LV Bayern I 9 Nr. 10/17. Juli 2015 • MB-Landesversammlung • MB-Landesversammlung • MB-Landesversammlung • IIIÖffentliche Veranstaltung „Ärztliche Weiterbildung – Macht und Ohnmacht der Weiterzubildenden“ Landesversammlung befasst sich in Bayreuth mit umfänglicher Thematik / Kontroverse Diskussion mit Anregungen für die weitere Arbeit Bayreuth (vs). Als Gastgeberin und Mitorganisatorin vor Ort hat Dr. Melanie Rubenbauer, Landesvorstandsmitglied des Marburger Bundes Bayern, die Teilnehmer in ihrer Heimat stadt Bayreuth willkommen geheißen. Der öffentliche Teil der diesjährigen Landesver sammlung stand unter der Überschrift „Die ärztliche Wei terbildung in Bayern – Macht und Ohnmacht der Weiterzu bildenden“. Wie immer fächer ten Referenten (siehe auch Sei te 10) aus unterschiedlichen Perspektiven die umfangreiche Thematik auf, um in einer anschließenden kontroversen Diskussion Anregungen und Ziele für die Arbeit des MB zu gewinnen. RA Dr. jur. Andreas Zach sprach als Anwalt für Medizin recht über wiederkehrende Probleme der „Black Box Wei terbildung“. Obwohl klar gere gelt sei, wie Mediziner ihren Facharzttitel erwerben, sei es unter seinen Mandaten oft ein Geheimnis, wie man in den er lauchten Kreis der Fachärzte eintreten könne. In erster Linie gehe es immer um Zeiten – das aber aus unterschiedlichen Gründen. Einer seiner Man danten, ein Arzt in der Weiter bildung, absolvierte einige Zeit bei einem Facharzt in der Am bulanz, vormittags in der Pra xis mit Kassenzulassung, nach mittags in der Privatpraxis. Leider war die Befugnis nicht nur an den Praxisinhaber, son dern auch an die Praxis mit Kassenzulassung gekoppelt. Viele strittige Fälle entstünden durch die willkürliche und nicht nachvollziehbare Rechts auffassung der Verantwortli chen bei der Bayerischen Lan desärztekammer (BLÄK), de nen die Interpretation der Wei terbildungsordnung (WBO) ob läge, so Zach. In seinen Augen sollten vielmehr der Inhalt und die Qualität im Vordergrund stehen anstelle der „Zeiten“. Na türlich sehe er in seiner Kanzlei immer die Grenzfälle und er nehme an, dass es in 95 Prozent bei der Anerkennung der Wei terbildung glatt laufe. Bei der Akzeptanz fachärztli cher Zusatzbezeichnungen er lebte Zach ebenfalls sehr diffi zile Fälle. Die Beförderung zum Oberarzt und Chefarzt hänge unter anderem von fachspezifi schen Titeln ab. Trotz jahrelan ger, tagtäglicher Praxis erken ne die BLÄK diese Erfahrung dennoch nicht an, weil in der Abteilung kein Weiterbilder mit entsprechend spezifischer Befugnis sei. Geradezu als ab strus empfinde er Vorschläge der Sachbearbeiter – aus einer unbefristeten Stellung mit Aussicht auf Beförderung her aus –, eine längere Hospitation an einer anderen Klinik, oft in anderen Regionen, zu absolvie ren. Die Kammer zeige sich er fahrungsgemäß weder kulant noch gesprächsbereit. Sture Haltung Einen weiteren Bereich für Verbesserungspotenzial bei der BLÄK sieht Zach bei den Auflagen für nicht bestandene Facharztprüfungen. Die Kam mer fordere oft ein halbes Jahr Weiterbildung in einem spezi fischen Bereich oder die Teil nahme an mehrmonatigen Kursen. Diese Auflagen seien I RA Dr. jur. An drea s Z a ch beleuchtete die Pro blem e de r We i te rb i l d ung a us a nwa l t l i c he r S i c ht , D r. R ut h M a thes gin g a uf die Weiterbildun g in Gro ßbrita n n ien ein . / Foto: M B B aye rn zumeist mit der Lebenswirk lichkeit unvereinbar, weil sich Ärzte in der Regel in einem fes ten Arbeitsverhältnis befän den. Kompromissbereitschaft und Lösungswille seitens der Kammermitarbeiter könne er bedauerlicherweise nicht er kennen. Wenig flexibel – ob wohl in der WBO klar geregelt – zeige sich die BLÄK zudem bei im EU-Ausland erworbe nen Weiterbildungszeiten. Er vertrete Mandanten, die dar aufhin im Ausland ihre Fach arztprüfung erfolgreich absol vierten und den Titel lediglich umschreiben mussten. Auch mit einem Bundeslandwechsel hätten bereits Verfahren „ge löst“ werden können. Zach be zeichnete die BLÄK als typi sche Behörde, bei der jeder Sachbearbeiter versuche, die Fälle auf seinem Tisch mög lichst loszuwerden. Abschlie ßend empfahl er provokant, die Facharztanerkennung an eine staatliche Behörde zu übergeben, die sich nicht nur mit der eigenen Verwaltung und Verteidigung ihrer Rechte befasse. In die anschließende Diskussi on leitete MB-Landesvize Dr. Andreas Botzlar über, nach dem er zuvor das komplexe Themenfeld noch um zwei wei tere Aspekte ergänzt hatte, für die sich der MB aus seiner Sicht verstärkt einsetzen muss: 1. an gestellte Ärzte in MVZ, bei de nen es mit den Weiterbildungs bescheinigungen und den KVAbrechnungen zu offensichtli chen Diskrepanzen käme, so wie 2. die Kollegen aus dem Ausland mit Stipendien, die in Deutschland ihre Weiterbil dung absolvierten. Einerseits dürften sie beispielsweise kei ne Nachtdienste leisten, weil der Arbeitgeber das nicht be zahlen wolle, für ihre Weiterbil dung würden dennoch die ge forderten Dienste attestiert. BLÄK-Vizepräsidentin Dr. Hei demarie Lux bezog zu Zach Stellung. Ausdrücklich betonte sie, dass die WBO mittlerweile Dreimonatsblöcke vorsähe, aber dieses Intervall nicht der Standard für die gesamte Fach arztausbildung sein könne. Konkret habe die BLÄK einen Antrag eines Kollegen abge lehnt, der seine gesamte Wei terbildung in dreimonatigem Turnus absolvierte habe. Lux erklärte, dass Anträge zur Facharztprüfung durchaus wohlwollend geprüft würden, auch alternative Formen der Weiterbildung, die mittlerweile mehr als 50 Prozent der Weiter bildungszeit ausmachten. Rechtlich völlig korrekt sei es hingegen, wenn Fachärzte ge wisse Zusatzbezeichnungen verwehrt blieben, weil faktisch kein entsprechender Weiterbil der in der Abteilung praktizie re: „Man kann sich doch nicht selber weiterbilden.“ Mittler weile würden Facharztprüfun gen generell aufgezeichnet, es sei denn, der Prüfling lehne das explizit ab. Lux empfahl den Teilnehmern, der Kammer stets Rückmeldung über unan genehme Prüfungssituationen zu geben. An alle Weiterzubil denden könne sie nur appellie ren, sowohl die Befugnisse ih rer Weiterbilder zu überprüfen als auch zeitnah die Zeugnisse einzufordern. Ombudsperson Prof. Peter Wünsch von der BLÄK (siehe auch Seite 10) forderte die ver antwortlichen Weiterbilder zu mehr Mut auf. Nicht jede Fach arztrichtung sei für jeden An wärter geeignet. Bei offensicht lichen Defiziten, müssten diese mit den Betreffenden frühzei tig erörtert werden. Ein Kollege mit Ambitionen auf Chirurgie und zwei linken Händen, sollte mit der Wahrheit konfrontiert werden. Veränderung erwirkt Landesvorstandsmitglied Do ris Wagner berichtete, dass sich in Deutschland viele Kollegen eine Veränderung des Weiter bildungssystems wünschten. Oft würde ihnen entgegnet, dass mehr Struktur auf Kosten der Wahlfreiheit gehe. Nicht je der könne in dieser Reform die gewünschte Fachrichtung final ausüben. Von Dr. Ruth Mathes, die ihre Weiterbildung in Groß britannien absolviert hat (sie he auch unten), wollte sie wis sen, ob sie diese Problematik von dort kenne. Mathes konnte diese Befürchtung nicht bestä tigen. Sie habe bis heute von keinem Kollegen Kenntnis, der am Ende seiner Trainings nicht den gewünschten Facharzt ab solvieren konnte. Sie betonte aber, dass es in England ein zweijähriges AiP gebe, in der fundiert die fachliche Orientie rung stattfinde. [email protected] IIIAusland Erfolgreiche Strukturen durch Stellenschlüssel und offizielle Position Weiterbildung in Großbritannien: Dr. Ruth Mathes berichtet über ihre Erfahrungen auf der Insel Bayreuth (vs). Als Dr. Ruth Ma thes erstmals nach Großbri tannien ging, war Deutschland AiP-Land. Den Teilnehmern der Landesversammlung des Marburger Bundes Bayern be richtete sie von insgesamt vier Jahren Erfahrung als Ärztin auf der Insel. Dort zeichne zum einen die Ge neral Medical Council – Pen dant zur Ärztekammer – für die Einhaltung der Curricula, die Regulierung der „Trainings“ so wie die Überwachung der Trai ner verantwortlich. Die zweite leitende Einrichtung seien die Royal Collages. Jeder Fachrich tung sei ein Royal Collage zuge ordnet, das die Inhalte der Trai ningsprogramme entwickle, den individuellen Ausbildungs stand kontinuierlich erfasse, um auf dieser Basis die Sinn haftigkeit des Rotationsplans zu kontrollieren. Die dritte rela tiv neue Instanz seien die Post graduate Deaneries. Diese De kanate stünden großen Regio nen vor und sorgten während der gesamten Weiterbildung, vom ersten Ausbildungsjahr bis zur Erlangung des Facharztes, für die Rotation an die entspre chenden Ausbildungskliniken. Daher könne es passieren, dass Ärzte für ein bis zwei Jahre in eine andere Stadt umziehen müssten. Diese Flexibilität wer de eingefordert und akzeptiert. Die Weiterbildung werde in drei Blöcke von jeweils zwei Trainingsjahren eingeteilt und starte mit dem Basic-LevelTraining. Dabei war Mathes stets einem Facharzt zugewie sen worden, den sie zu Beginn drei Monate in den OP begleite te, bevor sie selbst als verant wortliche Ärztin im OP-Plan stand. Sie bezeichnete dieses Vorgehen als sehr behutsam im Vergleich zu Deutschland. Denn während ihres ersten Einsatzes am OP-Tisch seien nebenan Oberärzte anwesend gewesen, die sie jederzeit hät ten unterstützen können. Es die hervorragende Betreuung durch die Tutoren sorge für Si cherheit und Kompetenz. Die letzte Stufe der Weiterbildung sei ein Jahr im Advance Level Training. Hier hätten Ärzte viel Strukturiert, vielfältig und kontrolliert. folgten Intermediate Level Training sowie Higher Level Training für jeweils weitere zwei bis drei Jahre, je nachdem welche Fachrichtung man ein schlage. Alle Level müssten mit sehr anspruchsvollen schriftli chen und mündlichen Teilprü fungen abgeschlossen werden. Die Komplexität und die Ver antwortung nähmen in den Le veln kontinuierlich zu, aber inhaltliches Mitspracherecht und unterlägen kaum noch der Steuerung durch die Dekanate respektive Royal Colleges. Grundsätzlich dauere die Wei terbildung in England sieben Jahre, die meisten bräuchten jedoch acht, weil beispielswei se Lehrmonate an den Unis ein gelegt würden, die Ärzte ins Ausland gingen oder auch in die Forschung. Nach erfolgrei chem Abschluss erlangten Ärz te stets einen Oberarztstatus. Mathes empfindet die Weiter bildung in Großbritannien als sehr strukturiert, vielfältig und kontrolliert. Dafür würden die Ausbildungskliniken entspre chend Budgets und Zeit für die Weiterbildung erhalten. Sie lob te die flache Hierarchie, den besseren Stellenschlüssel – auch in der Pflege – sowie den offenen Umgang mit Fehlern. Abschließend kam Mathes auf ihre aktuelle Weiterbildung in Deutschland zu sprechen. Sie habe sich entschlossen, auf die Anästhesie einen Allgemein mediziner draufzusatteln. Dr. Andreas Zach (siehe oben) habe ihr in seinem Referat teilweise aus der Seele gesprochen. In den Kliniken sei zwar viel er reicht worden, aber im ambu lanten Bereich würden Ärztin nen und Ärzte in der Weiterbil dung sehr alleine gelassen. Nachdem die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Kas sen die Weiterbildung in der Ambulanz mit 3.500 Euro för derten, seien unfassbar viele Weiterbildungsstellen entstan den. Ihr persönlich komme es so vor, als erhalte jeder Allge meinarzt, der die Zahlen der KV erfülle, eine Weiterbildungser mächtigung von der Bayeri schen Landesärztekammer. Kontrolle gebe es keine. Eigent lich sei es an den angehenden Fachärzten, diese Rückmeldung zu geben, oft hätten sie jedoch unmögliche Verträge unter zeichnet und fürchteten die Konsequenzen. Sie forderte den MB auf, sich gerade im Bereich der Arbeitsverträge stärker zu engagieren, da die Kollegen in der Weiterbildung aus den Kli niken kommend wenig über ih re Individualrechte wüssten. LV Bayern I 10 Nr. 10/17. Juli 2015 • MB-Landesversammlung • MB-Landesversammlung • MB-Landesversammlung • IIILagebericht Tarifdiktatur – in erster Linie sind die Ärzte die Leidtragenden MB-Landesvize Dr. Andreas Botzlar stellt die Auswirkungen des Tarifdiktaturgesetzes für den Verband dar Bayreuth (vs). Im internen Teil der Landesversammlung des Marburger Bundes Bayern be richtete MB-Landesvize Dr. An dreas Botzlar von den umfas senden Themen, die den MB, den Landesvorstand sowie die Geschäftsstelle seit der letzt jährigen Landesversammlung in Atem hielten. Das Hauptthe ma sei bedauerlicherweise das Tarifeinheitsgesetz geblieben, das sowohl durch Bundestag als auch Bundesrat verabschie det worden sei und nun zur Un terschrift beim Bundespräsi denten liege. Für die geplante Verfassungsklage sei der MB bereits hervorragend vorberei tet, betonte Dr. Botzlar. Unter anderem habe man das Bünd nis mit dem Deutschen Beam tenbund, dem Journalistenver band und Cockpit gegründet, und das veranlasste Gutachten durch den renommierten Ver fassungsrechtler und ehemali gen Richter am Bundesverfas sungsgericht, Prof. Dr. Dr. Udo di Fabio, sorge für stichhaltige und öffentlichkeitswirksame Argumente gegen die Beschnei dung der Arbeitnehmerrechte. Für die Verfassungsklage sei als Verfahrensbevollmächtigter der Staatsrechtler Prof. Frank Schorkopf verpflichtet worden. Auch wenn die Politik immer betone, dass der MB gar nicht betroffen sei, seien in erster Li nie die Ärzte die Leidtragen den. Denn im Krankenhaus existierten für eine Berufs gruppe zwei gültige Tarifver träge – MB und Verdi. Zudem binde der gesamte Prozess seit nunmehr fünf Jahren enorme Kräfte und Ressourcen im Ver band. Trotzdem seien in den zurückliegenden zwölf Mona ten Tarifverhandlungen abge schlossen worden. Botzlar fasste kurz die erzielten Verbesserung unter anderem bei Helios, Helios ehemals Rhön, den Kommunalen Ar beitgeberverbänden sowie der Tarifgemeinschaft der Länder zusammen. Durch das Tarifeinheitsgesetz befeuert, habe der MB Bayern seine Mitglieder Anfang des Jahres befragt, wie sie sich die Zukunft ihres Verbandes vor I MB -La n desviz e Dr. An drea s B otz la r bei der La n desve rs a mml ung d e s MB -B ayern in B ayreuth. / Foto s (2): MB B ayern stellten. In der Umfrage sei deutlich geworden, dass ein großer Teil an der bisherigen Struktur hänge, ein noch grö ßerer Teil sich aber durchaus habe vorstellen können, sich unter gegebenen Umständen für andere „weiße“ Berufsgrup pen zu öffnen. Dr. Botzlar zeig te sich überzeugt davon, dass gemeinsam mehr erreichbar sei und die Zusammenarbeit mit allen Kollegen und Kolle ginnen in den Kliniken viel Verbesserungspotenzial habe, aber auch ein Zeichen gegen seitiger Solidarität bedeute. Danach berichtete er von der Klausurtagung des Landesvor stands, die im Januar stattfand und auf der man sich für die nächsten Jahre hohe Ziele setzte. Die Bayerische Landes ärztekammer müsse mittelfris tig neustrukturiert werden. Insbesondere für die kleinteili ge Aufteilung in Kreise sei eine weitläufigere Struktur wün schenswert. Selbstkritisch ge genüber der eigenen Organisa tion und Struktur seien bereits ganz konkrete Veränderungs prozesse angestoßen worden. Ein großes Arbeitsfeld sähen die Vorstandsmitglieder bei der Umsetzung der Tarifver träge. Erzielte Verbesserung hälfen nur, wenn sie umgesetzt würden. Diese Rechte müssten jedoch individuell eingefor dert werden, dabei unterstütze der Verband seine Mitglieder tatkräftig. Als wesentliche Themenfelder hätten die Vor standsmitglieder die Weiterbil dung – bereits ausreichend im öffentlichen Teil diskutiert – und die Definition optimaler Arbeitsbedingungen identifi ziert. Anschließend informierte Botzlar über die bereisten Orte der Kampagne „100 Tage – 100 Häuser“ im Flächenland Bay ern. Besonders dankte er Georg Böhmer, der zwischen März und Juni die Präsenz des MB außerhalb Münchens zeigte. Bei den Kollegen und Kollegin nen vor Ort sei das sehr gut an gekommen. In den Sozialen Medien belegen Bilder und Kommentare die Reise. Abschließend wies Botzlar auf die schwierige Dauerauf gabe Mitgliedergewinnung hin. Er wisse, dass die meisten Ärzte/innen in den Kliniken zufrieden mit ihren Gehäl tern seien und der MB eine sehr gute Arbeit mache. Für die „weicheren“ Themen zu begeistern und Unterstützer zu finden, sei um ein Vielfa ches aufwändiger. Das Poten zial sei indes groß, schließlich sei jeder angestellte Arzt – egal ob Klinik, Praxis oder MVZ – nur beim MB richtig aufgehoben. [email protected] IIIOmbudsstelle IIIGeneration Y Letzte Ausfahrt Vermittlungsstelle Von Innenansicht und Selbstbild junger Ärztinnen und Ärzte Probleme der Weiterbildung aus Sicht der Ombudsleute der BLÄK Bayreuth (vs). Einen Einblick in die vielfältige Arbeit der recht jungen Ombudsstelle ga ben Dr. Christiane Eversmann und Prof. Peter Wünsch unter der Überschrift „Letzte Aus fahrt Ombudsstelle“. Beide sind Ombudsleute der Einrich tung, die im Oktober 2012 bei der Bayerischen Landesärzte kammer (BLÄK) eingerichtet wurde. Wegweisendes Projekt Ende 2011 wurde das wegwei sende Projekt aufgesetzt, nach dem der 70. Bayerische Ärzte tag dem Antrag auf Einrichtung einer Ombudsstelle zuge stimmt hatte. Gesucht wurden sodann zwei unabhängige Ärz te, die von der Weiterbildung nicht betroffen waren, die über umfangreiche berufliche Erfah rung verfügen sollten und de ren Seriosität niemand bezwei felte. Eversmann und Wünsch betonten, dass sie vollkommen unabhängig sowie ehrenamt lich arbeiteten, der BLÄK ge genüber nicht weisungsgebun den seien und – wie es Medizi ner gewohnt seien – der Schwei gepflicht unterlägen. Seit zweidreiviertel Jahren könnten sich betroffene Ärz tinnen und Ärzte in Weiterbil dung an die Vermittlungsstelle wenden, jedoch ausschließlich in schriftlicher Form. Das habe sich aufgrund der hohen Kom plexität und Spezifika der Fälle bewährt. Zumal Formulierun gen in der Weiterbildungsord nung oder gar Beschlüsse ver gangener Ärztetage recher chiert werden müssten. Grund sätzlich seien die Ombudsleute beratend tätig. Sie versuchten den Weg an die richtige Stelle in der BLÄK zu ebnen, könnten aber keine Sanktionen verhän gen. Eversmann und Wünsch be richteten, das Gros der Anfra gen komme aus den Kliniken, da dort die Weiterbildung in erster Linie stattfände. Nach dem sie oft gefragt würden, wie sich die bisher 150 Anfragen auf die verschiedenen Fachge biete aufteilten, hätten sie für die Landesversammlung diese quantifiziert. Den größten An teil machten laut der Ombuds leute die Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie aus, ge folgt vom Facharzt für Allge meinmedizin, für Innere Medi zin mit Schwerpunkt Neurolo gie sowie der Psychosomati schen Medizin und Psychothe rapie. Das inhaltliche Spektrum sei sehr breit gefächert und reiche von mangelhaften Rota tionsplänen, Schwierigkeiten bei der Zeugniserstellung bis zu unbezahlter Weiterbildung. Zu dem seien Fragen zu Ermächti gungen, Teil-Ermächtigungen oder Chefarztwechsel häufig. Besonders schwierig seien An fragen zu Anrechnungsmög lichkeiten bei nicht ermächtig ten Kollegen/innen, am häu figsten davon betroffen sei die Psychotherapie. Im Bereich der Niederlassung drehten sich die Anfragen vor allem um Zeug nisse, Überstundenbezahlung, Urlaubsplanung und Ableis tung von Notdiensten. Verbesserungen durch Gespräche Abschließend schilderten die Referenten, dass sie mit Vor schlägen zu Rotationen zwi schen den Abteilungen, Be rücksichtigung von speziellen Weiterbildungszeiten, Anre gungen zur Zeugniserstellung, Anregungen zu gemeinsamen Gesprächen mit Chefärzten und Betriebsräten durchaus Verbesserungen erzielten. Da bei müssten die angebotenen Lösungen mit den Mitarbei tern der Weiterbildungsabtei lung der BLÄK in Einklang ge bracht werden und justitiabel sein. www.marburger-bund-zeitung.de Berufliche Entfaltung sowie ein Nebeneinander von Beruf und Familie Bayreuth (vs). Carsten Mohr hardt vom Sprecherrat der Ärz tinnen und Ärzte in der Weiter bildung im Marburger Bund fasste in seinem Referat die In nensicht beziehungsweise Selbstwahrnehmung der viel beschriebenen Generation Y zusammen. Aufgrund der mas siven gesellschaftlichen Um brüche, in denen gültige Le benskonzepte nicht mehr funktionierten, seien die zwi schen 1977 und 1998 Gebore nen zum Improvisieren und enormer Flexibilität gezwun gen. Sie wünschten sich beruf liche Entfaltung sowie ein Ne beneinander von Beruf und Familie. Das dokumentierten die heutigen Weiterzubilden den, die sich breiter aufstellten, verschiedene Zusatzqualifika tionen anstrebten und die Fa milienplanung nicht erst nach erfolgreicher Facharztprüfung realisierten. Aus dem WB-Monitoring 2014 des Marburger Bund präsen tierte er Ergebnisse, die dem gegenüber die große Unzufrie denheit der Generation Y mit ihrer Weiterbildung belegte. Besonders vermissten die Be fragten einen strukturierten Weiterbildungsplan sowie durchgehende Logbücher. Die eigentliche WB finde zu wenig im Arbeitsalltag, sondern au ßerhalb der Arbeitszeit statt. Für den Marburger Bund stell te sich damals die Frage, wie der Verband die „jungen Leute“ unterstützen könne. Im Spre cherrat der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sei deutlich geworden, dass es nicht um die üblichen Pro zentpünktchen beim Gehalt gehe. Mit dem Arbeitgeber Ge sundheitssystem seien sie zu frieden, aber Lösungswege für konkrete Probleme beispiels weise von schwangeren Kolle ginnen, die viele Tätigkeiten nicht mehr ausüben dürften und somit fast zwei Jahre pau sierten, fehlten. Auch für den Sprecherrat sei es eine große Herausforderung, aktive Unterstützer zu begeis tern. Um die Interessen der jungen Betroffenen jedoch durchsetzen zu können, müss ten sie in den eigenen Reihen vertreten sein. Mohrhardt glaube, wenn der MB bei den verschiedenen Aspekten auf merksam zuhöre, zu verstehen versuche und lösungsorien tiert berate, könne er für die Generation Y eine ernsthafte Hilfe und Unterstützung sein. In Baden-Württemberg, berich tete er, sei man ein Stückchen weiter gekommen. Sowohl im Vorstand des MB, als auch in den Ausschüssen der Landes ärztekammer hätten sich junge Kolleginnen und Kollegen eta blieren können – erstmals sitze mit seiner Person im Ausschuss für Weiterbildung auch ein Weiterzubildender. I C a rste n M ohrha rd t s p ra c h üb e r d i e Ge ne rat i on Y. Verbesserungspotenzial sah Mohrhardt zudem beim Ser viceangebot sowie dem Aufbau einer Weiterbildungskultur. Beispielsweise könnten in ei nem Workshop zur Dienst plangestaltung mit vielen Teil zeitkräften MBler wertvolle Erfahrungen weitergeben. Beim Umgang und der Wert schätzung von Weiterbildung sehe er die MB-Chefärzte in der Verantwortung. Wenn sie den Stellenwert für Weiterbil dung über den Faktor Zeit und „Lob“ verbesserten, könne sich auch in Deutschland das Sys tem ändern. Auf diesem Wege und mit möglichst vielen Akti ven aus der jungen Generation werde der MB das „Y“ wieder finden.
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