Handelsblatt - Rubriken Preisliste 2016

Handelsblatt Rubriken
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Handelsblatt – Rubriken
Karriere
60 KARRIERE
WOCHENENDE 22./23./24. MAI 2015, NR. 97
KARRIERE 61
WOCHENENDE 22./23./24. MAI 2015, NR. 97
1
1
Die Angst,
sich zu binden
feld nicht erfüllt werden, sind in der Regel die Führungskräfte verantwortlich“,
so Nink. Die innere Kündigung ist dann
nicht mehr weit. Aber man verlässt nicht
das Unternehmen, sondern den jeweiligen Vorgesetzten.
Bindung und Commitment entstehen
aber nicht nur durch große Sinnversprechen, sondern vor allem durch gute Zusammenarbeit im Kleinen. Zum Beispiel
durch Lob und Wertschätzung der Arbeit durch Vorgesetzte. „Die emotionale
Mitarbeiterbindung ist für Arbeitnehmer ausgesprochen wichtig“, sagt Hugo
Kehr, Professor für Psychologie an der
TU München. Der Motivationsforscher
berät Unternehmen, wie sie ihre Beschäftigten besser anspornen können.
In seinem Modell müssen Kopf, Bauch
und Hand zusammenspielen, um die
besten Ergebnisse zu erreichen. Kopf
und Hand, also Verstand und Fähigkeiten, lassen sich durch Geld und Boni, also extrinsisch motivieren. „Das reicht
auch, um einen ordentlichen Job zu machen“, sagt Kehr, „Aber wenn Kreativität
und geistige Höchstleistung gefragt sind,
geht das nicht ohne den Bauch.“
Doch die Gefühlskomponente ist
schwer zu aktivieren. Der Sinn der Arbeit liegt oft im Auge des Betrachters.
Erst wenn sie dem Mitarbeiter am Herzen liegt, entsteht emotionales Engagement und damit intrinsische Motivation.
Wer intrinsisch motiviert ist, so Motivationsforscher Hugo Kehr, ist am Ende
zufriedener mit seiner Arbeit. „Wenn
ein Unternehmen es schafft, dass ich intrinsisch motiviert bin, dann kann ich
mich darüber freuen.“
Weil das Vertrauen in die Führungsebene zu oft
ausgenutzt wurde, fühlen sich deutsche Beschäftigte
kaum noch emotional an den Arbeitgeber gebunden.
Das senkt die Produktivität der Unternehmen.
Z
o wie Patrick Völcker, der bei
Google tagsüber Kunden aus der
Werbebranche schult. Er bietet
Kollegen in der Hamburger
Deutschland-Zentrale abends ein dreimal je 90-minütiges „Überlebenstraining fürs Parkett“. Dann unterrichtet
der frühere Tanzsporttrainer je 15 Paare in Walzer, Cha-Cha-Cha, Foxtrott. Die
Nachfrage ist groß. Demnächst sollen
noch ein Salsa- und ein Tango-Kurs dazukommen sowie ein Workshop für
Fortgeschrittene zur Ballsaison. „Nach
dem Tanzen gehen wir noch miteinander an der Alster etwas trinken, oder einige Kollegen haben auch schon mal
zusammen gegrillt. Da kommen Leute
abteilungsübergreifend zusammen, die
sich sonst gar nicht begegnen würden“,
sagt Völcker über einen positiven Nebeneffekt seines persönlichen Engage-
ments. Und das ist ganz im Sinne von
Google: Solcher Austausch beflügelt
Produktivität und Innovationen.
Aber sollten Beschäftigte auf die
Avancen ihres Arbeitgebers eingehen?
Muss man sich emotional an den Betrieb binden? Oder sind die Bindungsängste der Deutschen nicht doch verständlich? Grundsätzlich ist gegen das
sogenannte Commitment nichts einzuwenden. Denn der Wunsch, bei einem
Arbeitgeber bleiben zu wollen, ist oft
einfach ein Zeichen dafür, dass man eine gute Stelle hat und gerne zur Arbeit
geht. Der Deutsche Gewerkschaftsbund
hat für seinen Gute-Arbeit-Index Beschäftigte gefragt, ob sie ihre Firma
Besonders in höheren
Bildungsschichten
wächst der Wunsch,
sich über die Arbeit
zu definieren.
Svenja Hofert
Karriereberaterin
wechseln würden, wenn sie die Chance
hätten. Von denjenigen, die in der Umfrage als Menschen mit „Guter Arbeit“
identifiziert wurden, würden 94 Prozent bei ihrem Unternehmen bleiben.
G
ute Arbeit“, das heißt humane
Arbeitszeiten, gerechte Bezahlung, faire Vorgesetzte und vor
allem: eine sinnvolle Tätigkeit.
„Besonders in höheren Bildungsschichten wächst der Wunsch, sich über die
Arbeit zu definieren“, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert. In einer Zeit, in
der soziale Strukturen zerbröseln, ist
der Job oft die größte Konstante im Leben. Für die Arbeit umzuziehen ist für
viele selbstverständlich. Die Digitalisierung lässt die Grenzen zwischen Arbeit
und Freizeit sowieso verschwimmen.
Der Job nimmt einen immer größeren
Teil des Lebens ein. Wer aber seinen Beruf zum Teil seiner Identität macht, will
etwas Sinnvolles tun. Das Problem: „Es
gibt gar nicht so viele Traumjobs“, sagt
Hofert. Den Planeten retten, Kindern in
Not helfen oder zumindest einen kleinen Teil zu einem größeren gesellschaftlich wertvollen Ziel beitragen, das
geht nun mal nicht in jedem Betrieb.
Auf diese Sinnsucher, die mehr sein
wollen als nur ein Rädchen im großen
Firmengetriebe, sollten die Unternehmen zugehen, findet Gallup-Forscher
Marco Nink. Gefragt ist hier vor allem
das Management. „Haben Menschen
Bedürfnisse, die in ihrem Arbeitsum-
Ein Betrieb ist kein
Kegelklub und kein
Familienersatz.
Klaus Kock
Soziologe der TU Dortmund
Wenn Kreativität
und geistige
Höchstleistung
gefragt sind, geht
das nicht ohne den
Bauch.
Hugo Kehr
Motivationsforscher der TU München
Handelsblatt
S
TU Dortmund
s war wie ein Schlag ins Gesicht: Als der damalige Finanzchef der Siemens-Mobilfunksparte, Joe Kaeser, im Juni 2005 der Belegschaft im
Werk Kamp-Lintfort den Verkauf der
Handysparte an BenQ verkündete, erlebte Softwareexperte Thorsten Meyer*
– und mit ihm ganz Deutschland –, wie
kaltherzig und skrupellos Arbeitgeber
sein können.
Erst im Jahr zuvor hatten die Angestellten der Handysparte nach der Drohung des Managements, ihre 2 000 Arbeitsplätze nach Ungarn zu verlagern,
zugestimmt, auf rund 25 Prozent Gehalt
zu verzichten. Und dann das: Kurz vor
Ablauf der Beschäftigungsgarantie, die
das Dax-Unternehmen seinen Leuten
gegeben hatte, meldete der neue taiwanische Besitzer für die deutsche Tochter
Insolvenz an.
Familienvater Meyer, der so stolz war,
für Siemens zu arbeiten und der jede
Überstunde für die Produktion neuer
Handymodelle klaglos hingenommen
und an die Zusagen aus München geglaubt hatte, war wie insgesamt 3 300
weitere seiner Kollegen plötzlich arbeitslos. „Unser Vertrauen in die Firmenleitung wurde ausgenutzt, und unser ganzes Engagement war umsonst. Eine solche Erfahrung macht einen zum
Söldner“, sagt Meyer. Er meint damit,
dass er heute seinen Job erledigt, aber
nicht mehr mit dem Herzen an seinem
neuen Arbeitgeber hängt.
So wie Meyer verfahren offenbar viele
Fach- und Führungskräfte. Das belegen
Studien des Meinungsforschungsunternehmens Gallup. Regelmäßig befragt es
deutsche Beschäftigte, wie es um ihre
emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber bestellt ist. Und auch 2015 zeigen
sich Anzeichen einer ausgewachsenen
Beziehungskrise: 15 Prozent aller Deutschen haben innerlich gekündigt, 70
Prozent machen Dienst nach Vorschrift,
besagt die jüngste Erhebung aus 2014,
deren Ergebnisse jetzt vorliegen.
Nur gerade mal 15 Prozent verspüren
eine hohe Bindung zu ihrem Arbeitgeber und sind bereit, „die extra Meile zu
gehen“, sagt Studienleiter Marco Nink.
Für Unternehmen sei das schlecht. Die
emotionale Kälte ihrer Angestellten kostet die Firmen viel Geld, errechnet der
Berater. Wem sein Arbeitgeber egal ist,
der wechselt eher, macht keine Überstunden und ist erst recht nicht kreativ.
Durch schwache Produktivität, hohe
Fluktuation und Fehlzeiten entstünde
der deutschen Volkswirtschaft so ein
Privat
E
Schaden im hohen zweistelligen Milliardenbereich.
Höchste Zeit also, die Herzen der
Mitarbeiter zurückzugewinnen? Aus
Sicht der Unternehmen mag das stimmen. Das Kalkül: Die Mitarbeiter bleiben länger, fordern weniger, leisten
mehr. Paradebeispiel für diesen Ansatz
ist Suchmaschinen-Betreiber Google.
Hier kreiert das Management bewusst
eine Wohlfühlatmosphäre rund um
den Arbeitsplatz, die von Gratisverpflegung bis hin zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten beinahe alles bietet. Durch
das Verwöhnprogramm identifizieren
sich Mitarbeiter so sehr mit ihrem Unternehmen, dass sie dort etwa nach
der Arbeit selbst noch kostenlos Schulungen für Kollegen geben: Ob Programmier-Know-how, Meditationsworkshop oder Tanzkurs – wer etwas
gut kann, lässt mit dem „Googler für
Googler“-Angebot die Kollegen teilhaben.
Presse
Jan Guldner, Claudia Obmann
Düsseldorf
Entlassungen geht – damals in KampLintfort wie auch gerade wieder unter
dem inzwischen zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegenen Joe Kaeser.
Oft wird in solchen Situationen die
Belegschaft von Chefs beschworen:
„Wir sitzen doch alle im selben Boot.“
Häufig stimme das aber nicht, sagt Soziologe Kock. Und die meisten Beschäftigten würden dieses Manager-Mantra
auch nicht abkaufen. Denn das Austra-
u oft ist das Engagement aber
einseitig. Die Beschäftigten stehen unter einem großen Leistungsdruck. „Es wird von Mitarbeitern sehr viel erwartet“, sagt Hugo
Kehr, „Sie werden in eine Bringschuld
gedrängt, emotionales Engagement zu
liefern.“ Das sei aber schwierig, wenn
von den Unternehmen wenig zurückkomme. Von den meisten Firmen gebe
es nicht mehr als „Lippenbekenntnisse“, in Mitarbeitern zuallererst den
Mensch zu sehen.
Für den Arbeitssoziologen Klaus Kock
von der Technischen Universität Dortmund ist die richtige Balance zwischen
sachlicher und emotionaler Ebene entscheidend. „Professionelle Distanz ist
wichtig, aber sie darf nicht zu groß
sein“, sagt Kock. Vor allem sollte die Beziehung zwischen Arbeitnehmer und
Arbeitgeber nicht zur Einbahnstraße
werden. Die Beschäftigten geben ihren
Arbeitseinsatz und ihr Engagement. Dafür bekommen sie einen Lohn, aber
dürfen auch einen emotionalen Gegenwert erwarten. Wird man beteiligt an
Entscheidungen? Wird die eigene Arbeit
ernst genommen? Wird man von Vorgesetzten mit Respekt behandelt? Kocks
Buch zum Thema heißt passend: „Es ist
ein Geben und Nehmen“.
Übertreiben sollte man es aber nicht.
„Ein Betrieb ist kein Kegelklub und kein
Familienersatz“, sagt der Soziologe.
Man muss in seiner Freizeit nicht das
Firmenlogo spazieren tragen. Zu große
Identifikation mit dem Arbeitgeber kann
hinderlich sein. Dann, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt. „Zwischen
Unternehmen und Arbeitnehmern gibt
es grundsätzliche Zielkonflikte“, sagt
Kock. Der Chef will, dass seine Angestellten lange bleiben; die dagegen möchten
früh Feierabend, um Zeit für ihr Privatleben zu haben. Die Geschäftsführung
möchte Kosten drücken und wenig zahlen; Beschäftigte erwarten fairen Lohn.
Oder wenn es wie im Fall Siemens um
gen von Konflikten sei wichtig, um ein
drängendes Problem zu lösen. Wem
aber dann das Unternehmen zu sehr
am Herzen liegt, der verkennt die
grundlegenden Machtstrukturen. „Das
Unternehmen gehört mir ja nicht“, sagt
Kock. Wer das vergisst, zieht am Ende
den Kürzeren. So wie Ex-Siemens-Mitarbeiter Thorsten Meyer.
*(Name von der Redaktion geändert)
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Die Karriere-Seite am Freitag ist ein fester Bestandteil im
Handelsblatt. Im Fokus stehen die Zielgruppen Top-Entscheider, Fach- und Führungskräfte sowie Young Professionals.
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Freitag
AS (ausgenommen Speziale) / DU
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Die Redaktion berichtet über aktuelle Themen aus der
Arbeitswelt und liefert wichtige Informationen für den
nächsten Karriere-Schritt.
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rubrizierter Hauptteil, möglichst Karriere
Der Wochenendteil im Handelsblatt wird von den Lesern
meist intensiv in entspannter Umgebung gelesen. Die
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viel Aufmerksamkeit.
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18.11.16
Management & Weiterbildung
12 SPEZIAL
WOCHENENDE, 27. FEBRUAR BIS 1. MÄRZ, NR. 41
WEITERBILDUNG & MBA 13
WOCHENENDE, 27. FEBRUAR BIS 1. MÄRZ, NR. 41
Mehr Frauen – schlechtere Platzierung?
mauritius images
nen und Verbänden gegründet und
zum Großteil finanziert wurde, gebe es auch deshalb, weil man eine
andere MBA-Ausbildung als in den
USA haben wollte.
Eine andere Ausbildung, als sie
Markus Schmitt hat. Der Deutsche
hat seinen Abschluss vor wenigen
Jahren an der Harvard Business
School gemacht, seinen wirklichen
Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. „Wer einen MBA macht,
will Geld verdienen, das kann man
den Leuten nicht vorwerfen“, sagt
er. Davon ist auch Deresiewicz
überzeugt. Die Fokussierung auf
das Thema Karriere sei verständlich. Von den „Professional
Schools“, wie die Fakultäten für Jura, Medizin oder eben Wirtschaft in
den USA genannt werden, werde eine berufsbezogene Ausbildung erwartet.
Der These, dass die Studenten
eher Konformisten sind, stimmt
Schmitt zu. „Die Studenten sind
sich alle sehr ähnlich. Die BusinessSchool versucht im Auswahlprozess
gegenzusteuern, schafft es aber
nicht.“ Ein paar Exoten seien immer dabei, wie der Journalist Philip
Delves Broughton, der 2008 ein
Buch über seine zwei Studienjahre
an der HBS veröffentlicht hat.
Der frühere Yale-Dozent William Deresiewicz beschreibt Collegestudenten
an US-Elite-Universitäten als risikoscheue Konformisten – sein Buch wird
breit diskutiert. Gilt seine Kritik auch für die Managementausbildung dort?
Stefani Hergert
Düsseldorf
W
enn William Deresiewicz an amerikanischen EliteUniversitäten auftritt, reichen die
Hörsäle oft kaum aus. Zu viele Studenten wollen dabei sein, wenn der
frühere Yale-Dozent sie und ihre
Ausbildung beschimpft – anders lassen sich seine Thesen kaum umschreiben. Der Buchautor, selbst
Absolvent der Top-Universität Columbia in New York, ist überzeugt,
dass viele Collegeabsolventen der
US-Elite-Universitäten wie Harvard,
Yale, Stanford oder Princeton nicht
mehr sind als „exzellente Schafe“ –
zwar klug, talentiert und engagiert,
aber risikoscheu, kleingeistig und
selbstsüchtig. Viele seien schlaue
und strebsame Leistungserbringer,
die der Herde folgen, aber wenig Interesse an kritischem Denken oder
dem tiefen Eintauchen in Seminarinhalte haben, seien ohne Ecken
und Kanten, ohne Leidenschaften
und ohne Plan, warum sie eigentlich an der Universität sind.
Mit seinem Buch „Excellent
Sheep“ hat er in den USA die Debatte über den Sinn und Unsinn teurer
Uni-Abschlüsse beflügelt – und sich
nicht nur Freunde gemacht. Viele
finden seine Thesen überzogen,
Studenten aber lesen und verbreiten sie massenhaft. „Einige Elemente entsprechen der Realität, etwa
die Ansammlung von allen möglichen Aktivitäten im Lebenslauf“,
sagt Jörg Rocholl, Chef der deutschen Business-School ESMT.
Rocholl hat an der Columbia University in New York geforscht und
gelehrt, die stark auf den Finanzsektor spezialisiert ist und zu den
besten des Landes gehört. „Insgesamt aber überzeichnet das Buch
die Dinge.“
Deresiewicz beschreibt seine Sicht
auf die amerikanischen Colleges –
jenen Teil der Universitäten, an
dem junge Menschen direkt nach
der Schule die ersten akademischen Schritte machen, die zum Bachelorabschluss führen. Da stellt
sich die Frage: Wenn an seiner Kritik etwas dran ist, gilt sie dann nur
für die Colleges? Nach ein paar Jahren im Job kehren schließlich etliche für den Master an die Universitäten zurück. Sind Kritikpunkte
auch auf die besten BusinessSchools der USA übertragbar, jene
Wirtschaftsfakultäten, die genauso
Teil der Elite-Universitäten sind,
aber nur Studenten nehmen, die
das College und einige Jahre im Beruf hinter sich haben?
„Einige Aussagen aus Deresiewicz’ Buch entsprechen auch der
Realität an Business-Schools“, sagt
Rocholl. Das spiegelt sich auch darin wieder, dass etliche BusinessSchool-Professoren zuletzt hart mit
der Ausbildung an ihren Wirtschaftshochschulen ins Gericht gingen. Die vor allem im Zuge der Fi-
nanzkrise immer wieder vorgebrachte Kritik, sie würden nur auf
den schnellen Profit zielende Absolventen hervorbringen, nagt gerade in den USA am Selbstbild der
Wirtschaftsfakultäten.
William Deresiewicz selbst argumentiert, dass er zu den BusinessSchools zu wenig gesicherte Erkenntnisse habe. Einige Leute hätten ihm erzählt, dass es durchaus
Gemeinsamkeiten gebe. Kann Deresiewicz sich vorstellen, dass die
Einige Elemente
entsprechen der Realität,
etwa die Ansammlung
von Aktivitäten im
Lebenslauf. Insgesamt
aber überzeichnet
das Buch die Dinge.
Jörg Rocholl
Präsident der ESMT
Beinecke-Bibliothek an
der Yale-Universität in
New Haven: Geht es um
mehr als die Karriere?
„exzellenten Schafe“ nach wenigen
Jahren im Beruf als kritische Geister
an die Hochschule zurückkehren?
Er überlegt nicht lange. „Nein,
kann ich nicht“, ist seine Antwort.
Deresiewicz meint, dass sich zu viele aus den falschen Gründen an den
Business-Schools bewerben.
Stacy Blackman, die als Beraterin
Mitt- oder Endzwanzigern bei der
Bewerbung für einen Managementmaster (MBA) an den Elite-Universitäten der USA hilft, teilt viele seiner
Aussagen in Bezug auf BusinessSchools nicht. Doch auf die Frage,
ob es die „exzellenten Schafe“ dort
gebe, antwortet sie: „Einige von ihnen sind das.“ Daran kann sie
nichts Problematisches finden. Jede
Organisation brauche Innovatoren
und jene, die ihnen folgen. Beide
Typen seien gefragt.
Einer von Deresiewicz’ wichtigsten Kritikpunkten an den Elite-College-Studenten ist, dass sie kein Interesse am Denken, vor allem am
kritischen Denken hätten. Genau
diese Kritik müssen sich auch Business-School-Chefs in Bezug auf ihre
Studenten anhören. Offenbar nicht
ganz zu unrecht. „Diese Kritik gibt
es, auch weil in der Finanzkrise
viele involviert waren, die einen
MBA-Abschluss hatten“, sagt Rocholl. „Aber man muss da unterscheiden zwischen amerikanischen MBA-Programmen für die
Finanzindustrie und den MBAs
hierzulande.“ Die Berliner
ESMT, die 2002 von 25 Konzer-
Andreas Labes für Handelsblatt
Nur die Karriere im Blick
Und die Querdenker, die Deresiewicz an den Colleges fehlen, gibt es
sie an den Business-Schools? „Auswahlprozesse sind anders an Business-Schools, wir wollen heterogene Klassen mit internationalen Studenten, die im Erststudium ganz
unterschiedliche Fächer studiert
und damit auch verschiedene Denkrichtungen haben“, sagt ESMT-Chef
Rocholl.
Harvard-Absolvent
Schmitt ist skeptisch: „Die richtigen
Querdenker gibt es wahrscheinlich
nicht.“ So jemand wäre an der Business-School auch „todunglücklich“.
Immer wieder Grundlegendes infrage zu stellen, ist nicht gerade ein
Weg, sich Freunde zu machen,
wenn es vor allem darum geht, die
Teamaufgaben in der meist viel zu
kurzen Zeit zu Ende zu bringen.
Dennoch widerspricht er Deresiewicz auch deutlich. Der kritisiert
nämlich zudem, dass aus seiner
Sicht zu viele in die Beratungen und
Banken gehen. Schmitt sagt, er habe erlebt, dass viele Professoren an
der Harvard Business School die
Studenten gerade von den „üblichen Branchen“ abhalten wollten.
Sie empfahlen vielmehr, einen Job
zu wählen, der sie zufrieden macht.
„Du schämst dich fast, wenn du in
die Beratung gehst“, resümiert er.
Viele wählen dennoch genau diesen Einstieg: Von den rund 900 Studenten, die 2014 ihren MBA an der
Harvard Business School abgeschlossen haben, fanden 23 Prozent
einen Job in den Beratungen und jeder Dritte fand ihn im Finanzsektor.
An etlichen Wirtschaftsfakultäten
der Elite-Universitäten in den USA
unterscheiden sich die Prozentwerte nur leicht. Für ESMT-Chef Rocholl kein gutes Zeichen. An einigen
US-Business-Schools, die massenweise für die Beratungen und Investmentbanken ausbilden, werde
noch rein auf die betriebliche Maximierung geschaut, das aber reiche
nicht, meint er. „MBA-Studenten
müssen die Wechselwirkung zwischen Volkswirtschaft, Unternehmen, Zivilgesellschaft und öffentlichem Sektor verstehen.“
Absolventinnen verdienen oft weniger als Männer. In Rankings spielt das eine Rolle.
Stefani Hergert
Düsseldorf
E
s ist eine simple Rechnung:
Auch unter den MBA-Absolventen macht das Geschlecht
einen Unterschied, Frauen verdienen in der gleichen Position und der
gleichen Branche oft weniger als
Männer. Je nach Business-School
sind es mal acht, mal zehn oder 14
Prozent. Das wichtigste MBA-Ranking aber, jenes der „Financial Times“, beruht zu 40 Prozent auf dem
Gehalt und dem Gehaltszuwachs
nach dem MBA im Vergleich zur Zeit
vor dem Studium. Noch immer lernen mehr Männer als Frauen in den
Programmen, fast alle BusinessSchools bemühen sich, mehr MBAStudentinnen anzuziehen.
Nur: „Wenn sie wenige Frauen als
Studenten aufnehmen, dann hätten
sie gute Chancen, weiter nach oben
zu kommen, weil Frauen im Schnitt
weniger verdienen“, sagt Markus
Rudolf, Rektor der WHU – Otto Beisheim School of Management. „Das
machen wir natürlich nicht, wir
wollen ja im Gegenteil mehr Frauen
in den Klassen“, stellt er klar. Da
werden ihm die meisten Kollegen
zustimmen.
Für Bernard Garrette, Vizedekan
an der französischen BusinessSchool HEC, lautet die Lösung:
Business-Schools müssten den Studentinnen helfen, besser bezahlte
Jobs zu finden, dann würden sich
auch mehr Frauen für ein MBAProgramm bewerben. Wie das gehen soll? „Mit Trainings oder Workshops, in denen die Studenten bei
der Jobsuche und Gehaltsverhandlungen unterstützt werden.“ Keine
Kurse nur für Frauen, betont er,
sondern Seminare, in denen beide
Geschlechter ihre Verhandlungserfahrungen teilen. Sein Wunsch: den
Gehaltsunterschied in den nächsten fünf Jahren halbieren.
Garrette plädiert zwar dafür,
dass mehr Frauen in die hochbezahlten Jobs in den Investmentban-
ken und Beratungen einsteigen
sollten, in denen ihr Anteil gering
ist. „Es geht aber nicht darum, die
Präferenz für eine bestimmte Branche zu ändern“, stellt er klar.
„Frauen sollten das Ziel haben, in
ihrer Branche beim Gehalt so hoch
wie möglich einzusteigen.“
Mit Blick auf die Rankings kann
er sich vorstellen, die Gehälter
nicht nur nach Kaufkraft des Landes zu gewichten, wie es heute gemacht wird, sondern auch nach
dem Anteil der Frauen. Hochschulen, die weniger als 50 Prozent
MBA-Studentinnen anziehen, hätten dann in der Kategorie Gehalt
daraus keinen Nachteil mehr.
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Verlagsangaben
Technische Daten
6
Handelsblatt – Rubriken
Privatschulen & Internate
WOCHENENDE 9./10./11. JANUAR 2015, NR. 6
PRIVATSCHULEN UND INTERNATE 27
2
Bert Bostelmann / bildfolio
2
WOCHENENDE 9./10./11. JANUAR 2015, NR. 6
Berufung
gefunden
Bert Bostelmann / bildfolio
26 SPEZIAL
Löwe am Schloss Wittgenstein: Noble Schule.
Der Speisesaal der Privatschule: Hochschultage und
Universitätsprojekte gehören zur Berufsvorbereitung.
Mentoren kommen
einmal im Monat
Es gibt aber noch eine andere Stärke von
Privatschulen, von der Schüler in Fragen
der Berufsorientierung profitieren können: Alumni-Netzwerke, und damit eine
ganze Datenbank voller Kontakte zu
Profis aus den verschiedensten Branchen. Viele Privatschulen bieten in regelmäßigen Zyklen Vorträge oder Gesprächskreise mit Ehemaligen an. Es
geht aber noch anders.
Am Landheim Schondorf, einer Internatsschule am Ammersee bei München,
ist im laufenden Schuljahr 2014/15 erstmals ein Mentoring-Programm gestar-
tet. Seit wenigen Wochen ist nun der Anwalt Frank Schuck einer von 15 Mentoren für jeweils 15 Schüler der
Jahrgangsstufe elf. Dafür kehrte er gern
an seine alte Schule zurück. „Ich hatte
selbst einen Mentor, meinen Patenonkel. Das war damals sehr hilfreich für
mich.“
Jetzt möchte er, der „Altlandheimer“,
gern etwas zurückgeben an einen Jüngeren, der auf der Suche ist nach dem richtigen Beruf und dem Weg dahin. Seinen
Mentee hat er bisher zweimal getroffen,
zum ersten Zwiegespräch kürzlich in einem Gasthof in der Nähe der Internatsschule. „Wir haben über seine Interessen gesprochen und die Hintergründe
dafür. Er hat von den verschiedenen beruflichen Alternativen erzählt, für die er
sich begeistern kann.“ Noch sei das Gespräch sehr gezeichnet gewesen vom
Kennenlernen, „dass wir mit der Schulzeit gleich eine gemeinsame Basis hatten, hat dabei sehr geholfen“, sagt
Schuck.
Schüler fürchten
globale Konkurrenz
Der 18-jährige Schüler wurde ihm über
ein Matchingverfahren vermittelt, von
der gemeinnützigen, deutschlandweit
aktiven Initiative „Die Komplizen“ aus
München. „Unser Angebot erstreckt sich
generell über drei Bereiche“, erklärt Geschäftsführer Philip Scherenberg. So erarbeiten teilnehmende Schüler zunächst in Seminaren eigene Stärken und
Schwächen und erstellen daraus persönliche Interessenprofile. Der zweite Bereich ist das Mentoring. Am Landheim
Schondorf engagierte sich ein ehemaliger Schüler selbst, startete einen Aufruf
für mögliche Mentoren unter den rund
80 Alumni im Raum München. 30 von
ihnen meldeten sich zurück: „Eine tolle
Quote. Die ergibt sich wohl, weil es so einen großen emotionalen Bezug zur alten Schule gibt“, vermutet Scherenberg.
Seine Mitarbeiter nahmen daraufhin
die ausgefüllten Fragebögen von Schülern und Ehemaligen als Grundlage, um
die 15 Schondorfer Tandems zu bilden.
Die Mentoren wurden vorab auf ihre
Rolle vorbereitet. Bei einem gemeinsamen Treffen lernten sich Mentor und
Mentee dann kennen. Treffen sollen sie
sich nun ein- bis zweimal im Monat. „Im
Mentor hat der Schüler einen Gesprächspartner aus der Praxis, zu dem
er ein Vertrauensverhältnis aufbaut. Unserer Erfahrung nach endet die Mentoring-Beziehung nicht mit unserem Programm“, sagt der „Komplizen“-Chef.
Ein halbes bis zu einem ganzen Schul-
Realschule und Gymnasium in Bad Laasphe: Netzwerk mit Partnern aus der Wirtschaft.
Biliana de Giglio
er spätere Beruf soll Spaß
machen. Für eine überwiegende Mehrheit der Schüler
ist das heute wichtiger als
ein gutes Einkommen oder
ein sicherer Arbeitsplatz. Das zeigen
zentrale Ergebnisse der Ende November
2014 veröffentlichten Studie „Schule,
und dann“ des Allensbach Instituts.
Gleichzeitig sorgt sich jeder vierte Jugendliche in Deutschland, wie genau es
nach der Schule weitergehen soll. Gerade mal die Hälfte der Schüler fühlt sich
ausreichend über berufliche Möglichkeiten informiert. Berufsorientierung war
gerade an Gymnasien anders als an
Real- oder Hauptschulen lange kein fester Bestandteil des Lehrplans. Das ändert sich nun.
„Es gibt in Deutschland ein wachsendes Bewusstsein für Bildung. Gerade
PISA führte zu einer allgemeinen Unzufriedenheit mit dem öffentlichen System.“ Stefan Wolf, Geschäftsführer der
gemeinnützigen Peter Gläsel Stiftung,
beobachtet diese Entwicklung sehr genau, ist ständig auf der Suche nach innovativen Konzepten der Berufsorientierung. Er ist mit zuständig für die Verleihung des „Berufswahl-Siegels“ (siehe
Kasten). Ausgezeichnet werden damit
bundesweit allgemeinbildende weiterführende Schulen für herausragende
Leistungen in der Studien- und Berufsorientierung. „Inzwischen gibt es immer mehr Privatschulen, die sich mit
hervorragenden Konzepten um das Berufswahl-Siegel bewerben. Sie haben
flexiblere Möglichkeiten als öffentliche
Schulen, sich in diesem Bereich zu engagieren. Weil sie finanziell besser ausgestattet sind, unternehmerisch denken und sich mit einem besonderen
Profil unterscheiden wollen.“
Privatschulen unterscheiden sich mit einem
besonderen Profil, sind finanziell besser
ausgestattet und denken unternehmerisch.
Bert Bostelmann/bildfolio
Insa Moog
Köln
D
Martin Jung/ddp images
Privatschulen pflegen Kontakte zu ihren
Alumni. Mit deren Praxiserfahrung finden
Schüler leichter den richtigen Beruf.
Geschäftsführerin Gudrun Kämmerling auf Schloss Wittgenstein: Kooperation mit Unternehmen.
nem dualen System mit Ausbildung und
gleichzeitigem Studium zu betreuen.“
Ab der siebten Klasse haben die Gymnasiasten am Schloss Wittgenstein erstmals die Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen: Studenten der Universität Siegen mit naturwissenschaftlichem
und technischem Schwerpunkt arbeiten
zusammen mit den Schülern regelmäßig
an mehrtägigen Projekten. Später bietet
die Schule noch Hochschultage an, an
denen die Schüler Universitäten in Berlin und Karlsruhe besuchen dürfen.
Um die Berufsvorbereitung an Schulen allgemein zu verbessern, empfiehlt
Gudrun Kämmerling, „nicht wie eine
Schule zu denken, sondern sich in die
Lage von Ausbildungsbetrieben und Unternehmen hineinzuversetzen“. Oft würden Schüler von Menschen auf die Berufswelt vorbereitet, die immer nur Lehrer gewesen seien. „Wie sollen die denn
wissen, wie es im Berufsleben aussieht?“, fragt die Geschäftsführerin. „Wir
haben einige Lehrer, die vorher in einem
anderen Beruf tätig waren.“
Wie sehr die Schüler davon profitieren können, zeigt sich bei der Betrachtung weiterer Ergebnisse der Allensbach-Studie im Auftrag der Vodafone Stiftung vom September des
vergangenen Jahres, für die sowohl Schüler am Ende ihrer
Schullaufbahn als auch Eltern befragt wurden. Denn mehr als ein
Drittel der Schüler beklagte große Informationsdefizite bezüglich ihrer beruflichen Möglichkei-
Philip Scherenberg
von den „Komplizen“: Mentoren
und Mentees an
einem Tisch.
Stefan Wolf
Geschäftsführer der Peter Gläsel Stiftung
ten. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe
gab an, nicht darüber informiert zu
sein, welche Berufe gute Zukunftsaussichten bieten. Die Studie unterschied
jedoch nicht zwischen Schülern von öffentlichen und von Privatschulen.
Die beruflichen Pläne von Jungen und
Mädchen unterscheiden sich erheblich
und entsprechen weitgehend tradierten
Rollenmustern: Männliche Schüler bevorzugen weit häufiger technische und
handwerkliche Berufe. Schülerinnen
streben vor allem Berufe im medizinischen und sozialen Bereich an.
Nur eine geringe Anzahl von Schülern
interessiert sich für einen Beruf in der
zukunftsträchtigen IT-Branche.
Weil die Jugendlichen in der Schule zu
wenig Orientierung bei der Berufswahl
finden, unterstützen 91 Prozent der Eltern ihre Kinder dabei, wobei die Art der
Hilfe variiert. Eltern geben ihren Kindern
häufig in Gesprächen Ratschläge, jedes
zweite Elternteil informiert sich selbst
über Ausbildungsmöglichkeiten und den
Wunschberuf des Nachwuchses.
Eltern mit einfachem Bildungsabschluss und Alleinerziehenden fällt diese Unterstützung meist schwer.
Auch ihre Kinder thematisierten
diesen Mangel häufig. Von allen
Schülern, die sich erweiterte
Maßnahmen zur Ausbildung- und
Berufswahl wünschten, forderten
81 Prozent diese Unterstützung
von Schule und Lehrern.
Die
Privatschulen
könnten hier mit ihren
Programmen als Vorreiter für die staatlichen Schulen und ihre Konzepte fungieren, um den Schülern
die Berufswahl zu erleichtern.
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jahr soll die Betreuung des Mentees dauern, danach wird der Erfolg evaluiert. Es
folgt ein Ausflug in die Praxis: die „Komplizen“ organisieren Betriebsbesichtigungen.
Im Landheim Schondorf gibt es außerdem bereits ab der Jahrgangsstufe
neun Angebote zur Berufsorientierung:
Selbsttests, Schnuppertage, Bewerbungstraining, Betriebspraktikum und
das in Bayern inzwischen vorgeschriebene dreisemestrige Projektseminar.
Außerdem veranstaltet die Internats-
BERUFSORIENTIERUNG
FRAGEN ZUR QUALITÄT
Um das „Berufswahl-Siegel“ der Peter Gläsel
Stiftung zu erhalten, sollten Schulkonzepte
folgende Kriterien erfüllen:
Frühzeitig Programme sollten nicht erst im
letzten Schuljahr starten.
Individuell Persönliche Kompetenzen der
Schüler zu fördern steht im Mittelpunkt.
Fächerübergreifend Es sollten immer neue
Zusammenhänge thematisiert werden.
Netzwerk Die Mitwirkung von Partnern außerhalb der Schule ist ausdrücklich erwünscht.
schule im Zweijahresturnus in Zusammenarbeit mit den „Altlandheimern“ eine Berufsmesse.
Lehrer Richard Gleissner koordiniert
die Berufsorientierungsangebote seit 20
Jahren. Schwerer sei es für die Schüler
geworden, sagt er. „Der Arbeitsmarkt ist
heute global. Für viele ist es eine herbe
Erkenntnis, dass sie sich nun auch gegen
die vielen begabten und gut ausgebildeten Chinesen, Inder oder Amerikaner
behaupten müssen.“
Nicht nur wie eine Schule
denken
Einen engen Kontakt zum Arbeitsmarkt
hält das Institut Schloss Wittgenstein,
angesiedelt im beschaulichen Bad
Laasphe bei Siegen in Nordrhein-Westfalen, bereits traditionell. Die Privatschule, Realschule und das Gymnasium mit
angeschlossenen Internaten, unterhält
Kooperationen zu regionalen und überregionalen Unternehmen und greift dabei inzwischen auf ein Netzwerk von
über 100 Partnern verschiedenster
Branchen zurück.
„Die Unternehmen bieten Praktikumsplätze an, laden zu Betriebsbesichtigungen ein und organisieren Berufsvorbereitungsmessen mit“, erklärt Gudrun Kämmerling, Geschäftsführerin und
Vorsitzende des Schulträgervereins.
„Wir haben auch Partnerfirmen, die anbieten, unsere Jugendlichen später in ei-
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Seminarkalender
24 UNTERNEHMEN & MÄRKTE
MITTWOCH, 19. AUGUST 2015, NR. 158
!CkÍk ¡z§Íœ?ސ§¡k¡^ §Í¡k˜? 8˜—k_ 0k˜½ úàúçØúØp|ç®_ ?¡bk˜ÑN˜?ÞÞLÞñœNk͘¡½bk
Schlag ins Wasser
šš…kžk’£kÓ
0kž?^
Golf erreicht die Massen nicht wie erhofft – eine teure Lektion für viele Sportausrüster.
► Umsätze mit Schlägern
und Schuhen brechen ein.
kamen – und glaubten, es würde
ewig so weitergehen.
Doch es kam anders. Besonders
hart trifft die Ausrüster heute, dass
die Amerikaner weniger Geld für
Golf ausgeben. Die USA sind der mit
Abstand größte Golfmarkt weltweit.
Der Branchenverband National
Sporting Goods Association schätzt,
dass die Golfspieler zwischen New
York und Los Angeles dieses Jahr etwa 3,4 Milliarden Dollar in neue
Schläger, Schuhe, Shirts und Shorts
stecken – das sind gut 200 Millionen
weniger als vor zwei Jahren und sogar 300 Millionen weniger als 2007.
Golf spielen auf den
Lofoten: Exklusives
Vergnügen.
► Adidas stellt die Sparte
zum Verkauf.
Joachim Hofer
München
H
interher sind alle
schlauer. Auch Antje Elle und Baldovino Mattiazzo. Heute weiß das
Unternehmerehepaar,
dass es sich besser an den alten
Spruch vom Schuster gehalten hätte,
der bei seinen Leisten bleiben soll.
Vor ein paar Wochen mussten die
beiden Gründer des Münchener
Golfausrüsters Duca del Cosma Insolvenz anmelden. Dabei lief das Geschäft der Firma, die sie 2003 ins
Leben gerufen hatten, jahrelang
glänzend. Designer Mattiazzo brachte erfolgreich Golfschuhe in die Läden, bei denen er auf die bis dahin
üblichen Nägel an der Sohle verzichtete, die sogenannten Spikes. Die
Schuhe boten mit ihren neuartigen
Plastiknoppen trotzdem einen guten Stand auf dem Rasen und fanden daher schnell einen Platz in den
Golfshops. „Wir hatten lange eine
Alleinstellung“, erinnert sich der
© Bildagentur Huber
Quelle: Branchenschätzung
... und in den USA
Ausgaben für Golf in Mrd. US-Dollar
Spieler bis 18 Jahre
639 137
700 000
47 178
55 000
4,0
3,43 Mrd. US$
600 000
500 000
50 000
3,5
400 000
300 000
45 000
3,0
Prognose
200 000
100 000
0
2005
2014
le der Sparte. „Wir schauen uns alle
Optionen an“, sagte Hainer jüngst.
Ob Mittelständler oder Sportartikelgigant: Alle Anbieter haben zu
kämpfen. Selbst der größte Sportkonzern der Welt, Nike, tut sich
schwer. Der gesamte Konzern ist im
abgelaufenen Geschäftsjahr um
zehn Prozent gewachsen, die Golfsparte hingegen meldete zwei Prozent weniger Umsatz.
In Deutschland ist Golf schon immer eine Freizeitbeschäftigung eini-
40 000
2005
2014
ger weniger gewesen, und daran ändert sich auch nichts: Vergangenes
Jahr registrierte der Deutsche GolfVerband ein mageres Mitgliederplus von 0,2 Prozent auf knapp
640 000. Nicht einmal ein Prozent
der Deutschen spielt somit Golf.
„Golf ist und wird kein Volkssport“,
sagt der Unternehmensberater
Franz Schmid-Preissler. Besonders
misslich: Es gibt immer weniger
Nachwuchs. 2010 registrierte der
Verband noch knapp 53 000 Spie-
2,5
2007
2015
Handelsblatt | Quellen: Deutscher Golf Verband, Statista
Golf in Deutschland ...
Zahl der Spieler insgesamt
ler bis 18 Jahre. Vergangenes Jahr
waren es nur gut 47 000.
Zu Beginn des Jahrtausends hatte
es einmal so ausgesehen, als würde
Golf in Deutschland tatsächlich die
Massen erreichen. Zwischen 2005
und 2009 verbuchte der Golf-Verband ein jährliches Mitgliederplus
von mehr als vier Prozent, die Klubs
gewannen damals mehr als 90 000
neue Anhänger. Es war die Zeit, als
Antje Elle und Baldovino Mattiazzo
mit ihrem Betrieb gut ins Geschäft
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Der Seminarkalender bietet den Handelsblatt-Lesern
regelmäßig eine klare Übersicht über Ihre aktuellen
Seminare und Konferenzen für Fach- und Führungskräfte.
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Franz Schmid-Preissler
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Andererseits: Im Fernsehen schauen
die Leute nach wie vor gerne Golf,
und so verfolgten jüngst in Amerika
40 Prozent mehr Zuschauer das
spannende Finale der US-Open als
im Vorjahr. Das hält auch die Sponsoren bei der Stange, die vergangenes
Jahr weltweit rund 1,6 Milliarden Dollar in den Sport gesteckt haben – etwa so viel wie 2013 und etwa 300
Millionen mehr als 2010. Zu den großen deutschen Geldgebern zählen
Autobauer wie BMW oder Porsche,
aber auch der Softwarekonzern SAP.
Der aufstrebende Adidas-Rivale
Under Armour ist daher ganz bewusst ins Golfgeschäft eingestiegen
und hat sich mit US-Open-Gewinner
Jordan Spieth den neuen Star des
Sports gekrallt. Golf ganz abzuschreiben wäre also falsch. Der Insolvenzverwalter von Duca del Cosma
ist denn auch zuversichtlich, dass er
einen Käufer für die kleine Firma finden wird. „Die Marke ist gut etabliert, modisch, und qualitativ stimmt
alles“, sagt Stefan Waldherr von der
Kanzlei Jaffé in Landshut.
Mehr als 200 potenzielle Investoren weltweit hat der Jurist dieser Tage angeschrieben. Viel Zeit hat Waldherr freilich nicht: „Wir brauchen
kurzfristig eine Lösung.“ Solange
der Mittelständler nicht flüssig ist,
kommt keine frische Ware aus den
Fabriken – und das Label verschwindet Zug um Zug aus den Regalen.
Dazu kommt: Erst mit einem neuen,
finanzkräftigen Eigentümer könnte
das deutsch-italienische Gründerpaar auch seine Straßenschuh-Kollektion realisieren und das Label so
auf ein breiteres Fundament stellen.
Für Adidas ist die dahinsiechende
Golfsparte zwar nicht existenzbedrohend. Aber auch Konzernchef Hainer drückt aufs Tempo und will noch
dieses Jahr eine Lösung präsentieren.
Gut möglich, dass sich der 61-jährige
passionierte Golfspieler von der aufwendigen und risikoreichen Schlägerproduktion trennt – und sich auf
die Wurzeln der fränkischen Marke
besinnt: die Schuhe. Auch Adidas
könnte eben gut daran tun, bei den
eigenen Leisten zu bleiben.
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Kreative. Mit der Zeit aber wollten er
und seine deutsche Frau mehr, ihr
kleiner Betrieb wurde zum Komplettausstatter: Zu den Schuhen kamen Bekleidungskollektionen und
Accessoires, also Golftaschen, Handschuhe oder Socken.
Eine vielversprechende Strategie,
wäre der Golfmarkt in den vergangenen Jahren nicht eingebrochen – und
die Umsätze von Duca del Cosma
ebenso. Von fünf Millionen Euro im
Spitzenjahr 2011 ging es runter auf
nur noch gut drei Millionen vergangenes Jahr. Zuletzt hat das Ehepaar
deshalb versucht, neue Umsatzquellen zu erschließen und sein Knowhow für eine neue Kollektion sportlicher Straßenschuhe einzusetzen – zu
spät, im Sommer ging das Geld aus.
Antje Elle und Baldovino Mattiazzo sind nicht die Einzigen, die sich
mit dem Golfgeschäft völlig verschätzt haben. Selbst Branchenführer Adidas ist auf die Nase gefallen.
Vergangenes Jahr sank der Umsatz
der Golfsparte um fast 30 Prozent
auf gut 900 Millionen Euro. Und
2015 läuft es nicht viel besser: Im
zweiten Quartal sind die Erlöse der
in Kalifornien ansässigen Sparte erneut um mehr als ein Viertel geschrumpft. Vorstandschef Herbert
Hainer hat inzwischen keine Lust
mehr auf die Verluste und deshalb
die New Yorker Investmentbank
Guggenheim beauftragt, Käufer zu
finden – zumindest für einzelne Tei-
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Kunstmarkt
Van Ham
„Malerstamm Georg und Otto“:
Jörg Immendorffs Bronze,
dahinter Thomas Struths
Fotoarbeit: „Grafenberger Wald,
Düsseldorf 2006“.
Rekorde für
Immendorffs Affen
Konstantin Alexiou
Köln
V
on den Berichten in dieser
Zeitung, Jörg Immendorffs
Bronzeaffen habe nicht der
Künstler selbst, sondern
dessen Schwiegervater gestaltet, schien Van-Ham-Chef Markus Eisenbeis regelrecht irritiert und konstatierte bei der Vorbesichtigung seiner
„XXL-Achenbach-Auktion“, es sei doch
allgemein bekannt gewesen sei, dass
der durch seine ALS-Erkrankung gelähmte Immendorff nicht alleine malen
konnte, wie er denn die Affen hätte modellieren sollen. „Die Skulpturen sind
von Immendorff aber autorisiert worden, er ist der geistige Urheber“, betonte der Auktionator.
Natürlich hoffte Eisenbeis da noch insgeheim, dass auch der dritte Teil seiner
Auktion um den Achenbach-Lagerbestand wieder unter Bieterandrang und
großem Medienaufgebot wie im Juni mit
einem Komplettverkauf (8,9 Millionen
Euro inklusive Aufgeld) über die Bühne
gehen würde, auch wenn er sich nur
sehr zurückhaltend äußerte. „Es sind
überwiegend großformatige und sperrige Objekte, die nun angeboten werden,
nicht ohne Grund haben wir sie von den
anderen Auktionen separiert.“
XXL-Formate ließen sich
nicht so einfach verkaufen,
so Eisenbeis. Zu einem
„White Glove Sale“ kam es am
Mittwochabend zwar –
wenn auch nur knapp –
tatsächlich nicht, die
Zuschlagssumme von
rund 1,5 Millionen inklusive Aufgeld kann
Van Ham aber dennoch eindeutig als Erfolg verbuchen. Denn
im Vorfeld wurden lediglich 550 000 bis
800 000 Euro angepeilt. 99 Lose wurden
im diesmal recht überschaubar gefüllten Auktionssaal ausgerufen. Drei Lose wurden abgezogen, weil
Künstler Ansprüche geltend
gemacht hatten, zwei Lose
wurden zurückgestellt. Für
das erste Los, ein Werk von
Thomas Bayrle, bestehend
aus zwei „Maos“ nach Andy
Hans-Peter Feldmann: Sein blonder
„David“ kletterte
auf 22 365 Euro.
VAN HAM Kunstauktionen / Saša Fuis
Bei der dritten und letzten Achenbach-Auktion bei Van Ham kamen
„XXL“-Großformate aus dem Lagerbestand des inhaftierten
Kunstberaters für insgesamt 1,5 Millionen Euro unter den Hammer.
Warhol, vor denen ein motorbetriebener Scheibenwischer mit Soundverstärkung pendelt, fiel der Hammer bei
14 000 Euro. Mit Aufgeld sind das
20 874 Euro. Taxiert war das Werk auf
8 000 bis 12 000 Euro. Eine auf 40 000
bis 60 000 Euro geschätzte, sechs Meter breite Aufnahme des Grafenberger
Waldes von Thomas Struth gehörte seinerzeit zum Inventar eines der „Monkey’s“-Restaurants Achenbachs in Düsseldorf und erzielte via schriftliches Gebot 74 550 Euro inklusive Aufgeld. Viele
Kunsthändler hätten sich laut Eisenbeis
wieder für die Auktion registriert.
Im Saal bemühte sich Rüdiger K.
Weng von der Weng Fine Art AG in Krefeld um Hans-Peter Feldmanns zartrosa
„Venus“ und musste sich einem Telefonbieter geschlagen geben. Dieser bot
den Hammerpreis 14 000 Euro und
schnappte sich auch Feldmanns blonden „David“ nach Michelangelo für
15 000 Euro. Beide Skulpturen waren
jeweils mit 4 000 bis 6 000 Euro taxiert.
Mehr Glück hatte Weng unter anderem
mit Franz Erhard Walthers zweiteiliger
„Wandformation“ aus Stoff von 1985
(Taxe 10 000 bis 15 000 Euro), bei der
sich der Händler mit 28 000 Euro
durchsetzte.
Für eine vierteilige Spiegelarbeit
mit verbrannten Porträts Jackie Ken-
nedys des schottischen Filmkünstlers
Douglas Gordon erhielt ein rheinischer
Sammler im Saal den Zuschlag, nachdem das auf 8 000 bis 12 000 Euro geschätzte Werk bei stolzen 33 000 Euro
landete. Anschließend sicherte sich derselbe Käufer drei skulptural-architektonische Werke der Düsseldorfer Künstlerin Erika Hock für insgesamt 6 515 Euro
inklusive Aufgeld.
Von den berühmten Immendorff-Affen wurden diesmal fünf je rund zwei
Meter große Exemplare angeboten, die
ausnahmslos in private Sammlungen
gingen. Die Taxe lag zwischen 25 000
und 35 000 Euro. Alle stammten aus jeweils einer autorisierten Sechser-Auflage und seien direkt vom Künstler erworben, versicherte Eisenbeis nochmals.
Den höchsten Preis erzielte „Malerstamm Caspar“ mit 101 388 Euro inklusive Aufgeld. Zwei weitere gingen ins
Rhein-Main-Gebiet, zwei an einen belgischen Bieter, einer nach Tschechien.
Insgesamt setzten die in Arbeitsteilung
entstandenen Affenskulpturen wieder
eine Rekordsumme in Höhe von
279 000 Euro netto um.
Toplos des Abends war eine 49-teilige
Serie von Zeichnungen mit futuristischen Landschaften des Russen Pavel
Pepperstein, die der Künstler 2009 im
russischen Pavillon der Biennale in Venedig installativ präsentiert hatte (Taxe
100 000 bis 150 000 Euro). Bei einem
Gefecht zweier russischer Händler an
den Telefonen fiel der Hammer schließlich bei üppigen 165 000 Euro (mit Aufgeld 246 015 Euro). Noch nie wurde Pepperstein bei einer Auktion so hoch gehandelt.
E
in weiteres spannendes Gefecht
zwischen Saal-, Telefon- und Onlinegeboten trieb Serge Spitzers
niedrig angesetzte Werke auf Papier (beide je 800 bis 1 200 Euro) in die
Höhe. Der vor allem in Künstler- und Kuratorenkreisen geschätzte Spitzer fuhr
Zuschlagspreise von insgesamt 19 000
Euro ein. Ein zweiteiliger unsignierter (!)
Siebdruck von Imi Knoebel (Taxe 2 000
bis 3 000 Euro) fand einen Abnehmer
bei 13 500 Euro. Überwiegend mussten
die Objekte aus dem Achenbach-Lager
jedoch innerhalb oder sogar unterhalb
der Schätzgrenze von Eisenbeis verabschiedet werden. Für vieles wird der
Kunstberater damals sehr viel mehr bezahlt haben.
Matthew Darbyshires Design-Environment von 2008 (Taxe 3 000 bis 5 000
Euro) floppte mit 650 Euro Zuschlagspreis. Michael Reiters Stoffbilder aus
den 1990er-Jahren gingen ebenso baden. Doch es ging noch tiefer. Eine Rei-
KUNSTMARKT 65
WOCHENENDE 2./3./4. OKTOBER 2015, NR. 190
he Gipsformen auf Holz von Hubert
Seelig schaffte es nur auf 100 und 120
Euro (Taxe jeweils 300 bis 500 Euro).
Cheap Art bei Van Ham.
Während ein Werk nach dem anderen hauptsächlich übers Telefon oder
via Internet veräußert wurde, strahlte
der Sender NTV das viel angekündigte
Interview mit dem zu sechs Jahren verurteilten Achenbach aus. Darin erzählt
der ehemalige Kunstberater sichtlich
angeschlagen von Selbstmordgedanken
in der Untersuchungshaft, seinem
streng reglementierten Alltag zwischen
Gefängnischor, Küchenarbeit und Toilettenputzen und versichert, dass er nie
wieder als Berater arbeiten werde.
A
m Freitag vergangener Woche
wurde Achenbach erneut zu
einer Schadensersatzzahlung
verurteilt. Er muss dem Unternehmer Bernd Viehof 1,2 Millionen
Euro zahlen, weil er ihm 65 BaselitzWerke und eine Skulptur von Tony
Cragg mit gefakten Rechnungen zu
überhöhten Preisen verkauft haben
soll. Achenbach habe seinen Ge-
VAN HAM Kunstauktionen / Saša Fuis
WOCHENENDE 2./3./4. OKTOBER 2015, NR. 190
Thomas Bayrle: Für „Galaxy Windscreen Wiper” nach
Andy Warhol fiel der Hammer bei 14 000 Euro.
schäftspartner „arglistig getäuscht“,
entschied das Gericht. Außerdem wird
ein Darlehen in Höhe von 1,75 Millionen Euro fällig, das Viehof Achenbach
seinerzeit eingeräumt hatte. Die Forderungen der Gläubiger der insolventen
Firmen Achenbachs liegen aber bei
nicht weniger als rund 50 Millionen Euro. Mit seinem Achenbach-Auktionsmarathon erzielte Van Ham letztendlich insgesamt 10,4 Millionen Euro. Für
die einen ist es ein hauseigener Rekord, für die anderen bleibt es ein
Tropfen auf den heißen Stein.
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WOCHENENDE 10./11./12. JULI 2015, NR. 130
1
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Glanz in der Hütte
Staging ansprechend gestaltet wurde“, sagt Von-Poll-Sprecherin Angela
Oelschlägel. Eine Umfrage bei den
DGHR-Betrieben ergab, dass 94 Prozent der verschönerten Objekte nach
spätestens 13 Wochen verkauft sind.
Home Staging werde sich hierzulande ähnlich wie in den USA weiter
etablieren, erwartet Schlaak. Dort ist
es bereits seit 40 Jahren üblich, Immobilien vor dem Verkauf herzurichten. In Deutschland wird diese
Dienstleistung seit knapp zehn Jahren angeboten. Mittlerweile habe
sich Home Staging zu einem professionellen Angebot für Makler, Verkäufer und Bauträger entwickelt, bemerkt Sun Jensch, Geschäftsführerin
des Maklerverbandes IVD. Eine Ausbildung für Home Stager gibt es erst,
seit sich der DGHR vor fünf Jahren
gründete. Der Berufsverband startete 2010 mit 20 Mitgliedern. Inzwischen sind dort nach eigenen Angaben 240 der bundesweit insgesamt
rund 300 professionellen Home Stager organisiert.
DGHR-Vorstand
Iris Houghton legt
Wert darauf, dass
Home
Staging
nichts mit Augenwischerei zu tun habe.
Die in dem Verband
organisierten
Home Stager verpflichteten sich, keine Mängel an Gebäuden zu vertuDieselbe Wohnung vorher: Kahl und wenig
schen. Vielmehr
attraktiv für Kaufinteressenten.
sollten die Vorzüge
deshalb keine leer stehenden Gebäu- eines Hauses betont werden. Das erde mehr vor und arbeite nun im drit- reiche der Profi-Einrichter zum Beiten Jahr mit professionellen Home spiel durch vorteilhafte Möblierung.
Stagern zusammen. „Man erzielt ei- Die meisten Anbieter haben einen einen besseren Preis und bekommt die genen Fundus an Möbeln, mit denen
Kosten für das Home Staging auf je- sie ihre Objekte vorübergehend einden Fall wieder herein“, sagt richten. Einige Möbel werden auch
Schlaak. Je nach Aufwand koste die gemietet. Positive Effekte ließen sich
Verschönerung des Objekts ein bis gleichfalls durch eine passende Bedrei Prozent des Verkaufspreises.
leuchtung
erzielen,
erklärt
Houghton. In manchen Fällen würZugleich liegt der Preis für eine um- den zudem Wände hell gestrichen
gestaltete Immobilie nach Erfahrung oder alte Teppiche herausgerissen.
Die Berufsbezeichnung des Home
der Maklerfirma von Poll meist zwischen fünf und 20 Prozent höher. Stagers ist nicht geschützt. Wer einen
Hinzu komme: „Eine optimal prä- qualifizierten Dienstleister suche,
sentierte Immobilie lässt sich manch- sollte deshalb darauf achten, dass
mal doppelt so schnell verkaufen wie dieser eine Ausbildung nachweisen
eine, die vorher nicht durch Home kann, rät Houghton.
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Immer mehr Immobilien werden vor dem Verkauf von Einrichtungs-Profis aufgemöbelt.
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Wohnung nach dem
Home Staging:
Kaum wiederzuerkennen – und teurer.
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Immotion Home Staging by Florian Gürbig/Kassel
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6
Claudia Rometsch
Bonn
D
iese Immobilie aus den
1930er-Jahren war mitnichten ein Traumhaus:
Der Keller war schimmelig, Putz bröckelte
von den Wänden und die alten Bäder
waren mit einer undefinierbaren Patina überzogen. Drei Monate bot Immobilienmaklerin Kim Schlaak das
Haus in guter Wiesbadener Lage vergeblich an. Dann entschied sie: Das
ist ein Fall für „Home Staging“. Und
siehe da: Nachdem ein Profi-Einrich-
ter das Haus hergerichtet hatte, wurde es innerhalb von zwei Wochen verkauft – zu einem höheren Preis als geschätzt.
Immer mehr Eigentümer lassen
nach Beobachtung der bundesweit
tätigen Maklerfirma von Poll Immobilien ihre Häuser für den Verkauf
aufmöbeln. Mittlerweile werde bei
sieben Prozent der Immobilienvermittlungen Home Staging eingesetzt.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Redesign (DGHR) haben sich die Aufträge innerhalb der vergangenen fünf
Jahre mehr als verdoppelt – angesichts des boomenden Immobilienmarktes erstaunlich. Allerdings sei
trotz der hohen Nachfrage nicht automatisch für jedes Objekt ein guter
Preis zu erzielen, sagt Maklerin
Schlaak. Bei Immobilien, die verwohnt aussähen oder in dünn besie-
delten Regionen lägen, lohne sich die
Investition in einen Home Stager.
So wie bei dem alten Haus in Wiesbaden. Eigentlich sei das Haus als Abrissimmobilie gehandelt worden,
sagt die Maklerin. Doch nach einer
professionellen Verschönerung des
Objekts habe sich rasch ein Interessent gefunden, der sich regelrecht in
das Haus verliebt habe. Eine Home
Stagerin hatte das Haus zunächst einmal gründlich reinigen und die Spuren des verstorbenen Vorbesitzers
beseitigen lassen. Dann richtete sie
es mit hochwertigen Möbeln ein,
sorgte für helle Farben und freundliche Beleuchtung. Der verwilderte
Garten wurde gepflegt und eine Sitzgruppe auf der Terrasse arrangiert.
„Wir machen die Erfahrung, dass
sich gut eingerichtete Immobilien
grundsätzlich besser verkaufen“, berichtet Schlaak. Sie führe Kunden
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Die Mietpreisbremse zeigt Wirkung
Im Juni werden inserierte Wohnungen in Berlin erstmals seit dem Jahr 2009 wieder billiger.
Reiner Reichel
Düsseldorf
D
ie Bundesregierung wird es
gerne hören, denn es gibt ihr
das Gefühl, richtig gehandelt
zu haben: „Die Mietpreisbremse
zeigt Wirkung“, stellt das Immobilienvermittlungsportal Immobilienscout24 fest. Zum ersten Mal
seit dem Jahr 2009 seien die Angebotsmieten in Berlin gesunken. Im
Durchschnitt betrug die über Immobilienscout inserierte Monatsmiete pro Quadratmeter im Juni
8,53 Euro, 23 Cent weniger als im
Mai und etwa so viel wie im Januar.
„In anderen Metropolen, die durch
angespannte Wohnungsmärkte gekennzeichnet sind und noch keine
Mietpreisbremse eingeführt haben,
steigen die Mieten weiter“, beobachtet Jan Hebecker, Leiter Daten
und Märkte bei dem Internetportal.
Die Feststellung basiert auf der
Auswertung von 30 000 aktuellen
Mietobjekten in Berlin und in drei
weiteren Metropolen.
„In den vergangenen eineinhalb
Jahren sind die Angebotsmieten in
der Hauptstadt um durchschnittlich
0,3 Prozent im Monat gestiegen. Im
Juni sind die Preise nun um über
drei Prozent gefallen“, sagt Hebecker. Der Berliner Senat hatte sich
am schnellsten zur Einführung der
Mietpreisbremse entschlossen,
nachdem die Bundesregierung dies
den Bundesländern in „angespannten Wohnungsmärkten“ ab 1. Juni
ermöglicht hatte.
In anderen
Metropolen, die noch
keine Mietpreisbremse eingeführt
haben, steigen
die Mieten weiter.
Jan Hebecker
Leiter Daten & Märkte
bei Immobilienscout24
Laut Gesetz darf die Miete bei einem Mieterwechsel maximal um
zehn Prozent über die örtliche Vergleichsmiete erhöht werden. Neubauwohnungen sind von dieser Regelung ausgenommen. Zur Feststellung der ortsüblichen Vergleichsmiete sollen die in größeren Städten ermittelten Mietspiegel dienen.
Wie zu erwarten, streiten Mieterund Vermieterlobbyisten weiter
über die Mietpreisbremse – ganz
besonders in Berlin, das in den vergangenen Jahren die höchsten
Preis- und Mietsteigerungen auf
dem Wohnungsmarkt erlebte. Laut
VDP Research stiegen die Monatsmieten in Berlin 2014 im Schnitt um
6,8 Prozent auf 8,40 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
Reizthema in Berlin ist der Mietspiegel. Dort fällt der Mietspiegel
als Orientierung für Vermieter aus,
seit das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg festgestellt hat, dass der
örtliche Mietspiegel nicht nach wissenschaftlichen Grundsätzen erstellt ist. Berliner Vermieter hatten
mehrfach kritisiert, die dort genannten Mieten seien zu niedrig.
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höheren Verkaufserlös.
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Immotion Home Staging by Florian Gürbig
► „Home Staging“ kostet bis
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22 UNTERNEHMEN & MÄRKTE
WOCHENENDE 14./15./16. AUGUST 2015, NR. 155
Betrügerische Kunden tun Zalando weh
Im zweiten Quartal stiegen die Rechnungsausfälle. Dennoch hebt der Onlinehändler die Umsatzprognose an.
„Deutscher Markenmonitor 2015“: Die Marke fehlt oft in der Unternehmensstrategie.
BERLIN. Es ist eine Zwickmühle: Da
wollte Zalando seinen Kunden etwas Gutes tun und ließ sie – wie es
die Deutschen lieben – vermehrt
auf Rechnung bestellen. Die Kunden haben es dem Modehändler
gedankt und so viel eingekauft, dass
das Berliner Unternehmen seine
Prognose für 2015 jetzt angehoben
hat. Zalando rechnet nun mit einem Umsatzplus zwischen 28 und
► 76 Prozent der Produkte
fehlt es an klarem Profil.
► Badausrüster Kaldewei gehört zu den Vorzeigefirmen.
Catrin Bialek
Düsseldorf
D
Überraschendes Ergebnis: Obwohl
die Marke für 90 Prozent der befragten Entscheider ein wesentlicher
Faktor für den Unternehmenserfolg
ist, spielt Markenführung im Unter-
31 Prozent nach bisher 25 Prozent.
Die lockeren Zahlungsbedingungen
haben allerdings auch vermehrt Betrüger angelockt. Die Rechnungsausfälle machten im zweiten Quartal eine Wertberichtigung von über
18,5 Millionen Euro nötig. Das bereinigte Betriebsergebnis ging um
fünf Millionen auf 30 Millionen Euro zurück. „Das Problem ist jetzt
gelöst“, versicherte Vorstandsmit-
glied Rubin Ritter. In Deutschland –
dem wichtigsten Markt für Zalando
– kann sich der Käufer dabei 14 Tage
Zeit lassen, bis er bezahlt. Schon
die Mahngebühren belasten ein Unternehmen. Dazu gab es offenbar
viele Kunden, die ihre Rechnung
einfach gar nicht beglichen. Nun
kontrolliert das Unternehmen die
Onlinebestellungen wieder genauer
und bietet weniger Kunden den
Kauf auf Rechnung an. 16,4 Millionen Kunden shoppen inzwischen
bei Zalando. Laut Ritter gaben die
Kunden im ersten Halbjahr mehr
Geld pro Bestellung aus und waren
aktiver als je zuvor. Die Erlöse kletterten um 31,5 Prozent auf fast 1,4
Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg von Januar bis
Juni auf 59,2 Millionen Euro nach
zuvor 12,4 Millionen Euro. Dies ent-
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nehmensalltag zumeist eine untergeordnete Rolle. Nur etwa 50 Prozent der Unternehmen haben ihre
Markenziele fest verankert. Insofern ist es kaum verwunderlich, so
heißt es in der Studie, dass nur 40
Prozent der Befragten der Ansicht
sind, ihre Kunden hätten ein klares
Bild davon, wofür die eigene Marke
steht. Das Urteil des Markenmonitors: 76 Prozent der Marken mangelt es an einem klaren Profil.
Für Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rates für Formgebung, ist klar: „Die Marke muss vorgelebt werden.“ Am besten vom Unternehmenschef direkt. So wie es
einst Steve Jobs, Gründer des Technologiekonzerns Apple, getan hat.
Der verstorbene Firmenchef hat
seinen Mitarbeitern und Kunden
Stockholm | Schweiz/UN: Jan Herbermann, Genf | Südafrika: Wolfgang Drechsler, Kapstadt | Südostasien/Indien: Mathias Peer, Frederic Spohr, Bangkok | USA:
Britta Weddeling, Silicon Valley
Unternehmen & Märkte
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
Industriekurier
Das Handelsblatt ist überregionales
Pflichtblatt aller sieben deutschen Wertpapierbörsen
IT, Telekommunikation & Medien: Catrin Bialek (Ltg.), Ina Karabasz, Christof
Kerkmann, Kai-Hinrich Renner, Thomas Trösch
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Palm, Martin Wocher
Pharma, Gesundheit, Dienstleister: Bert Fröndhoff (Ltg.), Siegfried Hofmann,
Maike Telgheder, Martin Tofern
Verleger: Dieter von Holtzbrinck
Konsum, Handel, Mode, Luxus: Florian Kolf (Ltg.), Joachim Hofer, Christoph
Kapalschinski, Georg Weishaupt
Herausgeber: Gabor Steingart
Mobilität & Logistik: Markus Fasse (Ltg.), Lukas Bay, Dieter Fockenbrock, Jens
Koenen, Christoph Schlautmann, Christian Schnell
Redaktion
Mittelstand/Start-ups: Anja Müller (Ltg.), Martin Buchenau, Miriam Schröder
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Creative Director: Melanie Petersen
Chef vom Dienst: Claus Baumann (Print/Live), Stefan Menzel, Marc Renner (Online/Mobile), Peter Pfister (News am Abend)
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Geldpolitik: Jan Mallien
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Team Kultur und Debatte: , Torsten Riecke (Ltg.), Hans Eschbach, Regina Krieger, Claudia Obmann, Dr. Susanne Schreiber
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Team Konjunktur: Dr. Norbert Häring, Dr. Hans-Christian Müller-Dröge, Axel
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Alexander Busch, Sao Paulo | China: Frank Sieren, Peking | Frankreich: Tanja Kuchenbecker, Paris | Griechenland: Gerd Höhler, Athen | Großbritannien: Matthias
Thibaut, London | Israel: Pierre Heumann, Tel Aviv | Kanada: Gerd Braune, Ottawa | Mexiko: Dr. Klaus Ehringfeld, Mexiko-Stadt | Nordeuropa: Helmut Steuer,
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Optik: Stefan Vieten (Ltg.)
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Abonnentenservice: Kundenservice Handelsblatt Postfach 9244,
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Ihre Daten werden zum Zweck der Zeitungszustellung an Zustellpartner und
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Grafik: Jean-Philippe Ili (Ltg.), Susanne Wesch, Martina Held, Irina Jablonowska,
Nikolas Janitzki, Pavel Kanovich, Dr. Bernhard Ruthmann, Sarah Schlicht, Klaus
Zimmermann
Verantwortlich im Sinne des Presserechts sind die jeweiligen Leiter für ihren
Bereich. Im Übrigen die Chefredaktion.
Investigative Recherche
den Studienautoren Ernüchterung.
In 63 Prozent der Unternehmen sei
die Markenpositionierung nicht allen Mitarbeitern bekannt, heißt es.
Dabei gilt unter Markenexperten:
„Das interne Branding ist genauso
wichtig wie das externe“, sagt Meier-Kortwig. Doch das Wirken nach
innen vernachlässigten viele Firmen. Nur wenige Firmen schlagen
eine Brücke zwischen Strategie und
Umsetzung. So bieten etwa der Autohersteller BMW, die Deutsche
Lufthansa, aber auch Unternehmen
wie der Werkzeugspezialist Hilti regelrechte Markentrainings für Mitarbeiter an. Erst wenn die eigenen
Mannen die Rolle der Marke verstanden haben, starte die externe
Kommunikation, beschreibt MeierKortwig den Prozess.
Was viele Unternehmen aber vergessen: Nicht nur die Kunden müssen die Marke verstehen, sondern
auch die Mitarbeiter. Diese können
im besten Fall die Rolle des Markenbotschafters übernehmen. Doch
auch in dieser Frage herrscht bei
80335 München, Nymphenburger Straße 14, Tel.: 089/54590721,
Fax: 0211–887978014
Finanzen & Börsen
Textchef: Rüdiger Schmitz-Normann
Kaldewei etwa arbeitet mit Stardesignern zusammen, erhält so
Preise, stattet edle Bäder des
Schlosses Elmau aus, in dem in diesem Sommer die Staatschefs der
führenden Nationen tagten. Aus Aktivitäten wie diesen ergibt sich ein
klares Profil einer Marke. Mit einer
Ausnahme: Laut Markenmonitor
spiegeln das Produktdesign und das
Erscheinungsbild die Markenstrategie nur in der Hälfte der untersuchten Fälle wider.
vorgemacht, dass Perfektion nicht
bei 90, sondern bei 100 Prozent endet. Seine Produkte sollten die Welt
einfacher machen, so war seine
Idee. Der Lohn: Apples Markenwert
wuchs rasant, heute liegt er laut
dem Markenwertranking BrandZ
bei knapp 250 Milliarden US-Dollar.
Aber es ist nicht nur der ApfelKonzern, der als Blaupause für Markenführung herhalten kann. Nach
Ansicht der Studienverfasser beherrschen auch deutsche Mittelständler
wie der Badausrüster Kaldewei das
große Einmaleins der Markenmechanismen. „Großartig“ nennt Kupetz deren Markenverständnis. Es
zeige sich: Unternehmen müssten
ihre Marke mit der Unternehmensstrategie verbinden, nur dann ergebe dies ein stringentes Bild.
Ob Ausschreibung oder Autos, Beteiligungen oder Versandhandel – in den Kleinanzeigen im Marktplatz findet jeder
Handelsblatt-Leser das richtige Angebot. Regelmäßige
Kollektive orientieren sich eng an redaktionellen Schwerpunkten und eignen sich besonders für eine zielgenaue
Anzeigen-Platzierung.
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Werbung des Badausrüsters Kaldewei: Experten loben den stringenten Auftritt.
spricht einer Marge von 4,3 Prozent. Fürs Gesamtjahr werden weiterhin 4,5 Prozent angepeilt. Wegen des starken Wachstums will
Zalando demnächst ein viertes Logistikzentrum in Deutschland eröffnen.
An der Börse kamen die Quartalszahlen gut an. Die im M-Dax notierte Aktie stieg zeitweise um
mehr als zehn Prozent. mir/dpa
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Der klassische Rubrikenmarkt im Handelsblatt.
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Ungenutzte Chancen
ie ganz großen Marken
lassen sich auf wenige
Codes reduzieren. Wer
die Farbe Magenta
sieht, dazu ein Quadrat,
der ahnt schnell, dass die Deutsche
Telekom dahintersteckt. Eine runde, blaue Dose gepaart mit dem
Wort „Pflege“ ist ein sicheres Indiz
für die Marke Nivea. Und Coca-Cola,
jahrzehntelang die wertvollste aller
Marken, braucht kaum mehr als die
typische Flaschenform und weiße
Schrift auf rotem Grund, damit die
Konsumenten ihr Getränk orten.
Doch fernab der bekannten Markenleuchttürme gibt es ein großes
Meer an Marken und Produkten,
die wenig Differenzierung, dafür
aber viel Austauschbarkeit bergen.
Die Ursache für die Gleichförmigkeit ist für Experten schnell ausgemacht: „Die Bedeutung der Markenführung ist in vielen deutschen
Unternehmen noch viel zu gering“,
kritisiert Hans Meier-Kortwig,
Gründer und Chef der Kölner Agentur GMK Markenberatung. Gemeinsam mit dem Rat für Formgebung,
einem Kompetenzzentrum für Design, hat der Agenturchef die noch
unveröffentlichte Studie „Deutscher Markenmonitor 2015“ erstellt
und dabei die unterschätzte Rolle
der Markenführung analysiert.
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 23
WOCHENENDE 14./15./16. AUGUST 2015, NR. 155
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Nie mehr schütteln
Thomas Jahn
New York
YourPhotoToday
Das oberbayerische Dorf will sein Ortssiegel in ein Gütezeichen verwandeln.
► Die Hotels kämpfen mit
niedriger Auslastung.
► Gäste bleiben kaum länger
als ein Wochenende.
Joachim Hofer
Schliersee
ls sie das Schlierseer
Rathaus das letzte Mal
renoviert haben, war gerade der Erste Weltkrieg
vorbei. Von ein paar
Schönheitsreparaturen abgesehen
hat sich an dem im Jahr 1422 errichteten Gebäude seither wenig verändert. Selbst Bürgermeister Franz
Schnitzenbaumer begrüßt seine
Gäste noch genau so, wie es viele
Generationen seiner Vorgänger ta-
ten: in Lederhose und Hemd. Es ist
also nicht so, dass die Schlierseer
Bewährtes ohne Not aufgeben würden. Doch wenn es wirklich nicht
mehr geht, dann sind die Bewohner
des Alpenstädtchens durchaus bereit, zu neuen Ufern aufzubrechen.
So wie jetzt im Tourismus.
Der Bürgermeister will nämlich
einfach das Ortssiegel als Gütezeichen nutzen. Nur eine klitzekleine Änderung hat der CSU-Politiker
angebracht: Statt „Markt Schliersee“
steht auf dem Wappen nun „Original
Schliersee“. Mit dem Siegel will der
findige Kommunalpolitiker schon
bald auf Gästefang gehen. Hotels
und Gasthöfe sollen damit werben,
vor allem aber soll es auf Produkten
aus der Region zu sehen sein.
Das Amtssiegel in der Reklame?
Der Bürgermeister sieht das nüchtern. „Wir jammern nicht“, beteu-
Sommerfrische – für mehrere
Wochen. Inzwischen aber geht es
dem Ort nicht anders als vielen anderen Destinationen in Bayern: Die
Leute bleiben nur noch übers ver-
ert er. Aber es sei halt so, dass die
Übernachtungszahlen stagnierten.
Die Auslastung der Hotels und Pensionen von nicht einmal 40 Prozent
reiche einfach nicht aus, damit die
Gastwirte genug investieren können. Kurz und gut, der Mann befürchtet, dass das oberbayerische
Schliersee in ein paar Jahren für
Fremde keine große Rolle mehr
spielen wird. Für die Gemeinde mit
6 800 Einwohnern wäre das eine
Katastrophe, denn drei Viertel aller
Steuereinnahmen stammen aus
dem Tourismus. Dazu kommt ein
wenig schmeichelhafter Vergleich
mit dem benachbarten Tirol: „Manche Regionen verzeichnen dort
kräftige Zuwächse.“
Schliersee liegt idyllisch am Ufer
eines Sees, umgeben von den Ausläufern der Alpen. Einst kamen die
reichen Münchener hier in die
Die Gäste bleiben weg
Fallende Übernachtungszahlen
am Schliersee
386 328
29 818
aus dem Ausland
356 510
aus Deutschland
Veränd. zum
Vorjahr
-6,6 %
Gäste 2014
34,6 %
2,5
Auslastung d. Betten
in Prozent
Handelsblatt
Durschschnittliche
Aufenthalsdauer
in Tagen
Quelle: Amtliche Statistik
ony Soprano sitzt mit seinem Anwalt in einem
Hinterzimmer eines Restaurants. Der Jurist warnt den
Mafiaboss vor einem Kronzeugen und versucht, Ketchup auf den Hamburger zu
schütten. Doch aus der HeinzGlasflasche kommt nicht ein Tropfen. Er haut und haut hinten auf die
Glasflasche, bis sie ihm Tony Soprano aus den Händen reißt, sie wie
wild schüttelt und „f**cking“ brüllt.
Doch auch das nutzt nichts, böse
wirft der Mafioso die Flasche auf
den Tisch.
Die Szene aus der Kultserie „Die
Sopranos“ spielt David Smith gerne bei Präsentationen vor. Danach
zeigt der Gründer und Chef von Liquiglide ein anderes Video: eine
Ketchup-Flasche, deren Inneres
von seiner Firma beschichtet wurde und aus der die Tomatensoße
wie von Zauberhand bis zum letzten Tropfen herausrutscht. „Die
Technik ist wahrhaft revolutionär“, sagt Smith stolz, „sie wird
Unternehmen und Verbrauchern
Milliarden und Milliarden Dollar
sparen.“
Das Video vom glitschigen Ketchup ging wie ein Lauffeuer durch
die US-Medien. Endlich hat das
Schütteln ein Ende. Endlich keine
Reste mehr aus Zahnpasta-Tuben
quetschen oder aus Farbtöpfen
kratzen. „Unsere Beschichtung
„Tourismus ist ein Ökosystem“
Herr Wasmeier, Österreichs Alpengebiete haben kräftig aufgerüstet.
Die bayerischen gelten dagegen
eher als verschlafen.
Ja, eigentlich bist du heute chancenlos. Die Österreicher bieten dem
Gast vieles, was bei uns gar nicht geboten werden kann.
Wie kam es dazu?
Ein Hauptgrund: Bei uns wurde Ende der 1980er der Kunstschnee verboten. Das hat uns 20 Jahre gekostet. In der Zeit haben die Tiroler und
Südtiroler enorm angeschoben.
Und deshalb sind die bayerischen
Orte etwas verschlafen?
Es ist ein hausgemachtes Problem,
dass alle bayerischen Skiorte keine
Weiterentwicklung erlaubt haben.
Dabei ist Schliersee die Wiege des
Skitourismus in den Alpen. Damals
ist die Post abgegangen. Aber wenn
man Lifte nicht renoviert, verliert
man den Anschluss. Wir brauchen
ja nicht so ein Halligalli wie im Ötztal oder Sölden. Aber ohne Kunstschnee ist es schwer.
Aber ist der ständige Ausbau der
Skigebiete nicht auch ein Fehler in
Zeiten des Klimawandels?
Ich bin gegen die Erschließung neuer Skigebiete. Das muss nicht sein.
Es geht um die bestehenden Gebiete. Der Gast will heute nicht, um
ich auch das Engagement der Politik. Der Tourismus ist ein Ökosystem. Wenn die Gäste nicht mehr
kommen, braucht der Bäcker keine
Semmeln mehr zu backen und der
Handwerker hat nichts zum Malern.
BrauerPhotos
ie Skilegende hat 2007 das
Freilichtmuseum Schliersee
eröffnet und bietet eine Reise
in dieVergangenheit. Markus Wasmeier unterstützt damit seine Heimat.
400 Meter in die Höhe zu kommen,
drei Lifte benutzen.
Was also tun?
Manches kann man nicht mehr aufholen. Man muss jetzt überlegen:
Wie tickt der Gast? Nach der Wiedervereinigung gab es riesige Gästezahlen. Doch die kommen nur wieder, wenn es Kundenfreundlichkeit
gibt, Dienstleistung entscheidet.
Weil nicht investiert wurde, kommen weniger Gäste. Dadurch steht
weniger Geld für Investitionen zur
Verfügung. Eine Abwärtsspirale?
Das ist das Problem. Da vermisse
Sie haben sich mit Ihrem Bauernhofmuseum stark engagiert.
Ich will meiner Heimat etwas zurückgeben. Ich wollte etwas Zeitloses schaffen für die Gäste. Doch das
Markus Wasmeier: Der Olympiasieger bemüht sich um Schliersee.
Schliersee will nun zur Marke werden, was halten Sie davon?
Der Ort ist ja bekannt. Wir haben eigentlich eine gute Marke, man muss
nur zugreifen. Wir haben unsere
ganze Geschichte, da muss man nur
etwas draus machen. Doch bei uns
werden die alten Bauernhäuser abgerissen – in Tirol baut man sie auf.
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Axel Höpner.
Der kanadische Bombardier-Konzern will seine Zugsparte mit einem Börsengang stärken. „Wir
bereiten uns darauf vor, dass wir
im vierten Quartal in Frankfurt an
die Börse gehen, dies ist jedoch
immer abhängig von den Marktkonditionen“, sagte Lutz Bertling,
der Chef von Bombardier Transportation. Mehrheitseigentümer
soll aber der Mutterkonzern bleiben. Bombardier baut Flugzeuge
und Züge. Die Flugzeugsparte
kämpft wegen massiver Verzögerungen mit Problemen. Die
Bahnsparte macht knapp sieben
Milliarden Euro Umsatz und hat
ihren Sitz in Berlin. dpa/fo
Paketdienst UPS zahlt
für Logistiker Coyote
Milliardensumme
Der US-Paketdienst UPS steht auf
dem Heimatmarkt vor einer Milliardenübernahme. Der Konzern
aus Atlanta will den Lkw-Logistiker Coyote aus Chicago für 1,8 Milliarden US-Dollar (1,6 Mrd. Euro)
kaufen, wie United Parcel Service
(UPS) mitteilte. Verkäufer ist der
Finanzinvestor Warburg Pincus.
Coyote wurde 2006 gegründet
und organisiert den Angaben zufolge täglich 6 000 Lkw-Ladungen
für Speditionen und Industrieunternehmen. Die Kartellbehörden
müssen der Übernahme noch zustimmen, UPS rechnet binnen 30
Tagen mit dem Abschluss. dpa
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Mittwoch der Vorwoche, 11 Uhr
Regelmäßige Anzeigenkollektive runden das Angebot ab
und ermöglichen eine besonders aufmerksamkeitsstarke
Platzierung der Anzeige im Rubrikenumfeld.
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war gar nicht so einfach. Ich hätte
seit 1999 mehrmals hinschmeißen
können, weil ich frustriert war, dass
mir wieder einer einen Prügel in
den Weg geschmissen hat. Ich halte
bei so was aber durch. Doch es ist
ein Unding, dass bei uns eine Baugenehmigung zwei Jahre dauert.
müssen nach einem Transport drei
Tage lang gereinigt werden“, sagte
Smith, „das ist teuer und das Schiff
fällt für das Geschäft aus.“
Smith kam gemeinsam mit seinem Professor Varanasi im Rahmen
seiner Doktorarbeit auf die Idee für
Liquiglide. Sie wollten die Beschichtung verbessern, die Flugzeuge vor
der Vereisung schützt. Bisherige „superwasserabweisende“ Beschichtungen arbeiteten mit Luftmolekülen: Wie bei einem Luftkissenboot,
das über das Meer schwebt, sorgen
mikroskopisch kleine Luftblasen auf der Oberfläche dafür,
dass Wasser abperlt.
Allerdings lösen sich
die Luftblasen mit der
Zeit auf, die Beschichtung verliert an Verlässlichkeit. Die Idee von Smith
und Varanasi: Luft durch Flüssigkeit
zu ersetzen. Sie entwickelten einen
Algorithmus, der die thermodynamische Beziehung zwischen der Gefäßoberfläche, dem Produkt und
der Beschichtung optimiert. Heraus
kam eine dauerhaft nasse, rutschige
Oberfläche, die je nach Anwendung
aus verschiedenen Materialien ausgewählt und den Anforderungen
angepasst wird und per Spray aufgetragen werden kann.
Das funktioniert so gut, dass
Smith seine Doktorarbeit nicht zu
Ende schrieb – stattdessen gründete er mit Hilfe seiner Universität
MIT Liquiglide. Ein Wermutstropfen: Bislang zeigte Ketchup-Hersteller Heinz noch kein Interesse.
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Der frühere Skistar über die Geschichte des Ski-Tourismus, den Rivalen Österreich und neue Investitionen.
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wissen es zu
schätzen. Ihre Frustration mit gequetschten
Tuben und Flaschen ist
groß. Laut einer Untersuchung der US-Verbraucherorganisation Consumer Report bleiben Unmengen in den Behältern
zurück: Bis zu einem Viertel bei
Hautcreme und Sonnenmilch, 16
Prozent bei Waschmitteln und 15
Prozent bei Ketchup.
Die Beschichtung von Liquiglide
ist von der US-Lebensmittelbehörde
freigegeben. Auch ist sie geruchlos
und verändert nicht den Geschmack. Zudem können die Behälter leichter recycelt werden. Laut
Smith ist die Beschichtung „extrem
haltbar“ und schützt gegen Rost –
das ist wichtig bei Industrieanlagen
wie Öltanks oder Schiffsrümpfen.
Mit der Beschichtung, so Smith,
müssen sie nicht so oft gesäubert
und gewartet werden. „Öltanker
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wird bald in allen Branchen Anwendung finden“, sagte MIT-Professor
Kripa Varanasi, der zusammen mit
Smith das Verfahren entwickelte.
Risikokapitalgeber glauben an
das Unternehmen. Das 2012 in Boston gegründete Start-up sammelte
bislang 30 Millionen Dollar ein. Liquiglide beschäftigt 20 Mitarbeiter,
doch es sollen viele mehr werden.
Das Start-up arbeitet bereits mit 30
Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zusammen.
Seit wenigen Wochen ist auch der
Mischkonzern Orkla mit dabei. Es
ist eines der größten Unternehmen
Norwegens, das mit Lebensmitteln
etwas mehr als 300 Millionen Euro
jährlich umsetzt. Orkla will 2016 in
Europa – darunter auch Deutschland – eine neue Mayonnaise-Marke
einführen. „Mit Liquiglides Technik
besitzt eine Marke ein einmaliges
Verkaufsargument“, sagt Vince
Bamford, Expertin vom Branchenmagazin The Grocer. Die Verbrau-
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MARKUS WASMEIER
Ketchup-Flasche:
Eine beschichtete
Oberfläche im Innern
soll dem Kunden
Mühen ersparen.
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Jahreszeiten-Verlag
Original Schliersee
Bombardier will mit
der Zugsparte an die
Start-up Liquiglide schafft glatte Oberflächen – und schon rutscht Ketchup aus der Flasche. Börse in Frankfurt
längerte Wochenende. Lediglich
drei Nächte sind die Gäste im
Schnitt vor Ort, bundesweit sind es
immerhin fünf. Und das, obwohl
die Deutschen neun Tage lang in ihren Jahresurlaub fahren. Deprimierend für die stolzen Bayern ist
auch, dass die Ostsee inzwischen
die Urlaubsregion Nummer eins ist.
Für Schliersee bedrohlich ist zudem der Abwärtstrend: 2014 brach
die Zahl der Übernachtungen um
gut sechs Prozent auf 386 000 ein.
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wwwichtige Online-@dressen. UNTERNEHMEN & MÄRKTE 25
MONTAG, 3. AUGUST 2015, NR. 146
Der Höhenluftkurort
Schliersee: Die Urlauber
bleiben oft nur kurz.
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„Schliersee ist ein bayerisches
Paradies“, unterstreicht Unternehmensberater Franz Schmid-Preissler, der das neue Konzept mit erarbeitet hat. Brauchtum, ist er überzeugt, werde noch gepflegt, und
nicht einfach als Dekoration verstanden. Das Gemeindesiegel will er
als Gütezeichen genauso bei Kulturveranstaltungen verwenden wie für
die neue Schlierseer Landküche, zu
der sich Köche der Gegend zusammengeschlossen haben. Und
nicht nur das. Das Siegel soll als Anhänger Dirndl und Tracht zieren
und so über Bekleidungshäuser im
ganzen Land verteilt werden. Sporthändler und Kliniken sollen ebenfalls dazustoßen.
Der Gemeinderat hat vor der
Sommerpause dem Konzept zugestimmt und damit auch ein politisches Zeichen gesetzt. Denn bislang
haben die Schlierseer gemeinsam
mit dem benachbarten Tegernsee
um Touristen geworben. Nun gehen sie eigenständig auf Gästefang.
Wenn alles klappt, wie es Bürgermeister Schnitzenbaumer plant,
wird künftig der eine oder andere
Urlauber die A8 schon kurz nach
München verlassen, in Richtung
Schliersee abbiegen – und den an
den Ferienwochenenden oft
kilometerlangen Stau in Richtung
Süden einfach hinter sich lassen.
Wer mag, kann dann auch gleich
beim Bürgermeister einkehren: Der
Ratskeller hat mit einem neuen
Wirt wiedereröffnet.
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