. Tomschi: „Der MyoRing funktioniert dann wie eine Kontaktlinse in der Hornhaut. Damit können wir eine sehr gute Optik erreichen.“ Mag. Robert Zauchinger << FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 25 25 24.09.15 14:26 Kipfler: Paradesorte für Salate Laura: gut für Pommes Blauer Schwede: attraktive Optik Bintje: ideal für Püree Süßkartoffel: keine Kartoffel, sondern ein Windengewächs Lagerfähiger Wunderwuzzi mit wertvollem Inhalt Die Kartoffel ist aus ernährungstechnischer Sicht ein ziemlicher Wunderwuzzi: Wer sie anbaut, kann auf der gleichen Fläche doppelt so viele Kalorien ernten 26 wie bei Getreide. Sie ist äußerst nahrhaft und enthält jede Menge Antioxidantien, Vitamin B und C – vor allem die jungen, „heurigen“ Kartoffeln tun sich hier hervor. Außerdem enthalten Kartoffeln wertvolle Mineralien und Spurenelemente wie Magnesium, Kalzium, Kalium, Phosphor und Eisen. Britische Seefahrer aßen Kartoffeln denn auch auf langen Reisen gegen den gefürchteten Skorbut. Um das Vitamin C optimal zu erhalten, sollten die Kartoffeln ungeschält und nicht zerkleinert gekocht werden. Wer die Schale mitisst, verspeist zudem jede Menge wertvolle Ballaststoffe. Einen guten Teil ihres Erfolgs verdankt die Kartoffel auch ihrer Lagerfähigkeit. Während junge, „heurige“ Erdäpfel relativ schnell verfallen, bleiben die ausgereiften, im Herbst geernteten Knollen bei sieben bis zehn Grad im Dunkeln bis ins kommende Frühjahr genießbar. Bei artgerechter Haltung (nicht waschen!) wird sogar ihr Geschmack mit der Zeit besser. Sie werden dann „fetter, fruchtiger, blumiger“, schwärmte einst Harold McGee, Kulinarik-Kolumnist der New York Times. Essen Sie also noch nicht alle Erdäpfel jetzt auf, sondern legen Sie ausreichend für die kalte Jahreszeit zurück. FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 26 24.09.15 14:26 BILDER: 6 x SHUTTERSTOCK, BARBARA KRASKE_PICTUREDESK / WERNER HARRER >> Generell gilt: je länglicher, desto festkochender; je runder, desto mehliger. ESSEN & TRINKEN Eine tolle Karriere … Die Ureinwohner Mittelamerikas, die ersten und für viele Jahrtausende einzigen Erdäpfelbauern, sollen bis zu 1.000 verschiedene Namen für die Knolle gehabt haben – nicht alle davon schmeichelhaft. BILDER: 6 x SHUTTERSTOCK, BARBARA KRASKE_PICTUREDESK / WERNER HARRER >> Je nach Form und Sorte nannten sie sie „Kuhzunge“ oder „Meerschweinchen-Fötus“, „rote Gurke“ oder „die, welche die junge Braut weinen lässt“ – dem Vernehmen nach eine besonders schwer schälbare Sorte. Allen Diffamierungen und Zubereitungsproblemen zum Trotz sind Mensch und Kartoffel einander aber treu geblieben. In den vergangenen 400 Jahren legte die Knolle eine ganz beachtliche Karriere hin: Von einem obskuren Produkt aus den entlegensten Winkeln der Anden brachte sie es zum weltweit meistangebauten Gemüse. Bis zu 5.000 verschiedene Sorten sind heute bekannt – auch in Österreich gibt es mittlerweile wieder mehr am Markt, als die fade Supermarkt-Zweiteilung in „mehlig“ und „festkochend“ vermuten lassen würde: von der blauen Trüffel, die herrlich nussig schmeckt, über die Linzer Delikatesse mit leichter Spargelnote bis hin zur erdigen Zyklame. Generell gilt: Je länglicher, desto festkochender, je runder, desto mehliger ist die Knolle. Erstmals kultiviert wurde die Kartoffel wohl vor etwas mehr als 10.000 Jahren von Vorfahren der Inkas in den Anden. Kartoffeln sind äußerst anspruchslos und wachsen bis auf 4.500 Meter Seehöhe – sie waren damit eines der wenigen Dinge, die in den rauen Berggegenden gediehen. Gegessen wurde sie wohl gefriergetrocknet, pulverisiert und dann als Brei aufgekocht. Trotz dieser Misshandlung breitete sich die Kartoffel von den Anden in den folgenden Jahrtausenden in Südamerika aus. Im 16. Jahrhundert kam sie über spanische und britische Händler erstmals nach Europa und tat sich hier zunächst schwer, Fuß zu fassen – auch wegen eines Missgeschicks. Als der Koch der englischen Königin Elisabeth I. die neue Pflanze erstmals geschenkt bekam und für eine Party bei Hof zubereitete, schmiss er die erdigen Knollen weg und verkochte stattdessen die giftigen Stängel und Blätter. Es folgten Bauchschmerzen und ein hartnäckig schlechter Ruf als ungenießbares Viehfutter. Erst im 18. Jahrhundert setzte sich die Kartoffel in Europa als günstiges, gesundes Essen der Armen langsam durch und ermöglichte in den kommenden Jahrzehnten eine Bevölkerungsexplosion und, darauf aufbauend, die industrielle Revolution. Tobias Müller << Gnocchi mit Salbei und Parmesan Zutaten: Zubereitung: 500 g mehlige Erdäpfel 140 g Mehl 60 g Hartweizengrieß 2 Eigelb 1 EL Olivenöl Salz 1/2 Bund Salbei 100 g Butter frisch geriebener Parmesan Kartoffeln schälen, vierteln und in leicht gesalzenem Wasser weich garen. Wasser abgießen, Erdäpfel gut ausdämpfen lassen, dann durch eine Kartoffelpresse drücken. Mehl, Grieß, Eigelb, Olivenöl und Salz zur Kartoffelmasse geben und zu einem glatten Teig kneten. Auf bemehlter Arbeitsfläche Rollen von zwei Zentimeter Durchmesser formen und ein Zentimeter breite Stücke davon abschneiden. Zu ovalen Bällchen formen und mit dem Gabelrücken leicht eindrücken. Gnocchi portionsweise in köchelndes Salzwasser geben und drei bis fünf Minuten gar ziehen. Vorsichtig aus dem Wasser heben. Salbei waschen und in dünne Streifen schneiden. Butter in einer Pfanne aufschäumen, Salbei und Gnocchi hinzufügen und bei mittlerer Hitze leicht bräunen. In vorgewärmten Tellern anrichten, mit frisch geriebenem Parmesan bestreuen und mit ganzen Salbeiblättern dekorieren. 4 Portionen, pro Portion 592 kcal_4,5 BE_35 g Fett FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 27 27 24.09.15 14:26 Simpel, sanft, sicher >> Hausmittel sind die erste Wahl bei Unpässlichkeiten und leichten Beschwerden, billig und leicht verfügbar. Joghurt auf Sonnenbrand, Gurkenscheiben auf überanstrengte Augen und gereizte Haut, Hühnerkraftbrühe als Stärkungsmittel unter anderem bei Grippe und allgemeiner Schwäche – tatsächlich sind Lebensmittel die Grundlage für unzählige Hausmittel-Rezepturen. Die erstaunliche Tiefenwirkung etwa von Wickeln und Umschlägen beruht darauf, dass ihre Wirkstoffe durch die Haut in den Blutkreislauf und von dort zur kranken Stelle gelangen, erklärt der auf Naturheilkunde spezialisierte Allgemeinmediziner Dr. Martin Spinka aus 28 „Die Anwendung von Hausmitteln ist unbedingt mit dem Arzt abzusprechen, um Wechselwirkungen mit Medikamenten zu vermeiden.“ Dr. Martin Spinka Allgemeinmediziner, Spezialgebiet Naturheilkunde, Linz Linz. Thermische, mechanische und biochemische Wirkmechanismen spielen bei diesen Hausmitteln zusammen. Für alle Wickel gilt, dass sie sofort entfernt werden müssen, falls Schmerzen auftreten oder sich verstärken oder die erwünschte Wirkung ausbleibt. Für einen Kartoffelwickel gekochte, geschälte Kartoffeln in Stoff einschlagen, zerdrücken, zum flachen Päckchen formen, gut warm auf den Oberkörper legen, mit einem Handtuch abdecken und mit einem T-Shirt fixieren, eine halbe Stunde in Ruhe wirken lassen. Der Wickel wirkt wärmend und lindernd bei Hals-, Rücken- und Muskelschmerzen, Erkältung, Bronchitis und FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 28 24.09.15 14:26 BILDER: C/VISUM_PICTUREDESK / 3 x MAURITIUS IMAGES Warum soll der Mensch Medikamente schlucken, wenn andere altbewährte Maßnahmen mindestens genauso hilfreich sind? Viele Hausmittel sind schulmedizinisch durchaus anerkannt, obwohl ihre Wirkung nicht immer restlos erklärbar ist. MEDIZIN & GESUNDHEIT Cola gegen Durchfall >> Mutige scheuen auch den Griff zur entzündungshemmenden Brennnessel nicht. Reizhusten – so wie der Zwiebelwickel, der sogar bei Gelenksentzündungen und Insektenstichen, gegen Zahn- und Ohrenschmerzen hilft. Zwiebel kleinschneiden, zwischen zwei Stofflagen leicht erwärmen, auf der betroffenen Körperstelle mit T-Shirt, Socken oder Mullbinde befestigen. Für einen hustenlindernden Schmalzwickel wird Schweineschmalz mit oder ohne gerösteter Zwiebel auf ein Tuch oder direkt auf die Brust geschmiert, abgedeckt und bis zum Abkühlen dort belassen. BILDER: C/VISUM_PICTUREDESK / 3 x MAURITIUS IMAGES Wadenwickel Für fiebersenkende Wadenwickel zwei Tücher in Wasser oder verdünnten Apfelessig tauchen, die Waden vom Knöchel bis zur Kniekehle umwickeln, abdecken. Erneut wechseln, sobald die Wickel sich erwärmen. Für Essigpatscherl werden über die essiggetränkten Innensocken Wollsocken gezogen. Hände und Füße des Patienten müssen vor Anwendung des Wickels warm sein, das Fieber darf während der Prozedur nicht mehr als ein Grad sinken. Kalte Topfenwickel gegen Fieber, Kopfweh, Schwellungen und Entzündungen sind sogar in Krankenhäusern üblich. Die Topfenauflage kann am Körper bleiben, bis sie ausgetrocknet ist, sofern sie nicht vorher als unangenehm empfunden wird. Körperwarme Topfenwickel helfen gegen Halsschmerzen, Husten und chronische Gelenksbeschwerden und können stundenlang einwirken. Für einen Kohlwickel gegen Gelenksschmerzen von einigen Blättern die Mittelrippe entfernen, Blätter mit Nudelholz quetschen, um das Gelenk auflegen und über Nacht fixieren. Der Krenwickel mit frisch gerissenem Kren ist günstig gegen chronische Blasenentzündungen und wird am Unterbauch aufgelegt. Seine intensiven ätherischen Öle sind aber nichts für Zimperliche. Mutige scheuen auch den Griff zur Brennnessel nicht. Abreibungen mit dem beißenden Grünzeug am schmerzenden Bewegungsapparat verstärken den Lymphzufluss, der körpereigene schmerzstillende und entzündungshemmende Stoffe an die Schmerzstelle befördert. Windtreibende Tees aus zerdrückten Anis-, Fenchel- oder Kümmelsamen befreien Klein und Groß von Blähungen. Salbeitee zum Gurgeln ist bitter, aber wohltuend. Teerezepturen, die eine Heilwirkung versprechen, sollten übrigens ärztlich verordnet und sorgsam dosiert werden. Durchfall und Erbrechen sind natürliche Mechanismen, mit denen der Körper Giftstoffe entfernt. Der Flüssigkeitsverlust muss aber rasch ausgeglichen werden. Das gelingt beispielsweise mit Hilfe von Cola und Salzstangerln. wunden weder mit Salben noch mit Öl oder Mehl, sondern nur mit Wasser gekühlt werden sollen. Ätherische Öle sind flüchtige, äußerst wirksame Substanzen, die Haut- und Schleimhautreizungen verursachen können und deshalb für Kinder tabu sind. Kinder könnten zum Beispiel durch menthol- oder pfefferminzhaltige Aromen plötzliche schwere Atemprobleme bekommen. Für Aromalampen und Duftschälchen gilt: Zwei Tropfen pro 60 Quadratmeter Raumgröße sind genug. Mit triefender Schnupfennase über Dampf schwitzen und inhalieren, davon hält Dr. Spinka nicht viel. Ebenso tut sich nichts Gutes, wer bei rasselndem Hus- Entzauberte Tipps Für fast alles ist ein Kraut gewachsen, aber nicht jedes eignet sich für jedermann. Das Johanniskraut etwa stört die Wirkung der Antibabypille und es erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut. Das ist nur sinnvoll in der dunklen Jahreszeit, um Winterblues und Vitamin-D-Mangel zu trotzen. Johanniskrauttee kann den Effekt von Antidepressiva verstärken. Das gegen Augenentzündungen beliebte „Kamillenteebauscherl“ kann ins Auge gehen, weil Kamille eher austrocknet als befeuchtet. Jedes Kind weiß, dass Brand- Wadenwickel mit verdünntem Apfelessig wirken fiebersenkend. FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 29 29 24.09.15 14:26 MEDIZIN & GESUNDHEIT ten mit starker Verschleimung inhaliert – besser sind schleimlösender Thymiansirup und Thymiantee. Kältebehandlungen wirken generell entzündungshemmend, beruhigend und abschwellend, aber nicht jeder Mensch empfindet sie als angenehm – hier gilt es, auf den eigenen Körper zu hören. Wenn andererseits Erwärmung erwünscht ist, wie etwa bei Muskelverspannungen, erweist eine Rotlichtlampe gute Dienste. Rotlicht dringt tiefer ins Gewebe ein als die Hitzestrahlung der Sauna. Rund um die Warzenbehandlung kursieren wohl die geheimnisvollsten Tipps – vom Schneckenschleim und Schöllkraut bis zum sogenannten Besprechen bei abnehmendem Mond. „Das klingt nur nach Hokuspokus, aber es ist nichts anderes als das Konzentrieren auf die große Rhythmik der Natur, auf einen Heilerfolg. Man könnte es ebenso gut auch Beten nennen“, erklärt Dr. Spinka. Ein Hausmittel ist auch die Meditation, das Streben nach einem Zustand der Teerezepturen, die eine Heilwirkung versprechen, sollten sorgsam dosiert und mit dem Arzt abgesprochen werden. Ruhe und Regeneration. „Meditation beeinflusst nachweislich die Abwehrkraft. Es bringt etwas, wenn ein Mensch sich auf einen Heilimpuls fokussiert.“ Der Glaube versetzt Berge, weil er eine positive, hoffnungsvolle Haltung bedeutet. Die Schulmedizin orientiert sich an Beweisen, untermauert von Studien, und trotzdem ist sie getragen vom Vertrauen der Patienten. Zwei Drittel aller Behandlungserfolge, so zeigen viele Studien, be- ruhen auf den Selbstheilungskräften der Patienten und der ärztlichen Betreuung, Medikamente erledigen nur den Rest. Hausmittel punkten auf ähnliche Weise – also mit Erfahrung, mit dem eigenen Körper als Heilmeister und der Zuwendung von Menschen, die Körper, Geist und Seele meint. Insofern sind Hausmittel wahrlich eine ganzheitliche Medizin. Klaus Stecher << UNENTGELTLICHE EINSCHALTUNG ANNA DÜST INS LEBEN ... Anna ist das Mädchen, das die „Elternbriefe“ auf Unbezahlbar und kostenlos! dem Weg in diedoch Welt begleiten, die Hauptdarstellerin sozusagen. Je qualitätsvoller frühe Hilfen angeboten werden, desto weniger Erziehungsprobleme tauchen auf. Neben vielen entwicklungspsychologischen und gesundheitlichen Themen bieten die Elternbriefe auch wertvolle Tipps und hilfreiche Kontakte für die Lebensphase(n) mit kleinen Kindern. Anna lässt die Leserinnen und Leser an ihren Entwicklungen und Abenteuern mit ihrer Familie teilhaben und zeigt, wie sie die Welt aus ihrer Perspektive sieht. Die Elternbriefe des Bildungswerkes sind die ideale Begleitung für die ersten sechs Lebensjahre eines Kindes. Die Elternbriefe werden laufend aktualisiert und gehen auf die Bedürfnisse der Eltern ein. Passend zum Alter des Kindes bekommen sie bis zu vier Mal jährlich einen Elternbrief per Post zugeschickt. Die Elternbriefe können kostenlos bestellt werden! Elternbriefe-PR-192x132.indd 1 30 FORUM Gesundheit 4/2015 Rund 60 Seniorinnen und Senioren werden aktuell von 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 30 lichen Mitarbeitern der Diakonie Salzburg den ehrenamt Weitere he & tlic mKONTAKT ehrena ANMELDUNG d n i rs Betreue ch l z her i men! willkom ♥ BILDER: 4 x SHUTTERSTOCK / MAURITIUS IMAGES FREIWILLIGEN-NETZWERKE SALZBURG Salzburger Bildungswerk Brigitte Singer Tel. 0662 872691-15 [email protected] www.elternbriefe.salzburg.at/ bestellung Frau Hirschbichler (links) und Ihre Betreuerin Frau Wagner 23.09.15 15:25 genießen das gemeinsame wöchentliche Spazierengehen, Plaudern und Einkaufen. Wünsche und Bedürfnisse. Danach wird die richtige Betreuungsperson ausgewählt. 24.09.15 14:26 KURZ & BÜNDIG Vitalpilze ohne jede Wirkung Stress mag Fastfood BILDER: 4 x SHUTTERSTOCK / MAURITIUS IMAGES Wer in einer Stresssituation ist, vergisst leichter seine guten Vorsätze. Das kann dazu führen, dass beispielsweise nach einem anstrengenden Arbeitstag eher zu Fastfood als zu ausgewogener Ernährung gegriffen wird. Warum das so ist? Wissenschaftler der Universität Zürich haben in aufwendigen Versuchen gezeigt, dass Stress das Gehirn dazu bringen kann, die Selbstkontrolle herabzusetzen. Dazu waren bei den Versuchspersonen mit Magnetresonanz die Gehirnströme aufgezeichnet worden. Vor allem im Internet werden in letzter Zeit vermehrt sogenannte Vitalpilze angeboten. Glaubt man den Anbietern, müssten diese Pilze wahre Allheilmittel sein. Sie sollen bei Akne genauso helfen wie bei Winterdepression. Die bunten Werbebotschaften wollen sie sogar gegen Krebserkrankungen und Demenz empfehlen. Alles Humbug, warnen Experten des deutschen Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Eine Wirksamkeit von Vitalpilzen ist wissenschaftlich nicht belegt und die vollmundigen Werbeversprechen täuschen die Verbraucher. Vitalpilze sind zwar essbar, haben aber meist keinen Eigengeschmack. Die Pilze werden getrocknet, weiterverarbeitet und in Form von Kapseln oder Extrakten im Handel angeboten. Vitalpilz-Produkte sind Nahrungsergänzungsmittel. Sie zählen somit zu den Lebensmitteln und sind keinesfalls Medikamente. Riskante Überstunden Dass lange Arbeitszeiten und Überstunden die Herzinfarktgefahr steigern, ist bekannt. In der bislang größten Übersichtsstudie zu diesem Thema zeigen Wissenschaftler vom University College London nun aber noch eine andere Gefahr: Ein hohes Arbeitspensum vergrößert vor allem das Risiko für einen Schlaganfall. Demnach steigert ein Arbeitspensum ab 55 Stunden pro Woche die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls um mehr als ein Drittel. Die Forscher hatten Dutzende Studien ausgewertet, bei denen mehrere Hunderttausend Berufstätige sieben bis acht Jahre lang beobachtet worden waren. Demenz: keine Epidemie Entgegen anderslautenden Meldungen gibt es keine Demenz-Epidemie. Die Zahl der Menschen, die im Alter an einer Demenzerkrankung leiden, bleibt in Westeuropa stabil – obwohl die Bevölkerung kontinuierlich altert. Das berichten Forscher in der Fachzeitschrift „The Lancet Neurology“. Sie haben für ihre Arbeit Studien aus fünf Ländern ausgewertet. Eine Epidemie würde vorliegen, wenn immer mehr Menschen gegen Ende ihres Lebens dement würden und der Anteil der Kranken unter den Alten steigt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Zahl der Demenzkranken hat sich in den letzten Jahren stabilisiert, ist sogar leicht rückläufig. FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 31 31 24.09.15 14:26 UNENTGELTLICHE EINSCHALTUNG INFORMATION FÜR PATIENTINNEN UND PATIENTEN IN DER STADT SALZBURG WENN’S FREIWILLIGEN-NETZWERKE SALZBURG AKUT IST Unbezahlbar und doch kostenlos! Weitere he mtlic ehrena r sind Betreue ch herzli men! willkom Immer, wenn Ihr Hausarzt Pause macht ... ♥ Frau Hirschbichler (links) und Ihre Betreuerin Frau Wagner genießen das gemeinsame wöchentliche Spazierengehen, Plaudern und Einkaufen. Rund 60 Seniorinnen und Senioren werden aktuell von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Diakonie Salzburg im Rahmen des Projektes „Freiwilligen-Netzwerke“ betreut. Das Angebot stellt eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden hauptamt lichen Strukturen Abends heftige Bauch- dar und wirkt im Kern als „Prävention derrasant Vereinsamung“. schmerzen, steigendes Fieber gerade am Feiertag oder am Wochenende Die Betreuerinnen und Betreuer besuchen Betreuerin, Frau Wagner, leidenschaftlich vom Hexenschuss geplagt – was tun? Medizinische Ihre „Schützlinge“ im Rahmen ihres Begerne einkaufen und spazieren. Die beiden Hilfe bei akuten Beschwerden außerhalb Ordinations suchsdienstes einmal pro Woche: sie plaudernder angeregt und besuchen auch zeiten Hausarztes nden Sie regelmäßig im HAUSARZT schenken Zeit, Ihres Aufmerksamkeit undfiauch gemeinsam das Grab von tatkräftige Hilfe. Den Interessen undin VorHerrn Hirschbichler. Einer anderen Dame, NOTDIENST ZENTRUM der Stadt Salzburg. „Es geht um den ,Wohlfühlfaktor’ sowohl für die Senioren als auch die Betreuer. Es wird sehr genau darauf geachtet, dass die Personen gut zusammen passen.“ GKK_15 FG-Ins-Notdienst.indd 1 32 schon fast 100 Jahre alt und an den Augen erkrankt, wird von ihrer Betreuerin wöchentlich aus der Literatur vorgelesen, die sie so liebt. Ein Pensionist geht mit seinem Dr.-Karl-Renner-Straße 8, 5020 Salzburg Begleiter Radfahren und kann damit seinem Öffnungszeiten:Information Mo bis Fr 19 – 23 Bewegungsdrang nachkommen. & Uhr Auskunft erhalten Sa, So und Feiertag 8 –13 und 16 – 23 Uhr Sie bei Koordinatorin Gabriele Es geht um den „Wohlfühlfaktor“ sowohl Huber unter 0664 8273381 Hausärztlicher Telefonund Visitendienst: 141 bzw. für die Senioren als auch die Betreuer. [email protected]. Buslinie 2: Vogelweiderstraße Es wird sehr genau darauf geachtet, Buslinie 4: Canavalstraße dass die Personen gut zusammen passen. > WEBTIPP: Dazu werden die Senioren vorab von den www.diakoniewerk-salzburg.at Koordinatorinnen der Freiwilligen-Netzwerke besucht und befragt über ihre BILD: SHUTTERSTOCK / SISSI FURGLER lieben der betreuten Personen wird dabei viel Raum geboten. Frau Hirschbichler etwa, eine rüstige Dame, geht mit Ihrer Wünsche und Bedürfnisse. Danach wird die richtige Betreuungsperson ausgewählt. Die Koordinatorinnen begleiten ihre freiwilligen Helfer laufend und lassen sie mit ihrer Aufgabe nicht alleine: sie werden umfassend geschult und betreut, bei Bedarf wird eine Supervision kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird von der Stadt Salzburg finanziert und wächst stetig, alleine im Jahr 2014 konnten bereits über 3.700 ehrenamtliche Stunden geleistet werden. www.notdienst141.at 18.06.15 08:47 FORUM Gesundheit 4/2015 GKK_15 FG-3-S17-21+32_DU.indd 6 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 32 23.06.15 13:05 24.09.15 14:26 FAMILIE & GESELLSCHAFT Erziehen heißt handeln Allen Sonntagsreden und Bemühungen zum Trotz: Frauen erledigen großteils noch immer die unbezahlte Familienarbeit. Woran liegt es und wie kann man Männer in die Verantwortung nehmen? >> Generell bin ich bei Formulierungen wie ,die Frauen’ und ,die Männer’ sehr vorsichtig“, sagt Dr. Susanne Dermutz, pensionierte Professorin an der Universität Klagenfurt. Es gebe sehr wohl eine breite Palette des Handelns und Verhaltens bei beiden Geschlechtern, großteils finde sich in den Köpfen aber noch immer das alte bürgerliche Ideal: Frauen sind für die Kindererziehung zuständig, Männer fürs Einkommen. So belegt die Statistik, dass die Frauen im Zuge von Familiengründungen die Erwerbsarbeit reduzieren und die Männer mehr Überstunden machen. Darüber hinaus zeigt eine neue Untersuchung, dass in Österreich im OECD-Vergleich besonders viele junge Mütter nicht mehr in den Vollzeitjob zurückkehren. Alte Leitbilder BILD: SHUTTERSTOCK / SISSI FURGLER „Früher endete das Märchen damit, dass das Mädchen den Prinzen kriegt, heute endet es mit dem ersten Kind“, meint Susanne Dermutz, die Mutter zweier erwachsener Töchter ist. Frauen wie Männer tappen in diese Falle. Letztere fühlen sich dadurch vielfach überfordert und die Frauen verlieren oft ihre Existenzgrundlage und schlittern in die Abhängigkeit. „Kinder orientieren sich am konkreten Handeln. Dessen sollten sich Mütter wie Väter in der Erziehung bewusst sein.“ Dr. Susanne Dermutz Erziehungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung, Klagenfurt „Diese alten Leitbilder müssen wir hinterfragen und aufbrechen, auf mehreren Ebenen“, verlangt Dr. Dermutz. Auf der privaten Ebene: „Erziehung ist ein durch Zeitdruck geprägtes Handeln, da wird reagiert und nicht lang überlegt“, meint sie. Da teilen die Mütter rasch einmal die Tochter zu Hausarbeiten ein und nicht den Sohn. Doch Kinder orientieren sich am Handeln, sagt die Wissenschaftlerin und fordert: „Das eigene Handeln reflektieren und nicht große Sprüche klopfen.“ So kann die Mama stundenlange feministische Vorträge halten. Wenn sie sich und ihre eigene Karriere nicht wichtig nimmt und den Papa und Sohn von vorn bis hinten bedient, wird’s nichts nutzen. Aber auch die Väter sind hier gefragt. „Denn Buben identifizieren sich mit dem Vater und das ist auch richtig so“, sagt Dermutz. Doch den Buben fehlen häufig die Leitfiguren in der Familie, im Kindergarten, in der Volksschule. Nirgends erleben sie einfühlsame, zuwendungsfähige Män- ner, an denen sie sich orientieren könnten. Auf der gesellschaftlichen Ebene: „Solange die Arbeit mit Kindern Frauenarbeit ist, abwertend beurteilt wird, unterbezahlt und mit wenig Aufstiegschancen verbunden ist, wird sich nichts ändern“, sagt Dr. Dermutz. Beispiel Kindergärtnerin: Was tun die schon? Ein bisschen mit Kindern spielen, laute die allgemeine Meinung, die keineswegs der Realität entspreche. Auf der Bildungsebene: Diese Leitbilder und das Aufbrechen derselben müssen selbstverständlicher Inhalt des Unterrichts sein. Das sei angesichts der steigenden Zahl an Migranten, die meist völlig andere Wertvorstellungen mitbringen, besonders wichtig, meint Dr. Dermutz. Und sie vermisst auf allen Ebenen das notwendige Engagement. „Die Frauenpolitik lässt im Moment komplett aus“, bedauert sie. Monika Unegg << FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 33 33 24.09.15 14:26 MEDIZIN & GESUNDHEIT Schmerzen im Nacken Die Ursachen von Nackenschmerzen sind vielfältig. In den meisten Fällen spielen allerdings psychische Aspekte eine Rolle. Weniger Stress und mehr Bewegung sind daher wertvolle Behandlungsmaßnahmen. Linz. Anders bei länger andauernden Schmerzen: „Bei chronischen Beschwerden können eine Vielzahl von degenerativen Ursachen des Halte- und Stützapparates der Halswirbelsäule oder Muskelveränderung für die Schmerzen verantwortlich sein“, erklärt der Neurologe. Der Nackenschmerz kann zudem Symptom von Schäden an den Bandscheiben mit Nervenbedrängung sein. Hier ist die Ausstrahlung des Schmerzes in die Schultern und Arme typisch. Seltener stecken rheumatische oder schwerwiegendere Erkrankungen, wie etwa eine Hirnhautentzündung (Meningitis), dahinter. >> Viele werden sich seiner Aufgabe erst dann bewusst, wenn er Schmerzen verursacht. Denn tut der Nacken weh, ist häufig auch die Bewegung des Kopfes eingeschränkt. „Die Hälfte der Bevölkerung leidet einmal im Leben darunter“, sagt Oberarzt Dr. Markus Wimmer von „Wer häufig unter Nackenschmerzen leidet, sollte für Ausgleich durch körperliche Bewegung sorgen.“ Oberarzt Dr. Markus Wimmer Leiter der neurologischen Schmerzambulanz, AKh Linz 34 der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des AKh Linz. Mit Beschwerden im Nacken ist es aber meist nicht getan. Die Schmerzen können auch in den Kopf oder die Arme ausstrahlen. Zudem sind Verhärtungen der Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule möglich. Alle diese Symptome fallen unter den Begriff HWS-Syndrom. Doch was steckt dahinter? Warum sind Nackenschmerzen ein derart häufiges Problem? „Bei akuten, oft nur kurze Zeit dauernden Fällen findet der Arzt meist keine wirkliche Ursache“, so Wimmer. Man spricht dann vom unspezifischen Nackenschmerz. Bei vielen Betroffenen spielt dabei eine psychosoziale Komponente eine Rolle. „Stress, Belastungen am Arbeitsplatz oder familiäre Probleme kommen als Ursachen in Frage. Kofaktoren dieses unspezifischen Nackenschmerzes sind Übergewicht, starke körperliche Arbeit oder ein höheres Alter“, sagt der Leiter der neurologischen Schmerzambulanz am AKh Dr. Markus Wimmer: „Bei akuten Schmerzen verschreibt der Arzt medikamentöse Schmerzmittel, wie etwa nichtsteroidale Antirheumatika. Kurzfristig sind auch Mittel zur Muskelentspannung möglich.“ Die Bandbreite an weiteren hilfreichen Maßnahmen ist groß und reicht von physikalischen Therapien wie Elektrostimulation oder Kälte- beziehungsweise Wärmetherapie bis hin zu Akupunktur oder Heilgymnastik. „Alle diese Maßnahmen haben das Ziel, die Beweglichkeit und Funktion der Muskulatur zu verbessern“, erklärt der Neurologe und ergänzt: „Das Um und Auf, um Nackenschmerzen zu lindern oder vorzubeugen, ist körperliche Bewegung in Form von Ausdauertraining oder physiotherapeutischen Übungen. „Vermeiden Sie zudem Zugluft, zu abrupte Bewegungen der Halswirbelsäule, zu große Kopfpolster sowie das Liegen am Bauch.“ Wer viel liest, lange vorm Computer sitzt oder häufig Auto fährt, sollte kurze Pausen mit Bewegung einlegen. Zusätzlich rät der Neurologe Betroffenen, Entspannungstechniken – wie etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobson – zu erlernen. So lässt sich der Stress, der im Nacken sitzt, effektiv verhindern. MMag. Birgit Koxeder-Hessenberger << FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 34 24.09.15 14:26 BILDER: MAURITIUS IMAGES / SHUTTERSTOCK Entspannung CARTOON & VORSCHAU Vo r s c h a u 5/2015 BILDER: MAURITIUS IMAGES / SHUTTERSTOCK In der nächsten Ausgabe von FORUM Gesundheit im Dezember 2015 finden Sie unter anderem diese Themen: SPORT & FREIZEIT Fernreisen_Wie man auch bei Fernreisen Natur und Kultur schonend behandelt. MEDIZIN & GESUNDHEIT Antibiotika_Die wichtigste Waffe gegen Bakterien darf nicht stumpf werden. PSYCHE & SEELE Träume_Neueste Forschung: Unsere Träume haben eine wichtige Funktion. FORUM Gesundheit 4/2015 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 35 35 24.09.15 14:26 SALZBURGER GEBIETSKRANKENKASSE WWW.SGKK.AT GRIPPESCHUTZ IMPFAKTION 2015 Influenza, die „echte“ Grippe, ist eine ansteckende Viruserkrankung. Die Infektion der Atemwege wird durch Influenza-Viren ausgelöst und durch Husten und Niesen verbreitet. Die Impfung bietet Schutz gegen alle erwarteten Influenza-Virusstämme dieser Saison. Die Impfaktion 2015 ist offen für alle Salzburgerinnen und Salzburger! NUR 6,– EUR SELBST O BEHALT - EINE AK DER SG TION KK 19. 10. BIS 20.11. Die Impfaktion wird an folgenden Stellen angeboten: BISCHOFSHOFEN Außenstelle der SGKK, Gasteinerstraße 29 Di von 8.00 – 11.00 Uhr Mi, Do, Fr von 7.15 – 8.00 Uhr SALZBURG Zentrale der SGKK, Engelbert-Weiß-Weg 10 (1. Stock, Ord. 1) Mo – Do von 7.15 – 13.00 Uhr Fr von 7.15 – 12.15 Uhr ZELL AM SEE Außenstelle der SGKK, Ebenbergstraße 3 Di von 8.00 – 11.00 Uhr, Mi, Do, Fr von 7.15 – 8.00 Uhr HALLEIN Außenstelle der SGKK, Burgfriedstraße 2 Di von 8.00 – 11.00 Uhr Mi, Do, Fr von 7.15 – 8.00 Uhr TAMSWEG Außenstelle der SGKK, Bröllsteig 1 Do von 7.30 – 8.30 Uhr GKK_15 Influ-Ins-FG-198x206_DU.indd 1 23.09.15 13:54 Ein Ersuchen an den Empfänger oder an den Briefträger: Falls sich die Adresse geändert hat oder die Zeitschrift unzustellbar ist, teilen Sie uns bitte hier die richtige Anschrift oder den Grund der Unzustellbarkeit mit. Besten Dank! DVR 00245015 Verlagspostamt 5020 Salzburg - Erscheinungsort Salzburg P.b.b. ZLN 02Z033707M / / / / Gebietskrankenkasse Salzburg 150405_SGKK_s22-36_PK2.indd 36 FORUM GESUNDHEIT 2/2009 4/2015 24.09.15 14:26
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