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China als Role Model
für Deutschland
nterschiedlicher könnten die Kulturen wohl kaum sein.
Betrachtet man China und Deutschland nebeneinander, so würden wohl die wenigsten auf die Idee kommen, China als Vorbild im Bereich Recruiting für
Deutschland zu nehmen. Es ist aber so, dass der Recruitingprozess an sich – d.h. auf den Kern heruntergebrochen – in jedem
Land derselbe ist. Da mag es dann unterschiedliche Handhabungen verschiedener Prozessschritte geben, aber letztlich kann man Recruiting auf
wesentliche Kernschritte herunterbrechen. Technik ist ein weiterer Faktor, der das Recruiting weltweit maßgeblich beeinflusst, allerdings ebenfalls weltweit sehr ähnlichen Gesetzen gehorcht. Der für uns interessante
Unterschied zwischen dem Arbeitsmarkt in China und dem Arbeitsmarkt
in Deutschland ist allerdings, dass der chinesische dem unsrigen ca. zwei
bis drei Jahre voraus ist.
Sprechen wir von Role Model so kann es durchaus sein, dass man auch
negative Entwicklungen in China bereits sehen kann, die es in Deutschland zu vermeiden gilt. So ist beispielsweise die bedingungslose OneKlick-Bewerbung in China längst implementiert, wodurch es zwar mehr
Bewerbungen gibt, letztlich aber die Qualität derart schlecht ist, dass
man besser beraten wäre, wenn der Prozess nicht One-Klick ist. In China
lässt sich dieser Fakt allerdings kaum noch zurückdrehen.
In Deutschland, wo diese Diskussion in den
Expertenrunden bereits im vergangenen Jahr
aufgekommen ist, One-Klick auch hier einzuführen, gibt es noch Chancen, der Entwicklung
entgegenzusteuern. One-Klick ja, aber mit Einschränkungen. Schließlich wollen wir nicht in
die Situation geraten, dass wir uns mehr mit
Bewerbern beschäftigen, die wir nicht einstellen wollen, als mit denjenigen, die passen.
Auch in der Welt der Sozialen Netzwerke übernimmt China aktuell
global gesehen eine Vorreiterrolle. Grob kann man die Welt der Sozialen Netzwerke in zwei Gruppen einteilen: klassische Social Networks
(z.B. Facebook, Twitter) und Messenger (z.B. WhatsApp, SnapChat).
Derzeit lässt sich überall auf der Welt beobachten, dass der Trend zu
Messenger-Diensten geht. China hat diese Trendwende längst durchlaufen. Das größte und erfolgreichste Netzwerk in China, WeChat, ist ein
Messenger-Dienst. Da Messenger eine 1:1-Kommunikation verlangen,
sind diese sehr unbeliebt bei den Unternehmen und auch die viralen Effekte sind sehr eingeschränkt. WeChat schränkt absichtlich die viralen
Möglichkeiten von Unternehmen ein. Der Grundgedanke des Netzwerkes
ist es, dem Nutzer den größtmöglichen Nutzen zu bieten, den WeChat
nicht in irgendwelchen 08/15-Werbebotschaften sieht.
Das Netzwerk versucht, die Unternehmen dazu zu bringen, Services anzubieten. Operativ wird dies darüber gesteuert, dass man als Unternehmen nicht
beliebig häufig posten, jedoch beliebige
Dienstleistungen in die Karriereseite auf
WeChat einbinden kann. Hier könnte
man einen CV-Check anbieten oder ein
kleines Bewerbungs-Tutorial einrichten.
Auf WeChat sind so gut wie alle viralen Effekte für Unternehmen unterbunden mit Ausnahme der Emoticons bzw. Sticker, wie man sie in
China nennt. Uns ist aufgefallen, dass es Sticker für alle Lebenslagen
gibt. Einzig der Bewerbungsprozess scheint davon ausgenommen zu
sein. Während ich also allen meinen Schmerz klagen kann, kann ich nicht
meine Freude über meinen Universitätsabschluss ausdrücken. Ich kann
auch niemandem explizit für ein Bewerbungsgespräch Glück wünschen,
usw. Diese Lücke haben wir mit einem Voith-Career-Sticker-Set gefüllt.
Ein Set von Stickern, die Ingenieursstudenten ansprechen und dank der
innovativen Aufmachung von unseren Mitarbeitern geliebt werden. Das
Sticker-Set lässt sich ausschließlich über die Voith-WeChat-Karrierseite
downloaden. Binnen kürzester Zeit hatten viele Studierende die Sticker
heruntergeladen und geteilt.
Ob dies auf Deutschland übertragbar ist,
ist noch offen. Doch ist abzusehen, dass
Messenger sehr bald das Feld der Social
Networks dominieren werden. Spätestens
dann werden die Erfahrungen, die man in
China gemacht hat, Gold wert sein. ◀
Abbildungen: Voith GmbH
Autor
Robindro Ullah
Voith GmbH (bis Ende Juni 2015)
DEBA GmbH (seit Juli 2015)
HR Performance | Recruiting Tomorrow 2016
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