In Argentinien werden wieder mehr Wohnungen gebaut

IN ARGENTINIEN WERDEN WIEDER MEHR
WOHNUNGEN GEBAUT
Immobilienmarkt erholt sich leicht / Knappe Staatsfinanzen
schränken Förderspielraum ein / Von Carl Moses
Buenos Aires (gtai) - Die Aktivität im Wohnungsbau Argentiniens hat sich 2015 deutlich verstärkt. Private
Bauherren suchen in Immobilienanlagen Zuflucht vor der Inflation. Für 2016 ist mit einem moderaten
Wachstum des Wohnungsbaus zu rechnen. Auch der Immobilienmarkt erholte sich 2015 leicht. Besonders
gefragt waren höherpreisige Objekte. Den Bemühungen der Regierung zur Förderung des Wohnungsbaus
werden durch die angespannte Haushaltslage Grenzen gesetzt.
Die Baukonjunktur in Argentinien hat sich 2015 belebt. In den ersten sieben Monaten des Jahres lag der vom
Statistikamt Indec erhobene Indikator für die Wohnungsbauaktivität (ISAC-Viviendas) um 9,7% über dem
vergleichbaren Vorjahreswert (Gesamtjahr 2014: 0,1%). Der Indec-Index für den übrigen Gebäudebau
expandierte gleichzeitig um 7,8% (2014: -1,8%). Der Construya-Index, der von elf führenden Bauzulieferern
ermittelt wird und vornehmlich die Aktivität im privaten Wohnungsbau spiegelt, lag in den ersten neun
Monaten 2015 um 6,4% über dem Vorjahr (2014 war er um 5,5% gefallen).
Im Wohnungsbau ist für 2016 ein moderates Wachstum zu erwarten. In den ersten sieben Monaten 2015
nahm die Aktivität laut Indec um 9,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Private Bauherren suchen in
Immobilienanlagen Zuflucht vor der hohen Inflation. Zuvor hatte es schwere Einbrüche gegeben durch die
Beschränkung des Devisenzugangs ab Ende 2011. So hatte sich die Zahl der Transaktionen in der
Hauptstadt Buenos Aires von 2011 bis 2014 fast halbiert.
Auch auf dem Immobilienmarkt setzte 2015 eine leichte Erholung von den Einbrüchen der Vorjahre ein.
Weniger Impulse dürften 2016 allerdings öffentliche Bauprojekte und Wohnungsbau-Fördermaßnahmen
schaffen, die im Wahljahr 2015 für Auftrieb gesorgt haben. Die Zahl der Immobilienverkäufe in der Stadt
Buenos Aires war in den ersten acht Monaten 2015 um 7,6% höher als im gleichen Vorjahreszeitraum, der
Gesamtwert der Transaktionen stieg in lokaler Währung um 38%. Besonders gefragt waren zuletzt
höherpreisige Objekte. In der Provinz Buenos Aires expandierte die Zahl der Immobilientransaktionen in den
ersten sieben Monaten 2015 sogar um 14,5%. In der Provinz Córdoba blieb die Zahl der Transaktionen
dagegen in den ersten vier Monaten 2015 noch um 23% unter Vorjahr.
Gemäß einer Erhebung der Fachpublikation Reporte Inmobiliario zogen die Wohnungspreise in Buenos Aires
auf Dollarbasis 2015 nach zwei rückläufigen Jahren wieder an. Im Durchschnitt lagen die Preise für
gebrauchte Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen im August 2015 mit 1.817 US$ je qm um 7,3% über dem
Vorjahresniveau. Gemäß Daten der Volkszählung von 2010 verfügt Argentinien über insgesamt 13,8 Mio.
Wohnungen. Von 2001 bis 2010 hatte sich der Bestand um 1,8 Mio. Einheiten erhöht.
Immobilientransaktionen werden in Argentinien traditionell in Dollar abgewickelt, Neubauobjekte werden
dagegen ganz überwiegend in lokaler Währung angeboten und finanziert. Bauvorhaben sind überwiegend
mit Eigenkapital finanziert. Hypothekenkredite sind bisher rar (weniger als 1% des Bruttoinlandsprodukts).
Inflationsbereinigt ging ihr Volumen 2015 sogar weiter zurück (Bestand September 2015: 51 Mrd.
Argentinische Peso (arg$; rund 4,9 Mrd. Euro; Durchschnittlicher Wechselkurs im November 2015: 1 Euro =
10,29 arg$). Das entspricht einem Minus von real 15% im Vergleich zum Vorjahr.
Angespannte Haushaltslage schränkt Fördermöglichkeiten ein
Die Ausgaben der Zentralregierung für den Wohnungs- und Städtebau sollen 2016 dem Haushaltsplan
zufolge 30,8 Mrd. arg$ erreichen. Das wären nominal lediglich 4,2% mehr als 2015, deutlich weniger als die
prognostizierte Inflationsrate. Für 2016 sieht der Staatshaushalt den Bau oder Ausbau von 183.000
Wohnungen vor, allein das Programm "Vivir más cerca" soll 117.000 Wohnungen fördern. Zudem wird das
Regierungsprogramm von Billigkrediten für den Wohnungsbau "Procrear" ( http://procrear.anses.gob.ar)
fortgeführt; es wird aus Mitteln der Renten- und Sozialkasse Anses finanziert. Den Regierungsplänen
zufolge soll die Kreditvergabe bis 2016 insgesamt 400.000 Bauherren oder Wohnungskäufer begünstigen.
Bis September 2015 wurden 194.000 Kredite mit einem Gesamtvolumen von 94,8 Mrd. arg$ vergeben.
Die kontinuierliche Verschlechterung der Staatsfinanzen schränkt den Finanzierungsspielraum der
Regierung allerdings zunehmend ein. Sollte die nächste Regierung einen besseren Zugang zum
internationalen Kapitalmarkt erreichen, könnte der staatlich geförderte Wohnungsbau Impulse erhalten.
Die Baukosten haben sich gemäß Indec in den zwölf Monaten zum August 2015 um 23,0% erhöht. Damit hat
sich der Kostenanstieg gegenüber dem Gesamtjahr 2014 (+33%) deutlich verlangsamt. Wegen der
geringeren Abwertung des Peso sind die Baukosten in Dollar im Vorjahresvergleich dennoch um etwa 10%
gestiegen. Die Gestehungskosten für den Bau eines Apartmentgebäudes wurden vom Indec für August 2015
auf 6.524 arg$ (708 US$ zum offiziellen Wechselkurs) je qm kalkuliert (ohne Bodenwert, Gebühren/
Honorare, Mehrwertsteuer, Finanzierungskosten und Gewinnspanne des Bauunternehmens). Für ein
Einfamilienhaus wurden 5.838 arg$ (634 US$) je qm ausgewiesen.
(CM)
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Datum: 05.01.2016
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